Schlacht von Adrianopel

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Die Schlacht von Adrianopel am 9. August 378 war die blutigste und folgenreichste Niederlage der Römer seit der Schlacht von Cannae (216 v. Chr.). In der Schlacht unterlagen sie den Westgoten, die auf der Flucht vor den Hunnen im Römischen Reich siedeln wollten.


Vorgeschichte

Die Invasion der Hunnen hatte im östlichen Teil Europas und im westlichen Asien zu umfangreichen Wanderbewegungen einzelner Volksstämme geführt. Die am Schwarzen Meer lebenden Westgoten sahen angesichts der herannahenden Hunnen nur zwei Alternativen: entweder die Unterwerfung unter die Hunnen oder die Flucht gen Südwesten, um dort im nördlichen Balkangebiet des Römischen Reichs siedeln zu dürfen. Nach einem Umsturz in der westgotischen Führungsschicht wurde der arianische Gote Fritigern als Führer über die westgotischen Stämme ernannt.

Die vor den Hunnen geflohenen Westgoten unter Fritigern hatten den Übergang über die Donau und die Aufnahme in das Römische Reich erfleht und schließlich 376 erzwungen. Sie waren zunächst willkommene Soldaten, die den Römern Unterstützung bei der Verteidigung der Donaugrenze geben sollten und durften daher auch ihre Waffen behalten. Die Integration von Tausenden von Flüchtlingen gelang jedoch nicht; die Westgoten litten in den kommenden zwei Jahren unter Hungersnöten und wurden von römischen Beamten schikaniert. Dies führte dazu, dass die Westgoten die ihnen zugedachten Siedlungsgrenzen durchbrachen und plündernd durch die römischen Balkanprovinzen zogen.


Schlachtverlauf

Am 9. August des Jahres 378 stellte der oströmische Kaiser Valens mit einem Heer von etwa 40.000 Mann die Westgoten. Ohne auf die erwartete Verstärkung des Westkaisers Gratian zu warten, die in der Schlacht bei Argentovaria gegen die alamannischen Lentienser gebunden waren, ließ er am frühen Morgen seine Legionen in voller Kampfrüstung 18 Kilometer auf die Wagenburg der Goten zu marschieren, die sie erst zur Mittagszeit erreichten. Da weder Wasser noch Lebensmittel mitgenommen wurden, erreichten die römischen Soldaten das Kampffeld in erschöpften Zustand. Die Reiterei des rechten Flügels unter Cassio und Bacurius begann mit einem eigenmächtigen Erkundungsangriff, wobei sie den Schutz ihrer Plänkler verlor. Sie wurden von der vereinigten Greuthungischen und Alanischen Reiterei in die Flucht geschlagen. Die zur Hilfe geeilte Reiterei des linken Flügels (die zurückgeblieben war, da der Aufmarsch der Römer noch gar nicht abgeschlossen war) wurde von der panischen Flucht der Reiterei des rechten Flügels ergriffen und floh teilweise kampflos. Dadurch waren die Flanken der römischen Infanterie schutzlos, bevor diese überhaupt vollständig in Stellung gegangen war. Die Goten, die den römischen Legionen vorher bereits zusetzten, indem sie das Gras vor ihrer Wagenburg in Brand setzten, griffen die Römer mit Blitzattacken ihrer Reiterei (zu der auch die so genannte "Dreivölker Konföderation", bestehend aus Greutungen (Ostgoten), Alanen und geflohenen Hunnen gehörte) und gotischen Fußsoldaten von drei Seiten gleichzeitig an. Nur ein Drittel der römischen Soldaten konnte flüchten, die übrigen wurden auf dem Schlachtfeld getötet. Auch der römische Kaiser Valens sowie zwei Magistri militum fielen in der Schlacht.

Die Stadt Adrianopel (das heutige Edirne), in der sich sowohl der Reichsschatz als auch die Reichsinsignien befanden, konnte allerdings von einer römischen Bürgermiliz gehalten werden. Der neue römische Kaiser Theodosius I. konnte nach einer Reorganisation des Heeres und Gefechten ab 380 schließlich im Jahre 382 eine Einigung mit den Goten erzielen. Er siedelte diese als Föderaten im Gebiet des heutigen Bulgarien an.


Nachwirkung

Der Förderatenvertrag, den Kaiser Theodosius mit den Westgoten abschloß, überließ ihnen Gebiete in Thrakien und Mösien steuerfrei und ließ ihnen zudem eine weitgehende Autonomie; die Westgoten hatten eigene Gesetze und eine eigene politische Spitze. Allerdings blieb das Gebiet römisches Territorium und die Westgoten waren Rom gegenüber zur Waffenhilfe verpflichtet. Die Westgoten waren damit die ersten Barbaren, die im Römischen Reich als ungeteilte ethnisch-politische Einheit sesshaft werden durften. Diese Ordnung blieb allerdings nur bis 395 bestehen.

Die Niederlage war damit ein Schritt in der Entwicklung, die zum weiteren Niedergang der römischen Macht führte und einen ersten "Höhepunkt" in der Plünderung Roms im Jahre 410 erlebte, wenn dies auch ein Prozess war, der eher im Zusammenhang mit der nach Adrianopel eintretenden Entwicklung im Zusammenhang steht. Allerdings fassten bereits Zeitgenossen diese Schlacht als Katastrophe auf. So endete das hervorragende Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus eben mit dieser Schlacht, die militärgeschichtlich jedoch nicht überbewertet werden darf.

Die neuere Forschung relativiert ohnehin die Folgen der Schlacht, da das Imperium weiterhin handlungsfähig blieb, auch wenn es sich kurzfristig zweifellos in einer (vor allem militärisch) äußerst problematischen Situation befand.

Die weitere Geschichte des Jahrhunderts führte jedoch schließlich zum Untergang des Weströmischen Reiches durch die im Rahmen der Völkerwanderung eindringenden germanischen Völker, unter anderen der Goten und Franken.


Einordnung in der Militärgeschichte

Die Schlacht von Adrianopel wird häufig als der erste große Sieg in Europa von Panzerreiterei über disziplinierte gepanzerte Fußsoldaten (Legionäre) gesehen. Vom taktischen Verlauf der Schlacht kann dies jedoch nicht überzeugen, da die Römer ebenfalls schwer gepanzerte Reiterei (Kataphracti) besaßen, die jedoch von den Goten in die Flucht geschlagen wurde, wodurch die Flanken der Römischen Infanterie gegen die Attacken der gotischen und alanischen Lanzenreiter schutzlos waren.


Quelle: Wiki