Saturnalia: Unterschied zwischen den Versionen

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K. Latte: ''Römische Religionsgeschichte'', München 1967, S. 254
 
K. Latte: ''Römische Religionsgeschichte'', München 1967, S. 254
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A. und I. König: ''Der römische Festkalender der Republik'', Stuttgart 1991, s. 73
  
 
''Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft'', RE II A, Stuttgart 1894ff, Sp. 210
 
''Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft'', RE II A, Stuttgart 1894ff, Sp. 210

Version vom 16. Dezember 2005, 17:20 Uhr

17.-23. Dezember

Ursprünglich waren die Saturnalia ein Bauernfest, welches nur an einem Tag, dem 17. Dezember gefeiert wurde und wahrscheinlich die Beendigung der Feldarbeit vor dem Winter feierte. Das Datum geht auf das Gründungsdatum des Saturntempels auf dem Capitol zurück. Erst in der Republik wurde die Dauer des Festes auf sieben Tage erweitert, wenn sie auch offiziell nur am ersten Tag gefeiert wurden. Im Zuge der Saturnalien wurden damit auch die Feiertage Opalia, Divalia (Angeronalia) und Larentalia gefeiert.

Die Schulen und andere öffentliche Einrichtungen waren geschlossen. Unter Augustus wurden dreitägige Gerichtsferien verkündigt, unter Caligula wurden diese auf fünf Tage erweitert. Die Tempel veranstalteten Feste und öffneten ihre Türen für die Öffentlichkeit, für die Armen und Obdachlosen. In den Arenen fanden Gladiatorenspiel statt.

An den Tagen der Saturnalien wurde Menschenliebe in Anlehnung an das Goldene Zeitalter groß geschrieben und alle Menschen wurden als gleichgestellt angesehen. Sogar die Senatoren und Ritter legten, um dies zu zeigen, die toga praetexta, welche ihren Stand anzeigte, ab. Auch Sklaven waren mit den Bürgern gleichgestellt und man bewirtete sich gegenseitig, teilweise wurden die Rollen sogar soweit umgekehrt, dass die Herren ihre Sklaven bedienten. Kriegshandlungen und die Bestrafung von Kriminellen wurden während der Festtage eingestellt.

In der Kaiserzeit waren die Saturnalien ein regelrechtes Volksfest, welches von der breiten Masse beinahe hemmungslos gefeiert wurde. Die Feierlichkeiten begannen am ersten Tag vor dem Tempel des Saturn auf dem Forum mit einer öffentlichen Kulthandlung (sacrificium publicum) und einem öffentlichen Mahl auf Staatskosten (convivium publicum), bei dem auch Arme und Heimatlose bewirtet wurden. Nach dem Mahl begrüßte man sich mit Io Saturnalia! (Hurrah, Saturnalia!) oder Bona Saturnalia! (Gute Saturnalien!).

Doch nicht nur öffentlich, sondern auch in den Familien feierte man das Fest. Der erste Tag der Saturnalien begann mit einem Bad, anschließend folgte die Opferung eines Ferkels. Man besuchte Verwandte und Freunde und überreichte sich Geschenke: 'Strenae (Zweige, an welche Kekse und Süßigkeitgen befestigt waren), cerei (Kerzen) und sigillaria (kleine Tonfiguren, welche auf einem gleichnahmigen Markt erworben werden konnten). Es folgte ein großes Festmahl bei dem die Sklaven von ihren Herren bedient wurden und jegliche Freiheit erhielten. Der Nachmittag und Abend wurde mit Würfelspiel um hohe Einsätze verbracht, was normalerweise verboten war. Die Jugendlichen erwählten unter sich einen saturnalicius princeps, ein Saturnalienfürst, unter dessen Leitung sie streiche ausführten. Auch die Familie wählte sich oft solch einen Festkönig, der teilweise auch rex bibendi (König der Trinkenden) genannt wurde. Dieser Name deutet auch auf den stark gesteigerten Weinkonsum während der Festtage hin. Die Moral lockerte sich während der Feiertage ohnehin erheblich.


Das Christentum hat später einige der Bräuche der Saturnalien für sein Weihnachtsfest übernommen.


Quellen:

Inscriptiones Italiae, Hrsg. von den Akademien Italiens, Bd. 13: Fasti et elogia; Fasc. 2: Fasti anni Numani et Iuliani, Hrsg. von A. Degrassi, Rom 1963, S. 538

K. Latte: Römische Religionsgeschichte, München 1967, S. 254

A. und I. König: Der römische Festkalender der Republik, Stuttgart 1991, s. 73

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, RE II A, Stuttgart 1894ff, Sp. 210

Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike, Bd. IV, Stuttgart 1967-75, Sp. 1569

Lexikon der Alten Welt, Zürich/Stuttgart 1965, S. 2706

H.H. Scullard: Römische Feste. Kalender und Kult., Übers. von M. Buchholz, Mainz 1985, S. 287