Herophilos von Chalkedon

Aus Theoria Romana
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Herophilos (* um 325 v. Chr., † um 255 v. Chr.) aus Chalkedon (heute Kadıköy, ein Stadtteil Istanbuls) zählt zusammen mit Erasistratos zu den wichtigsten Medizinern der alexandrinischen Schule. Er gilt als der erste Anatom der Geschichte, der wissenschaftlichen Sektionen an Menschen vornahm.


Herophilos war ein Anhänger des Hippokrates Durch seine Forschungen tendierte er später jedoch auch zu den skeptischen Philosophen. Durch Herophilos gewann die Medizin große anatomische Kenntnisse. Genau beschrieb er das Auge, das Gehirn mit den Hohlräumen (ventrikel) und den Gehirnhäuten, die Gefäßsysteme des Körpers, sowie die männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Er gab auch einen Teil des Darmes den Namen, der er heute auch noch hat: duodenum – der Zwölffingerdarm (nach dem griech. dodekadaktylos, dt. "Zwölf Finger lang"). Es heißt, dass Herophilos auch Vivisektionen, also das anatomische Forschen und Sezieren am lebenden Menschen, durchgeführt hat. Doch belegt ist dies nicht.

Als Schüler des Dogmatiker Praxagoras verfolgte er auch die Pulslehre und erkannte vermutlich, dass die Arterien keine Luft (wie damals allgemein angenommen) sondern Blut enthalten. Auch unterschied Herophilos erstmals zwischen zwei unterschiedlichen Lähmungen: Motorischen Lähmungen der Bewegung einerseits und sensorische Lähmungen, also der Ausfall sensibler Reize, andererseits. Er verfolgte zwar die Humoralpathologie (die so genannte "Viersäftelehre", welche von der Annahme ausging, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht von "Körpersäften" verursacht werden), doch hinderte ihn sein Skeptizismus nicht, die Theorie durch Experimente belegt oder widerlegt zu sehen. In seiner praktischen Tätigkeit griff er aber durchaus auf die "Götterhände" und den Aderlass zurück.

Herophilos’ Werke sind nur in Zitaten überliefert. Ein berühmter Ausspruch von ihm ist: "Der beste Arzt ist derjenige, der das Mögliche vom Unmöglichen unterscheiden kann!"


Literatur:
Wikipedia
M. C. Howatson (Hrsg.), Reclams Lexikon der Antike, ergänzte Ausgabe 2006