Flamen: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter einem flamen verstanden die Römer den Priester einer einzelnen Gottheit.
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[[Kategorie:Religion]]
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==Allgemeines==
  
Die Flaminen wurden in zwei Kategorien geteilt. Zum einen die flamines maiores (hohe Priesterschaften), zum anderen die flamines minores (niedere Priesterschaften). Zu erster Gruppe gehörten drei Priester:
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Die 15 Flamines bildeten gemeinsam mit den [[Pontifex|Pontifices]], dem [[Rex Sacrorum]] und den [[Vestalis|Vestales]] das Collegium Pontificum, eines der ''collegia maiora''. Die Flamines waren dabei je für den Kult einer einzelnen Gottheit zuständig, hauptsächlich für Opfer. Die Ämter der Flamines waren der Tradition nach von König [[Numa_Pompilius|Numa]] eingesetzt worden und wurden vom [[Pontifex Maximus]] auf Lebenszeit ernannt. ''Flamines maiores'' mussten dabei aus Patrizierhäusern, ''flamines minores'' konnten auch aus den Reihen der Plebejern stammen.
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Die Gehilfen der Flamines wurden ''Camilli'' genannt. Sie assistierten bei den Sakralhandlungen und wurden aus Knaben ausgewählt, welche noch keine 14 Jahre alt waren und deren Eltern noch lebten.
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==Übersicht==
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Es wurde zwischen den ''flamines maiores'' (hohe Priesterschaften) und den ''flamines minores'' (niedere Priesterschaften) unterschieden.
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Die ''flamines maiores'' bildeten drei Priester:
 
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     <li>Flamen Dialis (Priester des [[Iuppiter]])</li>
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     <li>[[Flamen Dialis]] (Priester des [[Iuppiter]])</li>
     <li>Flamen Martialis (Priester des [[Mars]])</li>
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     <li>[[Flamen Martialis]] (Priester des [[Mars]])</li>
     <li>Flamen Quirinalis (Priester des [[Quirinus]])</li>
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     <li>[[Flamen Quirinalis]] (Priester des [[Quirinus]])</li>
 
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Die Ämter waren den Patriziern vorbehalten. Eine offizielle Einführung in ihre Ämter ist literarische nicht nachgewiesen. Die Überlieferung konzentriert sich ansonsten auf die flamines maiores und hier wieder auf den flamen Dialis.
 
  
Die niederen Priesterschaften umfasste weitaus mehr Einzelpriester:
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Die ''flamines minores'' umfassten ingesamt zwölf Priester, von welchen zwei nicht überliefert sind.
 
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    <li>Flamen Cerealis (Priester der [[Ceres]])</li>
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    <li>Flamen Carmentalis (Priester der [[Carmenta]])</li>
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    <li>Flamen Falacer (vermutlich im Zusammenhang mit dem sabinischen Ort Falacrinae nahe Raete)</li>
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    <li>Flamen Floralis (Priester der [[Flora]])</li>   
 
     <li>Flamen Furrinalis (Priester der [[Furrina]])</li>
 
     <li>Flamen Furrinalis (Priester der [[Furrina]])</li>
     <li>Flamen Carmentalis (Priester der [[Carmenta]])</li>
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     <li>Flamen Palatualis (Priester der [[Palatua]], vermutliche Schutzgöttin des Palatin)</li>
    <li>Flamen Volcanalis (Priester des [[Vulcanus]])</li>
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     <li>Flamen Pomonalis (Priester der [[Pomona]])</li>
     <li>Flamen Cerealis (Priester der [[Ceres]])</li>
 
 
     <li>Flamen Portunalis (Priester des [[Portunus]])</li>
 
     <li>Flamen Portunalis (Priester des [[Portunus]])</li>
 
     <li>Flamen Volturnalis (Priester des [[Volturnus]])</li>
 
     <li>Flamen Volturnalis (Priester des [[Volturnus]])</li>
     <li>Flamen Palatualis (Priester der [[Palatua]])</li>
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     <li>Flamen Volcanalis (Priester des [[Vulcanus]])</li>
    <li>Flamen Floralis (Priester der [[Flora]])</li>
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    <li>Flamen Falacer (vermutlich im Zusammenhang mit dem sabinischen Ort Falacrinae)<li>
 
    <li>Flamen Pomonalis (Priester der [[Pomona]])</li>
 
    <li>Flamen einer nicht überlieferten Gottheit (vielleicht Lucularis)</li>
 
    <li>Flamen einer nicht überlieferten Gottheit (vielleicht Virbialis)</li></ul>
 
 
 
Die meisten dieser Gottheiten spielten bereits in der mittleren Republik keine Rolle mehr. Nach Ende des Königtums rekrutierten sich die Amtsinhaber zumeist aus Plebejern. Seit der Königszeit dominieren Mitglieder des Ritterstandes.
 
 
 
Wie die Salier trugen die Einzelpriester als Amtstracht den pileus (aus dem Fell eines Opfertieres hergestellte Filzkappe). Die Spitze der Kappe wurde apex genannt. Diese Bezeichnung übertrug sich später auf die ganze Kappe. An Kleidung trugen sie eine weiße doppelt gefaltete Toga (die von seiner Frau gewoben und genäht sein musste) mit Bronzespange und eine weisse Kappe. Der Priester trug sein Haupt bar jeder Frisur. Die abrasierten Haare (und geschnittenen Fingernägel) wurden unter einem arbor felix (Glücksbaum) vergraben. Dies war entweder ein vom Blitz getroffener oder durch ausserhalb der normalen Jahreszeit blühender Baum.
 
 
 
Die religiösen Vorschriften des [[Rex Sacrorum]] galten eingeschränkt auch für die flamines. So durften sie (zumindest die drei flamines maiores) an Feiertagen keiner Arbeit zusehen. Der Iuppiterpriester konnte nicht einmal einen Schwur leisten, da Iuppiter der oberste Schwurgott war und sich nicht selbst verfluchen konnte. Vielfache Fastenzeiten begleiteten den Priester. Er durfte kein Pferd besteigen und ein bewaffnetes Heer nicht ansehen. Ringe waren ihm als Schmuck verwehrt, außer sie waren nicht geschlossen, denn der Ring galt als Bann- bzw. Todeszeichen.
 
 
 
Den [[Vestalinnen]] gleich war er Feuerhüter und durfte kein Feuer aus seinem Haus - seine Dienstwohnung wurde flaminia domus genannt - tragen, ausser es handelte sich um heiliges Feuer für die Opfer. Durch seine göttliche Reinheit durfte er mit nichts gebundenem (z.B. Knoten) in Berührung kommen. Auch zu einer Strafe Verurteilte waren für ihn tabu. Sein Haus durfte somit nur von Freien betreten werden. Gelangte ein Verurteilter dennoch in das Blickfeld des flamen Dialis so galt der Delinquent für diesen Tag als sacer (heilig, rein) und die Bestrafung musste auf den kommenden Amtstag verschoben werden.
 
 
 
Selbst sein Bett galt als heiliger Ort, der immer mit dem Boden in Berührung sein musste. Die Holzbeine wurde deshalb mit Lehm bestrichen. Damit symbolisierte man die sakrale Kraft der Erde, die auf ihn übergehen sollte. Maximal drei Nächte im Jahr durfte der flamen Dialis auswärts schlafen. Die sakrale Kraft durfte durch nichts gemindert werden. So durfte er nicht mit Bohnen, Efeu und Ziegen in Berührung kommen. Schlussendlich waren noch Leichenfeiern und die Berührung von Sauerteig für ihn tabu.
 
 
 
Für den flamen Dialis galt der Zustand cotidie feriatus (täglich festlich), sodass er immer in Tracht sein musste. Der [[Pontifex Maximus]] konnte ihm erlauben seine Kopfbedeckung abzunehmen. Alle anderen Einzelpriester mussten diese nur bei religiösen Handlungen tragen. Er hatte aus einer confarreierten Ehe zu stammen und musste in einer ebensolchen Verbindung leben; die Scheidung war ihm verwehrt. Bei Hochzeiten nach diesem strengen Muster war er als Repräsentant des Eidgottes anwesend. Seine Frau wurde flaminica genannt und war grösstenteils in die archaischen Religionsvorschriften ihres Mannes eingebunden. Verstarb sie war ihr Mann ebenfalls vom Priesteramt entbunden. Sie trug als Tracht ein rötliches Wollgewand und eine rica genannte Haube, an der Reisig vom arbor felix befestigt war.
 
 
 
Sie durfte nicht mehr als drei Stufen einer Treppe selbst erklimmen. An den Nonen eines Monats opferte sie dem Iuppiter einen Widder, wobei sie sich an diesem Tag weder die Haare kämmen noch den Kopf sonst wie reinigen durfte.
 
 
 
Der flamen Dialis hatte an den Iden ein Schaf zu opfern. Im Februar teilte er gemeinsam mit dem [[Rex Sacrorum]] die februa (heilige Reinigungshilfsmittel) aus. Auch bei den Festen der Lupercalia und Venalia (Eröffnung der Weinlese) war ihm eine Rolle zugedacht. Durch die hohen Ehrenrechte hatte der Priester Anrecht auf einen Liktor und durfte wie die virgo maxima Vestalis (Oberste Vestalin) im Stadtgebiet einen Wagen benutzen.
 
 
 
Von den anderen Einzelpriestern sind die Nachrichten sehr vage. der flamen Martialis opferte am 15. Oktober dem Mars das siegreiche Pferd aus dem an diesem Feiertag stattfindenden Rennen. Der flamen Quirinalis vollzog Opfer am 25. April für Robigus, am 21. August mit den Vestalinnen dem Consus und gemeinsam mit dem Pontifex Maximus am 23. Dezember am Grabe der Acca Larentia. Ausserdem salbte er die heiligen Waffen der Salier. Der flamen Martialis dürfte ähnliche Aufgaben wahrgenommen haben.
 
 
 
Alle drei flamines maiores opferten gemeinsam am 1. Oktober der Fides publica populi Romani (der staatlichen Treue des Römischen Volkes) am Capitol. Dort besass die Göttin seit dem 3.Jh.v.Chr. einen Tempel. Der flamen Dialis musste dabei mit verdeckter rechter Hand (vermutlich als Schwurhand) die Zeremonien vornehmen.
 
 
 
Im Laufe der Kaiserzeit bekam jeder vergöttlichte Kaiser bzw. Kaiserin einen eigenen flamen bzw. flaminica zugesprochen. Sie waren nach dem Muster der hohen Priesterschaften gebildet worden und wurden vom Kaiser in seiner Eigenschaft als [[Pontifex Maximus]] ausgewählt.
 
  
Ursprünglich durften die flamines politische Ämter nicht innehaben. Auch für zusätzliche Priesterämter gab es Auflagen. Der erste flamen Dialis der mit dem kurulischen Aedilat ein politisches Amt inne hatte erschien im Jahre 200 v.Chr. Die Regelungen für alle anderen Einzelpriester sind leider nicht überliefert. In der Kaiserzeit waren die Bedingungen gelockert, doch durfte der Priester des Iuppiter als einziger keine Provinzstatthalterschaft ausüben.
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==Kaiserzeit==
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Vermutlich nahm die Zahl der ''flamines minores'' im Lauf der Zeit ab. Augustinus (4. Jh. n. Chr.) erwähnt nur noch die drei ''flamines maiores''. Viel wichtiger wurden in der Kaiserzeit ohnehin die Flamines der vergöttlichten Kaiser und die Flaminicae der vergöttlichten Kaiserinnen (''flamines divorum''), welchen der gleiche Rang wie den ''flamines maiores'' zukam. Die Flamines wurden in dieser Zeit durch den Kaiser durch ''captatio'' (Ernennung) bestimmt.
  
Die Auflagen für das Amt machten die hohen Priesterschaften für ihre Kandidaten mehr und mehr zur Bürde und es fanden sich kaum noch geeignete Personen; trotz der hohen Ehrenrechte die er genoss. Caesar war im Jahre 84 v.Chr. zum flamen Dialis bestimmt worden. Ein Jahr zuvor hatte der nunmehr 17jährige Caesar bereits seinen Vater verloren. Um die strengen Auflagen des Amtes erfüllen zu können ehelichte er Cornelia, die Tochter des L. Cornelius Cinna, einem patrizischen Erzfeind Sullas. Sulla zwang Caesar im weiteren aus politischen Gründen das Amt nicht anzutreten. Drei Jahre später, 87 v.Chr., war das Amt vakant und sollte es auch für 75 Jahre bleiben, bis Augustus 12 v.Chr. eine Neubelebung durchführte.
 
  
Die zahlreichen Aufgaben der einzelnen Flaminen konnten nicht ohne Assistenz durchgeführt werden. So hatten sie camilli genannte Gehilfen zur Verfügung. Diese mussten unter 14 Jahre alt und beide Eltern noch am Leben sein. Sie dürften in altrömischer Tradition die männlichen Kinder der Bauernkultur repräsentieren (Analog die [[Vestalinnen]] als Töchter). Auch die flaminica hatte mit der sacerdotula eine Gehilfin. Später wurde diese in Anlehnung an die Gehilfen der Flaminen camilla genannt.
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'''Literatur:'''<br>
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Francesca Prescendi, ''Flamines'' in ''Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike'', Bd. IV, Hubert Cancik und Helmuth Schneider (Hrsg.), Weimar 1998.<br>
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A. und I. König: ''Der römische Festkalender der Republik'', Stuttgart 1991, S.111-115.

Aktuelle Version vom 18. Juli 2014, 19:38 Uhr

Allgemeines

Die 15 Flamines bildeten gemeinsam mit den Pontifices, dem Rex Sacrorum und den Vestales das Collegium Pontificum, eines der collegia maiora. Die Flamines waren dabei je für den Kult einer einzelnen Gottheit zuständig, hauptsächlich für Opfer. Die Ämter der Flamines waren der Tradition nach von König Numa eingesetzt worden und wurden vom Pontifex Maximus auf Lebenszeit ernannt. Flamines maiores mussten dabei aus Patrizierhäusern, flamines minores konnten auch aus den Reihen der Plebejern stammen.

Die Gehilfen der Flamines wurden Camilli genannt. Sie assistierten bei den Sakralhandlungen und wurden aus Knaben ausgewählt, welche noch keine 14 Jahre alt waren und deren Eltern noch lebten.

Übersicht

Es wurde zwischen den flamines maiores (hohe Priesterschaften) und den flamines minores (niedere Priesterschaften) unterschieden.

Die flamines maiores bildeten drei Priester:

Die flamines minores umfassten ingesamt zwölf Priester, von welchen zwei nicht überliefert sind.

  • Flamen Cerealis (Priester der Ceres)
  • Flamen Carmentalis (Priester der Carmenta)
  • Flamen Falacer (vermutlich im Zusammenhang mit dem sabinischen Ort Falacrinae nahe Raete)
  • Flamen Floralis (Priester der Flora)
  • Flamen Furrinalis (Priester der Furrina)
  • Flamen Palatualis (Priester der Palatua, vermutliche Schutzgöttin des Palatin)
  • Flamen Pomonalis (Priester der Pomona)
  • Flamen Portunalis (Priester des Portunus)
  • Flamen Volturnalis (Priester des Volturnus)
  • Flamen Volcanalis (Priester des Vulcanus)

Kaiserzeit

Vermutlich nahm die Zahl der flamines minores im Lauf der Zeit ab. Augustinus (4. Jh. n. Chr.) erwähnt nur noch die drei flamines maiores. Viel wichtiger wurden in der Kaiserzeit ohnehin die Flamines der vergöttlichten Kaiser und die Flaminicae der vergöttlichten Kaiserinnen (flamines divorum), welchen der gleiche Rang wie den flamines maiores zukam. Die Flamines wurden in dieser Zeit durch den Kaiser durch captatio (Ernennung) bestimmt.


Literatur:
Francesca Prescendi, Flamines in Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. IV, Hubert Cancik und Helmuth Schneider (Hrsg.), Weimar 1998.
A. und I. König: Der römische Festkalender der Republik, Stuttgart 1991, S.111-115.