Schiffstypen

Aus Theoria Romana
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Handelsschiffe

Eine geringere Bandbreite an Bezeichnungen bieten die großen, hochseetauglichen Segelschiffe der Antike, die auf Griechisch strongyla ploya (wörtl. "runde Schiffe" im Vergleich zu den "langen Kriegsschiffen") bzw. auf Latein als navis oneraria oder corbita (dt. Korb) bezeichnet werden.

Diese Bezeichnungen deuten bereits auf eine eher bauchige Bauweise des Rumpfes hin. Die Größe und Frachtkapazität konnte dabei variieren - so scheinen die Schiffe auf dem Mittelmeer üblicherweise mindestens 70-80 t transportiert zu haben, wobei seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. 100-150 t eine übliche Tonnage darstellte. Auch Schiffe mit 350-500 t Kapazität waren aber nicht ungewöhnlich. Besonders groß waren schließlich die Exemplare, die mit der Getreideflotte alljährlich Weizen von Alexandria nach Ostia transportierten. Sie fassten offenbar üblicherweise ca. 1300 t Getreide und hatten Maße von 55 x 13,5 m (bei einer Höhe von 13,25 m). Aber auch bei anderen Gelegenheiten kamen solche "Großraumfrachter" zum Einsatz: Flavius Josephus berichtet etwa, dass ein einzelnes Schiff 600 Mann von Iudaea nach Roma transportierte.

Der Aufbau von solchen Großseglern konnte bereits sehr komplex sein: Seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. sind Dreimaster mit bis zu drei Decks bekannt, die auch in römischer Zeit auftreten. Der Kielraum dieser (aber auch kleinerer Schiffe) musste mit Ballast gefüllt werden (wohl Sand oder Steine). Hier war auch der Platz des oft jüngsten Crew-Mitglieds, das sich im Kielraum sammelndes Wasser in Eimern oder - bei größeren Schiffen - mit Hilfe einer Pumpe aus dem Rumpf bringen musste. Direkt darüber kam dann der Frachtraum, der möglichst bis zum letzten Platz ausgenutzt wurde. Hier wurden entweder Amphoren unterschiedlicher Größe oder Getreidesäcke geschlichtet. Um die Ladung bei Stürmen zu schützen, stopfte man Zweige und Geäst als Füllmaterial in die Zwischenräume. Getreide konnte aber auch in hölzernen Abteilen als Schüttgut geladen werden.

Bekannt sind außerdem bereits "Kombüsen", die an Ausstattung und Platz selbst die Segelschiffe des 16. Jahrhunderts übertrafen: So nahmen sie teilweise die gesamte Schiffsbreite ein, waren (aus Brandschutzgründen) mit Ziegeln gedeckt und verfügten über einen Herd aus Eisenbarren, der auf Tonziegeln ruhte. Zur weiteren Einrichtung zählten Arbeitsflächen und ein großes Wasserfass. Sie lagen zumeist direkt unter dem Hauptdeck, das bei Handelsschiffen stets über das gesamte Schiff ging. Am Hinterschiff war außerdem stets ein erhöhtes Poopdeck zu finden, das auf der bequemsten Kajüte des Schiffes lag, in dem üblicherweise der Kapitän oder der Reeder untergebracht war. Auf dem Deck darüber stand häufig ein Altar, auf dem bei sicherer Ankunft im Hafen geopfert wurde. Vor dieser "Kajüte" stand der Steuermann an den beiden großen Steuerrudern.

Wie bei Galeeren war das wichtigste Segel der corbitae das rechteckige Hauptsegel an einem zentral postierten Mast, das an relativ langen Rahen befestigt war. Weiterhin waren aber auch schräg stehende Fockmasten (vor dem Hauptmast) üblich, die mit einem zusätzlichen Segel ausgestattet waren, sowie gelegentlich Kreuzmasten (hinter dem Hauptmast) mit einem ebenfalls rechteckigen Kreuzsegel gebräuchlich. Gehalten wurden diese Masten durch Wanten und eine Stage (ein längsschiff laufendes Tau) vom Vorstag (der "Schiffsspitze") bis zum Heck. Die Matrosen mussten den Mast jedoch auf Strickleitern am Mast erklettern, da die Aufhängung der Wanten keine Webleinen zuließ. Auf offener See wurde am Hauptmast außerdem häufig ein zusätzliches, dreieckiges Segel gehisst, das den Raum zwischen der oberen Rah und der Mastspitze einnahm. Ebenso waren bereits Stagsegel bekannt (d.h. Segel, die parallel zur Schiffslänge gehisst wurden).

Galeeren

Galeeren dienten nicht nur als Kriegsschiffe, sondern wurden in der Antike auch als Transportschiffe eingesetzt - insbesondere dann, wenn die Fracht oder Passagiere schnell befördert werden sollten. Von den Kriegsschiffen unterschieden sie sich einerseits dadurch, dass sie breiter waren, um mehr Fracht aufnehmen zu können (Länge und Breite standen oft nur in einem Verhältnis von 2:1 statt 10:1 wie bei den Kriegsschiffen), andererseits waren sie achtern oft mit einem Gänsekopf verziert, der sie als ziviles Schiff auswies.

Der Akatos bzw. das Navis actuaria war eine kleinere Version der Trireme mit 30-50 Ruderern in einer Reihe. Sie besaß üblicherweise nur ein einziges, rechteckiges Segel, wurde aber vornehmlich mit den Rudern bewegt. Vom 5. Jahrhundert v.Chr. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr. ist sie sowohl auf Flüssen, als auch auf dem Meer als Handels- und gelegentlich auch als Kriegsschiff belegt.

Eine weitere, besonders schnelle Form war der Keles, der weniger Ruderer als der Akatos besaß. Dieser Schiffstyp verfügte mit einer Tonnage von ca. 14 t (und einer Frachtraumgröße von etwa 25 m³) über relativ wenig Ladekapazität. Dennoch erfreute er sich als Unterstützungsboot der Marine, bei Piraten und Händlern, die eilige Transporte durchzuführen hatten, großer Beliebtheit.

Als Lembus (wörtl. Ruderboot) bezeichnete man dagegen einen Schiffstyp, der mit 50 Ruderern die beiden anderen Typen an Größe übertraf. Wie sie ließ er sich aber sowohl auf Flüssen, als auch auf hoher See einsetzen und konnte, mit einem Rammsporn versehen, auch im Krieg zum Einsatz kommen.

Noch größer war der aus Persien stammende Kerkouros bzw. Cercurus (lat.). Dieser Galeerentypus diente dem Transport von Getreide auf dem Nilus und hatte eine Kapazität von 225-450 t. Entsprechend waren derartige Schiffe relativ groß (sie konnten eine Länge von bis zu 50 m erreichen) und befuhren unter einem Segel Flüsse und Meere gleichermaßen. Ähnlich große, aber eher kastenförmig gebaute Schiffe werden auch als Kybaia bzw. Cybea bezeichnet, die jedoch nur bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. Erwähnung finden.

Die wohl größten Ruderschiffe waren dagegen der Phaselos bzw. Phaselus, deren größte Exemplare eine ganze Kohorte für längere Reisen aufnehmen konnten. Vermutlich bewegten sie sich deshalb hauptsächlich mit Windkraft, während die Ruder nur zum Manövrieren in Häfen o.ä. Verwendung fanden. Sie finden vom 1. Jahrhundert v.Chr. bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. vor allem als Passagierschiffe Erwähnung und tauchten in der kleineren Variante (Phaselion) auch als Transportschiffe auf dem Nil auf.



Siehe auch: Handelsschifffahrt

Bilder (von oben nach unten):

  • Ein-Mast-Corbita – Frachtsegler mit nur einem Großsegel (velum)
  • Zwei-Mast-Corbita – Frachtsegler mit zusätzlichem Vorsegel (artemon)
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Kriegsschiffe

Die Schlacht von Actium stellte die letzte große Seeschlacht der römischen Antike dar. Octavian besiegte Marcus Antonius hier mit kleineren, wendigeren Schiffen, was das Ende der großen hellenistischen Galeeren einläutete. Entsprechend beherrschte die Classis Romana in der Kaiserzeit die Meere vor allem mit solchen kleineren, wendigeren Schiffen.

Triremen

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Das Standardschiff der beiden großen Flotten in Misenum und Ravenna waren daher die Trireme, die über drei Ruderreihen untereinander verfügte. Die größeren Quadriremen (die wohl nur zwei Ruderreihen mit je vier Ruderern pro Ruder besaßen, da keine vierreihigen Schiffe überliefert sind) und Quinqueremen (mit fünf Ruderern pro Ruder) waren dagegen überaus selten - vermutlich existierten etwa überhaupt nur noch zwei "Fünfer" in der gesamten Flotte.

Je nach Größe verfügten diese Schiffe über ein geschlossenes Deck (sog. "kataphrakte Bauweise" - bei Quadriremen und Quinqueremen üblich) oder die oberste Ruderreihe saß unter freiem Himmel. Dann steckten deren Ruder direkt in Aussparungen an der Bordwand oder kamen unter Auslegern hervor, die sich vor allem bei größeren Schiffen häufig finden. Diese Verbreiterungen des Decks über die Bordwand hinaus streckten sich gewöhnlich über große Teile der Schiffslänge und waren mit einem Schanzkleid versehen, das ggf. durch Schilde verstärkt werden konnte. Vermutlich diente es dazu, beim Entern feindlicher Schiffe den Weg der Marineinfanteristen zu verkürzen bzw. feindliche Schiffe auf Abstand zu den Ruderern unter dem Überstand zu halten. Das Schanzkleid war außerdem häufig mit Schnitzereien verziert, die etwa die Schutzgottheit des Schiffes zeigten.

Die wichtigste Waffe der Galeere war der Rammsporn, der in hellenistischer Zeit noch mit drei Spitzen versehen war, ab Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. jedoch meist nur noch in eine Spitze zulief. Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde auch das darüber liegende Vordeck der Galeeren häufig extra verstärkt und gelegentlich auch mit einem Gefechtsturm versehen. Am Heck findet sich dagegen meist eine Kajüte als Deckaufbaute, die möglicherweise eine römische Erfindung war und dem Kapitän oder hochgestellten Passagieren als Unterkunft diente. Ebenso verfügten Galeeren üblicherweise über ein rechteckiges Hauptsegel, dessen Mast jedoch im Gefecht abgebaut werden konnte, sowie gelegentlich über ein weiteres Vorsegel.

Liburnen

LiburneBiremeWiki.jpg In den Provinzflotten, etwa auf dem Rhenus oder in Alexandria, dominierten dagegen die kleineren Liburnen. Diese auch als "lemboi" oder Biremen bezeichneten, zweireihigen Galeeren hatten die Römer vermutlich von den Liburniern, einem dalmatischen Küstenvolk übernommen. Derartige Schiffe waren kleiner und wendiger, konnten jedoch auch im Mare nostrum eingesetzt werden.

Taktik

Die Taktik war bei den Kriegsschiffen jeder Größe ähnlich: Es galt, feindliche Schiffe manövrierunfähig zu machen, indem man durch enges Vorbeifahren die Ruderreihen abbrach bzw. sie - ggf. im Anschluss - mit Hilfe des Rammsporns zu versenkte. Ebenso wurden feindliche Schiffe geentert, wofür die Römer im ersten Punischen Krieg die "corvus" genannte Enterbrücke erfanden. Sie stellte eine Brücke dar, die auf das feindliche Schiff geklappt werden konnte, sodass die überlegene Stärke der römischen Infanterie auch auf See zu nutzen war. Allerdings bewährte sich diese Technologie offenbar nicht: offenbar behinderten die dafür notwendigen Aufbauten am Bug der Galeeren die Manövrierfähigkeit, weshalb sie in späteren Zeiten nicht mehr auftauchten.

Seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. findet sich außerdem ein dolon (gr. "Schleicher") genannter "Not-Mast", der leichter als im Gefecht der üblicherweise abgebaute Hauptmast aufzurichten war und dazu gedacht diente, eine mögliche Flucht vom Schlachtfeld zu beschleunigen oder die Galeere manövrierfähig zu halten, wenn die Ruder durch einen Angriff beschädigt waren. Ebenso war es für den Kampf üblich, das Kriegsschiff mit einer doppelten Lage Tierhäuten zu verkleiden, um es gegen Geschosse und Enterhaken zu schützen.

Navis Actuaria

Naves actuariae (Singular: navis actuaria) dienten auch als Transportschiffe in der römischen Flotte.

Sie hatten eine Reihe Riemen (maximal 30, also an jeder Seite 15) und Besegelung. Die Fahrzeuge waren kurz, mit schmalem Vor- und Achterschiff und mittschiffs weitbäuchig gebaut. Sie hatten flache Kiele, um ohne Beschädigung auf Grund laufen zu können, und waren mit Steuerrudern vorn und achtern ausgerüstet, um mit Bug oder Heck landen zu können. Die Navis actuaria konnte so auf jeden Strand auflaufen, entladen und ohne später zu wenden wieder ablaufen. Sie eignete sich somit auch für den Transport von Pferden und Nachschub.

Man nimmt an, dass eine Actuaria 21 m Länge und 6,50 m Breite aufwies. Der Tiefgang muss gering gewesen sein (ca. 0,80–0,90 m). Zumeist waren die actuariae nicht bewaffnet. Die im Jahr 16 von Germanicus eingesetzten Schiffe besaßen jedoch zum Teil Überbauten (pontes), auf denen leichte Geschütze gefahren werden konnten.

Von der Navis actuaria ist der spätantike Schiffstyp der Navis lusoria zu unterscheiden, die ein schmalgebautes Patrouillenboot war.
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Tylusische Dhow

Die Besonderheiten einer Dhow sind ein- bis drei einteilige Masten mit zum Teil ausgeprägten vorlichen Fall, großen trapezförmigen Segeln, sowie weit ausfallende Steven, die den Kiel nach vorne und hinten quasi verlängern..

Eine Dhow hat einen ebenen, zuweilen zu einer „Hacke“ ausgeprägten Kiel, der die Abdrift auf Kursen hoch am Wind verringert und eine sichere Fahrt eng am Kurs gewährleistet. Die Planken werden untereinander und mit dem Spant mit Kokosfasern verschnürt.

Die Bezeichnung Dhow, steht nicht für einen einzelnen Schiffstyp, sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen mit zum Teil gravierenden Unterschieden..
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Ausstattung von Schiffen

Zur Ausrüstung jedes Schiffs zählten umfangreiche Handbücher, die Entfernungen, wichtige Landmarken der gängigen Routen, Häfen, Ankerpunkte etc. beinhalteten - Karten sind dagegen nicht belegt. Weitere Instrumente waren ein Senkblei, mit dem die Wassertiefe überprüft werden konnte, und das es dank einer Aussparung erlaubte, zugleich Bodenproben zu entnehmen.

Ebenso verwendete man Wimpel - entweder achtern oder bei Handelsschiffen auch oft auf dem Hauptmast - zur Identifikation und ggf. auch zur Übermittlung von Signalen. Kriegsschiffe besaßen dafür üblicherweise eine Standarte am Heck sowie spezielle Wimpel für Flaggschiffe etc. Nachts verwendete man wohl bereits Laternen.

Schließlich waren auch Beiboote üblich, die bei Galeeren und Segelschiffen gleichermaßen achtern angebunden wurden, bei größeren Schiffen mit Hilfe von Flaschenzügen aber auch an Bord geholt werden konnten.


Literatur: Lionel Casson: Ships and Seamanship in the Ancient World, Princeton (NJ) 1971.