Cohortes urbanae

Aus Theoria Romana
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Die Cohortes urbanae dienten als permanente Polizeistreitmacht in Rom. Formell waren sie ein Bestandteil des Exercitus romanus und dienten damit auch als letzte Reserve bei Angriffen auf die Tore der Stadt. Die Einheiten waren dem Praefectus urbi unterstellt der wiederum von einem senatorischen Tribunus je Kohorte unterstütz wurde.

Aufstellung und Stärke

Zunächst wurden unter Kaiser Augustus drei Kohorten zu je 500 Mann aufgestellt und aus praktischen Gründen fortlaufend der Prätorianerkohorten mit den Nummern X bis XII nummeriert. Die einzelnen Cohortes waren wiederum in Centurien unterteilt und gemäß dem Vorbild der Legion aufgestellt. Unter den Vierjahreskaisern wurde die Anzahl der in Rom stationierten Kohorten schließlich auf 4 erhöht, welche aber im Laufe des Bürgerkriegs der Jahre 68 und 69 in den verschiedenen Gefechten fast vollständig aufgerieben wurden. Kaiser Vespasian stellte danach vier neue Kohorten (X, XI, XII und XIV) auf. Konstantin reduzierte die Anzahl schließlich wieder auf die ursprünglichen 3 stadtrömischen Kohorten.

Die in der obigen Aufzählung fehlende cohors XIII tat ihren Dienst traditionell außerhalb der Hauptstadt, seit der flavischen Zeit zunächst in Carthago und anschließend in Lugdunum (Lyon). So sicherten Cohortes Urbanae im Laufe der Zeit ebenso den Getreidenachschub in Ostia, Puetoli und Carthago, wie auch die Münzprägeanstalt in Lugdunum. Diese unterstanden jedoch nicht dem Befehl des Praefectus Urbi.

Unter Septimius Severus wurde die Mannschaftsstärke der Cohortes urbanae schließlich von den anfänglichen 500 auf 1500 Mann erhöht. Damit unterstanden dem Stadtpräfekten zur Durchführung seiner Aufgaben in der julisch-claudischen Ära insgesamt 1500, seit der flavischen Zeit 2000 und ab Septimius Severus 6000 Soldaten.

Stationierung

Das Hauptquartier der Cohortes urbanae in Rom befand sich seit Tiberius bis zur Zeit Aurelians in der um 23 n. Chr. auf dem Viminal errichteten Castra praetoria. Aurelian ließ schließlich für die Stadtkohorten am Campus Agrippae eine eigene Castra Urbana errichten.

Ab dem ausgehenden 2 Jahrhundert n. Chr. kann davon ausgegangen werden, dass an besonders gefährdeten Stellen in der Stadt permanente Stationes eingerichtet wurden.

Status und Aufgaben

Der Dienst in den Cohortes urbanae war ähnlich prestigeträchtig wie der Dienst als Prätorianer, wenn gleich er nicht so repräsentativ war und weniger gut bezahlt. Die Dienstzeit war mit 16 Jahren länger als bei den Prätorianern, aber kürzer als in der Legion. Wie bei den Legionen war das Bürgerrecht Voraussetzung und in der Regel wurden nur Bewohner aus Italia rekrutiert.

Gemeinsam mit den Prätorianern sind die Cohortes urbanae die einzige Einheit, die innerhalb der Stadt Rom Waffen tragen durfte. In ihrer Ausrüstung unterschieden sich die Stadtkohorten kaum von den Legionen im Feld. Die einzige wichtige Ausnahme stellte der Verzicht auf das Pilum dar, welches ausschließlich für den Einsatz in der Feldschlacht konzipiert ist. An seine Stelle trat die Lanze, wie es vermutlich auch bei Legionären auf Straßenposten üblich war.

Das Einsatzgebiet der Cohortes urbanae in Rom war die Stadt Rom selbst und das Umland im Umkreis von ca. 100 Meilen, wo sie mit Patrouillen die innere und äußere Sicherheit der Stadt gewährleisteten.


Die Aufgaben der Cohortes urbanae waren eng mit denen des Praefectus Urbi verbunden. So unterstützen die Stadtkohorten ihren Kommandeur bei der Verwaltung Roms und kamen neben ihrem vorwiegend polizeilichen Auftrag zur Aufrechterhaltung der Ordnung auch bei der Aufsicht der Märkte und im Verwaltungsbereich der Praefectura Urbis zum Einsatz. Ihre Offiziere konnten sogar für juristische Aufgaben herangezogen werden. (für Details siehe unter „Die Verwaltung Roms“ im Artikel Praefectus Urbi)





Literatur:

Werner Eck: Urbanae cohortes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/1, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01482-7, Sp. 1030.

Helmut Freis: Die cohortes urbanae (= Epigraphische Studien 2, ISSN 0071-0989 = Bonner Jahrbücher. Beihefte 21). Böhlau, Köln u. a. 1967.

Fred Charles Mench: The cohortes urbanae of imperial Rome. An epigraphic study. Diss. Yale Univ. 1968.

Katharina Wojciech: Die Stadtpräfektur im Prinzipat (= Antiquitas. 1, 57). Rudolf Habelt Verlag, Bonn 2010, ISBN 978-3-7749-3690-4