Asia

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Die Provinz Asia (auch Asia minor) umfasste den kleinasiatischen Westteil der heutigen Türkei, d.h. insbesondere die Landschaften Mysien, Lydien, Ionien, Karien und den Westteil Phrygiens und Pisidiens. Auch die ostägäischen Inseln gehörten zum Einflussbereich der Provinz.

Vorrömische Geschichte

Die kleinasiatische Küste war schon früh von griechischen Siedlern in Besitz genommen worden, die ab dem 11. Jh. v. Chr. die vorherige minoische und mykenische Kultur verdrängten. Nachdem es in den Perserkriegen unter persische Herrschaft gefallen war, wurde das Gebiet der späteren Provinz erst Teil des Reiches von Alexander dem Großen und dann Kernland des Königreichs von Pergamon. Dieses musste sich im ausgehenden 3. Jh. v. Chr. zunehmendem Druck von Seiten der Makedonier und Seleukiden erwehren und bat dazu Rom um Hilfe.

Nach dem Sieg über die makedonischen und seleukidischen Heere 197 bzw 190 v. Chr. teilte Rom dem pergamenischen Reiche einige der ehemaligen seleukidischen Besitzungen zu, verzichtete aber auf weitere eigene Machtansprüche. Der kinderlose pergamenische König Attalos III. vererbte 133 v. Chr. schließlich das Land und den Staatsschatz an Rom, erklärte Pergamon und die griechischen Städte nördlich des Mäanders jedoch für autonom. Allerdings dauerte es noch vier Jahre und zähe Kämpfe gegen Aristonikos, ein unehelicher Sohn Attalos' II., in deren Zuge der consul Publius Licinius Crassus gefangen genommen und getötet wurde, bevor das Kernland des alten pergamenischen Reiches 129 v. Chr. als Provinz Asia annektiert wurde.

Römische Geschichte

Die als außerordentlich reich gelten Provinz wurde gleich nach ihrer Gründung Spielball gieriger Statthalter und Steuerpächter, die sich an dem Land bereicherten. Den daraus resultierenden sozialen Unmut machte sich Mithridates VI. 88 v. Chr. zunutze, um während des römischen Bundesgenossenkrieges unbehelligt in die Provinz einzumarschieren und die Bevölkerung zur blutigen Rebellion gegen die dort lebenden Römer aufzurufen. Erst das Ende des ersten Mithridatischen Krieges brachte der Provinz wieder Ruhe und nachfolgende Statthalter wie Lucius Licinius Lucullus (71/70 v. Chr.) oder Marcus Tullius Cicero (61-58 v. Chr.) beseitigten die erpresserische Steuerlast und achteten die hohe Kultur der Region. Die Städte der Region schlossen sich zudem zum koinon asias zusammen, um gemeinsam wirksam gegen die Ausbeutung vorgehen zu können.

In der Kaiserzeit setzte sich die Tendenz zum maßvolleren Umgang mit der Provinz fort, nachdem Kaiser Augustus sie an den Senat unter Kontrolle eines proconsuls gegeben hatte. Dieser rangierte mit 1.000.000 Sesterzen jährlich in der höchsten Gehaltsklasse für Statthalter und sollte durch diesen Betrag davon abgehalten werden, das Land weiter auszubeuten. Sitz des Statthalters war seit der Kaiserzeit Ephesos, zuvor möglicherweise Pergamon.

Zur Mitte des 2. Jh. n. Chr. war Asia als Folge des Partherkriegs 162-166 n. Chr. an der östlichen Reichsgrenze von der Pest betroffen und wurde auch in der Folgezeit durch ständigen Truppenverkehr zur Ostgrenze indirekt in Mitleidenschaft gezogen. 263 n. Chr. plünderten die Goten die Provinzhauptstadt Ephesos.

Diokletian teilte die Provinz in seiner Provinzreform aus unbekannten Gründen in gleich sechs kleinere Verwaltungseinheiten auf: Hellespontus mit der Hauptstadt Kyzikos am Marmara-Meer, südlich davon Asia mit der alten Hauptstadt Ephesos sowie Lydia mit der Hauptstadt Sardeis, südlich davon Caria und im Osten der beiden letzgenannten Phrygia I und Phrygia II. Alle zusammen bildeten einen großen Teil der dioecesis Asiana, bevor die Region schließlich im byzantinischen Reich aufging.

Strategische, wirtschaftliche kulturelle Bedeutung

Die strategische Bedeutung, die Asia als Grenzprovinz in der Republik hatte, wurde nach der kompletten Eroberung Kleinasiens rasch von seiner wirtschaftlichen und kulturellen Rolle abgelöst. Der Reichtum der Provinz, der die Begehrlichkeiten der ersten Statthalter weckte, entstand vor allem aus umfangreichem Handel im gesamten östlichen Mittelmeergebiet. Wichtigste Exportgüter waren Wolle und Textilien sowie Baumaterialien wie Holz und Marmor sowie aus letzterem gefertigte Produkte wie Statuen und Sarkophage.

Nach Africa proconsularis war Asia die Provinz mit den meisten Städten (über 350), die größtenteils auf griechische Gründungen zurück gingen. Ephesos, Pergamon und Smyrna wetteiferten durch rege Bautätigkeit stetig darum, wer die wichtigste Stadt Kleinasiens sei. Aber auch andere Städte wie Miletos, Samos, Kaunos und Laodikeia kamen durch Handel zu erheblichem Reichtum. Insbesondere von mythischer Bedeutung war Asia zudem als Land der Stadt Troja, auf dessen Zerstörung der Gründungsmythos Roms zurück geht und das in römischer Zeit unter dem Namen Nocum Ilium neu gestatet wurde.

Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999