Irgendwo im Palast

  • Gemeinsam mit Valeria Amatia kam Margarita im kaiserlichen Wohntrakt an. "Hier lebt die Kaiserliche Familie." erklärte sie. "Momentan ist jedoch nur der Imperator anwesend, die Augusta, der Caesar, seine Gattin und ihr kleiner Sohn weilen auf Capri. Das schränkt natürlich ein wenig die Aufgaben der Cubicularii ein, da sie ja vorrangig als Kammerdiener für die kaiserlicher Familie zuständig sind. Es finden sich jedoch immer auch andere Aufgaben. Am Geburtstag des Kaisers haben wir beispielsweise bei der Organisation des Bankettes geholfen." Sie schaute Amatia an. "Es dürfte jedoch nicht mehr lange dauern, bis die kaiserliche Familie zurückkehrt."

  • Sie nickte wieder.
    "Wie alt ist der kleine Sohn des Caesar?
    Und müsste ich auf ihn auch manchmal aufpassen?


    Und noch eine Frage habe ich: ich würde die ganze Zeit hier sein? Dh auch schlafen und alles?"

  • "Der kleine Publius Ulpius Maiorianus ist wohl irgendwo in seinem ersten oder zweiten Lebensjahr. Ich kenne mich damit nicht wirklich gut aus, er ist eben ein kleines Kind. Und ja, es kann dir passieren, dass du auf ihn aufpassen sollst. Und nicht nur auf ihn, erst kürzlich beherbergten wir die LAPP von Hipspania und ich hütete ihre zwei kleinen Zwillinge." Margarita denkt mit einem inneren Schmunzeln an dieses Ereignis. "Die genauen Aufgaben können von Cubicularius zu Cubicularius unterschiedlich sein. Es kommt ganz darauf an, was der jeweilige Dienstherr wünscht." Sie gingen an den Zimmer der Bediensteten vorbei. "Du hättest hier ein Zimmer zum Wohnen, damit du immer verfügbar bist. Und du müsstest dich zu absoluter Verschwiegenheit verpflichten. Was hier im Palas passiert, das geht niemanden außerhalb etwas an und es wird sorgsam darauf geachtet, dass nichts nach außen dringt. Du weißt ja, wie schnell sich in Rom Gerüchte verbreiten und es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass der Kaiser und seine Familie in ihnen vorkommen."

  • "Aber ich habe doch auch manchmal Ausgang, oder?"
    Immer verfügbar? Gerade wo ich meinen so netten Bruder in Rom kennengelernt habe?


    "Aber das mit der Verschwiegenheit ist klar. Ich bin keine große Tratschtante, man kann sich also auf mich verlassen."

  • Margarita lächelte. "Nun, man kommt schon auch mal aus dem Palast heraus. Es sind immer iregndwelche Einkäufe oder Botengänge zu erledigen und es sagt niemand etwas, wenn diese ein wenig länger dauern. Wie gesagt, momentan ist es sowieso ein wenig ruhiger." Unauffällig musterte sie Amatia. Sie schien eine intelligente, junge Frau zu sein, die wusste was sie konnte. "Hast du denn Familie in Rom? Bist du verheiratet?" fragte sie nach.

  • Die Vorstellung hier zu arbeiten gefiel ihr immer besser.
    "Ich habe nur einen Bruder in Rom, die andere Familie ist weit verstreut. Und nein, ich bin auch nicht verheiratet, habe also keine Verpflichtungen.
    Ich kann bzw. könnte also ganz für die Arbeit da sein."

  • Das alles hörte sich schon sehr vielversprechend an. Margarita beschoss dem Magister Mercator mitzuteilen, dass sie sich für die Anstellung der Valeria Amatai aussprach, als sie an der Tür zum Garten vorbei kamen. "Das dort ist der Hippodromus Palatii, man findet in ganz Rom keinen schöneren Garten." erwähnte sie im Vorbeigehen. In Gedanken überlegte sie schon, welche Aufgabe Amatia übernehmen könnte, bis die kaiserliche Familie zurück in Rom war und ihr konkrete Pflichten zuweisen würde. "Hattest du schon einmal eine ähnliche Anstellung?"

  • Der Garten war tatsächlich wunderschön. Sie konnte nicht anders als kurz stehenzubleiben. Wie große Lust hatte sie sich dort einfach in das Gras zu legen und die Gedanken schweifen zu lassen ... an ihn.


    Aber schnell fing sie sich und folgte Margarita wieder.
    "Ich hatte eine Anstellung bei einer angesehenen Familie in Gallia. Man könnte sagen die rechte Hand der Hausherrin. Sie hatten ein großes Anwesen. Und fünf Kinder. Es war oft sehr ..." anstrengend würde sich nicht gut machen "... es war interessant und man erlebte einiges mit ihnen."

  • Auch wenn 'fünf Kinder' und 'interessant' in Margaritas Kopf nicht so recht zusammenpassen wollten, nickte sie Amatia wohlwollend zu. "Es scheint mir, du bringst die besten Voraussetzungen mit um hier zu arbeiten. Lass uns zurück zum Magister Officiorum gehen. Ich werde ihm sagen, dass ich deine Einstellung mit Freude sehen würde. Die letzte Entscheidung liegt zwar nicht bei mir, doch ich glaube nicht, dass noch Gründe gibt, welche dagegen sprechen, dass du hier anfängst. Es sei denn, dem Kaiser ist just in diesem Moment das Geld ausgegangen." Sie schlug den Weg zurück zum Verwaltungstrakt des Palastes ein.

  • Amatia ist zu ihrem Dienstantritt gekommen und in der guten Hoffnung alleine in den Wohnungstrakt marschiert, hier jemandem zu begegnen der ihr weiterhelfen kann.
    Konzentriert versucht sie den Weg, den sie mit Margarita gegangen war, nachzuvollziehen, aber es gelang ihr nicht.
    Auch sah sie keine Menschenseele in den Gängen, beschloss also nach einiger Zeit sich im Garten etwas hinzusetzen.

  • Sie saß eine Weile auf einer Steinbank, im Gedanken tief versunken, bis sie ein nervender Sonnenstrahl, der gerade erst um die Ecke kam, wieder in die Realität zurückholte.


    "Das Eis!" fiel ihr plötzlich wieder ein.


    Ein Rundumblick um sich hat wie vorhin keine anderen Personen gesichtet, es war also Taktik gefragt.
    Früher Nachmittag, die Sonne stand etwa im Süden, also sollte die Culina irgendwo auf Seite des Palastes hinter ihr liegen. Und sie machte sich auf die Suche.

  • Möglichst unauffällig trat Margarita hinter einer Säule hervor. Am Morgen hatte sie mit einigen Cubicularii und Sklaven die markierten Öllampen im Palast verteilt und nun hielt sie die Spannung fast nicht aus. Sie lehnte sich ein wenig nach vorne um in den Gang am anderen Ende der Halle zu spähen. Niemand. Dann wand sie den Kopf und schaute hinter sich. Auch niemand. Schnell griff sie nach der kleinen Lampe, die auf einem Beistelltisch an der Wand abgestellt war, hob sie vorsichtig in die Höhe und kontrollierte die Zahl, die auf ihrer Unterseite stand.
    Ein wenig Entäuschung machte sich auf Margaritas Gesicht breit. Die Öllampe stand genau dort, wo sie sein sollte. Sie hatte zwar nicht wirklich erwartet, dass sich in solch kurzer Zeit schon etwas getan hätte, aber es hätte ja doch sein können. Sie stellte die Lampe wieder ab und drehte sich um. Vielleicht brachte ja ein anderer Raum mehr Erfolg.

  • Erschrocken fuhr Margarita zusammen, als der Praetorianer plötzlich vor ihr stand. Es hätte ihr klar sein müssen, dass dies passieren würde. Helvetius Falco war ihr ein Rätsel, er war der Praetorianer in Perfektion. Man sah ihn fast nie im Palast, doch immer dann, wenn man am wenigsten mit ihm rechnete, schien er aus dem Nichts heraus aufzutauchen. Wenn er dann erledigt hatte, weshalb er gekommen war, dann verschmolz er wieder mit einer Säule, der Wand oder sonst einem Einrichtungsgegenstand und noch bevor man ihn verabschieden konnte, war er schon wieder weg. Helvetius Falco war der Grund, warum Margarita im Palast immer das Gefühl hatte, nicht alleine zu sein, auch wenn sie sich sicher war, alleine zu sein. Dieses ständige Gefühl unter Beobachtung zu stehen.
    "Ja... ich meine nein... Also schon Octavia Margarita. Aber nicht Cubicularia. Mittlerweile Praepositus Sacri Cubiculi."

  • "Oh, ich gratuliere zur Beförderung."


    Er hatte sofort gewusst, das sie nicht nur eine bloße Dienerin war. Sie war zu intelligent als dass sie nur eine bessere Sklavin wäre. Er hatte erst daran gedacht, dass sie eine eingeschleuste Agentin sein müsse. Ob für Spionage, Sabotage oder gar einen Mordanschlag. Doch jegliche Ermittlung in dieser Richtung erbrachte gar nichts, nicht den Hauch eines Verdachtes. Sie war was sie schien. Ein aufgewecktes, intelligentes und engagiertes Mädchen. Er würde sie trotzdem im Auge behalten, denn wäre sie, was sie scheint, so könnte die Augusta Interesse an ihr haben.

  • "Danke." Sie räusperte sich, als ihr ein Gedanke kam. Wenn Falco seine Augen und Ohren überall im Palast hatte, dann war er vielleicht der richtige Mann um ihn in die Öllampen-Affäre einzuweihen. Aber ersteinmal ganz unverbindlich nachfragen, vielleicht war er ja doch in die Sache verwickelt. "Was ich schon immer mal einen Praetorianer fragen wollte, werden eigentlich alle Vorgänge hier im Palast überwacht?"

  • Mit einem Blick nach rechts und einem nach links vergewisserte sich Margarita, dass niemand anderer in der Nähe war. Da Falco ja schon vor ihr stand, musste sie sich auch in dieser Hinsicht keine weiteren Gedanken machen. Sie hatte sich entschieden, ihm zu vertrauen, immerhin, wenn man den Praetorianern nicht trauen konnte, wem dann? Und sollte sich doch herausstellen, dass sie in die ganze Geschichte verwickelt waren, dann wäre sie als einfache Praepositus Sacri Cubiculi sowieso machtlos.
    Sie beugt sich ein wenig vor und senkt ihre Stimme. "Es verschwinden im Palast Öllampen." Sie schaute ihn erwartungsvoll an, wie er reagieren würde.

  • Falco ist zunächst alarmiert, als die Chefdienerin sich vergewissert, dass niemand zuhört.


    Dann hört er ihre Worte und ist verdutzt.


    "Es verschwinden .... Öllampen?


    Verschwinden? Reden wir hier von Diebstahl oder ....


    .... von etwas sakalmisteriösem?"


    Er ist sich nicht ganz sicher ob er auf den Arm genommen werden soll.

  • Margarita schaute Falco erstaunt an. "Sakralmisteriös?" Daran hatte sie bis jetzt noch nicht gedacht. Und es warf vollkommen neue Möglichkeiten auf. Doch wäre dies der Fall, dann wären ihr noch mehr die Hände gebunden, als wenn die Praetorianer ihre Finger im Spiel hätten. "Ich... bin mir nicht sicher." Sie hob ihre Hand und begann nachdenklich ihre Unterlippe zu kneten. Dann schüttelte sie den Kopf.
    "Es ist folgendermaßen: Im gesamten Palast sind Öllampen verteilt. Sie stehen in den Räumen oder auf den Gängen, so wie diese hier." Sie wies auf die Lampe, die sie vor Falcos Auftauchen untersucht hatte. "Sie werden gegen Abend entzündet. Und obwohl diese Öllampen eigentlich überall herumstehen, nehmen viele Leute eine Lampe mit, wenn sie abends oder nachts durch den Palast gehen. Am nächsten Tag fehlt dann hier und da eine Lampe, in anderen Zimmern gibt es zu viele. Wahrscheinlich ist dir dies noch nicht aufgefallen, denn tagsüber sorgen die Cubicularii dafür, dass am Abend genau dort wieder eine Öllampe steht, wo sie sein sollte. Und übeflüssige Lampen werden zurück in einen Lagerraum gebracht. Man sollte nun also davon ausgehen, dass innerhalb des Palastes immer eine gleichbleibende Menge an Öllampen im Umlauf ist, die paar, die zerbrechen, mal ausgenommen, nicht wahr?" Sie schaute ihn erwartungsvoll an, ob er ihr soweit folgen konnte.

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