Zelle des Sklaven Sica

  • Eine Tür öffnete sich. Rauhe Hände stießen Sica, den von den Vigiles bei Missetaten verhafteten Sklaven des Secundus Flavius Felix, in die ihm zugedachte Zelle.


    "Viel Spaß mit den Ratten." rief die höhnische Stimme des Schließers.



    Ein dunkles Loch, 5 Schritte breit und 5 Schritte lang.


    Einen Haufen Stroh erblickte Sica in dem Dämmerlicht, welches durch die Kerkertür einfiel. Der Wärter schob noch einen Napf voll frischen Wassers und einen Kanten harten Brotes in das Verlies, dann fiel die Tür krachend ins Schloß. Ein Schlüssel wurde herumgedreht und Riegel wurden vorgelegt.


    Dann sich entfernende schlürfende Schritte. Bald Stille.


    Wenn es heller in seinem Kerkerloch gewesen wäre, hätte Sica eine halbverhungerte Ratte erkennen können, welche ihn aus neugierigen Augen musterte...

  • 'Komfortabel.' dachte sich Sica angesichts der ihm zugewiesenen Zelle. Hier sah es um einiges sauberer und gemütlicher aus als in den Behausungen der Sklaven in der Villa seines Besitzers. Mit der Kammer, in die teilweise zur Strafe eingesperrt wurde, garkein Vergleich. Sogar einen Napf frischen Wassers gab man ihm, sowie einen Kanten harten Brotes, ganz ohne Schimmel.


    Das vorhandene Stroh schien ebenfalls recht annehmbar und zufrieden ließ Sica sich dort nieder. Neben ihm raschelte etwas und blitzschnell sauste seine rechte Faust auf das Objekt nieder. Ein verzweifeltes Quieken war noch zu hören, gefolgt von einem leisen, trockenen Knacken. Dann sank die Ratte mit gebrochenem Genick leblos zusammen. Sica grinste triumphierend. Die Fleischbeilage zu seinem Brot war gesichert. Schlechter als der Fraß, den sie in der Villa Flavia Felix teilweise bekamen, konnte dies auch nicht sein.


    Sonderlich viel Fleisch hatte die Ratte ja nicht an sich, aber man musste halt nehmen, was man bekam. Zufrieden vor sich hin kauend und knuspernd saß Sica so in seiner Kerkerzelle und machte sich erste Gedanken bezüglich eines Fluchtversuches.

  • So gut gelaunt wie lange nicht mehr wachte Sica des Morgens wieder auf. Genüsslich streckte er sich auf seinem Lager und sah sich in der Zelle um. Es war angenehm, nicht mehr den unangenehmen Ausdünstungen und den belästigenden Geräuschen der anderen Sklaven ausgesetzt zu sein. Ein Muster an Sauberkeit war zwar auch diese Zelle nichts, doch wenn er an die Behausungen der Sklaven seines Besitzers dachte...


    Ob man ihm wohl ein Frühstück auf sein Zimmer bringen würde? Er lehnte sich an die angenehm kühle Mauer und schloss grübelnd die Augen. Wie lange er wohl noch hier bleiben durfte? Wenn er Glück hatte, dann ließ der Optio sich sicher viel Zeit damit, die Nachricht weiterzugeben. Bis man dann seinen Besitzer informiert hatte vergingen sicherlich auch noch ein paar Tage...

  • Einige Tage später saß Sica noch immer guter Dinge in seiner Kerkerzelle. Der Fluchtplan ist mittlerweile beschlossene Sache und angesichts seiner kurz bevorstehenden Freiheit murmelte er leise vor sich hin.


    In dieser stillen Dunkelheit
    Suche ich den Ort
    Um zu entflieh'n der ew'gen Nacht
    Ein neues Licht zu seh'n


    Mein Schicksal ist mir klar
    Wie schon Erian es erzählt'
    werd' ich immer sein
    Und kämpfen gegen alte Sünd'
    Mondschein in dieser ew'gen Nacht


    Magische Welten
    und verlorene Ewigkeit
    dringen durch Träume
    eines Magiers aus der alten Zeit


    Im sanften Licht der Dämmerung
    Zwischen Herz und Seele
    Will Elgard sich nun hoffnungsvoll
    Dem Untergang entziehen.


    Mein Schicksal ist mir klar
    Wie schon Erian es erzählt'
    werd' ich immer sein
    Und kämpfen gegen alte Sünd'
    Mondschein in dieser ew'gen Nacht


    Magische Welten
    und verlorene Ewigkeit
    dringen durch Träume
    eines Magiers aus der alten Zeit


    Er wusste nicht, woher genau diese Zeilen stammten, doch seit seiner Kindheit kannte er sie und sie schienen ihm sehr gut zu seinem eigenen Schicksal zu passen.

  • Nachdenklich strich Sica sich über sein Kinn. Die lange Zeit im Carcer hat ihre ersten Spuren hinterlassen. Er müsste sich dringend einmal wieder waschen und auch seine Kleidung könnte eine Säuberung gut gebrauchen. Der Bart war schon wieder ein gutes Stück gewachsen, so dass auch eine Rasur in die Liste seiner Wünsche aufgenommen wurde. Wenn er wenigstens sein Messer noch hätte. Der 'Komfort' dieser Einrichtung schien nun doch zu wünschen übrig lassen. Gelangweilt entschließt er sich zu einem kleinen Zeitvertreib.


    He! Wächter! Er bringe mir ein Messer, damit ich mich rasieren kann...


    Mit dem bereits geleerten Wassernapf schlug er gegen die Tür und erzeugte dadurch großen Lärm.

  • "Ruhe, du mißratener Hundesohn." brüllte der vom Lärm aus Sicas Zelle herbeigerufenen Schließer vom Gang aus durch die geschlossene Tür.


    "Sei froh, dass du hier sein darfst und dich dein Herr noch nicht in die Finger bekommen hat. Der wird dich nicht so gut behandeln wie wir."


    Der Wärter lachte schallend.

  • Sica lachte leise. Der tumben Wache hätte er beinahe zugetraut, ihm die geforderte Waffe tatsächlich zu bringen. Irgendwie musste man sich seine Zeit ja vertreiben.


    Er hat schon Recht. Der Komfort dieser Herberge hier ist wahrhaft vorzüglich. Es wird kaum noch nötig sein, dass er meinem Herrn bescheid gibt. Ich erspare ihm viel Arbeit. Nun bringe er mir noch ein Schälchen von diesem köstlichen Wein, Wirt!


    Um seinen Herrn machte Sica sich keine Gedanken. Er beabsichtigte nicht, dorthin zurückzukehren.

  • Nachdem der geforderte Wein nicht gebracht wurde, dachte Sica darüber nach, sich bei dem 'Vorgesetzten' seines 'Wirts' zu beschweren. Er entschloss sich jedoch dazu, schlafende Hunde vorerst nicht zu wecken. Wie viel Zeit vergangen war, seit er in diese Zelle eingesperrt wurde, konnte er längst nicht mehr rekapitulieren. Einzig und allein sein Bartwuchs gab ihm dafür einen Anhaltspunkt. Um sich zu beschäftigen, begann er nun wieder zu rezitieren. Seine Stimme war tief und erstaunlich wohlklingend. Bei einem seiner Vorbesitzer hatte er seine Aussprache und das Vortragen von Texten perfektionieren müssen. Er hasste diese Arbeit damals abgrundtief. Besonders die viel geforderte Aufgabe, vor den Gästen seines Herrn absurde Texte irgendwelcher verrückter Autoren zum Besten zu geben, war ihm zuwider. Doch nun war es wenigstens eine Abwechslung und er kramte in seinem Gedächtnis.


    Siquis in hoc artem populo non novit amandi,
    Hoc legat et lecto carmine doctus amet.
    Arte citae veloque rates remoque moventur,
    Arte leves currus: arte regendus amor.


    Curribus Automedon lentisque erat aptus habenis,
    Tiphys in Haemonia puppe magister erat:
    Me Venus artificem tenero praefecit Amori;
    Tiphys et Automedon dicar Amoris ego.


    Ille quidem ferus est et qui mihi saepe repugnet:
    Sed puer est, aetas mollis et apta regi.
    Phillyrides puerum cithara perfecit Achillem,
    Atque animos placida contudit arte feros.


    Qui totiens socios, totiens exterruit hostes,
    Creditur annosum pertimuisse senem.
    Quas Hector sensurus erat, poscente magistro
    Verberibus iussas praebuit ille manus.


    Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris:
    Saevus uterque puer, natus uterque dea.
    Sed tamen et tauri cervix oneratur aratro,
    Frenaque magnanimi dente teruntur equi;


    Et mihi cedet Amor, quamvis mea vulneret arcu
    Pectora, iactatas excutiatque faces.
    Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit,
    Hoc melior facti vulneris ultor ero:

  • Der Schließer näherte sich der Zelle des Sklaven Sica, begleitet von zwei Soldaten.


    Er öffnete eine kleine Luke in der Tür, schaute hinein in die Zelle...

  • ...


    Sed vitate viros cultum formamque professos,
    Quique suas ponunt in statione comas.


    Als sich die Luke in der Tür öffnete verstummte Sica und sah auf. Direkt in die Augen blickte er dem Schließer und schwieg mit ernster unbewegter Miene.

  • Die 2CUler, die dem Vigil bis zu der Zelle folgten, blieben bisher ziemlich stumm. Als sie an der Zelle ankamen, und der Vigil durch die Luke schaute sagte einer der beiden:


    Öffne am besten gleich die Türe, wir müssen ihn ja mitnehmen. Und durch die Luke passt er wahrlich nicht.

  • Ein mürrisches Knurren war von dem Schließer zu hören und er schaute grimmig zu den beiden CU-lern hinüber. Die Sache gefiel ihm nicht. Misstrauisch musterte er den Gefangenen. Da dieser jedoch ruhig in seiner Ecke saß, gehorchte er schließlich nach einer angemessenen Weile des Zögerns. Immernoch widerwillig brummend schloss er die Tür auf und beobachtete genau, ob der Gefangene Anstalten machen würde zu fliehen...

  • Der CUler, der gesprochen hatte nickte kurz als der Vigil die Tür öffnente und ging in die Zelle hinein:


    Hey, du da! Du kommst jetzt mit uns mit! Besser für dich du machst keine Schwierigkeiten und machst einfach was wir wollen. Haben wir uns verstanden? Ich möchte nur ungern meinem Vorgesetzten erklären, warum du nicht in einem Stück am Ziel angelangt bist.

  • Sica zögerte. Nicht weil er sich unsicher war. Er zögerte bewusst. Dann erhob er sich und trat selbstsicher auf die Soldaten zu um sie verächtlich von oben herab anzuschauen. Mit eisigem Blick sah er ihnen direkt in die Augen und schwieg.

  • Der CUler erwiderte den Blick, ohne Regung ohne Wimperzucken. Als er sich dann auf einmal abwandte und die paar Schritte aus der Zelle hinaus ging, um ihm zu beudeten, zu folgen, meinte er


    Du hast also verstanden. Besser für dich und weniger Stress für mich.

  • Sica zuckte gleichgültig mit den Schultern und folgte dem Soldaten. Er war froh, sich wieder ein wenig bewegen zu können. Zwar war die Gefängniszelle angenehmer als die Sklavenunterkünfte bei seinem Herrn gewesen, doch die ewige Eingesperrtheit ging nach einer Weile auch an die Nieren. So setzte Sica nun einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf und folgte dem CU-ler gehorsam. Aus halb geschlossenen Augen behielt er die Umgebung jedoch genau im Auge und wartete während er den Soldaten folgte mit gespannten Muskeln auf den richtigen Moment...

  • Die CUler nahmen den Sklaven in ihre Mitte und geleiteten ihn so durch die Gänge. Beide waren bis aufs äusserste angespannt und rechneten jeden Moment mit dem Unvorhersehbarem.


    "Wird ja leichter als gedacht" dachte ein CUler bei sich, nachdem sie einige Meter zurückgelegt hatten. Doch er war immernoch sehr aufmerksam.

  • Gelassen folgte Sica den beiden Soldaten. Er hatte das deutliche Gefühl, dass sie tatsächlich Angst hatten, er könne sich widersetzen. Beinahe hätte ihm dieser Gedanke ein überlegenes Grinsen entlockt, doch sein Gesicht blieb unbewegt, während sie sich auf den Weg aus dem Carcer heraus machen. Dies war ohnehin mit Sicherheit nicht der richtige Ort für eine Flucht. Merkwürdige Vorstellungen hatten diese Männer.


    In der Villa Flavia Felix hingegen war man sicher noch nicht richtig auf die neuesten Entwicklungen vorbereitet. Sklavenbesitzer unterschätzten solche Situationen ohnehin prinzipiell. Dort würde es keine lästigen Wachen geben, die ihr Handwerk verstanden...

  • Die beiden CUler liefen mit ihm weiter, aus der Castra hinaus auf die Straße. Von dort aus wählten sie den kürzesten Weg zur Villa Flavia Felix. Doch es war immernoch ein recht langer Weg mit vielen Ecken und Kanten. Deshalb blieben die CUler aufmerksam, denn sie wollten nicht als Versager da stehen, die einen Sklaven laufen ließen, obwohl sie zu zweit waren.


    EDIT:Komm hier lang sagte der eine, und lenkte dann Sica, indem er ihn am Arm zog, in die richtige Richtung.

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