• Wohlig schien die Frühlingssonne auf meinen Rücken. Ich saß auf den Stufen der Basilika Iulia. Genüsslich kaute ich kleine Äpfel, die ich bei einem der vielen fliegenden Händler gekauft hatte und betrachtete das geschäftige Treiben auf dem Forum.


    Die Säbel der Rostra funkelten in den Strahlen der noch schwachen Sonne, lautstark priesen fliegende Händler ihre kleinen Köstlichkeiten an, hier und da standen Gruppen von Menschen eiftig disputierend, handelnd oder einfach nur einem der vielen Redner zuhöhrend.


    Zufrieden biss ich in einen Apfel.
    Rom.
    Ich war hier.
    Ich konnte es noch immer nicht ganz begreifen.


    Aus den Augenwinkeln sah ich einige Meter weiter eine schnelle Bewegung.
    Eine mir bekannte Bewegung.
    Der, dem diese Bewegung gegolten hatte, fuchtelte weiter, ohne etwas bemerktzuhaben seinem Gegenüber entgegen.
    Und der Ausführer der Bewegung war nur Sekunden später in der Menge verschwunden.


    Unwillkürlich griff ich zu meinem Lederbeutel.
    Er war noch da wo er sein sollte.


    Ich musste fast über mich selbst grinsen. So wie ich gerade dagessen hatte, entspannt, träumend wäre auch ich ein leichtes Opfer gewesen.
    Ich war über mich selbst überrascht.
    Konnte es so schnell gehen, Gewohnheiten abzulegen, zu vergessen ?


    Wohl kaum. Ich rief mich zur Ordnung.
    Auch wenn die Sonne schien, ich hier eine Familie und ein Zuhause gefunden hatte, das Schicksal spielte einem manchmal üble Streiche. Die Vergangenheit hatte oftmals die Angewohnheit mit ihren dunklen Armen bis in die Gegenwart zu reichen.


    Und so schön Rom in diesem Augenblick auch aussah und sich zeigte. Rom war die grösste Stadt, tausende über tausende an Menschen lebten hier. Neben hellen Plätzen gab es unzählige dunkle Gassen.


    Für einen kurzen Augenblick streiften meine Augen umher.
    Jedes Gesicht taxierend nach Opfer oder Gefahr.
    Bewegungen einschätzend.
    Wachsam und ruhelos.


    Ich schalt mich einen Idioten.
    Lehnte mich zurück und Biss in den Apfel.


    Die Sonne schien auf mich, was wollte ich mehr.


    Und ausserdem musste ich mir einmal ein paar Gedanken machen was ich jetzt wollte.
    Wohin in der nächsten Zeit mein Weg mich führen sollte.
    Ich hatte mich entschlossen zu einem Neubeginn. Und genau das würde ich auch machen.


    Eigentlich hielt ich mich nicht für den geborenen Soldaten. Doch war es nicht von Ehre erstmal einige Zeit Rom mit der Waffe zu dienen. Und erst danach sich mit Politik und Wirtschaft zu beschäftigen ?
    Ich war schon fast entschlossen nun einmal zunächst den militärischen Weg einzuschlagen.


    Doch im Moment schien die Sonne und vor meinen Augen bekam ich das Schauspiel eines wütenden Bürgers, der bemerkt hatte das er bestohlen worden war.


    Er brüllte und schrie und beschuldigte jeden in seiner Nähe. Sein Gesicht war rot angelaufen und seine Arme schwangen wild durch die Luft.


    Schon hörte ich die festen Schritte der Männer des Präfekten.
    Fast hätte ich mich aus alter Gewohnheit erhoben und von dannen gemacht.
    Aber nur fast.


    Ich lehnte mich zurück und genoss das Spektakel.

  • Fünf Männer im Laufschritt und ein Mann in gemütlichem Schritt nähern sich der Szenerie. Man erkennt sofort, dass es sich um Gardisten handelt. Die roten Federbüsche an den Helmen und der Skorpion auf den Schwertscheiden sind unverkennbare Markenzeichen. Rabiatheit und herrisches Gehabe lassen jeden letzten Zweifel verblassen wer dort anstolziert kommt. Die Vigiles tragen immer nur Tunica und einen Knüppel und die Cohortes Urbanae sind nicht so stark bewaffnet. Diese fünf Männer tragen den Schuppenpanzer, die lorica squamata, deren Metallplättchen in der Sonne glänzen. Die Lieblingscenturie des Kaisers unter deren Tribun wurden alle mit diesen optisch ansprechenden Körperschützen ausgestattet. Selbiger Tribun ist Nummer 6, der sich langsam nähert und den Muskelpanzer der Offiziere trägt. Römische Einheimische trollen sich nach Hause, sie wissen aus alter Erfahrung, dass man den Gesellen nicht zu anhe kommen darf, sonst verbringt man mehr Zeit als man will im Mamertin. Doch einige Provinzialen starren mit offenen Mündern dem martialischen Vorpreschen zu. Ein Tonwarenverkäufer legt bereits vorsorglich die teuersten Stücke seiner Kollektion in ihre Kisten zurück. Der wild gestikulierende Mann hat einen Mitbürger am Kragen gepackt und hat wohl beschlossen in ihm den Dieb gefunden zu haben. Als er die Soldaten bemerkt ist es zu spät, so oder so wird er verlieren.


    Langsam nähert sich der Tribun, eigentlich ist er viel zu hochrangig um Streifen zu begleiten, doch er macht es aus reiner Freude und um die Soldaten wachsam zu halten, man kann nie wissen wo er auftaucht.


    "Nun, wo sind die Vigilis und wo die Urbanae?
    Wenn man will, dass etwas gemacht wird so muss es die Garde erledigen. Was haben wir hier?"


    Der Bestohlene lässt von seinem Opfer ab, dass jedoch bereits umringt ist.


    "Nun, Legat, ich ..... ich, wurde bestohlen, von dem da!"


    "Ein Diebstahl also, gut wir werden das klären, beide mitnehmen!"


    Das wenigste was beiden blüht ist stundenlanges Warten in den Castra Praetoria. Doch da sich sowieso nur die dümmsten der Dummen erwischen lassen wird auch dies Verbrechen ungesühnt bleiben.


    Langsam verlässt die Gruppe den Ort Richtung Stadtgrenze und bald ist das Markttreiben wieder ungestört.

  • Ich war etwas überrascht, als ich die Gardisten sah.
    Es waren keine Vigiles oder Cohortes Urbanae. Es waren Prätorianer.
    Natürlich war dies hier nicht irgendein Platz in einer Suburbia. Es war das Forum.
    Trotzdem war ich etwas überrascht.
    Aber nach der Reaktion der Einheimischen, war es wohl nicht unüblich.
    Schnell verschwand Zerbrechliches und es wurde Platz gemacht.
    Es war ziemlich beeindruckend.
    Die Körperpanzer funkelten in der Sonne und das Auftreten der Prätorianer an sich war martialisch, eindrucksvoll und eifrig.


    Dann sah ich den Tribun.
    Ich erkannt ihn.
    Es war der Tribun der mich zur Regina begleitet hatte.
    Der Bruder des Senators, der mich am Tor empfangen hatte.
    Das erklärte zumindest einmal den Eifer der Prätorianer, dachte ich mir lächend.
    Und es ist mit Sicherheit eine gute Methode die Soldaten wachsam und eifrig zu halten.


    Schnell und souverän regelte er die Angelegenheit.


    Natürlich hatten sie keine Chance den Richtigen zu erwischen. Aber ich war mir sicher, das war auch nicht ihr Hauptanliegen. Sie sorgten für Ruhe und Ordnung.
    Und das schnell und überzeugend.


    Und was den kleinen Dieb betraf. Er würde weitermachen, bis er einmal an den Falschen geriet. Dann würde er, wenn er Glück hatte geschnappt werden, wenn er Pech hatte im Tieber treibend gefunden werden.
    Aber solange er sich an solche netten Opfer wie diesen hielt, hatte er noch eine lange Karriere vor sich.


    Darin unterschied sich Rom nicht von anderen Städten, nur das es grösser und gefährlicher war. Allerdings waren auch seine wichtigen Plätze besser geschützt.
    Nicht vor so kleinen Dieben, aber wenn man einmal das Auftreten der Garde hier erlebt hatte, würde man sich für alles was mehr Aufruhr erzeugte, doch andere Plätze suchen.

    Ich erhob mich und nickte dem Tribun grüssend zu, wusste aber nicht, ob er mich überhaupt gesehen hatte.

  • Da ist der junge Ulpier wieder.


    Und ohne Begleitung von Gardisten, hat er wieder geschaftt den Optio Spurius abzuhängen. Dem werd ich aber was erzählen.


    Soll er nur, in großer Gefahr schwebt er ja nicht, da er noch unbekannt in Rom ist und der Kaiser hat Nachsicht mit ihm angeordnet.



    Der Tribun erwiedert das Nicken.

  • Der Tribun erwiederte mein Nicken und verliess danach mit seinen Männern und den zwei Streithähnen das Forum.
    Es dauerte nicht lange dann kehret der normale Geschäftsbetrieb wieder ein.


    Da ich nun schon stand, besann ich mich auf meine Vorsätze und tratt den Weg in Richtung Pantheon an.


    Ich hatte keine klare Vorstellung was mich auf meiner Karriere so erwarten würde.


    Aber ich war mir sicher, dort würde ich Antworten finden.

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