• Die Rückfahrt verlief schweigend. Mia schien bedrückt zu sein und ich machte mir meine Gedanken …


    Bei der Villa angekommen, stieg ich vom Wagen, half Mia beim Aussteigen und kontrollierte als erstes den rechten Vorderlauf des Außenpferdes. Es schien als lahmte es etwas. Da ich nichts Außergewöhnliches am Huf feststellen konnte und auch keine Schwellung an den Gelenken zu finden war, setzte ich das Bein beruhigt wieder ab.


    Ich drehte mich Mia zu.
    „Nimm ein paar leichte Sachen und lagere sie in der Kühlhöhle unterhalb der Küche ein. Ich werde den Rest abladen. Anschließend treffe ich dich zu einem Gespräch – umgezogen“, betonte ich meinen Wunsch.

  • Ich nickte nur und nahm mir so viele Sachen, wie ich tragen konnte. Zum Glück sah er gerade nicht hin, sonst hätte ich wahrscheinlich Ärger bekommen, aber so konnte ich schnell ins Haus, soweit die "Lasten" es zuliessen und sie in die Kühlhöhle bringen.
    Danach ging ich in meine Kammer und machte mich frisch. Ich war todmüde und so hielt ich erst einmal meinen Kopf, solange ich die Luft anhalten konnte, in die Schüssel mit dem kalten Wasser. Es half nicht wirklich viel, aber zumindest sah ich etwas frischer aus. Dann wusch ich mich eilig und zog mich, wie gewünscht, oder doch befohlen? schnell um. Allerdings konnte ich nicht umhin vorher das Kleid noch ein wneig zu bewundern.
    Dann ging ich um Cadior zu suchen, obwohl ich so gerne ein paar Stunden geschlafen hätte, aber die Wünsche der Herren gingen immer vor. Irgendwann fand ich ihn dann und sah ihn etwas verlegen an, denn ich kam mir komisch vor in dem Kleid. Es war so ungewohnt.

  • Nachdem ich alle Waren in die Villa gebracht hatte – auf dem Markt kam es mir viel mehr vor als hier – machte ich es mir in einem der Zimmer bequem und wartete auf Mia. Schließlich kam sie und sie sah einfach entzückend aus. Ein bezauberndes Kleid an einer jungen, anmutigen Frau – den Blick abwenden, war einfach unmöglich ...

  • Als er mich so musterte, wurde ich noch viel verlegener und ich scharrte ein wenig mit dem Fuß und schaute überall hin, nur nicht zu ihm, wurde dabei ein wenig rot.

  • Langsam wurde es mir doch etwas sehr unangenehm und ich musste schlucken. Was bezweckte er nur? Ein kleiner Fetzen Angst machte sich in meinem Bewusstsein breit, aber ich versuchte ihn zu verdrängen. Irgendwann fragte ich dann mit leicht bebender Stimme, immer noch zu Boden schauend:
    "Du wolltest mich sprechen."


    /edit: Person

  • „Ja, richtig“, erinnerte ich mich nun wieder und wurde ernster.


    „Setz dich her. Wir müssen reden.“
    Ich suchte mir einen unverfänglichen Punkt an ihr und bewegte meinen Augen kein Stück weiter.

  • Die Stimmungsänderung machte es meiner Verlegenheit nicht besser, aber es fühlte sich nicht mehr ganz so, ja, ganz so ausziehend an und so setzte ich mich und wartete, was er sagen würde.

  • Stur behielt ich den neutralen Punkt in ihrem Gesicht bei und wendete meine Augen nicht ein Stück ab. Das war jetzt Selbstbeherrschung und es erschien mir nötig, bei dem, was ich ansprechen wollte.


    „Über zwei Dinge möchte ich hier und heute mit dir reden. Einmal über deine Angst, die mir vollkommen unverständlich erscheint, und zum anderen über deine oft bedrückte Stimmung. Ich verstehe einfach nicht, wie der Kauf eines, noch dazu hübschen Kleides, Nachdenklichkeit und Traurigkeit auslösen kann. Was deine Angst betrifft … vielleicht kann ich sie mildern, wenn ich erst einmal verstehe, warum sie überhaupt existiert.“


    Ich lehnte mich zurück und erwartete Mias Erklärungen.

  • Meine Hände begannen leicht zu zittern. Ich sollte... das konnte ich doch nicht... oder doch? Konnte ich es ihm sagen?
    Ich starrte ihn an, wie ein verschrecktes Kind und wurde blass um die Nase. Dann schwieg ich und die Zeit verstrich.
    Meine zitternde Hand legte sich vor meinen Mund und ich schluckte.
    "Ich..." began ich leise und zitternd, kaum zu hören.
    Wieder schwieg ich einen langen Moment.
    "Ich weiss es nicht.... es ist so anders.... das ist... beruhigend.... aber ich... ich kann es nicht einschätzen.... und das macht.... macht mir Angst."
    Ich sprach nur stockend und so leise, dass er sich anstrengen musste mich zu hören.
    "Ich will nie ... nie wieder sowas... durchmachen... aber da... da wusste ich.. wusste ich... was immer als nächstes... kam."
    Meine Stimme wurde zum Ende immer leiser und wieder rann eine Träne meine Wange entlang.


    /Rechtschreibung

  • Eigentlich hatte ich nichts verstanden, kaum klanglich, aber ich jedem Fall nichts inhaltlich. Ich drehte und wendete ihre Worte in Gedanken, brachte aber keinen Sinn hinein.


    „Ich verstehe leider gar nichts“, gab ich ehrlich zu.
    Sie tat mir leid und ich überlegte, was ich tun sollte. Vorsichtig strich ich ihr die Träne aus dem Gesicht.


    „Es ist besser, du machst jetzt hier reinen Tisch. Vielleicht gelingt dir dann ein Neuanfang.“

  • Ich hielt an mich um nicht zurückzuzucken, als er mir die Träne wegstrich und dann sah ich wieder zu Boden und betrachtete meine zitternden Hände.


    Mir war kalt, auch innerlich und ich konnte es ihm nicht erzählen, dass ging nicht. Nicht einmal ...


    Ganz langsam, stockend, zwischendurch so leise, dass er sich vorbeugen musste um mich zu verstehen und immer mehr zitternd begann ich meine Geschichte.


    "Es fing alles an, als ich bei meinem zweiten Herren war. Er war ein Tyrann und er liebte es seine Sklaven zu demütigen und zu bestrafen. Die erste Zeit war es erträglich. Ich war in seinen Augen nur eine kleine dumme Pute, die ein bisschen Kochen konnte und noch nicht aus den Kinderschuhen entwachsen war.


    Bis die Geschichte mit dem Gewürz kam. Eine Kleinigkeit, nicht der Rede wert, hätte woanders villeicht nur einen Tadel gegeben, aber er liess mich auspeitschen und eine Woche einsperren in Ketten. Danach fand er immer wieder was um mich zu bestrafen. War es eine Cabatina, die nicht richtig stand, das Wasser zu kalt, zu warm zu spät, zu früh und so weiter. Meistens waren es nur Schläge ins Gesicht, aber er griff auch immer wieder zu Peitsche und Stock oder sperrte mich ein. Einmal brach er mir dabei eine Rippe, ein anderes Mal konnte ich zwei Wochen nicht sitzen und nur auf dem Bauch schlafen. Irgendwann hatte er wohl genug, denn er verkaufte mich.


    Da war ich vierzehn und nur noch wenig von dem lachenden Kind übrig.
    Mein neuer Herr interessierte sich nicht für mich, aber sein Aufpasser über die Sklaven um so mehr. Er fand schnell gefallen an mir und noch eine andere, ähnlich junge Sklavin und er zwang uns immer wieder ihm gefällig zu sein. Wehrten wir uns, nahm er sich mit Gewalt, was er wollte und bestrafte uns danach noch mit Schlägen und Ketten. War er einmal freundlich zu uns, konnten wir damit rechnen, dass er uns im nächsten Moment wieder Schlagen würde oder zwingen ihm gefällig zu sein. Irgendwann gewöhnt man sich dran nur ein Gegenstand zu sein, der tut, was man einem sagt und nicht fragt oder selber denkt.


    Und dann wurde ich wieder verkauft. Ich weiss nicht warum, nur das es geschah und plötzlich ist alles so anders und ich verstehe es nicht, bin verwirrt und habe Angst, das sich alles nur als ein Traum herausstellen wird, der dann eine Realität offenbaren wird dahinter, die noch schlimmer ist als das Geschehene."


    Lange hatte ich für diese kurze Geschichte gebraucht. Immer wieder hatte ich inne gehalten, gestockt, nach Worten gesucht, war leiser geworden um irgendwann tief Luft zu holen und wieder etwas lauter fortzufahren und hatte Tränen vergossen, die immer noch meine Wangen hinunterliefen. Aber es waren stille Tränen, kein Schluchzer war zu hören, nur das Zittern meiner Lippen und meiner Schulter, eigentlich meines ganzen Körpers war dabei zu sehen und das nervöse Kneten der Hände.

  • Ich musste schlucken. Was sollte man auf so eine Geschichte auch antworten? Da hatte ich mich ja selbst in eine Situation gebracht ...
    Mit Worten zu trösten, verstand ich nicht gut, also legte ich meinen Arm um sie und schwieg einfach.




    Sim-Off:

    Sorry! Ich fühle mich grade ein bissel überfordert. :(

  • Sim-Off:

    =) Machst Du schon ganz gut :) PN


    Eigentlich wollte ich nicht, dass er mich so sah oder gar berührte, aber es tat sogleich so gut. So gut zu wissen, dass ich nicht mehr alles alleine tragen musste.
    Ich weinte noch eine Weile still vor mich hin und beruhigte mich dann nach und nach wieder. Als mir keine Tränen mehr aus den Augen rannen und auch das Zittern nun nur noch das eines müden Körpers war, raffte ich mich auf ihn aus verweinten Augen anzusehen.
    "Danke!" sagte ich ganz leise und schüchtern und dann stahl sich, bei seinem Anblick, wie er da saß, ein ganz zartes und verlegenes und schüchternes Lächeln auf meine Lippen.
    "Es tut mir leid," sagte ich leise. "Ich konnte die Worte nicht mehr aufhalten."
    Es tat mir wirklich leid, als ich sah, wie er sich fühlen musste bei all dem.
    "Ich wollte Dich nicht bedrücken."

  • „Schon gut“, erwiderte ich zerstreut. Ich konnte wirklich nicht sagen, dass ich mich wohl in meiner Haut fühlte. In mir stritten gerade zwei Seelen. Eine wollte flüchten, die andere Schutz bieten.


    „Es müsste mir und nicht dir leid tun, weil ich derart ungelenk bin und nicht angemessen reagieren kann.“

  • "Nein, du bist nicht... ungelenk." Ich lächelte leicht. "Du..."
    Ja, was eigentlich? Er benahm sich besser als je einer andere in den letzten Jahren und er gab mir das Gefühl nicht ganz alleine zu sein, irgendwie.

  • „Wenn ich geahnt hätte, welche Erlebnisse du mit dir herumträgst, hätte ich Deandra dieses Gespräch überlassen. Ich muss gestehen, ich fühle mich reichlich überfordert und auch nicht besonders wohl. Leichten Gewissens kann ich dir meinen Schutz zusagen. Ganz gleich wofür du den zukünftig einmal brauchst, aber um deine seelischen Wunden zu bedecken, bin ich nicht der Richtige. Über solche Themen sollten sich Frauen miteinander unterhalten, wobei ... „ Ich stockte. „Es liegt auch nicht im Bereich des Möglichen, dass sich Deandra mit einer Sklavin über deren Schicksal unterhält.“


    Verdammt, ich saß fest und suchte krampfhaft nach einer Lösung. Wünschte mir einerseits, nie einer Frau begegnet zu sein, und andererseits war klar, um mir selbst in die Augen sehen zu können, durfte ich jetzt nicht kneifen.


    „Was kann ich tun?“, fragte ich und fühlte mich komplett hilflos.

  • "Du hast schon mehr getan, als die meisten Menschen in meinem Leben bisher," sagte ich leise und ein wenig schüchtern.
    "Ich danke Dir!"


    /Rechtschreibung

  • Ich betrachtete Mia und fragte mich, ob ich ihren Erwartungen wohl würde gerecht werden können. Momentan war mir das selbst nicht klar. Ich nahm meinen Arm von ihrer Schulter, strich ihr noch einmal über das Gesicht und erhob mich dann.


    „Verzeih! Ich muss erst einmal mit mir selbst zurechtkommen.“

  • Ich sah zu ihm auf und nickte dann.
    "Ja, natürlich."
    Ich erhob mich auch, um in mein Zimmer zu gehen, aber ein Blick nach draussen sagte mir, dass es vielelicht eher Zeit war etwas zu Essen zu machen. Eigentlich sollte ich ja auch Hunger haben, hatte ich seit dem gestrigen Frühstück nichts gegessen, aber dafür war ich auch wieder zu müde. Ich sah ihn kurz an und fragte leise.
    "Soll ich Dir etwas zu Essen machen? Es ist an der Zeit dafür."

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