[Villa Pellacia] Ein Besuch

  • Glaucia sah sich um. Das Gefühl eine der schlimmsten Niederlagen erneut zu erleben wollte ihn gehen lassen doch er klopfte

  • Seit Eirene nicht mehr in Ostia sondern in der Villa Aurelia in Rom weilte, wollte hier einfach nichts mehr klappen. Oder hat meine geworfene Tonschale nun alle Sklaven in Panik versetzt, so dass sie geflüchtet sind.


    Seufzend ging ich zur Tür und öffnete selbst. Erstaunt hob ich die Augenbrauen. Den Besucher kannte ich.


    "Salve!"


    Ich war überrascht.

  • Trotz Bart und Schatten gleich erkannt, liebe Deandra? Es ist lange her. Glaucia gab Deandra eine Blume die er hinter dem Rücken verborgen hatte.

  • Ich musste schmunzeln - vermutlich zum ersten Mal an diesem Tag.


    „Sicher kenne ich dich noch. Du hast sehr viel Unruhe in mein Leben gebracht, wenngleich dies auch schon längere Zeit zurückliegt. Komm einfach rein. Ich kann heute Gesellschaft gut gebrauchen.“


    Insgeheim schüttelte ich den Kopf über mich selbst. An jedem anderen Tag hätte ich weder die Tür geöffnet, noch jemanden hereingebeten. Dieser Mann besaß ein Zeitgefühl!

  • Ich habe einige Brücken hinter mir abgebrochen und suche nun einen neuen Weg. Ich habe mich bei den Cohortes Urbanae beworben, germanisches Wetter bekommt mir nicht.


    Schön hast Du es hier. Es passt aber nicht zu Deinem Gesicht! Glaucia zog sich die Mundwinkel nach oben. Was ist los?

  • „Hm, Cadior, der sogar ursprünglich aus Germanien stammt, sagte kürzlich ähnliches zu mir. Er kam ebenfalls relativ enttäuscht zurück.“


    Ich überlegte kurz.


    „Komm einfach mit ins Triclinium. Ich hatte es mir dort bereits gemütlich gemacht. Deine Blume kann ich aber dennoch nicht annehmen. Es ist viel passiert, seit du nicht mehr hier warst.“


    Ich ging voran und setzte mich wieder auf die Liege.


    „Bitte, bediene dich“, bot ich mit einer Geste auf meine Naschsachen an. „Was los ist? Hm, ich fürchte das ist weniger für deine Ohren bestimmt.“


    Ich lächelte nur für einen kurzen Augenblick, dann war ich wieder ernst.

  • Nicht für meine Ohren? Nun gut. Falls sich das ändert bin ich Dir gerne ein guter Zuhörer.


    Die Tulpe kannst Du übrigens gerne annehmen, ich habe sie aus Batavien mitgebracht. Sie wachsen aus einer Art Zwiebel und ich habe mir erlaubt Dir ein Kistchen mitzubringen.


    Wie geht es Sophus?

  • Ich wusste nicht, ob ich belustigt, überrascht oder beunruhigt sein sollte. Er fragte nach Sophus?


    „Oh, ich hoffe, er trifft dich hier nicht an, aber eigentlich muss ich mir deswegen kaum Sorgen machen. Er ist nicht da“, antwortete ich, „wie so oft“, fügte ich kaum hörbar an.


    „Tulpen sagst du? Und sie haben noch eine Zwiebel? Das heißt sie wachsen weiter?"

  • Was macht der Gute denn zur Zeit, fragte Glaucia nicht ohne Bitterkeit bevor er Deandra erklärte das die Tulpe dewegen in einem Topf war. Nicht weil Sophus weg war, sondern weil sie halt mehrjährig ist. Ein geneigterer Leser hätte dies auch so verstanden.

  • „Du fragst was Sophus zur Zeit macht?“, vergewisserte ich mich.


    Dafür musste ich selbst erst einmal nachdenken. So selten sahen wir uns in der letzten Zeit.


    „Nun ja, er weilt hier in Ostia, um seiner Quaestorentätigkeit nachzugehen und außerdem forscht er nach dem genauen Verwandtschaftsgrad eines Aureliers, der erst kürzlich zur Familie gestoßen ist.“


    Ich blickte Glaucia nachdenklich an und dachte an Mantua und was mir davon zu Ohren kam.


    „Er ist bestimmt auch heute noch nicht gut auf dich zu sprechen. Es ist auch so, musst du wissen“, ich machte eine kurze Pause. „Sophus und ich, da ist jetzt mehr draus geworden als damals, als du in Mantua warst.“

  • Ich hörte es, und es tat mir lange Zeit sehr weh es zu wissen. Aber für Dich war es besser. Ich war damals dumm. Und trotzdem hat er... Glaucia wischte den Gedanken weg. Werdet ihr heiraten? Den Verwandschaftsgrad könnte man leicht feststellen.

  • „Und trotzdem hat er… was?“, fragte ich neugierig nach.




    „Es geht nicht um die Verwandtschaft zwischen mir und Sophus“, fügte ich noch an. „Ich sagte dir ja bereits damals, dass mich viel mit ihm verbindet, diese Zuneigung aber nicht auf Blutverwandtschaft beruht, sondern… ach wie auch immer.“


    Ich brach einfach mitten im Satz ab.


    „Er sucht nach der Verbindung des Sarmaticus zur Familie.“


    Wieder machte ich eine Pause. Etwas wollte noch raus.


    "Es ist angenehm mal mit jemandem zu sprechen. Ich bin viel zu oft allein", sagte ich sehr leise.

  • Sophus ist das Blut wichtig. So wichtig wie mir einstmals. Doch was bleibt einem wenn man seine Familie verliert wie ich? Man selbst. Ich bin gewachsen dadurch und habe jetzt endlich das Trauma meines Vaters abgestreift. Alles was ich jetzt ist will ist Verzeihung. Bei Dir, Vibullius und einigen anderen. Und Freunde...

  • Aufmerksam hörte ich ihm zu. Er wirkte reifer auf mich als noch vor Monaten.


    „Bei mir musst du keineswegs um Verzeihung bitten. Dafür gibt es gar keinen Grund. Grund dir etwas nachzutragen, hat allein Sophus. Ihr hattet einen heftigen Streit und Sophus sprach von Beleidigung. Bist du vielleicht deswegen hier? Suchst du ihn?“


    Mit leicht erhobenen Augenbrauen blickte ich Glaucia an.


    'Vibullius', sinnierte ich noch kurz. Ich würde ihn gleich nach seiner Antwort danach fragen. Ob er wohl die Ereignisse bei den Wagenrennen meinte?

  • Sophus suche ich nicht, würde mich aber gerne bei Gelegenheit mit ihm aussprechen denn ich denke wir haben beide Fehler gemacht. Bei Vibullius ist eine Entschuldigung von Herzen notwendig, schließlich brach ich ihm aus nichtigen Grunde die Nase.

  • „Ich erinnere mich. Es war zu den Ludi.“


    Gedankenvoll betrachtete ich meinen Besucher. Schon komisch. Von Anfang an drehte sich bei mir alles um diese drei Männer – Vibullius, Glaucia und Sophus. Glaucia verband diese am heutigen Tage erneut. Merkwürdige Wege beschritt das Leben mitunter…


    „Sind die Wunden in deinem Herzen denn inzwischen verheilt? Manches Mal fühle ich mich unwohl bei dem Gedanken, Ursache für Schmerz gewesen zu sein“, sagte ich leise.

  • Über lange Zeit sah ich in mein Herz, fand Dich und es schmerzte mich. Erst mit der Zeit wurde es anders, nicht das ich Dich vergessen hätte oder dies je könnte, aber Liebe ist es nicht mehr. Ich wünschte es könnte sich zu Freundschaft wandeln. Auch deinerseits

  • „Freundschaft? Freundschaft muss wachsen, sich bewähren, man kann sie nicht verabreden. Gefühle sind nicht bestell oder abstellbar. Leider“, fügte ich an und ließ offen, was ich meinte.


    Ich dachte über das Wesen von Gefühlen nach und fand, sie waren wirklich unkontrollierbar.


    Im Fall Glaucia kam selbst bei Freundschaft das Standesproblem hinzu. Es war nach wie vor da, nichts hatte sich geändert.


    „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es mir unmöglich, dazu etwas zu sagen oder gar zu versprechen. Vielleicht regelt die Zeit für uns diese Dinge. Mal sehen.“

  • Freundschaft ist etwas was man empfindet und etwas was man anbietet. Wenn Du jemals einen Freund ...

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