[Atrium] Gn.I.Cato & Vibia Licinia - eine neue Familie im Haus

  • /images/misc/ava_galerie/Livia4.jpg So hatte sich also Vibia Licinia bei ihrem Mann Gnaeus untergehakt und gemeinsam gingen sie voran ins Atrium und setzten sich auf eine der netten Sitzbänke am Impluvium. Doch Licinia wirkte irgendwie weniger glücklich als sich das Gnaeus gedacht hatte. "Was ist los?", fragte er in ihre Richtung. "Du warst vorm Haus schon so zurückhaltend. Hast du Angst, meine feinen, stadtrömischen Nichten könnten ihre Tante aus der makedonischen Provinz nicht schick genug finden?" Er lachte. Denn den Gedanken fand er absurd. Licinia brauchte sich ja nun beileibe nicht zu verstecken!


    Aber Gnaeus lachte allein. Seine Frau lachte nicht mit. "Auch in Makedonien trete ich anderen Menschen gerne frisch gegenüber und nicht in meiner Reisegarderobe.", bemerkte sie ausgewählt und ruhig und ohne dabei schnippisch zu werden. "Vielen Dank, Rutila.", quittierte sie die Aufmerksamkeit der rotblonden Skavin aber kurz darauf mit einem freundlichen Lächeln und nahm das Leinentuch, um sich damit etwas frisch zu machen. Diese Feuchtigkeit auf der eigenen Haut zu spüren, nachdem sie zuvor die ganze Zeit über nur den aufgewirbelten Straßenstaub einatmen musste, tat ihr sichtbar gut. "Du solltest dir auch ein wenig den Straßenstaub von den Händen waschen, bevor du deinen Verwandten gegenübertrittst." Auffordernd sah sie zu ihrem Mann... und dann zum zweiten Leinentuch in den Händen der Sklavin.


    Aber Gnaeus fühlte sich nicht schmutzig und nicht so empfindsam wie seine Frau. Daher lenkte er kurzerhand ab: "Gibst du mir bitte einen Becher Wein, Rutila?" Er hielt ihr die rechte Hand entgegen, um den Becher in Empfang zu nehmen. Dabei strahlte er seine Frau mit einem gewinnenden Lächeln an. So sehr er sie auch liebte und schätzte, so wenig mochte er es, von ihr bevormundet zu werden. Licinias Augenbrauen hoben sich daraufhin gefährlich an... und senkten sich kurz darauf bei einem stummen Kopfschütteln auch schon wieder ab. Denn so war Licinia. Sie beschwerte sich fast nie, und schon gar nicht bei solchen kindischen Kleinigkeiten. Darüber verlor sie kein Wort. Stattdessen erhob sich sich wieder aus ihrer sitzenden Position und wandte sich zu Gnaeus "Ich werde sehen, wohin dieser Nigror und die anderen unsere Kleidertruhen bringen. Und dann werde ich mir schnell etwas anderes anziehen, bevor mich deine Verwandten in diesem Aufzug sehen müssen.", verkündete sie ihm ihre Entscheidung. Und er wusste: Bei diesem Tonfall waren die Würfel gefallen. Anschließend wandte sie sich zu Rutila, gab ihr das benutzte Leinentuch zurück in die Hand und sah sie dabei eindringlich an. "Bitte sorg dafür, dass er seinen Verwandten nicht so unter die Augen tritt." Nicht dass man sie sonst wirklich noch als Provinzielle abtat. "Ich verlasse mich auf dich." Sie nickte kurz und lächelte dabei. Dann wurden ihre Gesichtszüge wieder etwas ernster, sie gab ihrer mitgereisten Ornatrix in Zeichen und mit dieser im Schlepptau folgte sie den Kleidertruhen...

  • Gerade bog eine Frau die ich nicht kannte, zusammen mit einer anderen, einigen Truhen und Sklaven um eine Ecke, als ich von der anderen Seite her das Atrium betrat und einen mir ebenfalls unbekannten Mann dort stehen sah. Sogleich nahm ich eine etwas andere Körperhaltung an als ich üblicherweise einfach so hatte, straffte den Rücken, reckte das Kinn etwas in die Höhe und trat auf diesen Herrn zu.


    Salve, mein Name ist Iulia Stella. Kann ich dir in irgend einer Art behilflich sein?


    Die Art wie der Mann da stand, deutete darauf hin, dass er kein Gast im üblichen Sinne war, der sofort von einem Sklaven oder einer Sklavin in irgend einen Raum zu einem der Iulier oder Iulierinnen gebracht worden wäre.

  • Die Iulia bemerkte Iduna nicht. Zumindest noch nicht. Während sie Wonga nachblickte, der zusammen mit den Sklaven der Römerin die Truhen aus dem Reisewagen schleppte und diese offensichtlich in das Cubiculum der iulischen Gäste brachte. So die Gedanken der Rothaarigen. Denn die kleine Germanin blieb in Gegenwart des Herrn zurück und streckte ihm das Tablett entgegen. Denn auf diesem befand sich der georderte Wein und die beiden Kelche. Nicht zu vergessen die Erfrischungstücher. Schließlich haftete beiden Gästen der Staub der Straße deutlich an. Und schließlich war es die hübsche Römerin die nach dem angewärmten Leinentuch griff. Während Iduna mit niedergeschlagenem Blick regungslos an Ort und Stelle verharrte. Ganz die ergebene Dienerin.


    Auch wenn sich die Rothaarige dann doch dabei ertappte, wie ihr Blick aus dem Augenwinkel empor glitt und sie die hübsche Römerin musterte, wie sie sich mittels des angewärmten Tuchs den Staub entfernte. Dabei umspielte ein feines Lächeln die Lippen der Cheruskerin. Als sie dann die Stimme des Römers vernahm und sich beeilte seinem Wunsch augenblicklich nach zu kommen. Zwar schwankte das Tablett leicht in ihren Händen. Aber Iduna gelang es, ohne großes Malheur, einen der Kelche dem Römer in die ihr entgegen gestreckte Hand zu drücken. Dann stellte Iduna das Tablett doch zu ihren Füßen auf den Boden und goss dem Iulier den köstlichen Roten aus der Karaffe in den Kelch.


    Das ihr entgegen gestreckte Leinentuch der Römerin nahm Iduna mit niedergeschlagenem Blick entgegen und faltete jenes zusammen. Bevor sie das Leinentuch auf das Tablett legte. Erst dann nickte sie auf die Worte der Römerin und wandte sich in Richtung des Iuliers herum.
    “Wenn Dominus wünschen, werde ich Dominus in das Balneum geleiten.“
    War Idunas dienstbeflissenes Stimmlein zu hören. Zumindest solange, bis Domina Iulia Stellas Stimme erklang.
    “Domina.“
    Machte die Sklavin auf sich aufmerksam und verharrte vollkommen regungslos. Jederzeit bereit weitere Anweisungen entgegen zu nehmen.

  • Wenige Minuten später betrat auch Greacina das Atrium. Eigentlich war sie auf der Suche nach Sulamith, ihrer Sklavin. Doch im Atrium traf sie, neben ihrer Cousine Stella, dann auch ganz unverhofft auf einen ihr unbekannten älteren Mann. Er war offensichtlich gerade eben erst eingetroffen. Sklaven waren damit beschäftigt, sein Gepäck ins Haus zu tragen.
    Sie trat neben Stella, die ihn bereits angesprochen hatte. „Oh Stella, haben wir Besuch bekommen?“ Dann wandte sie sich an den fremden Mann, der ihr gegenüber stand. „Salve, ich bin Iulia Graecina.“ Der Fremde sah nicht gerade nach einem Besucher aus, der einem Familienmitglied einen Besuch abstatten wollte. Vielmehr schien dies ein Einzug in die Domus Iulia zu sein.

  • Hallo Graecina, nein, es sieht nicht wie Besuch aus, oder meinst du? flüsterte ich meine Cousine zu. Auf der einen Seite war ich ganz froh, etwas Unterstützung erhalten zu haben, obwohl die Sklaven um uns herum wuselten und auch Iduna dabei stand, auf der anderen Seite wunderte ich mich schon ziemlich über die komische Situation und hätte am liebsten direkt nachgefragt.

  • Da hatte sich Licinia offensichtlich gerade noch rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Denn kaum war sie weg, da kamen Gnaeus Nichten ins Atrium und machten sich bekannt. Der Iulier erhob sich von der netten Sitzbank am Impluvium und lächelte begeistert, als er die beiden jungen Frauen sah. "Iulia Stella. Iulia Graecina. Zwei wahre Grazien, so voller Schönheit, Jugend und Anmut!" Großartig! "Ich bin Iulius Cato, Sohn des Iulius Subaquatus." Wahrscheinlich half den Mädchen diese Information nur wenig weiter, weil Subaquatus immer irgendwie im Schatten seiner Brüder stand. Und weil auch der Vater dieser Geschwister den Namen Subaquatus trug, vergaßen ihn manche hin und wieder sogar komplett. "Einer der Schwager des Triumphators Decimus Meridius.", fügte er deshalb hinzu und lachte kurz. (Den Vorschlag von Rutila, das Balneum aufzusuchen, überhörte Gnaeus derweil geflissentlich. Denn er konnte seine Nichten doch jetzt nicht so einfach hier stehenlassen! Außerdem erkannte er deutlich, dass da gerade seine Frau aus der Sklavin sprach. Und von der ließ er sich nicht so bevormunden. Basta.)


    "Meine Frau und ich sind aus Makedonien angereist, weil wir gehört haben, dass meine drei Nichten hier nach Rom gekommen sind... und hier bestimmt schon vielen Männern den Kopf verdreht haben." Gnaeus lächelte zufrieden und stolz. Denn aus dem guten iulischen Blut waren hier mal wieder ein paar prächtige Blumen erwachsen! "Und wir dachten, da wird es bestimmt bald einiges zu feiern geben!" Drei junge Schönheiten: Drei imposante Hochzeiten. Die wollte Gnaeus natürlich nicht verpassen! (Außerdem wollte er zudem auch das Grab seines Sohnes Sextus besuchen. Der war damals hier nach Rom gekommen und wollte eigentlich bei seinen Verwandten in Ostia oder Misenum Karriere in der Stadtverwaltung machen. Und dann fiel er auf dem Weg dorthin vom Pferd und erlag seinen Verletzungen. Eine tragische Geschichte!) "Aber wo habt ihr eigentlich Iulia" Wie hieß sie gleich? "Phila gelassen? Die Grazien treten doch immer zu dritt auf!" Gnaeus lachte über seinen Vergleich. "Schläft sie noch?" Es war ja noch früh am Morgen. Und als Onkel hätte er da natürlich Verständnis für seine Nichten.


    Eher beiläufig stellte Gnaeus seinen Becher auf dem Tablett der Sklavin ab und griff sich stattdessen kommentarlos (man musste ja keine so große Sache daraus machen) das unbenutzte Leinentuch. "Danke, Rutila." Während er freundlich interessiert die Antwort seiner beiden Nichten erwartete, putzte er sich mit dem Tuch die Hände. (Und nur damit das niemand missverstand: Er wusch sich dabei nicht irgendeinen "Straßenstaub" ab. Stattdessen beseitigte er nur ein paar unsichtbar kleine Weinspritzer von seinen Händen. Also etwas völlig anderes!)

  • Aus dem Augenwinkel erkannte Iduna, das nach Iulia Graecina, auch Iulia Stella das Atrium betrat, um den Gast in der Domus Iulia genauer in Augenschein zu nehmen. Währenddessen verharrte Iduna vollkommen regungslos, wie ein atmendes Möbelstück und hielt das Tablett sicher in ihren Händen.


    Das ihr Vorschlag bei dem Iulier auf taube Ohren stoßen würde, nachdem Iulia Graecina und Iulia Stella das Atrium betreten hatten, wunderte die kleine Germanin nicht. Jedoch würde sie es nicht wagen ihre Aufgabe zu vernachlässigen. Denn die herrische Stimme Licinias hallte noch deutlich in Idunas Ohren wider; sie sollte sich um Iulius Cato kümmern. Und genau dies würde Iduna tun. Auch wenn dies bedeutete das sie einfach stumm in seiner Nähe verweilte, um bei der kleinsten Regung seinerseits in Aktion zu treten.


    Schließlich bemerkte Iduna unter gesenkten Wimpern wie der Iulier den Kelch auf das Tablett stellte und nach dem angewärmten Leinentuch griff. Das sich der Römer bei ihr bedankte, freute die kleine Germanin und ließ ein sanftes Lächeln über ihre Lippen huschen.


    Das es noch eine weitere weibliche Iulia in der Domus Iulia geben sollte, verwunderte Iduna dann doch sehr. Jedoch stand es ihr als Sklavin nicht zu ihrer Verwunderung darüber Ausdruck zu verleihen. Und so blieb die Rothaarige stumm und lauschte den weiteren Worten. Interessant war es ja schon.

  • Scheinbar war ich die Erste, die sich von der Überraschung erholte, dass dieser fremde Mann einer unserer Onkel sein sollte. Den Stammbaum der Iulier kannte ich noch immer nicht komplett auswendig, das erwartete irgendwie auch niemand, aber es war mir bewusst, dass es eine Verbindung zur Gens Decima gab. Also aus jener Ecke kam Iulius Cato.


    Als er dann aber noch eine weitere Iulia erwartete, welche zu Graecina und mir gehören sollte, da konnte er eigentlich bloss von Phoebe reden und ein Kloss machte sich in meinem Hals bemerkbar.


    Mit weinerlicher Stimme antwortete ich ihm: Salve Onkel Iulius Cato, es ist eine Freude, dich kennen zu lernen. Doch auf die dritte Grazie wirst du lange warten müssen. Iulia Phoebe wurde mit Iulius Caesoninus zusammen vor wenigen Tagen auf den Strassen der Urbs ermordet.


    Ein paar Tränen rollten meine Wange hinunter.

  • Das Leinentuch fiel mit einem feuchten Klatschen auf den Boden. "Nein." Gnaeus verlor die freundliche Leichtigkeit, die bis eben noch in seiner Stimme und Haltung vorhanden war. "Das ist ja schrecklich!" Regelrecht grausam! "Ward ihr dabei? Wurdet ihr auch verletzt? Geht es euch beiden gut?" Fragen über Fragen. "Was ist denn passiert?" Und vor allem: "Wer tut denn sowas?!" Wieder zwei tote Verwandte. Jedes Mal, wenn er eine solche Nachricht hören musste, dachte Gnaeus immer auch seinen seinen Sohn Sextus. Das Leben konnte so ungerecht sein.


    Kurz sah er zu Rutila: "Warum sagst du nicht, dass das Haus gerade trauert?!" Der Vorwurf war natürlich nur im Affekt gesprochen und eigentlich nicht so gemeint. Aber Gnaeus war sichtlich getroffen, nachdem er gehofft hatte und darauf eingestellt war, heute seine drei Nichten zu sehen. Er nahm die rechte Hand vor den Mund und sah zu Graecina und Stella zurück. Er war im Moment gerade etwas sprachlos.


    Dann rollte eine Träne Stellas Wange hinunter. Gnaeus öffnete seine Arme. "Komm mal her.", lud er seine Nichte ein, von ihm in den Arm genommen zu werden. "Kommt beide mal her." Denn für Graecina war es sicherlich genauso schlimm, konnte er sich vorstellen...

  • Zitat

    Original von Gnaeus Iulius Cato


    Das Geräusch, welches das zu Boden fallende Leinentuch verursachte, hallte äußerst laut von den Wänden wider. Zumindest hatte die Sklavin diesen Eindruck. Während sie sich auch schon gen Boden begab und das feuchte Leinentuch aufsammelte. Für einen kurzen Augenblick kauerte Iduna noch auf dem Boden. Wie um sich innerlich zu sammeln. Denn in manchen Nächten marterten sie noch immer Albträume und die skelettartigen Gesichter ihres verstorbenen Dominus und Iulia Phoebe verfolgten sie.


    Vielleicht hätte sie doch das Haus des Wahrsagers aufsuchen sollen und eines der Schutzamulette kaufen sollen. Diese Gedanken verscheuchte die Rothaarige im nächsten Augenblick auch schon und legte das Leinentuch in die Waschschüssel. Fein säuberlich zusammen gefaltet. Schließlich erhob sich die Sklavin mit bedächtigen Bewegungen und verharrte mit gesenkten Kopf regungslos an Ort und Stelle. Bereit auf weitere Anweisungen sofort zu reagieren.


    Die nächsten Worte des älteren Iuliers ließen Iduna sichtbar zusammen zucken und ihre schlanken Finger miteinander verkrampfen.
    “Bitte verzeih mir Dominus. Ich bin nur eine Sklavin. Diese schreckliche Nachricht sollte dir von jemanden aus deiner Familie berichtet werden.“
    Versuchte sich die Rothaarige an einer Erklärung. Bevor sie sich auf ihre Unterlippe biss und ihr Köpfchen senkte.

  • Fast zeitgleich mit der Antwort Idunas aber dennoch ganz leicht danach antwortete ich fast hauchend: Sie kann nichts dafür. Sie hat keine Erlaubnis es zu sagen. Das ist Aufgabe der Familie.


    Dann öffnete der neue Onkel seine Arme und erleichtert endlich jemanden zu haben, bei dem ich wieder das kleine Mädchen sein durfte, und wenn es nur für einen Augenblick war, warf ich mich hinein und liess meiner Trauer freien Lauf.


    Heulend und schluchzend brachte ich knapp noch heraus: Wir wissen nicht warum und wer. Senator Iulius Dives hat beim Kaiser vorgesprochen um eine Aufklärung zu forcieren. Dann ging alles in einem Tränenmeer unter.

  • Gnaeus schloss seine Nichte Iulia Stella (und natürlich auch Iulia Graecina, falls sie das Angebot dazu annahm) in die Arme und versuchte einfach nur da zu sein. Er hatte leider keine Worte, die den Schmerz und die Trauer lindern konnten. Denn am Ende konnte ja auch nichts und niemand die Verstorbenen zurückbringen. Sie waren tot. Und auch sein eigener Sohn Sextus würde nie wieder durch eine Tür einen Raum betreten und würde nie wieder ein Wort sprechen. Niemand brachte ihn zurück. Auch seine Geschwister* nicht.


    Sim-Off:

    * Nur eine vorsorgliche Erwähnung, falls mir mal irgendwann (immer gern) noch weitere Kinder angehängt werden sollten. 8)


    "Das ist gut." Aufklärung war immer gut. Und wo, wenn nicht beim Kaiser? "Dann hoffe ich, dass er damit Erfolg hat." Er strich seiner Nichte väterlich noch einmal über den Rücken, bevor er ihre Schulter griff, um ihr anschließend ins Gesicht sehen zu können. "Und was ist jetzt mit euch beiden Mädchen?", fragte er mit Sorgenfalten auf der Stirn. "Ich hatte gedacht, ich komme komme hier nach Rom und bleibe einige Zeit und erlebe drei wundervolle Hochzeiten, bevor meine Frau und ich wieder zurück nach Makedonien fahren." Das war in etwa der Plan gewesen. Dazu vielleicht noch ein paar Geschäfte abschließen und natürlich das Grab seines Sohnes Sextus besuchen. "Stattdessen befindet sich nun die ganze Familie in Trauer." Was wurde da aus den Hochzeiten von Iulia Stella und Iulia Graecina? Über die beiden Toten wurde ja sicherlich sehr viel geredet und gesprochen. Aber wie ging es mit den beiden Lebenden weiter? Nicht dass man über all die Trauer und das Leid ausgerechnet sie jetzt vergaß!


    Für Gnaeus wurde klar: So wie er sich das gedacht hatte, ging es nicht. Er konnte nach diesen Neuigkeiten unmöglich schon bald wieder abreisen! Das konnte er seinen Nichten nicht antun. Er würde länger hier bleiben müssen. Noch hatte er keine Idee, wie er das seiner Frau beibringen sollte. Aber irgendetwas würde er sich da schon einfallen lassen. Vielleicht suchte er sich hier in Rom ja eine Aufgabe. Eine Anstellung, die ihn noch länger hier binden würde. Sein Neffe Crassus war ja als Primicerius in der Administratio Imperatoris beschäftigt gewesen. Als gewesener Duumvir von Demetrias waren auch Gnaeus so ein paar Verwaltungsaufgaben (in etwas kleinem Maßstab natürlich) nicht fremd. Womöglich würde er sich ja da einfach mal demnächst bewerben...

  • Noch immer schniefend, stellte mich der neu gewonnene Onkel wieder vor sich hin. Eine Sklavin reichte mir ein Stofftuch, damit ich mir die Nase putzen konnte. Als ich mir die Tränen wegwischte, war auch gleich die Schminke um die Augen weggeputzt und das Stofftuch zeigte die entsprechenden Farbspuren.


    Dann fragte Iulius Cato nach erfreulicheren Anlässen. Hochzeiten wollte er eigentlich feiern und damit kehrte etwas Anderes als Schmerz in mein Herz zurück. Meine Augen leuchteten wieder anders als von Tränen und gerne gab ich Antwort.


    Also bei mir gibt es da einen Mann. Lucius Annaeus Florus Minor, der Sohn von Lucius Annaeus Florus, dem verstorbenen Senator mit einem Platz im Ulpianum. Er sollte bald von seinem Tribunat in Germania zurückkehren und dann will er um meine Hand anhalten. Ich habe ihn wirklich sehr gern.
    Bei diesen Worten senkte ich etwas verschämt meinen Blick, denn eigentlich war es ja nicht üblich, dass eine junge Dame über ihre Gefühle sprach. Meist heiratete man ja auch nicht deswegen.

  • Gnaeus lächelte stolz. "Ein Senatorensohn, soso." Diese hübschen iulischen Mädchen zogen eben selbst die höchsten gesellschaftlichen Schichten an! "Dann hoffe ich doch mal, dass du ihn bei seiner Rückkehr aus dem kalten Norden aufs Wärmste hier empfängst, sodass er keine andere Chance hat, als sich deiner Schönheit und deinem Charm zu ergeben und wie versprochen um deine Hand anzuhalten." Er nickte mit großen Augen, um die Wichtigkeit seiner Worte zu unterstreichen. Denn natürlich wünschte er sich, dass sich seine Nichte diese gute Partie nicht durch die Lappen gehen ließ.


    Das Ulpianum. "Der Vater von diesem Annaeus Florus Minor, der war auch der Mann von Annaea Iuliana, oder?" Gnaeus war sich nicht ganz sicher. "Oder war das ein anderer Senator Annaeus, mit dem sie verheiratet war?" Es gab ja nicht nur einen Senator in dieser Gens. Genauso wie bei den Iuliern. "So ein Wiederaufleben dieser Verbindung wäre ja bestimmt auch im Interesse unserer beiden Senatoren, Iulius Centho und Iulius Dives." Die freuten sich bestimmt ebenfalls, wenn es zu dieser Ehe kam. Da war sich Gnaeus auch ohne weiteres Wissen sicher. Das hatte seine Nichte großartig gemacht! Bisher. (Noch war der Senatorensohn ja nicht ihr Mann...)


    Von einer zur anderen Nichte: "Und bei dir, meine Schöne?" Iulia Graecina war ja ebenfalls eine hübsche, eine wohlerzogene, eine junge Dame. Eine hervorragende Partie, die in den Augen ihres Onkel ohne Zweifel eine hervorragende Ehefrau sein würde! "Wie schaut es bei dir aus?" War sie auch mit einem Fuß schon aus der Tür und im Heim eines Senatorensohns oder eine anderen guten Partie? Sonst müsste Gnaeus vielleicht mal mit seiner Frau sprechen. Dass sie sich mal ein bisschen umhörte, welche aussichtsreichen Junggesellen es zur Zeit in Rom gab. Junggesellen, die man unter unterschiedlichem Vorwand zu einem Essen einladen könnte. Oder zu der Hochzeit von Iulia Stella, sobald sie die Ehe mit dem Senatorensohn unter Dach und Fach gebracht hatte.

  • Das Ulpianum. "Der Vater von diesem Annaeus Florus Minor, der war auch der Mann von Annaea Iuliana, oder?" Gnaeus war sich nicht ganz sicher. "Oder war das ein anderer Senator Annaeus, mit dem sie verheiratet war?" Es gab ja nicht nur einen Senator in dieser Gens. Genauso wie bei den Iuliern. "So ein Wiederaufleben dieser Verbindung wäre ja bestimmt auch im Interesse unserer beiden Senatoren, Iulius Centho und Iulius Dives." Die freuten sich bestimmt ebenfalls, wenn es zu dieser Ehe kam. Da war sich Gnaeus auch ohne weiteres Wissen sicher. Das hatte seine Nichte großartig gemacht! Bisher. (Noch war der Senatorensohn ja nicht ihr Mann...)

    Ja, ich glaube, das war sein Vater. Er hat da einmal so etwas gesagt, dass seine Mutter eine Iulia war.

    Aber erstens war ich mir da nicht mehr ganz sicher, und zweitens hatte er nie gesagt, dass er mich deswegen heiraten wolle, weil ihm diese alte Verbindung wichtig war. Nein, es war ihm immer um mich gegangen, nicht um seine Mutter.

    Ausserdem, wenn man den Namen seiner Mutter genau anschaute, dann war das damals noch eine Manus-Ehe gewesen und die Iulia hatte damit ihre alte Familie eigentlich verlassen und komplett in die neue Familie gewechselt. Deswegen hiess sie ja danach auch Annaea und nicht mehr Iulia. Also war es nur normal, dass ich über sie nicht viel wusste, zumal ich noch dazu in Hispania aufgewachsen war und nicht in Rom.

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