Auf der Suche nach Eireann

  • Seit Tiberios von dem freundlichen Ianitor der domus Iulia erfahren hatte, dass Eireann von ihrem Herren Gaius Iulius Caesoninus tatsächlich verkauft worden war, machte er sich Sorgen;
    Eireann hatte ihm bisher keinerlei Nachricht zukommen lassen.


    Ob eingetreten war , was er befürchtet hatte ...schlechte Umstände für sie ? Domini, die sie einsperrten oder sogar Arbeit in einem Lupanar ?


    Tiberios beschloss beim Sklavenmarkt vorbeizugehen., um irgendetwas in Erfahrung zu bringen.


    Es war noch früh am Tage, zwischen der dritten und vierten Stunde.
    Der renommierte Händler Titus Tranquilus hatte wohl noch nicht geöffnet, und Nicoforos, der Händler aus Ostia, der damals Tiberios verkauft hatte, war nicht am Platz
    Ein Stand war schon offen, und zwei Sklaven reinigten gerade unter Anweisung ihres dominus mit einigen Eimern Wasser die Verkaufsplattform.
    Tiberios sprang zur Seite, sonst wäre er nass geworden.


    "Salve , dominus !", grüßte er.



    Der Sklavenhändler kam näher und musterte Tiberios genau.
    Ein Kunde ? Ach nein, nur ein Sklave.
    Aber eindeutig ein gehobenerer Haussklave, das sah man an seiner Kleidung. Vielleicht sollte der Bursche für seinen dominus die Ware schon mal vorsondieren ?
    Also würde Tuff Tuff ihn einigermaßen zuvorkommend behandeln, wenn auch nicht zu sehr. Von Sklaven, die ihren Platz nicht kannten, hatte er gerade mal genug.:


    "Kann ich dir behilflich sein , junger Freund ?", fragte er : "Suchst du etwas Nettes für deinen Herren?
    Ich habe eine reizende Tänzerin aus Gades rein bekommen, ein Quell der Freude und des Vergnügens...."


    "Du könntest mir in der Tat behilflich sein, dominus.", sagte Tiberios :
    " Ich möchte eine Auskunft über eine Sklavin , die kürzlich hier verkauft worden ist: Eine Keltin, dunkelhaarig und blauäugig, sehr hübsch. Ihr dominus hieß Gaius Iulius Casoninus. Weißt du vielleicht, wer sie gekauft hat?"


    Tuff Tuff erinnerte sich sofort an die Frau.
    Eine unmögliche Sklavin , aufsässig und widerspenstig , nicht einmal Stockschläge hatten ihre Frechheit zügeln können. Obwohl sie tatsächlich sehr hübsch war, hatte er mit dem Preis immer weiter herunter gehen müssen , und zum Gespött seiner Kollegen war er auch geworden.
    Nein, er hatte keine Lust, sich über diesen Fehlgriff zu unterhalten.


    "Weißt du was, junger Mann, ich bin kein Auskunftsbüro." sagte er entschieden unfreundlicher:
    "Und selbst wenn ich sie gesehen hätte, würde ich es dir nicht auf die Nase binden. Tuff Tuff ist ein Meister der Diskretion. "


    " Du hast sie gesehen ?", fragte Tiberios hoffnungsvoll.


    "Du hörst aber auch nicht wirklich zu. Ich bin verschwiegen, was meine Kunden betrifft.", brummte der Sklavenhändler :
    " Hau bloß ab !"
    Er drehte dem jungen Sklaven den Rücken zu , zum Zeichen , dass das Gespräch beendet war.


    Tiberios seufzte. Die junge Silurerin schien wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hatte sie gesehen,
    niemand wusste etwas von ihr.


    Tiberios entfernte sich von dem Stand, ging etwas weiter weg und setzte sich auf einen Stein.
    Ob er warten sollte, bis die anderen Händler erschienen ? Aber die würden ihm vermutlich auch nichts verraten.


    Tiberios musste wohl oder übel warten, bis sich Eireann wieder bei ihm melden würde.
    Aber da blieb die Frage : Was war, wenn sie das gar nicht KONNTE ?




    Sim-Off:

    Sklavenhändler-NSC mit freundlicher Genehmigung: link


  • Tiberios schaute erst auf, als ein Schatten auf ihn fiel.


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    Vor ihm stand ein alter ausgemergelter Bettler, von denen es auf Romas Straßen nur so wimmelte.
    Arme Männer und Frauen, die nachts in den Gassen schliefen; unglückliche Freigelassene, deren ehemalige domini sie sträflich vernachlässigten, mittellose italische Bauern oder Peregrini, die der Verlockung der urbs aeterna gefolgt und gescheitert waren.


    Tiberios, der ordentlich gekleidet war und sein ganzes Leben lang zu essen gehabt hatte, legte ein paar Asse in die ausgestreckte Hand, da sprach ihn der Mann auf Latein an.


    "Ich habe vorhin gehört, was du den Sklavenhändler gefragt hast.", nuschelte er : "Ich glaube, ich habe das Mädchen gesehen. "


    Tiberios runzelte die Stirn. Der Bettler sah nicht so aus, als hätte er ein gutes Gedächtnis. Vermutlich wollte er einfach nur noch mehr Geld.


    "Was für ein Mädchen ?", fragte er.


    "Eine Dunkelhaarige mit blauen Augen. Was für ein Schandmaul.", der alte Bettler kicherte kurz.


    Tiberios nahm weitere der kleinen Münzen in die Hand :
    "Hast du auch gesehen oder gehört, wer sie gekauft hat?", fragte er.


    "Aber sie wurde gar nicht verkauft.", sagte der Bettler : " Ein paar Jungs von den Cohortes Urbanae
    haben sie mitgenommen."


    Tiberios ließ die Münzen in die Hand des Bettlers fallen. Er konnte kaum glauben, was er gerade hörte.


    War Eireann verhaftet worden ?
    Hatte der keltische Feuerkopf den Mund nicht halten können und vom Verkaufspodest herunter die Römer , die römischen Götter oder sonst wen geschmäht - oh, er Tiberios konnte sich das genau vorstellen, wie es ablief, wenn seine Freundin in Wut geriet.


    Falls Eireann wirklich im Kerker der Castra einsitzen sollte, war alles verloren.
    Im Gegensatz zu einem Lupanar oder einer üblen Spelunke konnte Tiberios sie da nicht auslösen , nicht einmal wenn er wirklich auf Abwege geriet.


    Was würden sie dort mit ihr machen ?
    Der alte Mann nickte Tiberios zu :
    "Vermutlich hat sie es schon überstanden. ", sagte er noch : "Vale !"


    Das sollte wohl ein Trost sein. Aber die Auskunft des Bettlers, wenn sie denn richtig war, hatte Tiberios schlimmste Vorstellung übertroffen.


    Da Tiberios eigentlich einen Botengang unternommen hatte, um Eisengallustinte zu kaufen, suchte er nach seinem Besuch auf dem Sklavenmarkt den Farbenmischer Pater Danuvius auf.

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