Einsetzunggespräch für Herius Claudius Menecrates als Praefectus Urbi

  • Menecrates folgte dem Praetorianer diverse Gänge entlang. Das Schöne an dieser Führung war, dass er sich in der Hauptsache auf seine Gedanken konzentrieren konnte, denn das im Auge behalten seines Wegfinders benötigte nur minimale Aufmerksamkeit. Manches Mal, wenn er zur Aula oder ins Officium geleitet wurde, fragte er sich, ob der Zufall für diesen Dienst eventuell einen seiner Klienten dafür auswählte. Bisher geschah dies nie und heute dachte er erst gar nicht darüber nach. Der heutige Tag stellte einen Meilenstein im Werdegang des Claudiers dar und Menecrates nahm alles bis ins kleinste Detail wahr. Er prägte sich das Wetter ein, wen er am Morgen traf, welche Vögel er erblickte oder hörte, was die Köchin servierte, wer mit welchem Anliegen zur Salutatio erschien usw.
    Er würde es noch Jahre später genauestens wiedergeben können.


    Der Stop des Praetorianers riss Menecrates aus den Gedanken. Sie standen vor dem Officium des Kaisers. Da er nicht zurückgehalten wurde, ging er davon aus, dass ihn der Kaiser bereits erwartete und trat ein.


    "Ave, mein Imperator!" Lange hatte er diesen Titel nicht benutzt, heute schien er ihm angebracht wie kein zweiter. "Ich danke dir für dein Vertrauen und die Ehre." Menecrates fühlte sich geehrt, dass die Wahl auf ihn fiel und er freute sich über das ihm entgegengebrachte Vertrauen, das bereits die Einladung vermittelte. Noch wusste er nicht, was der Tag im Einzelnen brachte, aber alleine bei der Vorauswahl der Favorit zu sein, machte ihn stolz.

  • Tatsächlich erwartete der Kaiser den Senator bereits in seinem Officium. Er trug eine wenig förmliche Kleidung, nur eine edle, aber schlichte Tunica mit seinem goldenen Medaillon. Es war offensichtlich ein Arbeitsgespräch, zu dem er geladen hatte.


    "Und ich danke dir fürs Kommen." erwiderte er auf den Gruß. "Es freut mich, dass du bereit bist, diesen wichtigen Dienst zu übernehmen." Mit der Hand wies er auf die Kline, die diagonal zu seiner eigenen stand. Ein stummer Sklave trat ebenfalls hinzu, um bei Bedarf Getränke anzubieten.
    Dann begann Severus zwanglos: "Wie geht es dir?"

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  • Wieder einmal stellte Menecrates fest, wie wertschätzend sie miteinander umgingen. Selbst dann, wenn sie verschiedene Meinungen vertraten, war dies der Fall, aber insbesondere im allgemeinen Umgang.
    Er dankte für die Begrüßungsworte mit einem Lächeln und leichtem Nicken. Anschließend schritt er zur gezeigten Cline und ließ sich nieder. Er wählte eine bequeme Position. Nicht jede bot auf längere Sicht ein Rückenschmerzen freies Liegen. Der eine oder andere Lendenwirbel wollte nicht mehr wie früher. Ein Erbe aus der Militärzeit. Dann galt seine Aufmerksamkeit dem Kaiser, der ihn als erstes gründlich überraschte.
    In Menecrates' Vorstellung gab es mannigfaltige Einsätze für das erwartete Gespräch, nur die Frage nach seinem Befinden gehörte nicht dazu. Sie nahm das Steife aus dem Termin, was vermutlich beabsichtigt war. Menecrates musste schmunzeln und antwortete entsprechend locker.


    "Ich habe kalte Hände, einen trockenen Mund plus Hals; ich hoffe, dass meine Magenaufregung geräuschlos bleibt und ich schwitze unter den Achseln. Abgesehen davon geht es mir hervorragend." Aus dem anfänglichen Schmunzeln wurde ein Grinsen, doch die nachfolgende Frage meinte er ernst.
    "Und wie ist dein Befinden?"

  • Der Kaiser lächelte angesichts der humorvollen Antwort. "Ich kann auch nicht behaupten, dass die Hitze mir Freude bereitet." Manchmal fragte er sich sogar, ob er im Sommer seinen Bart abschneiden lassen sollte. Aber das brachte ja auch nicht wirklich Kühlung.


    "Gegen den trockenen Mund lässt sich auf jeden Fall etwas machen." Er machte eine Geste und der entsprechende Sklave schenkte ihm und seinem Gast jeweils einen Becher verdünnten Weines ein. Severus nahm einen tiefen Schluck und seufzte zufrieden. "Sonst geht es mir gut. Ich vermisse natürlich meine Gattin, aber unser Haushalt kümmert sich hervorragend um uns." Besonders für die Amme war der Kaiser regelmäßig dankbar. Der kleine Iulianus war nicht immer einfach.


    "Du bist ein Mann, der schnell auf den Punkt kommt. Beginnen wir also vielleicht gleich." führte er dann in das Thema ihres Treffens ein. "Bevor ich dich mit meinen Gedanken verwirre, würde ich vorschlagen, dass du zuerst mir einmal sagst, welche Baustellen du in der Verwaltung Roms siehst." Er strich sich durch den Bart und betrachtete den Claudier prüfend. Er war ehrlich gespannt,

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  • Menecrates war sich nicht sicher, ob der Kaiser seine flachsige Art positiv aufnahm oder sie fehl am Platz fand. Allerdings verstand sich Menecrates nicht auf das Beschönigen von Dingen und er liebte es außerdem direkt. Wenig später bestätigte der Kaiser, dass er Menecrates durchaus gut kannte und einzuschätzen wusste, aber zuvor bot er eine Erfrischung an.


    Als der Sklave den Wein einschenkte, signalisierte Menecrates, eine Überdosis an Wasser haben zu wollen. Normalerweise trank er nur im Ausnahmefall Wein und es interessierte ihn auch nicht, wie sonderbar er damit auf seine Mitmenschen wirkte. Er vertrug das alkoholische Getränk einfach nicht mehr.
    Nichtsdestotrotz, die Flüssigkeit wirkte wie Balsam in seinem trockenen Hals. Er schloss sich daher dem zufriedenen Seufzen des Kaisers an, bevor er der Erzählung über die abwesende Gattin folgte. Er nickte, auch wenn er das Gefühl der Sehnsucht lange nicht mehr kannte.
    "Ich bin sicher, sie wird nicht minder ihre Familie vermissen." Das sagte er aus Überzeugung.


    Froh darüber, dass der leichte Gesprächsstoff schnell den wichtigen Inhalten wich, hörte er weiter zu. Als erstes musste er wieder schmunzeln.
    "Ich bin auch hierin sicher, dass du mich nicht verwirren würdest, wenn du mir deine Gedanken mitteilst." Obwohl er sich im Gespräch sehr wohl - zu wohl fühlte, riss er sich innerlich zusammen. Immerhin sprach er mit dem Kaiser. Immerhin ging es um die wichtigste Karrierestufe seiner Laufbahn. Trotzdem konnte er nicht umhin, sich wohlzufühlen. Das passierte ihm nicht bei vielen Menschen.


    "Um ehrlich zu sein, fänd ich es vermessen, mit meiner aktuellen Einsicht Baustellen in der Verwaltung zu benennen, was den Behördenapparat betrifft. Aber", er hob den Zeigefinger und lächelte verschmitzt, "wie es der Zufall will, kam mir ein privates Vorhaben gerade recht, um anhand dessen das Funktionieren von Teilen unserer Verwaltung zu erproben.
    Auf dem militärischen Sektor schlage ich eine bessere Abstimmung und engere Zusammenarbeit der Stadteinheiten vor. Die Tätigkeit in der Ermittlungskommission hat mir vor Augen geführt, dass statt bindendem Glied die Konkurrenz Blüten treibt. Persönliche Animositäten standen bisweilen dem Ermittlungsfortschritt im Weg."


    Er überlegte, ob er auch Punkte ansprechen sollte, die etwas an der Fragestellung vorbeigingen, für ihn aber von Interesse waren. Er entschied sich für einen Mittelweg.
    "Abgesehen davon möchte ich gern Vorschläge unterbreiten, wie die Ergebnisse meiner Kommission nicht nur Zierwerk einer Magistratszeit bleiben, sondern ihren Sinn und Zweck erfüllen. Mehr polizeiliche Präsenz in der Subura, eine bessere Versorgung in ärmeren Stadtteilen usw." Er brach ab, denn mehr als ein Angebot für den Kaiser sollten die letzten Anmerkungen nicht sein. Als Baustelle der Verwaltung galten sie eher indirekt, wenn überhaupt.

  • Der Kaiser quittierte die freundlichen Worte mit einem Lächeln. Dann wurde sein Gesicht ernst, als er dem Claudier bei seinen möglichen Initiativen zuhörte. Sie waren keine große Überraschung. Immerhin hatte er bei seinem Abschlussbericht genau darüber gesprochen.
    "Das sind tatsächlich wichtige Initiativen, die ich nur unterstützen kann." bestätigte er schließlich. "Ich würde noch eine weitere anfügen: Ein Auge auf die städtischen Curae. Ich habe das Gefühl, Stertinius ließ den Curatoren bisweilen eine recht lange Leine. Was nicht heißt, dass verdiente Senatoren ständige Aufsicht brauchen. Aber ich denke, dass es sinnvoll wäre, zumindest jährlich Bericht über laufende Projekte und erledigte Aufgaben erstatten zu lassen." Die Curatoren sollten schließlich auch etwas tun für ihr Geld.
    "Aber von welchem privaten Vorhaben sprachst du?" erinnerte er sich dann an die Andeutung Menecrates' am Beginn seines kleinen Monologs.

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  • Der Kaiser drückte Zustimmung zu Menecrates' Vorschlägen aus, was den Claudier freute. Die Baustelle, die der Kaiser erwähnte, vermerkte Menecrates bei sich und nickte zustimmend.
    "Jedwede größere Einheit oder Verwaltung zu führen, gleicht nach meiner Ansicht einem Balanceakt. Zum einen dürfen die Zügel nicht aus der Hand gleiten, zum anderen erhöht Eigenverantwortung bei den untergeordneten Amtsträgern die Motivation für den Dienst. Also auch loslassen, Verantwortung übertragen usw. Hinzukommt, dass der eine Amtsträger vielleicht mehr Anleitung für eigene Sicherheit benötigt, während ein anderer über die Maßen selbstständig arbeitet. Ein jährlicher Bericht erscheint mir nicht nur jedem zumutbar, sondern auch notwendig. Ich werde mit jedem Curator ins Gespräch gehen, sicherlich auch mit dem Praefectus Vigilum sowie den jeweils amtierenden Magistraten, um mir ein Bild von den Personen, deren Arbeitsweise und dem aktuellen Stand bzw. Zustand ihres Verantwortungsbereiches zu machen."


    Das Vorhaben klang überschaubar, war es sicherlich aber nicht. Irgendwo würde Menecrates anfangen und naheliegend waren dafür die Verwaltungsbeamten. Bei diesem Gedanken angelangt, realisierte er, dass der Kaiser ebenfalls dort gedanklich verweilte, indem er das private Vorhaben noch einmal zur Sprache brachte.
    "Nun ja", begann er zögerlich, bevor er sich unbewusst zweimal über die Augenbraue strich. Diese Geste half ihm stets beim Nachdenken. Es lag nicht in seiner Absicht, mit Privatvorhaben zu glänzen.
    "Ich habe eine Vorliebe für eine bestimmte Göttin entwickelt. Sie spielte während meines Consulats eine maßgebliche Rolle - beginnend beim Wahlkampf. Einzelne Magistrate hatten ihr in der Vergangenheit jeweils ein Heiligtum gebaut und weil ich das während der Amtszeit nicht bewerkstelligen konnte, aber möchte, tu ich es jetzt. Sämtliche Anträge möchte ich noch als Privatmann stellen und bei dieser Gelegenheit", er schmunzelte, "bin ich gespannt, wie unsere Verwaltungsapparat funktioniert."


    Eines interessierte ihn noch, daher wechselte er wieder das Thema.
    "Ich würde gern erfahren, mit welchen Gedanken du gedachtest, mich zu verwirren." Sein Lächeln verriet, dass er die Aussage nicht allzu ernst meinte. Er fügte auch gleich an:
    "Bis wohin siehst du meinen Kompetenzbereich - inhaltlich, nicht räumlich." Menecrates glaubte, jeder Kaiser zog seine eigenen Grenzen, sicherlich im Rahmen der Möglichkeiten.

  • Sim-Off:

    Hoppla, übersehen :(


    "Wie du schon sagst, geht es mir weniger um Gängelei. Es geht mir eher darum, dass alle Amtsträger ihren Pflichten nachkommen, in welcher Weise auch immer." bestätigte er die Erklärung des Claudiers.


    Die darauf folgende Ankündigung überraschte ihn allerdings. "Du möchtest einen Tempel errichten? Welcher Göttin?" Es gab bereits hunderte Heiligtümer in Rom. Und der Kaiser konnte sich gerade nicht erinnern, welches das Lieblingsheiligtum von Menecrates war. Was kein Wunder war: "Du hast ja in deiner Amtszeit so vielen Göttern geopfert, dass mir deine Vorliebe entgangen sein muss." Er lächelte durchaus anerkennend.


    Die letzte Bemerkung war dagegen leicht erklärt: "Das mit der Verwirrung war eher eine Floskel. Ich meinte, dass du noch nicht von mir in eine Richtung geschubst wirst, obwohl du möglicherweise an anderer Stelle Bedarf siehst.


    Und zu deinem Kompetenzbereich: Der Praefectus Urbi ist mein Stellvertreter für die Stadt Rom. Seine Kompetenz ist somit grundsätzlich umfassend, bedarf allerdings einer gewissen Sensibilität. Wie du weißt, sind viele Kompetenzen doppelt vergeben, beispielsweise die Aufsicht über öffentliche Bauten bei den Aedilen und den Curatoren. Es gilt hier für dich zu koordinieren, dass es zu keiner Doppelarbeit kommt, aber auch, dass nichts liegen bleibt. Insofern sehe ich deine Kompetenz eher darin zu organisieren, dass die dir unterstellten Curatoren sowie die Magistrate des Cursus Honorum, ihre Arbeit ordentlich machen können.
    Die Cohortes Urbanae sehe ich ebenfalls als Ressource, diese Arbeit zu unterstützen. Die Milites können den Aedilen zugeteilt werden, sollen jedoch vor allem für die Sicherheit der Urbs sorgen. Diese obliegt in erster Linie dir, wobei du in Brandschutz- und Nachtwachefragen natürlich mit dem Praefectus Vigilum konferieren solltest, wie du schon angedeutet hast. In deinem neuen Posten wirst du auch häufig als Richter fungieren müssen. Traditionell weisen die Praetoren dem Stadtpräfekten Streitfälle zu Sklaven-Herren-Verhältnis zu. Häufig aber auch Kapitalverbrechen, die ja auch deine Männer mitverfolgen sollen."

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  • Menecrates verwunderte es kein bisschen, dass der Kaiser seine Vorliebe für Concordia nicht ausmachen konnte. Das Consulat trug Züge des Wahnsinns gerade im Hinblick auf sein Versprechen, keinen Festtag auszulassen.
    "Kein Wunder", kommentierte Menecrates daher schmunzelnd. "Ich hatte selbst fast den Überblick verloren."
    Das Lächeln wich einer ernsthaften Miene. "Ich schätze die Göttin Corcordia persönlich sehr, aber darüber hinaus erschien sie mir auch als Schirmherrin meines Wahlkampfes und Consulats sehr geeignet. Der Sklavenaufstand war noch in aller Munde und Rom brauchte Eintracht wie selten zuvor. Einigkeit könnte auch der Senat zuweilen vertragen, vor allem aber möchte ich für Eintracht reichsweit beten und Römern, die diesem Bedürfnis gleichsam nachkommen wollen, eine neue Kultstätte bieten. Sie soll einen neuen friedlichen Anfang symbolisieren."


    Im Folgenden wurde sein Aufgabenbereich umrissen. Menecrates nickte zuweilen, es gab keine Überraschungen. Er würde sich Pläne ausarbeiten lassen, um kein Feld zu vernachlässigen oder gar zu vergessen. Alleine dafür beabsichtigte er, seinen privaten Sekretär samt einem Stab an zivilen Hilfskräften neben den ihm zuarbeitenden Militärangehörigen zu beschäftigen.
    Er nickte abschließend noch einmal. "Ich kann nicht versprechen, dass ich den Dienst genau wie meine Vorgänger ausführen werde. Wahrscheinlich drücke ich auch hier meinen persönlichen Stempel auf. Was ich aber versprechen kann, ist absolute Loyalität dir gegenüber, sowie voller Einsatz und Gewissenhaftigkeit im Dienste Roms."

  • Concordia also. Auch für den Kaiser war die Göttin der Eintracht eine bedeutende Figur. Immerhin war es auch seine Aufgabe gewesen, nach den Wirrnissen des Bürgerkriegs die Eintracht wiederherzustellen.
    "Ein Concordia-Imperii-Denkmal, eine gute Idee." bestätigte er somit. "Besitzt du bereits ein Grundstück in Rom, das man dafür heranziehen könnte?" Rom war ja dicht bebaut. Man musste zuerst Platz finden für so ein Heiligtum. Andererseits war Rom groß und Menecrates ein reicher Mann. Da fand sich sicherlich eine Lösung.


    Zum Stellenprofil des Claudiers gab es auch nichts hinzuzufügen. "Jeder drückt einem Amt seinen Stempel auf, das ist klar. Trotzdem sollte man auch Kontinuitäten wahren. Aber das muss ich einem Consular ja nicht erzählen." Menecrates hatte ja genügend Erfahrung gesammelt in seinem bisherigen Leben.

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  • "Ich besitze auf dem Mons Esquilinus mehrere Grundstücke", antwortete Menecrates. "Sowohl im bebauten Gebiet als auch naturbelassen", fügte er an. Seine eigenen Überlegungen standen noch am Anfang, weil er auf die Auskünfte wartete, die sein Sekretär einholen sollte. "Ich habe ja vorhin erwähnt, dass ich das Funktionieren von Teilen unserer Verwaltung erproben möchte. Mir fehlen noch die Informationen aus diesem Test. Ich wollte in Erfahrung bringen, ohne dass mein Name ein kräftiges Zugpferd wäre, ob Rom diesbezüglich über geeignete Grundstücke verfügt, ob ich eines erwerben oder ein eigenes heranziehen müsste. Diese letzte Option steht mir zur Verfügung. Allerdings müsste ich diesbezüglich auch in Erfahrung bringen, ob es Baubeschränkungen gibt und falls ja, welcher Art. Ungeachtet dessen, mich interessiert deine persönliche Meinung. Siehst du den Tempel eher freistehend oder inmitten einer bebauten Siedlung?"


    Er schlug noch einmal den Bogen zurück zu seinem neuen Aufgabenbereich.
    "Ich wollte nicht nur auf Götterhilfe bauen, wenn es um eine anhaltende Eintracht in Rom geht. Als ich von mehr polizeilicher Präsenz in der Subura gesprochen habe, meinte ich nicht nur verstärkte Patrouillen. Dieses Ballungsgebiet ist nicht umsonst der Herd der Unruhen gewesen und meine Vorstellung geht dahin, dass eine noch festzulegende Anzahl an Soldaten dort fest stationiert wird. Sie sind vor Ort, wenn die Bevölkerung Schutz und Hilfe braucht, sie hören und sehen mehr als wenn sie nur patrouillieren und im besten Fall knüpfen sie Bande des Vertrauens, wenn wir sie personell gezielt auswählen und nicht ständig durchwechseln." Es blieb abzuwarten, wie der Kaiser reagierte und ob es bereits Ansätze dieser Truppenplatzierung in der Subura gab.

  • Der Kaiser lächelte. "Nun, Rom ist weitgehend bebaut. Das legt einen Tempel in der bebauten Siedlung nahe. Oder hattest du an ein Heiligtum auf dem Land gedacht?" Das war natürlich etwas billiger. Aber eben auch nicht so prestigeträchtig.


    Die Subura war dagegen ein Thema, an dem sich schon seit Jahrhunderten die Aedilen die Zähne ausbissen. "Die Subura ist eine Gegend, die kaum zu kontrollieren ist. Seit Jahrhunderten gedeihen dort Armut und Kriminalität. Ich möchte dir also nicht allzu große Hoffnungen machen, dass Militärpräsenz die Lage dort verbessern wird. Auch die Kräfte der Cohortes Urbanae sind immerhin begrenzt." Severus wollte sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn man Truppen fest dort installierte. Ganz zu schweigen von der Frage, wo man das inmitten der Hochhäuser tun wollte. Vielleicht würden die Banden Angriffe auf die Statio starten. Es würde aber sicherlich hässlich werden.

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  • "Oh nein, nicht direkt auf dem Land", erwiderte Menecrates. So hatte er es nicht gemeint und er überlegte, wie er sich präziser ausdrücken konnte. "Es gibt auf dem Esquilin dichtere Siedlungsgebiete und solche, wo ein wenig Grün das Auge erfreut. Letztlich bin ich aber nicht auf den Esquilin fixiert. Dort allerdings verfüge ich über eigene Grundstücke. Vielleicht eröffnet sich aber auch die Möglichkeit, andernorts für ein bereits genutztes Grundstück eine Nutzungsänderung zu erwirken. Stünde bereits ein favorisierter Standort fest, könnte ich genauere Angaben machen. So aber befinde ich mich noch in der Phase der Recherche, was überhaupt machbar ist, und der Überlegung, für was ich mich letztlich entscheide."
    Da der Tempelbau nicht auf seiner Agenda für den heutigen Termin stand, war Menecrates nicht vorbereitet. Allerdings begrüßte er die Möglichkeit des unerwarteten Gedankenaustausches sehr, weil ihn das in seinem Vorhaben voranbrachte.


    Das Thema Subura beschäftigte ihn ebenfalls weiterhin. Auch er wusste um die Vergangenheit, gleichzeitig wollte er sich nicht von ihr knebeln und fesseln lassen.
    "Ich bräuchte die Stelle des Stadtpräfekten nicht anzutreten, wenn ich keine Visionen hätte. Solange wir nichts ändern, wird sich an der Kriminalitätsrate auch nichts ändern. Ich bitte dich um deine Zustimmung für folgenden Versuch:
    Ich möchte mit einer festen Station in der Subura beginnen. In einem Auswahlverfahren werden geeignete Urbaner gefunden, die weitgehend fest im Brennpunkt stationiert sind. Sie sollen als Kontaktpolizisten fungieren. Ihre Aufgabe soll sowohl die Betreuung als auch die Präventionsarbeit sein. Sie sollen nicht wie ein Fremdkörper patrouillieren, sondern im stetigen Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu Ansprechpartnern werden. Sie sollen ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte in ihrem Bezirk haben, Hausbesuche bei jugendlichen Ersttätern machen und auch durch ihre Präsenz für eine erhöhte Sicherheit auf öffentlichen Plätzen sorgen, wo das Leben pulsiert. Ich stelle mir außerdem Sprechstunden vor, bei denen die Bürger die Möglichkeit haben, ihre Nöte offenzulegen. Ich möchte wissen, was gärt, ehe es rumort."
    Menecrates schaute den Kaiser erwartungsvoll an.

  • "Je zentraler, desto mehr Menschen werden es sehen." erklärte der Kaiser mit einem Lächeln. Und je größer die Publizität, desto größer der Ruhm für den Erbauer. Wenn man den denn wollte. "Für einen öffentlichen Tempel solltest du in jedem Fall mit dem Collegium Pontificium Kontakt aufnehmen." Wie genau das funktionierte, hatte der Kaiser nicht parat. Aber dafür hatte er ja die Pontifices.


    Der zweite Vorschlag klang allerdings etwas seltsam. Kontaktpolizisten? Die Milites der Cohortes Urbanae waren wohl eher das, was man später einmal Bereitschaftspolizei nennen würde. Männer fürs Grobe. Er runzelte also die Stirn und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. "Ich war schon lange nicht mehr in der Subura, aber meines Wissens regieren dort Banden und die Menschen haben kein Interesse, mit der Staatsmacht zusammenzuarbeiten." Wieder fuhr er sich durch den Bart. "Erhöhte Präsenz kann ich mir vorstellen. Aber bei welchen Nöten Soldaten helfen sollen, ist mir nicht ganz klar. Und den Menschen dort auch nicht, wie ich mir vorstellen kann." Plötzlich kam ihm ein Gedanke. "Oder meinst du eher eine verdeckte Operation? Ein Spitzelsystem quasi?" Das konnte Severus sich schon eher vorstellen. Das war ja gängiger Teil konventioneller Sicherheitspolitik.

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  • Menecrates nickte zustimmend, was den Standort des geplanten Tempels betraf. Er nahm sich vor, über Außenwirkung und eigenem Empfinden noch einmal mit seinem Sekretär zu sprechen. Es ging ihm nicht in erster Linie um Prestige. "Danke für den Hinweis", erwiderte er, als das Collegium Pontificium zur Sprache kam.


    Bei Thema Subura und den Stadtkohorten gingen ihre Ansichten auseinander, aber das schreckte Menecrates nicht. Es betrachtete den Gedankenaustausch als Abwägen von verschiedenen Möglichkeiten, von denen am Ende sicherlich die beste aller Varianten umgesetzt werden würde.
    "Ja, es regieren dort Banden, ich weiß. Gleichzeitig gibt es auch Bewohner, die nicht mit ihnen sympathisieren, aber zwangsläufig kooperieren, weil sie keine andere Wahl haben. Niemand der Alleingelassen würde sich gegen eine Bande stelle. So gut wie sicher ist auch, dass wir die Banden vermutlich nie kontrollieren können, aber wir können ihren Zulauf steuern, indem wir die Unschlüssigen, die Perspektivlosen und selbst die Kleinkriminellen abfangen.
    Vielleicht ist es auch eine Wunschvorstellung von mir oder Zukunftsmusik, dass massiv enttäuschte Bevölkerungsgruppen zu Milites eine Form von Vertrauen aufbauen und sich zumindest sicherer fühlen können, aber jedes Vorhaben beginnt einmal klein. Sein Gelingen erfordert Beständigkeit und vor allem eine dauerhafte Präsenz vor Ort, die nicht als Mittel der Gewaltausübung, sondern als Schutzfaktor wahrgenommen wird."

    Menecrates würde nicht abstreiten, dass er möglicherweise einer Illusion anhing. Und doch gab es andernorts und sehr viel später vergleichbare Überlegungen in von Banden dominierten und als problematisch geltenden Stadtteilen.


    Er blickte den Kaiser unverwandt an. "Wir können es probieren oder wir können es lassen. Was auch immer wir nach dem Sklavenaufstand verändern, wir werden nie erfahren, ob es die richtige Stellschraube war, weil wir uns immer nur für oder gegen eine Intervention entscheiden können. Trotzdem frage ich mich, ob wir nicht möglichst viel ausloten und auch unbekannte Wege in Betracht ziehen sollten, um die Subura besser im Griff zu haben. Bespitzeln meinte ich dabei nicht, dafür sind die Prätorianer wohl die geeigneteren."


    Er blickte zwar gespannt, aber er würde die Entscheidung des Kaisers annehmen, ganz gleich wie sie ausfiel und ohne sich zurückgewiesen zu fühlen. Er verstand sich als Teil des kaiserlichen Beraterstabes, nicht mehr.

  • In einer Welt, in der weder Streetworker, noch polizeiliche Deeskalationsstrategien bekannt waren, musste der Vorschlag des Claudiers zwangsläufig etwas seltsam klingen.
    Der Kaiser strich sich also durch den Bart und meinte "Ein Schutzfaktor können wir nur sein, wenn wir die Bevölkerung wirklich schützen können. Dafür müsste man wahrscheinlich mindestens... sagen wir eine ganze Kohorte dorthin verlegen. Aber wo bringen wir die unter? Das Gebiet ist dicht besiedelt..." Abgesehen davon hatten die meisten sich ja ganz gut mit der Herrschaft der Gangs in diesem Gebiet arrangiert. Zumindest glaubte der Kaiser das.


    "Du wirst mein Vertreter für die Verwaltung der Urbs sein. Insofern stelle ich dir frei, was du versuchen möchtest. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass du eine solche Sache sehr gut durchdenken solltest, ehe du losschlägst. Wir befinden uns hier nicht an der germanischen Grenze, wo sich die Truppen geradezu tummeln. Die Cohortes Urbanae sind etwa 1500 Mann stark und die Subura ist schon jetzt weitgehend gebunden. Du wirst also auch überlegen müssen, wo du die Männer abziehen willst, die du in die Subura schickst." So war es in der Politik: Die Mittel waren begrenzt. Man konnte nicht alles auf einmal haben.

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  • Menecrates würde sich an das Vorhaben herantasten müssen, das stand für ihn von Anbeginn fest. Eine Kohorte entsprach bisher nicht seiner Vorstellung, er dachte in kleineren Maßstäben. Aber das konnte sich nach einem Besichtigungstermin und diversen Rücksprachen noch ändern. Nichts stand bisher fest. Es blieb zu ergründen, ob mehrere Stationes sinnvoll waren oder eine, aber größer ausgebaut. Selbst die genaue Position lag für ihn noch im Unklaren. Er würde ganz sicher nicht allein entscheiden, ob diese tendenziell näher an den Armenbehausungen oder im Vergnügungszentrum des Viertels lag,; ob sie eher dem Schutz der Bevölkerung oder dem schnellen Eingreifen der Ordnungskräfte bei Auseinandersetzungen dienen sollten.


    Es lag auf der Hand, dass Menecrates einzig durch die Unruhen dem Zeitgeist einen Schritt voraus war. In wenigen Jahrzehnten würde sich niemand über feste Stationes an besonderen Brennpunkten der Stadt mehr wundern. Einzig das Ausmaß der Besetzung dieser Stationes musste noch gefunden werden.
    "Ich muss mir erst ein Bild vor Ort machen und werde danach Meinungen einholen", erwiderte er auf die Primärfrage zu Ausweitung und Platzierung. Anschließend hörte er den weiteren Ausführungen zu.


    "Ich werde sorgfältig abwägen", versprach er. Ein Losschlagen kam für ihn nicht in Betracht. "In der Subura bedarf es des Fingerspitzengefühls, das weiß ich spätestens seit den Ermittlungen. Eine spürbare Veränderung sollte es dennoch geben, damit sie als notwendiges staatliches Handeln nach den Unruhen erkannt werden kann. Dieses Signal halte ich für wichtig."

    Auf Menecrates wirkte es so, als wäre das Thema Subura abschließend erörtert, aber er wartete ab. Seine Bitte konnte er auch ganz am Ende noch äußern.

  • Der Claudier schien verstanden zu haben. Severus würde ihm Raum zum Experimentieren geben. "Dann hast du ja einige Baustellen zu bearbeiten." stellte er zum Abschluss fest.


    Er strich sich nochmals durch den Bart. "Es könnte übrigens auch sein, dass ich dir in meiner Abwesenheit meine Stellvertretung in alltäglichen Fragen anvertraue. Das würdest du dann gemeinsam mit den Praefecti Praetorio und den Consuln entscheiden." In diesem Fall würde der Kaiser aber genaue Instruktionen hinterlassen.

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  • Ja, Baustellen gab es einige in nächster Zukunft. Menecrates nickte. Hinzu kam die Einarbeitung in den neuen Dienst sowie das Schaffen eines ersten Überblicks.


    Die Ankündigung des Kaisers, bei Abwesenheit auch in alltäglichen Fragen mit der Stellvertretung betraut zu werden, nahm Menecrates entgegen, ohne nachzufragen. Zwar blieb offen, welche Fragen als allgemein galten, aber er rechnete damit, dass dies im Falle der Abwesenheit spezifiziert wurde. Wieder nickte er. Die beiden Consuln kannte er persönlich, die Praefecti so gut wie gar nicht. Das würde sich aber zeitnah ohnehin ändern.


    Er hielt die Gelegenheit für günstig, sein Anliegen zu äußern. Sie befanden sich noch im Thema, aber sicherlich nicht mehr lange.
    "Ich möchte eine Bitte bezüglich der Amtseinführung äußern." Er wartete einen Moment, dann fügte er die Erklärung an. "Mir liegt das Tam Tam um meine Person weniger. Wenn sonst nichts dagegenspricht, würde ich mit deutlich weniger Aufmerksamkeit als bei Decimus Livianus recht glücklich sein."
    Wenn anders gewünscht oder es aus Tradition nicht anders ging, würde er natürlich mitspielen. Ihm persönlich reichte ein Appell bei den Urbanern. Sämtliche Amtsinhaber, die kleinen Angestellten der Verwaltung und die Römer würden vom Personalwechsel zwangsläufig erfahren und ins Gespräch wollte er sich lieber durch Taten als durch optischen Glanz an einem Tag bringen.

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