[Grundausbildung] Titus Licinius Iosephus



  • Hier absolviert


    Titus Licinius Iosephus


    unter der Anleitung und Aufsicht von


    Centurio Aulus Tiberius Verus


    seine Grundausbildung




    Ausbildungsplan:



    Grundausbildung - Titus Licinius Iosephus


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Kampf- und Waffenübungen


    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Pilum
    - Kampf/Linientaktik


    III. Übungen im:


    - Laufen
    - Reiten
    - Schwimmen

    IV. Übungsmarsch mit Formationstraining oder Manöver




    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend



  • Nach dem Wecken begann für Iosephus sein erster Tag als richtiger Soldat. Seine Kameraden erklärten ihm, wo er hinmusste, sodass er kurz darauf in voller Montur auf dem Exerzierplatz stand. Die Rüstung anzulegen hatte ein bisschen gedauert, aber Theopompus hatte ihm schließlich geholfen und die Schnallen für ihn zugemacht, sodass er jetzt wie ein richtiger Soldat aussah. Das Gladius hatte er zwar irgendwie auf die falsche Seite gehängt, was er erst bemerkte, als er sich mit den anderen Neuen in einer Reihe aufstellte. Aber nachdem das korrigiert war, fühlte er sich einigermaßen sicher.


    Fehlte nur noch der Centurio.

  • Und so tauchte der Veteran mit festen Schritten auf. Mit jedem Schritt wirbelte er etwas Staub auf, der ihm im Wind nachzog. Er schaute die Angetretenen ernst an, denn heute wollte er dem Neuling klarmachen, wo er sich nun befand. Verus trug zwar nicht seine volle Ausrüstung, sondern nur die üblichen Gegenstände des Nicht-Gefechtsdienstes, wie das cingulum militare und den Pugio; neben der üblichen Kleidung eines Soldaten, wie der schweren Wolltunika und den caligae. Doch das Wichtigste Element seiner Tagesdienstausrüstung war der Rebstock, welchen er bedrohlich in beiden Händen vor sich trug. Sein Optio trat aus der Reihe der Anwesenden und erhob seine Stimme. "Centurio anwesend!" Sofort nahmen die Soldaten Haltung an und richteten ihren Blick gerade aus. "Centurio Tiberius, ich melde die Centuria III, Cohors I, Conternubium I bis V angetreten. Restliche Einheit auf Patroullie und Sonderdienst," sagte der Optio tonlos und trat zurück in die Reihe, wobei er seinen Optiostab schützend in seiner Rechten hielt. Verus nahm die Meldung zur Kenntnis, indem er sie kurz wirken ließ. Er nickte dankend ab. "Salvete," grüßte Verus und ging die Reihen ab und holte dann Luft, um mit lauter Stimme den Neuling zu begrüßen. Er blieb genau vor Licinius stehen und drückte diesem seinen Stock unter das Kinn. "Du bist neu hier! Und ich möchte dir bereits ein paar Regeln klarmachen, bevor mit wir der Ausbildung beginnen," blickte er ihn kalt an. Er wartete auf eine emotionale Reaktion seines Gegenübers, um seine Rede entsprechend anzupassen.

  • Der Optio machte keinen besonders zackigen Eindruck, wie der Licinier sich dachte, als der Centurio erschien. Wahrscheinlich sagte er das hunderte Mal am Tag - irgendwann blieb die Zackigkeit wohl auf der Strecke...


    Als der Tiberier dann ausgerechnet ihn herauspickte, hatte Iosephus irgendwie ein komisches Gefühl. Gestern hatte der Centurio irgendwie recht locker gewirkt, heute machte er einen kalten, distanzierten Eindruck... als ob er ihn gestern nicht persönlich durch das halbe Castellum geführt hätte, statt das dem Rekrutierungsoffizier zu überlassen. Der Tiro war allerdings kein Mensch mit ausgeprägter Mimik. Also sah er Verus weiter ausdruckslos an... vielleicht auch ein bis bisschen skeptisch...

  • Ein tumber Klotz von Kerl. Verus schmunzelte zynisch und erhob seine feste Stimme. "Es gibt eine wichtige Regel," erklärte der Centurio, immer noch den Stock an das Kinn des Iosephus pressend und mit beiden Augen auf dem Angesicht des jungen Mannes haftend. "Jeder hat zu kämpfen, keiner drückt sich," donnerte er die Worte herab, wie bei einem Gewitter und zog dann den Stock zur Seite weg, so dass womöglich eine kleine Strieme blieb. "Jeder Befehl wird ausgeführt und du wirst lernen das Leid nur in deinem Kopf existiert. Du bist jetzt Teil der Legion und die Legion wird dir alles nehmen, um dir bei guter Lebensführung, eine Auswahl wieder zu geben," erklärte Verus zynisch. "Versagst du oder drückst dich vor einem Auftrag oder dem Kampf, werde ich dich eigenhändig töten," drohte der altgediente Tiberius und spuckte vor Licinius auf den Boden. "Darauf hast du mein Wort!" - spielte er seine gewohnte Rolle als harter Kriegshund. "Aus der Reihe treten, Miles," befahl Verus und deutete mit dem Stock neben sich auf den Boden. "Eine weitere Regel ist, dass ich nun dein Vater bin. Du wirst Respekt zeigen. Du wirst nicht ohne meine Erlaubnis das Lager verlassen. Du wirst dich nicht betrinken, ohne meine Erlaubnis. Du wirst mich nicht belügen. - Und, du wirst niemals deine Hand gegen mich erheben."

  • Der Licinier fand den Vitis an seinem Kinn unangenehm und er hob ein wenig den Kopf, um den Druck zu verringern - leider erfolglos, denn der Stock folgte ihm. Als er weggerissen wurde, fuhr seine Hand intuitiv zu seinem Kinn, um die leicht brennende Stelle zu reiben. Währenddessen hörte er dem Tiberier zu - markige Worte! Scheinbar wollte er Iosephus einschüchtern, aber dafür trug er irgendwie zu dick auf - der Rekrut konnte ihm nicht recht glauben, dass er getötet werden würde, wenn er irgendwo versagte. Sein Vater hatte ihm schon manche Geschichte über seine eigene Grundausbildung erzählt - jeder scheiterte irgendwann, das war klar!


    Trotzdem trat er auf Befehl und fixierte seinen neuen "Vater" ausdruckslos. Die Befehle waren klar, aber nicht besonders schwierig - all das hätte er sowieso getan, auch wenn man es ihm nicht befohlen hatte. Trotzdem fragte er sich, was der Centurio wohl mit ihnen unternehmen würde, dass sie Lust hatten die Hand gegen ihn zu erheben!

  • Verus nickte zufrieden und trat um den Rekruten herum, bis er seine Stimme zu einem neuen Befehl erhob. "Kniebeugen! Los!" - war die Anweisung. "Ohne Zahl. Ich will sehen, wie weit du kommst," erklärte der Centurio knapp und blieb dann stehen. In seinen Hand verweilte drohend jener Stock, der auch stets zur Züchtigung eingesetzt wurde. Verus würde die alten Maßstäbe an die Ausbildung ansetzen. Den Willen brechen, dann eine militärische Persönlichkeit etablieren und diese dann verfeinern. Legionäre hatten zu funktionieren und nicht zu hinterfragen. Freie Persönlichkeiten neigten zum Widerstand- und Widerstand konnte kein Militär gebrauchen, welches den Anspruch hatte, die Welt erobern zu können.

  • Iosephus begann sofort, wie ihm befohlen wurde. Kniebeugen fand er, waren eigentlich eine recht einfache Übung und er schätzte, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis ihm die Puste ausging. Tatsächlich waren die ersten 30 auch kein Problem, da kam er kaum ins Schwitzen - dann wurde es aber langsam anstrengend. Langsam begannen die Muskeln zu ziehen und heiß zu werden, dann brannten sie, die Knie schmerzten...


    Trotzdem biss der Licinier die Zähne zusammen. Immerhin sahen ihm eine ganze Menge Kameraden zu und er wollte nicht schwächlich aussehen. Also ging es weiter... zwar immer langsamer, aber noch war der Ofen nicht aus. Erst als bei Nummer 91 seine Waden unkontrolliert zitterten und der Schmerz in Muskeln und Gelenken kaum mehr auszuhalten war, kam er einfach nicht mehr hoch.
    [COLOR=#affe]"Ich... glaub'... das war's!"[/COLOR]
    , stieß er zwischen seinen Versuchen aufzustehen hervor, ehe er nach hinten umfiel und sich schnell aufrappelte.

  • Eine Maschine. Verus staunte nicht schlecht, dass der Bär von Jüngling, wirklich ohne Ausbildung auf eine derartige Zahl kam. Der Centurio war zufrieden, denn das bedeutete, dass er aus diesem Rekruten einen guten Frontsoldaten formen konnte. Die Probleme mit dem Schreiben und der naiven Lebensführung bekam er auch noch in den Griff. Es war sogar ganz gut, dass dieser Bursche nicht zu viel nachdachte und einfach ausführte. Für die Legion brauchbar, war eine gedankliche Notiz des Veteranen. Schließlich fiel der Tiro um aber rappelte sich schnell wieder auf. Immer mehr gute Eigenschaften zeigten sich. "Gut," sagte Verus. "Centuria, heute die übliche Übungen an der Holzstange für euch," befahl der Centurio monoton und trat vor Licinius. "Auch für dich. Ich möchte sehen, was du kannst," sagte Verus mit einem kalten Lächeln, als er mit einem Zeig zu aufgereihten Stangen deutete.


    Man hatte etwa mannshohe dicke Holzstangen aufgestellt, vor denen geflochtene Weidenschilder und einige Holzschwerter lagen, beide von doppeltem Standardgewicht. Der Optio trat aus der Reihe, da es nun seine Aufgabe war, die Soldaten an die Stangen in Reihen zu verteilen. Seine gebrüllten Befehle gingen etwas im Gewimmel der geordneten Bewegung der Legionäre unter, die den Drill schon kannten. Der Optio ließ eine Stange frei, die den Neulingen galt. Etwa neun Frischlinge reihten sich an der besonderen Übungsstange auf, um auf den Centurio zu warten, der noch bei Licinius wartete. Er würde ihn zur Stange begleiten, da er der Erste sein sollte. "Komm'," rief Verus dem Tiro zu. Es gab keine große Zeit für eine Pause. Ausruhen konnte er sich in der Stube oder wenn er in die Reihe zurückgestellt wurde.

  • Das Aufrappeln war nicht so einfach, wie Iosephus gedacht hatte - seine Beine zitterten nach dieser brutalen Anstrengung noch immer und er hätte sich am liebsten nochmal auf den Boden gehockt. Aber der Centurio hatte ihn offensichtlich auf dem Kicker - anstatt mit den anderen mitzugehen, wartete er noch extra bei ihm, sodass er sich keine Ruhe gönnen durfte.


    Mehr humpelnd als gehend bewegte er sich also zu den Holzstangen und nahm den Schild vom Optio entgegen. Das Ding war verdammt schwer - eine zusätzliche Belastung für seine sowieso schon überlasteten Beine! Also stellte er das Ding erstmal vorsichtig ab - sicherlich würde der Centurio erst ein paar Anweisungen geben! Er war ja nicht der einzige Neuling...

  • Schnell waren sie. Die Übung konnte also rasch beginnen, da der Tag bereits in die Mitte der Stundenuhr geschritten war. Die Sonne verneinte dem Centurio bereits großangelegte sportliche Folter, die er gerne im Nachgang anbot oder besser befahl. Laufen und Springen galten diesem Tiberius als geeignete Vorbereitung für kampfbildende Maßnahmen. Doch heute würde es nur bei der Übung mit den Holzwaffen bleiben. Der zerschlag wirkende Iosephus ließ Verus grantig schmunzeln. Er wollte in die Legion und nun sollte er auch deren schweißiges Salz schmecken. Wenn man über die Legion schrieb, sah man viele Mythen aber die meisten konnten mit einem Stoff zusammengefasst werden: Salz. Die Legion war kristallhart, bitter und salzig schmeckend und aus dem Schweiße geschlagen, den die Männer bluteten. Salz konnte nur in Minen durch Arbeit gewonnen werden oder Verdunstung von Meerwasser. Verus wollte die Körper der Frischlinge durch Arbeit und harte Ausbildung ebenso in jenes Salz verwandeln, welches die Allmacht Roms war. Am Ende würde der Körper brechen und jenen feinen Legionär preisgeben, wie vernebeltes Wasser Salz freigab. Doch bis dahin war es hartes Arbeit, diese Rekruten auf Kurs zu bringen. "Tiro," rief Verus und zeigte nicht auf Licinius, dem er wirklich eine kleine Pause gönnte. Er konnte in die Reihe an das Ende treten oder beobachten. Verus nahm seinen Stock und deutete auf eine Position vor der Holzstange. Der Tiro, noch etwas ungeschickt, versuchte seinen Stand zu finden. "Schild anheben, auf Sichtkante deiner Augen," erklärte Verus sachlich und drückte mit seinem Stock dagegen, bis der junge Tiro eine passende Position hatte. "Wir beginnen einfach," nickte der Centurio ab und deutete mit seinem Stab auf den schwertführenden Arm mit dem Holzschwert, welches der Legionär schlaff hielt. "Handgelenk anspannen und festhalten," schimpfte Verus, während er dem Rekruten mit seinem Rebstock einen Schlag auf den Oberarm verpasste. Der Rekrut tat nun ängstlich, was ihm befohlen. "Etwas weiter nach Hinten," verbesserte der Veteran und war dann zufrieden, als das Gladius etwas gerade nach Hinten versetzt gehalten wurde. "Auf meinen Befehl, schnell am Schild vorbei stechen in einer geraden Stoßbewegung. Dabei das Scutum leicht vordrücken aber auf Höhe halten," erklärte er weiter und blickte trat dann mit einem Schritt auf Abstand. "Los," befahl Verus und beobachtete die ausgeführte Bewegung aufmerksam. Mit einem krachenden Ton traf das Holzgladius die schwere Stange. "Noch mal," warf Verus laut aus seinem Mund. "Schneller!" Der Rekrut wiederholte die Bewegung immer schneller, bis sich Schweiß auf seiner Stirn sammelte. "Gut," nickte Verus ab und deutete dann zurück in die Reihe. "Nächster," rief der Centurio und wartete.

  • Sie mussten sich in einer Schlange anstellen - Iosephus musste unwillkürlich an die Schulstunden in Aquae Mattiacorum denken, wo er mit seinen Mitschülern auch gerne hatte anstehen müssen, zur Hausaufgabenkontrolle beispielsweise...


    Aber hier war die Sache natürlich etwas ernster und der Tiro achtete genau darauf, was seine Kameraden richtig und falsch machten. Als letzter in der Reihe hatte er ein bisschen mehr Zeit, in der er immer wieder das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagerte - das war angenehm nach den anstrengenden Kniebeugen. Als er beim Centurio angekommen war, hatte er sich zumindest so weit erholt, dass er nicht mehr zitterte.
    Trotzdem brach er sofort wieder in Schweiß aus, als er das Scutum auf Augenhöhe hob und das Holzgladius stoßbereit hielt. Irgendwie kam es ihm gar nicht so leicht vor, den Schild an seinem mittigen Griff ausbalanciert zu halten. Trotzdem versuchte er, es bei jedem Stoß etwas vorzudrücken und dann wieder zurückzuziehen - das war anstrengender, als es ausgesehen hatte!

  • Verus beobachtete das Treiben mit festem Blick. Er duldete keinerlei Fehler, denn sein eigenes Leben und das eines jeden anderen Legionärs hing von einer guten Ausbildung eines jedes Soldaten ab. Die römische Armee war nur so gut, wie ihr kleinstes Glied in der Kette. Schließlich kam wieder der tumbe Iosephus an die Reihe. Die Pause schien ihm nicht geschadet zu haben, obwohl auch er schnell in den Schweiß kam. Der Centurio nickte und korrigierte auch hier mit seinem Stock die Pose des Rekruten. "So," machte er dabei, als der Arme in richtiger Höhe gehalten wurde. "Ganz gut," sagte Verus und war zufrieden, was gerade Anfang wirklich eine Überraschung war. Der Tiberius galt in der Ausbildung als streng, so dass dies wirklich ein Lob war. "Ich denke, dass du bereit bist," erweiterte Verus die Übungsaufgabe. "Stoße mit deinem Scutum und deinem Körper gegen die Stange und steche mit dem Gladius schnell über die Sichtkante deines Schildes," befahl Verus und schlug als Zeichen mit seinem Standeszeichen (dem Stock) auf das Scutum, so dass ein dumpfes Geräusch entstand. Natürlich hatte Verus bemerkt, dass Licinius bereits Kräfte als Preis entrichtet hatte aber er würde ihn heute über jene imaginäre Grenze des körperlichen Schwächepunktes bringen. Es war seine ihm persönlich gestellte Aufgabe, die Frischlinge soweit fit zu machen, dass sie die ersten Minuten einer Schlacht überstehen konnten. Mehr konnte er ohnehin nicht tun. Erst die erste Schlacht entschied über ihr Schicksal. Er konnte nur so gut, wie es eben nur ging, ausbilden und viele Szenarien abdecken aber am Ende war jeder Kriegseinsatz ein Novum. Feinde hielten sich nicht an Planspiele oder Kriegsregeln. Insofern wollte er jeden Legionär auch soweit vorbereiten, dass sie im Zuge des Kampfes minimal improvisieren konnten und einige Grundlagen beherrschten, auf die sie instinktiv und variabel zurückgreifen konnten. Dennoch begann auch diese Ausbildung mit diesen einfachen Übungen. Das Scutum und das Gladius waren die Hauptwaffen des Kampfes; noch vor dem viel geliebten Marschieren und Schanzen.

  • So gut er konnte setzte Iosephus die Korrekturen des Centurio um. Er verstand zwar nicht immer, warum es besser war, den Arm etwas stärker angewinkelt zu halten oder nicht, aber sein Vater hatte ihm schon beigebracht, dass man keine Fragen stellte. Also machte er einfach.


    Als nächstes musste er gegen den Pfahl rempeln - was generell lustig klang, aber beim dritten mal auch an der Schulter weh tat. Der Weidenschild federte weniger, als der Licinier sich das gewünscht hätte. Trotzdem gab er auch hier nicht klein bei und machte tapfer weiter. Dass er sich dabei auf die ungewohnte Bewegung seines Schwertes konzentrieren musste, machte es nicht einfacher...

  • Der Mann war ein Naturtalent. Verus war überrascht über diesen einfältigen Mann, der scheinbar eine geborene Kampfmaschine war. Instinktiv hielt er die Waffe richtig und führte die ihm angewiesene Bewegung, einer Maschine gleich aus. Ein Centurio konnte nicht zufriedener sein. Verus schaute sich das Schauspiel noch einen Moment an und unterbrach den Rekruten dann, indem er seinen Stock auf das Schild legte und die Bewegung deutlich unterbrach. "Gut," lobte der Offizier kalt und blickte in die Reihe der Wartenden und dann in den Himmel, wo sich bereits die Sonne dezent neigte. Er hatte noch etwas Zeit für zwei weitere Übungen, bevor man mit dem Drill fortfahren würde, der auch im Halbdunkeln stattfinden konnte: Marschieren und Marschtritt. "Ich möchte, dass sich jeder nun einen Übungspartner sucht und diesem auf Linie gegenübertritt," befahl Verus und nickte seinem Optio zu. "Die anderen können mir erweiterter Schwertübung beginnen. Ich übernehme die Frischlinge. Du weißt, was zutun ist. Wir treffen uns nachher zur Marschübung," erklärte Verus seinem vertrauten Optio, der fies lächelte. Endlich hatte er freie Hand und mit einem Handgruß verabschiedete sich der Optio zu den anderen. Verus selbst nahm ein Weiden-Scutum auf und verstaute seine Vitis am Gürtel, bevor auch er ein Holzgladius vom Boden aufnahm. Er baute sich vor Licinius auf. "Ich werde mit diesem hier üben," sagte Verus und deutete mit seinem Übungsgladius auf Licinius. Verus hielt das Scutum in geübter Hand, so dass es recht ruhig lag. Die anderen Rekruten hatten ihre Partner gefunden und bildeten jeweils eine Übungsreihe aus Duellanten. Noch warteten sie. "Beobachtet erst uns und ich gebe euch dann ein paar Aufgaben," befahl der Centurio nicht kalt aber auch nicht warm. Eher monoton war seine Stimme, die laut aber nicht überschlagend die Worte tonlos brabbelte.

  • Iosephus drosch den ganzen Vormittag auf den Holzpfahl ein, der sich von seinen Stichen aber wenig beeindruckt zeigte - die Kerben zeigten, dass er schon tausende Hiebe abbekommen hatte und wohl auch noch ein paar tausend mehr aushalten würde. Der Centurio ging hin und her, schien aber ganz zufrieden mit ihm.


    Nach Stunden des Trainings waren die Beine des Liciniers wieder einigermaßen in Ordnung - dafür wurden die Arme schwerer und schwerer. Dieses Weidenscutum hatte ein verdammtes Gewicht und auch der Gladius, der ständig schnell vorschnellte, zehrte an den Kräften.


    Als sie schließlich eine neue Übung machten, hoffte der Tiro schon, endlich die schweren Waffen aus der Hand legen zu können. Stattdessen war nun eine Partnerübung gefragt - Iosephus stöhnte. Es war zwar tatsächlich ein bisschen langweilig geworden, ständig ein Stück Holz zu bearbeiten, das weder auswich, noch zurückschlug - aber er hätte das ganze lieber morgen gemacht! Jetzt stand er sogar wieder dem Centurio gegenüber. Also hieß es wohl wieder, keine Schwäche zu zeigen...

  • Verus entschied sich, den jungen Mann noch einmal richtig zu fordern, damit dieser ganzheitlich begreifen konnte, dass die Spiele vorbei waren. Kaltherzig und mit dem eisigen Blick eines Kriegers, suchte er seinen Kontrahenten. Der Centurio hielt sein Weidenschild fest und auf klarer Sichtkante. Man merkte, dass er Übung damit hatte und diese Pose lange durchlebt hatte. Das Training zahlte sich bei ihm mehr als aus. Das Gladius hielt er verdeckt auf Hüfthöhe und war bereit mit diesem kräftig zu stechen. "In Position," versprach der Mann sich selbst und auch als Befehl an den jungen Tiro. "Achtet auf uns!" Verus rückte mit geordneter Beinarbeit an Iosephus heran und donnerte mit seinem Schild gegen das des Rekruten, danach stach er kräftig mit dem Gladius in die Seite des unerfahrenen Frischlings. Verus hatte die Ablenkung und den Druck seines Schildes genutzt, um eine Lücke zu finden. Diese Lücke war schnell genutzt und so zog Verus das Gladius zurück, um wieder einen Schritt zurück zu gehen. "Schild an Schild und dann in die Lücke stechen, die sich euch bietet," erklärte der Offizier diese einfache Übung und somit auch die einfachsten Grundlagen. "Es ist nicht schwer aber erfordert gewisse Übung," sagte Verus und nickte seinem Trainingspartner zu. "Greif mich nun an. Mache es gleich," forderte Verus, der seinen Kopf wieder senkte, um seinen Nacken zu schützen und die Sichtkante über das Scutum besser zu nutzen.

  • Iosephus hatte wenig Motivation, sich vom Centurio vermöbeln zu lassen. Aber da musste er jetzt durch. Also nahm er seinen Schild mit dem schmerzenden Arm auf und begab sich wieder in Position.
    Den Angriff sah er viel zu spät kommen und das Scutum des Tiberiers brachte ihn fast aus dem Stand, so heftig traf es ihn. Natürlich kostete es dann auch keine große Anstrengung, ihn zu treffen.
    Und der Treffer kam hart! Iosephus trug zwar seine Rüstung, aber die getroffene Metall-Schiene drückte sich durch den Stich durch Tunica und Muskulatur bis auf den Knochen, sodass der Tiro vor Schmerz aufkeuchte. Gab bestimmt einen blauen Fleck!


    Am liebsten hat er alles stehen und liegen gelassen und sich die Seite gehalten. Aber auch wenn Verus ihn nicht weiter mit Schlägen eindeckte, war er doch nicht entlassen. Also nahm er schnaufend wieder seine Position ein und versuchte, den Angriff nachzumachen. Er war aber viel zu erschöpft, um genau zu zielen, sodass er mit letzter Kraft irgendwohin stieß, wo kein Weidengeflecht war und hoffte, dass das zählen würde.

  • Der Angriff des Tiro wurde mit einer schiebenden Bewegung des Weidenschildes des erfahrenen Veteran unterbrochen und der Stich versank im Nichts neben Verus. Verus wog ein wenig Kraft auf, um die Abwehr gegen den erschöpften Rekruten aufrecht zu halten.


    Verus führte die letzte Bewegung aus und verweilte in einem festen Stand vor seinem Übungsgegner. "Gut, beginnt mit euren Übungen," befahl der Centurio mit einem flappsigen Tonfall und nahm eine etwas leichtere Position ein, indem er das Schild etwas absenkte. Die anderen Rekruten begannen mit ihren Übungen, die jeweils jene Bewegungsfolge wiederholten, die Verus mit Licinius gerade vorgemacht hatte. Verus hingegen gönnte seinem Kampfopfer eine kurze Verschnaufpause. "Gute Arbeit," lobte der Offizier den gegenüberstehenden Rekruten. "Du musst nur gerade stechen. Versuche eine gerade Bewegung an deinem Schild vorbei. Schiebe mit deinem Scutum gegen das Schild deines Feindes und steche dann schnell zu. Zögere nicht und ziehe den Arm sofort zurück," erklärte Verus und hob den Schild noch einmal an. "Noch mal," forderte er den Jüngling auf, um erneut seine Fähigkeiten zu beweisen. Verus machte sich bereit, würde dem Rekruten aber eine Finte stellen, indem er sein Scutum nach Innen wandte und mit einer hektischen Bewegung über die Sichtkante stechen würde. Das Holzschwert würde im Halsbereich des Gegners landen, der durch seine nach vorne fallende Stichbewegung, zwangsläufig für einen solchen Angriff verwundbar war.

  • Titus nutzte die Pause, um kurz zu verschnaufen. Er hatte gedacht, dass es hart werden würde - aber jetzt, wo er dabei war, half ihm das auch nichts! Er wünschte sich nur, dass der Tag bald endete und er sich erholen konnte!


    Vorerst war das scheinbar nicht vorgesehen. Der Centurio hob wieder sein Scutum und forderte ihn auf, anzugreifen. Also machte der Licinier, was ihm befohlen wurde: Er schob seinen Schild vor und führte das Schwert gerade vorbei. Auch wenn es anstrengend war, zog er dann rasch zurück - was aber egal war, denn in diesem Augenblick stieß der Tiberier mit seinem Gladius über die Schildkante vor und traf ihn voll am Hals, genau zwischen Helm und Rüstung.
    Iosephus hatte das weder kommen sehen, noch konnte er irgendetwas dagegen tun - die abgestumpfte Spitze stieß hart gegen sein Focale, wurde davon aber kaum abgeschwächt und sorgte dafür, dass dem Tiro für einen Moment die Luft wegblieb, ehe sich ein heftiger Schmerz ausbreitete.
    Er machte nur ein würgendes Geräusch und ließ sein Schwert fallen, um sich die getroffene Stelle zu halten - es fühlte sich an, als hätte er sich die Luftröhre gebrochen, so weh tat das!

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