Gottesdiener im Gespräch

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…ia/villa_atrium_klein.pngDie Freigelassene Aciliana Phryne und ihr Sklave Glaucus führte Albin in das Atrium der Villa. Hier wurde die Tageshitze durch das leise Plätschern des Impluviums gemildert. Albin wies auf eine Steinbank, auf der ein bequemes Kissen drapiert war.


    "Bitte, nimm Platz. Duccius Verus wird dich sogleich empfangen."


    Und mit einem abschätzigen Blick auf ihren Sklaven erklärte Albin: "Dein Sklave kann derweil in unserer Culina eine Erfrischung und einen Happen zu Essen bekommen, wenn du wünschst."

  • Als ihn Albin im Arbeitszimmer aufsuchte und ihm mitteilte, dass Aciliana Phryne im Atrium auf ihn wartete, schaute der Flamen den alten Mann verwundert an. Er hatte diese Frau noch gar nicht geschweige denn überhaupt erwartet. In dem übermittelten Brief stand lediglich, dass er das Gespräch mit ihr suche. Eigentlich hätte man als Flamen Divi Augusti erwarten können, dass man in die Casa Acilia eingeladen und seinem Stand entsprechend bewirtet. Aber gut... keiner ließ sich die Gastfreundschaft der Duccier entgehen und verzichtete darauf, die Villa von innen zu sehen. Verus atmete einmal lang aus, stand dann auf und ging ins Atrium. Seinen Sekretär hatte er dabei natürlich im Schlepptau, der alles wichtige aufschreiben sollte.


    Im Atrium angekommen stand er zunächst am anderen Ende des Säulenganges, daher dauerte es etwas, bis er bei seinem Gast ankam. "Aciliana Phryne, ich grüße dich und heiße dich in der Villa Duccia willkommen." der Groll von vor einigen Jahren war quasi verflogen. Seine Meinung gegenüber dieser Frau allerdings nicht, welche hier und heute aber keineswegs eine Rolle spielte, immerhin handelte es sich um einen dienstlichen Termin. "Ich hoffe, der Weg aus der Stadt war nicht zu beschwerlich bei der Mittagshitze? Darf ich dir etwas zu Trinken und zu Essen anbieten?"

  • Zur Begrüßung stand Phryne auf. Charmant lächelnd wünschte die Freigelassene den Duccier den Segen der Götter und ließ es sich nicht nehmen sich entsprechend bewirten zu lassen.


    Danke eine kleine Erfrischung ist bei der Hitze durchaus willkommen. Posca bitte. Der Weg du dir ist tatsächlich für meine Verhältnisse weit. Ich verlasse die Stadt eigentlich nie.


    Sie rückte sich auf dem Mobiliar zurecht, dass der Hausherr ihr zugewiesen hatte. Ihr fliederlila Gewand ließ wie zufällig ein wenig eines ihrer langen Beine aufblitzen. Sie wusste ja, dass Decimus Duccius Verus Wittwer war. Und noch dazu einer der interessantesten unverheirateten Männer der Stadt. Einen Versuch war es wert.


    Du hast in deinem Brief geschrieben, dass du mit mir in meiner Funktion als Priesterin der Kybele sprechen möchtest. Worum geht es genau, wenn ich fragen darf? Und warum sprichst du in dieser Angelegenheit nicht mit dem Gallus Claudius Atticus?

  • Eines der Küchenmädchen hatte schon ungeduldig um die Ecke geschielt, ob Verus für seinen Gast etwas anforderte. So winkte er sie zu sich, gab ihr ein paar Anweisungen und sie verschwand in die Küche, um die gewünschten Dinge herbeizubringen.


    "Nun, es hat durchaus Vorteile, außerhalb der Stadt zu leben." und damit meinte er nicht nur den duccischen Wildgarten, die Ruhe und Aussicht. "Als ich noch etwas jünger war, habe ich den Weg täglich bestritten. Mittlerweile lasse ich mich in die Stadt fahren." erklärte er.


    Gerade wollte er den Übergang vom Smalltalk zu den dienstlichen Dingen finden, da kam das Küchenmädchen auch schon wieder und brachte die Erfrischungen und ein paar Häppchen für den kleinen Hunger. Im duccischen Hause ließ man es sich nicht nehmen, seine Gäste selbst zu bewirten, weshalb Verus das Mädchen dankend zurück in die Küche schickte - Marga hatte sicher einiges zu tun und würde ihre Hilfe benötigen - und Phryne einen Becher Posca einschüttete. Jene machte es sich derzeit auf dem Kissen gemütlich und war sich dabei nicht zu schade, den Flamen alles andere als subtil mit dem Blankziehen eines ihrer Beine auf ihre Reize aufmerksam machen zu wollen. Auch wenn der Groll der letzten Jahre verflogen war, machte dies doch vieles nicht ungeschehen. Ohne einen Blick auf ihr Bein zu werfen oder ihren Versuch zu kommentieren, reichte er ihr den Becher Posca und hielt ihr das Tablett mit den kleinen Häppchen hin, um schließlich zum Punkt zu kommen.


    "Ja das stimmt. Nun, mit dem Claudier habe ich noch nie ein Wort gewechselt und meines Erachtens bekäme somit eine Einladung zu einem Gespräch eher einen Beigeschmack der Kontrolle, als zwischen uns." natürlich wollte er durch gezielte Nachfragen in Erfahrung bringen, was in diesem Kult vonstatten geht, um letztendlich zu kontrollieren, dass alles gesittet abläuft und keine schändlichen Dinge vollzogen werden, was die Stadt vergiften könnte. Dieses Gespräch sollte allerdings erstmal ein Austausch werden, um Informationen zu sammeln. "Wenn es dir beliebt, können wir unser Gespräch auch beenden und ich suche den Claudius auf." offerierte er ihr völlig kühl und sachlich. "Andernfalls, erzähle mir doch etwas über deinen Kult." schob er nach, lehnte sich etwas zurück und signalisierte Phryne somit, dass er bereit und gespannt war, ihr zuzuhören.

  • Die Verwaltung einer kompletten Provinz ließ nicht allzu viel Zeit für das Verweilen in den heimischen vier Wänden. Zudem forderte seine Frau von ihm, als oberster Repräsentant der Res Publica den Großteil seiner Zeit in Mogontiacum im Palast zu verbringen. So hatte sein aktueller Aufenthalt in der Villa durchaus Seltenheitswert, auch wenn er selbst dies mit großem Wehmut bedachte. Endlich mal raus aus der Toga, eine schlichte Soldatentunika aus grober Wolle tat es auch und die Schuhe wurden bei den aktuellen Temperaturen auch einfach weggelassen, was einem die Füße dankten. Sowieso: alles viel unkomplizierter und freier und sowieso.
    Dass die Arbeit trotzdem nicht einfach haltmachte, indem man den Großteil der üblichen Wolke aus Singulares wegließ und sich nur auf die ihm bekannten Kelten als Leibwächter verließ (wie damals, als alles noch deutlich weniger förmlich schien), wurde dem Statthalter klar als Albin ihn mit einem unverschämt süffisanten Grinsen eine Tabula in die Hand drückte, deren Inhalt für Vala nicht den geringsten Sinn ergab. Gut, laut Siegel gehörte es zu einem Vertreter irgendeines Kults in Augusta Raurica, aber die Worte wollten sich in seinem Kopf einfach nicht zu den notwendigerweise erkenntnisbringenden Formeln verbinden. Nein, dies war zu hoch für seinen tendentiell eher agnostischen Geist, hier musste ein Profi ran.
    Gut zu wissen, dass er eben jenen Profi noch vor wenigen Moment durch die Villa hatte streifen sehen. Laut Albin war der Typ im Atrium, weil er Besuch hatte, was nicht weiter schlimm war... immerhin war es Phelan der selbst so gut wie keine Gelegenheit ausließ um eine Party zu crashen. Da Vala auf dem Weg ins Atrium unweigerlich bei der Küche vorbeikam, bot sich natürlich gleich auch DIE Gelegenheit unauffällig den nicht gerade kleinen Hunger zu stillen... was er dann auch erfolgreich tat, allerdings beim nicht ganz so unauffälligen Verlassen der Küche laut vernehmbar von seinem Hinterkopf abprallenden Holzlöffel und einem noch viel vernehmbareren Fluch verabschiedet wurde.
    Sich mit einer mit Schmalz bestrichenen Stulle kauend den Hinterkopf reibend stolperte Vala grinsend ins Atrium, biss noch einmal in die Stulle hinein und winkte dann mit der Tabula in Richtung seines Vetters: "Phöllon. Iff hab da waff, daff dö mi übör...söffen...mufft.", hielt der gerade sehr unstatthalterliche Statthalter, als er sich gewahr wurde, dass der Besuch seines Vetters erstens weiblicher und zweitens doch recht offizieller Natur zu sein schien. Mit einem leicht dümmlichen Blick blinzelte Vala ein paar mal, bevor er sich für ein verlegenes Lächeln, ein Schulterzucken und den Rückwärtsgang entschied: "Daff kann auf waften. Biff fpäter." , sprach's und verschwand auffällig unauffällig zwischen den Säulen des Atriums.

  • Duccius Verus war gerade heraus. Phryne mochte das. Er wollte also vorfühlen wie sich der Kybelekult entwicktelte. Die frisch geweihte Priesterin nickte lächelnd.


    Wenn es nur um ein Informationsgespräch geht, können wir sicherlich in dieser angenehmen Athmosphäre plaudern. Ich wollte nur klar stellen, dass ich keine Entscheidungen den Kultverein betreffend tätigen kann. Das wäre Sache des Gallus.


    Er wollte also etwas über den Kult erfahren. Phryne lehnte sich zurück und schlug ein langes Bein über das andere.


    Nun, wie du sicher weißt, ist Kybele eine phrygische Göttin. Sie wird von uns Fanatici Große Mutter genannt. In dem Kultgeschehen spielen regelmäßige wöchentliche Treffen eine Rolle. Menschen jedes Standes sind zugelassen. Frauen, Männer, Freie und Sklaven. Jeder bringt zu den Treffen mit was er erübrigen kann. Es wird gespeist und über religöse wie auch profane Dinge gesprochen. Einmal im Jahr gibt es ein großes Fest. Das Frühlingsfest, das mehr als 10 Tage dauert. Mit einer Fastenunterbrechung. Was möchtest du noch wissen?

  • Gerade waren seine letzten Worte verklungen, da platzte ein großer, bärtiger und auch an den Füßen stark behaarter Mann in das Atrium und quatschte mit vollem Mund los, sodass man fast schon Sorge haben musste, dass die ausgespuckten Essensreste garstige germanische Vögel anlockte, welche durch die offene Decke des Atriums herein flattern und sich gütlich daran laben würden. Eigentlich wollte der Duccier schon loskeifen, weil er diese Gestalt für einen Stallarbeiter der Hros gehalten hatte, da erkannte er in dem Mann in schlichter Kleidung und ohne Schuhe seinen Vetter Alrik, Titus Duccius Vala, Legatus Legionis, den Statthalter. Mit schrägem Blick vernahm er das Genuschel und lies seinen Auftritt genauso unkommentiert wie seinen Abgang. Naja, beschweren konnte er sich hier nicht über die Störung, hatte er seinen Gast doch im Atrium, welches unter anderem für Duchgangsverkehr gedacht war, empfangen.


    Phryne schien den peinlichen Auftritt seines Vetters gar nicht mitbekommen zu haben, was vielleicht auch daran lag, dass sie mit dem Rücken zu ihm saß oder ihn schlichtweg ignoriert hatte. Folglich lauschte der Flamen ihren Worten...


    "Natürlich, natürlich. Das war auch nicht meine Absicht." stellte er noch einmal klar und zeigte sich mit einem Informationsgespräch in lockerer Atmosphäre einverstanden.


    Dass ihre Anhänger die phrygische Göttin 'Große Mutter' nannten, war ihm klar. Dass sich ihre Anhänger aber als 'fanatici' bezeichneten, war ihm neu. Von den Göttern 'begeistert' bzw. ein 'Begeisterter' zu sein, eröffnete eine neue Sichtweise, was der Flamen in seinem Kopf erstmal neutral abspeicherte und nicht innerlich kommentierte. Lieber nutzte er die Chance, noch mehr Details zu erfragen. "Wöchentliche Treffen? Erzähle mir mehr davon." er griff sich an sein Kinn und strich durch seinen Bart "Was speist ihr? Über welche religiösen und welche profanen Dinge sprecht ihr? Dieses Frühlingsfest, wo findet das statt? Feiert ihr das in euren Reihen?" Für den Flamen waren das wichtige Fragen. Wer weiß, was in diesem Mysterienkult alles praktiziert wurde. Menschenopfer? Gespräche über die Obrigkeiten dieser Stadt, der Provinz oder sogar des gesamten Reiches? Vielleicht sogar über den Kaiser? Auch über das Frühlingsfest wollte er genau Bescheid wissen. Sollte der Kult planen, es in der Öffentlichkeit zu feiern, müssten Vorkehrungen getroffen werden - je nach Ausmaß der Feierlichkeiten versteht sich.



    Sim-Off:

    Sorry, dass es so lange gedauert hat. Ich war in der Zeit absent.

  • Der Flamen schien tatsächlich interessiert zu sein, wie die Kultgemeinschaft ihre Feste und Treffen zelebrierte.


    Nun wir treffen uns, der Gallus erzählt zumeist etwas aus der dem Kultmythos der Kybele und des Attis oder aber einzelne Mitglieder der Kultgemeinde kommen mit ihren Sorgen und Nöten zu ihm um Rat zu suchen. Dann wird gemeinsam gebetet und manchmal befragt der Gallus die Sterne. Er gibt viel auf den Einfluss der Gestirne auf unser Leben. Unser Kultheros Attis wird als Mittler zwischen der himmlischen und irdischen Sphäre betrachtet. Meist singen und tanzen wir auch, wobei die kultische Trance und das Wahrsagen in diesem entrückten Zustand auch zur Beratung der Gläubigen verwendet wird. Wir speisen das, was die Gläubigen mitbringen. Zur Zeit des Frühlingsfestes wird ein Brotfasten eingehalten. Besonders vor den großen Festen des über eine Woche dauernden Frühlingsfestes wird streng gefastet.


    Nun setzte sich Phryne wieder in Pose. Sie rutschte auf ihrem Stuhl nach vorne um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.


    Meine Aufgabe ist gerade diese ekstatische Entrückung im Tanz. Die Göttin hat mich gesegnet. Sie schenkte mir einen Körper, der wie geschaffen ist für den Tanz und die Eksatase. Ich kann mich im Klang des Tympanon und der Zimbeln völlig der Großen Mutter öffnen und ihr meine Stimme und meinen Körper leihen. Das ist vor allem während des Hieros Gamos wichtig.


    Phryne lächelte Verus an. Mit einer eleganten, tänzerischen Bewegung unterstrich die Schauspielerin ihre Ausführungen zu Tanz und Ekstase, dabei bog sie ihre Wirbelsäule in verschidene Richtungen und ließ auch ihren Kopf genießerisch und leicht lasziv kreisen.


    Sie warf ihm einen sehr anzüglichen Blick zu. Wusste er was der Hieros Gamos war? Würde ihn interessieren wie sie die Heilige Hochzeit vollzog?


    Der Großteil des Frühlingsfestes findet im geschützten Rahmen des Heiligtums statt. Einzig die Prozessionen zu Ehren der Kybele und des Attis und der Fackellauf am Abend vor dem Hieros Gamos ziehen sich durch die Stadt. Dazu die Waschung der Statue der Großen Mutter, die auf einem Wagen zum Hafen gezogen wird. Wir sind ein Geheimkult mit einem Schweigegelübde über die innerhalb des Heiligtums stattfindenden kultischen Gespräche und Geschehen. Sei versichert, alles was nicht für die Augen der Öffentlichkeit gedacht ist, bleibt auch im Geheimen.

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