Varicella | Tödliche Fracht

  • Auch im Winter stand der Hafen Alexandrias nicht stumm. Tag für Tag erreichten meist kleinere Schiffe das gewaltige Hafenbecken der Stadt, um Güter zur Versorgung der Metropole und zum Handel mit dem fernen Osten zu liefern und Luxusartikel wie Getreide in andere Regionen mitzunehmen. Die Seefahrt in diesen Monaten war riskant, dafür aber der Profit extra groß, sodass trotz der häufig auftretenden Winterstürme viele Schiffe zumindest diejenigen Routen befuhren, die nicht über das offene Meer führten.


    Eines dieser Schiffe war Schiffe war die Pandora, ein mittelgroßer Kerkuros, der von Cyrenaika kommend in Alexandria angelegt hatte. Die Fahrt war rau gewesen und nicht jeden Abend hatte man an der Küste anlegen können, sodass die Ruderer und Matrosen entsprechend müde aussah, als endlich die Planke angelegt wurde und alle das Schiff verlassen konnten. Wenn man genauer hinsah, hatten sich offensichtlich auch einige der Seeleute erklältet und einer wurde sogar von zwei seiner Kameraden gestützt.


    "Komm, Apollonios, wir bringen dich lieber zu einem Iatros"
    meinte einer der Stützenden, doch der Kranke schüttelte matt den Kopf.
    "Quatsch, das is' nur 'ne kleine Erkältung! Bis die Pandora aus- und wieder beladen ist, bin ich längst wieder gesund! Bringt mich einfach zu Chitons Gasthaus, da leg' ich mich in ein Zimmer und kuriere mich aus. Ist auch viel billiger als so ein Quacksalber!"
    Der treue Kamerad seufzte. Apollonios machte keinen sonderlich guten Eindruck und er bezweifelte, dass er in zwei Tagen wieder so kräftig war, dass der Kapitän ihn erneut anheuern würde. Aber wenn das nicht geschah, würde er auch keine Heuer bekommen und den Arzt erst recht nicht bezahlen können.
    "Na wenn du meinst. Das liegt sowieso auf dem Weg - ich hab mächtig Druck und zwei Häuser weiter is' der Laden von Circe. Die hat gute Hetären zum kleinen Preis!"
    Er grinste bei dem Gedanken, was ihm später blühen würde und rotzte sich in den Ärmel. So ganz gesund fühlte er sich auch nicht...

  • Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Eigentlich waren Seuchen nicht gerade sein Fachgebiet. Trotzdem hatte Herophilos von Samothrake sich von seinem Freund, dem amtierenden Agoranomos Heliodoros, breitschlagen lassen, das Porneon der Circe zu überprüfen - der junge Bursche hatte vermutlich Angst, sich zu viel mit dem Pöbel abzugeben.


    Circe erwartete ihn schon von weitem - zumindest war es eine Frau, deren beste Jahre längst vorüber waren und das durch intensive Schminke zu verbergen versuchte, die ihn einließ.
    Schon mit dem Öffnen der Tür roch er den Gestank von Eiter, den die Prostituierten durch Parfum zu überdecken versuchten.
    "Verehrter Philologos, es ist mir eine Ehre, dich hier zu haben. Meinen Mädchen geht es gar nicht gut!"
    Sie wies mit der Hand auf eine der "Mädchen", die auf einem Kissen in einer Ecke saß. Der leichten Bekleidung zufolge arbeitete sie noch immer, obwohl man trotz der Schminke auf ihrem Gesicht und ihren Armen kleine Pusteln erkennen konnte.
    "Das sieht nicht gut aus."
    antwortete Herophilos und trat ein wenig näher, aber nicht zu nahe - er wollte sich ja nicht anstecken!




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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Nachdem Herophilos die letzte Prostituierte untersucht hatte, hatte sich seine Stimmung nicht gebessert - ganz im Gegenteil. Circe hatte die ganze Zeit neben ihm gestanden und jetzt war sie an der Reihe, befragt zu werden:
    "Wann ist die erste Erkrankung aufgetreten?"
    fragte der Arzt ernst.
    "Keine Ahnung... so vor ein paar Tagen? Zuerst hatten sie nur bisschen Fieber, aber dann sind diese hässlichen Pickel aufgetaucht - gar nicht gut für's Geschäft!"
    Herophilos schnaubte verächtlich.
    "Das heißt aber nicht, dass sie mit dem Fieber weitergearbeitet haben, oder?"
    Circe zuckte mit den Schultern.
    "Doch, klar. Sie essen ja auch, wenn sie Fieber haben. Und es gibt genug Freier, denen die Temperatur egal ist... denen ist eigentlich alles egal, denen könnte man auch eine Tote hinlegen."
    "Und sie haben auch mit dem Ausschlag gearbeitet?"
    Der Arzt sah hinunter auf seine letzte Patienten, deren Gesicht über und über mit eitrigen Pusteln versehen war und die erbärmlich hustete.
    "Na, nur zum halben Preis."
    antwortete die Puffmutter und grinste, wobei man sehen konnte, dass ihr ein Zahn fehlte.
    Der Arzt runzelte die Stirn. Genervt begann er zu meckern:
    "Wie beim Asklepios kann man eine Frau, die einen offensichtlichen Ausschlag hat, mit einem Mann zusammenlegen? Hast du noch nie etwas von Miasma gehört?"
    Er sah Circe fragend an, erwartete aber keine ernsthafte Antwort.
    "Du wirst dein Etablissement sofort schließen. Deine Mädchen dürfen das Gebäude nicht verlassen, ebensowenig alle anderen, die hier sind - außer, wenn ein Arzt sie für gesund erklärt.
    Ich werde deinen Betrieb dem Agoranomos melden müssen. Er wird ihn schließen."

    Herophilos würde heute Abend ein Opfer an Apollon darbringen - durch solche beschränkten Geschäftsleute wie diese Circe breiteten sich Seuchen aus!




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