[Kaminzimmer] Ein Ehemann fordert seine Rechte

  • Runa geleitete Curio in das Zimmer und nur wenige Momente später traf auch Leif ein. Der seinen Vater mit einem kleinen Jubelschrei >Papa< begrüßte und auf ihn im tapsigen Schritten zulief.

  • Curio folgte Silvana in das Kaminzimmer. Diesen Weg kannte er, fanden hier doch auch normalerweise die Salutationes der Duccier statt, zu denen er ja auch regelmäßig ging, um sich mit seinem Patron und Silvanas Vater über aktuelle Entwicklungen auszutauschen. Er schwieg dabei, denn die Korridore der Villa waren nicht der richtige Ort, um Grundsatzdiskussionen zu führen. Das konnten sie im Kaminzimmer deutlich besser. Zudem wich Acanthos nicht von seiner Seite und setzte einen strengen Blick auf, jedes Mal wenn Curio in seine Richtung blickte. Der Makedone hatte sich zweifellos in den Kopf gesetzt, dafür zu sorgen, diesen Streit hier und heute beizulegen, doch sowas löste sich nicht von alleine. Vor allem musste Silvana endlich mal verstehen, dass es an ihr war, die erste Entschuldigung auszusprechen, bevor er überhaupt am Zug wäre, sich für gewisse Kommentare zu entschuldigen, die zweifellos fehl am Platze gewesen waren.


    Als sie den Raum betrachten hörte Curio auch schon die helle freudige Stimme seines Sohnes, der schnell auf ihn zutappste, sein Bein erreichte und es fest umfasste. Curio kannte diesen Griff zu gut, fuhr ihm zärtlich über das immer dichter werdende dunkle Haar und ging dann in die Hocke, um den Kleinen zu umarmen.


    Komm her, mein Sohn. Du wirst ja immer größer und stärker.


    sagte Curio zu ihm und schloss ihn dann liebevoll in die Arme. Sein bislang eher distanzierter, kühler Gesichtsausdruck war einer väterlichen Wärme gewichen und gleich nachdem er geendet hatte, fing Cornutus auch schon an, zu erzählen, was alles passiert war. Offenbar ging er davon aus, dass sein Vater einfach nur kurz weggewesen war und nun wieder da wäre, doch das hinge auch sehr davon ab, wie das kommende Gespräch verlaufen würde. Curio hörte Cornutus aufmerksam zu, versuchte aus den kurzen Sätzen und Satzbrocken sinnvolle Zusammenhänge zu bilden und hatte fast schon wieder vergessen, dass wahrscheinlich die Augen seiner Frau auf ihm ruhten. Also drückte er seinem Sohn noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich wieder aufrichtete, seinen Sohn an der Hand zu Acanthos führte, der den Jungen erstmal übernahm, und sich dann zu seiner Frau umwandte.


    Wir müssen reden. Aber erstmal, da du ja offensichtlich so sehr auf einer Entschuldigung beharrst, solltest du erstmal den Anfang machen.

  • „Was?“ Runa schaute ihren Mann verwirrt an. Hatte er doch Schäden von seinem Überfall zurückbehalten oder hatte er sich in letzter Zeit den Kopf irgendwo angestoßen? Wofür bitte sollte sie sich denn entschuldigen? Dafür, das ER SIE auch dem Schlafzimmer geworfen hatte? Dafür das er sie zum Gast in der Casa Helvetia degradiert hatte? Ihr kam es nicht mal in den Sinn, dass er wohl eine Entschuldigung dafür verlangte was sie über seinen Bruder gesagt hatte. Denn das war Runas Meinung und für ihre Meinung würde sie sich nicht entschuldigen.
    Sie stand eine Weile da und starrte ihren Mann einfach nur an. Und in Gednaken steigerte sie sich in ihre Überlegungen rein. Ihre Gedanken überschlugen sich. Schlussendlich formulierte sie das was ihr durch den Kopf ging. „Das einzige wofür ich mich entschuldigen müsste, ist wohl, dass ich nicht deinen Erwartungen entspreche.“ Sie war wütend und ihre sich überschlagenden Gedanken trugen nicht zur Beruhigung bei, eher im Gegenteil.

  • Nun lag es an Curio, verwirrt zu sein. Und die Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Stirn kräuselte sich und er fragte sich, warum sie einfach nicht verstehen konnte, was sie ihm eigentlich angetan hatte. Einige Momente schwieg er, sein Blick wanderte zu seinem Sohn der unsicher zwischen seinen Eltern hin und her blickte, dabei aber von Acanthos sanft an der kleinen Schulter gehalten wurde, und dadurch offenbar die Sicherheit bekam, die er brauchte, um nicht gleich in Tränen auszubrechen, weil die Spannung zwischen seinen Eltern mit Händen greifbar war.


    Du bist meine Frau, die Frau eines Helvetiers. Ich weiß nicht, was das für dich bedeutet, ob es überhaupt etwas für dich bedeutet, jedenfalls weiß ich es nicht mehr, seitdem du meinem Bruder vorwirfst, er würde unsere familiären Werte mit Füßen treten, und du damit zugleich gezeigt hast, dass du Zweifel an der Integrität meiner ganzen Familie in dir trägst. Ebenso wie dir, ist mir meine Familie heilig und du weiß genauso gut wie ich, dass ich auch Alpina und Ursicina dort mit hineinzähle. Mein Bruder mag sich nicht immer... moralisch annehmbar verhalten haben - aber ich kenne ihn und er würde niemals jemanden zurücklassen, den er liebt. Du hingegen weißt viel zu wenig über ihn und doch nimmst du dir heraus, ihn zu verurteilen und ihm das Schlimmste nachzusagen, das du einem Helvetier nachsagen kannst.


    Seine Stimme war ruhig, er strengte sich an, nicht laut oder aufbrausend zu werden, auch weil sein Sohn dabei war und er nicht schon wieder einen Wutanfall bekommen wollte. Curio schluckte.


    In der Tat, Silvana, meine Ansprüche an meine Frau werden grade von dir grundlegend in Frage gestellt und ich weiß nicht, wie lange ich das akzeptieren kann - und will.


    Der Helvetier ließ den Blick sinken. War das hier der Anfang vom Ende?

  • Runa blickte ihren Sohn an und schenkte ihm ein Lächeln, doch als sie wieder zu ihrem Mann aufsah war ihre Miene wieder wie versteinert. Als er nun seine Vorwürfe erläuterte, konnte sie nur mit dem Kopf schütteln.
    „Bis ich nur Gast im Hause der Helvetier war, hat es mir etwas bedeutet.“ Runa versuchte wirklich ruhig zu bleiben und fuhr fort. „Alpina und Ursi gehören für mich ebenso zur Familie und das unabhängig davon was dein Bruder tut oder nicht.“ Sie holte einmal tief Luft. „Ich mag ihn nicht so gut kennen wie du, dass stimmt wohl. Aber vielleicht ist es genau das was dir den Blick für das Offensichtliche versperrt.“ Runas Blick wurde kalt als sie über Curios Bruder sprach. „Woher weißt du das er sie liebt? Woher willst du das wissen? Wie lange hast du ihn nicht gesehen. Woher willst du wissen was passiert ist. Ja dein Bruder benimmt sich nicht immer moralisch annehmbar und davon habe ich schon so einiges erleben dürfen.“ Runa musste nun wirklich zwei, dreimal tief durchatmen um nicht laut zu werden. „Ich habe mitnichten Integrität deiner ganzen Familie in Zweifel gezogen. Ich habe lediglich meine Meinung über deinen Bruder geäußert.“ Seine letzten Worte hatten sie nun wirklich aufgebracht so waren ihren letzten Worte zwar leise aber von einer unglaublichen Schärfe. „Ich nicht bereit mir meinen Meinung verbieten zu lassen. Und bis vor kurzen hatte ich auch einen Ehemann, der dies akzeptiert hat und sogar froh darüber war.“ Sie schluckte denn diese nun folgenden Worte hatte sie sich nie vorstellen können, dass sie die jemals zu ihrem Mann, denn sie ja eigentlich von ganzem Herzen liebte, sagen würde. „Wenn du deiner Frau also untersagen willst eine eigenen Meinung zu haben und ich deine Ansprüche an eine Ehefrau eh in Frage stelle, dann sollten sich unsere Wege wohl ab hier trennen. Es ist wohl das beste für alle, wenn wir uns trennen.“

  • Habt ihr beide eigentlich vollkommen den Verstand verloren?!


    Acanthos, der sich bislang im Hintergrund gehalten und sich um den verunsicherten kleinen Helvetier gekümmert hatte, hatte nicht mehr an sich halten können. Bis jetzt war er ruhig geblieben, hatte Curio schon in der Casa den Kopf gewaschen, allerdings in deutlich ruhigerem Ton, aber jetzt steigerten sich die beiden in etwas hinein, von dem er wusste, dass es keiner der beiden wollte, es aber trotzdem passieren würde, weil sie beide zu stolz waren, um über ihren Schatten zu springen. Sanft setzte er den kleinen Cornutus nun auf einen Stuhl und wandte sich dann wieder den beiden zu.


    Ich weiß nicht, welches asbsurde Spiel Loki hier mit euch treibt, aber offenbar scheint er erfolgreich zu sein und hat jetzt einen Heidenspaß. Ihr beide schafft es einfach nicht, über eure Schatten zu springen und vergesst dabei vollkommen, was ihr in Kauf genommen, was ihr durchgemacht habt, um diese Ehe eingehen zu können. Und jetzt wollt ihr sie wegen eines lächerlichen Streits einfach wegwerfen.


    Kopfschüttelnd blickte er die beiden jungen Leute an, wobei er ja eigentlich gar nicht viel älter war als die beiden, sich aber im Moment wie ein alter Paedagogus vorkam, der zwei widerborstige Kinder zur Räson rufen musste. Nun nestelte er in seiner Tunika und zog dann zwei Taubenfedern heraus, die Curio gleich als jene beiden Federn erkannte, die ihm bei der Cena zu Silvanas Amtseinführungsfest zwei Tauben gegeben haben, um das Gelübde für Venus zu besiegeln. Die beiden befanden sich normalerweise in einer Kiste im gemeinsamen Schlafzimmer, Acanthos musste sie aber herausgenommen haben. Vorsichtig legte der Sklave die beiden Federn auf den Tisch, trat zurück und blickte wieder auf.


    Hier habt ihr was zum Nachdenken. Ich lasse euch jetzt alleine und gehe mit Cornutus in die Küche zu Marga. Ich verspreche dir, Runa, dass der Kleine das Haus nicht ohne dich verlassen wird. Aber ich warne euch. Wenn ich zurück bin, ohne dass ihr euch wieder zusammengerissen habt, hole ich mir Thorgall und ein paar Stallknechte und lege euch beide übers Knie.

    Nach diesen Worten drehte sich der Sklave um, nahm den kleinen Helvetier auf den Arm und verließ mit ihm das Zimmer. Curios Blick lag derweil auf den beiden Federn, die auf dem Tisch lagen, trat schweigend an den Tisch heran und ließ seine Fingerspitzen über die Härchen einer der beiden Federn wandern. So entstand eine kurze Pause und erst jetzt dachte er wirklich darüber nach, was Silvana ihm hier gesagt hatte.


    Wie konnten wir nur soweit kommen?


    fragte er leise, schluckte und entschied, dass Acanthos recht hatte. Sie konnten nicht über ihre Schatten springen und wenn sie stur dabei blieben würden, würde das hier zwangläufig in einer Katastrophe für sie beide enden.

  • Acanthos Wort trafen und wie sie trafen. Er warf ihnen allen Beiden Dingen an den Kopf, die so wahr waren. Das hätte sich wohl ein normaler Sklave nicht getraut. Aber Acanthos war eben auch kein normaler Sklave, er gehörte zur Familie und genau deswegen wies ihn Curio wohl auch nicht zurecht. Auch Runa hatte nichts dergleichen im Sinn. Im Gegenteil der Mann sprach ja die Wahrheit. Sie benahmen sie wie dumme bockige Kinder und zwar alle Beide.


    Sie nickte nur mechanisch, als Acanthos mit ihrem Sohn den Raum verließ. Ihr Blick hing derweil an den auf dem Tisch liegenden Federn. Auch sie trat schweigend an den Tisch und strich über eine der Federn. Curios Worte brauchten eine Weile, bis sie zu ihr durchdrangen. „Nun das liegt wohl an deinem Dickkopf.“ Sie machte eine kurze Kunstpause bevor sie hinzufügte. „Und ich stehe dir da wohl in nichts nach.“ Ja wenn zwei derartige Dickschädel aufeinander krachten kam es wohl unweigerlich zum Knall. Und selbst Runa musste zugeben, das Acanthos so was von Recht hatte. Sie benahmen sich dumm und kindisch. Nicht wie verantwortungsvolle Erwachsene und Eltern.


    „Es tut mir leid. Mir liegt nichts ferner als dich oder deine Familienehre zu beleidigen. Aber ich kann nun mal nichts dafür, dass ich so über deinen Bruder denke. Sein derzeitiges Verhalten lässt mich nun mal so denken. Was ich über ihn denke, hat aber nichts mit dir oder deiner Familienehre zu tun.“ Runa konnte nur hoffen, das Curio verstand was sie meinte. Es gab ja auch unter den Ducciern schwarze Schafe und die würde Runa auch als genau solche bezeichnen.
    Man zeichnete sich eben nur durch seine Abstammung sondern durch sein Handeln aus.


    Runa streckte ihre Hand aus und wollte gerade an einer der Federn greifen und weitersprechen, als ein Schmerz sie durchfuhr und sie sich krümmte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie sich mit einer Hand am Tisch fest, die zweite Hand legte sich aus einem reinen Instinkt heraus auf ihren Bauch. Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch.

  • Acanthos konnte sich wirklich einiges erlauben und er hatte schon einige Male die Grenzen ausgetestet. Doch begleitete er Curio schon seit seiner Amtseinführung als Aedituus und letztlich wusste er nicht nur viel über seinen Herrn, er kannte auch dessen Stärken und Schwächen und war praktisch unverzichtbar für ihn geworden. Genau deswegen wies Curio ihn auch nicht zurecht, als er den beiden androhte, sie übers Knie zu legen, sondern ließ ihn ziehen und machte sich Gedanken darüber was er gesagt hatte, denn eine weitere unangenehme Charaktereigenschaft dieses Sklaven war es, dass er die richtigen Worte zum Zeitpunkt fand, so auch jetzt.


    Nun trat auch Silvana an den Tisch heran und machte den Anfang. Curio blickte zu ihr auf und hatte ein versöhnlichs Lächeln im Gesicht.


    Und mir tut es leid, dass ich dir den Eindruck gegeben hätte, du wärest bei uns zu Hause nur ein Gast. Nach dem, was du sagtest, brauchte ich Raum für mich, aber du bist und bleibst meine Frau, egal in welchem Zimmer du schläfst.


    Er hatte es wirklich nicht so gesehen, dass er sie irgendwie degradiert hätte. Aber letztlich hatten an diesem Abend ohnehin so viele Missverständnisse zwischen ihnen in der Luft gehangen, dass es sich alles nur hochgeschaukelt hatte.


    Mein Bruder ist kein Mustersoldat, war er nie und wird er wahrscheinlich auch niemals sein. Er kommt da eher nach unserem Vater, den du ja bei unserer Hochzeit kennengelernt hast. Aber wenn du ihn gesehen hättest, nachdem Alpina nach Germania geflüchtet ist... er hatte Angst, sie zu verlieren und dann kamen die ganzen Erinnerungen aus dem Bürgerkrieg bei ihm hoch. Er saß auf dem Boden wie kleines Kind - ich kann ihn nicht so einfach aufgeben aber wenn er sich tatsächlich aus dem Staub gemacht und Frau und Kind zurückgelassen haben sollte, wird ihm meine Familie das nie mehr verzeihen.


    Es war dem jungen Helvetier ein Bedürfnis, sich zu erklären, denn daran hatte sich der Streit ja genau an diesem Punkt entzündet. Schließlich wollte er seiner Frau ja nicht die Meinung verbieten, aber die Familie war nunmal einfach eine Fixpunkt für ihn, auch wenn sie sich nicht immer vorbildhaft verhielt.


    Im nächsten Moment nahm er dann war, dass Silvanas Hand erneut nach der Feder greifen wollte, doch im nächsten Moment zurückzuckte und sie offenbar von einem Schmerz durchzogen wurde, der von ihrem Bauch ausging. Curios Augen weiteten sich und aus einem Reflex heraus umfasste er vorsichtig ihre Hüfte, um sie zu stützen.


    Was ist?


    fragte er besorgte und setzte dazu an, sie auf einen der Stühle zu setzen.

  • Diese Schmerzen hatte sie in den letzten Wochen schon das ein oder andere Mal gehabt.Zusammen mit dem Unwohlsein, was sie gelegentlich verspürte schob sie das auf die ganze Aufregung. Ja es ging schließlich nicht spurlos an ihr vorbei, wenn sie sich mit dem Mann stritt, den sie liebte. Bisher hatte sie es niemanden gesagt und zum Glück hatte ja auch bisher keiner etwas bemerkt. Dass dies nun ausgerechnet hier passieren musste... Natürlich würde Curio sich wieder mal Sorgen machen.
    So schnell wie die Schmerzen gekommen waren verschwanden sie auch wieder. Runa atmete tief durch und blickte ihren Mann an. „Ich weiß es nicht. Es passiert in den letzten Wochen öfter mal. Geht aber immer ganz schnell vorbei.“ Sagte sie und versuchte zaghaft zu lächeln.
    Doch sie wollte sich nicht darüber unterhalten, es gab wichtigere Probleme zu lösen. „Curio, ich verstehe, dass du zu deinem Bruder hältst. Aber versuche mich zu verstehen. Vielleicht sehe ich es genau wegen dem Abstand, den ich zu ihm habe etwas nüchterner als du? Und wenn du recht behalten, wäre ich sogar froh. Sehr sogar.“ Ja auch wenn sie mit dem Bruder ihres Mannes nicht warm wurde, würde es sie für Alpina, Ursi und ihrem Mann freuen, wenn sie unrecht hätte.
    Runa sah ihrem Mann an. „Du hast mir aber genau diesen Eindruck vermittelt, dass ich nicht mehr erwünscht war. Du hast nichts davon gesagt, das du Zeit für dich brauchst. Du hast mich lediglich verband. Zumindest kam es bei mir so an.“ Ja es lag eine gewisse Unsicherheit in ihrer Stimme, an der Curio wohl erkennen konnte, wie sehr sie das getroffen hatte.
    Aber Curio hatte ja auch nichts dafür getan, dieses Missverständnis aufzuklären. Er hätte sie doch an dem besagten Abend aufhalten können. Aber da standen sich wohl beide selbst im Weg. Runa, die einfach nicht richtig zuhören wollte und Curio der nicht erklären wollte. „Wir sollten wohl in Zukunft einfach miteinander und nicht aneinander vorbei reden?“ Da war es wieder dieses schüchterne Lächeln. Runa nahm die Hand ihres Mannes und nun konnte sie ihre Tränen auch nicht mehr zurückhalten. In den vergangenen Wochen hatte sich so viel aufgestaut. Erst der Streit, dann das er sich nicht gemeldet hat, dann dieses Schreiben, dass nicht gerade von Freundlichkeit gezeichnet war. Es war einfach zu viel. Runa barg ihren Kopf an der Schulter ihres Mannes, er ihr so gefehlt hatte. „Du hast mir gefehlt.“ Sagte sie schließlich und fügte ganz leise hinzu. [SIZE=7]„Bringst du uns nach Hause?“[/SIZE]

  • Natürlich war Curio besorgt, wenn seine Frau Schmerzen hatte. Wer wollte ihm das auch verübeln, gab es doch immer zahlreiche Dinge, die Schmerzen hervorrufen konnten und letztlich waren Schmerzen auch nie ein guts Zeichen, da sie doch normalerweise immer anzeigten, dass irgendwas nicht stimmte. Daher erschienen auch wieder die Sorgenfalten auf der helvetischen Stirn.


    Du solltest mit Alpina sprechen, damit sie dich untersuchen kann.


    sagte er ruhig, doch schien Silvana gleich wieder das Thema wechseln wollen. Curio war das eigentlich nicht so ganz recht, zumal das alles ja wohl schon in den letzten Wochen laufen musste und sie bislang ganz offensichtlich noch keinen Medicus dazu aufgesucht hatte. Aber er wollte nicht gleich den nächsten Streit vom Zaum brechen, wo sie doch grade dabei waren, sich wieder zusammenzuraufen.


    Weißt du, ich habe Angst davor ihn einfach aufzugeben und... den Göttern damit zu verstehen zu geben, dass hier ohnehin niemand auf ihn wartet. Ich muss hoffen... und ich werde erst damit aufhören, wenn abseits aller Vermutungen Gewisstheit über sein Schicksal besteht.


    antwortete er und seufzte leise. Er konnte niemanden zwingen, mit jemand anderem klarzukommen, und er wusste ja auch, dass sein Bruder auch nicht die allerbeste Meinung über Silvana hatte, die Abneigung also durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte, aber er konnte seinen Bruder ja schlecht aufgeben, nur weil er möglicherweise nicht mal Zeit hatte, einen Brief zu schreiben - oder eben schon im Dreck irgendeines Waldes lag, wo der gesamte Geleitschutz inklusive des Tribunen niedergemetzelt worden war, sie aber bislang noch nicht gefunden worden waren.


    Es tut mir leid, Runa, ehrlich. Ich wollte dich nicht verbannen ab in diesem Moment wollte ich einfach nichts erklären... Du hast aber recht. Wir sollten uns angewöhnen, mehr miteinander zu reden.


    Ihm war die Unsicherheit in der Stimme seiner Frau nicht entgangen, doch jetzt zeigten sich die ersten Tränen in ihren Augenwinkeln und nachdem sie ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte, nahm er sie in den Arm, streichelte ihr tröstend über den Rücken und küsste sie auf den Scheitel


    Ja, du hast mir auch gefehlt, mein Herz. Lass uns nach Hause gehen. In unser Zuhause.


    erwiderte er leise, nahm sich aber noch die Zeit, seine Frau einfach nur im Arm zu halten. Danach würde er Acanthos und Cornutus aus der Küche holen und sich dann auf den Weg nach Hause machen. Dort allerdings würde er gemeinsam mit Silvana zu Alpina gehen, dass sie sie untersuchen konnte.

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