Kandidatur zum Cursus Honorum [08/16] Manius Flavius Gracchus Minor

  • Die Kandidaturfrist für die kommenden Wahlen war abgelaufen und die Kandidatenlisten erstellt. Traditionell war dies sicher noch nicht der finale Stand, denn der Kaiser konnte zweifellos auch später noch Kandidaten empfehlen, ebenso wie er in seiner Eigenschaft als Censor welche entfernen konnte, aber ebenso traditionell hinderte das den Senat nicht daran, alle Kandidaten um eine Stellungnahme zu bitten. Dem Consul war es dabei stets eine besondere Freude, junge Männer anzukündigen, die zum ersten Mal antraten. "Ich bitte nun Manius Flavius Gracchus Minor zu uns zu sprechen, der für das Viginitivirat kandidiert", lautete der Aufruf für einen dieser jungen Männer.

  • Obschon konfident, dass das senatorische Plenum, vor welchem heute er seine Kandidatur verkünden sollte, nichts anderes als eine Kongregation gieriger Eitelkeiten und niederer Machtspiele, so verspürte er doch eine gewisse Nervosität, als endlich er die Pforten der Curia Iulia, vor welcher so viele Jahre er nicht selten artig seinen Vater hatte erwartet, passierte und voranschritt bis zum Podest der Consuln, von wo aus er seine Rede zu halten hatte. Zaghaft, doch sorgsam hob er einen Fuß nach dem anderen, stets fürchtend, ihm entgehe nun, da Patrokolos ihn nicht geleiten und navigieren konnte, unter der üppigen, strahlend weißen Toga eine Unebenheit oder ein seinem hypermetropischen Augenlicht verborgenes Hindernis.


    Doch final erreichte er endlich jenen Ort, an welchem er schon so zahlreiche Rhetoren hatte sprechen sehen (aus der Distanz der Pforte vermochte er jene Region des Hauses nämlich durchaus in Clarität zu betrachten), präsentierte eine dankende Geste an die Adresse der Consuln und wandte sodann sich dem Plenum zu.


    "Patres conscripti,"
    , initiierte er seine Rede mit jener altherkömmlichen Anrede, welcher wohl bereits seine claudischen Ahnen zu republikanischen Zeiten sich hatten bedient.
    "aufs Neue hat mit dem heutigen Tage ein Flavius die Ehre, in hiesigen Hallen sich der Wahl zu stellen und zu jenem Lauf der Ehren anzusetzen, welchen so viele seiner Ahnen vor ihm durcheilten.


    Mitnichten bin ich, Manius Flavius Gracchus Minor, am heutigen Tage imstande, impressive Verdienste vorzuweisen, da weder die Diplomae, welche ich beim Studium von Rhetorik und Philosophie erwarb, noch die Experienz einer Bildungsreise an das Museion von Alexandria samt Erwerb der dortigen Proxenie diesem ehrwürdigen Gremium sonderlichen Respekt mögen abnötigen."
    In der Tat vermochten jene Akkreditierungen infantiler Gelehrsamkeit selbst dem jungen Flavius selbst nicht mehr zu imponieren, da doch das eitle Streben nach Ruhm gleichzeitig welcher Art nichts anderes war als Knechtschaft leerer Meinungen.
    "Dessenungeachtet bin ich überaus konfident, jenes Ehrenamt, welches selbstredend auch gewisse Obliegenheiten impliziert, in adäquater Weise auszufüllen, da doch, wo nicht eigene Verdienste, mir doch die vortrefflichsten Anlagen in die Wiege gelegt sind.
    Mein Name bereits offenbart nicht lediglich die Deszendenz meiner Person aus der hochehrwürdigen Gens der Flavii, sondern ebenso der consularen Stirps der Flavii Gracchi. Noch lauter und klar wird euch das Consulat meines Vaters präsent sein, welcher im vergangenen Jahr das höchste Amt im Staate bekleidete und den Künsten neues Leben einhauchte, was in diesem Hause größten Beifall genoss. Darüber hinaus trägt er seit Jahren höchste Responsibilität für den Cultus Deorum und berät als Pontifex pro Magistro den Imperator Caesar Augustus in allen Belangen der unsterblichen Götter."

    Vortrefflich offenbarte das Consulat Manius Maiors, über welches Manius Minor sich bei der Präparation jener Rede eifrig hatte informiert, dem kundigen Rezipienten das wahrhafte Wesen, welches nichts als Schauspiel und leere Worte implizierte, da doch in jener Stunde größter Gefahr der Urbs nichts heroischeres ihm war gelungen, als furchtsam sich in einem Versteck zu verkriechen, gar sein eigen Fleisch und Blut zurückzulassen, um sodann, kaum war jedwede Insekurität verschwunden, sich neuerlich an die Spitze der Tugendprediger zu setzen.
    Doch hatte der junge Flavius selbst sich jenem Blendwerk endlich unterworfen, hatte wider Wahrheit und Gewissen geschworen, selbst an jener Fassade mitzubauen, Stein um Stein der Narrheit ihr zu addieren, nur um seine kümmerliche Begierde nach den Annehmlichkeiten des Lebens zu saturieren.
    So blieb ihm nichts, als wider besseres Wissen seine Ahnen, welche doch seit Jahren und Dekaden in winzige Atome waren zerfallen, in den Zeugenstand seiner Qualitäten zu berufen, um den Respekt jener honorigen Männer zu gewinnen, obschon doch schon vor Jahrhunderten Epikur das törichte Staunen vor dem Ruhm, welcher doch nichts war als ein Produkt vergeblichen Strebens nach Sicherheit, als Irrsinn hatte entlarvt.
    "In selbiger Weise stellte jedoch auch dessen Vater und mein Großvater Titus Flavius Vespasianus sein Leben gänzlich in den Dienst jenes Staatswesens, welchem nun auch ich zu dienen anstrebe. Auch er bekleidete höchste Ämter, nicht zuletzt das des Praefectus Urbi, und wurde zum Zeichen des Vertrauens seines Kaisers in einer marmornen Statue verewigt, welche stets an seine irrevokable Treue zu Divus Iulianus und seinem Hause uns gemahnt. Und selbst meines Großvaters Gattin Diva Flavia Nyreti wirkte getreu fürs Vaterland als Senatorin, welcher gar, dem Usus ihrer Zeit gemäß, das reiche Aegyptus ward anvertraut."
    Obschon selbst im Zentrum des Pharaonenreiches die letzten Jahre seines Lebens fristend, hatte der Jüngling erst bei der Recherche für seine Rede neuerlich die Remineszenz an seine Großmutter aktiviert, welche einst die Procuratur Ägyptens hatte bekleidet.
    "Der Cognomen Vespasianus mag indessen auch gemahnen, dass meine Gens nicht lediglich Senatoren und Consulare, sondern selbst eine imperiale Dynastie einstmals hervorbrachte, welche die Wirren des grässlichen Bürgerkrieges überwand und der Stadt und dem Erdkreis Frieden und Stabilität verlieh."
    Insonderheit der letzte der flavischen Kaiser dokumentierte neuerlich den Irrsinn des Strebens nach Macht und Kontrolle, jener insaturablen Begierden nach Sekurität vor den Menschen, welche doch ad absurdum sich selbst hatte geführt und als Frucht von Machthunger und Tyrannis den Mord durch seine Vertrauten hatte gezeitigt.
    "Doch nicht nur mein Vater, auch meine Mutter entstammte edelstem Geblüt. Claudia Antonia war ein wahrer Spross der Claudii, welche schon seit dem Tag, als Appius Claudius Sabinus vor mehr als sechs Centennien das Bürgerrecht dieser Stadt erwarb, unter die Senatoren wird gezählt. Bis in jüngste Zeit dienten auch sie unter höchstem Einsatz der öffentlichen Sache und brachten Männer wie meinen Großonkel Marcellus Claudius Macrinius hervor, der als Praefectus Praetorio gar mit dem Ehrennamen 'Restitutor' sich zu schmücken die Ehre hatte."
    Selbstredend hätte auch Onkel Menecrates hier einen Platz erhalten, doch hatte letztlich er dagegen sich entschieden, da selbiger doch in allzu peripherer Relation zu ihm sich befand und zugleich jenseits militärischen Ruhmes (welcher ihn doch wohltuend von seinem feigen Erzeuger distanzierte) mitnichten in den Dimensionen der hiesig dominierenden leeren Meinungen hatte reüssiert.
    Zuletzt blieb ihm nur, seine absurde Beweisführung in einer bemühten Synthese zu finalisieren und seine überaus kontingente Wahl des präferierten Amtes, welche den Eindruck von Reflexion und Zielstrebigkeit sollte transportieren, zu offenbaren.
    "Zweifelsohne vereine ich somit zwei der wahrhaftig älteren Geschlechter, welche stets nur zum Ruhme Roms zu blühen suchten und es noch immer tun. Im Schatten jener kräftigen Gewächse wurde ich geboren und wuchs heran, die gesamte Adoleszenz gleichsam als beständiges Tirocinium fori, in welchem sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens mir vertraut gemacht wurden."
    Zum Finale seiner Rede war dem Jüngling jene Pflanzen-Metapher in den Sinn gekommen, zu welcher ausgerechnet er seinem Nachhängen an Epikurs Lehren während der Inventio hatte inspiriert. Beim Sehnen nach dem Kepos, dem Garten seines großen Lehrers, war ihm nämlich die Analogie zwischen einer Gens und einem Baume in den Sinn gekommen. Hätte dies sich wohl ebenso aus einem Blick in ein beliebiges Lararium ergeben, wo nicht selten die Wachsmasken der Ahnen in einem wahrhaftigen Stammbaum waren angeordnet, so erschien es dem jungen Flavius dennoch als geniale Idee (zweifelsohne, weil er selbst gemäß der Lehren seines Meisters seine Vorväter als in unzählige Atome zerfallen und damit ihren Besuch im Familienschrein als sinnlos erachtete).
    Folglich führte er sie fort, als er zur Conclusio voranschritt:
    "Folglich bitte ich Euch, Patres conscripti, jener bewährten Pflanzen, welche schon so zahlreiche gute Früchte hervorbrachte, ein weiteres Mal das Vertrauen zu schenken und mit mir einer weiteren Knospe zum Durchbruch zu verhelfen.
    Denn nur mit eurem Vertrauen wird es mir vergönnt sein, meinen ersten, bescheidenen Dienst als Triumvir Auro Argento Aere flando feriundo im Collegium der Vigintiviri zu leisten und dort heranzureifen und zu einer Blüte zu gelangen, welche sich einfügt zum Ruhme jenes heiligen Hains, den unser Staatswesen bildet."

    Noch immer ein wenig erregt stieß er die verbleibende Luft aus, welche er im Übermut, seinen finalen Worten die adäquate Vehemenz zu verleihen, begierig hatte eingesogen und schwieg.
    Bangend blickte er in die Reihen der Senatoren, beginnend bei den Plätzen nahe der Türe, wo er mühelos sie in voller Schärfe zu identifizieren vermochte, obschon selbstredend jene Antlitze, welche er sodann fixierte und ihm näher lagen, ob ihrer Similität an Dienst und Ehren zu seinem Vater von Gastmählern und Visitationen in Kindertagen vertrauter waren.

  • In der Tat überaus gespannt hatte der iulische Quaestorier heute die Kandidaturrede insbesondere des ältesten Stammhalters des Consulars Flavius Gracchus erwartet. Und er musste feststellen, dass sich ebendieses Warten - trotz eines kleinen Versprechers gleich zu Beginn - durchaus gelohnt hatte! So erfreute es Dives insbesondere, an dieser Stelle einmal etwas mehr zu erfahren über die Geschichte und Vergangenheit der Flavii und Claudii - zweier patrizischer Gentes, in welche dem plebeischen Iulier ein über das allgemeinste Allgemeinwissen hinausgehender Einblick bisher fehlte.


    Allerdings, so musste er ebenfalls feststellen, beantwortete die Rede des Flaviers noch nicht alle Fragen, die er an einen Kandidaten üblicherweise hatte.
    "Candidatus Flavius", erhob er also das Wort, nachdem er sich selbiges hatte erteilen lassen, "ich möchte dir zunächst danken für deine gelungenen Ausführungen.", begann der Senator bewusst positiv und unterstrich selbiges durch eine kleine Kunstpause nach diesem Satz. "Du sprachst am Ende deiner Rede jedoch davon, das Collegium der Tresviri auro argento aere flando feriundo zu präferieren, solltest du zum Vigintivir gewählt werden. Mich würde daher interessieren, welcher Grund oder welche Gründe dich zu dieser Präferenz führten und weshalb der Senat im Falle deiner Wahl gut daran täte, dich auch diesem Collegium als Triumvir auro argento aere flando feriundo zuzuteilen.", verpackte der Iulier zwei Teilfragen in einer einzigen, während er selbstredend hoffte, dennoch zwei Antworten - eine auf jeden Aspekt - vom Kandidaten zu erhalten.

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  • Mit geradem Rücken, erhobenem Haupte und von Stolz geschwellter Brust saß Manius Flavius Gracchus in Reihen der Consulare als sein Sohn vor den Senatoren sich präsentierte. Detachiert unbewegt war sein Antlitz und selbst seine Freunde mochten kaum das schmale Lächeln um seine Lippen entdecken, doch in seinem Inneren pochte sein Herz geradezu vor Übermut. Vergessen war aller Groll über Minors aegyptische Eskapaden - im Angesichte dieses tadellosen Auftrittes, Sonorität und Harmonie, Auslese und Gehalt seiner Worte schien gar der Brief des Sulpicius wie ein Trug, ein Scherz allfällig oder ein bloßes Missverständnis - und auch der schmerzliche Augenblick seiner Rebellion bei Ankunft in der heimischen Villa. Die Wahl hatte noch nicht einmal begonnen, doch für den älteren Gracchus stand bereits fest, dass sein Sohn jener Manius Flavius Gracchus würde werden, den er selbst auf seinem eigenen Wege längst hatte verloren. Als die Stimme Minors vorerst erstarb zog darob für einen Herzschlag auch ein Stich durch seine Brust, denn während dieser Tag den Beginn eines wahrhaftigen Manius Flavius Gracchus einläutete, so klang doch gleichsam sein eigenes Ende darin mit. Iulius Dives war es, welcher ihn alsbald aus seinen Gedanken riss und dem jüngeren Gracchus eine perfekte Vorlage lieferte, seine Entscheidung zu explizieren, was dem Senator zweifelsohne einen wohlwollenden Gedanken in Hinblick auf seine eigene Kandidatur einbrachte.

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  • Der junge Flavius hatte erhofft, ohne jedwede intensivere Interrogation jenen Auftritt zu durchlaufen, doch selbstredend nutzte der Senat die Option, einen potentiellen Amtskollegen der Zukunft genau zu prüfen, da sich hiesig doch eine günstige Gelegenheit ergab, auch die Schlagfertigkeit der Kandidaten coram publico zu erproben.


    Deplorablerweise lenkte Iulius Dives just auf jenes Sujet die Appetenz, welches der Jüngling am lässlichsten hatte präpariert, da doch der schnöde Zufall allein seine Präferenz hatte bestimmt, während realiter jedwedes Amt ihm gleichermaßen unwillkommen war. Diesem Umstande nun war es geschuldet, dass er keineswegs das Amt intensiver hatte reflektiert, obschon er noch zu memorieren imstande sich sah, dass die Nennung eines spezifischen Amtes eben jene Reflexion suggerieren hatte sollen, gleichsam als Probe seines versprochenen Engagements im Amte.
    "Nun-"
    , setzte er somit an und stockte sogleich, panisch spintisierend, welche Argumente vor dem Wurf des Astragals ihm waren in den Sinn gekommen. Hektisch griff sein Geist nach dem Hauch einer Remineszenz, dass Scato eben jenes Amt hatte bekleidet, doch befiel sofort ihn ein Zweifel hinsichtlich jenes Gedankens, was wiederum ihn überaus inadäquat für eine Verbalisierung ließ erscheinen, da inkorrekte Referenzen lediglich seine defizitäre Präparation würden offenbaren und letztlich ihn zum Gespött der Väter werden lassen.
    Nach einem erschrockenen Schweigen nötigte er sich somit zu einer eher nebulösen Aussage, um zumindest nicht die Blöße sich zu geben, vor diesem hohen Hause der Worte verlustig zu gehen:
    "Es gibt selbstredend eine gewisse Tradition in meiner Familie für jenes Amt."
    Selbst wenn ihn seine Memoria täuschte, würde diese Aussage wohl kaum zu falsifizieren sein, da im gigantischen Stammbaum der Flavia zweifelsohne manch ein Debütant jenes durchaus angesehene Vigintivirat hatte bekleidet.
    "Darüberhinaus reizt es mich schlichtweg, jenes angesehene Amt zu bekleiden."
    , fügte er daher eilig an, wohlbewusst, mit jenen Brocken gleichsam nur sehr partiell die Fragen des Iulius beantwortet zu haben, und deshalb zuletzt mit rosigen Wangen ein wenig beschämt zu Boden blickend.
    Welche Qualifikation mochte er vorweisen? Das Kalkulieren und Rechnen war ihm ein Gram, weitere spezifische Anforderungen für jene Okkupation mochten ihm im Kreuzverhör mit den hohen Herren nicht in den Sinn kommen.
    Ihm blieb auf die Gnade des Wohlwollens zu hoffen, welche eine torquierende intensivere Interrogation hinsichtlich seiner Äußerungen abwendete.

  • Selbstredend wusste der iulische Quaestorier mitnichten, dass über die Hälfte der sieben flavischen Vigintivirate jüngerer Zeit im Collegium der Tresviri Capitales abgeleistet wurden, wie es auch nur mehr dem Zufall geschuldet war, dass Dives zwei andere Flavier vergleichsweise sicher dem Collegium der Decemviri stlitibus iudicandis zuzuordnen vermochte, seit sich ein amtlicher Brief des Flavius Flaccus einst fälschlich zu ihm verirrt hatte und seit der einst für seinen Cousin Iulius Centho in Mogontiacum gewesene Haussklave Phocylides das decemvirische Schreiben zum Tod des divitischen Vaters mit nach Roma gebracht hatte, wo es nun im Cubiculum des iulischen Quaestoriers sicher und mit großer Wertschätzung aufbewahrt wurde.


    "Mit anderen Worten ausgedrückt präferierst du einerseits dieses Amt, da du der familiären Tradition nachzueifern suchst, wie andererseits der Senat gut daran täte, dich im Falle deiner Wahl auch jenem Collegium zuzuteilen, da du aufgrund selbiger Tradition deiner Familie bereits eine gewisse Vertrautheit mit den Aufgaben und Pflichten der Tresviri auro argento aere flando feriundo besitzt.", versuchte der Iulier die vage Aussage des Flaviers zu deuten. "Ist dies richtig?", erkundigte er sich hernach, inwiefern ihm die Interpretation schlussendlich gelungen sein mochte, während sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen abzuzeichnen begann. Denn die familiäre Tradition, so mochte sich Dives durchaus noch gut zu erinnern, war einst auch eines seiner eigenen Argumente gewesen, um hernach wunschgemäß zu einem Platz im Collegium der Decemviri stlitibus iudicandis zu gelangen.

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  • Womöglich war er heute einfach nur mit dem falschen Fuß aufgestanden oder es lag an dieser blumigen und mitunter langatmigen und damit für manch einen Zuhörer anstrengenden Art zu sprechen, die der junge Flavius mit seinem Vater gemein hatte. Abstreiten konnte der Consular seinen Sprössling allein schon darum nicht. Und bereits beim älteren Flavius hatte Livianus das eine oder andere Mal seine lieben Probleme damit gehabt, den eigentlichen Kern der Aussagen aus seinen Reden hier im Senat herauszuhören. Auf jeden Fall war es mühsam den beiden Flaviern zu folgen. Vielleicht klang es daher unhöflicher, als es tatsächlich gemeint war, als sich der Decimer kurz erhob und ein wenig genervt in Richtung des Iuliers meinte


    "Genau das hat er doch eben gesagt, Senator."


    und die Frage des Iuliers damit vorerst abwürgte um sich selbst, den Gepflogenheiten des Senats folgend, das Rederecht des höherrangigen Senators herauszunehmen.


    "Ich für meinen Teil bin jedenfalls überzeugt davon, dass der junge Flavius bestens für das angestrebte Amt vorbereitet ist und eben auch auf Grund seines familiären Hintergrunds einer der aussichtsreichsten Kandidaten dieses Jahr ist. Ich unterstütze daher seine Kandidatur und wünsche ihm alles Gute für die kommende Wahl."


    Damit nahm er wieder seinen Platz ein und deutete in Richtung des iulischen Senators den er eben unterbrochen hatte, um das Rederecht wieder an ihn abzutreten, falls er noch weitere Fragen an den Kandidaten hatte.

  • Sim-Off:

    Ohne selbstredend die Entscheidung des Senates in irgendeiner Weise manipulieren oder gar prädisponieren zu wollen darf ich anfügen, dass die Präferenz selbstredend einer SimOff-Intention entspringt ;)


    Dem Jüngling entging in seiner Nervosität, dass Iulius Dives in der Tat nichts anderes unternahm, als seine Worte zu repetieren, obschon er selbstredend sie in eine kausale Relation zueinander stellte, wodurch die Aussage Manius Minor als eine kritisierende Korrektur erschien, die ihn dankbar in Richtung des Decimus ließ blicken, als jener durchaus ungehalten den Iulius in die Schranken wies.


    Er interpretierte dies als vehemente Form der Assistenz eines getreuen Unterstützers, anstatt die Erregung seiner gedrechselten Diktion zuzuweisen, welche ihm doch so evident erschien wie das Tragen einer Toga und zweifelsohne ein Erbe seines beredsamen Vaters repräsentierte. Folglich unterließ er vorerst deren Gebrauch in der Hoffnung, mit jenem positiven Beitrag des decimischen Consulars bereits einen finalen für seine Präsentation errungen zu haben.

  • Der iulische Quaestorier schluckte die leicht enerviert klingenden Worte des decimischen Consulars mit einem Lächeln, da er gewiss nicht intentierte, sich hier und heute über die in der Tat ein wenig unhöflich bei ihm ankommenden Worte zu ärgern oder sich gar von selbigen aus der Fassung bringen zu lassen. Stattdessen wartete er ab, bis er einmal mehr Gelegenheit dazu bekam, zu sprechen.
    "Es erfreut mich, dass offenkundig auch andere Senatoren den Candidatus so verstanden wie ich, obgleich ich selbstredend dennoch hoffte, eine Bestätigung vom Candidatus selbst zu erhalten.", erklärte Dives ohne darauf einzugehen, dass ihm die Antwort des Flaviers tatsächlich ein wenig zusammenhangslos erschienen war, sodass er selbst sie in einen Zusammenhang mit der gestellten Frage zu bringen versucht hatte.


    "Nichtsdestotrotz", wollte der Iulier nun natürlich nicht darauf pochen, dass auch der Flavier nun noch einmal die Worte des decimischen Consulars wiederholen müsste, "habe ich noch eine weitere Frage an den Candidatus Flavius.", ging er stattdessen nahtlos zum nächsten Punkt über und sah zum patrizischen Kandidaten. "Du sprachst davon, dass deine gesamte Adoleszenz dir ein beständiges Tirocinium fori gewesen wäre.", was wohl eine Umschreibung dafür war, dass er gleich dem divitischen Senator rein formal kein solches absolviert hatte. "Wer ist dein Patron, würde mich daher noch interessieren." Denn ein formal nicht abgeleistetes Tirocinium fori war der Iulier mit der passenden Begründung durchaus leichtfertig bereit, zu übersehen. Umso genauer achtete er dann jedoch darauf, dass man sich zumindest hinsichtlich des urrömischen Klientelwesens als besonders vorbildlicher, in dieses unsichtbare Netz integrierter Römer zeigte.

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  • Der Jüngling fixierte den in weiterer Distanz sitzenden und folglich ihm relativ scharf erkennbaren Iulius ein wenig furchtsam, als jener sich durch das harsche Wort des Consulars keineswegs saturiert gab, sondern nochmalig in die offene Wunde seiner mäßig präparierten Fassade stieß.
    Fortunablerweise hatte er indessen das Feigenblatt, welches die offene Parade zu decken geeignet war, selbst bereits offeriert, weshalb der junge Flavius ein wenig zögerlich mit einem
    "Durchaus, durchaus."
    den vermeintlich korrekten Schluss konfirmierte.


    Doch hatte augenscheinlich sein Antipode bereits eine neue Tortur ersonnen, denn schon identifizierte er die nächste Schwäche in der Vita Manius Minors, da doch es, wie dem Jüngling wohlbewusst war, war in den vergangenen Jahren verstärkt zum Usus geworden, explizit ein Jahr an der Seite eines Amtsträgers zu verbringen.
    Doch anstatt auf den Umstand seines Fehlens zu rekurrieren, wandte Dives sich einem gänzlich differenten Sujet, nämlich den klientelären Relationen des jungen Flavius zu. Diesbezüglich vertrat der Jüngling, neuerlich inspiriert von seinem Lehrer, eine dezidierte Meinung, welche indessen neuerlich mit den leeren Meinungen der Gesellschaft konfligierte, denn während hier jedwede Form von Beziehung als Gewinn wurde erachtet, so betrachtete Manius Minor Klientel und Patronat schlicht als lästige Konstriktionen, welche gleich dem familiaren Imperativ ihn nötigen, in dieser oder jener Weise seine Freiheit zu beschränken, ohne hiervon einen qualitativ adäquaten Gewinn zu generieren, da doch einzig Freunde es waren, die ihm als Mitmenschen echten Trost und unmaskierte Freude zu spenden vermochten.
    Fortunablerweise war er jedoch in jenem Punkt durch das Schicksal begünstigt, denn erstlich würde er, solange Manius Maior noch unter den Lebenden weilte, die Pflichten eines Patrons nicht auf sich zu nehmen genötigt sein, zum anderen dispensierte ihn seine noble Dezendenz von der Obliegenheit, sich durch servile Speichelleckerei als Klient anbiedern zu müssen, um seine bescheidenen Ziele zu verfolgen. Die Insekurität, ob eine derartige Replik einem Homo Novus wie dem Iulius jedoch als arrogant mochte erscheinen, ließ seine Stimme hingegen ein wenig demütig, ja gar ängstlich erklingen, als er erwiderte:
    "Nun, meine Familie war bisherig mein Patron, würde ich vermuten."
    Kaum hatte er jene Worte gesprochen, wurde ihm gewahr, wie treffend die Metapher von der Familie als Patronus doch war: Sie gewährte Schutz, doch forderte sie ebenso unwidersprechliche Observanz, wie er in torquierender Klarität hatte erfahren.

  • Der iulische Quaestorier, der sich selbst gewiss nicht in der Position eines Gegenspielers sah, dem es indes einzig ein Anliegen war, jeden Candidatus tatsächlich auch ein wenig genauer zu begutachten - nicht zuletzt exakt zu diesem Zwecke sprachen die Bewerber schließlich vor dem Senat -, blickte kurzzeitig leicht irritiert, als der Flavier erklärte, Klient einer ganzen Familie zu sein. Denn in der Tat wollte Dives schienen, dass doch jeder Mensch stets nur höchstens einen Patron und niemals zeitgleich mehr als nur diesen haben konnte. So sah er sich in der Folge einmal mehr dazu gedrängt, die Worte des Patriziers in der einen oder anderen Weise zu interpretieren, um sie seinem Weltbild anzugleichen. Allfällig, ging es ihm durch den Kopf, dachte und sprach ein derart Hochwohlgeborener stets etwas größer und nannte folglich seine Familie an einer Stelle, an welcher er lediglich deren Oberhaupt - und hier demnach seinen Vater - zu meinen beabsichtigte.


    Es wäre eine grobe Lüge, würde der Iulier behaupten, er verstünde, weshalb man sich den eigenen Vater zum Patron erwählte, war man mit diesem doch bereits über andere, sehr viel stärkere Bande verbunden. Andererseits jedoch verstand Dives auch nicht, weshalb sich mancher Patrizier einen verwandtschaftlich nahestehenden Onkel oder Cousin des eigenen Geschlechts zum Patron erkor. Denn auch hier schließlich hatte man bereits ein Verhältnis und eine belastbare Verbindung, sodass eine andere Wahl womöglich vorteilhafter sein konnte. Letztlich, so konstatierte der Quaestorier, mochte er wohl schlicht zu sehr ein Plebeier sein, um den tieferen Sinn darin zu erkennen, wiewohl rein formal wohl nichts dagegen einzuwenden war, ein Mitglied des eigenen Geschlechts und in diesem Extremfall gar den eigenen Vater zum Patron sich zu erwählen.


    "Nun", warf Dives einen kurzen Blick zum Consular Flavius Gracchus, bevor er zu dessen Sohn und scheinbarem Klienten zurück sah, "dann möchte ich dir noch einmal danken auch für deine weiterführenden Erklärungen." Denn zwar hatte sich der Iulier einen Teil derselben erst selbst zusammeninterpretieren müssen, doch bewarb sich der Flavier hier auch zunächst nur um das Vigintivirat und nicht bereits um Quaestur oder Aedilität. "Ich werde mich freuen, zu beobachten, wie du das heuer in dich gesetzte Vertrauen gewiss nicht enttäuschen wirst.", erklärte er abschließend wohlwollend und beendete damit seine Fragen an den Candidatus. Dabei verzichtete er bewusst darauf, seine aus den letzten Ausführungen des Flaviers gezogenen Schlüsse noch einmal nachfragend zu überprüfen, nachdem der decimische Consular bereits zuvor deutlich gemacht hatte, dass in diesem Fall doch besser jeder Senator seine eigenen Schlüsse ziehe.

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  • Während Gracchus mit der Darbietung seines Sohnes bisherig überaus zufrieden war beäugte er selbstredend jeden weiteren Beitrag mit Argusaugen, jederzeit bereit die Krallen des Löwen auszufahren, um Minor im Zweifelsfalle beizuspringen, gleichsam jede positive oder negative Regung in den Reihen der Senatoren gedanklich zu protokollieren. Die Worte des Decimus Livianus quittierte er diesem mit einem dankenden Nicken, war dieser Zuspruch doch zweifelsohne von hohem Gewicht, wiewohl auch Iulius Dives zum Ende hin eher geneigt als ablehnend schien. Ehedem Minor von der Bühne des Senates wurde entlassen, musste selbstredend auch sein Vater sich noch einmal äußern.
    "Senatores, zweifelsohne ist es nicht unerwartet, vordergründig allfällig gar ein wenig überflüssig zu erwähnen, dass mein Sohn auch meine vollumfängli'he Unterstützung genießt. Doch lieber würde ich schweigen als einen Sohn euch anzupreisen, welcher noch nicht bereit oder gar wenig tauglich ist für den Curus Honorum. Manius Gracchus Minor indes genießt mein vollstes Ver..trauen in seine Fähigkeiten und Eignung und ich bin überzeugt davon, dass er seiner Pflicht für Rom mit großem Eifer wird nachkommen."
    Ein wenig Unsicherheit zwar bestand an Minors Willen, doch das Joch der flavischen Familie hatte im Zweifelsfalle noch jedes seiner Mitglieder unterworfen - oder verschlungen.

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  • Die Inquisition schien vollendet, als Iulius Dives die Interrogation nicht mehr zu prolongieren entschied, um stattdessen endlich ihm gar Fortune für die anstehenden Wahlen zu prognostizieren, was ein wenig ihn glücklich stimmte, da doch eine Niederlage zweifelsohne ihm von Manius Maior als Zeugnis mangelnden Engagements würde ausgelegt werden, was einerseits das Risiko barg, letztlich trotz seines Verrates an den epikureischen Lehren doch der flavischen Familia verstoßen zu werden, andererseits die nicht minder erstrebliche Gefahr, nochmalig und intensiver die Strapazen des Wahlkampfes auf sich nehmen zu müssen.


    Dessen vollmundige Empfehlungen für seine Person vermochten hingegen kaum das Herz Manius Minors zu wärmen, da sie doch lediglich ein Medium waren, die ureigenen Interessen der flavischen Narretei zu verfolgen, was nahe legte, dass seine wahrhaftigen Qualifikationen, deren Konfirmation ihm womöglich trotz des Entschlusses, sich nicht ihrer bedienen zu wollen, geschmeichelt hätte, in keinerlei Relationen zu den Beteuerungen und Lobpreisungen seines Vaters standen.


    Da schlussendlich niemand augenscheinlich geneigt war, weitere Worte hinsichtlich seiner Kandidatur zu verlieren, die Tortur somit vollends vollendet war, verlautbarte der Jüngling ein wenig verlegen und hastig:
    "Ich danke Euch für das Zuhören und die Unterstützung!"
    , um sodann mit der Erlaubnis der Consuln einem weiteren Kandidaten Raum zu schaffen und eilig durch die Reihen der Senatoren die Curia zu verlassen.

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