Ein Stoß ins kalte Wasser - Der neue Primicerius

  • Der Kaiser erwartete dich. Vier Worte, die Severus gleich an seinem ersten Arbeitstag überraschten. Doch die Anweisung des Procurator ab epistulus Maenius Firminus waren eindeutig gewesen. Kein Spielraum in der Ausdrucksweise, keine Hoffnung darauf, dass ihm dieses Gespräch noch ein wenig erspart bleiben würde, bis er sich hier auf dem Palatin eingearbeitet hätte. Doch das war offensichtlich nicht vorgesehen. Stattdessen hatte es nur ein kurzes Willkommen durch seinen neuen Vorgesetzten gegeben und eben diese vier Worte, die ihn direkt in die Domus Augustana delegierten, wo er nun im Tablinum des Kaisers stand und auf dessen Erscheinen wartete. Tabula und Stilus in der Hand, für den Fall dass es direkt etwas u notieren oder klären gab, blickte sich Severus um und harrte der Dinge, die da kommen mochten, sobald der Kaiser ankäme.

  • Der Kaiser kam ganz unspektakulär in einer schlichten Senatorentunica ins Tablinium, die ihre individuelle Note nur durch ein goldenes Medaillon mit einem Mercurius-Bildnis erhielt. Im Hereingehen erkannte er den neuen Primicerius und hielt mit einem jovialen Lächeln auf ihn zu.
    "Ave, Helvetius-" Einen Moment schien er nach dem Cognomen seines neuen Mitarbeiters zu suchen, kapitulierte dann aber und blieb beim Nomen Gentile. "Du hast deinen neuen Posten angetreten, wie ich sehe? Hat Maenius dich bereits gut eingewiesen?"

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  • Ave, Augustus. grüßte Severus zurück, ohne allerdings darauf einzugehen, dass der Kaiser sich eingangs offenbar nicht mit dem Gentilnomen zufrieden geben, sondern auch noch das Cognomen benutzen wollte. Dass die beiden Quasi Namensvetter waren, fiel dabei freilich unter den Tisch, allerdings ging es ja nicht darum, sich hier irgendwie mit dem Kaiser gleichzutun, sondern die erste persönliche Audienz zugleich mit seinem Dienstantritt zu verbinden. Schließlich war er ja hier kein geladener Gast, sondern lediglich Mitarbeiter des Kanzleistabes, der dem Kaiser zuarbeiten sollte, sprich der Kaiser war letztlich sein oberster Vorgesetzter. Daher verzichtete der Helvetier auch auf jede Jovialität.


    Ja, der Procurator hat mit eine urze Einfühung über die Struktur der Kanzlei sowie die Aufgaben der Abteilung für Verwaltungskontakt erläutert. beantwortete Severus zunächst die Frage des Kaisers. In der Kürze der Zeit war schon klar geworden, dass die Kanzlei nicht nur groß war, sondern es auch eine etwas unklare und inkonsequente Aufgabenverteilung der einzelnen Abteilungen gab. Natürlich lag es nicht an ihm, daran etwas zu ändern, dafür bestand dieses System einfach zu lange und hatte ja bislang auch gut genug funktioniert, dass niemand den Wunsch nach einer Verwaltungsreform der Kanzlei hegte - und Severus hatte kein Interesse daran, dort direkt erstmal aus der Reihe zu tanzen. Stattdessen würde er wohl immer zweimal schauen, ob er in die Angelegenheiten einer anderen Abteilung hineinzuarbeiten drohte und dann im Zweifel eher Aufgaben abgeben, wenn sie ihm nicht durch seinen Vorgesetzten explizit aufgegeben wurden. Der Procurator sagte dann, dass du mich zu sehen wünschst, um mit mir über meine zukünftigen Aufgaben zu sprechen, Augustus. fügte er dann noch an, weswegen er hergekommen war und moderierte damit auch schon das Gespräch hin zu dem eigentlichen Thema dieses Gesprächs. Je nachdem, ob der Kaiser nun darauf eingehen und gleich in medias res gehen wollte, oder ob er seinerseits noch irgendwelche Höflichkeiten auszutauschen gedachte, auf beides würde der Helvetier eingehen. Denn dafür war seine neue Tätigkeit einfach deutlich umfang- und abwechslungsreicher, als seine ehemalige Stellung in der Stadtverwaltung.

  • "Sehr richtig." antwortete der Kaiser. "Ich weiß gern ein wenig über meine Mitarbeiter bescheid, wenn sie ihren Dienst antreten." Insofern ging es wohl nicht nur um Aufgaben in diesem Gespräch.
    Langsamen Schrittes ging er zu seiner Kline und nahm Platz. Der Primicerius erhielt keinen Stuhl. Nicht einmal die Procuratoren saßen bei ihren morgendlichen Audienzen. "Also erzähle mir ein wenig von dir, von deinen Qualitäten, deinen Verbindungen, was es Wesentliches über dich zu wissen gibt." Er lächelte. "Dass du ein gewisses Redetalent hast, weiß ich ja bereits."

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  • Es ging bei diesem Gespräch also nicht bloß um seine Aufgaben. Es hätte ihn auch ein wenig gewundert, denn dafür musste er ja nicht beim Kaiser vorsprechen und der Procurator hatte ja bereits eine ÜBersicht der Aufgaben dargestellt, würde sich dieses Gespräch also nur darum drehen, wrde sich das meist nur wiederholen. Stattdessen ging es hier also um persönliche Dinge, Verbindungen, Kontakte, aber auch um Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen. Severus nickte, wartete, bis der Kaiser es sich auf der Kline bequem gemacht hatte und begann dann mit seinen Ausführungen. Nun, mein Kaiser, ich entstamme der Familie der Helvetii Vindices und darf mich glücklich schätzen, unter meinen Vorfahren und Verwandten Ritter und Senatoren zu haben. Der bekannteste Vertreter unserer Familie waren zweifelsohne der Senator Helvetius Geminus und dessen Sohn, der gewese Praefectus Praetorio Helvetius Falco, die aber beide bereits seit einigen Jahren verstorben sind. In meinem Familienzweig ist mein Großvater Helvetius Verus erwähnenswert, der unter Divus Iulianus Primicerius ab epistulis gewesen ist. Da meine Eltern früh bei einem Überfall ums Leben gekommen sind... er zögerte kurz, den er sollte sich sicherlich nicht allzu weit fassen. - wurde ich von meinem Großvater großgezogen und erhielt bei ihm auch eine umfangreiche Ausbildung in der Verwaltung des Landguts. So, hatte er sich dann doch etwas kürzer gefasst. Schließlich hatte der Kaiser ja sicherlich genug zu tun und interessierte sich nicht für seine Lebensgeschichte. Ich kann also Erfahrungen und Kenntnisse in der Verwaltung eines Landguts.


    Er machte eine erste Pause. Denn damit hatte er sozusagen seine Zeit in Fregellanum abgehakt und konnte nun mit seiner Zeit in Rom fortfahren. Später entschied ich mich aber, das Landgut nahe Fregellanum zu verlassen und dem Karriereweg meines Großvaters nachzufolgen. Hier in Rim übernahm ich dann eine Anstellung als städtischer Schreiber, zuerst im Officium des ehemaligen Curator Operum Publicorum Germanicus Avarus und später in einer der städtischen Schreibstuben. Hier lernte ich auch die üblichen Verwaltungswege und -aufgaben kennen, die für die Verwaltungsinstitutionen des Reichs üblich sein. Mit diesen Worten war dann auch sein weiterer Lebensauf skizziert. Er hatte ja nur diese beiden Stellen gehabt, in denen er sich hatte auszeichnen können. Der Rednerwettbewerb war derweil wohl seine größte Errungenschaft, die wohl auch in erster Linie dafür verantwortlich war, dass er nun hier stand und seinen Einstand als Primicerius gab. Ich bin zudem Klient des Senators Iulius Dives und bin zudem bekannt mit Plinia Chrysogona sowie, wenn auch nur flüchtig, mit dem Praefectus Praetorio Decimus Serapio.

  • "Eine ansehnliche Familie." stellte der Kaiser fest. Helvetius Geminus und Falco kannte er natürlich. Den Primicerius natürlich nicht.
    "Dein Großvater hat dir offensichtlich auch beigebracht, gut zu reden." Das war wohl Teil der Verwaltungsausbildung gewesen. "Eine Fähigkeit, die ich mir gern zunutze machen würde. Ich bin seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem Redenschreiber." Auch wenn es manchem professionellen Rhetoren gegen die Berufsehre ging, war es wohl kein Geheimnis, dass Severus viele Reden zu halten hatte. "Womöglich könntest du mir die eine oder andere Rede schreiben."

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  • Mit einem dankbaren Nicken nahm Severus die freundlichen Worte zu seiner Familie auf. Natürlich gehörten der Senator Titus Geminus und der ehemalige Prätorianerpräfekt Lucius Falco nicht zu seinem Familienzweig, der alte Senator war lediglich ein Großonkel von ihm gewesen, der Prätorianerpräfekt, dessen Sohn, ein Großcousin. Sie hatten zu ihrer Zeit zur Reichselite gehört, hatten an höchsten Stellen die Geschicke des Reiches mitgeprägt, hatten das Reich selbst geprägt, doch mittlerweile waren sie tot oder hatten sich endgültig und ohne den Wunsch nach einer Rückkehr ins Privatleben zurückgezogen. Es lag nun an ihren Erben, deren Weg weiterzugehen und den Namen Helvetius hochzuhalten. Einige sind dabei bereits gescheitert, waren zu früh aus dem Leben gerissen worden oder hatten ihre Fähigkeiten überschätzt. Severus wollte einen weiteren Versuch starten und er war fest entschlossen, sich nicht davon ablenken zu lassen. Die Ausbildung seines Großvaters hatte bislang dabei geholfen - auch hierzu folgte ein dankbares Nicken an den Kaiser, der dies lobend erwähnt hatte - und nun ging es weiter voranzuschreiten.


    Und genau in diesen Gedanken brach das Angebot des Kaisers herein. Severus war einen Augenblick sprachlos, denn er hatte zwar den Wettbewerb gewonnen, das machte ihn aber sicherlich nicht zu den besten Rednern Roms. Dennoch, das Angebot war kaum abzulehnen und würde sich erstklassig auf seinem weiteren Weg machen, nicht nur, weil er in unmittelbarer Nähe des Kaisers sein würde. Es freut mich, dass die meine Rede bei dem Wettbewerb des Konsuls Flavius gefallen hat und fühle mich geehrt, dass du mich als Redenschreiber anstellen willst. antwortete er und gab sich schließlich einen Ruck. Gerne werde ich mich als Redenschreiber in deinen Dienst stellen, Augustus. sagte er am Ende abschließen und wartete, ob der Kaiser noch etwas anzufügen hatte.

  • "Das ist sehr erfreulich." erwiderte Severus zufrieden. Er hatte auch gleich einen konkreten Auftrag für den frischgebackenen Redenschreiber: "Ein erster Anlass wäre die Eröffnung des Ulpianum, die in Kürze ansteht."

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  • Severus nickte erneut auf den ersten Kommentar des Kaisers, bevor es aber wohl direkt in die Vollen ging und Severus auch gleich seine Tabula zückte und sich eine Notiz dazu machte. Ich werde mich mit der zuständigen Abteilung kurzschließen, wann die Eröffnung geplant ist, Augustus antwortete er schnell, hielt dann aber inne und blickte nochmal auf. Es wäre gut, wenn du mir in den kommenden Tagen ein paar Gedanken zum Ulpianum und auch sonstige Wünsche zur Rede, zum Beispiel Verweise auf Personen, die du explizit erwähnt wissen möchtest, zukommen lassen würdest. Ich würde dir dann frühzeitig einen ersten Redeentwurf vorlegen, den du nach Belieben selbst überarbeiten oder auch mit Änderungswünschen zu mir zurückschicken kannst. erläuterte Severus noch einige Dinge zum Prozedere. Schließlich war er ja Redenschreiber des Kaisers und musste daher auch ein von dessen Gedanken ausgehend arbeiten. Ansonsten würde die Rede wohl eher eine Ansammlung inhaltsloser und blutleerer Allgemeinplätze werden. Den daraus entstehenden Entwurf konnte der Kaiser dann entweder übernehmen, selbstständig ändern, schließlich war es am Ende seine Rede, oder eben mit Änderungswünschen zurückschicken. Da würde es allerdings wohl auch darauf ankommen, wie viel Zeit der Kaiser dafür würde erübrigen können.

  • "In Ordnung." bestätigte der Kaiser. "Ich denke, wir könnten diesbezüglich beizeiten eine kleine Besprechung anberaumen." Sie würden sich ja vermutlich sowieso öfter sehen, wenn der Ab Epistulis beschäftigt war. Vorher musste er aber noch selbst überlegen, was er alles in seiner Rede sagen wollte. Und natürlich auch, was nicht.

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