• "Das ist ja ein seltener Besuch, zu lange haben diese Räume Dich hier nicht gesehen."
    grüßte der Balneator.
    Titus Posca versuchte leichthin zu klingen -
    "Du hast Recht, doch nach dem Tod meines Vaters hatte ich lange nicht das Verlangen nach Freuden oder größere Gesellschaft - doch so konnte es ja nicht ewig gehen, ich
    muß wieder unter Menschen und am Leben unserer Stadt teilhaben, hab Dank für Deinen Gruß - zuerst will ich das Caldarum aufsuchen, warmes Wasser ist Balsam für die Seele."
    Der Gast strebte dem Inneren der Anlage zu, und der Balneator dacht für sich;
    `Dieser Mann nimmt den Verlust zu schwer, dem Ratschluss der Götter ist ha doch noch kein Lebender entkommen.`

  • Wie viel in den letzten Wochen passiert war … so recht konnte er es immer noch nicht fassen. Es war erstaunlich. Manchmal plätscherte das Leben sanft, seicht und träge dahin, ohne nennenswerte Geschehnisse, nur um sich wenig später in einen reißenden Strom zu verwandeln, rasante Kurven zu nehmen, sich schäumend an Felsen aufzubäumen und ihn ein wenig verloren zurückzulassen. Sein Vetter war ganz plötzlich Vater einer kleinen Tochter, gleich darauf heiratete er die Nichte des Praefectus Urbi und wurde nach Germania geschickt. Und dann noch Sibel. Sie, die wiederum sein Kind in sich trug. Die ihn heiraten würde, wenn sich ihnen nichts in den Weg stellte. Es war furchtbar viel, es war verunsichernd, und verdammt nochmal, es machte Avianus sogar ein klein wenig Angst. Wie konnte es auch anders sein, wo doch in näherer Zukunft noch mehr große Veränderungen bevorstanden. Und gleichzeitig war er wahnsinnig glücklich, dass das Schicksal seinen Lauf auf diese Weise genommen hatte. Denn anders hätte er es im Nachhinein gar nicht gewollt. Er gönnte Seneca sein Glück, und sein eigenes Schicksal hatte er vollkommen von sich aus gewählt. Weil er es wollte, sie wollte. Die kleine Familie, die er hoffentlich bald haben würde. Trotzdem konnte er von Zeit zu Zeit ein wenig Abstand von all den Gedanken um Sibel, ihre gemeinsame Zukunft und seine Verwandtschaft gebrauchen. Deshalb saß er auch im Caldarium in den Thermae Agrippae, fern der Castra und allem anderen, das ihn ablenkte. Die letzten paar Schrammen, die er sich im Dienst eingefangen hatte, hatte er im Tepidarium bereits ausgewaschen, war dort auch Staub und Schmutz losgeworden und genoss jetzt einfach nur das warme Wasser, in das er sich mit einem leichten Lächeln bis zum Kinn gleiten ließ. Wie schön das Leben doch sein konnte. Hatte er nicht einst geglaubt, die Götter hätten ihn verlassen? Nein, sie hatten ihn nur auf die Probe gestellt. Und er hatte bestanden, wie es schien.

  • "Die Räumlichkeiten sind ja hier recht großzügig, es verblüfft mich, hier so wenige Bürger zu sehen," Titus Posca war recht froh ein neues Gesicht zu sehen.
    "Salve, ich bin Titus Fabius Posca, du wirst mich nicht kennen, ich kehrte erst unlängst
    nach einer langen Reise anläßlich des Todes meines Vaters, nach Rom zurück.
    Nun muß ich erst einmal die Hinterlassenschaft ordnen und Pläne für die Zukunft machen."

  • Avianus hatte sich noch etwas tiefer ins Wasser sinken lassen, die Augen halb geschlossen, und wäre wohl in absehbarer Zeit eingenickt, hätte ihn nicht ausgerechnet in diesem Augenblick jemand von der Seite angesprochen. Schlagartig sah er wieder auf, wischte sich mit mäßigem Erfolg mit den feuchten Händen das Wasser aus dem Gesicht und blickte leicht irritiert in das fremde Gesicht.
    "Ah … ja?", kam von ihm knapp und wenig geistreich zurück. Dass ein Fremder in den Thermen mal kurz Hallo sagte, war ja nichts Ungewöhnliches, gleich im Anschluss noch ungefragt eine halbe Lebensgeschichte erzählt zu bekommen wiederum etwas anderes.
    Nein, einen Titus Fabius Posca kannte er tatsächlich nicht. Was ihn aber auch nicht weiter verwunderte. "Ich kenn hier generell kein Schwein, um ehrlich zu sein. Ich bin nicht gerade, was die Thermae Agrippae einen Stammkunden nennen würden." Wieso auch, die Castra Praetoria hatten ja ihre eigenen Lagerthermen. Den Weg in die Stadt nahm der Iunius höchstens auf sich, wenn er beim Baden seine Ruhe wollte und es nicht eilig hatte. In den Lagerthermen hatte immer jemand das Gefühl sich zu ihm setzen und ihn anquatschen zu müssen. Außerdem kam es ihm so vor, als hätte man Centurio meist erst dann Pause, wenn man die Mauern der Castra hinter sich ließ und solange jegliche Arbeit zwangsläufig am Optio hängen blieb.
    "Und was hat das jetzt mit mir zu tun?", fragte er dann noch weiterhin mit unschlüssigem Ausdruck im Gesicht. Die Frage aller Fragen. Sah er aus, als wäre er ein guter Zuhörer? Oder als könnte er helfen? Avianus würde sich überraschen lassen.



    Sim-Off:

    Kleine Tipps fürs Schreiben: Was tut dein Charakter (Gestik, Mimik, Handlungen, etc.)? Was denkt er? Was fühlt er? ;)

  • "Bei meiner Reise wurden immer wieder zwei Orte der Begegnung in Gesprächen hervorgehoben",Titus versuchte das Gespräch in Gang zu halte.
    "Das Forum und die Thermen. Eigentlich bin ich eher zurückhaltend, doch ganz ohne Kontakte ist der Mensch nur halb."
    Posca war etwas verwirrt. Sein Gegenüber schien sehr reserviert zu sein. Hatte er sich falsche Vorstellungen vom Zentrum des Reiches gemacht, es war jedenfalls wirklich vieles anders, als ein Aufenthalt in der Ferne.

  • Der ihm gar nicht mehr ganz so fremde Kerl – immerhin kannte er ja dessen halbe Lebensgeschichte – ging mal so gar nicht auf seine simple, aber durchaus ernst gemeinte Frage ein. Avianus kratzte sich ein wenig ratlos die schlecht rasierte Wange. Oder doch? Vielleicht musste er auch nur wie bei den Frauen zwischen den Zeilen lesen.
    "Du suchst also Kontakte?", fragte er deshalb zurück, "Tja, weißt du … normalerweise beginnt man solche Gespräche mit 'Salve, wie geht's?' und dann sagt der andere 'Salve, gut. Und dir?' – 'Fabelhaft, echt ein schöner Tag heute. Ich bin übrigens Caius Soundso.' – 'Ja? Und ich bin Lucius Irgendwas.' …", redete er weiter, was ihm dazu gerade durch den Kopf ging, machte es sich wieder im Becken bequem, nachdem der Fabius ihn zuvor aus seiner Entspannung herausgerissen hatte, und blickte diesen im Anschluss fragend an, um herauszufinden, ob der verstanden hatte, worauf er hinauswollte. Dabei bemerkte er, dass er sich selbst gar nicht vorgestellt hatte. Musste er komplett verpasst haben, so wie ihn der Kerl irritiert hatte.
    "Ja … also und ich bin Aulus Iunius Avianus", holte er das Versäumnis doch noch nach.

  • "Salve, setze Posca das Gespräch fort. Ich suche allerdings Kontakte. Lange Abwesenheit von Rom bedeutet auch einen vollkommenen Neuanfang nach der Rückkehr."Er richtete sich leicht aus dem
    Wasser auf und faßte den Entschluss, ohne Verzögerung sein Anliegen zu verfolgen.
    "Im Besonderen interessieren mich Händler und Männer, welchee mit Pferden zu tun Haben. Mein noch recht bescheidenes Vermögen beruht auf einer kleinen Pferdezucht,"
    Titus machte eine ausladene Geste und dachte daran, wie klein diese wirklich war.
    Die Familie hatte immer ihr Auskommen gehabt, doch zur Anhäufung von Reichtum
    war es nie gekommen.

  • "Salve", grüßte auch Avianus endlich, "Da muss ich dich aber enttäuschen. Wir Leute von den Stadtkohorten sind für gewöhnlich zu Fuß unterwegs und privat brauche ich kein Pferd. Um es anders auszudrücken: Ich habe so gut wie nie mit Pferden zu tun." Er lächelte entschuldigend. Der Vorteil seines Daseins als Infanterist. Er brauchte sich den Hintern nicht an einem Sattel wund zu scheuern. Es war nicht direkt so, dass er Pferde hasste oder nicht reiten konnte. Nur war er schlicht und ergreifend nicht wild darauf, sich öfter als unbedingt notwendig auf den Rücken eines dieser Tiere zu setzen. Aus der Ferne betrachtet schienen sie ihm weitaus hübscher, wo sie nicht buckelten und an den Zügeln zerrten, wenn ihnen irgendetwas nicht passte.
    "Da würde ich mich eher an reichere Leute wenden … oder an Offiziere berittener Einheiten. Und was ich so gehört habe, soll es auch irgendwelche Zusammenschlüsse von Pferdezüchtern geben. Ich selbst werde dir da herzlich wenig helfen können."
    Nein, Pferde und Pferdezucht war wirklich nicht sein Spezialgebiet. Vielleicht halfen dem Fabius aber seine kleinen Ratschläge weiter.

  • "Dies ist ein sicher mützlicher Hinweis",Posca ärgerte sich über sich selbst, natürlich, die Vereinigungen, daran hätter er auch selbst denken können.
    "Du dienst also unter den Adlern - das erinnert mich an einen Soldaten, den ich bei der raetischen Armme traf, einen gewissen Marcus Vituus, der hatte regelrecht Angst vor Pferden, an deren Größe lag es wohl nicht, denn er entstammte einem Geschlecht von Viehzüchtern." Titus erinnerte sich kurz an den Beginn seiner langen Reise.
    "Ich kann mir nur schwer vorstellen bei der Armee zu sein, die lange Dienstzeit und Entbehrungen - das ist nichts für mich." Posca dachte daran, was er bei seinen Kontakten zu Soldaten bisher erfahren hatte. Zweifellos waren
    die Legionen grundlegend für den Erhalt des Imperiums, doch würde er wohl nie verstehen, wie ihre Lebensumstände von vielen so verherrlicht wurden.

  • "Gern geschehen", gab Avianus knapp zurück. Man half ja gerne, wo es ging.
    "Als Centurio der Cohortes Urbanae, um genau zu sein", antwortete er mit nich unerheblichem Stolz, "Es hat auch sein gutes, im Exercitus zu dienen. Viele junge Männer, die sich uns anschließen, hätten sonst nichts. Wer tauglich ist, erhält bei uns einen festen Sold, Verpflegung, ein warmes Bett und eine Einheit, die für einen im Laufe der Zeit zur Familie wird - Dinge, die nicht für jeden selbstverständlich sind. Verglichen mit dem Leben, das manch andere Leute führen, ist es also gar nicht einmal so entbehrungsreich. Nur auf die Weiber ... auf die müssen die Soldaten verzichten, wenn gerade kein Ausgang ansteht." Unwillkürlich musste er grinsen. Außer man war Centurio und holte auf Umwegen sein Weib einfach zu sich. "Andere wiederum suchen Ansehen und Ehre. Auch das lässt sich bei uns verdienen."
    Einerseits verstand er es, wenn jemand meinte, mit den Truppen nichts anfangen zu können, andererseits war er eben Iunius. Dass er früher oder später Soldat werden würde, hatte vermutlich bereits festgestanden bevor er überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte, und etwas anderes konnte er sich auch gar nicht vorstellen. Sein ganzes Leben lang hatte er nichts auf die Reihe gebracht, bis er sich irgendwann entschlossen hatte in Rom den Urbanern beizutreten.

  • "Ruhm un Ehre bei den städtischen Truppen? Ehrenvoll sicherlich, doch Ruhm erwirbt sich der Soldat doch nur im Kampf" - Posca dachte daran, die Stadtkohorten waren von den Fronten des Imperiums doch weit entfernt.
    "Ihr erfüllt zweifellos eine wichtige Aufgabe, doch der Ruhm wohnt an den Grenzen."
    Titus hoffte sein Gegenüber mit dieser Bemerkung nicht gekränkt zu haben, Offiziere
    waren immer so stolz auf ihren Stand. Es mußten wirklich böse Geister am Werk sein,
    ehrliche Äußerungen schienen in Gesprächen oft gar nicht erwünscht zu sein.
    "Ich muß nun mit einem Ave diese gastliche Stätte verlassen. Ich will noch das Forum aufsuchen und muß dann in mein Haus im Fünften Bezirk zurückkehren."

  • Gekränkt? Absolut. Zuvor noch ganz entspannt, schenkte Avianus seinem Gegenüber nun ärgerliche Blicke. Als hätte er in seinem Leben nie gekämpft, nie seinen Kopf hingehalten für die Bürger Roms, als hätte er seinen Dienst nur mit Wachestehen und Paraden verbracht ... Doch was war Ruhm überhaupt? Ruhm galt doch ohnehin eher einer Einheit als dem kleinen Soldaten ... aber das alles war doch ohnehin nebensächlich. Denn ganz abgesehen davon war das Wort Ruhm aus seinem Mund gar nicht erst gekommen.
    "Ich habe auch nichts von Ruhm gesagt ... allerdings: Auch wir von den Cohortes Urbanae kämpfen und riskieren regelmäßig unser Leben. Wir sind nicht weniger Soldaten als die, die an den Grenzen stehen." Erst vor nicht allzu langer Zeit war ja sein eigener Optio völlig unverhofft im Dienst gefallen, genau der Mann, der schon einmal als Tiro nur knapp davongekommen war, als ein Verrückter kurz davor gewesen war, ihn mit einem Messer abzustechen, und sogar auf dem Feld hatten die Cohortes Urbanae schon gestanden. Aber sollte der Fabius denken, was er wollte. "Wie auch immer ... Vale."

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