Peristyl | Schwägerinnen in spe - TL et FD

  • Nachdem das Atrium durchschritten war und man sich noch tiefer ins Innere der Villa begab, erreichte man das Peristyl, jenen mit Säulen umgebenen Vorhof, in dessen Mitte eine kleine Brunnenanlage sprudelte. Der Boden war mit einem üppigen Mosaik ausgelegt, welches Szenen aus der griechischen Mythologie darstellte. Sklaven hatten bereits zwei Klinen und ein Beistelltischchen bereitgestellt, damit es die beiden Damen hernach bequem hatten.


    Im Peristyl angekommen bot der junge Sklave der Besucherin an, doch inzwischen schon Platz zu nehmen, bis die Gastgeberin erschien. Sogleich traten zwei Sklavinnen näher, die eine großzügig bestückte Obstschale, sowie eine mit verdünntem Wein gefüllter Kanne mitgebracht hatten und sich nun um das leibliche Wohl der Tiberia kümmern sollten.
    Phoebus war inzwischen zu den Räumen der jungen Flavia geeilt, um ihr die Ankunft ihrer Freundin mitzuteilen.

  • Arsinoe war ziemlich stolz auf sich, eben an der Tür so die Fassung gewahrt zu haben. Auf dem Weg hinein lächelte sie stillvergnügt und wiederholte die Szene in ihrem Kopf. Die junge Sklavin hatte zwar schon früh gelernt sich Emotionen wie Ärger und Traurigkeit nicht anmerken zu lassen, doch war sie schon immer leicht zu erschrecken gewesen. Auch diesmal war sie innerlich zusammengezuckt, aber sie hatte es sich nicht anmerken lassen! Sekunda würde sicherlich ebenfalls stolz sein, wenn Arsinoe daheim davon berichtete, dessen war sich die junge Sklavin sicher, hieß es doch, dass ihr Unterricht Früchte trug.


    Lucia hatte von diesem triumphalen Moment ihrer Sklavin natürlich nichts mitbekommen. Sie war mit ihren Gedanken ganz wo anders. Schon bei ihrem Besuch daheim hatte ihr Bruder sie darauf angesprochen und die Villa der Flavier erinnerte sie abermals daran: Das Haus in dem sie wohnte stand in keinem Verhältnis zu ihrem Rang und dem Rang ihres Mannes. Das musste sich ändern, dringend!
    Lucia nickte sich selbst bestätigend zu, als sie ins Peristyl traten.
    Sie würde mit Vala reden müssen! Irgendwann würde sie Flavia ja auch zu sich nach Hause einladen wollen. Aber wie fing sie dieses Gespräch am besten an? Das würde immerhin eine ziemlich große Ausgabe bedeuten und Lucia war sich nicht sicher, wie Valas finanzielle Lage aussah. Wenn sie wenigstens ihr Grundstück von ihrem Bruder wiederbekommen würde…
    So in Gedanken verloren ignorierte Lucia das Angebot Platz zu nehmen, das Obst und den Wein und trat zu dem fröhlich sprudelnden Brunnen. Das plätschernde Wasser fesselte ihre Augen, obwohl sie es kaum wahrnahm.
    Vielleicht sollte sie nochmal mit ihrem Bruder reden. Es hatte sich inzwischen doch alles wieder einigermaßen eingerenkt und sie verstanden sich wieder… einigermaßen. Vielleicht würde ihn ja die Aussicht auf einen Neffen milde stimmen und ihr das Grundstück als Sicherheit für sie und ihre Kinder rückübertragen… Vielleicht konnte ihr Flavia bei diesem Ansinnen ja helfen! Lucia wollte es zwar keinesfalls beim (mehr oder weniger) ersten Treffen ansprechen, aber als seine künftige Frau würde sie doch wahrscheinlich auch ein wenig Einfluss auf Lepidus bekommen.
    Das waren zwar viele Unwägbarkeiten und vage Hoffnungen, dennoch begann sich ein grober Plan in Lucias Kopf zu bilden. Sie streckte eine Hand aus und fing ein paar Tropfen des kalten Wassers zwischen ihren Fingern. Ja, sie würde hier in Flavia sicher eine Verbündete finden, warum sonst hatte ihre Schwägerin in spe sie sonst Eingeladen? Sie würden sich gegenseitig aushelfen und es somit um einiges einfacher haben!

  • Natürlich hatte Domitilla ihre zukünftige Schwägerin nicht ohne Hintergedanken eingeladen, auch wenn diese nach ihrer Hochzeit mit diesem germanischen Barbaren Duccius Vala eher zu jenem Personenkreis gehörte, dem man in der Villa Flavia nicht unbedingt freundschaftlich gesonnen entgegentrat. Doch letztendlich war die arme Lucia wohl nur ein Opfer in einem schändlichen Spiel aus unverantwortlicher und skandalträchtiger Hochzeitspolitik. Der wahre Schuldige dürfte ihr Bruder selbst gewesen sein, Domitillas zukünftiger Gatte. Ihr graute es bereits jetzt, wenn sie daran dachte, in Zukunft die Gegenwart ihres barbarischen Schwagers in spe und vielleicht auch noch dessen dessen Sippschaft ertragen musste.
    Trotzallem war es für Domitilla eine Selbstverständlichkeit, die Schwägerin in spe einzuladen. Wer, wenn nicht sie kannte ihren Bruder am besten? Und an Informationen, wie Tiberius Lepius sich zum Beispiel privat gab, wie er „tickte“ und welche Interessen und Vorlieben er hatte, war sie brennend interessiert. Vielleicht, so hoffte die Flavia, konnte sie sich aus Lucias Darstellungen ein Bild von ihrem Zukünftigen machen. Bisher hatte sie den Tiberius nur einige Male bei offiziellen oder geschäftlichen Anlässen getroffen. Dabei hatte sie nur ein recht einförmiges Bild von ihm gewinnen können. Einen langweiligen kalten Fisch hatte sie ihn tituliert, als sie mit ihrem Neffen Scato über ihn gesprochen hatte, was ihn aber nicht dazu abgehalten hatte, hinter ihrem Rücken in Verhandlungen mit eben dem Tiberius zu treten. Im Grunde hoffte sie, dass sie sich in ihrem ersten Eindruck getäuscht hatte. Dass er gar nicht so war, wie er sich ihr gegenüber in der Öffentlichkeit gegeben hatte. Diese Hoffnung war sozusagen ihr letzter dünner Faden, an den sie ihre persönliche Zukunft knüpfte.


    Als Phoebus nun Tiberias Ankunft meldete, befand sich die Flavia noch immer in den künstlerisch begabten Händen von Astarte, der flavischen Ornatrix, die gerade erst damit begonnen hatte, sich mit ihrer kreativen Ader so richtig auszutoben. Das Erscheinen des Sklavenjungen hatte sie nur peripher tangiert. Sie war schließlich hier, um ihre Arbeit ordentlich zu machen.
    „Nun mach schon!“, drängelte die Flavia. „Gleich Domina, hab noch etwas Geduld.“ Astarte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie machte ihr Ding, ganz gleich, wie wenig Zeit noch war. Dass sie gelegentlich einen Hang zum Kitsch hatte, trug man ihr zumeist nicht nach. Zumeist
    „Oh nein, nicht die Feder! Ich werde hier nicht mit einer Feder nach draußen gehen!“
    „Aber domina, die Feder gehört zum Gesamtkonzept!“
    „Ich pfeife auf dein Gesamtkonzept! Entweder du ziehst sofort die Feder wieder heraus oder du machst heute noch mit der Peitsche Bekanntschaft.“ Schläge hatte man der Ornatrix noch nie angedroht. Andererseits wollte sie es auch nicht darauf ankommen lassen, ob die Flavia ihren Drohungen auch Taten folgen ließ. „Na gut, dann eben ohne Feder!“ Beleidigt zog sie das Accessoire aus der Frisur und erklärte ihre Arbeit damit als beendet.


    „Endlich!“ Domitilla eilte, gefolgt von ihrer Sklavin Candace aus ihrem Cubiculum. Sie wollte Lucia nicht warten lassen. Wenigstens hatten die Sklaven im Peristyl alles nach ihren Wünschen vorbereitet. Aber was war das? Die Tiberia stand noch mitten im Peristyl herum. Hatte man ihr etwa keinen Platz angeboten und sich nicht um sie gesorgt? Wenn dem so war, konnten sich die Sklaven auf etwas gefasst machen! Sie schluckte ihren Groll auf die Dienerschaft hinunter und begrüßte nun freundlich ihren Gast.
    „Tiberia, wie schön, dass du es einrichten konntest! Willkommen in der Villa Flavia Felix. Aber bitte, setz dich doch. Hat man dir nichts angeboten?“ Domitilla nahm auf der gegenüberliegenden Kline Platz. Eine Sklavin eilte herbei und reichte ihr einen Becher mit verdünntem Wein.

  • Lucia hörte Schritte und beeilte sich die Hand aus dem Brunnen zu ziehen und sie an einem Zipfel ihrer Palla zu trocknen. Freundlich lächelnd blickte sie ihrer Gastgeberin entgegen und wurde vom Auftritt der Flavia nicht enttäuscht. „Aber natürlich bin ich gekommen! Seit mir mein Bruder vor kurzem von eurer anstehenden Hochzeit berichtete, suche ich nach einer guten Ausrede dich zu besuchen.“, klinkte sich Lucia in das freundliche Begrüßungsgeplänkel ein. Die Aufforderung ihrer Gastgeberin sich zu setzen konnte Lucia natürlich nicht so einfach ignorieren und ließ sich daher ebenfalls nieder.
    „Doch, doch, das habe sie.“, beeilte sie sich dann die Befürchtungen zu zerstreuen. „Ich habe mir nur ein wenig Zeit genommen euren Brunnen näher zu bewundern. So hübsch plätscherndes Wasser hatte schon immer eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf mich.“ Sie warf noch einen kurzen Blick zum Brunnen, ehe sie sich ihres Geschenkes entsann.
    „Ich war so frei eine Kleinigkeit für dich mitzubringen.“, sie winkte Arsinoe mit dem Geschenk vorzutreten. Mit gesenktem Kopf schlug sie das weiße Tuch beiseite, in die eine reich mit Pfauen verzierte Schale eingewickelt war und hielt sie Flavia zur näheren Betrachtung hin. „Diese Schale ist Iuno geweiht und soll allen Jungvermählten Glück und Fruchtbarkeit bringen.“, wiederholte Lucia was ihr der Verkäufer versprochen hatte. Wie immer wenn sie jemandem, den sie kaum kennt, etwas schenkte verließ sie sich mehr auf den symbolischen Charakter des Stückes.


    Auch Lucia nahm nun einen Becher verdünnten Wein entgegen und zögerte. Sie erinnerte sich an Sergias übervorsichtige Art, als diese schwanger bei Lucia zu Besuch war. Aber das war doch wahrscheinlich eh nur, um auf ihre Schwangerschaft aufmerksam zu machen. Hm… So ungern sich Lucia etwas bei Sergia abschaute, das war eigentlich keine schlechte Idee. Sie musste es ja nicht so übertreiben und alles Mögliche ablehnen. „Ich schäme mich fürchterlich unser Treffen schon mit einem Bruch der guten Sitten beginnen zu müssen. Aber könnte ich eine noch dünnere Mischung haben?“ Immerhin nahm man normalerweise die Mischung, sofern denn eine feste gereicht wurde, einfach an und trank wenn nötig einfach langsamer. „Ich möchte mich tausendmal entschuldigen, vermutlich bin ich einfach zu ängstlich, aber eine… Freundin von mir hat als sie Schwanger war überhaupt keinen Wein getrunken, weil ihr jemand einredete es wäre schlecht für sie und das Kind. Jetzt hat sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht und… naja.“ In Lucias vorwiegend gezeigte Verlegenheit mischte sich gleichermaßen Unsicherheit und Stolz, während sie in einer erklärenden Geste schützend eine Hand auf ihren Bauch legte.

  • Nachdem sie erfolgreich den Klauen der Ornatrix und deren seltsamen Krativitätsergüssen entkommen war, hatte sie sich einen verdünnten Wein mehr als verdient. Allerdings gebot es die Höflichkeit, wenigstens damit zu warten, bis auch ihr Gast Platz genommen hatte. Domitilla hatte also einen guten Riecher bewiesen, als sie die Einladung verfasst hatte, um ihre Schwägerin noch ein bisschen besser kennenzulernen und in ihr vielleicht eine Freundin und Verbündete finden zu können. Schließlich stand sie der Hochzeit mit Lucias Bruder noch immer sehr skeptisch gegenüber. Vielleicht hatte die Tiberia genügend Einfluss auf ihren Bruder und konnte ihr dadurch nützlich sein. Doch zuvor galt es, noch etwas Small Talk zu halten und sich gegenseitig die neuesten Neuigkeiten auszutauschen.
    Zunächst aber wurden Domitillas Befürchtungen zerstreut. Ein Glück für die Sklaven, dass sie ihre Pflichten nicht vernachlässigt hatten. Offenbar hatte der plätschernde Brunnen so sehr die Aufmerksamkeit Lucias erregt, dass alles darüber hinaus an Wichtigkeit verloren hatte. Für Domitilla allerdings war der Brunnen nichts besonderes, wobei dieser Ort hier ein bevorzugter Platz war, um mit einem guten Buch ein wenig zu verweilen. „Ja, das Plätschern hat eine beruhigende Wirkung. Ich komme auch immer wieder gerne hierher.“ Im gleichen Moment fragte sie sich ein wenig wehmütig, ob es auch in der Villa Tiberia einen solchen Ort für sie geben würde.
    Doch ihre Gedanken wurden rasch zur Seite geschoben, als Lucia Domitillas Blick auf ihre Sklavin lenkte, die auf ein Zeichen ihrer Herrin hin mit einen Geschenk in den Händen hervor trat. „Ein Geschenk für mich?“, rief sie erfreut. Die Flavia liebte Geschenke! Als die Sklavin nun das Tuch lüftete und Lucia die entsprechende Erläuterung für das Geschenk lieferte, welches die tiberische Gabe bis dahin verborgen gehalten hatte, weiteten sich Domitillas Augen vor Erstaunen. Natürlich war dabei auch ein gewisser Anteil an Theatralik mit im Spiel, um die Tiberia nicht zu vergraulen. Zweifelsfrei war dies eine sehr schöne Schale und dazu auch noch Iuno geweiht. „Oh Lucia, die ist ja wunderschön! Ich danke dir vielmals!“ Ja, ja… Glück konnte sie gebrauchen… und ein Ticken Fruchtbarkeit konnte auch nichts schaden. Umso schneller konnte sie ihrer Pflicht als Ehegattin nachkommen.


    Inzwischen hatten die Sklaven auch die Tiberia mit einem Getränk versorgt. Doch sie zögerte. Stimmte etwa mit dem Wein etwas nicht? Nun, Domitilla hatte er bislang gemundet. Schließlich entstammte er von einem Weinberg des flavischen Weingutes und zu viel Wasser musste doch schrecklich ungesund sein! Aber gut, wenn Lucia eine verdünte Mischung vorzog, dann sollte sie sie haben. „Aber natürlich!“ Die Flavia gab einer der Sklavinnen ein Zeichen, auf dass diese für ein dünneres Mischungsverhältnis sorgte. Die Tiberia entschuldigte sich nochmals für die Umstände, die sie bereitete und in der Tat waren es… Umständeandere Umstände, in denen sie sich wohl befand, auch wenn man ihr äußerlich nichts ansah. Zumindest hatte Domitilla bis dahin nichts davon bemerkt. Und als ob dies nicht schon genug war, legte sie sich nun auch noch ihre Hand schützend auf ihren Bauch. „Nein! Sag bloß, du bist schwanger!“ Domitilla war ganz verblüfft. Die Tiberia war schwanger! Geschwängert von diesem germanischen Barbaren. Die Ärmste! „Das ist ja…“ furchtbar! „…wunderbar! Wie weit ist denn deine Schwangerschaft schon fortgeschritten?“ Die Flavia versuchte geschickt ihren Widerwillen durch ihre Neugier zu überdecken, in dem sie Lucia mit Fragen löcherte. „Und, wie fühlt es sich an, schwanger zu sein? Stimmt es, dass man sich ständig übergeben muss?“

  • Natürlich atmete Lucia nicht erleichtert auf, das wäre ja zu lächerlich. Aber sie war dennoch erleichtert, dass Flavia ihr Geschenk entweder tatsächlich gefiel oder sie die Höflichkeit besaß zumindest so zu tun. Lucia ging einfach mal von ersterem aus und freute sich still darüber. Geschenke aussuchen, grade für ihr so gut wie unbekannte Personen war einfach überhaupt nicht ihre Stärke. Sie nickte bestätigend, dass sie den Dank gehört hatte, winkte aber auch gleichzeitig ab, weil es doch nicht nötig war sich für so eine Selbstverständlichkeit zu bedanken. Das hieß natürlich nicht, dass sich Lucia nicht auch über den Dank freute. War in dem standardisierten Austausch von Höflichkeiten überhaupt noch Platz für Aufrichtigkeit? Wenn Lucia ehrlich darauf antworten müsste… aber das musste sie ja zum Glück nicht und so ging das Spiel munter weiter. Arsinoe wartete bis Flavia das geschenk genügend bewundert hatte und ihre Aufmerksamkeit wieder anderem zulenkte, ehe sie es an einen von Flavias Sklaven weitergab.


    Sie bekam ihren verdünnten Wein und dazu den Beweis, dass Frauen einfach schlauer waren als Männer. Natürlich konnte Flavia sofort aus ihren Worten ableiten, was Lucia eigentlich ausdrücken wollte und ihre Reaktion war genauso wie frau es sich wünschte. Warum konnte es nicht auch mit Männern, vor allem mit einem ganz bestimmten Mann, so glatt laufen? Aber Lucia hatte sich deswegen schon genug gegrämt, jetzt hieß es fröhlich zu lächeln und die vielen, berechtigten Fragen zu beantworten.
    [SIM-OFF] Ich biege hier die Zeitebene ein wenig, da ich keine Lust habe Lucia tatsächlich 9 Monate lang schwanger zu spielen.[/SIM-OFF]
    „Es müsste nun die 16. Woche sein, wenn sich meine Leibsklavin nicht vertan hat.“, denn so wirklich verstanden wie Sekunda nun auf 16 Wochen kam, hatte Lucia nicht. Von wann ausgehend zählte die Frau nur und wie konnte sie sich so sicher sein wann es in den vier Wochen zwischen ihren Blutungen geschehen war? Aber sie schien zu wissen wovon sie sprach und Lucia war ziemlich erleichtert ihre alte Leibsklavin an ihrer Seite zu wissen. Also meistens zumindest, jetzt hatte sie ja nur Arsinoe dabei. „Und so schlimm wie alle tun ist es nicht.“, erzählte Lucia freimütig von ihren Erfahrungen bisher. Wie sollte das Mädchen auch wissen, dass die anderen keinesfalls um der Aufmerksamkeit willen übertrieben, sondern dass es ihnen wirklich schlechter dabei ging. „Ich kann zwar manche Gerüche nicht haben, einige sogar, aber wenn ich diese vermeide ist mir so gut wie nie übel. Ich würde fast behaupten mir geht es kaum anders als normalerweise, naja, außer dass ich mehr Hunger als üblich zu haben scheine.“ Jetzt wo sie dazu aufgefordert wurde über ihre Schwangerschaft zu berichten fiel Lucia auf, wie langweilig diese eigentlich so interessante Zeit bis jetzt gewesen war.

  • „Die sechzehnte Woche,“ repetierte Domitilla. „Dann hast du ja schon fast die Hälfte geschafft, wenn ich mich nicht irre.“ Und trotzdem sah man es ihr immer noch nicht so recht an. Wie machte sie das bloß? Benutzte sie besondere Bandagen, die die Eigenschaft besaßen, den Bauch flach wirken zu lassen? Doch weitaus interessanter fand die Flavia was Lucia zu berichten hatte. Allerdings folgte nun nichts Aufregendes oder gar Furchterregendes. Nein, es schien, sie hatte bisher doch eine recht unkomplizierte und ruhige Schwangerschaft erlebt. Fast schon war sie ein wenig enttäuscht deswegen, was nicht etwa bedeuten sollte, dass sie ihrer zukünftigen Schwägerin keine ruhige Schwangerschaft gewünscht hätte. „Wie ich hörte, sollen ja die ersten drei vier Monate wohl die schlimmsten sein. Dann kannst du dich sicher auf einen weiteren ruhigen Verlauf freuen.“ Natürlich hatte Domitilla davon absolut keine Ahnung, was selbst auch noch in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft passieren konnte. Vielmehr wollte sie Lucia weiterhin ermutigen.


    Allerdings wenn sie denn gerade beim Thema waren, drängte sich Domitilla immer noch weitere Fragen auf, die allerdings weniger auf die Schwangerschaft selbst abzielten, sondern auf das, was ihr voraus ging. Jedoch scheute sie sich noch, Tiberia direkt darauf anzusprechen. Noch mehr als das aber irritierte sie der Gedanke, dass es dieser Germane gewesen war, mit dem sie intim geworden war. Andererseits erzählte man sich aber auch, dass diese Barbaren aus dem Norden recht gute Liebhaber sein sollten, zumindest wenn es sich um Gladiatoren handelte. Auch hier konnte die Flavia nur auf Gerüchte zurückgreifen.
    „Nun, liebste Lucia, und wie schmeckt dir das Eheleben? Dein Gemahl muss doch unendlich stolz sein, wenn er in wenigen Monaten Vater wird.“ Zumal dieser Emporkömmling auch noch eine waschechte Patrizierin abbekommen hatte. Nun würde sich sein Blut auch noch mit römischem Blut vermischen.

  • Da musste Lucia doch tatsächlich überlegen. Sie war es überhaupt nicht gewohnt in Wochen zu denken, aber jede Frau schien ihre Schwangerschaft in Wochen anzugeben… Wie viele Wochen waren neun Monate nochmal? So wirklich wollte ihr das Rechnen nicht gelingen, also nickte sie einfach mal bestätigend, fügte aber im Gegensatz zu Flavias nächster Aussage hinzu: „Mir wurde immer wieder versichert, dass die erste Hälfte die einfachere wäre. Wenn man all den Horrorgeschichten glauben kann erwartet mich jetzt eigentlich nur noch Ungemach.“ Lucia zog ihre Nase kraus. „Irgendwann soll einem alles wehtun, vorallem Rücken und Beine. Eine meiner Freundinnen ist schrecklich aufgedunsen, dabei hat sie behauptet kaum etwas zu essen. Ihre Ringe, Armbänder und Schuhe haben ihr eine halbe Ewigkeit nicht mehr gepasst. Außerdem soll man alle paar Minuten wohin müssen, das muss schrecklich lästig sein!“, zählte sie nur ein paar der ihr am schlimmsten vorkommenden Gerüchte auf.


    Auf die zweite Frage hätte Lucia gerne verzichtet. Es war nämlich ausgeschlossen, dass sie hier die Wahrheit erzählen konnte. Sie selbst kam bei Flavias Worten nämlich nicht auf den Zeugungsakt sondern viel mehr auf die Reaktion Valas, als sie ihm von dem Kind erzählte. „Ja, natürlich freut er sich. Nur leider hat er wegen der aktuellen Situation kaum Zeit auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich musste es ihm quasi zwischen Tür und Angel berichten, so viel hat er zu tun.“, ja das klang doch ganz gut. So konnte sie das erstmal stehen lassen.

  • Aha, Lucia hatte also etwas ganz anderes, bezüglich der Schrecken des Schwangerschaftsverlaufes, gehört. Na, das konnte ja lustig werden! Zum Glück hatte sie ja noch etwas Zeit, bis es so weit war, eine mögliche Schwangerschaft überhaupt in Erwägung zu ziehen. Dennoch hörte sie aufmerksam zu und merkte sich alles, was Lucia von den Erfahrungen ihrer Freundinnen zu berichten wusste.
    „Das ist ja schrecklich! Ich hoffe, es wird einigermaßen erträglich für dich… wobei…“ Domitilla zögerte. Sollte sie ihre zukünftige Schwägerin wirklich mit dem belasten, was sie von einer alten Sklavin, damals zuhause in Aquileia aufgeschnappt hatte? „Nun, ja, wie ich hörte, soll man an der Intensität der Beschwerden abschätzen können, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Bei einem Jungen… nun ja… soll man sich angeblich ständig übergeben.“ Hoffentlich wurde es der Tiberia in der zweiten Hälfte ihrer Schwangerschaft noch so richtig schlecht! Dann gebar sie vielleicht wirklich einen Sohn, wenn etwas an dem Geschwätz dieser alten Sklavin dran gewesen war.


    Zugegebenermaßen war die Flavia ein wenig enttäuscht gewesen, als Lucia daran ging und ihre andere Frage beantwortete. Eigentlich hatte sie auf gewisse Details gehofft. Doch dafür kannten sie sich wohl einfach noch zu wenig. Oder lag es einfach daran, das Schwangere plötzlich alles nur noch im Kontext zu ihrer Schwangerschaft sahen? Dennoch war ihre Antwort recht aufschlussreich. Der Duccius war wohl recht eingespannt. Böse Zungen behaupteten ja, er strebe selbst nach der Kaiserwürde. Ein germanischer Kaiser- nicht auszudenken! „Ach ja, so sind sie nun mal… unsere Männer.“ Wobei unsere hier wohl nur ironisch gemeint sein konnte. Allerdings war dies auch ein passender Übergang zu dem, was sie bei Lucia in Erfahrung bringen wollte… über ihren Bruder, versteht sich. „Ich bin ja auch schon ganz gespannt auf die Ehe mit Lepidus. Sag Lucia, wie ist er so, dein Bruder? Ich meine, wie tickt er? Bisher kam er mir gegenüber immer sehr reserviert vor.“ Wie ein kalter Fisch eben.

  • „Hmmmhm. Ein Junge stielt der Mutter die Kraft, ein Mädchen die Schönheit“, zitierte Lucia was sie gehört hatte mit einem Nicken. Das passte zumindest so ungefähr zu dem was Flavia grade andeutete. Doch da niemand genau sagen konnte wann die Kinder das taten, war Lucia noch ziemlich zuversichtlich, dass es ein Junge würde. „Mit einem Mädchen ist man also gleich doppelt gestraft.“, versuchte sie sich an einem kleinen Scherz, indem sie die Worte mit einem schiefen Lächeln sprach. Nicht, dass Lucia nicht irgendwann ein Mädchen haben wollte, aber das erste Kind sollte doch bitte ein Junge werden. Das war besser für alle!


    Dankbar, dass Flavia das Thema wechselte, ging Lucia nur zu gerne auf ihre Fragen ein: „Ich fürchte das ist er häufig.“, begann sie wenig vielversprechend ihre Beschreibung und zuckte mit einem entschuldigenden Blick die Schultern. „Er ist ein Planer, ein Denker und nicht so sehr der emotionale Typ. Aber das macht ihn auch leichter einzuschätzen und im Grunde ist er ein guter Kerl.“ Zumindest glaubte Lucia das zu diesem Zeitpunkt noch. „Er hat die Angewohnheit sich komplett in Arbeit zu vergraben und darüber sogar das Essen und Schlafen zu vergessen, da möchte ich dich bitten ein wenig auf ihn zu achten.“ Auch wenn er sich die Zeit jetzt ohne sie eigentlich ganz gut schlug. Vielleicht hatte er es ja auch inzwischen überwunden und passte ein bisschen besser auf sich auf.

  • Endlich nun wandten sie sich dem Thema zu, worauf Domitilla wohl ihr ganzes Hauptaugenmerk bereits schon beim Verfassen des Einladungsschreibens an die Tiberia geworfen hatte. Bisher, so war eindeutig festzustellen, war das Bild der Flavia, welches sie von ihrem Zukünftigen gemacht hatte, doch sehr einseitig gewesen. Die wenigen Male, die sie ihn bisher getroffen hatte, konnten bei weitem nicht viel über seinen Charakter aussagen. Und das, was sie gesehen hatte, war nicht gerade überwältigend gewesen. Umso ernüchternd kam Lucias Antwort daher. Er war also nicht so der emotionale Typ... aha. Sie hatte sich in ihm also keinesfalls getäuscht! Da klangen Lucias weitere Worte wie ein bemühter Versuch, ihren Bruder trotz des offensichtlichen Mankos in einem besseren Licht darzustellen. Indessen erlosch in Domitilla der der letzte Funke Hoffnung auf eine glückverheißende Ehe. Womöglich vergaß der Tiberius sogar seine ehelichen Pflichten über seine Arbeit. Ganz zu schweigen von seinem Interesse an ihr selbst.
    Die Flavia hatte mit sich zu kämpfen, um nicht vor lauter Enttäuschung in lautes Schluchzen auszubrechen. „Ich werde mein möglichstes tun,“ versprach sie Lucia und lächelte verständnisvoll.
    „Aber sag, Lucia, was glaubst du, wie kann ich mir seine volle Aufmerksamkeit sichern? Wenn er, wie du sagst, sich in seine Arbeit vergräbt… Gilt dann sein Interesse eher dem weiblichen Geschlecht… oder ist er mehr dem eigenen zugetan?“ Letzteres würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen.

  • Gerne hätte Lucia ihrer Gegenüber ein wundervolles Eheleben mit einem aufmerksamen und führsorglichen Gatten versprochen. So etwas wünschte sich schließlich jede Frau insgeheim, auch wenn sich die meisten bewusst waren, wie es laufen würde. Ganz kühne junge Damen fügten sogar noch ganz ernsthaft ein gutes Aussehen in den Wunsch mit hinein… naja, wenigstens da hatten sie beide es nicht allzu schlecht getroffen. Obwohl so ein junger Gatte auch bedeutete, dass man ihn so bald durch natürliche Ursachen nicht loswurde und somit zur angesehen Witwe werden konnte… Aber so alles in Allem fand Lucia war Flavia sogar zu beneiden. Es war zwar eindeutig eine Ehe aus politischen Gründen, aber ihr Bruder war höflich und würde ihr genügend Freiraum lassen, eben weil er so viel arbeitete.
    Lucia wusste ja selbst wie es laufen konnte. Wobei sie sich immer noch nicht ganz im Klaren war ob sie nun Glück im Unglück hatte oder Unglück im Glück im Unglück. Es könnte ja immerhin noch viel schlimmer sein… oder eben auch viel besser.


    Lucia war schon mitten darin zu überlegen, welche Ratschläge sie ihrer künftigen Schwägerin mitgeben konnte, da wurde sie von ihr vollkommen rausgebracht. Lucias Augen wurden rund und sie blinzelte wie eine Eule, während sie versuchte Sinn in die letzten Worte Flavias zu bringen. „Wie kommst du denn bitte auf diese Idee?“ Zwar hatte Lucia noch nie wirklich mitbekommen, dass sich Lepidus für das eine oder das andere interessierte, aber allein der Gedanke war doch lächerlich! „Natürlich interessiert sich Lucius für Frauen!“ In ihrer Überraschung nannte Lucia ihren Bruder wie schon lange nicht mehr beim Pränomen.

  • Andererseits, so versuchte sich Domitilla über die eben gewonnene Einsicht hinweg zu trösten, konnte es auch von Vorteil sein, mit einem Arbeitssüchtigen verheiratet zu sein. Dadurch konnte sie sich ihren nötigen Freiraum bewahren, der ihr ja auch wichtig war. Außerdem erinnerte sie sich, was ihr diese fremdartige Sklavin vor einiger Zeit in jenem Etablissement gesagt hatte. Also gab es eigentlich keinen Grund, Trübsal zu blasen. Sie hätte es wahrhaft schlimmer treffen können. Und wenn es nach ihrem Vater gegangen wäre, hätte es sie bereits vor einigen Jahren schlimmer getroffen. Doch glücklicherweise hatten die Götter selbst einen Riegel davor geschoben.


    „Nun ja,“ gab sich die Flavia etwas verlegen, aber errötete dabei kein bisschen. „Man kann ja nie wissen. So etwas soll ja schließlich auch in höheren Kreisen vorkommen.“ Sie hatte einige Sklaven dabei erwischt, als sie darüber getuschelt hatten, dass ihr eigener Vetter eher dem eigenen Geschlecht zugetan war, was Domitilla natürlich als dummes Geschwätz abstempelte hatte und die entsprechenden Sklaven sofort hatte bestrafen lassen. Was die Flavia jedoch sagte und was sie dachte, waren zwei Paar Schuhe...


    „Da beruhigst du mich aber, Lucia! Dann muss ich mir also keine Sorgen machen.“ Jedenfalls solange sie diejenige Frau war, für die sich ihr Zukünftiger interessierte. Dabei gestand sie ihm durchaus zu, sich gelegentlich auch von seinen Sklavinnen verwöhnen zu lassen. Ein wenig Abwechslung konnte ja durchaus nicht schaden. Zumindest wenn daraus nichts Ernsthaftes erwuchs.


    „Ach, liebste Lucia,“ begann sie nach einer kurzen Pause, in der sie an ihrem Getränk nippte und einige Trauben in ihrem Mund verschwinden ließ. „Wie du dir sicher denken kannst, bin ich längst mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beschäftigt. Und dabei frage ich mich nun schon eine ganze Weile, wen von meinen Freundinnen und Familienangehörigen ich darum bitten kann, meine Pronuba zu werden.“ Wieder entstand eine kurze Pause, in der Domitillas Blick keinen Zweifel darüber ließ, was sie dachte. „Wie wäre es mit dir? Meinst du, du könntest das für mich tun?“

  • 'Wie der Mann von Sergias Freundin', schoss es Lucia durch den Kopf. Immerhin hatten sie beide ja eine recht passable Intrige zu deren Gunsten ersonnen. Wie es an dieser Front wohl grade aussah? Lucia machte sich eine gedankliche Notiz das doch mal nachzuhaken, nur um es kurz darauf vollkommen zu vergessen. Flavia fragte sie doch tatsächlich, ob sie, Lucia, die Pronuba sein wollte!


    Lucia hatte schon so ein Gefühl, dass ihre baldige Schwägerin auf so etwas in der Art hinauswollte. Man erwähnte sowas nicht einfach nur, um dann nichts daraus entstehen zu lassen. Aber theoretisch konnte man das auch erwähnen, um den Gegenüber etwas reinzudrücken. Deshalb bemühte sich Lucia nicht zu auffällig die Luft anzuhalten.
    "Aber gerne!", bestätigte sie dann freudig. "Das wäre mir eine große Ehre und Freude das zu tun!" Gut, das war jetzt ein wenig zu dick aufgetragen, als dass es noch nach professioneller Patrizierin klang, aber Lucia freute sich einfach. Es hieß ja auch, dass sie in Flavias Augen besser geeignet war als so manch andere, die ihr vielleicht in den Sinn gekommen war. Sie hatte also ganz unwissentlich im Vergleich zu anderen Frauen gewonnen. Sowas gefiel jeder Frau! Außerdem würde das sicher auch Lepidus gutheißen und sie würden wieder einen Schritt aufeinander zu tun. "Ich bin mir sicher, du wirst mit den Hochzeitsvorbereitungen gut zurechtkommen. Aber wenn du Hilfe benötigst, stehe ich dir gerne zu Verfügung!"

  • Die Frage, die zwar nicht die Frage aller Fragen war, war endlich gestellt und stand nur kurz im Raum. Denn Domitilla, die ihren Gast nicht mehr aus den Augen ließ, konnte im Gesicht Lucias erwartungsgemäß lediglich etwas positiv Erfreutes erkennen. Dementsprechend fiel dann auch ihre Antwort aus. Nein, sie überschlug sich fast schon, was die Flavia auf die Tatsache zurückführte, dass man die Tiberia seit ihrer Hochzeit mit dem Barbaren womöglich etwas mied. „Aber aber!“, entgegnete Domitilla erfreut. „Das ist doch selbstverständlich.“ Du hast ja sonst keine Freude mehr. Ein wenig Abwechslung wird dir gut tun. Außerdem konnte die Tiberia gegenüber all den anderen Gästen, wenn auch unbewusst, so auch ein Zeichen setzten: Durch ihr alleiniges Erscheinen auf der Hochzeit distanzierte sie sich gewissermaßen öffentlich von ihrem Gemahl, dem Barbaren. Denn für Domitilla stand fest, der Duccius würde das Innere der Villa Flavia bei dieser Gelegenheit nicht zu sehen bekommen.


    „Oh, bisher läuft eigentlich alles gut. Wobei ich schon daran dachte, mir diesen durchgeknallten Germanen ins Haus zu holen. Du weißt schon, dieser Hochzeitsplaner. Wie heißt er gleich noch?“
    „Frankus, Domina,“ ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund, die ihren Ursprung in Candaces Kehle genommen hatte.
    „Ja, genau! Frankus, der Hochzeitsplaner. Allerdings, wenn ich es recht bedenke, wozu braucht man einen germanischen Hochzeitsplaner, wenn man eine römische Hochzeit feiern will? Das passt doch nun gar nicht. Doch liebste Lucia, auf dein Angebot gehe ich jederzeit gerne zurück!“

  • „Ah, von dem hab ich gehört.“, nickte Lucia auf die Erwähnung von dem Hochzeitsplaner. „Er soll sehr extravagant sein und gerne auch ägyptische Elemente in so eine Feier einbauen.“ Kurz schwieg Lucia und tippte sich nachdenklich an das Kinn. „Eigentlich finde ich es fast schade, dass du dich gegen ihn entschieden hast… obwohl ich das natürlich nachvollziehen kann! Ich wäre nur zu gerne mal auf einer seiner einzigartigen Feiern gewesen. Aber mir wäre auch unwohl bei dem Gedanken das Heft für so eine wichtige Feier so sehr aus der Hand zu geben.“


    Vielleicht erhoffte sich Lucia zu diesem Zeitpunkt noch zu viel von der Verbindung zu Flavia, aber sie vermutete nicht im Geringsten, dass in deren Worten irgendeine tiefere Bedeutung gegen ihren Mann lag. Auch ahnte sie noch nicht, dass es solche Probleme wegen Vala geben würde. In diesem Moment glaubte Lucia schlicht einer nette Schwägerin und vielleicht auch einer Freundin gegenüber zu sitzen, weshalb sie sich nicht mehr die Mühe machte auf jedes ihrer Worte zu achten.


    „Ich möchte dir gleich zu Beginn einen Rat geben, den jede angehende Ehefrau hören sollte: Erwarte nicht zu viel Beteiligung an der Planung der Feierlichkeiten von Seiten deines künftigen Gattens! Ihnen ist es tatsächlich total egal, welche Blumen nun das Hauptarrangement bilden und welche Farbe die Sklaven tragen. Es ist kaum zu glauben wie belästigt sie sich fühlen können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit einräumen möchte nicht über ihren Kopf hinweg zu entscheiden!“

  • Interessant! Sie hatte also schon von dem großen Frankus gehört. Obwohl seine wirklich eingefleischten Anhänger seinen Namen nach gallischer Art aussprachen: Frooncküs. Aber ganz gleich, wie man den Namen aussprach und welcher Elemente fremder Kulturen er sich bediente, letztendlich blieb er doch ein Germane.
    „Ich habe gehört, er sei Männern sehr zugetan. Was ja nicht verwunderlich ist. Denn welcher Mann beschäftigt sich schon freiwillig mit solchen Dingen?“,warf ich ein, als eine Art Rechtfertigung, warum ich besagten Frooncküs nicht beauftragt hatte.
    „Ach weißt du, Lucia. Bei der Gestaltung des Festes und der Dekorationen wollte ich mich einfach wieder auf unsere römischen Traditionen berufen und diesen ganzen fremdländischen Schnickschnack außen vor lassen.“ Dass mir dabei die Zustimmung meines Zukünftigen sicher war, davon konnte ich ausgehen. Und es erstaunte mich auch nicht im Geringsten zu hören, dass es zwecklos war, Lepidus mit einzuplanen, wenn es um gestalterische Dinge ging. „Das hatte ich erwartet. Männer sind nun mal so! Wenn man sie fragt, welche Farbe oder welches Kleid man tragen soll, erhalt man auf Garantie eine unqualifizierte Antwort. Deswegen haben wir uns die Vorbereitungen aufgeteilt. Während ich also dafür sorge, dass das Ambiente stimmt, kümmert er sich um alle kultischen Dinge. ER redet mir nicht in meine Angelegenheiten und ich nicht in seine.“ Wenn das nicht nach einer modernen Ehe roch, in der man sich die Aufgaben teilte.


    Doch noch war ein wichtiges Thema nicht angesprochen worden, was allerdings von immensere Wichtigkeit war: Das Brautkleid. Denn Domitilla hatte dfür noch immer keinen Plan! Handarbeitlich absolut talentfrei steckte sie in einer tiefen Krise. „Was ich dich fragen wollte, wie hast du das eigentlich mit dem Brautkleid gemacht… also ich meine, mal ganz unter uns gesprochen, hast du den Stoff dafür selbst gewebt? Mich hat ja damals das Kleid von Sergia Fausta ganz fasziniert. Aber dafür bin ich wohl zu untalentiert.“

  • Irgendwie schien Flavia ein Faible für Männer die haben, die sich mehr für Männer interessierten… Oder sie mochte einfach nur diese Art von Gerücht besonders gerne. Lucia fand das eher geschmacklos, zumindest seit sie selbst mal zu involviert in so was gewesen war, und ließ es daher lieber unkommentiert. „Das wäre auch mal wieder eine nette Abwechslung. Ich habe doch das Gefühl, dass die meisten sich nur an den fremdländischen Ideen bedienen, um ihre Hochzeit ganz besonders zu machen. Aber dadurch dass es inzwischen fast alle tun, ist vielmehr eine nach römischer Tradition das andersartige und somit besondere.“Die nächsten Worte der Flavia klangen absolut nach Lucius. Er tat so als würde er den wichtigsten und schwierigsten Teil übernehmen und ließ die restliche Arbeit lieber andere tun. Aber auch das schien eine Männer-Krankheit zu sein. „Ein gutes Arrangement“, ließ Lucia auch da einiges unkommentiert.


    „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, das Sergia diesen Stoff selbst gewebt hat. Das passt irgendwie nicht zu ihr, wo sie doch immer wieder gerne betont, dass sie im Gegensatz zu uns anderen Frauen eine echte Arbeit hat. Sie wird dafür wohl kaum die Zeit gefunden haben.“, soviel dazu. Aber es war viel einfacher auszusprechen, dass sich andere nicht an die Tradition hielten, als es von sich selbst zuzugeben. Nichts auf der Welt hätte sie dazu bringen können den Stoff für das Kleid für ihre eigene, erzwungene Hochzeit zu weben. Also lieber eine Halbwahrheit. „Ich muss leider zugeben, dass es nicht allein mein Werk war. Ich habe natürlich ein wenig selbst gewebt, aber den Großteil der Arbeit habe ich dann doch lieber einer talentierten Sklavin überlassen.“ Lucia zuckte augenscheinlich verlegen die Schultern.

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