Phrynes Spionin Korone sucht Informationen


  • Hergerichtet mit einem exotischen Kopfschmuck und einem pelzverbrämten Umhang begab sich Korone in die Taberan Silva Nigra. Sie hatte einen großen Korb mitgebracht, in den sie die Speisen für die Cena ihrer Herrin legen wollte. Stickige Luft und der Dunst von Cervisia und Essen schlugen ihr entgegen. Angeekelt verzog Korone das Gesicht. Sie sah sich um. Die meisten Tische waren besetzt, der Gesprächslärm immens. Sie konnte eine große Sprachvielfalt wahrnehmen. Neben Latein wurden hier auch Griechisch, die Sprache der Germanen und das keltische Idiom gesprochen. Verwirrt sah sich die Sklavin um. Soldaten, Handwerker und Tagelöhner waren zu sehen, aber ebenso gut gekleidete Männer, die vielleicht in der Stadtverwaltung arbeiteten. Es war offensichtlich, dass die Taberna bei nahezu allen Gesellschaftsschichten beliebt war.
    Korone stellte sich an den Tresen und wartete, bis jemand ihre Bestellung aufnahm. Nebenbei musterte sie interessiert die Männer ringsum. Sie hoffte, dass sie jemand in ein Gepräch verwickelte. Es war nicht das erste Mal, dass sie für ihre Herrin spionierte. Phryne ließ sich gerne von ihr Informationen verschaffen, die ihr dienlich sein konnten.


  • Endlich erschien eine Bedienung, die Korones Bestellung aufnahm. Sie war ein hübsches, blondes Ding. Neidisch musterte Korone die glänzenden blonden Haare. Sie selbst stammte aus Nordafrika und hatte das typische kräftige und dunkle Haar der Menschen vom afrikanischen Kontinent. Wie gerne hätte sie solche schönen goldenen Haare!


    Als die Blondine zurückkam und verschiedene Speisen für eine typisch römische Cena in den Korb packte, ergriff Korone die Gelegenheit und sprach sie an.


    Sag´, du wohnst doch sicher schon länger hier in Mogontiacum, nicht wahr? Meine Herrin und ich sind neu zugezogen und kennen uns noch gar nicht aus. Vielleicht kannst du mir ein paar Fragen beantworten?


    Die Bedienung nickte irritiert. Ich denke schon. Was willst du wissen?


    Heute hat uns ein junger Scriba aus der Curia zu unserem Haus begleitet. Er heißt Titus Petronius Marcellus. Was weißt du von ihm? Ist er verheiratet?


    Das Mädchen antwortete prompt.
    Titus Petronius Marcellus ist gerade zum Magister Vici des Vicus Apollinensis gewählt worden. Er ist der Neffe des Duumvir Marcus Petronius Crispus. Verheiratet? Nein, verheiratet ist er noch nicht, aber man munkelt, dass er eine Affäre mit der Kleinen aus dem Kräuterladen hatte.


    Korone tat sich schwer, den starken germanischen Akzent der Blonden zu verstehen. Kräuterladen? Das Wort kenne ich nicht. Was ist das?


    Die Bedienung suchten nach dem lateinischen Begriff. Eine Taberna medica. Sie verkauft Kräutermischungen, Salben, Tinkturen und so Zeug.


    Korone nickte. Und dieser Onkel von ihm, Petronius Crispus? Ist der verheiratet?


    Wieder schüttelte die Blondine den Kopf. Nein. Der ist verwittwet, glaube ich. Ich habe jedenfalls noch nie eine Frau an seiner Seite gesehen.


    Korone bohrte weiter. Welches sind denn die wichtigesten Familien hier in Mogontiacum? Erzähl mir von ihnen!


    Das Mädchen sah sich ein wenig um. Sie schien beunruhigt und senkte die Stimme.
    Die wichtigste Familie in der Stadt sind sicher die Duccii. Sie haben sogar einen Senator in Rom in ihrer Famile, außerdem sind sie Großgrundbesitzer und die wichtigste Händlerfamiie Mogontiacums. Und dann gleich die Petronier und vielleicht noch die Quintilier. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht viel von ihnen. Zu den Ducciern gäbe es noch mehr zu erzählen...


    Die kleine Blonde sah Korone herausfordernd an. Also zückte sie ein As und drückte es der Bedienung in die Hand. Jetzt löste sich deren Zunge erneut.
    Numerius Duccius Marsus ist das hiesige Famiienoberhaupt. Er ist mit der schönen Octavena verheiratet. Erst unlängst haben sie Nachwuchs bekommen. Und dann sind da noch Duccia Venusia mit ihren Kindern sowie Decimus Duccius Verus und seine Tochter, die erst jüngst wieder in die Stadt gekommen sind. Um das Haus kümmert sich Albin, ein Freigelassener. Ein großer Zweig der Familie lebt in Rom.


    Korone winkte ab. Sie kannte die Duccier in Rom. Insgesamt hatte sie schon genug erfahren. Sie beschloss, diese Neuigkeiten erst einmal mit ihrer Herrin zu teilen. Ein paar brauchbare Informationen waren darunter gewesen.

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