Einzug einer Kaiserin

  • Müde von der Reise und noch etwas verschwitzter wie zu Beginn des Tages kam Sentia Laevina schließlich am Palast an. In Begleitung einer ganzen Centurie Prätorianer und in Anbetracht der Tatsache, dass ihr Besuch ja mehr als angekündigt war, musste sie hier nicht erst bei Einfahrt zu ihrem neuen Zuhause halten. Ihre Kutsche holperte bis direkt zur Eingangstüre des Privattraktes des Palatin, wo Sentia schließlich und endlich die Kutsche verlassen konnte.
    Zielstrebig ging sie auch direkt zur Porta der Domus Augustana. Natürlich erwartete sie irgendwie, von ihrem Mann noch begrüßt zu werden und förmlich in sein neues Haus eingeladen zu werden. Aber angesichts der Tatsache, dass irgendwo da drin ein warmes Bad auf sie wartete, war sie sehr gewillt, das Prozedere auch etwas zu verkürzen – oder auch ganz wegfallen zu lassen.

  • Wunschgemäß hatte man Cornelius Palma umgehend informiert, als die Kaiserin im Palast eingetroffen war. Zwei Senatoren mussten darunter leiden, da Cornelius Palma das gerade mit ihnen begonnene Gespräch abbrach und schnellen Schrittes sein Officium verließ. Auf dem Weg durch die Gänge versicherte ihm sein hinzugeeilter Leibsklave, dass er akzeptabel aussah, um seiner Frau gegenüber zu treten. Allerdings wäre Cornelius Palma auch jedes andere Urteil egal gewesen. Er betrat die Halle des kaiserlichen Wohntraktes in dem Augenblick, in dem seine Frau durch die Eingangstür eintrat.


    "Willkommen in Rom!"


    Ein verschmitztes Lächeln gepaart mit einer sehr großen Portion Erleichterung und Wiedersehensfreude zierte sein Gesicht, als er ihr diesen Gruß zurief und auf sie zu schritt.


    "Die Halle straht gleich in einem ganz anderen Glanz, meine allerliebste Laevina. Ich danke den Göttern, dass du endlich hier bist."


    Bei ihr angekommen, blieb er stehen, um sie die Begrüßung und die neue Umgebung verarbeiten zu lassen und auch, um in ihrem Gesicht zu lesen, wie es ihr nach der langen Reise ging.

  • Ein feines Lächeln stahl sich auf das Gesicht von Sentia Laevina, als ihr Mann ihr entgegenkam. Als er in respektvollem Abstand stehen blieb, ging sie die letzten zwei Schritte auf ihn so und nahm seine Hände in ihre Hände. Sanft drückte sie sie einmal in einer Geste alter Zuneigung, die keiner größeren Handlung mehr bedurfte, und sah Cornelius Palma einen kurzen, stummen Moment einfach nur an.
    Erst dann beschloss sie, die Hausherrin zu sein. “Es ist schön, endlich hier in Rom zu sein. Und wir sollten ihnen auch gleich morgen früh opfern. Aber für heute Abend möchte ich mir nur den Reisegeruch von der Haut waschen. Und von dir hören, was ich hier alles verpasst habe, seit du Krieg spielen gegangen bist.“

  • Cornelius Palma genoss den Moment, in dem seine Frau ihn mit einem stummen Lächeln ansah. Dann übernahm er mit Freuden die Rolle des Hausherrn, um seiner Frau den Einzug so angenehm wie möglich zu machen.


    "Dann solltest du mir wohl folgen. Zum Bad geht es hier entlang."


    Schwungvoll schritt er voran und ließ mit einem Wink die passende Türe öffnen. Darum, das Gepäck seiner Frau an die passenden Orte zu bringen, konnten sich derweil Sklaven kümmern.


    Auf dem Weg drehte er sich dann wieder zu seiner Frau um, um das begonnene Gespräch fortzusetzen.


    "Was passiert ist seitdem? Nun, man hat mich zum Kaiser gemacht. Ich habe ein paar Statthalter und Kommandeure ausgetauscht, es wurden wieder Wahlen abgehalten, es gab Spiele für den verstorbenen Tiberius Durus und ein paar Senatoren haben geheiratet."


    Damit hatte er wohl im Querschnitt alles von der großen Politik bis zum stadtrömischen Tratsch einmal gestreift.

  • “Und dies, verehrter Iudex, war der Zeitpunkt, an dem ich ihn erschlagen habe. Du siehst, ich hatte keine andere Wahl“, meinte Sentia Laevina trocken, schloss zu ihrem Mann auf und hakte sich unter. So war schon sichergestellt, dass er auf dem glatten Marmorboden nicht in seinem üblichen Militär-Stechschritt davontrabte, während sie sich mühte, nicht auszurutschen.
    Gemütlich lehnte Sentia leicht den Kopf in seine Richtung und atmete noch einmal tief durch.
    “Nein, im Ernst, wie geht es dir? Bekommst du auch genug Ruhe, oder stürzt du dich wieder so sehr in die Arbeit, dass man dich sogar daran erinnern muss, genug zu essen?
    Und gibt es Dinge, die ich wissen sollte? Politische Klüngel, über die ich Bescheid wissen sollte, Aufgaben, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen? Welche Überraschungen warten auf mich in den nächsten Tagen? Wer sind die wichtigen Ansprechpersonen?“

    Plötzlich blieb Sentia stehen und betrachtete ein schon etwas älteres Wandmosaik. Sie runzelte die Stirn. “Und wann wird dieses scheußliche Ding hier ersetzt? Das fand ich ja schon bei unserem letzten Besuch hier vor einer Ewigkeit einfach nur entsetzlich. Ich habe den halben Abend damals über nichts anderes gesprochen. Hast du dafür bisher wirklich keine Zeit gefunden, das wegmachen zu lassen?“

  • Ein breites Grinsen huschte über den Mund von Cornelius Palma, als er die Antwort seiner Frau hörte. Sie hatte sich also nicht verändert. Zumindest nutzte sich noch dieselben Sprüche wie früher. Er verlangsamte seinen Schritt, als sie sich unterhakte und schaute ihr ins Gesicht, während sie fragte.


    "Ruhe? Nun, ein ruhiger Posten ist es nicht, Kaiser zu sein. Der Tag beginnt früh und ist voll mit Terminen. Aber ja, man sorgt für mich und es gibt mehr als einen Beamten, der über meinen Terminkalender wacht und dabei auch berücksichtigt, dass ein Kaiser Essen, Schlafen, Baden und die Toilette benutzen muss. Und die Palastküche kocht gutes Essen. Ich denke, du wirst es mögen."


    Dass sie dann nach Dingen fragte, die sie wissen musste, überraschte ihn nicht. Sie war schon immer sehr selbständig und umtriebig gewesen und hatte ihre eigenen Kontakte gehabt. Die würde sie sicher bald auch hier wieder aufleben lassen.


    "Wieviel hast du in der Ferne mitbekommen? Die Ereignisse der letzten Jahre zu referieren, würde mehr als nur den heutigen Abend füllen."


    Trotzdem zählte er dann die amtierenden Consuln auf, ferner die wichtigsten Praefekten und sonstigen Amtsträger, die derzeit Macht und Einfluss in Rom hatten. Er wollte gerade zu den religiösen Angelegenheiten kommen, als sie wegen des Mosaiks stehenblieb.


    "Bei unserem letzten Besuch? Und nein, dafür hatte ich offenbar bisher keine Zeit. Aber auch dafür wird sich morgen ein Palastbediensteter finden. Ja. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Ich habe Flavius Gracchus zu meinem Pontifex pro Magistro ernannt. Wir sollten mit ihm sprechen bezüglich eines Opfers anlässlich deiner Rückkehr nach Rom."

  • Aufmerksam hörte sich Sentia Laevina alles an, was ihr Mann ihr so berichtete. Beim ein oder anderen Namen nickte sie anerkennend, bei ein paar musste sie nachfragen, ob das derjenige war, den sie im Kopf hatte, wieder andere sagten ihr gar nichts. Letztere wanderten auf ihre Liste der Personen, mit denen sie sich näher beschäftigen musste.


    “Flavius Gracchus... der war schon früher immer sehr religiös motiviert, nicht? Der wird dich da hoffentlich gut entlasten.
    Und ja, lad ihn doch für die nächsten Tage ein. Ich schaue Leuten gern in die Augen, wenn ich ihnen Arbeit aufhalse. Dann können wir da alles besprechen. Ich denke, Neptun und Merkur müssen auf jeden Fall bedacht werden. Aber Iuno erscheint mir als Einstiegsopfer für die Ankunft einer Augusta auch nicht verkehrt. Meinst du, du hast Zeit für ein dreifaches Opfer?“

    Fragend sah Sentia zu ihrem Mann. Sie wollte ihm eigentlich weniger Arbeit machen, nicht mehr. Allerdings verlangte der Dienst an den Göttern wohl zumindest seine Anwesenheit als Opferherr.
    Und da sie gerade auch schon wieder dabei war, Arbeit zu deligieren, fügte sie noch mit einem leichten Lächeln an: “Und wärst du wohl so gut, mir gleich den Rücken einzuseifen?“

  • "Ja, war er. Deshalb war es mir sehr Recht, dass er zur Verfügung stand. Ich werde ihn für die nächsten Tag einbestellen, um alles weitere zu besprechen. Und für das Opfer werden wir sicher einen Platz in meinem Kalender finden. Die Rückkehr meiner Gattin muss schließlich einen angemessenen Raum einnehmen."


    Cornelius Palma nickte zur Bekräftigung dieser Aussage und seine Frau gab ihm gleich noch eine Vorlage, um seine Entscheidung weiter zu bekräftigen.


    "Und ich beginne gerne direkt gleich im Bad damit, der Ankunft meiner Gattin meine Zeit zu widmen."

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