[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Mordskater

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    Hatte sich die Schlacht schon einen Großteil des Tages hingezogen, hatte die Verfolgung der fliehenden Kaiserlichen und die Festsetzung eines Großteils dieser den Rest des Tages verschlungen. Als die Sonne zu sinken begann, wurden die Verfolger zurückgerufen: die Fliehenden, die bis dahin noch nicht gepackt worden waren hatten halt Glück gehabt. Nachts würde man sie ohnehin nicht aufspüren können, und man brauche jeden noch einigermaßen kampfstarken Mann im Lager. Jedem derer, die zum Lager und damit zum Schlachtfeld zurückkehrten bot sich ein Anblick, den man nicht so leicht vergessen würde: was von weitem aussah wie eine riesige Müllkippe war von nahem gesehen nichts anderes als eine schreckliche Ansammlung der Hinterlassenschaften einer Schlacht. Zerstörte und auf der Flucht unachtsam liegengelassene Ausrüstung war ebenso zu finden wie tausende Körper von verwundeten, sterbenden oder schon toten Menschen als auch ihren tierischen Helfern.
    Das Schlachtfeld ließ keinem Sinn die Flucht ins Monotone: wurden die Augen durch den Anblick malträtiert, wurde die Nase eines jeden durch den fürchterlichen Gestank der Angst und des Todes attackiert, nur geringfügig durch den Qualm jener Brände verdeckt, die dort ausgebrochen waren wo die Kampfhandlungen Verschanzungen und Ausrüstungen hatten in Flammen aufgehen lassen. Am schlimmsten aber bekamen es die Ohren ab: das Geschrei, Gejammer und Gewimmer derer die litten drang einem jeden bis ins Mark... und es waren tausende, die hier bis zum Tode litten.
    Der Astico hatte sich bereits im Norden dunkelrot verfärbt vom Blut all jener, die in ihm gefallen waren, und so war er am Ende des Schlachtfeldes im Süden nicht weniger als eine bizarre Allegorie auf das, was hier geschehen war: Blut war in Strömen geflossen.


    Bildquelle

  • Hatte Vala geschlafen? Er wusste es nicht mehr... soweit er rekapitulieren konnte, gab es eine große Lücke in den Erinnerungen zwischen der Organisation der Gefangenenlager (er hatte keine Ahnung wie genau sie es jetzt hinbekommen hatten die Gefahr einer Neuorganisation des feindlichen Heeres zu umgehen, aber sie hatten es geschafft), der Bergung von tausenden Verletzten vom Hügel und dem frühen Morgen. Wenn er es genau betrachtete, war die früheste Erinnerung diesen Tages, der noch nicht einmal richtig begonnen hatte, auf dem Rücken seines Pferdes, wie er mit starrem Blick auf das immernoch mit tausenden Toten übersähte und an zahlreichen Stellen qualmende Schlachtfeld blickte. Hatte er da auf dem Rücken seines Pferdes geschlafen? Oder fehlte ihm die Erinnerung an etwas anderes, weil er quasi die ganze Nacht damit zugebracht hatte auf das Schlachtfeld zu starren?
    Mit einem Ruck wandte Vala sich ab und erklärte damit die Frage für nachrangig und fürderhin aufgeschoben. Es gab immernoch Arbeit, auch wenn sein Kopf von den Eindrücken des letzten Tages schmerzte... er ließ sich von einem ebenso müde dreinschauenden Adjudanten seines Stabs einen Trinkschlauch reichen, nahm einen Schluck und ließ sich den Rest des Wassers einfach über die sonnenfreie und doch hitzegeplagte Schädeldecke laufen.
    Sein rotunterlaufener Blick wandte den Hügel hinauf zum Waldrand, wo sich die Schlafstatt des siegreichen Heeres der Rebellen befand... und das Lazarett.. was im Moment ein und dasselbe war. Aus den rauhgeschriehenen Kehlen tausender Verwundeter kam immernoch genug Kraft, um den Rest des Heeres für die Nacht hellwach zu halten, selbst wenn ihre geschundenen Kameraden es wollten: Schlaf gab es in dieser Nacht nur für die Toten.


    Auch wenn man es nach der Schlacht und am Morgen langsam angehen ließ... es wartete noch viel Arbeit auf die Männer. Die Toten der Schlacht mussten geborgen werden, in einen Zustand gebracht werden welcher Merkur und Pluto zur Ehre gereichte und schließlich in hunderten Brandbestattungen ins Elysium geschickt werden.
    Alleine das kostete den Wald, der ihnen vorher Schutz vor der brennenden Sommersonne Italias geboten hatte, die Hälfte aller Bäume.
    Während die Priester die Bestattungen vornahmen, von einem Scheiterhaufen zum nächsten tingelten um wieder eine Ladung Seelen abzufertigen, erzählte ein Tribun aus dem Stab des Flaminiers, wieviele Männer sie diese Schlacht alleine gekostet hatte: mehr als zweitausend Tote, fünftausend Verletzte und eintausend Vermisste, viele davon desertiert. Dem kaiserlichen Gegner war es dabei noch schlimmer ergangen, seine zahlenmäßige Überlegenheit hatte sich vor allem im Blutzoll niedergeschlagen, der der aggressiven Taktik des Laberiers zuzuschreiben war: mehr als dreitausend Tote, fast siebentausend Verletzte und der Flucht entsprechende ungezählte Vermisste.
    Unglaubliche Zahlen, und dabei noch keine einzige sichere: immernoch starben Männer an ihren Verletzungen. Und wieviele von den Verletzten zurück in den aktiven Dienst konnten mochte sich im Moment noch niemand ausmalen. Summa summarum: ein verdammtes Gemetzel ohne Gewinner.


    Die ersten Verletzten, zumindest einige jener die transportabel waren, wurden bereits am Tag nach der Schlacht auf Ochsenkarren verladen und ins Lager nach Verona geschafft... wo die Freude über die gewonnene Schlacht durch das stete Eintreffen von Verwundeten und Verstümmelten bald geschmälert wurde.


    Vala, der in all dem Durcheinander an Aufräum-/Bestattungs-/Logistikarbeiten fast ebenso viel über Heeresführung lernte wie sonst in einer Woche, durfte fassungslos beobachten wie lange das
    alles eigentlich dauerte: noch am dritten Tag nach der Schlacht wurden Scheiterhaufen mit Toten beladen. Am fünften wurde dann endlich der letzte gefunden.

  • War das Plündern des feindlichen Lagers direkt am Tag nach der Schlacht allein wegen der fortgeschrittenen Tageszeit nicht mehr drin, auch wenn das Blut der Männer noch in Wallung war, konnten die Offiziere am nächsten Tag nicht mehr lange dagegen argumentieren. Immerhin war es in den Augen der Sieger ihr gutes Recht, was sie sich mit den Opfern während der Schlacht reichlich verdient hatten.
    Natürlich WOLLTE auch kein Offizier dagegen angehen, immerhin hielten sie bei sowas auch immer die Hände auf... und es war eben auch seit Urzeiten das Recht des Gewinners.


    So hatte man am Abend nach der Schlacht ein paar vertrauenswürdige Centuriones abgestellt, die ihre Männer gut im Griff hatten, um das feindliche Lager während der Nacht zu bewachen.. damit nicht doch noch ein paar Flüchtlinge zurückkehrten um irgendwie ihre Habe zu retten.


    Waren die gröbsten Aufräumarbeiten am nächsten Tage geschehen, ließ man all jene antreten die an der Plünderung an ihrer eigenen und für ihre verletzten Contuberniumskameraden teilnehmen wollten... immerhin der maßgebliche Teil all jener, die im Heer der Rebellen noch laufen konnten... und gab dann das feindliche Heerlager für die Plünderung frei.

  • Nachdem die Sache mit den Gefangenen geklärt war hatte Varus sich die Männer seiner Centurie geschnappt die noch unverwundet gewesen waren.
    Alle anderen hatte er unter dem Kommando seines Optios zu den eigenen Zelten geschickt. Sie sollten dort Waffen und Ausrüstung ablegen sich kurz erholen und danach nach Maßgabe des Optios mit diesem entweder herkommen oder ins Lazarett zur Versorgung ihrer eigenen Wunden.
    Signifer Kaeso Acutius Fuscus hatte den Befehl erhalten das Schicksal aller Mitglieder ihrer Centurie aufzuklären von denen sie im Moment nicht wussten wo diese waren. Corvinus wollte spätestens bei Sonnenaufgang genau wissen wo jeder einzelne seiner Männer war mit denen er in die Schlacht gegangen war.
    Mit den Unverwundeten fing er an die Toten nebeneinander aufzureihen. Er fing damit an an der Stelle wo sie am Rande des Hanges gestanden hatten. Er trennte die Männer in eigenen und feindliche Tote. Falls sie noch Lebende fanden ließ er diese sofort in Richtung Lazarett bringen. Falls es sich dabei um eigene Männer handelte nahm der Scriba der Centurie Numerius Scaevius Senecio das gleich auf. Dieser hatte sowieso nun ordentlich zu tun und schrieb innerhalb kürzester Zeit etliche Tabulas voll. Jeder aufgereihte Tote wurde nach Möglichkeit identifiziert.
    Bei jedem aus der eigenen Centurie oder eigenen Cohorte kniete Corvinus im Anschluss nieder.
    Er legte dem Toten die flache linke Hand auf die Augen, schloss diese dabei wenn noch offen. Die ander hand legte er an sein Herz und sprach:



    "Das Licht der Sonne sei mit dir Bruder"

  • Keiner der IVten Centurie hatte in dieser Nacht Schlaf bekommen. Es sei denn er befand sich im Lazarett. Als dann der nächste Tag angebrochen war befanden sie sich alle in einer dementsprechenden Verfassung. Doch natürlich lockte die Aussicht auf die Plünderung des feindlichen Lagers und so erschien beim Antreten dann doch noch einige.


    Corvinus stand... schwankte mehr... vor seinen Leuten und kämpfte einen innerlichen Kampf. Auf der einen Seite war es einfach Sitte und Tradition und nicht zuletzt gutes Recht. Sie waren die Gewinner und das Plündern vom Lager des Besiegten stand ihnen einfach zu. In nahezu jedem Fall hätte Corvinus nicht nur augenblicklich zugestimmt sondern sofort beherzt mitgemacht. Aber in diesem Fall sah er es etwas anders. Sie hatten keine Barbaren besiegt. Keine Parther. Keine Schergen irgend eines Fürsten, Häuptlings oder Königs. Sie hatten gegen ihre Brüder gekämpft die genau wie sie selber unter dem Aquila kämpften. Dazu waren es noch im Schwerpunkt Männer von der Danuvius Grenze gewesen. Natürlich kannte Corvinus niemanden von denen persönlich. Aber aufgrund seines familären Hintergrundes verband ihn ein unbestimmbares Gefühl irgendwie noch ein Stück mehr mit diesen Männern. Wären es jetzt Legionen aus Brittannien gewesen hätte er sich vielleicht noch durchringen können.


    Er stellte sich also vor seine Männer und sprach:
    "Milites.... ich seh in euren und spüre in meinem Gesicht das wir einen sehr langen Tag hinter uns haben. Wir haben die Schlacht gewonnen und den Anfang gemacht die Überbleibsel davon zu beseitigen und die Folgen zu bekämpfen. Doch jetzt steht noch etwas an auf das ihr sicherlich schon gewartet habt so ihr denn Zeit für einen freien Gedanken hattet seit gestern Abend. Seit Urzeiten ist es Recht, Tradition und Sitte das die Sieger das Lager der Besiegten plündern. Und auch heute soll euch das nicht verwehrt bleiben.
    Doch bedenkt eines dabei. Auch wenn die die wir besiegt haben in Teilen für das was in Patavium vorgefallen ist zuständig sind. So sind es doch unsere Brüder unter dem Aquila die wir besiegt haben. So bitte ich euch denkt daran wenn ihr gleich auf Beutezug geht. Wertsachen, Gold und dergleichen brauchen die Toten nicht mehr. Aber im Lager sind ja auch Frauen, Kinder und Angehörige von unseren Besiegten. Denkt daran das es Frauen, Kinder und Angehörige von unseren Brüdern sind die auch in Zukunft wieder am Danuvius wache für das Reich stehen müssen. Nicht das wir am Ende Rhenus und Danuvius bewachen müssen!"


    Danach ließ Corvinus die Männer "von der Leine".
    Er selber begab sich in sein Zelt. Wollte er eigentlich nur kurz das erste Mal die Ausrüstung ablegen kam es anders. Kam war die Zeltplane hinter ihm zugefallen stürzte er mehr als er sich hinlegte auf seine Liege. Verletzungen, Erschöpfung, Schlafmangel forderten ihren Tribut. Die Zeit die nun folgten waren in Corvinus Fall schon nicht wirklich mehr als Schlaf sondern viel mehr als Bewußtlosigkeit zu beschreiben.

  • Irgendwann kam Licinus langsam wieder zu sich. Die Schlacht war lange vorbei, aber natürlich hatte er das alles nicht mitbekommen. Ebenso selbstverständlich schlug er nicht einfach so die Augen auf, sein Blick klärte sich nur sehr langsam wieder. Auch seine Fähigkeit zu sprechen war noch nicht sehr ausgeprägt. „Meldung!“ kam es mit brechender Stimme aus seinem Mund. Das Sprechen fiel ihm sichtlich schwer, und seine Zunge fühlte sich an wie aus Sandpapier. Dazu dröhnte nun sein Kopf.


    Es war jedoch keiner in der Nähe, der ihn hören konnte. Und so sackte er wieder runter und verlor erneut das Bewusstsein. Es dauerte wiederum einige Minuten bis er erneut klarer wurde:
    „Was… passiert?!“ fragte er diesmal und es war diesmal auch ein capsarius in der Nähe, der antworten konnte. Oder war es doch jemand anders?


    Sim-Off:

    Wenn jemand den capsarius spielen möchte, oder sonstweshalb hier sein will, ist er/sie mir willkommen

  • So viel zu tun. Und fast alles hatte irgendwie mit dem Tod zu tun. Da war zu erfassen, wie es um ihre Centurie stand, wer überlebt hatte, wer wie sehr verletzt war, wer vermisst war und wer es sicher nicht geschafft hatte. Einzuteilen, wer sich um was zu kümmern hatte. Suche nach Vermissten. Transport der Verletzten. Aufbahren der Toten. Und wieder von vorne. Verletzte und Tote. Verletzte und Tote. Damit verging die Nacht. In den Augenblicken, in denen so etwas wie Ruhe drin war, bekam Hadamar trotzdem nicht wirklich... Ruhe, weil das Geschrei der Verwundeten einfach kein Ende nehmen wollte. Aber er selbst hatte sich sowieso in keiner der Schichten zum Ausruhen eingeteilt, nur einen Besuch beim Lazarett machte er irgendwann... um sich halbwegs zusammenflicken zu lassen. Danach ging es weiter. Und weiter. Und weiter.


    Mit blutunterlaufenen Augen, tiefen Ringen darunter und einem Gesicht, das merkwürdig bleich und eingefallen wirkte, beobachtete Hadamar irgendwann den Sonnenaufgang. Für einen Moment oder so. Bis er sich umdrehte und weiter machte... und das wiederum so lange, bis ihn sein Centurio schließlich zum Schlafen schickte. Nur um nach dem Aufwachen weiter zu machen... weil es dauerte. So furchtbar lange dauerte, bis das, was die Schlacht an Trümmern hinterlassen hatte, endlich aufgeräumt war.

  • Zitat

    von Marcus Iulius Licinus
    „Was… passiert?!“ fragte er diesmal und es war diesmal auch ein capsarius in der Nähe, der antworten konnte. Oder war es doch jemand anders?[


    Sie hatten sich durchgeschlagen. Geradewegs stolperten Marius und Antias auf den Verbandsplatz. Marius wurde von einem capsarius versorgt. Er schimpfte und zeterte, aber es half nichts. Antias ging weiter, suchte nach einem bekannten Gesicht. Ein capsarius stürzte auf ihn zu. Antias hob abwehrend die Hände, ihm ging es gut und die paar Kratzer heilten von alleine. " Du siehst lebendig und noch sehr fit aus. Los du hilfst mit bei den Verwundeten." Antias nickte. Was sollte er sonst tun. Keine Turma, kein Decurio. Ein Eques ohne Pferd. " Kannst du einen Verband anlegen?" Antias nickte wieder. Er musste beim Arzt, der die Auriga versorgte, helfen. Der capsarius drückte ihm eine Tasche in die Hand. " Kommst du nicht weiter, holst du mich." " Ja." sagte Antias. Der capsarius nahm sich einen der Verwundeten vor. Antias wusste nicht mal wo er anfangen sollte. Ziellos ging er die Reihe ab. Da bewegte sich einer vor ihm und fragte was. Er sah Antias an. Der traute seinen Augen nicht, das war der Primus Pilus. Nun musste er was tun, ob er wollte oder nicht. Er kniete sich neben den Centurio. " Du musst liegen bleiben. Hast du Durst?" Einem Gefallenen hatte er die Trinkflasche abgenommen. Die war noch halbvoll mit Posca. Was dem Primus passiert war, wusste er nicht. Aber sicherlich ließ sich herausfinden, was er für Verletzungen hatte oder ober er nur erschöpft war.

  • In dem großen verkaterten Zeitloch, in dem sich das Heer der Rebellen befand, ergab sich selbst für Stabsoffiziere soetwas ähnliches wie Freizeit.. wenn man es genau nahm, war es die Zeit die zwischen einer Besprechung hier und der Sichtung dort lag, welche man halbwegs strecken konnte.
    Was Vala auch tat, um nachzusehen, ob seine eigene Sippe in dem Gemetzel des Vortages Verluste zu beklagen hatte. Er selbst lebte noch, soweit er das beurteilen konnte, aber von Hadamar hatte er in dem ganzen Kuddelmuddel in und nach der Schlacht nicht das geringste gehört. Bald galt es Nachricht gen Norden zu schicken, und bevor er das konnte musste er auch etwas über Hadamar zu erzählen wissen... und über ihren Muntling Sönke.


    Es dauerte eine ganze Weile bis er sich in dem Bereich, den die zweite Legion abackerte, bis zur Centuria Prima vorgearbeitet hatte. Bei nicht wenigen hatte er das Gefühl eher wandelnden Toten zu begegnen als Legionären, die die Schlacht überlebt hatten.
    Als er Hadamar schließlich fand, schockte ihn der Anblick so sehr wie er es eben nicht tat: der Mann machte keine Ausnahme was seinen physischen Zustand anging, ein Abbild der Erschöpfung die man sich erarbeitete in dem man eine Schlacht erstens überlebte und zweitens gewann.
    "Heilsa..." , grüßte er vom Rücken seines Pferdes Pferdes herab, und deutete mit müdem Blick und knapper Geste den den Optio umgebenden Männern, dass sie sich einen Moment lang anderweitig beschäftigen sollten, bevor er sich wieder mit einem schmalen Lächeln dem Spross des Sigmar zuwandte, der Öffentlichkeit halber allerdings auf Latein, "..ich kann nicht sagen, dass ich nicht froh bin dich unter den Lebenden zu sehen... und halbwegs unversehrt, so ich das einschätzen kann. Deinem Vater in Valhall dürfte es ebenfalls gefallen zu sehen, dass du ihm nicht bei der erstbesten Chance nachgefolgt bist. Heil dir, Hadamar, Sigmarssohn."

  • Scapus hatte sich vom Verband gelöst und ritt nun langsam über das von Toten und Verwundeten übersäte Schlachtfeld. Seine Wunde am Arm blutete immer noch, bisher hatte er selber keine Zeit gefunde sie zu versorgen. Nun, in Anbetracht der vielen Leiber die blutend und schreiend am Boden lagen fand er er mehr als lächerlich über sein eigenes Schicksal zu nörgeln. Er lebte, er saß am Pferd und hatte alle Gliedmaßen noch am Körper. Siegreich waren sie doch der Sieg schmeckte bitter.


    Langsam näherte er sich dem Platz an dem die Verwundeten gesammelt wurden um dort einer ordentlichen Versorgung unterzogen werden konnte.


    Braucht ihr Hilfe im Versorgen der Verwundeten? Ich bin Decurio Atius Scarpus, ALA II Numidia und der Capsarius der Einheit? Leicht seitlich vom Pferd gebeugt sprach er den nächsten an der aufrecht stand.

  • Matinius stand immer noch neben dem verwundeten Centurio der durch die beiden Tirii zum Verbandsplatz bebracht wurde. Dem Erbrechen nahe blickte der junge Mann über das Elend welches sich zusammengedrängt auf minimalstem Platze bot.


    Irgenwer erlöste ihn aus der Lethargie und mit müden Blick schaute er in das Gesicht eines Mannes der sich leicht vom Pferd beugte und wissen wollte ob er helfen könnte.


    Vermutlich ja, Decurio. Wie du siehst gibt es genug zu tun. Centurio Iulius Licinius wird gerade versorgt. Aber vllt kannst du trotzdem eine Blick auf ihn werden. entgegnete er dem Reiter

  • Zitat

    Original von Servius Obsidius Antias
    ...


    Ein Schemen zeichnete sich vor den anderen ab im ersten Moment zuckt Licinus, ein wenig Schmerz drang durch den Nebel, aber er blieb dicht. Matt sank er zurück.
    "Ja, bitte"


    Er wollte nach dem Trinkschlauch langen, aber die Hand die er dazu nutzen wollte war die rechte und sofort zuckte ein erneuter scharfer Schmerz durch seinen gesamten Arm und setzte sich in seinem ganzen Körper fort. Unwillkürlich ließ den Arm fallen, was den Schmerz noch weiter potenzierte. Wieder zog sich der Nebel dichter und der primus pilus drohte erneut die Schwelle zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit zu überschreiten.

  • In den Tagen nach der Schlacht war die Arbeit schier endlos. Auch wenn es Corvinus erste richtig große Schlacht gewesen war hatte er doch eine Menge Erzählungen gehört von seinem Vater und anderen. Doch mit diesem Ausmaß hatte er nicht gerechnet.
    Zusätzlich belastete ihn der Zustand seiner Centurie und nicht zuletzt auch sein eigener. Sein Gesicht war immer noch angeschwollen und vor allem seine Augen tief dunkelblau unterlaufen. Um die Nase sah es nicht viel besser aus. Wenigstens war diese ordentlich gerichtet worden so dass er wenn nichts dazwischen kam richtig heilen würde. Er hatte schon Legionäre gesehen die sich die Nase hatten brechen lassen und deshalb nun nen fast quer stehenden Zinken hatten. Außer das das einfach scheiße aussah war diese Jungs auch noch Schnarcher die man von einem zum anderen Ende des Lagers hörte. Eine Tatsache die diese natürlich sehr beliebt machte. Trotz der Prügel die Corvinus ins Gesicht bekommen hatte waren alle Zähne drinnen geblieben, auch wenn einige erst langsam wieder richtig fest saßen, jedenfalls fühlte es sich so an. Langsam aber sicher heilte seine Zunge auch die er, nach einem Schlag an den Cassis, sich fast selber abgebissen hatte. Am meisten störte ihn aber die Verletzung wo ihn der feindliche Feldzeichenträger den Pugio in den Arsch/Hügte gerammt hatte. Marschieren war erstmal nicht.
    Ähnlich sah Corvinus Centurie aus, zerschlagen, zerschunden, verletzt aber weit davon entfernt besiegt oder tot zu sein.


    Nach der morgendlichen Besprechung hatte er recht gut gelaunt seinen neuen Auftrag erhalten. Unter dem Kommando seines Optios würde der "mobile" Teil seiner Centurie weiter beim aufräumen helfen. Corvinus selber und knapp zwei Contubernien Legionäre würden mindestens die nächsten Tage zur Gefangenen Bewachung abgestellt.


    Nachdem er seine Befehle weitergegeben hatte griff er sich seine Männer unter anderem
    "MILITES ARTORIUS REGULUS; MARIUS MADARUS!!",
    Nachdem die Männer alle da waren.
    "Ausrüstung aufnehmen und mitkommen!"
    Der Scriba der Centurie, Scaevius Senecio war auch mit dabei.



    Ein gutes Stück weiter übernahm Corvinus schließlich von einem Eques einer anderen Legion nen Schwung Gefangener Prätorianer und anderer irgendwie wichtiger oder sonst wie besondere Gefangene. Jedenfalls wurden diese Männer direkt hier "untergebracht" und würden wohl auch mit nach Roma kommen. Corvinus fragte sich schon ob er nun den restlichen Feldzug auf die aufpassen musste. Aber erstmal Ordnung reinbringen.
    Er winkte den ersten heran und bellte ihn an:
    "Name, Dienstgrad, Einheit!"
    Corvinus war gespannt wie das laufen würde. Würde der erste vernünftig antworten und alles nennen bis hin zur Centurie oder Cohorte oder würde dieser gleich beweisen was für ein harter Haufen die Prätorianer waren und irgend einen dummen Spruch lassen.

  • Seneca saß mit seinen Männern in einem der Lager welche die Rebellen errichtet hatten, als ein sie plötzlich einem Centurio vorgeführt wurden. Endlich jemand der einigermaßen auf Augenhöhe lag, dachte sich der Iunier der dem Mann emotionslos ins Gesicht blickte, und leicht zu grinsen begann als der Offizier aus dem Norden meinte einen Centurio der Garde so harsch angehen zu müssen...
    "Ich stehe direkt vor dir, du kannst also leiser sprechen. Im übrigen glaube ich nicht dass römische Dienstgrade einem Rebellen etwas sagen würden.", sagte Seneca abfällig, natürlich wusste er dass auch die Legionen Palmas ganz normale Legionen waren, welche mit dem gleichen System arbeiteten wie sie, aber Rebellen, alleine das Wort klang immer so schön unorganisiert, und er konnte sich den Spruch gegenüber dem "Feind" nicht verkneifen...


    Währenddessen blickten die Miles der Centurie gewollt grimmig, immerhin waren sie Prätorianer, und vor ihnen standen Rebellen, welche sie nicht geschlagen haben, das zumindest haben die Kommandeure behauptet..
    "Was glaubst du was die mit uns anstellen?", fragte ein Soldat seinen Kameraden Avianus.

  • Avianus starrte den fremden Centurio missmutig an, einerseits weil es ihm überhaupt nicht gefiel, was hier vor sich ging, andererseits weil er sich fragte, ob er auch so scheiße aussah, als hätte man ihn mit der Vitis verdroschen.
    Der Centurio sah auch nicht so aus, als wäre er in der Stimmung für aufsässige Kommentare. Genau das war es aber was Seneca jetzt von sich gab.
    Obwohl ihre Lage ernst war und die anderen allem Anschein nach eine eiserne Miene bewahrten, musste Avianus dabei schmunzeln. Wäre er kein Gefangener hätte er vielleicht gelacht, so blieb es aber bei einem etwas dümmlichen Grinsen, das sich wieder verflüchtigte als einer der Soldaten neben ihm ihn ansprach.
    Er wandte sich an seinen Kameraden.
    "Ich habe keine Ahnung", antwortete Avianus ein wenig verwirrt. "Wieso, was glaubst du denn?"
    Allzu schlimm würde es schon nicht werden. Oder zumindest nicht schlimmer als bisher, wenn sie sich halbwegs zusammenrissen. Der Iunier dachte noch einmal über Senecas Antwort auf die Frage des Centurios nach.

  • Hatte Sönke die Schlacht einigermaßen unbeschadet überstanden (Idiotendusel würden einige dies nennen, so wie er durch das Geschehen gestolpert war), war er aus dem anschließenden Loch des Elends als Zombie geklettert. Nicht nachdenken, stumpf Befehle ausführen... und die eigenen Emotionen ersoffen in dem Meer aus Blut. Auch wenn sich die Rebellen, teilweise mit den Gefangenen Kaiserlichen, zu tausenden damit beschäftigten das Schlachtfeld zumindest einigermaßen aus dem Griff des Todes zu befreien: es war noch überall ersichtlich, dass man sich hier vor Tagen massenhaft gegenseitig massakriert hatte.
    Äußerlich sah Sönke nicht halb so übel zugerichtet aus wie ihr Centurio, doch hatten sich seine Narben eher nach innen gekehrt: viel mit ihm anzufangen war nicht. Alleine die Bestattung von gleich zwei Kameraden aus seinem Contubernium war an ihm vorübergegangen, als hätte er das nur geträumt. Zwei weitere lagen noch im Lazarett, wobei man ihm gesagt hatte, dass einer von ihnen sicherlich nicht in den aktiven Dienst zurückkehren konnte. Helfen tat das nicht, Sönkes Laune pendelte von todfinster zu teilnahmslos.. und als der Centurio ihn und ein paar andere Männer aufforderte ihm zu folgen war es mehr der verinnerlichte Drill, der Sönke gehorchen ließ als irgendwas anderes.


    So stellte Sönke auch keine größeren Gedanken an, als sie dem kleinen Haufen Prätorianern gegenüberstanden.. warum auch immer. Der Centurio sprach, ein Prätorianer antwortete... und wie ein Vollautomat griff Sönke sich eins seiner Pila (war es seins? Er hatte es irgendwo auf dem Schlachtfeld gefunden und wieder einigermaßen gerade getreten), und rammte dem vorlauten Prätorianer dasselbe Griff voran in die Magengrube.
    "Du wirst deine verdammte Zunge im Zaum halten, wenn der Centurio zu dir spricht, Lakai eines Kaisermörders." , schrie Sönke und trat sogar noch einmal nach. Warum er das tat? Wahrscheinlich wusste er das selbst nicht einmal... er mochte ihren Centurio nicht einmal. Aber irgendwas in ihm hatte das schonmal gesehen, und so unbedarft wie Sönke war, machte er das wohl einfach nach.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala...



    Erschöpfung brannte so tief in ihm, dass in Hadamar die Befürchtung wuchs, sie würde sich einfach so lange dort einbrennen, bis sie zu einem Teil von ihm wurde. Na toll. Sich nie wieder ausgeruht fühlen. Großartige Aussichten... und obwohl er natürlich wusste, dass es nicht so kommen würde, fühlte es sich im Moment genau so an. Das bisschen Schlaf, das er irgendwann in den frühen Morgenstunden bekommen hatte, hatte bei weitem nicht ausgereicht, um auch nur annähernd etwas gegen die Erschöpfung tun zu können, und als er wieder aufgestanden war, fühlte er sich fast müder als davor... und beschloss es zu ignorieren so gut es ging. War auch immer noch genug zu tun, was definitiv dabei half. Hadamar stürzte sich einfach erneut in die Arbeit. Und ignorierte einfach auch, was sie zu tun hatten. Oder was passiert war. Oder auf was sie sich bewegten. Einfach nicht darüber nachdenken. Klappte ganz gut so weit.
    Den Reiter, der irgendwann auftauchte, ignorierte Hadamar zunächst. Erst als klar wurde, dass der zu ihnen wollte – und durch seinen Tunnelblick kombiniert mit der Müdigkeit wurde Hadamar das erst dann so wirklich klar, als er quasi bei ihnen anhielt –, fielen die Teilchen in seinem Kopf an den richtigen Platz, und er wandte sich um und salutierte. Ein Eques hatte hier nichts zu suchen, er kannte keinen von denen, und er war kaum das Ziel irgendwelcher Botschaften, also hieß Gaul nichts anderes als: irgendein hohes Viech. Konnte man ignorieren, so lange der nur rumritt und nichts wollte, aber wenn er vor einem stand, sollte man reagieren. Was Hadamar also tat, genauso wie die anderen Milites in seiner Nähe – und war irritiert, als er noch während des Salutierens den germanischen Gruß hörte. Zum ersten Mal guckte er richtig hin, wer das eigentlich war, und erkannte seinen Vetter. Alrik. Hadamar hätte es bis vor einem Augenblick nicht geglaubt, dass er momentan überhaupt dazu fähig war irgendwas zu empfinden, aber als er seinen Vetter sah, spürte er irgendwo gedämpft Erleichterung, und sogar so etwas wie einen Ansatz von Freude.


    „Heilsa“, erwiderte er, dank der Erschöpfung keinen Augenblick über das nachdenkend, was ihm sonst wohl wenigstens für einen Moment Kopfzerbrechen bereitet hätte: wie den Mann begrüßen, der sein Vetter war und gleichzeitig undenkbar viel höher in der militärischen Hierarchie, wo um ihn rum Soldaten waren? Er drückte einem der Milites, die dabei waren dem Befehl des Tribuns zu folgen, die Listen, die seine unweigerlichen Begleiter geworden waren, in die Hand zum Weitermachen, bevor sich alle verteilten. Seine Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, als er dann wieder zu Alrik sah. Der leider auf Latein fortfuhr. In seinem momentanen geistigen Zustand hatte Hadamar durchaus ein paar Probleme, der geschwurbelten Ausdrucksweise zu folgen, die Alrik an den Tag legte und die zumindest in seinen Ohren genauso klang wie von anderen hochrangigen Römern. Aber worum es im Kern ging, verstand er dann freilich doch. „Ja...“ Er sah kurz an sich herunter und wieder auf. „Nichts wirklich ernstes.“ Im Gegensatz zu so vielen anderen. Ein paar Narben würden freilich auch ihm bleiben, aber seine Wunden waren noch nicht einmal von dem Ausmaß, dass sie ihn länger an eine Liege gefesselt hätten. Zum ersten Mal begann Hadamar auch darüber Erleichterung zu spüren, dass er weder über das Schlachtfeld verteilt lag noch sich schreiend vor Schmerzen im Lazarett krümmte. „Meiner Mutter vermutlich noch mehr.“ Das Grinsen, das die Worte begleiten sollte, misslang gründlich, und Hadamar deutete ein Achselzucken an. „Tut gut, dich unter den Lebenden zu sehen.“

  • Nach dem Ende der Schlacht hatte Priscus bei der Bergung und Versorgung von Verletzten geholfen, bis sein Centurio wieder vom Nachsetzen gegen die Feinde zurück kam und Befehle erteilte. Die Einheit war für die Lagerwache eingeteilt, so dass sich alle Soldaten ins Marschlager zurückziehen konnten. Zum Kochen fehlte allen die Kraft, so dass ein paar Nüsse und trockene Früchte ausreichen mussten, bis alle Schlafen gingen, sofern sie nicht die erste Wachschicht hatten.


    Am nächsten Morgen gab es erst einmal einen Zählappell. Neun Männer waren mindestens gefallen, 18 schwer bis schwerst verletzt, 26 mittel bis leicht versetzt und 16 mit unklarem Verbleib. Der Centurio, der selber zu den mittelschwer verletzten zählte, machte sich auf den Weg, um bei den Offizieren nach weiteren Befehlen und Informationen zum Verbleib der anderen Soldaten zu suchen. Der Signifer machte sich mit einigen unverletzten und leichtverletzten auf den Weg zu den Verbandplätzen, um dort ebenfalls nach weiteren Soldaten zu fahnden und die Verletzten, soweit transportfähig, ins Lager zu holen. Der Cornicen blieb dort als Anlaufstelle, falls sich verschollene Soldaten von selber dort einfanden. Womit dem Optio die Aufgabe blieb, mit weiteren unverletzten und leichtverletzten Kameraden Material vom Schlachtfeld zu bergen.


    Den ganzen Tag über pendelten sie zwischen Hang, Wall und Lager hin und her, schleppten Speere, Waffen, Schanzpfähle, das beschädigte Geschütz ihrer Centurie, Munition, Werkzeug und alles, was sich sonst noch dort finden ließ, zu ihrem Lagerplatz und sortierten es dort. Manches ließ sich eindeutig ihrer Einheit oder sogar einem einzelnen Soldaten zuordnen, manches konnten sie anderen Einheiten zuweisen und an sie zurück geben und manches behielten sie einfach in der nötigen Menge für sich.


    Bis zum Abend verringerte sich die Zahl der vermissten Soldaten auf drei, dafür kamen drei Tote, sechs schwer bis schwerst Verletzte und vier mittelschwer Verletzte hinzu.

  • Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox


    "Dann hat Teiwaz dir wohl nicht nur einmal den Arsch gerettet..." , sinnierte Vala, dessen Schmunzeln sich in seinem Gesicht festklammerte wie ein verzweifelter Bergsteiger vor dem Absturz. "So wird auch deine Mutter es ihm danken... denke ich. Wenn ich mich recht entsinne, war sie nicht gerade begeistert von deinem Eintritt in die Legion...." , dachte Vala laut nach, wobei sich das Lächeln auf seinen Lippen noch etwas verbreiterte, als ihm einfiel, dass wohl niemand begeistert davon gewesen war, als Hadamar als einfacher Legionär in die Truppe eingetreten war. Jemandem wie Sönke... wo war der eigentlich? ...standen die unteren Ränge eher zu, aber Hadamar hätte es ohne Probleme mit den Mitteln seiner Sippe zum Ritter bringen können, und die Schlacht ebenfalls als Kommandeur erleben können.
    Warum Vala sich gerade darüber Gedanken machte? Wahrscheinlich weil er sich den elenden Schlachtkleinsprech a la 'Na, wieviele von euch hat es erwischt Oh... drei... ja, schade. Öh... wie wurden sie denn hingerafft? Stich vom Gladius, niedergetrampelt, Pilum abgekriegt oder doch gleich nen Bolzen? Ach, auch noch nen Bolzen von den eigenen Leuten... jaja, das Leben kann grausam sein... und sonst so?' ersparen wollte.


    "Ich würde sagen, jetzt hast du es allen gezeigt.." , nahm er den Faden seiner Gedanken auf, und deutete mit einem Anflug von Bitterheit in der Stimme auf das immernoch eindrücklich verwüstete Schlachtfeld, "...nach Vicetia wird dir wohl keiner mehr sagen könne, du hättest nicht das Zeug dazu, Optio. Was ist mit dem Sohn Hartwigs, hat der es auch überstanden?"

  • Die Entsorgung der Toten war das, was Sextus im direkten Anschluss an die Schlacht am meisten beschäftigt hatte. Nicht nur ihre Seite hatte herbe Verluste erlitten, auf dem Feld waren hunderte von Toten. Noch ehe die Nacht am ersten Tag eingesetzt hatte, hatte sich schon allerhand Getier eingefunden, um Stücke aus den Leichen und Tierkadavern zu reißen, und ihre natürliche Scheu vor Menschen hielt sie nicht weit genug auf Abstand, um sich dieses winterliche Festmahl entgehen zu lassen. So viele Männer hätte Sextus selbst dann nicht verteilen können, um das zu verhindern, wenn er gewollt hätte. Es gab zu viel zu tun.
    Aus diesem praktischen Grund und aus Gründen der friedlichen Entwaffnung also hatte Sextus eine pragmatische Lösung befohlen. Er war zu den Teilen der internierten, gegnerischen Einheiten gegangen, die von der zweiten Legion bewacht wurden, und hatte dort mit den Männern gesprochen. Stunden nach der Schlacht waren diese noch nicht das, was er unbedingt kooperationsbereit nennen würde, allerdings waren es ihre Freunde, Brüder, Kameraden, die da draußen von den Aasfressern zerfetzt wurden. Es hatte nicht allzu viel Eloquenz gebraucht, um den Männern klarzumachen, dass er auch seinen feinden ein römisches Begräbnis zugestehen wollte und nicht Tellus zu beleidigen gedachte, indem er erst die eigenen Männer bestattete und danach den unzuordnenbaren Rest irgendwie zu verscharren.
    Gegen Ehrenwort also durften kleine Gruppen dabei helfen, ihre eigenen Toten zu bergen, zu identifizieren, ihnen gewünschte Ehrungen zuteil werden zu lassen und sie zu begraben, zu verbrennen. Allerdings nicht, ohne deutlich zu machen, dass bei Wortbruch für jeden Mann, der fehlte, oder der weiterhin kämpfte oder gar einen der ihren tötete, zwei andere aus seiner Einheit, so es sich ermitteln ließ aus seinem Contubernium oder seiner Verwandtschaft, sehr unrömisch schmerzhaft sterben würden.
    Einige der Legionäre, die in der Schlacht Verwandte verloren hatten, ließen im Zuge dieser Aufräumarbeiten anfragen, ob sie die Gebeine der Toten mitnehmen oder durch Boten versenden durften, um sie in den familieneigenen Grüften beizusetzen. Sextus gestattete es, vornehmlich, weil sich dadurch der Ärger bei den Besiegten noch weiter zurückschraubte und fast so etwas wie Dankbarkeit zuließ. Und weil einige dieser Bitten mit Ringen, Schuldscheinen und Versprechungen vergoldet wurden.


    Allerdings gab es auf dem Feld sehr viele Leichen, die beim besten Willen nicht zu identifizieren waren. Erst recht konnten abgetrennte Gliedmaßen, so diese nicht in irgendwelchen Fuchsbauten verschwanden, nicht zugeordnet werden, wurden aber dennoch nach den Riten und Sitten der Vorväter bestattet. Es sollte sich kein Totengeist hinterher als schädliche Larva wiederkehren, weil man seinen Arm oder sein Bein vergessen hatte. Auch wenn Sextus nicht derart abergläubisch war. Der Gros der Männer war es eben doch. Und auch aus hygienischen Gründen war dies die einzig praktikable Lösung. Ebenso wie viele der Tierkadaver einfach mitverbrannt wurden, nachdem essbare Fleischstücke aus ihnen herausgetrennt worden waren. Immerhin galt es trotz dieser herben Verluste immer noch, die Überlebenden satt zu bekommen, und hätte Sextus die Verwendung dieses Fleisches nicht erlaubt, die Männer hätten es sich verbotenerweise beschafft. Auch wenn Pferd, Maultier und Hund nicht die beliebtesten Fleischlieferanten waren, es war etwas anderes als ständig nur Getreide und ab und an ein Eichhörnchen oder mageres Kaninchen.
    Nachts mussten Patrouillen losgeschickt werden, um die wilden Tiere wenigstens einigermaßen auf Abstand zu halten. Durch diese Maßnahme machte sich Sextus ganz sicher nicht besonders beliebt, aber jeden Morgen wieder aufs Neue mit der Suche nach Leichen in weitem Umfeld zu beginnen, weil ein größeres Tier gemeint hatte, die eine oder andere Leiche mit sich zu schleifen, war ebenso unbeliebt.


    Während also die Männer arbeiteten, kümmerte sich Sextus um andere damit zusammenhängende Pflichten. Die Familien der gefallenen Centurionen, so vorhanden und ermittelbar, erhielten Briefe, die geschrieben werden wollte. Sextus saß also die meiste Zeit über eine Wachstafel gebeugt, wenn ihm nicht eine andere unter die Nase gehalten wurde, die Verluste und Verwundungen zusammenfasste oder irgendeine persönliche Bitte beinhaltete (oder er wegen anderer Dinge gefragt wurde, um seine Mitsprache gebeten wurde und jemand auf die abstruse Idee kam, er könne Gesellschaft wollen). Nach und nach entstanden so also ein ganzer Stapel an Holztäfelchen, die, so ihr jetziger Sieg von Dauer wäre und weitere Erfolge unterstellt, bei Gelegenheit ausgehändigt werden würden. Sicherlich war es für die Familien nicht wirklich ein Trost, zu lesen, dass ein Verwandter in Ausübung seiner Pflicht für den einzig wahren Kaiser tapfer und als Vorbild für seine Männer gestorben war, aber es war eine Gelegenheit, zu der ein oder anderen Familie Kontakte zu knüpfen oder aufzufrischen und sich selbst als generösen Mann darzustellen.

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