Besprechung mit dem Ab Epistulis

  • Üblicherweise erstattete der Procurator ab Epistulis persönlich Bericht über die Angelegenheiten seiner Abteilung. Da er im Moment aber unpässlich war, schleifte ein skythischer Leibwächter einen seiner Stellvertreter zum kaiserlichen Officium, um Befehle entgegenzunehmen.

  • Der Fabier folgte dem Skythen durch den Palast in die kaiserlichen Wohnräume und dann ins Officium, wo der Kaiser bereits auf ihn wartete. Entschlossen positionierte sich Cnaeus nach dem Eintreten vor dessen Schreibtisch. "Salve, mein Imperator." In diesen Tagen waren etliche Gerüchte und Zweifel über die Rechtmäßigkeit Salinators aufgekommen, die den Fabier allerdings nicht sonderlich interessierten. Wenn der Vescularier sich halten konnte und als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervorging, dann war der Mann auch Cnaeus' Kaiser. Sicher, recht majestätisch wirkte er er mit seiner Glatze und seinem beleibten Körper ja nicht, doch wenn der Fabier letztlich einen Profit aus dem Ganzen ziehen konnte, war dies nebensächlich. "Womit kann ich dir dienen?" Wenngleich Cnaeus etwas nervös war - es war ja auch das erste Treffen mit einem Monarchen - versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Im Krieg wollte der Imperator sicher entschlossene und starke Persönlichkeiten in seinen Reihen wissen, keine Schwächlinge und Versager - genau dieses Ideal wollte der Fabier auch ausstrahlen.

  • Potitus blickte auf. Das war nicht der gewohnte Anblick! "Wo ist der Ab Epistulis?" fragte er etwas verwirrt. Dann machte er aber eine wegwerfende Handbewegung. "Naja, egal. Ich habe ein paar Befehle: Erstens soll die Classis Misenensis mobilisiert werden! Ich brauche die Männer als Landstreitkräfte! Zweitens soll Iulius Proximus die Cohortes Urbanae entsprechend vorbereiten! Und drittens will ich Nachricht von Maturus! Er soll sich ein bisschen beeilen, scheinbar stehen die Rebellen schon fast in Italia, während er noch immer da hinten im Illyricum 'rumgurkt! Verstanden?"

  • In einem Zug legte Salinator die Befehle offen, die er für die Abteilung hatte. Nun war es also Fakt, dass die Nachrichten von Maturus nicht bis zu Cnaeus vorgedrungen waren, weil es schlichtweg keine gab. "Verstanden", entgegnete der Fabier in ebenso militärischem Tonfall, wie die Befehle vom Kaiser vorgetragen wurden. "Die letzten beiden Punkte werden kein Problem darstellen. Dem ersten muss ich allerdings noch etwas hinzufügen." Eigentlich hatten Cnaeus und sein Kollege Varenus die Getreideversorgung mithilfe der Classis sicherstellen wollen - eine Antwort des Präfekten hatte die Kanzlei aber nie erhalten. Nun, da die Legio I übergeloffen war, musste man ja stets das Schlimsste befürchten. "Ich habe vor einigen Wochen versucht, den Praefectus Classis, Tiberius Octavius Dragonum, wegen der Getreideversorgung zu kontaktieren. Eine Antwort habe ich allerdings nicht erhalten - obwohl ich mir sicher bin, dass mein Brief in Misenum angekommen ist." Immerhin wurde er von Lasthenes überbracht und nicht vom nach wie vor zweifelhaften Postdienst. "Wenn sich das in dieser neuen Angelegenheit wiederholt, würde ich persönlich nach Misenum reisen, um den Befehl auszuführen." Der Fabier wollte Salinator ja nicht das Gefühl geben, dass ein Mann ohne Lösungen vor ihm stand. Nichtsdestotrotz sah Cnaeus sich verpflichtet, den Kaiser auf die Problematik mit der Erreichbarkeit der Classis Misenensis hinzuweisen.

  • Potitus nickte. "Das wäre gut, ja! Wir können uns momentan Störungen in der Befehlskette nicht leisten!" Oder war der Octavier vielleicht auch abgefallen, wie so viele? Zum Glück würde bald feststehen, wer der wahre Imperator war und dann würden Köpfe rollen! So viel war sicher!

  • Mit einem Nicken bestätigte Cnaeus, dass für ihn damit alles klar war. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, mein Kaiser?" Der Fabier ging davon aus, dass bereits alle Befehle erteilt worden waren - genug zu tun hatte er jetzt auf jeden Fall und die Situation war für ihn nun deutlich transparenter - dennoch würde sich Cnaeus erst zurückziehen, wenn er vom Imperator dazu aufgefordert wurde.

  • Potitus überlegte. "Ich glaube nicht. Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt. Und du oder dein Chef natürlich auch!" sagte er dann. Gerade wollte er den Primicerius wegtreten lassen, als ihm doch noch etwas einfiel. Hatte Imperiosus nicht gesagt, dass einer der Ritterkandidaten in der Kanzlei arbeitete? "Wie lautet dein Name? Bist du dieser Fabius?"

  • Cnaeus war durchaus überrascht. War sogar schon sein Name bis zum Kaiser vorgedrungen? Sicher musste Pompeius Imperiosus seine Finger da im Spiel haben, dem er ja bereits die Beförderung zum Primicerius zu verdanken hatte. "Der bin ich, mein Kaiser", entgegnete er mit einem bestätigenden Nicken. "Cnaeus Fabius Torquatus." Nun wusste der Imperator, wer vor ihm stand. Zu befürchten hatte der Fabier ja (noch) nichts, wenn er die an ihn gestellten Befehle gewissenhaft ausführte.

  • Potitus grinste. "Ah, dann bist du also der Kerl, den Pompeius Imperiosus auf die Ritterliste gesetzt hat!" stellte er fest. "Und wohin willst du mit deinem Ritterring, wenn du ihn hast?" fragte er dann.

  • Imperiosus hatte also tatsächlich wahr gemacht, was er dem Fabier in Aussicht gestellt hatte. Er hatte Cnaeus beim Kaiser für eine Erhebung in den Ritterstand vorgeschlagen. Dass der Kaiser nun genauer über seine Absichten aufgeklärt werden wollte, bedeutete ja eher, dass sein Wunsch nicht völlig abwegig war. "Ich möchte Tribun werden und im Exercitus dienen, wie mein Vater, Quintus Vibulanus, es vor mir tat", entgegnete Cnaeus entschlossen. "Das erste Examen an der Academia Militaris habe ich bereits abgeleistet, das zweite soll bald folgen." Sicher, die Arbeit in der Kanzlei hatte ihn in den letzten Monaten positiv überrascht, Cnaeus' Skepis bei Dienstantritt war vollends verflogen. Dennoch hatte er sein wahres Ziel nicht aus den Augen verloren: Den aktiven Militärdienst.

  • Potitus nickte. "Guter Mann! Solche Leute können wir brauchen in solchen Zeiten!" Dann aber schien er genug gehört zu haben, denn er ging nicht weiter auf die Sache ein. Stattdessen sagte er kurz "Dann denke ich, dass du bald von mir hören wirst! Vale!"

  • Was der Kaiser da sagte, klang ja vielversprechend. Offenbar war er der Erhebung in den Ritterstand näher, als er heute Morgen noch gedacht hatte. Imperiosus hatte offensichtlich vor längerer Zeit den Anstoß dazu gegeben, und nun wusste auch der Kaiser dem Namen ein Gesicht und eine Position zuzuordnen. Innerlich malte Cnaeus sich bereits aus, wie es sein würde, mit dem Ritterring durch die Straßen Roms zu spazieren. Im Endeffekt war doch egal, auf welcher Seite er stand, solange er das bekam, was er erreichen wollte. Hauptsache die Seite würde am Ende auch als Gewinner dastehen.


    "Dann werde ich mich nun zurückziehen und die offenen Befehle ausführen. Sobald sich Neuigkeiten in dieser Angelegenheit ergeben, werde ich dich umgehend informieren. Vale, mein Kaiser." Dann machte der Fabier kehrt und folgte dem Skythen zurück in seine Abteilung.

  • Endlich hatte die Kanzlei wieder Nachricht aus dem Osten erhalten, nachdem Maturus wochenlang nichts von sich hören hat lassen. Offenbar waren die östlichen Legionen mit dem Unwetter beschäftigt, was der letztlich guten Botschaft allerdings keinen Abbruch tat.


    Der Kaiser hatte dem Fabier ja aufgetragen, umgehend Bericht zu erstatten, sobald seine Abteilung etwas von Maturus hörte. So gab er also einem der skythischen Leibwächter bescheid und ersuchte um eine Audienz beim Kaiser, um die Neuigkeiten zu verkünden.

  • Potitus erwartete bereits die militärische Morgenvisite. Allerdings war er heute etwas übellaunig wegen eines Festes, bei dem gestern der Wein zu stark geflossen war! Trotzdem wurde Torquatus vorgelassen.

  • "Salve, Imperator", grüßte der frischgebackene Ritter knapp und beabsichtigte, ohne Umschweife direkt zum Punkt zu kommen. "Es gibt Neuigkeiten von Legatus Maturus aus dem Osten." Cnaeus holte den Brief hervor, den er erst am Morgen erhalten hatte und übergab ihn dem Kaiser. Sicherlich bevorzugte dieser, die Worte seines Feldherren selbst zu interpretieren, anstatt sich den groben Wortlaut vortragen zu lassen.



    An den
    Imperator Caesar Augustus
    P Vescularius Salinator



    Salve Imperator,


    ich habe deine Nachricht bekommen und meine Anstrengungen verdoppelt. Die Götter scheinen uns zu zürnen, denn einen Großteil unseres Weges war das Wetter gegen uns und ließ uns und unseren Nachschub nur schleppend vorankommen. Allerdings kann ich mich nun endlich aus Emona melden und dir mitteilen, dass wir Italia betreten haben werden, wenn du diese Nachricht in Händen hältst.


    Wie unsere Späher berichten, ist Flaminius Cilo bereits in Italia eingetroffen und hat sein Lager in Verona aufgeschlagen. Wir gehen davon aus, dass die Rebellen sich dort sammeln, denn die aufständische Legion unter Aurelius Ursus ist ebenfalls nach Norden aufgebrochen. Dennoch kann ich dich beruhigen, dass wir rechtzeitig vor Ort sein werden, ehe die obergermanischen Truppen unter Annaeus Modestus sich mit Flaminius Cilo vereinigen.


    Trotzdem muss ich dich bitten, mir Verstärkung zu schicken. Möglicherweise könntest du uns Teile der Cohortes Praetoriae oder Urbanae oder Marineinfanterie entgegenschicken, um für uns eine zahlenmäßige Übermacht herzustellen. Dies würde die Kämpfe sicherlich verkürzen und vielleicht einige Legionäre zum Überlaufen bringen!


    Außerdem bitte ich dich, den Göttern für unser Kriegsgeschick und vor allem gutes Wetter zu opfern! Die Entscheidung ist nicht mehr fern!


    Vale bene!


    M' Laberius Maturus


  • Potitus nahm den Brief wortlos entgegen. Nach kurzer Lektüre nickte er. "Zwei Idioten, ein Gedanke! Gibt es Neuigkeiten, wie es bei der Kampfbereitschaft der Flotte und so weiter steht?" fragte er dann. Der gegebene Befehl war noch nicht sehr lange her, aber vielleicht hatten sie ja Glück!

  • Cnaeus versuchte bei Salinators Selbstlob keine Mine zu verziehen, alles andere hätte wohl nur Spielraum für Interpretationen gelassen - man wusste ja nie, wie der Kaiser aufgelegt war. "Dass der Präfekt den Befehl erhalten hat, ist gewiss. Eine schriftliche Rückmeldung zum Status der Mobilisierung hat die Kanzlei allerdings noch nicht erhalten. Beim Thema Getreideversorgung hat die Korrespondenz mit der Flotte ja bereits nicht reibungslos funktioniert - ich werde mich darum bemühen, regelmäßig Berichte einzufordern." Offenbar war dieser Dragonum ein Freigeist, denn von zuverlässigen Meldungen konnte nicht die Rede sein. "Die Cohortes Urbanae sind soweit einsatzbereit - allerdings wurde mir mitgeteilt, dass Tribunus Iulius in dieser Sache bereits persönlich Meldung gemacht hat?"

  • Potitus nickte. "Hat er gemacht. Gut." Er überlegte einen Moment. "Gibt es Neuigkeiten von Marius Turbo? Der soll diesen Cornelius Palma endlich in Grund und Boden stampfen!" Von seinem getreuen General hatte er schon lange nichts mehr gehört!

  • Cnaeus überlegte kurz. Nein, von Marius Turbo hatte die Kanzlei schon lange keine Nachricht mehr erhalten. Vielleicht lag darin aber auch eine positive Botschaft: Wenn Marius Turbo fern von Rom war und es noch zu keiner Schlacht gekommen war, war das vielleicht auch Cornelius Palma. "Nein. Ich werde mich umgehend darum kümmern, auch von Marius Turbo eine Statusmeldung einzuholen."

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