Sie zieht aus... die Marei

  • Nein, sie hatte keine paar Tage Zeit, um sacken zu lassen, dass sie zukünftig ein neues zu Hause hatte. Nein, sie sollte sofort um- und ausziehen. Mit klopfendem Herzen ging sie neben Servius her und führte ihm zum praetorium. Kurz liess sie den Blick über den davor liegenden Platz streifen. Die Häuser der Offiziere glichen sich wie ein Ei dem anderen. Bei den vor dem Haupteingang Wache stehenden Soldaten blieb Marei stehen und meinte zu denen, dass Servius Erlaubnis zum Eintreten hätte. "Wir müssen leicht links und dann geradeaus." Ob sie Baldemar oder Frija begegnen würde, bevor sie ging? Sie wünschte es sich so sehr, denn das alles war wirklich nicht einfach. Sie war heute morgen aufgestanden und hatte gedacht, es würde ein ganz normaler Tag werden. Cimon kannte ihr Zimmer ja, war es richtig, es auch Servius zu zeigen? Ihn kannte sie nicht genauso so lange wie Cimon. "Ich habe vor kurzem erst ein eigenes Zimmer bekommen, eben da gehen wir hin. Mal gucken, wieviele Beutel meines Gepäck wir am Ende beisammen haben." versuchte Marei zu scherzen. Ihre Puppe Nina im bunten Beutel hatte sie nicht mit zum Legaten mitgenommen, das hatte sie alleine durchstehen müssen. "Meine Puppe Nina, die besitzt nicht so viel... einen winzigen Schlafsack und zwei Kleider."

  • Was alles zusammen kam, hatte man mit einem Mal Verantwortung für ein Kind. Das sie Sklavin war spielte für Antias keine Rolle. Bereitwillig ließ sich Antias von Marei mitschleifen. Ein Mädchen mit einem Legionär an der Hand. Er kannte das Praetorium von einem Besuch, den er nicht in bester Erinnerung hatte. " Ein eigenes Zimmer. Aha... " Antias bremste ab. "Willst du dich nicht verabschieden? Nicht für immer, aber für heute." Ihre Freunde sollten sich keine Sorgen machen, wenn sie heute Abend nicht in ihrer Kammer war. " Dann zeig mir dein Zimmer, pack alles zusammen und ich werde es tragen. Die Puppe Nina trägst du lieber selber." Antias ging mit Marei weiter. Lucilla wird aus allen Wolken fallen, wenn sie heute in der Bäckerei auftauchten. Das Bett hatte Antias fertig. Der Hocker stand neben dem Bett. Das Schreibpult war noch nicht fertig. Eine Kiste hatte er auf dem Markt gekauft. Sie war für Marei's Sachen.

  • Er hatte es von den Sklaven des Hauses gehört. Marei würde ausziehen. Na gut, sie war ein Mädchen und an sich konnte er sie ja nicht leiden. Aber trotzdem war es irgendwie schade. Aus etwas Entfernung sah er die beiden den Gang hinunter gehen. Da kullerte doch glatt eine Träne an seiner Wange entlang. Hastig wischte er sie weg. Also wirklich ... er war doch ein Legatenvertreter! Der Junge drehte sich um und rannte weg. Von den beiden weg. Zu seinem Zimmer. Manno. Wieder allein. Da war ja noch dieser eine Junge. Aber wie lange würde der bleiben? Und ... nun war er lieber allein.

  • Das hatte weh getan. Frija hatte die Nacht geweint. Baldemar stand neben der Tür zu Mareis zimmer. Die Arme vor der Brust verschränkt. Die Kiefermuskeln arbeiteten. Der Germane war angespannt. Verlusst und Ärger arbeiteten in ihm. Die Augen des Marser stachen den beiden entgegen. Aus gegebenen Anlass trug Baldemar seine germanische Kleidung.

  • "Ja, ein eigenes Zimmer, ich schlafe noch nicht sehr lange drin. Mama und Papa wollen alleine sein, wenn sie schlafen gehen." erklärte sie ihm und schluckte den harten Kloß im Hals hinunter. "Ja... ich möchte das Verabschieden machen." Marei wusste nicht, wie sie es erklären sollte.. einerseits wollte sie bleiben und mit den anderen der kommenden Gefahr stellen, andererseits hielt sie es vor Angst nicht mehr aus. "Genau, Puppe Nina trage ich selber." stimmte sie ihm zu und wandte sich um als sie davon rennende Schritte hörte. Schade, er oder sie rannte weg.


    Marei sah Baldemar an ihrer Zimmertür stehen . Sie musste sehr an sich halten nicht auf ihn zuzurennen. Was sollte sie auf ihrer Mimik zeigen? Das kleine Sklavenmädchen sah mit bedrückter Miene zu Boden. Was hatte der Legat gesagt? Es war eine/ihre Entscheidung die ihr zukünftiges Leben veränderte. "Servius Antias, das ist Papa Baldemar. Papa, das ist Servius Antias. Zu ihm gehört die Bäckerin Lucilla und die Bäckerei Lucilla." stellte sie die Männer einander vor und sah zu den beiden auf. Mama Frija war nicht bei Papa. "Ich gehe meine Sachen packen..." murmelte sie leise und drückte die Tür auf, als...

  • ... Antias Baldemar begrüßte." Salve, Baldemar." Antias war nicht der Gesprächigste. Er fühlte sich hier nicht wohl. Zu sehr erinnerte es ihn an seine Vergangenheit, die er verdrängte so gut es ging. Mit seinem eigenen Willen und der Hilfe der Götter hatte er sich ein neues Leben erkämpft. Antias blieb beim Germanen. Es war zu spüren, das Baldemar nicht in bester Stimmung war. " Sie kann herkommen so oft sie will. Der Legat hat es erlaubt." unterbrach Antias die Stille.

  • Die Arme verschränkt. Baldemar sah zu Marei. Er verbarg seine Trauer. Frija hatte die Nacht geweint und war auch jetzt noch sehr traurig. Der Marser versuchte seine Geliebte Frau zu schützen. Weshalb auch er alleine hier war. Frija meinte es wäre das Richtige. Wenn Marei es wollte. Aber er wollte es nicht so sehen. Konnte es nicht.


    Er nickte nur. Machte ihr Platz. Ein Knurren. Der Germane sah ihr nach. Dann fixierte er den Römer. Antias. Presste er hervor. Heilsa! Sagte er schließlich mit scharfem Ton. Ein Römer! Wieder ein leises Knurrendes Geräusch. Seine Muskeln spannten sich an. Der Legat! Der Legat! Die Kiefer pressten aufeinander. Und dann kam es heraus. Der Legat! Die Mundwinkel zuckten verächtlich. Ich bin kein Freizeitvater! Wenn sie gehen wollte, sollte sie gehen. Aber er konnte sich nicht darüber freuen. Seine Tochter. Es gab keinen Zweifel. Sie würde jetzt einen neuen 'Vater' haben. Und das schmerzte Baldemar sehr. Frija hatte ihm bislang kein Kind schenken können. Marei war zu ihnen gekommen. Und sie hatten sie aufgenommen. Geliebt. Beschützt. Wie eine eigene Tochter.


    Ein Schritt vor. Rasch. Und er packte nach dem Kragen des Römers, um ihn heranzuziehen. Gleich welche Strafe das bedeuten mochte. Er war nicht der unterwürfige Sklave der sich alles gefallen ließ. Und außer ihnen war niemand da. Gut!
    Wenn du ihr etwas tust. Wenn ihr irgendetwas geschieht. Bin ich da!Mehr musste er nicht sagen. Seine kühlen Augen machten seinen Ernst deutlich. Baldemar ließ ihn los. Sein Grinsen war nicht besonders freundlich. Er löste seinen Blick keinen Augenblick von dem Römer. Jetzt würde sich beweisen wie sehr dieser Mann ein Römer war.

  • Der Germane klang sehr gereizt. Schließlich war Antias im Begriff, seine "Tochter" mitzunehmen. Viel sagte Baldemar nicht, aber es reichte um zu verstehen, wie er sich fühlte. Antias sah vom Gang aus zu wie Marei packte. Auf das, was dann geschah war er nicht gefasst. Am Kragen gepackt und war er dicht bei Baldemar gelandet. Antias sah ihm in die Augen hatte keine Angst, hier konnten sie es unter sich ausmachen. Keiner der sie stören würde. Antias vergewisserte sich, dass wirklich keiner zu sehen war. Packte Baldemar und drückte ihn an die Wand. Er beugte sich vor bis er ganz dicht an seinem Ohr war. Zischend antwortete er." Von..... Römer zu Germane, ich hoffe du hältst dein Versprechen. Ich verspreche dir auch etwas, sie wird bald frei sein." Er ließ Baldemar los, ein stechender Blick, dann gab er ihm zu verstehen, dass es dieses Gespräch nie gegeben hatte.


    Hätte er Thraker sagen sollen, sein wahres ich preisgeben? Zu gefährlich, vielleicht hatten die Wände Ohren. Zu gerne hätte er es getan. Alleine um Baldemar zu zeigen, dass nicht alles Römer war, was wie Römer aussah. Langsam ging er zur Tür und wartete, das Marei mit dem Packen fertig wurde.

  • Sie bekam ein paar grimmig ausgesprochene Wörter mit, konnte sie allerdings in keinem Zusammenhang stellen. Aber sie spürte auch so, dass Papa Baldemar traurig, womöglich wütend auf sie und ihre Entscheidung war. "Fertig.. alles ist gepackt!!" Fest umgriff sie die einzelnen Beutel und trug sie durch den Türrahmen hinaus auf den Flur. Marei hängte sich die bunte Tasche um und nahm Puppe Nina an sich. Noch einmal sah sie um, ob sie auch nichts vergessen hatte, fand unter dem Bett ein verlorenes Scheuztüchlein und steckte es in die bunte Tasche. Marei schleppte den Hocker mit nach draußen, stellte ihn vor Baldemar auf und kletterte rasch rauf. Fest umarmte sie ihren Ziehpapa und schmiegte ihre Stupsnase an seine Nackenbeuge. "Ich hab dich lieb, Papa. Immer deine kleine Minne!" flüsterte sie und konnte nicht mehr verhindern, dass Tränen über ihre Wangen rollten. Sie nahm sich die Zeit, sich ein paar Minuten auszuweinen, löste sich von Baldemar und griff zum Nase putzen nach dem Schneuztuch. Schön blöd musste sie jetzt mit dem verweinten Gesicht aussehen, aber die Tränen unterdrücken kam für sie gar nicht in Frage. Kurz blickte sie zu Servius hinüber. "Gehen.. tun wir gleich.. ich brauche noch nen Moment." Die Augen auswischend blickte sie Papa Baldemar an und umfasste unbewusst die Rune, die er allein für sie handgefertigt hatte.

  • Die Augen des Römers waren stark. Baldemar überraschte es ein wenig. Antias sah sich um. Warum? Es war niemand da. Suchte er jemanden? Oder wollte er sicher sein, das niemand da war? Die Antwort kam. Dieses Mal war der Marser überrascht. Die Wand war rasch näher gekommen. Nun spürte er sie im Rücken. Er fixierte die Augen des Römers.
    Es gefiel ihm nicht wie nahe der römer ihm kam. Doch er wollte hören was dieser zu sagen hatte. Verwirrt zog er eine Augenbraue hoch. Frei?
    Antias ließ ihn los. Baldemar stand noch einen Augenblick da. Seine Augen folgten ihm.


    Mareis Worte holten ihn aus seinen Gedanken zurück. Er spürte die Trauer. Sie überraschte ihn mit der Umarmung. Langsam legte er die Arme um sie. Sie weinte. Seine Tränen blieben verborgen. Sie hatte ihn lieb? Wieso ging sie dann? Und wieso so? Er kämpfte gegen die Trauer. Seine Muskeln spannten sich an. Sie sah ihn an. Der Marser sah noch einmal kurz zu Antias. Er nickte nur. Dann drehte er sich zum gehen um. Es war zu viel. Viel zu viel!

  • Kein Wort vom Germanen. Die letze Geste bevor er ging war ein Nicken. Antias missfiel, dass er zusehen musste. Marei weinte. Hätte er das vorher gewusst, er wäre nie mit in das Praetorium gegangen, vielleicht wäre alles nicht zu stande gekommen. Was machte man mit kleinen weinenden Mädchen? Antias nahm ihre Beutel. " Komm wir müssen gehen. Es ist keine Abschied für immer. " Antias hielt es hier nicht länger aus. Sie konnte Morgen wieder her kommen. Er musste raus.

  • Papa Baldemar umarmte sie, genau das brauchte sie jetzt, eine Liebkosung seinerseits. Wenn sie genauer hinsah, hing da nicht ein verräterischer Schimmer in seinen Augen? Sie wischte mit dem Schneuztuch über ihre Augen und putzte ihre Nase. Plötzlich drehte er sich um und ging von dannen. Ihre Knie wurden weich wie Brotteig. "Papa!" schniefte Marei und sehnte sich nach Mama Frijas Armen. Die würde vielleicht wissen, was sie gerade empfand. Sie tat das alles doch nur, weil sie mit der Angst nicht mehr leben konnte, wollte und mochte. Marei setzte dazu an Papa Baldemar nachzulaufen, aber Servius unterbrach sie in seinem Vorhaben. "Geh ich dann weil's sein muß mal ein Stück allein sag ich: Kopf hoch, Papa, du mußt nicht traurig sein. Ich komm doch wieder..." rief sie Baldemar nach. Mit gesenktem Kopf drehte sich Marei um und folgte dem Soldaten. Puppe Nina drückte sie fest an sich.

  • Hinter sich hörte er beide sprechen. Er stoppte seinen Gang. Nur kurz. Baldemar spürte wie eine Welle über seine Gefühle hinweg fegte. Schwer war das Herz. Doch er ging weiter. Mareis Stimme zerrte an seiner Seele. Nichts konnte darüber hinwegtäuschen, das er sie verlieren würde. Für den Germanen gab es keine Gründe. Er verstand es nicht. Wollte es nicht verstehen. Er gab ihr Schutz. Frija und er gaben ihr alles. Was nur hatte er getan? Wieso strafte Tanfana ihn derartig? Seine Schritte wurden schneller. Weg. Nur weg. An diesem Abend würde er seine Frau trösten müssen. Wie sie auch ihn. Die Freiheit für Marei. Es war das Eine. Das was alles leichter machen würde.

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