[Rom - Nemi] Causa Nefantis Nemorensis - die Entsühnung

  • Nach der kultischen Verhandlung und dem Kuhopfer am Tempel der Diana auf dem Aventin setzte sich die Prozession in Bewegung vom Hügel hinab durch die Stadt bis zum Circus Maximus, wo sie auf die Via Appia hin abbog. Vor der Stadtmauer wartete bereits ein Karren, auf welchem der mäßig konservierte Leichnam des Frevlers auf eine Bahre drapiert war. Um ihn herum standen tönerne Gefäße, aus welchen dicke Schwaden von Weihrauch aufstiegen, mit dem versucht wurde, den erbärmlichen Geruch der Verwesung ein wenig zu negieren. Die Pontifices, samt der Weihegaben, zogen rasch an dem toten Leib vorbei, und auch die Senatoren passierten diesen, ehedem der Karren - gezogen von zwei Pferden und begleitet von Weihrauchträgern - zwischen den Bürgern in die Prozession einscherte, um das kurze Stück zurückzulegen bin zu dem bereits vorbereiteten Kreuz etwa eine halbe Meile vor Rom.


    Unter Johlen und Rufen des Volkes wurde dort der Leichnam - der einst einmal den Namen Chimerion getragen hatte und Sklave im Haushalt der Flavia Celerina gewesen war, dessen Identität aufgrund seines Zustandes jedoch kaum mehr zu ermitteln war, wohl nicht einmal mehr von engen Freunden oder Verwandten - an das hölzerne Kreuz gebunden, welches schlussendlich von einigen Männern mit vereinter Kraft aufgerichtet wurde. Einige bange Augenblicke schien es in der Senkrechten als würde der tote Körper nicht dort oben verharren wollen, doch sackte der Leichnam nur ein wenig in sich zusammen, hing etwas schief an dem Kreuz, was indes kaum jemanden würde stören.


    Dies war der Augenblick, da der Frevler dem Unmut der Bevölkerung übergeben war, die mit halb fauligen Früchten und Steinen bewaffnet nur darauf hatte gewartet.
    "Elender Verbrecher!" schrie eine Frau, deren einzige Sklavin während der Nemoralia umgekommen war, und warf den ersten Stein, der nicht einmal das Holz berührte, geschweige denn den Toten, doch den Bann bracht, der die Menge noch zurückgehalten hatte.


    Während die Prozession wartend am Weg verharrte, ließ das einfache Volk seinem Unmut freien Lauf.



    MFG

  • Potitus hatte sich ebenfalls auf den Weg gemacht. Der Weg war ein bisschen anstrengend gewesen, aber an der Porta Capena wartete bereits eine offene Sänfte auf ihn. Und während der widerliche Leichnam aufgenommen wurde, nahmen Salinators Liktoren die Fasces mit Beilen auf, die die Macht über Leben und Tod symbolisierten.


    Damit bahnten sie schließlich auch einen Weg durch die Menge, als der Pöbel sich über den Leichnam hermachte. Der Praefectus Urbi trat besonders nahe an das Kreuz heran und ließ sich von seinem skythischen Leibwächter ein Ei reichen, das er auf den Übeltäter schleuderte. Es zerbrach am blassen und starren Bein, wobei der Vescularier sich einen Moment fragte, ob vielleicht nicht das Ei, sondern das Bein brechen würde. Was für ein widerliches Schauspiel!

  • Macer beteiligte sich nicht an den Wutausbrüchen des Volkes, sondern beobachtete sie aus einiger Entfernung. Er empfand keineswegs Mitgefühl für den Verurteilten, sah aber auch keinen Sinn darin, seine Wut an einem Toten auszulassen. Es war wohl ähnlich wie mit Soldaten, denen man nach der Eroberung einer Stadt eine maßvolle Plünderung gestatten sollte, damit sie Anspannung abbauen konnten, aber denen man auch klar machen musste, dass es nichts brachte, die Stadt nieder zu brennen. Etwas erstaunt nahm Macer daher auch zur Kenntnis, dass sich der Praefectus Urbi selber daran beteiligte, die Leiche mit Eiern zu bewerfen. Es sah fast putzig aus, wie er sich mit seinen Liktoren einen Weg nach vorne bahnte und sich ein Wurfgeschoss reichen ließ. Macer fragte sich, ob das nun eine Demonstration von Volksnähe sein sollte oder etwas anderes. Vielleicht wollte der Praefectus urbi nur nochmal auf seine zahlreichen Liktoren aufmerksam machen.

  • Froh über die etwas länger währende Pause durch den Akt der Kreuzigung und anschließenden Volksbelustigung nahm Gracchus eine lederne Feldflasche von einem Sklaven entgegen und trank einen Schluck wässrigen Wein, während er vom Weg aus das Spektakel betrachtete, gleichwohl froh darüber, dem ungustiösen Leichnam nicht allzu nahe kommen zu müssen.
    "Es gibt augenscheinli'h wenig, zu dem sich herabzulassen der Praefectus nicht bereit wäre"
    , murmelte er sehr leise zu seinem Vetter Piso neben sich, an welchen er die Flasche weiterreichte, kam jedoch einer Erwiderung dessen zuvor, da er einige Schritte zur Seite trat und suchte, seinen Sohn in der Menge hinter sich zu entdecken.

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  • Lärm. Rufe. Schreie. Empörtes Johlen. Schimpfwörter, unflätig und laut. Es war das Volk, welches dem Gekreuzigten zubrüllte. Es war der Pöbel, welcher ein Ventil sah für jeglichen angestauten Frust. Eine Menge Leute. Faules Obst begann zu fliegen, auf den Frevler. Gatschige Äpfel hinterließen braune Flecken auf seinem Körper. Ein Apfel traf den Mund des Frevlers. Der Quatsch spritzte herum. Die Frage war, wer hier eingreifen würde, solange es nicht zu schlimmeren Ausschreitungen kam – und dies geschah nicht.


    Wen das nicht kümmerte, was nun mit dem Frevler geschah, das waren die Mitglieder der Prozession. Wie hieß das Sprichwort? Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.


    Die Prozession hatte sich, nachdem das Kreuz aufrecht stand und der erste Unmut ausgelassen war, langsam wieder im Gang gesetzt. Sie marschierten wieder alle mit. Ganz vorne die Pontifices, dann die Auguren, dann alle anderen Priester und Senatoren, Helfer, Sklaven und die Bürger. Es war kein kurzer Weg von Rom nach Nemi. Nein, ganz und gar nicht. Zwar versuchten die Tibicines, den Marschierenden durch fröhliche Musik die Sache zu erleichtern, aber dies gelang nur bedingt. Schweißperlen entstanden auf der Stirn der Anwesenden. Die Füße wurden langsam platt. Blasen bildeten sich zwischen der schweißigen Haut und dem Leder der Sandalen.


    Doch der Weg schien deshalb nicht kurz zu werden. Die Älteren begannen zu husten. Doch sie hielten durch. Alle. Auch wenn sie am Ende ziemlich ermüdet waren. Wie endlos dehnte sich die Straße vor den Dahinmarschierenden aus. Kurze Pausen wurden notwendig. Wein wurde gereicht. Kleinigkeiten. Es blieb Zeit, um zurückzuschauen auf die Sklaven, welche die Opfergaben trugen. Es waren alles unblutige Opfer. Die Hörner der Stiere waren dabei. Je ein Sklave trug ein Horn. Beide trugen es auf ihrer rechten Schulter, wo sie es beide erst vor Kurzem umverlagert hatten, nämlich von ihrer linken auf ihre rechte. Es wurde dämmerte bereits, als endlich der ersehnte Ort in Sichtweite kam – Nemi.



    AFP

  • Potitus stieg nach getaner Arbeit wieder in seine Sänfte. Diesen ewigen Weg nach Nemi brauchte er nun wirklich nicht laufen! So beobachtete er in aller Ruhe, getragen von starken Männern, wie die Pontifices und sonstigen eingebildeten Schnösel unter der prallen Sonne marschierten. Trotzdem bediente er sich auf den Pausen am Wein, als hätte er den einen Opferstier auf seinen Schultern getragen!

  • Wenn sich Macer an diesem Tag über etwa anderes als das Auftreten des Praefectus Urbi ärgerte, dann darüber, dass die Prozession nach Nemi eine gute aber leider ungenutzte Gelegenheit gewesen wäre, seinen alten Militärstiefeln nochmal etwas Auslauf zu gönnen. Viel zu lange hatte er sie schon nicht mehr getragen. In Germania hatte er sie noch an den Füßen, wenn er sich recht erinnerte, wenn er dort im Militärlager unterwegs war. Aber sonst praktisch nicht mehr. Und jetzt als Consular bot sich dafür auch nicht mehr allzu viele Gelegenheiten, bei denen es nicht zumindest den einen oder anderen verwunderten Blick geben würde. Ein wenig trauerte er dem nach, während er die Via Appia entlang schritt und sich in der Stimmung ein wenig von den Flötenspielern anstecken ließ. Marschlieder anzustimmen verbot sich allerdings von selbst und dafür war die Truppe auch nicht militärisch genug unterwegs. Für einige würde es sicher ein hartes Stück werden, war die Etappe doch problemlos so lang wie ein Tagesmarsch einer Legion. Kein Eilmarsch sicherlich, aber durchaus nicht ganz ohne, ging es doch in Richtung der Albaner Berge. Aber immerhin würde es den Prozessionsteilnehmern erspart bleiben, am Ende noch ein Lager ausheben zu müssen. Jede erdenklich Unterkunftsmöglichkeit in der näheren und weiteren Umgebung des Heiligtums würde sich wohl auf großen Andrang einstellen können.

  • Selbstredend hatte auch der Knabe jenen Weg eingeschlagen, den die versammelte Kultgemeinde der Quiriten gewählt hatte, um der Diana Nemorensis ihre Satisfaktion zu verschaffen, sodass er in der Schar der Ministri den Aventinus hinab und auf die Via Appia marschiert war. Nachdem ihm bereits jene Distanz, insonderheit ob der Steigung des plebejischen Hügels Roms durchaus strapaziös erschienen war, steigerte vor den Toren der Stadt der Anblick des erbarmungswürdigen Leichnams, den man an das gräuliche Marterwerkzeug, dessen Funktion ihm lediglich aus horriblen Geschichten flavischer Vernae bekannt war, gebunden hatte, sein Missbehagen. Nur einen Augenschlag vermochte er jene Szenerie zu begutachten, ehe er sich angewidert abwandte, um seine vor dem durchaus nicht zu übergehenden Bauch gefalteten Hände zu fixieren, während er nun lediglich auditiv die Unmutsbekundungen des gemeinen Pöbels vernahm, deren Reaktion ihm angesichts des Ausmaßes des Frevels, den ihm sein Vater mitgeteilt hatte, durchaus adäquat sich gebar.


    Nachdem nun jenes unwürdige Schauspiel vollendet war, setzte sich die Prozession neuerlich in Bewegung und auch der Knabe hatte seinen Amtcollegae zu folgen, deren überaus gravitätische Mienen zumeist einer heiteren Spannung gewichen waren, die sich auch in gelegentlichen, wenn auch gedämpften Gesprächen manifestierte. Augenscheinlich erschien es den meisten als erbauliches Spektakel, an dem sie zu partizipieren die Ehre hatten. Manius Minor indessen wünschte sich nach einigen Meilen inständig, niemals Teil jenes Dienstes zu sein, während er bisweilen den Schweiß von der Stirn zu wischen hatte, während seine Tunica insonderheit in der Gegend seines Rückens den kühlenden Schweiß seines Leibes aufsog und damit neutralisierte.

  • Nach etwa einem Drittel der Prozessionsstrecke bemerkte Gracchus mehr und mehr die Strapazen des Weges und etwa ab der Hälfte überkam ihn allmählich das Gefühl, dass er den Weg nach Nemi nicht würde überstehen. Ein scharfes Stechen fuhr bei jedem Schritt in seinen Rücken, am linken Fuß drückte und rieb das Leder des Schuhs über seine längst wunde Haut, der Schweiß der Anstrengung sammelte sich auf seiner Stirne, bisweilen glaubte er, dass seine Muskeln jeden Moment den Dienst ihm würden versagen, und nach jeder lange ersehnten Pause war es ihm schwerer, noch einmal den Weg fortzusetzen. Etwa auf Höhe des Albaner Sees erwartete er jeden Augenblick nurmehr die Sicht des Sees von Nemi, doch der Weg zog sich endlos, die Zeit schien mit jedem Schritt sich zurück zu drehen, dass Gracchus alsbald die Menge um sich herum innerlich zu verfluchen begann - denn ohne sie wäre er längstens einfach umgefallen und für den Rest seines Lebens am Wegesrand liegen geblieben. So indes hielt er sich an einem Punkt in der Ferne fest, repetierte wieder und wieder in seinem Kopf die Anweisung an seine Füße nur einer vor den anderen sich zu setzen, konzentrierte sich darauf, die Gravitas halbwegs zu wahren, nicht sich zu beugen der Macht der Strapaze, entsann sich bisweilen an die Pflicht, welche ihn hatte bis zu diesem Punkt geführt, und zweifelte ein wenig an seinem Verstand - schlimmer hätte ein solcher Gang nurmehr im Sommer sein können. Als endlich einer der Trommler vor den Pontifices kurz inne hielt und freudig den Namen Nemis ausrief, raffte Gracchus die letzten Reserven in sich zusammen, denn um ihn herum beschleunigten sich die Schritte mit der Aussicht auf ein baldiges Ende des Weges. Wein und Wasser wurden gereicht als sie den Tempel am Hain der Diana erreichten, kleine Brote, Käse und Obst zur Stärkung, und Gracchus beneidete wahrlich in diesem Augenblicke die Zuschauer, welche am Ende ihrer Pflicht waren angelangt, welche sich erleichtert und erfreut in das Gras am Wegesrand nieder ließen, und von denen nurmehr erwartet wurde, noch einmal aufzustehen, um den letzten Teilen der Zeremonie beizuwohnen. Gracchus indes rieb nach kurzer Stärkung mit einem kühlen Tuch über sein Gesicht, Hals und Nacken, ließ seine Toga, welche er kurz nach Rom bereits einem Sklaven hatte übergeben, wieder um sich herum drapieren, und bereitete sich auf die letzten Aufgaben des Tages vor. Es zeigte sich nun, dass es überaus vorausschauend gewesen war, den Schauprozess nicht allzu ausführlich zu gestalten, denn über dem östlichen Horizont kündete sich bereits das Hereinbrechen der Nacht an.

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  • Ein leichtes Ziehen in den Beinen verriet Macer, dass er nicht jünger geworden war in den letzten Jahre und dass die Tage, in denen er als Aedil Tag für Tag Meile um Meile durch die Straßen Roms spaziert war, wohl doch schon etwas zurück lagen. Im Vergleich zu anderen, zum Teil auch deutlich älteren Prozessionsteilnehmern hatte er zwar keine nennenswerten Schmerzen, aber er konnte nicht leugnen, dass er froh über das nahe Ende des Weges war, als Nemi in Sichtweite kam. Den ganzen Weg über war weiter hinten im Zug einer seiner Sklaven mitgelaufen, der einige persönliche Dinge Macers für die bevorstehende Übernachtung trug und nun vereinbarungsgemäß zu seinem Herrn nach vorne kam, kurz bevor sie den Hain erreichten. "Bringe in Erfahrung, ob für die Senatoren Unterkünfte organisiert sind. Wenn nicht, besorge uns eine", lautete Macers kurze Anweisung an seinen Sklaven. Die Wirte in Nemi und auch in der Umgebung würden ein gutes Geschäft machen an diesem Abend und dem einen oder anderen Gast würde wohl noch ein etwas weiterer Weg bis zu einer Unterkunft bevor stehen, wenn er in Nemi keinen Platz mehr fand. Zumindest nahm Macer das an, obwohl er die Örtlichkeiten nicht genau kannte und nicht wusste, wie viele Pilger hier üblicherweise Halt machten. Geschäftstüchtige Wirte hatten sich jedenfalls schon auf die Ankunft der Prozession vorbereitet und boten neben Getränken und Speisen auch die Benutzung sauberer Toiletten an - gegen Bezahlung, verstand sich. Und das Angebot wurde nach dem langen Marsch nicht von wenigen genutzt.

  • Nachdem die Prozession in Nemi angekommen war und noch bevor sie die Grenzen des heiligen Bezirkes überschritten hatten, hielt sie zu einer finalen Ruhepause, der weitere Kulthandlungen folgen würden. Aufgrund der Tatsache, dass es allerdings bereits Abend wurde und die Riten vor dem Einbruch der Nacht - der traditionell mit dem Aufeinandertreffen von Sonnenscheibe und Horizont begann und folglich recht früh war - zu vollenden waren, dauerte dieses Intermezzo nur sehr kurz. Es reichte lediglich aus, um sich einen Happen Essen in den Mund zu stecken, der ein störendes Bauchknurren während der Lustratio verhindern sollte.


    Dann jedoch riefen die Herolde erneut zur Aufstellung und der neue Rex Nemorensis, der erst seit wenigen Tagen sein Amt bekleidete, setzte sich gemeinsam mit dem beteiligten Kultpersonal an die Spitze. Zuerst schritten Weihrauchträger voran, gefolgt von einer Bahre, auf der die weiteren Opfergaben - ringförmige Opferkuchen, Sträuße von Blumen und Baumzweigen, die in der Nähe des Hains geerntet worden waren, aber auch roter Wein - transportiert wurden. Erst dann folgte der Rex und die Pontifices, Magistraten und Würdenträger Roms. Im Anschluss untermalten die Tibicines, die inzwischen weitaus leiser als zu Beginn erschienen (und teilweise wegen Kurzatmigkeit hatten ausgetauscht werden müssen).


    "Göttliche Diana, Große Tochter des höchsten der Götter, die die Mutter auf Delos einst unterm Ölbaum geboren! Gebieterin grüner Wälder und Bergeshöhen, einsamer Täler Schluchten und der rauschenden Ströme, die im Laufe der Monde Du gibst das Maß für des Jahres Bahn, hehre Beschützerin der Frauen und Mädchen, gütige Spenderin von Fülle und Fruchtbarkeit, friedfertige Herrin über Tiere und Jagd! Dir, erhabene Diana, bieten wir, das Volk Roms, dar diesen Hain, der in deinem Besitz ist seit Urzeiten. Unser Gelübde haben wir gern und verdientermaßen eingelöst vor den Mauern Roms: der Frevler Deiner heiligen Gefilde hängt am Kreuze und sein unheilvolles Handeln ist gesühnt. Erweise uns also die Gnade, Deinen Besitz zurückzunehmen, den wir nun von allem Frevel und allen Ansprüchen fremder Mächte reinigen."


    Mit einer würdevollen Geste griff der Rex Sacrorum nach einem Olivenzweig, der in einem der Hörner des vergangenen Opfers steckte und zog ihn heraus. Man hatte die beiden Behältnisse mit Wasser gefüllt, das nun zur Reinigung des Areals dienen sollte.


    "Dieses Wasser aus dem Horne der Kuh der Diana reinige den Hain von allem Schmutz und Frevel und das römische Volk der Quiriten vom Zorn der Götter und allem Unheil!"


    Damit besprengte er die Mauer, die den Kultbezirk markierten, zum ersten Mal mit dem Wasser. Dann wandte er sich nach Rechts und fuhr genauso fort.


    "Dieses Wasser aus dem Horne der Kuh der Diana reinige den Hain von allem Schmutz und Frevel und das römische Volk der Quiriten vom Zorn der Götter und allem Unheil!"


    Immer wieder wiederholte er diesen Spruch und begann damit, den Kultbezirk zu besprengen und damit zu entsühnen. Ihm folgten die anderen Teilnehmer der Prozession...
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  • Schweigend folgten die Pontifices dem Rex Sacrorum um das Areal des Haines herum, welches obgleich nicht als klein zu bezeichnen zweifelsohne nicht von übermäßigem Ausmaße war, welches Gracchus mit jedem seiner Schritte jedoch weitaus weitläufiger erschien als in seiner Erinnerung, so dass er mit neuerlicher Erleichterung die letzten pedes zum Tempel zurücklegte. Dort übernahmen sein Vetter Piso und der Pontifex Cornelius die beiden Kuhhörner von den Kultdienern, welche sie bisherig hatten getragen, und traten gemeinsam mit Gracchus in ihrer Mitte vor das aedes hin. Ein blecherner Fanfarenstoß erklang, ehedem Gracchus - ein letztes Mal an diesem Tage in offiziellem Auftrage - seine Stimme zum Tempel hin erhob.
    "Große Diana, Göttin der Jagd und Schutzherrin der Natur, wie Dir gelobet in Deinem Tempel in Rom die Hörner der zu Deinen Ehren ge..opferten Kuh, dass dies Zeichen soll sein, dass Deine Gefilde wieder rein sind und heilig, dass es Mahnung soll sein allen Frevlern, dass Rom nicht duldet den Schma'h wider seine Göttin, dass es Symbol sei unserer Verehrung!"
    Gemeinsam mit Piso und Scapula betrat Gracchus das Inneres des Tempels, wo sie die Hörner am Altar platzierten, ehedem sie auf den Vorplatz zurückkehrten, wo bereits ein Augur wartete, die Neuweihung des Haines vorzunehmen.

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  • Potitus war fast eingeschlafen, als sie endlich Nemi erreichten. Er hätte sich einen Sonnenschirm mitnehmen sollen! Und jemanden, der ihm Luft zuwedelte! Dann war endlich die Lauferei geschafft! Fast freute Salinator sich schon auf den Heimweg, als schon wieder ein neues Ritual angehängt wurde. Der Cultus Deorum wollte heute scheinbar jede erdenkliche Zeremonie zeigen, die es gab!

  • Unendlich erschien dem Knaben die Dauer jener Prozession, sodass der führende Minister, augenscheinlich ein Aedituus des Tempels der Diana, bei der Ankunft in Nemi sich davonmachte und binnen kurzer Zeit mit einer frischen Tunica wiederkehrte, die er dem jungen Flavius hinhielt. Rasch entgürtete sich dieser, dem die Perspektive jenes von Schweiß durchtränkten Kleidungsstücks ledig zu werden, durchaus erstrebenswert erschien. Um indessen die Aufmerksamkeit der Passanten und übrigen Teilnehmer nicht zu attrahieren, zog man ihn beiseite hinter einen Baum, wo Manius Minor rasch sich umkleidete und seine alte Tunica gleich einer überflüssig gewordenen Last achtlos auf der Erde zurückließ. Doch auch dies verhinderte nicht, dass der Knabe, noch immer erhitzt von dem langen Marsche, sein Antlitz weiterhin erglänzen ließ und rasch neuerliche Flecken auf seinem neuen, rein weißen Gewande offenbahrte.


    Einer der Sklaven der Flaviae, der ebenfalls bei der Prozession mitgeschritten war, um seinen Herrschaften überflüssige Gegenstände, namentlich die Toga des Manius Maior zu transportieren, reichte Manius Minor, als er dessen ansichtig wurde, zumindest ein Sudarium, das ihn zumindest der größten Humidität entledigte.


    So erfrischt trat der Knabe, dessen Antlitz indessen seine Unwilligkeit zu weiterer Fortbewegung unmittelbar widerspiegelte, da die Strapazen des Weges seinen Vorsatz, stets eingedenk der Gravitas und Dignitas seines Standes sich zu präsentieren, gänzlich hinweggewischt hatte. So stolperte mehr denn schritt er weiter voran, erfreulicherweise in den weiter zurückliegenden Rängen der Ministri, da seine Darreichung des Culter keine Notwendigkeit mehr finden würde, immer wieder vorwärtsgeschoben von einem der älteren Ministri, sodass er auch den Rundgang der Lustratio überstand und vor der Tempelanlage zum Halten kam, wo weitere Zeremonien, deren Dauer angesichts der Präskription, diesen stehend zu attendieren, ihn weidlich schreckte.

  • Lucius war natürlich tief gerührt gewesen als ihn der oberste Augur, die Aufgabe übertragen hatte, die Literatio des Heins der Diana zu übernehmen. Es war eine große Aufgabe und um so mehr da er ja noch nicht so lange im Colleg war wie manch anderer. Er hatte sein Vorbereitungen gründlich getroffen und wieder und wieder kontrolliert. So wie es sich bei solch einem Akt solcher Tragweite gehörte. Er hatte wenig Zeit gefunden die vorhergehenden Riten zu verfolgen.


    Als der Rex Nemorensis ihm zu verstehen gab das er beginnen könne. Die entsprechenden Opfer waren schon abgeschlossen, nun war der Iulische Augur dann.
    Als er mit der Reinigung beginnen wollte ließ er sich symbolisch von einem Calator seinen Lituus reichen. Als er seinen Stab in der Hand hielt sah er nach dem Calator mit dem Wasser Gefäß und einem Bündel frischer grüner Zweige. Als dieser bereit stand gab er den Fanfarenbläser ein Zeichen jetzt für Stille zu sorgen. Die Metallinstrumente erschollen um für die Nötige Ruhe zu sorgen. Das Gemurmel in der näheren Umgebung erstarb nach dem die Fanfahren ertönt waren. Lucius war nun breit den Hein von allen etwaigen Ansprüchen zu befreien.


    Er schritt in die Mitte des Heins und erhob die Hände und den Lituus wehrend ihm der Calator mit dem Wassergefäß den Bündel, Zweige folgte. „O Numina, verlasst diesen Ort!“ begann er mit dem Ritus. Wehrend er die Hände wieder anzog und den Lituus wieder in der linken vor die Brust hielt. Er ließ sich des Zweigbündel geben und tauchte es in das Wasser und begann das Areal zu besprängen. „O Numina, verlasst diesen Ort“ Rief er immer wieder aus wehrend er immer wieder das Zweigbündel in das Wasser tauchte und den Boden besprengte. „O Numina, verlasst diesen Ort" Mit diesen Worten und dem besprengen des Bodens bewegte er sich systematisch durch den Hain so dass er am Ende sicher war das keines der Geisterwesen mehr Anspruch auf einen Flecken von Diana´s Hein hatte. „Bürger Roms. Ihr habt Euch entschieden diesen Ort zu heiligen und ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit zu entziehen. Bevor dieser Akt vollzogen wird, frage ich Euch, ob jemand unter Euch noch Ansprüche auf dieses Stück Land zu stellen hat, da diese durch dieses Ritual erlöschen werden!" Eine rhetorische Frage sicher wäre jeder der sich hier gemeldet hätte von der Menge zerrissen worden.


    Nach dem nun keiner einen Anspruch auf das Land erhoben hatte. Trat er zum Rex Nemorensis damit der die Consecratio vollziehen konnte.

  • Macer musste sich selbst eingestehen, dass er die gerade abgehaltenen Zeremonien und rituellen Handlungen mit etwas geringerer Aufmerksamkeit verfolgt als jene am Morgen in Rom. Die lange Prozession hatte ihren Tribut gefordert. Aber wie er bemerkte, war er nicht der einzige, sondern auch die anderen teilnehmer und Zuschauer machten einen leicht müden Eindruck. So zogen sich manche Schritte einfach aufgrund der Erschöpfung hin, auch wenn die Zeit aufgrund der bald beginnenden Nacht drängte. Immerhin konnte sich Macer so immer sicherer sein, dass sein Sklave Unterkunft und Stärkerung würde organisiert haben, wenn die Zeremonie endlich ihr Ende fand. Bald sollte es ja wohl soweit sein, nachdem der Hain nun schon gereinigt wurde und niemand so töricht war, die Zeremonie durch seinen Widerspruch noch weiter zu vertögern.

  • Nachdem durch den Auguren zweifelsfrei festgestellt worden war, dass der Hain von keinen sonstigen geistigen oder göttlichen Wesen mehr beansprucht wurde, dass auch kein Bürger einen Einwand hegte gegen die Übergabe des Landes in göttliches Eigentum, trat der Rex Nemorensis an das Areal heran.
    “Kraft des mir durch altehrwürdige Tradition verliehenen Amtes als Rex Nemorensis übergebe ich diesen Hain der erhabenen Diana. Jedwede weltlichen Besitzansprüche auf diesen Grund erlöschen nun, jedes Erdkorn, jeder Stein und jede Pflanze, die sich auf diesem Grund befinden, geht in das göttliche Eigentum Dianas über und sei damit der profanen Welt und ihren profanen Rechten enthoben!“
    Mit einigen rituellen Handgriffen wurde die consecratio durch die Pontifices besiegelt.


    Nach einer nochmaligen symbolischen Reinigung aller Teilnehmer durch einen Pontifex war die Entsühnung beendet und der Rex Sacrorum verkündete, dass nun das Festmahl rund um den Tempel beginnen würde, bei welchem Wein und Brot ausgeteilt wurden. Einige Bürger strömten daher hastig zu den Ausgabestellen, um sich endlich zu stärken, andere stellten sich zuerst in die Schlange zum Tempelinneren hinein, um ihre eigenen Opfergaben, die sie den ganzen Weg der Prozession mitgeführt hatten - oder hatten tragen lassen -, der Diana zu opfern. Andere wiederum atmeten erleichtert auf und verließen das Areal, um sich zeitig in einer Gaststätte rund um Nemi einzuquartieren, wiederum andere schlugen am nahen See Zelte auf, um dort die anbrechende Nacht zu verbringen.

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