Tablinium | MTD et Flavius Gracchus

  • Im Tablinium saß Durus gerade über einer Verteidigungsrede, die er in wenigen Tagen zu halten hatte. Natürlich hatte man ihn auch informiert, dass Gracchus ihn sprechen wollte - aber angesichts der großen Spielräume von Pünktlichkeit der Antike konnte er das Warten natürlich auch gut mit anderen sinnvollen Tätigkeiten füllen.


    Als ihm der Flavier jedoch gemeldet wurde, unterbrach er die gemeinsame Arbeit mit Lukios und legte die Tabula mit den Stichpunkten beiseite - jetzt ging es um Religion!

  • Tiberius Durus schien ihn bereits zu erwarten, was ob des vereinbarten Termines selbstredend nur eine logische Konsequenz war, im anderen Falle Gracchus üblicherweise darüber hinaus regelrecht vor den Kopf hätte gestoßen, ihm an diesem Tage indes weitaus angenehmer wäre gewesen, hätte zusätzliche Wartezeit ihm doch zusätzlichen Aufschub verschafft.
    "Salve, Tiberius!"
    grüßte er diesen, wobei er nicht konnte verhindern, dass bereits eine gewisse Anspannung in der Couleur seiner Stimme zu vernehmen war. Mit einem flüchtigen Blicke versicherte Gracchus sich, dass die Türe geschlossen worden und außer Durus, dessen Sekretär und seinem eigenen Sklaven Sciurus niemand sonstig - auch kein weiterer Sklave - noch im Raume weilte, stand sodann ein wenig verloren vor dem Senator einem bräsigen Schuljungen vor seinem strengen Lehrer similär, einem flüchtigen Sklaven vor seinem Herrn, oder einem geständigen Kriminellen vor seinem Richter - nervös und sprachlos, wie er sonstig nur vor seiner Gemahlin endete. Einige winzige Augenblicke schoss der Gedanke durch seinen Geist, dass er noch immer einen anderen, halbwegs plausiblen Grund für sein Kommen konnte vorschieben, irgendeine belanglose kultische Causa sich aus den Fingern saugen, um tatsächlich einen Rat des pro magistro zu erbeten, welcher hernach allfällig ein wenig irritiert wäre ob des gesteigerten Geweses, alsbald diese Sonderbarkeit indes würde zweifelsohne wieder vergessen.

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  • "Ave, Gracchus!"


    grüßte Durus mit einem Lächeln zurück. Obwohl der Flavier ein routinierter Pontifex war, wirkte er für ein kultisches Problemes doch recht unsicher - eigentlich konnte es nur bedeuten, dass wieder irgendetwas gravierend schief gegangen war - vielleicht zu den Parentalia...


    "Du möchtest mich unter vier Augen sprechen? Was gibt es?"


    Dass Lukios gewissermaßen zu seinen beiden Augen gehörte, war für ihn selbstverständlich, sodass er gar nicht daran dachte, ihn wegzuschicken.

  • Noch immer ein wenig nervös nahm Gracchus dem Tiberier gegenüber Platz, sog für einen kurzen Augenblick die Unterlippe zwischen die Zähne, ehedem er schlussendlich begann.
    "Nun ..., im weitesten Sinne betrifft mein Anliegen die Pax Deorum, denn schlussendli'h ist es auch die Politik, welche in direkter Wechselwirkung dazu steht."
    Er atmete nocheinmal tief durch, entschied sich sodann jedoch, direkt in medias res zu gehen, schlussendlich war er dessentwegen gekommen.
    "Genau genommen bin ich ob deiner Ambitionen den Prae..fectus Urbi betreffend hier"
    , leitete er seine Intention ein.
    "Ich muss zugeben, dass ich während der Cena in deinem Hause wahrlich nicht auf sol'herlei war vorbereitet, wiewohl die Notwendigkeit zu Handeln selbst zu diesem Zeitpunkte mir nicht unmittelbar in die Sinne wollte gelangen - ich habe wohl ein ausgesprochen ausgefeiltes Talent, die Welt und ihre Bewohner in überaus idealisierter Art und Weise zu sehen, selbst dann noch das Gute zu suchen, wenn längst das Schlechte über..wiegt."
    Er blickte ein wenig verschämt über die Tischplatte, um nicht Tiberius in die Augen sehen zu müssen, mochte solcherlei Ansicht doch einem naiven Träumer zu Gute gereichen, nicht jedoch einem Senator des römischen Volkes, dessen weitsichtiges Interesse in der Realität sollte liegen, gleich wie schrecklich auch diese sich darstellte - insbesondere im Falle der Gefahr für das Imperium. Gleichwohl konnte er unmöglich zugeben, dass die Larven in seinem Nacken zu lange jegliches Interesse - nicht nur an Staat und Politik - ihm hatten vergällt, so dass er schlussendlich fortfuhr.
    "Nach diesem Abend jedoch war es mir kaum noch möglich, meine Sinne weiter vor diesen Geschehnissen zu ver..schließen, nicht zu sehen, was geschieht, nicht zu hören, was gesagt wird, wiewohl ich gleichsam einige Recherchen ließ dur'hführen - überaus diskret selbstredend. Die Ergebnisse dessen sind derart besorgniserregend, dass ein längeres Nichthandeln meinerseits untragbar, dass Zögern nicht länger haltbar ist ohne all meine Ideale, all meine Wert..vorstellungen und Ansichten zu negieren. So du noch immer diese Absichten verfolgst, werde ich mich diesen Bestrebungen anschließen."
    Eine kurze rhetorische Pause folgte.
    "Doch nur unter einer Bedingung. Vescularius Salinator ist ein Mann von schändlichem Charakter, der jene mit Füßen tritt, die pfli'hteifrig und tugendsam suchen das Beste für dieses Imperium zu erreichen, der jene fördert, deren Bestreben aus Luxusdrang, Machtgier und Geltungssucht erwächst, was auch seine eigenen Ambitionen dürfte mit ein..schließen. Doch so groß der Einfluss des Praefectus Urbi auch sein mag, er wäre nichts ohne die Deckung des Imperator Augustus."
    Er senkte seine Stimme ein wenig und fixierte wiederum die Tischplatte zwischen Durus und ihm selbst, denn jene Worte, welche er sich anschickte zu sprechen waren nicht nur Hochverrat, sondern widerstrebten noch immer allem, woran er glaubte, wiewohl sie gleichsam eben genau dies repräsentierten.
    "Aelianus Valerianus ist der Nieder..gang dieses Imperiums wie es unsere Vorväter errichteten. Er tritt uns nicht mit Füßen, er lässt uns nicht einmal treten, nein, es ihm gänzlich einerlei wer wen tritt. Er mag ein durch sein Leiden gebrochener Mann sein, doch entschuldigt dies längstens nicht seine Unverantwortli'hkeit, sein Desinteresse gegenüber dem Staat, gegenüber Rom und seinen Bewohnern. Er verfolgt keine Tugenden, keine Ideale, strebt nicht nach Höherem, doch was viel schlimmer ist, er strebt nicht einmal nach niederen Gelüsten - er versinkt in einer glei'hgültigen Lethargie, einer apathischen Teilnahmslosigkeit, die im schlimmsten Falle das Imperium in eine Anarchie wird stürzen wenn er nurmehr als Spielball zwischen den Mächten fungiert. Es wäre seit langem seine Pflicht als verantwortungs..voller Imperator sein Erbe weiter zu reichen - doch nicht einmal dies schert ihn noch!"
    Mit den letzten Worten hob Gracchus ungewollt seine Stimme wieder ein wenig an, gleichsam auch seinen Blick und fixierte Durus. Er wusste, dass der Tiberier ihn verstand, dass eben dies der Unterschied war zwischen den patrizischen Familien und den Emporkömmlingen, dass sie nicht besser mochten sein, nicht reicher, schöner, kunstfertiger oder geschickter, doch dass sie die geeignetsten waren, das Imperium voran zu bringen mit ihren Ideen, ihren Idealen, ihrer Treue und ihrem Mut, deren Keim stets in den Tugenden lag, deren Ziel stets das Genügen derer war, zielte doch ihr ganzes Leben stets nur auf dies ab - dass es darob zweifelsohne ein Fehler Ulpius' gewesen war, den Aelier aus irgendwelchen sentimentalen Gründen zu seinem Nachfolger zu bestimmen, da nicht einmal in Ferne die Notwendigkeit zur Kriegsführung bestand, welche einen militärisch geprägten Imperator noch im Ansatze hätten erklären mögen.
    "Valerianus muss darob ebenso weichen wie Vescularius"
    , schloss Gracchus abschließend wieder ein wenig leiser, doch um so überzeugter, nicht ahnend, dass dies Vorhaben bereits Teil der Verschwörung war, ließ dabei offen, ob seine Intention nur auf das Amt oder das Leben selbst abzielte.

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  • Als Gracchus ansetzte, bangte Durus zuerst ein wenig. Im Laufe des Gesprächs beruhigte er sich jedoch rasch, denn bereits nach kurzer Zeit war klar, dass der Flavier sich auf seine Seite stellen würde. Zwar hatte Durus darauf einerseits gehofft - und die Flavier als traditionelle Konkurrenten der Aelier waren ja geradezu prädestiniert - andererseits befürchtet, dass die etwas zögerliche Art von Gracchus ihm bei dem Dienst für den Staat im Wege stand. Die Schlussfolgerung zauberte aber schließlich sogar ein schmales Lächeln auf die Lippen des Tiberiers.


    "Es freut mich sehr, dass du zu dieser Schlussfolgerung gekommen bist - es ist nämlich auch die meine, sowie die von Vinicius Lucianus."

  • Ein wenig überrascht nahm Gracchus die Worte des Tiberius zur Kenntnis, gleichwohl es nicht sonderlich außergewöhnlich mochte sein, dass eben diese Schlussfolgerung nicht nur durch seinen Geist konnte gezogen werden, wiewohl ihn ein wenig Erleichterung überkam, dass sowohl der Patrizier, als auch Vinicius nicht sich scheuten, die Folgen dessen zu akzeptieren.
    "Habt ihr derweil konkrete Pläne gefasst, die notwendigen Änderungen herbeizuführen?"

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  • "Wir werden weiter Verbündete sammeln und uns dann ein weiteres Mal treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen."


    erklärte Durus - wieder einmal, wie ihm auffiel. Tatsächlich hatte er bereits mehr Verbündete um sich geschart, als er anfangs erwartet hatte.


    "Mein favorisierter Plan sähe etwas folgendes vor: Eine unauffällige Beseitigung des Kaisers, eine Veränderung seines Testamentes - in dem Sinne, dass entweder einer von uns zu seinem Nachfolger bestimmt wird, oder aber seinem Sohn Maioranus ein oder mehrere Tutores mit voller Regierungsgewalt bestellt werden - sowie eine Verhaftung Salinators und seiner Schergen, möglicherweise verbunden mit dem Vorwurf des Hochverrats."


    Der Plan klang simpel, war aber selbstverständlich in der Praxis unerhört - jeder einzelne Punkt konnte grundlegend schief gehen, wenn er nicht perfekt vorbereitet war.


    "Entscheidend ist dabei natürlich, dass das Heer - insbesondere die italischen Einheiten - auf unserer Seite sind. Dabei konnten wir bereits erste Erfolge verbuchen, allerdings sind wir noch nicht so weit, dass wir losschlagen können."


    Dem Tiberier schien es zum Schutz von Gracchus, wie auch der Mitverschwörer, vorerst angebracht, die Namen bzw. Einheiten zu verheimlichen - wenn zu viel bekannt wurde, konnte es in diesem Stadium leicht nach außen dringen und die Betreffenden damit in höchste Gefahr bringen.


    "Ich denke, wir müssen diesen Plan jetzt noch nicht diskutieren - aber du kannst selbstverständlich schon darüber nachdenken oder einen eigenen, besseren Plan aufstellen, den du uns dann präsentieren kannst. In jedem Fall werden entweder Lucianus oder ich alle Beteiligten zu einem konspirativen Treffen einladen."

  • Schweigend lauschte Gracchus den Worten Tiberius', bei dessen Vorschlag das Testament zu ändern ihm noch unwohler wurde als ohnehin bereits, schien ihm dies doch eine rechte Ungeheuerlichkeit, in das Archiv der Vestalinnen einzudringen und dort den Willen des Imperators zu ändern - gleichwohl konnte er in diesem Augenblicke noch nicht recht abwiegen, wie schwer all diese Taten ohnehin wiegen würden und in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Ob dessen war ihm durchaus agreabel, dass Durus weitere Details nicht anschließend wollte besprechen, so dass er abschließend nur nachdenklich nickte - das Militär war ihm sonderbarerweise derart fern, dass es in seinen eigenen Überlegungen bisherig keinerlei Rolle hatte eingenommen.
    "Ich werde dies alles noch einmal reflektieren und auf eure Einladung warten"
    , schloss er gedankenvoll und sah das Gespräch somit als beendet an - ohnehin würde es kaum Sinn machen, Pläne zu schmieden ohne die Impulse aller zu berücksichtigen. Beinahe ein wenig erleichtert - darüber, dass er an diesem Tage keinen Mord musste begehen, keinen Verrat ausführen, nicht einmal eine Lüge aussprechen - erhob Gracchus sich schlussendlich.
    "So danke ich dir für deine Zeit, Tiberius! Vale!"
    Gefolgt von seinem Sklaven verließ Gracchus die tiberische Villa und sandte, ehedem er in seine Sänfte sich begab, seinen Vilicus deutlich vernehmbar in die Archive der Regia, um dort Kopien der entsprechenden Akten anzufertigen. Gracchus hatte diese kleine Finte für etwaige Verfolger bereits im Vorhinein ersonnen, und es schien ihm durchaus weiterhin angebracht vorzugeben, dass dies ein Treffen rein kultischen Interesses gewesen war.

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