Der Hafen von Forio

  • Der Hafen von Formio war ein idyllisches Plätzchen. Verständlicherweise viel kleiner als der in Misenum aber mindestens ebenso geschäftig.
    Zwischen Kai und Lagerhallen hatten dutzende Händler und Kaufmänner ihre Stände aufgebaut, die von hunderten Menschen belagert wurden.


    Es schien Titus als wenn diesmal besonders viele Händler da wären, möglicherweise war Markttag, dementsprechend groß musste dann aber auch das Angebot sein.

  • Titus schickte "seine" Männer aus, um Stände mit möglichst guten Preisen für Fisch, Öl und Brot auszukundschaften, 'wobei, allzu lange konnte die Fahrt ja nicht werden', kam es ihm in den Sinn, "schaut auch nach Räucherwürsten oder gepökeltem Fleisch", rief er ihnen nach, dann setzte er sich selbst in Bewegung.


    In einer unauffälligen Ecke setzte er sich auf einen Kistenstapel und zählte das Geld , das er zum Besorgen der Vorräte bekommen hatte.


    75 Sesterzen waren in dem Beutel. Er steckte die Münzen zurück und ging in Richtung Lagerhallen, um dort die Angebote der Großhändler für Getreide in Augenschein zu nehmen.

  • Auf dem Weg priesen links und rechts die Marktschreier ihre Produkte in den Himmel. Honig und Ambrosia habe der erste im Angebot, diie süßesten Trauben Roms der zweite und der dritte biete einen süffigen Wein an, der angeblich von Dionysos persönlich gekostet worden sein soll.


    Orientalische Gewürze mischten sich mit süßen Düften und immer neuen Superlativen, dazwischen immer wieder die kreischenden Stimmen der Verkäufer.
    Kurz vor den Horrea lagen die Stände der Garum-Verkäufer. Der Geruch der Garum-Küchen konnte einen Mann um den Versatnd bringen, 'zum Glück werden in diesen Betrieben beinahe auschließlich Sklaven beschäftigt', dachte Titus und rümpfte die Nase. Auch wenn die fertige Soße nicht annähernd so stark roch wie die Rohware während des Gärprozesses, wenn die Amphoren zu lange in der Sonne stehen, kommt der charakteristische Geruch zurück. Dabei fiel Titus ein, dass er auch davon etwas mitnehmen sollte. 'Es stinkt zwar und sieht nicht allzu gut aus, schmecken tut es aber trotzdem recht gut, besonders in der faden Seemannskost.'

  • In den gewaltigen Horrea saßen die Händler auf ihren Vorräten wie die Henne auf dem Ei. Von günstigen Preisen konnte hier keine Rede sein. Nach einigen misslungenen Versuchen die Preise herunterzuhandeln, ergab sich Titus in sein Schicksal und holte seinen Beutel heraus, um die überhöhten Preise für eine größere Menge Hülsenfrüchte und Getreide zu bezahlen.
    Der Verkäufer rieb sich gierig die Hände als er die Münzen klingeln hörte. Gut gelaunt holte er seine eigene Schatulle heraus, um das kleine Vermögen, das Titus zu zahlen hatte, zu übernehmen.
    Dann ein Stoß, ein Ruck, jemand rammte Titus zur Seite, riss ihm den Beutel aus der Hand und rannte in die Menschenmenge. Die Schreie des Verkäufers sagten Titus, dass er nicht der einzige Beraubte war. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Vigiles versuchten, zum Ort des Geschehens durchzukommen, was selbst mit viel Ellenbogeneinsatz sehr lange dauerte - zu lange.
    Hinter dem Flüchtigen hatte sich eine schmale Gasse an schreienden und zur Seite gestoßenen Passanten gebildet, also stürzte Titus hinterher - was hatte er auch schon zu verlieren?

  • Rennen war schon immer eine seine Stärken gewesen und im dichten Gedränge hatte das noch zusätzlich einen besonderen Reiz. Links und rechts flitzten Gesichter und flüchtige Eindrücke an ihm vorbei - oder flitzte er?
    Im Vorbeilaufen spürte er, wie er die Gewänder der umstehenden Menschen streifte, stieß hier und da einen vo ihnen an, hörte, wenn seinetwegen ab und zu ein Krug zerbrach oder ein Stand umgestoßen wurde.
    Flüchtige Eindrücke; er fixierte nur das flatternde Gewand, das konstant, wie in Zeitlupe, vor ihm blieb und seine Zukunft bei der Classis in Händen (oder bereits in einer seiner Taschen versteckt) hielt.


    Sim-Off:

    Wenn jemand Lust hat, die Verfolgungsjagd aus Sicht des Diebs darzustellen, ist er herzlich dazu eingeladen...

  • Titus hastete hinter dem Dieb her. Immer noch.
    Plötzlich fing jener an im Zickzack zu laufen, anscheinend hatte er seinen Verfolger bemerkt.
    Der Mann rannte so schnell um die Kurve, dass Titus ins Schleudern geriet und in einen Olivenstand krachte. Der Verkäufer schrie, eine Kiste zerbrach, Oliven flogen in alle Richtungen und ihr Saft verteilte sich auf den Gewändern der umstehenden Personen.


    Titus rollte sich ab – sein Gewand war nun völlig verdreckt – und rannte wieder hinter seinem Ziel her. Noch mal sollte ihm so etwas nicht passieren.

  • Inzwischen waren Jäger und Gejagter in den Außenbezirken des Marktes angekommen; der Täter bog abrupt in eine dunkle Gasse ab und verschwand im Zwielicht. Titus blieb stehen und horchte. Der Lärm des Marktes war noch dumpf zu hören, trotzdem mussten sie ziemlich weit gerannt sein.
    Ansonsten war vor ihm nur Stille. Durch das Wechselspiel von Licht und Schatten war in der engen Gasse nichts zu erkennen, zu allem Übel hingen noch Tücher und Gewänder im Weg.
    'Ein perfekter Platz um sich zu verstecken', der Dieb war scheinbar kein Anfänger und die Tatsache, dass er sich dermaßen unauffällig verhalten konnte, dass man ihn glatt übersah, konnte diese Annahme bloß verstärken.


    Langsam und möglichst leise schritt Titus vorwärts. 'Wie weit würde der Täter gehen, um das Geld zu behalten? Würde er es wagen, einen Soldaten anzugreifen? Würde er vielleicht sogar einen Mord wagen? In seinem Geldbeutel waren zwar "nur" 75 Sesterzen aber das konnte der Dieb ja nicht wissen – es sei denn, er hatte bereits nachgeschaut - und außerdem, wie viel hatte wohl der Kaufmann in seiner Schatulle gehabt?'


    Ihm lief ein Schauer den Rücken hinunter.
    Langsam wurde es zur Gewissheit, dass der Täter das Vermögen nicht so einfach wieder hergeben würde. 'Weglaufen und erzählen, der Dieb sei entwischt ODER weitergehen und riskieren jemanden zu töten vielleicht sogar selbst getötet zu werden?'


    Noch einmal drehte er sich um. Das Geld zu verlieren konnte er sich nicht leisten, damit würfe er praktisch seine Zukunft vor die Hunde. Rückzug war also keine Alternative.
    Er schaute wieder nach vorne, dann ging er entschlossen immer weiter in die Gasse hinein.


    Sim-Off:

    Waren die Nautae eigentlich bewaffnet unterwegs?

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