Dissertation von Lucius Artorius Avitus

  • Die Academia Militaris lädt ein


    zum
    Dissertationsvortrag zum Examen Quartum
    von
    Lucius Artorius Avitus


    Der Vortrag wird gehalten am
    PRIDIE NON SEP DCCCLVIII A.U.C. (4.9.2008/105 n.Chr.)
    in den Räumen der Academia Militaris in Rom.


    Anschließend findet eine Informationsrunde für Kandidaten des Examen Tertium zwecks Terminvereinbarung für das Kolloquium statt.


    Der Raum war vorbereitet, das Rednerpult stand bereit, eine Tafel für eventuelle Skizzen ebenso, nun konnten Gäste, Dozenten und natürlich der Vortragende selber kommen.

  • Verschlungene Wege und Pfade hatte es bedurft, aber letztendlich hatte Marcus von jenem Vortrag gehört, den sein früherer Ausbilder halten würde, jener Mann unter dem Marcus von seinem ersten Tag als probatus schon gedient hatte, als Avitus noch selber optio war, der sein centurio, sein primus pilus und zuletzt auch praefectus castrorum war. Darum war es für Marcus selbstverständlich, daß er zu jenem Vortrag kam, er konnte es auch einrichten, für ein paar Stunden von seinem Dienst frei zu bekommen, entledigte sich an dem Tag seiner Rüstung und erschien schließlich in den Räumlichkeiten der Akademie. Marcus hatte keine Ahnung, ob das eine exklusive Runde war, die cohortes urbanae schienen wohl keine Benachrichtung erhalten zu haben, aber ein befreundeter vigil – den er schon alleine wegen der Arbeit immer antraf – hatte ihm davon berichtet. Zusammen mit jenem Mann, einem Römer von gedrungener und kleiner Statur, betrat Marcus den Raum, einen Daumen in dem cingulum militare gesteckt, der um seine rostrote Tunika gebunden war. Fragend sah Marcus zu seinem Kollegen und deutete mit dem Kinn auf einen der hinteren Plätze – die erste Reihe war immer gefährlich für Marcus, am Ende mußte er noch selber was schlaues sagen, was er einfach meist nicht konnte – der vigil nickte zustimmend und beide Männer trollten sich in die letzte Reihe, um dem Vortrag des Artoriers zu lauschen.

  • Dragonum war der Einladung gefolgt und freute sich bereits auf den Vortrag, es war immer interessant die Gedanken anderer zu verfolgen und insbesondere die Gedanken des Artoriers interessierten ihn. Freudig nahm Dragonum zur Kenntnis das auch andere Vigile der Einladung gefolgt waren, gesundes Interesse hatte noch niemandem geschadet ...

  • Auch Decius hatte von dem Vortrag seines neuen Vorgesetzten gehört und sch entschlossen, diesem zu lauschen. Dabei konnte er sicherlich einiges lernen, außerdem entsprach es der Höflichkeit dabei zu sein wenn der Chef hier einen Vortrag hielt :D


    Begleitet wurde er von zwei seiner Centurionen-Kollegen aus seiner Cohorte, die wohl ähnlich dachten wie er. Die drei setzten sich auf freie Plätze und warteten.

  • Bewaffnet mit tabulae ceratae und stilus, sowie einer gehörigen Portion Spannung, betrat auch ich den Raum. Es war noch immer ungewohnt, nicht als Schüler hier zu sein, doch irgend wann würde sich das schon legen.


    Ich blickte durch den Raum, in welchem sich die ersten Interessierten sammelten und grüsste locker in die Runde.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Und als einer der letzten Zuhörer erreichte Crassus die Räumlichkeiten der Academia Militaris, in welchen heute einer seiner Tribune seine Dissertation für das vierte Examen präsentieren sollte. Es war für Crassus eine Selbstverständlichkeit, dass er sich für die Prüfungen und Vorträge seiner Stabsoffiziere die nötige Zeit nahm.
    So kam er gut gelaunt in die Räume, grüßte alle anwesenden mit einem kurzen Salve, nickte hie und da noch einem besser bekannten Gesicht zu und nahm dann in einer der vorderen Reihen platz.

  • Das Auditorium füllte sich langsam und auch Avitus, dessen Vortrag heute gehört werden sollte, betrat den Raum. Ohne sich zunächst an die anwesenden Offiziere zu wenden, ging er zu dem Rednerpult, ordnete seine Unterlagen und prüfte noch einmal den Sitz seiner Toga. Anschließend blickte er auf.
    "Ich begrüße die Anwesenden"
    sagte er dann laut, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er machte schwieg kurz, sein Blick glitt über die Zuhörer. Überrascht stellte er fest, dass Flavius Aristides anwesend war und auch Octavius Dragonum, sein ehemals vorgesetzter Tribun bei den Stadtkohorten. Er erkannte Decius und zwei weitere Centurionen aus seiner Kohorte und merkte sich deren Gesichter, damit er die fehlenden später identifizieren und bestrafen konnte,falls sie nicht mit einer wirklich guten Ausrede kommen mochten. Avitus erkannte auch den Flottenpraefekten, der ihm damals in Germania - das musste eine Ewigkeit zurückliegen - einige wertvolle Lektionen im Umgang mit dem Bogen erteilte. Dass man Crassus eingeladen hatte,hatte Avitus erwartet, wünschte sich aber, er hätte tatsächlich wichtigeres zu tun gehabt, denn die Anwesenheit des direkten Vorgesetzten trug nur bedingt zur inneren Ruhe und Gelassenheit bei.
    "Ich bin Lucius Artorius Avitus, diene als tribunus bei den cohortes praetoriae und befehlige die cohors V"
    Er stellte sich recht ausführlich vor, schließlich sollten die Zuhörer wissen, wem sie zuhörten. Avitus sprach möglichst laut und deutlich und bemührte sich, bloß nicht zu schnell zu sprechen. Aelius Callidus war er heute noch für die Lektionen in der Rhetorik dankbar, wenngleich Avitus sie natürlich nicht so intensiv studiert hatte, wie er sollte.
    "Ich bin Student an der academia militaris und werde heute im Rahmen des examen quartum einen Vortrag halten über die legio XXII Primigenia. Im Anschluß besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die zu beantworten ich gerne bereit bin"
    Wieder eine kurze Pause, um den Zuhörern Gelegenheit zu geben, eigene Erinnerungen hervorzuholen oder sich auf das Thema zu konzentrieren.


    Sim-Off:

    Kleine Anmerkungen:
    - die Jahresangaben habe ich ins römische mit dem Taschenrechner und Internet umgerechnet. Sollten sie nicht stimmen, gilt die v.Chr./n.Chr.-Angabe, die der römischen Zahl folgt.
    - Verstöße gegen die Damnatio Memoriae sind zuweilen unumgänglich. Ich versuche zwar, sie zu umschiffen, kenne aber nicht alle und es gelingt auch nicht immer. Ich bitte um Nachsicht.
    - der Vortrag ist zweigeteilt, da die Legion Bestand bis in die Zeit hatte, die aus IR-Sicht die Zukunft darstellt. Dieser Teil wird in einem SimOff-Kasten erscheinen.

  • Macer hatte den Vortragssaal erst nach seinem Stellvertreter Florus und auch nach dem Vortragenden betreten. Ein Kommandeur kam schließlich nie zu früh oder zu spät, sondern immer genau dann, wenn er einzutreffen gedachte. Erfreut stelle er fest, dass sich zahlreiche Zuhörer eingefunden hatten. Studenten mit verschiedenen Abschlüssen erkannte er und auch den Praefectus Praetorio.


    Mehrere der Anwesenden begrüßte Macer kurz persönlich, bevor er neben Florus Platz nahm, ihn ebenfalls begrüßte und seine eigenen Schreibunterlagen auspackte. Mit einer knappen Geste deutete er zum Vortragenden, den er nicht länger als nötig warten lassen wollte. "Ich denke, wir können beginnen. Tribun, du hast das Wort."

  • Und so begann der Artorier zu berichten.
    "Die legio XXII Primigenia wurde, gemeinsam mit ihrer Schwesterlegion, der legio XV Primigenia, im Jahre DCCXCII A.U.C. [simoff: 39 n.Chr.] aufgestellt und zwar vom princeps aus dem Geschlecht der Iulier, dessen Name hier unausgesprochen bleiben soll [simoff: Caligula]. Vermutlich wurde die legio für einen geplanten Feldzug jenes princeps gegen die Germanenstämme gegründet. Ihr Name -Primigenia- bedeutet die Erstgeborene und geht auf die italische Göttin Fortuna Primigenia zurück, die eine Erscheinungsform der Göttin Fortuna darstellt. Jener princeps reklamierte diese Gottheit als persönliche Schutzgöttin, was die Namensgebung wohl maßgeblich mitbeeinflußt haben dürfte. Die Nummern XXII und XV der beiden Legionen stellen wahrscheinlich einfach eine fortführende Nummerierung der bereits bestehenden Legionen XXI Rapax und XIV Gemina, die die Schwesternlegionen auf dem geplanten, aber aufgegebenen Germanenfeldzug unterstützen und ergänzen sollten.


    Die legio wurde zunächst in einem Doppellager bei Vetera stationiert [simoff: heute Xanten] und zwar zusammen mit der XXI Rapax. Als die jüngere der beiden wird sie wohl den weniger ehrenhaften linken Platz des Lagers bezogen haben müssen. Doch schon ein Jahr später nach ihrer Gründung [simoff: 40/41 oder 43; die "Quellen" sind da uneinheitlich] wurde die legio ins Lager bei Moggontiacum verlegt, zusammen mit der legio IV Macedonica. Auch hier musste sie als die jüngere der beiden Legionen den weniger ehrenhaften linken Platz des Lagers akzeptieren. Die Hauptaufgaben der Primigenia in Mogontiacum waren die der Grenzsicherung, jedoch zeigte sie auch eine rege Bautätigkeit. Ihre ersten Kampferfahrungen sammelte sie gegen den Germanenstamm der Chatten.


    In den Wirren des sog. Vierkaiserjahres nach dem Untergang des letzten Kaisers der iulisch-claudischen Dynastie [simoff: nach dem Tod Neros] unterstützte die legio nach anfänglicher Zurückhaltung auf Betreiben des Legaten der IV Macedonica, Aulus Caecina Alienus, wie die restliche sog. Rheinarmee den angehenden princeps Vitellius. Befehligt wurde sie zu dieser Zeit von Gaius Dillius Vocula, einem Mann, der in der Gunst von Seneca, einem Erzieher des letzten Kaisers der julisch-claudischen Dynastie [simoff: Nero]. Ihr Adler wurde - neben denen anderer Legionen der Rheinarmee - nach Rom getragen, als die gegen die Legionen Otho's siegreiche Rheinarmee in Rom einzog. Auch kämpfte sie in der zweiten Schlacht von Bedriacum auf dem linken Flügen der Schlachtordnung. Bekanntermaßen unterlag die Rheinarmee den Truppen des Kaisers Vespasian.


    Ein Expeditionsheer, bestehend aus Abordnungen der V Alaudae und XV Primigenia wurde derweil in Germania von den aufständischen Batavern besiegt und die beiden Legionen kurze Zeit später belagert [simoff: bei Xanten]. Die XXII Primigenia, befehligt von Gaius Dillius Vocula, wurde entsandt, um Unterstützung zu leisten, zusammen mit der I Germanica und der XVI Gallica. Sie waren jedoch nicht in der Lage, sowohl Germania Inferior als auch Germania Superior effektiv zu schützen, so dass die beiden eingeschlossenen Legionen kapitulieren mussten und massakriert wurden. Auch die I Germanica und die XVI Gallica kapitulierten später, so dass die XXII Primigenia, die die einzige Legion war, die den Angriffen der Bataver bis dahin standhalten konnte, obwohl sie nicht verhindern konnte, dass Mogontiacum von den Batavern erobert werden konnte. Erst weitere Entsatztruppen des mittlerweile neuen princeps Vespasian konnten unter dem Befehl des Quintus Petillius Cerealis die Vernichtung der eingeschlossenen und belagerten, jedoch standhaften Legion abwenden und diesem ehrenhaften Verhalten verdankt sie [simoff: womöglich], dass sie nicht wie andere Legionen der Rheoinarmee aufgelöst wurde. Die Primigenia wurde anschließend im Rahmen der Umstruckturierung der Rheinlegionen nach Colonia Ulpia Traiana [simoff: Xanten] verlegt, wo sie [simoff: vermutlich] das zerstörte Lager Vetera aufbaute.


    Zwanzig Jahre später [simoff: 89 n. Chr.] revoltierte der Statthalter von Germania Superior, Lucius Antonius Saturnius, gegen jenen flavischen princeps, dessen Name unerwähnt bleiben soll [simoff: Domitian]. An der Seite der I Minervina, X Gemina und der VI Victrix zog die Primigenia gegen die Aufständischen. Im Verband mit den anderen Legionen besiegte sie die rebellierenden Truppen und bekam - wie jede andere Legion, die daran teilnahm - den Titel pia fidelis Domitiana [simoff: Pflichttreue, dem Domitian Ergebene]. Nach der Ermordung des letzten flavischen Kaisers [simoff: Domitian] legte die legion den letzten Namen, also das Domitiana, wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt kehrte die Legion nach Mogontiacum zurück"


    Avitus nahm einen Schluck Wasser, denn die Kehle war nach der Rede doch etwas rocken geworden, und fuhr dann fort, berichtete über die Legion jene Details, die noch einer Erwähnung wert waren...


    Sim-Off:

    Dort verblieb sie für rund anderthalb Jahrhunderte. Unter den Offizieren der Legion finden sich Namen wie Hadrian, Didius Iulianus oder Laelianus. Abordnungen der Legion wurden zuweilen in andere Provinzen und Standorte geschickt. So übernahm eine Abordnung der XXII Primigenia die Garnison von Bonna an Stelle der I Minervina, als diese teinahm am Dakischen Krieg (ob Abordnungen der Primigenia am Feldzug teilnahmen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen). Auch halfen Soldaten der Primigenia am Bau des Hadrianswalls und des Antoninuswall. Auch an vielen Stellen links des Rheins finden sich zahlreiche Belege für Bautätigkeit der Legion, erkennbar zum Beispiel an den Stempeln auf den Ziegeln.


    Nach dem Tode des Publius Helvius Pertinax, in dem Bürgerkrieg, der als das Zweite Vierkaiserjahr bekannt ist, blieb die Legion zunächst wie alle Einheiten der Rheinarmee inaktiv und nahm nicht teil. Sie kämpfte nicht, als Septimius Severus auf Rom marschierte, gegen seinen Widersacher Pescennius Niger focht oder eine Invasion in Parthien unternahm. Jedoch als Clodius Albinus gegen Septimius Severus rebellierte (oder sich Severus gegen Albinus wandte, je nach dem), entschied sich die Legion für den letzteren und nahm Teil an der Schlacht bei Lugdunum 197, durch die sich Septimius Severus die Alleinherrschaft über das Imperium Romanum sicherte.


    Unter Caracalla nahm die Primigenia (neben VIII Augusta und III Italica) teil am Feldzug gegen die Alamannen 213 n. Chr., wonach ihr der Name Antoniana verliehen wurde. Zwanzig Jahre danach, unter Severus Alexander, nahmen Abordnungen der Primigenia teil an den Feldzügen gegen die Sassaniden, wo sie sich den Namen Alexandriana verdiente. Die geringe römische Präsenz vor Ort nutzten wiederum die Germanen, die Alemanen, aus und fielen ein. 235 starteten die Römer Vergeltungsaktionen und es wird davon ausgegangen, dass die Primigenia an diesen teilgenommen hat.


    Bei den folgenden Konflikten zwischen Gallienus und Postumus (260-268) unterstützte die Legion den erstgenannten und wurde dafür mit dem Titel Pia VI Fidelis VI und Pia VII Fidelis VII ausgezeichnet (was wiederum bedeutet, dass sie in den 164 Jahren zwischen Domitian und Gallienus 4 Mal mit diesen Titel ausgezeichnet worden sein muss; wann und weshalb dies geschah, ist jedoch unbekannt). Außerdem lässt eine Inschrift aus Perinthus an den nördlichen Ufern des Marmara-See (das Meer am Bosporus, das die Ägäis mit dem Schwarzen Meer verbindet bzw. die beiden trennt) den Schluß zu, dass Abordnungen der Primigenia ian den Feldzügen des Gallienus gegen die Visigothen teilnahmen.


    Die Legion bestand fort bis ins vierte Jahrhundert. Nach der Herrschaft des Constantin I (306-337) verliert sich ihr Schicksal im Dunkeln der Vergangenheit...


    "Damit beende ich meinen Vortrag"
    sagte der Artorier und trank erneut etwas Wasser.

  • Dragonum war mehr als nur einfach zufrieden, er war stolz, stolz darauf das er an der Ausbildung dieses Mannes teilgehabt hatte und stolz darauf das er es so weit gebracht hatte. Er sollte ihn bei gelegenheit mal auf einen Becher Wein einladen um über Vergangenes und Kommendes zu sprechen, immerhin schien der noch recht junge Römer den Ehrgeiz, seiner Zeit bei den Cohortes Urbanae, nicht verloren zu haben. Nun galt es abzuwarten ob das Ergebnis verkündet werden würde das Macer und sein Stellvertreter sich erdacht hatten ...

  • Bis zur Verkündung eines Ergebnisse war jedoch noch eine Weile zu warten. Erst einmal erhob sich Macer von seinem Platz. "Vielen Dank für den Vortrag", wandte er sich an den Kandidaten und dann ohne eine eigene Einschätzung zu äußern an das Publikum. "Gibt es Nachfragen an den Kandidaten aus der Runde?"

  • Noch schwer im Atem kam ich als definitiv letzter Zuhörer in den Saal. Ohne großes Aufsehen zu machen, platzierte ich mich auf einem freien Stuhl und packte eine Wachstafel und einen Metallgriffel aus. Kaum gesetzt, begann der Vortrag. Die ersten Worte fielen mir noch schwer zu verarbeiten, dann allerdings wurde mein Gehör besser und ich machte mir einige kleine Notizen. Mit etwas Glück konnten wir hinterher noch Fragen stellen.


    ...


    So kam es dann auch. Erst wartete ich noch. Als Letzter kommen und als Erster fragen passte nicht so recht zusammen. Dann in einer Fragen-Antwortpause erhob ich mich, um zu zeigen woher das Wort wehte und fragte:


    "Was hat die Legio XXII Primigenia rege in Mogontiacum gebaut und gibt es heute noch Originalgebäude dieser Zeit? Außerdem würde mich intressieren wo, unter welchen Umständen und wann diese Legion mit den Chatten gekämpft hat außerdem ob daran andere Legionen beteiligt waren. Das ist ja nach den Geschichten kein kleiner und ungefährlicher germanischer Stamm."

  • Avitus nickte dem Zuhörer, der verspätet erschienen war und sich nun erdreistete :D als erster zu fragen, zu, zum Zeichen, dass er bereit war, sich anzuhören, was den Mann interessierte. Während ihm die Fragen gestellt wurden, machte sich Avitus zwei Stichpunkte als Notiz, damit er die Fragen nicht vergaß.
    "Zu der Zeit, als sie mit der legio IV Macedonica in einem Lager bei Mogontiacum lag, muss sie viele Ziegelsteige hergestellt haben, denn vielfach findet sich vor Ort auf den Ziegeln der Bauwerke der Stempel der Legion"
    antwortete Avitus.
    "An welchen Bauwerken allerdings die legio selbst, also unter persönlichem Einsatz ihrer Soldaten mitgewirkt hat, vermag ich heute nicht zu sagen. Die Tatsache, dass die Suche nach bestimmten Bauwerken, durch die Legion errichtet, sich als schwierig erweist, lässt den Schluß zu, dass kaum etwas anderes oder größeres oder bedeutenderes gebaut wurde, was eine legio sonst errichtet, wenn sie dauerhaft irgendwo stationiert ist"


    Dann warf er einen Blick auf die eben gemachtn Notizen. Richtig, es ging um die Begegnung mit den Chatten.
    "Um auf deine Frage nach der Begegnung, der ersten Begegnung mit den Chatti zu kommen... dies geschah unter jenem princeps aus dem iulisch-claudischen Hause, dessen Name hier unausgesprochen bleibt [simoff: Caligula] und unter dem Statthalter der Provinz Germania Superior, Servius Sulpicius Galba, der bekanntermaßen im Vierkaiserjahr einer der vier Hauptakteure war, im Jahre 40/41. Die Primigenia war beteiligt an einem Einfall in das Gebiet der Chatten, wobei in etwa zu gleichen Zeit weitere römischen Truppen unter Aulus Gabinius Secundus, dem Statthalter von Germania Inferior, einen Vorstoß gegen die Chauci [simoff: ob Dio von den Chauci spricht oder von den Marsern, kann ich nicht beurteilen, da ich -ein Nicht-Historiker- mich auf im Netz verfügbare Übersetzungen verlassen muss] unternahmen. Sie brachten Rom den letzten noch in den Händen der Germanen befindlichen Adler, einen jener Adler, die in der Varus-Schlacht verlorengingen, zurück"
    Damit war hoffentlich auch klar, dass mehr als die Primigenia teilgenommen hat.
    "Ich hoffe, das beantwortet deine Frage zufriedenstellend"
    fügte er an.

  • Ich nickte.


    "Es ist also anzunehmen, das die Legio XXII Primigenia ein älteres provisorisches Legionslager aus Holz mit Stein erneuerte, um den Lagerplatz als ständiges Rückzugskastell zu nutzen?"


    Es mochte für Andere fraglich erscheinen, wobei ich hier Antworten erhoffte. Aber es war doch intressant zu erfahren, wann ein weltbekannter Stützpunkt wie Mogontiacum zu diesem gemacht wurde. Früher gingen die Legionen auf Streifzug ins germanische Land und kehrten vor dem Winter in ein eigens dafür erbautes Quartier zurück, um im Frühjahr wieder und noch weiter ins unbekannte Terain vorzustoßen. Die Stadt am Rhenus lag perfekt für so ein Kastell. Anbindung an die Flußschiffahrt war dabei nur ein Blickpunkt.


    "Ansonsten danke ich dir für deine erklärenden Worte."

  • Avitus überlegte kurz. Dieser Aspekt war etwas, dem er bisher wenig bis gar keine Beachtung bei seiner Vorbereitung geschenkt hatte, so dass er das tun musste, wofür die Römer so berühmt waren. Er improvisierte.
    "Zugegeben, ich bin etwas überrascht..."
    kalt erwischt, wollte er damit sagen
    "... dass du den Schwerpunkt auf dieses im Rahmen meiner Nachforschungen über die Primigenia von den 'Quellen' nur mäßig beleuchtete Kapitel legst. Doch mal sehen..."
    Er räusperte sich.
    "Ha-hmm... bekanntermaßen war Mogontiacum ursprünglich eine reines Militärlager, angelegt als Ausgangsbasis für Operationen jenseits des Rheins. Mit wachsender Bedeutung Mogontiacums, immerhin zu einer römischen Stadt gewachsen und zum Sitz des Statthalters erkoren, ging natürlich eine rege Bautätigkeit der vor Ort stationierten Legionen einher. Sprich, der von dir erwähnte Ausbau des Lagers, aber auch der Bau von Aquädukten und Wassersammelbecken zum Beispiel, ohne die ein Funktionieren einer römischen Stadt undenkbar ist und bei denen bekanntermaßen Ziegelsteine als Grundbausteine eingessetzt werden, dürfte darunter fallen"
    Avitus überlegte. Weitere Beispiele unterließ er, um nicht Gefahr zu laufen, sich ungesichert zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Als Lucullus sich jedoch bedankte, nickte er freundlich zu.
    "Gern geschehen"

  • <Gerade noch gerettet> dachte ich mir und machte eine Notiz auf meiner Tabula.


    Macer hatte sich nur Sekunden vor Beginn des Vortrages neben mich gesetzt und ich hatte ausser einem kurzen Händedruck noch keine Chance gehabt, ihn zu begrüssen.


    Mal sehen, was er zu dieser Situation sagen würde.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Aus seiner eigenen Zeit in Mogontiacum und dem dortigen Legionslager kannte Macer durchaus einige Bauwerke und deren groben Entstehungsdaten, auch wenn nun die Legio II in Mogontiacum lag. Trotzdem unterließ er es, den Vortragenden hier zu ergänzen, denn die gegebene Antwort war in ihrer Allgemeinheit nicht falsch und die Frage schon äußerst speziell gewesen.


    Stattdessen schaute er nach einem kurzen Nicken zu Fragesteller und Vortragendem wieder in die Runde, um zu weiteren Fragen aus dem Publikum zu ermutigen.

  • "Ach Schwerpunkt halt ich für übertrieben gesagt mich intressierte es eben. Danke nochmal." Entschuldigte ich mich gleich und schnell wurde dabei aber trotzdem ein kleines bischen rot. Vielleicht hätte ich warten sollen, bis die Anderen fragen. Aber da war sie die kleine Unwissenheit, die sich mir aufdrückte. "Weißt du auch noch in welcher Schlachtaufstellung die XXII Primigenia gegen die Bataver anfocht und ob es eine andere Strategie war als derer der I Germanica und der XVI Gallica vs Bataver beziehungsweise im Kampf der V Alaudae und XV Primigenia vs Bataver oder lag es nur am Gelände, das die eine Legion standhaft blieb während die Anderen einbrachen?" Ich wurde noch ein wenig röter, denn das ging nun wirklich arg ins Detail. Aber vielleicht hinter den Erklärungen auch ein kleines Bischen schlauer. :]

  • Dragonum war sich nicht sicher ob der Fragesteller versuchte den Tribun der Prätorianer aus dem Gleichgewicht zu bringen, oder ob er einfach nur außerordentlich wissbegierig war ... allerdings brachte er sich immerhin in das Gespräch ein, was man wohl nicht als falsch ansehen konnte ...

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