Ankunft in Mogontiacum

  • Lang war seine Reise gewesen, doch nun war der junge Mann endlich am Ziel angekommen. Die Suche nach Angehörigen seiner Gens hatte ihn hierher, nach Mogontiacum geführt. Er trug eine einfache, naturfarbene Toga, seine Haare waren kurz geschnitten und besaßen eine Holzbraune Färbung. In dem schon recht männlich wirkenden Gesicht saßen ein paar Nussbrauner Augen welche sich neugierig umsahen. Er beobachtete die Bürger, wie sie auf das Stadttor zuwanderten und die Stadt betraten, oder die welche sie eben verliesen. Er musste nurnoch die Brücke überqueren und dieses Tor durchqueren. Aber, wo sollte er dann mit der Suche anfangen?

  • Er schritt die gepflasterte Straße weiter hinab. Inzwischen war er auf Höhe des Monumentum Tiberii et Drusi, ein wirklich schönes Denkmal dachte er bei sich als er daran vorbeischritt. Etliche Kinder, Frauen und Männer mit oder ohne Reittier kamen ihm entgegen oder Schritten mit ihm auf die Brücke und die Stadt zu. Seine Füße schmerzten schon leicht von der weiten Strecke die sie schon zurückgelegt hatten. Er wurde wohl als erstes eine Taberna aufsuchen, sich etwas zu Essen und ein bischen Ruhe gönnen. Er hoffte inständig jemanden aus seiner Gens hier zu treffen, aber vielleicht wussten die Wachen am Tor da ja etwas.

  • Prolog: Aquilia hatte schon am frühen Vormittag abermals befunden, dass der Tag zu schön war, um ihn daheim zu verbringen. Abermals nur in langer, blauer Tunika aus dünnem Stoff gekleidet, hatte es sie an die Wasser des Rhenus geführt, der schon so viele Geschichten zu erzählen hatte und gewiss noch zu erzählen wüsste, wenn nur noch mehr Zeit verginge...


    >>Na, und so bin ich dann letztlich hierher gekommen. Meinen Vater vermiss ich schon manches Mal und ich überlege, ob ich nicht nach Roma zurückkehren soll. Immerhin ist die restliche, verbliebene Familie von mir noch dort. Aber ich habe, seit dem Tode von dem guten, alten Commodus kaum noch Bezug zu ihnen. Ich kenne auch nur seinen Sohn Balbus, aber bisher hab ich ihn nicht kennengelernt.<< vertraute auch Aquilia dem Rhein ihre Geschichte an. Für gewöhnlich war es ungewöhnlich, dass sie mehr oder weniger mit sich selbst sprach. Aber heute hatte sie eine gewisse Melancholie - gar Heimweh - erfasst und sie sehnte sich nach der Familie, die sie einst einmal hatte und die nun heute völlig verschwunden ward. Die großväterliche Wärme war ihr noch von größerer Bedeutung geworden als der eigene Vater.
    Dann aber lächelte sie leicht, ergriff einen Stein und warf ihn mit weitem Schwung ins Wasser. Die junge Frau mit den weit ausfallenden, braunen Locken benahm sich so gar nicht wie eine Römerin hohen Standes. Die Palla, der Überwurf, der einer Toga glich, ließ sie beinahe immer daheim, wenn sie zu Ausflügen ansetzte. Auch dann, wenn sie nur bis kurz vor die Stadttore führten. Wenngleich diese Tageswendung weniger geplant war. Erst hatte sie sich einfach nur durch den Zufall treiben lassen, ehe sie sich diesem Stadttor dem anderen näher sah und sich für einen eher ruhigen - um nicht zu sagen: faulen - Tag entschied.
    Ihr Blick streifte nun den die Brücke beschreitenden Mann auf der anderen Seite. Sie beobachtete schon den gesamten Tag die Menschen die einkehrten und auch Mogontiacum verließen. Sie beobachtete Allgemeinhin sehr viel. Und nie wurde es ihr langweilig, einfach in den Tag hineinzuleben. Ein wenig dieser Lebensphilosopie hatte ihr auch der alte Gutsverwalter, der so alt ja eigentlich gar nicht gewesen war, vermittelt. Und wäre das Gut nicht weiterhin hervorragend 'gegangen', hätte sie Zweifel an dieser einfachen Lebensart gehabt. Sie selbst hatte sich nie groß Sorgen müssen und mittlerweile war sie auch froh darum, es nicht zu tun. Auch wenn der Schatten, dass sie sich wieder langsam in einen normalen Trott eingewöhnen sollte, näherrückte, je öfter sie an Rom dachte.

  • Aulus hatte seinen Stoffbeutel aufgeschlagen in welchem er sein Geld aufbewahrte. Der Zeigefinger seiner Rechten fuhr durch die Sesterzen und schob sie klimpernd hin und her. Es war nicht wirklich viel Geld, das er da bei sich trug, dachte Aulus gedankenverloren und irgendwie zweifelte er auch daran, dass er damit weit kommen würde. Aulus hatte sich bis vor wenigen Tagen noch in Confluentes befunden, er wollte das Haus seines Vaters aufsuchen, welcher jedoch schon seit längerem tot war. Jetzt hatte es ihn hierher verschlagen. Der Mann lehnte sich seufzend an das Geländer der Brücke und schnürrte den Stoffbeutel wieder zu um ihn sicher zu verstauen. Ein Gedanke, welchen er in letzter Zeit sehr oft hatte, schlich sich wieder einmal in seinen Kopf. Vielleicht sollte er einfach der Legion beitreten und für den Ruhme Roms kämpfen. Vielleicht würde er es am Ende sogar weit bringen? Und wirklich untrainiert war er nun auch nicht. Grübelnd strich er sich mit seiner Zunge über die Innenseite seiner Zähne und blickte sich um. Da fiel ihm der Blick dieser Jungen Frau auf. Freundlich erwiederte Aulus den Blick mit einem netten lächeln.

  • Als sie bemerkte, dass er ihren Blick aufgefangen hatte, erhob sie sich leichtfüßig und klopfte sich das Gras aus der Tunika. Sie war, das konnte man nun wirklich gut erkennen, da sie sich erhoben hatte, von sehr schlanker Statur. Sie wirkte beinahe schon derart zerbrechlich, dass sie sich ab einer gewissen Windstärke besser nicht mehr aus dem Haus wagte. Auch ihre Gesichtszüge wirkten edel und jung. Ihre Augen jedoch, das offenbarte sich dann allerdings erst aus der Nähe, wirkten lebhaft und lebensfroh, vielleicht sogar ein wenig schalkhaft. Aber gewiss nicht zurückhaltend und ängstlich, wie es ihr Körperbau vielleicht dem oberflächlichen Auge weis machen wollte.
    Etwas zögerlich blieb sie nun stehen. Noch immer sah sie in seine Richtung, aber eigentlich, und das wusste sie, war sie zu vertrauensselig, wenn nicht gar ein wenig aufdringlich. Aber sie lauschte gerne den Worten anderer Menschen, versuchte aus ihnen Lehren zu ziehen. Lehren über die erlebten Dinge und vielleicht auch was hinter den Gebarden und Worten eines Menschen wirklich stecken. Die Meisten sprachen zweizeilig und nur das, was auch in der zweiten Zeile geschrieben stand, war auch das, was diese Menschen aussagen wollten. Politiker waren noch einmal schwieriger. Sie bauten diese zweiten Zeilen absichtlich ein um so die Gedanken der Menschen besser beeinflussen zu können. Was sie dachten war meistens beinahe unergründlich. Und genau das wollte sie auch endlich verstehen können. Die wahre Rhetorik. Sie wusste nicht, ob sie sich schon einmal durch Worte hatte einlullen lassen, aber das wollte sie, wenn es so weit war, wenigstens zu verhindern wissen.
    Unter diesen Gedanken schritt sie nun gen der Brücke um dem jungen Römer entgegen zu kommen. Er wirkte freundlich und vielleicht sogar etwas zerstreut. Aber gewiss nicht wie jemand, der unlautere Absichten hegte.
    >>Salve!<< rief sie ihm fröhlich entgegen.

  • "Salve" erwiederte Aulus freundlich inrichtung der Frau, welche auf ihn zuschritt. Was sie wohl von ihm wollte? Sicherlich kannte sie sich hier gut aus und konnte ihm vielleicht sogar ein paar seiner Fragen beantworten. Aulus ging der Fremden ein paar Schritt entgegen, bis sie sich Gegenüber standen. "Mich nennt man Redivivus Corvus. Und ihr seid?"

  • Als sie durchaus schon direkt vor ihm stand, musterte sie ihn. Sie versuchte, sein Alter zu schätzen. Älter als sie war er, da war sie sich sicher. Die Frage war lediglich, wieviel älter, denn viel Erfahrung in der Gesellschaft hatte er noch nicht gesammelt. Er sprach sie mit einer ebensolchen Selbstverständlichkeit an, wie sie ihn und zudem wirkte er etwas desorientiert. Was sie nur zu sehr an sich selbst erinnerte. Eifrig nahm sie seine Worte auf - Redivivus. Der Name war sicher schon einmal irgendwo in ihrem Gedächtnis aufgetaucht, aber hatte sich dann auch sogleich wieder in die tiefen Weiten ihres Vergessens verabschiedet.
    >>Prudentia, ich bin Prudentia... Aquilia!<< fügte sie ihren Namen noch rasch an das nomen gentile an, um die Vorstellung nicht allzu förmlich zu machen. Sie hielt immer noch das leichte Lächeln auf ihren Lippen, während sie knapp seinen Hals gemustert hatte um wieder zu seinen Augen aufzublicken. Er war nicht so blass wie sie, das fiel ihr auch sehr schnell auf. Ihre Blässe war schon der einer sehr germanischen Germanin würdig.
    >>Du bist neu hier, oder? Ich hab dich beobachtet, du wirkst etwas des.. hmm, nein... etwas... weniger ortskundig!<< fand sie dann endlich das treffende Wort, während sie fröhlich sprach.

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