Gaius Ulpius Aelianus Valerianus

  • Das Private Zimmer des Kaisers, Iulianus, war noch immer fast unangetastet geblieben; die Augusta hatte wenig Interesse gezeigt, sich in seine Hinterlassenschaften zu graben. Auch die Diener wagten sich verständlicherweise nicht daran, durchaus möglich, dass sich darunter ja interessante Schriftstücke oder womöglich Staatsgeheime befanden, die für Valerianus wertvoll sein könnten. So wurde beschlossen des alten Kaisers Raum auch weiterhin unangetastet zu lassen.
    Immerhin hatte der Palast auch noch genug andere angemessen ausgestattete Räume, die Valerianus und seinem Gefolge genügen sollten.


    Dieses Zimmer hier war ohne Untertreibung ein Prachtstück, schon früher war es von den edelsten Gästen bezogen worden.
    Für Valerianus wurde er noch um einen hübschen kirschholzenen und holzwurmlosen Schreibtisch ergänzt. Ein paar dekorative Schmuckstücke wurden andererseits entfernt, da der Kaiser sicher nur wenig auf solchen Kram gab und dieser in einem Frauenzimmer passender aufgehoben ist. Dass alles von oben bis unten so glänzend wie möglich poliert und gesäubert wurde, versteht sich von selbst.


    Das war er nun, der private Rückzugsraum für den neuen Kaiser, bereit bezogen zu werden.

  • Als Valerianus am Ende des Tages, an dem er in Rom eingezogen war, das für ihn vorgesehene Zimmer bezog, hatte er kaum ein Auge für dessen Pracht und Eleganz. Die Erschöpfung machte sich bemerkbar, auch wenn er zwischen Empfang auf dem Forum und Opfer am Capitol eine Pause eingelegt hatte. Sein Zimmer hatte er in dieser Zeit nicht gesehen, sondern lediglich den Garten des Palastes für einen Imbiss und stärkenden Mittagsschlaf genutzt.


    Nur also war er zum ersten Mal als Hausherr des Palatinischen Palastes hier in seinem Schlafzimmer. Seine Leibdiener halfen ihm beim Entkleiden und den Vorbereitungen für die Nacht, auf die das tägliche abschließende Gespräch mit seinem Arzt folgte. An diesem anstrengenden Tag war es besonders wichtig. Und der nächste Tag sollte bereits wieder viele wichtige Punkte auf die Tagesordnung setzen.

  • Früh erhob sich die Sommersonne über den Hügeln Roms und damit auch über dem Palatin. Valerianus hatte zwar die Augen geöffnet, aber wie seit Monaten verspürte er wenig Energie, sich aus dem Bett zu erheben. Trotz der vergleichsweise frischen Morgenluft schmerzte bereits sein Kopf und der Hals war trocken.


    Mit dem Eintreten seines Leibarztes in sein Zimmer begann der Tag erst richtig. Der gelehrte Grieche erkundigte sich nach dem Befinden und nahm dieselben routinierten Untersuchungen vor, die er seit Monaten jeden Tag vornahm. Der Zustand seines Patienten war zwar nicht Besorgnis erregend, aber eine plötzliche Verschlechterung von einem Tag auf den anderen konnte er nie ausschließen. An eine Verbesserung war gar nicht zu denken, dafür hatte er schon alle ihm bekannten Heilmittel erfolglos ausprobiert.


    Eine ganze Weile später erst erhob sich Valerianus schließlich doch aus seinem Bett, ließ sich waschen und ankleiden, nahm ein sehr spärliches Frühstück zu sich und machte sich hustend auf den Weg in den Regierungstrakt des Palastes, um seinen Pflichten nachzukommen.

  • Die letzten Tage hatten viel Sonnenschein in die Stadt, selbst im Palast musste man auf den Luxus kühler Luft verzichten. Den Blumen allerdings hatte es nicht geschadet und der Garten strahlte in allen möglichen Farben. In ihrer Freude darüber hatte Amatia es vielleicht ein wenig mit dem schneiden übertrieben und so war das Privatzimmer des Kaisers bis vor kurzem noch einer der wenigen Räume, der von bunten Blumen verschont wurde. Doch jetzt zierte ein hübscher Strauss in rot und gelb den überladenen Schreibtisch des Imperators. Alles ein wenig zur Seite geschoben hatte sich ein kleiner Platz für die Vase gefunden.
    Und wer konnte ein wenig positive Stimmung und Farbe besser benötigen als er. Die Arbeitslast war keine kleine und dass seine Gesundheit nicht die beste war, war längst kein Geheimnis mehr. Und frische Blüten konnten doch bei Husten sicher auch nicht schaden.

  • Wenn er abends im Bett lag und die Augen schloß, nachdem die Ärzte das Zimmer verlassen hatten, dann spürte Valerianus nicht nur die Krämpfe und den Hustenreiz, sondern dann ergriff auch der Schwindel seinen Körper, als wenn sich alles immer schneller drehen würde und spürte seinen Herzschlag mal rasend und mal gar nicht. In solchen Augenblicken versuchte er sich abzulenken mit Gedanken an seine Frau und seinen Sohn, an glücklichere und gesündere Zeiten. Dabei war die Familie nicht mehr als ein Schema, eine Vorgabe nach der man gefälligst glücklich zu sein hatte, denn tatsächlich hatte seine Krankheit ihn auch von dieser entfremdet. Es wurde tatsächlich Zeit, dass er sie nach Rom holte oder eben doch gleich nach Misenum, wo die Luft so viel gesünder sein sollte.

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