Cubiculum | Vinicius Lucianus

  • Es waren ein paar Tage vergangen und Heddas Wange verblasste langsam. Sie hatte lange überlegt ob sie es machen sollte oder nicht und eine Entscheidung war ihr sehr schwer gefallen. Sie hatte Angst vor diesem Mann auch wenn sie selber dran Schuld war, dass er sie geschlagen hatte. Seit dem sie sich für das Leben entschieden hatte, hatte sie noch nie mit Lucianus ihrem Herrn gesprochen. Hedda wusste, dass er sich auch nicht für sie interessierte, zumindest glaubte sie das zu wissen, da sich keiner für sie interessierte, ausser vielleicht Phaeneas und dieser Centurio. Mit stark klopfendem Herzen und rauschendem Blut in den Ohren trat sie vor das Cubiculum von Lucianus und klopfte auf der Stelle an, denn sie wusste würde sie darüber nachdenken hätte sie es nicht getan. Nun war es zu spät sich darüber Gedanken zu machen.

  • Hedda hätte es besser gefunden wenn er nicht da gewesen wäre, aber er war es. Wo sollte er auch schon zu so später Stunde sein. Ein kurzes Zögern folgte noch bevor sie ihre Hand an die Tür legte, sie öffnete und eintrat. Ein weiterer Moment verging als sie wieder geschlossen war und sie unschlüssig davor stand und nicht wusste was sie machen sollte.
    Hast du einen Moment Zeit? fragte sie leise und ließ ihren Blick weiter auf dem Boden ruhen. Hedda traute sich nicht Lucianus anzusehen und war sich auch nicht mehr sicher ob es gut gewesen war hier her zu kommen.

  • Zu meiner Verwunderung trat die junge Sklavin ein, die ein paar Tage zuvor anscheinend nicht wusste, mit wem sie sprach....


    Ein kurzer Blick nach meinem Gladius, das in Reichweite hing.... man wusste ja nie..... dann wieder zu ihr....


    "Was willst du?"

  • Die Worte hingen tief in ihrem Hals und sie musste schlucken um irgendeinen Ton aus sich herauszubringen. Dafür brauchte sie wohl alle Kraft denn das zu sagen was sie nun sagte kam wirklich nicht oft vor, wenn denn überhaupt. Ich bin hier weil, Heddas Stimme wurde immer leiser und sie hatte ihre Hände neben ihrem Körper damit er sehen konnte, dass sie nichts hatte womit sie ihm gefährlich werden konnte. weil ich mich entschuldigen will. Es tut mir leid was ich getan und gesagt habe. Sie hatte es wirklich über ihre Lippen gebracht. Leise aber sie hatte es gesagt. Hedda zitterte etwas, nicht viel und doch war es da und immer noch schaute sie sich den Boden zu ihren Füßen an.

  • Mit einem interessierten Blick setzte ich mich auf enen Stuhl und sah sie fragend an, auch wenn sie meinen Blick nicht suchte....


    "Soso.... du willst dich also entschuldigen? Wieso auf einmal dieser Sinneswandel?"

  • Sie konnte das Rascheln von dem Stoff seiner Kleidung hören und wie er sich bewegte als er sich auf den Stuhl setzte. Hedda wusste selber nicht wie sie das erklären sollte. Sie wusste ja nicht einmal warum sie sich bei ihm entschuldigen wollte. Ich weiß es nicht. Ich möchte versuchen mich damit abzufinden, dass ich hier bin und, dass ich das bin als was du mich siehst. Hedda konnte sich nicht als Sklavin sehen auch wenn sie jetzt eine war. Mit großen Veränderungen in ihrem Leben war sie noch nie klar gekommen. Zögerlich hob sie ihren Kopf an und sah ihn an.


    Warum hast du mir die Wahl gelassen zwischen Leben und Tod? Und warum hast du mich zu dir genommen, du weißt doch gar nichts über mich.

  • Ich hörte ihr zu und antwortete dann "Das wäre gut für uns alle, wenn du dich damit abfinden würdest und deinen Beitrag zum Haushalt leisten würdest!"


    Gut für mich, weil ich weniger Ärger hatte und gut für sie, weil sie am Leben bleiben würde....


    "Warum ich dir die Wahl gelassen habe? Weil mich Centurio Scipio darum gebeten hat, er meinte, du wärst gezwungen worden und hattest keine Wahl.... deswegen liess ich dir die Wahl dieses Mal!"


    Die zweite Frage liess ich unbeantworte.... nicht alles musste die Sklavin wissen.....


    "Dann erzähl mir etwas über dich...."

  • Hedda schluckte alles runter was sie unter anderen Umständen zu ihm jetzt gesagt hätte. Wieder kam das Wort auf das Thema arbeiten und er wollte, dass sie sich um den Haushalt kümmerte. Das war ein Punkt vor dem sie Angst hatte, denn sie hatte sich noch nie um einen Haushalt kümmern müssen, schließlich hatte sie sozusagen immer auf der Strasse gelebt und von der Hand in den Mund noch dazu. Nun sollte sie ihm dienen und wusste nicht einmal wie sie das anstellen sollte denn es war fast unmöglich. Doch sie wusste wenn sie dazu nun etwas sagte wäre wohl alles wieder beim alten und das wollte sie jetzt auf keinen Fall riskieren.
    Der Centurio war bis jetzt der einzige der mich verstanden hat, der einzige der für mich dagewesen war. Ihr war schon bewusst, dass der Legat sicher alles wusste, auch, dass Scipio eine Menge Ärger mit ihr hatte und auch zu ganz anderen Maßnahmen hatte greifen müssen um sie dazu zu bringen ihren Mund aufzumachen.
    Es gibt nicht viel über mich zu erzählen. Ich habe für einen Römer gearbeitet, ich habe für ihn gearbeitet weil er uns aufgenommen hatte damals als unsere Eltern nicht mehr waren. Er war für uns da und ich habe mir nichts dabei gedacht. Doch dann erpresste er mich mit Iska, meiner kleinen Schwester. Ich habe sie über alles geliebt und alles was ich tat, tat ich für sie um sie am Leben zu erhalten doch ich habe versagt, denn sie ist tot. Ich hasse Römer. Ich hasse sie weil einer von ihnen meine Schwester das Leben genommen hat. Ihr hasst die Germanen und ich hasse euch Römer. Das war nicht wirklich viel über sie selber, eher eine Zusammenfassung wie es dazu gekommen war, dass sie nun das ist was sie ist. Ich bin achzehn Sommer alt, sollte ich jetzt sein. Ich habe es vergessen wann es so weit war. Im Carcer vergisst man vieles und hat auch viel Zeit nachzudenken. Ich habe Angst vor dem ganzen hier, ich habe Angst vor dir. Es war ein riesen Eingeständnis was sie da alles sagte, denn es waren Sachen dabei die sie bis jetzt nur gedacht aber niemals ausgesprochen hatte.

  • Zum ersten Male konnte ich ein wenig ihren Frust und ihren Ärger verstehen, dennoch musste sie sich fügen.


    "Nunja, zum einen solltest du nicht alle Römer in einen Topf werfen.... es ist tragisch und schändlich, was dieser eine Römer dir angetan hat, aber nicht alle sind so...."


    Das mochte sie nun glauben, oder nicht, aber es war die Wahrheit....


    "..... genauso wenig wie alle Germanen Barbaren sind..... im Kreise meiner engsten Mitarbeiter befinden sich germanisch-stämmige Römer, die sehr gut beide Kulturen vereinen....."


    auch dies waren wahrscheinlich Tatsachen, die sie gar nicht hören wollte


    ".... und was mich betrifft.... wenn du Phaeneas und den anderen Sklaven ein wenig zuhören würdest, anstatt dich ständig zu sträuben, dann würdest du schon mitbekommen haben, dass ich keineswegs ein Tyrann bin, keineswegs ungerecht und schon gar nicht muss man Angst vor mir haben.
    Ich erwarte lediglich, dass jeder seine Arbeit macht und mit Gehorsam und Loyalität entgegen bringt, das ist alles. Und wenn dem so ist, dann kannst du hier ein ruhiges, angenehmes Leben führen!"


    Nungut, sie war Sklavin, aber dafür fehlte ihr an Nichts, sie hatte ein Dach über dem Kopf, Kleidung und immer eine warme Mahlzeit.... vielen Peregrini ging es da weitaus schlechter.....

  • Sie hörte sich alles an was er zu sagen hatte und hatte dagegen erst einmal keine Einwände. Sie wusste, dass der Duumvir ein Germane war und für die Römer arbeitete und auch seine Familie waren alles Germanen. Die Germanen wirklich verstehen konnte sie nicht. Hedda hatte bis jetzt nur falsche Römer zu Gesicht bekommen die nichts anderes kannten als andere zu unterdrücken und warum sollte ausgerechnet er, Lucianus anders sein. Warum sollte er kein Tyrann sein? Eigentlich kannte sie die Antwort längst denn wenn er es gewesen wäre hätte er sie schon lange töten lassen und sie nicht erst vor eine Wahl gestellt. Vielleicht hatte sie sich die einzige Möglichkeit auf ein halbwegs normales Leben endgültig verspielt. Vielleicht hätte er ihr irgendwann auch mal erlaubt wieder nach draussen zu gehen, aber so.......


    Und warum machen Römer das alles mit den Germanen. Warum werden sie unterdrückt und dazu gezwungen römisch zu werden? Warum gibt es solche Menschen und warum tötete er meine Schwester? Hedda war es schon klar, dass er darauf keine richtige Antwort hatte, schließlich wusste er nicht warum man ihre Schwester umbrachte.


    Ich kann nichts dafür, ich werde immer Angst haben.....vor dir. Wie soll ich hier arbeiten und was soll ich alles machen? Was habe ich davon? Es waren normale Fragen auch wenn sie keine Ahnung hatte wie er auf diese Fragen reagierte. Immer wieder griff sie sich an den Hals wo sie immer die Kette ihrer Schwester getragen hatte, aber sie war nicht mehr da denn sie hatte diese vergessen. Dafür hasste sie sich immer noch.


    Werde ich den Centurio noch einmal wiedersehen können?

  • "Römmer machen NICHTS mit Germanen..... wieso unterdrücken? Niemand wird unterdrückt...... im Gegenteil, dem Grossteil geht es gut und die meisten betreiben regen handel mit uns Römern....


    Immer wird es ein paar Querköpfe geben, die das Positive nicht sehen, aber die gibt es auch unter den Römmern!"


    Dann schüttelte ich den Kopf


    "Dein Verlust ist sicher schmerzhaft, ich verstehe das, aber Antwort habe ich darauf auch keine!"


    Ich zuckte mit den Schultern "Nun, ich hoffe, du wirst eines Tages deine Angst verlieren und was du hier machen sollst, wird dir Phaeneas beibringen..... so wie ich es schon damals angeordnet habe.... du musst ihm nur zuhören!"


    Kurz überlegte ich, warum sie das wohl wollte...


    "Der Centurio ist mittlerweile Reginaríus und ich denke nicht, dass du ihn wiedersehen wirst, warum?"

  • Eigentlich wusste sie nicht warum sie ihm die vielen Fragen stellte doch sie war nicht seiner Meinung was das Thema mit den Germanen anging, aber es gab sicher viele Germanen die so dachten wie sie nur taten nicht alle ihren Unmut kund, denn die meisten hatten doch sicher Angst davor etwas zu sagen.
    Schon wieder hatte sie dieses Gefühl von eingesperrt sein und sie wusste noch immer nicht wie sie damit umgehen sollte und ob sie etwas dagegen machen konnte oder nicht. Ich werde noch einmal mit Phaeneas sprechen wenn ich ihn sehe. Und ihn sehen würde sie ihn ja spätestens jeden Abend in den Unterkünften. Es fiel ihr schwer sich daran zu gewöhnen mit den ganzen Sklaven zusammen in diesem Raum zu schlafen und sie kam sich einfach nur schäbig vor.
    Ich muss ihn unbedingt etwas fragen. Es ist sehr wichtig für mich.Verzeifelt sah Hedda ihn an. Es war erstaunlich wie schnell er auf einmal befördert wurde, aber sie wollte sich nicht damit abfinden ihn nicht mehr zu sehen, schließlich hatte er auch etwas für sie getan und sie hatte noch eine Bitte an ihn.

  • Sie würde ja wohl kaum annehmen, dass ich ihr diese Bitte, nach allem was geschehen war, gewähren würde....


    "Nun, du kannst es auch mir sagen und ich werde es an den Regionarius weiterleiten!"


    Ein ungewöhnliches Verhalten, für eine Sklavin, das sie da an den Tag legte, doch ich war nachsichtig, musste sie sich doch erst daran gewöhnen, keine Ansprüche mehr zu stellen.....

  • Genau das war der Grund gewesen warum sie ihn schon vorher nicht fragen wollte. Ihr war es klar gewesen, dass er den Grund wissen wollte warum sie mit Scipio reden wollte. Hedda versuchte ihre Enttäuschung nicht zu zeigen, denn das wollte sie ihm nicht gönnen, doch wollte sie ihm auch ehrlich gegenüber treten, also musste sie es auch sagen.
    Ich weiß, dass ich sicher nichts erwarten kann nachdem was im Triclinium geschehen ist, sagte sie schon da sie wusste, dass er es nicht weiterleiten würde. Als ich aus dem Carcer geholt wurde habe ich etwas vergessen. ......Die Kette meiner Schwester ...... Es ist das einzige was ich von ihr habe und was mich an sie erinnert ohne, dass ich meine Gedanken spielen lassen muss. Ich wollte ihn bitten mir diese zu geben und dann wollte ich ih, persönlich noch etwas sagen, aber ich weiß, es wird nicht möglich sein. Es war ein Versuch und vielleicht hätte ich auf Phaeneas hören sollen und gleich damit zu dir gehen sollen, aber das habe ich nicht getan. Nun ist es zu spät darüber sich Gedanken zu machen. Weiterhin stand sie vor ihm und blickte nun wieder zu Boden, sie wollte einfach nicht, dass er sah wie nahe es ihr ging wenn sie über diese Bitte sprach.

  • "Nunja.... ich werde nachsichtig sein und die Sache im Triclinum vergessen, wenn du versprichst, in Zukunft solche Dinge zu unterlassen.....


    Und wenn ich sehe, dass du dich besserst und keinen Ärger mehr machst, werde ich versuchen, die Kette deiner Schwester aufzutreiben und sie dir zukommen lassen!"


    Ein gespräch mit Scipio würde ich allerdings so schnell nicht zulassen....

  • Hedda nickte und ließ die Worte auf sich wirken. In ihren Augen war es wieder eine Erpressung, aber sie würde darauf eingehen und versuchen nichts mehr falsch zu machen. Ich werde es dir versprechen. Es wird nicht noch einmal vorkommen wie das was im Triclinum vorgefallen ist. Ich wäre dir dankbar wenn ich die Kette wiederbekommen kann, falls sie noch da ist. Ich bitte dich sehr darum und würde alles dafür machen um sie wiederzubekommen.
    Ihre Hände rieben langsam über ihre Arme als sie ihn wieder ansah. Habe ich jemals eine Aussicht darauf wieder frei zu sein? Irgendwann? fragte sie ihn leise und sie hatte jetzt schon Angst vor der Antwort die er ihr dazu geben konnte.
    Hedda wusste nichts von den römischen Gesetzen aber sie konnte es sich nicht ganz vorstellen, dass eine verurteilte Peregrina wieder frei sein konnte. Sicher musste sie für immer eine Sklavin sein und für immer hinter diesen Mauern leben. Eine Aussicht die ihr die Kehle zuschnürte und Angst machte wie alles andere hier auch.

  • "Nun..... " begann ich langsam "..... ich werde mir dein Verhalten ansehen und wenn ich entscheide, dass du dich angepasst hast, werde ich mein Bestes tun, damit du deine Kette wiederbekommst!"


    Die letzte Frage war wieder einer dieser Frage, die zeigte, dass wenige Leute nur verstanden, wie das römische Rechtssystem funktionierte....


    "Die Frage ist, was du unter Freiheit verstehst? Wenn es heisst, zu Leben und alles zu haben, um nicht zu verhungern, den Himmel sehen zu können und frische Luft zu atmen... nunja, dann bist du es..... wenn es für doch heisst, dich nicht unterordnen zu müssen, nichts zu tun, immer störrisch zu sein, aber dafür nicht zu wissen, wie man den nächsten Tag erlebt, dann nein, nein, dann worst du nie wieder frei sein!"

  • Genau das verstehe ich unter Freiheit. Ich möchte den blauen Himmel sehen, die grünen Wiesen. Ich möchte die Wiesen mit meinen Füßen berühren, möchte das Wasser von einem See betrachten können, die Sterne in der Nacht beobachten und nicht noch einmal eingesperrt sein in einer dunklen Zelle. Ich möchte nicht, dass ich wieder alleine da unten bin, dass die Männer wieder kommen....Freiheit ist auch nicht hinter Mauern leben zu müssen, nicht eingesperrt zu sein, nun war Hedda an einem Punkt angelangt wo sie nicht mehr weiter sprechen konnte und inne hielt. Sie hatte nicht vor vor ihrem Herrn zu weinen auch wenn sie stark dagegen ankämpfen musste. Er hatte ja schon recht, dass sie auch hier frei sein konnte wenn sie es zuließ, aber sie wusste nicht wie sie es machen sollte.

  • "Siehst du, einen Teil dieser Freiheit hast du erlangt, indem du dich damals im Carcer entschieden hast...... den anderen Teil dieser Freiheit kannst du auch noch erlangen, indem du tust, was man dir sagt, ohne ständig dagegen anzukämpfen und einfach das Leben akzeptierst....."

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