• "Nur nicht zu zaghaft. Sie tun nichts, wenn man sie nicht stört."


    Zwinkert Tacitus seinem Gast zu und setzt dabei ein sicheres Lächeln auf. Er stellt sich neben Octavius und schaut auf den Teich, der eine beachtliche Größe von 4 x 4 Metern hat und tiefschwarz im dämmernden Sonnenlicht liegt. Der Grund des Gewässers ist nicht zu erkennen, abundzu huscht ein schwarzer Schatten über die Teichoberfläche.


    "Sind sie nicht prachtvolle Tiere ? Gewiss, nicht zu vergleichen mit freundlicheren Lebewesen. Sie kümmern sich eigentlich nur um sich selbst. Beachten einen nicht und lassen sich auch nicht stören. Einmal am Tag werden sie gefüttert. Diese Viecher fressen wirklich alles. - Nein keine Sorge, heute wurden sie bereits versorgt. Den Anblick, wenn sie fressen, will ich Dir vor unser Cena ersparen."


    Tacitus lachte herzhaft. Ob seinem Gast mulmig zu Mute war, konnte er nicht erkennen.

  • ... fasziniert blickte Dio in das Becken, „Es sind wahrlich prachtvolle Tiere, die du dir hier hältst.“ … mehr und mehr nährte sich der alte Octavia dem Becken um eine besser Sicht auf die Tiere zu haben.

  • "Zur Zeit sind es im ganzen drei, die sich den Teich teilen. Nicht annähernd zu vergleichen mit den Sammlungen jener reichen Römer, die ihre Villen auf einem der sieben Hügel stehen haben.


    Oh, gewiss, sie sind nicht billig. Mein Weib liegt mir schon seit Tagen in den Ohren, ich möge uns endlich einen Sklaven für den hortus anschaffen. In Rom war das nicht nötig bei den mageren Pflänzchen, die dort gediehen, aber die Villa in Ostia mit ihren größeren Ausmaßen wird es doch nötig machen, wenn ich dann nicht verarmt am Hungertuch nage."


    Dann fällt ihm auf, daß Octavius seine Frage nach einer Verbindung seinerseits unbeantwortet gelassen hatte. Eine geschickte Umgehung oder bloß Vergesslichkeit ? Tacitus sah ihn darauf an mit diesem Blick, als ob er ihn fragen wolle, ob er ähnliche Probleme mit seinem Weib habe. ;)

  • "Dann wirst Du sie ja beim Essen kennenlernen. Sie ist eine Iulierin und gibt viel über ihre Abstammung. Du solltest sie nicht zu direkt ansprechen."


    Wahrscheinlich war dieser gut gemeinte Rat Tacitus' ohnehin überflüssig, aber er hielt es für besser seinen Gast darüber zu informieren. Was er wirklich dachte, daß sie ein zänkisches Weib war, die der Gemahlin des großen Socrates in nichts nachstand, sagte er selbstredend nicht.

  • "Gut möglich, oder auch nicht. Ich kenne die Verflechtungen innerhalb des iulischen Geschlechts nicht so gut, trotzdem ich in dieses eingeheiratet habe. Aber Longina ist Römerin. Ob sie in verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Iuliern aus Ostia steht, vermag ich daher nicht zu sagen."


    Ihn wunderte es vielmehr, daß es Abkömmlinge dieses Geschlechts in Ostia geben solle. Nach seinen Informationen gab es neben den römischen Iuliern nur noch einen hispanischen Zweig der Sippschaft, aber was wußte er schon...

  • Etwas irritiert wartete Tacitus ab, da eilte ein Sklave, der ihn offenbar überall gesucht hatte und glücklich war, als er im Garten fündig geworden ist, zu ihm.
    In gebührenden Abstand blieb er stehen und als Tacitus den Sklaven bemerkend nickte, daß er sprechen möge, sagte er


    "Mein Herr, der ehrwürdige Herr Matinius Metellus ist soeben eingetroffen. Er wartet im Atrium."


    Tacitus deutete dem Sklaven an, sich wieder zu entfernen und wandte sich an Octavius Dio.


    "Nun, mein lieber Octavius, kommst Du mit ins Triclinium. Ich denke, die Cena dürfte dann soweit sein."


    Dann ging er voraus, ließ Octavius durch einen Sklaven ins Triclinium bringen, während er selbst sich richtung Atrium begab, um den weiteren Gast persönlich in Empfang zu nehmen.

  • Nachdem ich in den Hortus geführt worden war, bot sich mir ein Anblick dar, der mich sogleich in eine angenehme Stimmung versetzte. Prachtvolle und exotische Pflanzen säumten überall die Wände, einen schattigen Säulengang und ein zentrales Becken, das meine Aufmerksamkeit erregte, denn in dem klaren Wasser schwommen schlangenähnliche Tiere mit einem diabolischen Blick. Es mochten Fische sein, aber ich hatte so etwas noch nie gesehen. In die Betrachtung dieser faszinierenden Tiere versunken, vergaß ich ganz, das ich nicht allein war.

  • So in Gedanken versunken erschreckte ihn aufeinmal eine Stimme auf, die zu ihm sprach. Es war der Aedil, Helvetius Tacitus, der auf einer Steinbank Platz genommen hatte und die lauen Temperaturen des Garten genoss.


    "Salve Helvetius Sulla ! So früh schon wieder zurück ? Ich konnte mich ja gar nicht richtig von Dir verabschieden. Darf ich annehmen, daß durch deinen unerwarteten und frühzeitigen Besuch der Weg nach Mantua zur Legion noch auf sich warten ließ ? Doch was ist der Grund Deines überraschenden Auftretens ?"


    Tacitus beobachtete seinen Klienten genau. Die Frage seiner Herkunft war für ihn noch nicht gänzlich geklärt und er hatte sich bei ihrem ersten Treffen sehr ungewöhnlich verhalten.

  • Ich war etwas überrascht über das plötzlichen Auftreten meines Patrons. Er fragte mich sehr direkt und schien erstaunt zu sein mich so schnell wieder zu sehen.
    Ich anwortete ihm
    "Salve Helvetius Tacitus, ... ja eigentlich hatte ich nicht vor Dich so schnell wieder aufzusuchen. Du kanntest ja meine Pläne: ich wollte zurück nach Rom, meinen Bruder wieder treffen und mich dann auf nach Mantua machen. Das erste Vorhaben habe ich durchgeführt, das letztere habe ich aufgrund der Erfahrungen die ich in den letzten Tagen in Rom gemacht habe, vorerst verschoben.


    Ich wusste in dem Moment nicht genau wie ich nun anfangen sollte, da mir nicht klar war, inwie weit er die Aktionen seiner Feinde vertragen hatte.
    Nach einer kurzen Pause setzte ich an:


    Ich war aus verschiedenen Gründen jahrelang nicht mehr in Rom und war allenfalls marginal über das politische Geschehen und die handelnden Personen unterrichtet. Die Zeiten in denen mir die Politik nicht ganz fremd war, waren schon lange vorbei. Als ich mich jetzt nun wieder in unserer prachtvollen Hauptstadt befand, hörte ich mich ein wenig um, unterhielt mich mit zahlreichen Bürgern über aktuelle Geschehnisse, lauschte mal wieder einer Senatsdebatte und versuchte all die Wissenslücken aufzufüllen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Ich meine dabei festgestellt zu haben, dass die Politik Roms heutzutage größtenteils von bis ins tiefste Mark verdorbenen Menschen gemacht wird. Es hat sich viel geändert, aber meines Erachtens in den meisten Fällen zum Negativen. Den Römischen Traditionen fühlen sich die meisten nicht mehr verbunden. Auf den Straßen Roms tummelt sich so viel unmündiger Pöbel, der überhaupt nicht sieht wie alles den Bach heruntergeht mit den Rechten der freien, stolzen und echten Römer. Worauf ich eigentlich hinaus will: Du weißt ja sicherlich selbst, WAS in den letzten Tagen das politische Rom am meisten aufwühlte. Dein Edikt und die daraus gerade für Dich resultierenden Folgen.


    Ich kann Dir vorweg sagen, dass ich in jedem Fall an deiner Seite stehe, vor allem gerade deshalb, weil ich die Forderungen aus dem Edikt absolut unterstreichen kann. Ich war in Germanien, ich habe diese barbarischen unzivilisierten wilden Horden gesehen, wie sie ohne jede Moral friedliche Römerinnen und Römer auf brutale Weise abgeschlachtet haben und man braucht in Rom nur einmal die Augen zu öffnen und sieht überall welche von ihnen. Ich halte das für die bedrohlichste Entwicklung für das Reich. Die Germanen im freien Germanien sind so zahlreich, dass sie uns, wenn wir nicht konsequent eine Lösung des Problems ansteben, immer weiter zurückdrängen werden. Gleichzeitig helfen ihnen die vielen in Rom befindlichen Germanen, indem sie, nachdem sie politische Ämter übernommen haben, immer mehr von ihnen mit dem Bürgerrecht ausstatten, um langsam aber sicher den römischen Staat wie ein Bandwurm es bei Herodes von Judäa tat, von innen zu zerfressen. Aber das brauche ich Dir ja wahrscheinlich nicht zu sagen.


    Ich habe gesehen wie infam gegen dich gehetzt wurde. Ich habe mit einem alten Mann zusammen versucht die Entfernung des Edikts zu verhindern. Leider gelang es mir nicht den allegmeinen Volkszorn gegen diese Aktion loszutreten. Es wurde behauptet, dass der Kaiser das angeordnet hätte, was ich mir nicht vorstellen kann. Einzelne Senatoren, allen voran der Germanicus scheinen mittlerweile selbstherrlich zu handeln. Der lächerliche Volkstribun, bei dem ich mich anschließend darüber beschwerte, ließ das auch unkommentiert.


    Um es kurz zu machen: Ich bin hier um Dir jedwede Unterstützung in dieser Sache anzubieten. Die Entwicklung in Rom ist unerhört. Kann ich Dir in irgendeiner Weise helfen dein Amt zu sichern oder deine Feinde zu beseitigen?"

  • Tacitus wies Helvetius Sula an, sich zu ihm auf die Steinbank zu setzen und hörte darauf die Worte seines Klienten. Immer wieder war ein deutliches, zustimmendes Nicken zu vernehmen. Er konnte seinem Klienten nur beipflichten.


    "Wie recht Du hast, Sulla, Rom wird vor die Hunde gehen, nein, das tut es ganz sicher, doch viele Römer verkennen die Stunde der Zeit. Der Kaiser lässt sich blenden von seinen Beratern deren Einfluss wie du so schön sagtest auch durch die germanisierten Strömungen zustande kommt. Sie unterwandern Rom. Sie verfremden den römischen Gedanken. Könnte ein Germane je ein besserer Römer sein, als ein wahrer Römer es zu sein vermag ? Mag es denn ein Zufall sein, daß ausgerechnet ein sogenannter "germanisierter" Römer, der selbst Senator ist, über die Ahnen des römischen Volkes herzieht, sich über sie belustigt ? Kann ein wahrer Römer so etwas zulassen ?"


    Tacitus merkte, daß er sich in etwas hineinsteigerte und so riet er sich innerlich zur Mäßigung.


    "Mein lieber Sulla, ich danke Dir für deine Treubezeugungen. Sie werden mir dienlich sein und bestärken mich in meinem Gefühl für Rom das richtige zu tun."

  • Ich wusste, dass ich mich in meinem Patron nicht getäuscht hatte; Wir hatten die gleichen Grundüberzeugungen und er echauffierte sich dabei genauso schnell wie es mir ging, wenn ich mich bei diesem Thema erst einmal in Rage redete. Er war auf mein Hilfsangebot nicht eingegangen, ich hatte das erwartet, vermutlich war er zu stolz und ich musste mir - meiner persönlichen Eitelkeit zum Trotz - eingestehen, dass ich mittel- und verdienstlos, wie ich momentan nun einmal war, wohl eher für ihn ein Klotz am Bein war. Ich verfluchte insgeheim, die Situation in die ich in die letzten Jahre nicht ganz unschuldig geraten war.


    Keine Ursache, das ist die selbstverständliche Pflicht eines Römers, dem an seiner Heimat gelegen ist.


    Er hatte sich auch nicht unbedingt positiv über den Kaiser geäußert. Ich wusste allerdings nicht in wie weit ich mich in diesem Punkt bei ihm ehrlich erklären konnte. Ich hatte in meinem Leben schon bitter erfahren, was es heißt, der falschen Person in dieser heiklen Frage, die eigene Meinung zu offenbahren, also setzte ich eher harmlos nach einer Pause hinzu:


    Ja du hast Recht, die unrömischen Umtriebe haben sogar bereits in großem Maße am Kaiserhof Eingang gefunden. Es besteht natürlich auch mithin die Gefahr, dass so die Prätorianer von den falschen Menschen geführt werden


    Um nicht zu viel zu wagen, lenkte ich meinen Ausführungen noch auf ein paar weniger kontroverse politische Fragen und fragte ihn abschließend


    Wann wird eigentlich dann Amtszeit als Aedil zu Ende sein und was strebst du dann an?

  • Tacitus seufzte. Irgendwann würde er ein Buch über seine Memoiren schreiben. Rom geht zugrunde und der Pöbel merkt es nichtmal. Den Pöbel, den gab es imgrunde immer, nur sitzt jener - anstatt laut streitend und gestikulierend in den Gassen der Urbs zu ziehen - mittlerweile im Senat.
    Er schien in seinem Klienten einen Mitstreiter seiner Sache gewonnen zu haben, was sich als äußerst glücklicher Umstand herausstellte. Er würde sehen, ob er nicht etwas für ihn tun könne.


    Als sich das Gespräch dem Ende neigte und Helvetius Sulla auf seine Amtszeit zu sprechen kam, antwortete jener


    "Meine Amtszeit wird zu Ende sein, sobald die neuen Magistrate ernannt worden sind. Vielleicht hast du mitgekriegt, daß bei den Wahlen zu meinem Nachfolger als Aedilis Plebis keiner der angetretenen Kandidaten das erforderliche Quorum der zu erreichenden Stimmen erlangt hat. Damit ist kein Kandidat gewählt und es bleibt abzuwarten wie der Kaiser in dieser Sache entscheiden wird, ob er Nachwahlen ansetzt, nachträgliche Ernennungen durchführt oder gar ganz auf das Amt des plebeiischen Aedils verzichtet, doch das - mein lieber Sulla - wollen wir nicht hoffen." ;)


    Er machte eine Pause, um die Frage nach seiner Zukunft zu beantworten.


    "Was mich angeht, so mögen die Götter wissen wie mein Weg aussieht. Ich habe um eine Audienz beim Imperator angesucht und man gestattete mir, den göttlichen Augustus aufzusuchen."

  • "Wollen wir hoffen, dass sich das Ganze noch zum Guten wendet. Vielleicht ist es Dir ja möglich den Imperator zu beeinflussen.


    Ich werde jetzt noch einmal zurück nach Rom reisen und mich anschließend nach Mantua aufmachen. Ich fürchte allerdings, dass sie mich aufgrund meines Alters nicht mehr nehmen werden..."


    Ich verabschiedete mich nun bei meinem Patron warnte ihn abschließend:


    " Sei in Rom auf der Hut. Es liegt etwas in der Luft. Deine Feinde sind mächtig und es gibt zahlreiche finstere Gestalten, die alles tun würden Dich aus dem Weg zu räumen.


    Möge Fortuna ihre schützenden Hände über Dich halten!"


    Daraufhin verließ ich die Casa Helvetia und machte mich auf nach Rom.

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