Culina - Die Öllampen-Affäre

  • Gemeinsam mit Falco kam Margarita beim Küchentrakt des Palastes an. Schon auf dem Gang herrschte einigermaßen geschäftiges Treiben. Das Abendessen war nicht mehr fern und die Angestellten waren schon fleißig bei den Vorbereitungen.
    "Die Küche selbst können wir uns wohl sparen, oder was meinst du?"

  • Auf ein Nicken Falcos hin ließen sie die Küche links liegen und widmeten sich direkt den angrenzenden Lagerräumen. Margarita hatte sich noch nie um diese gekümmert und war erstaunt, wie viele Lebensmittel im Palast gelagert wurden. Gemeinsam mit dem Praetorianer durchsuchte Margarita Regale und Kisten. Doch außer etwas verschimmeltem Käse fand sich nichts, was bedenklich gewesen wäre.
    "Vielleicht sollten wir die Suche für heute beenden." Sie standen wieder auf dem Gang und Margarita wirkte niedergeschlagen. Es würde nochmal ein paar Tage dauern, bis sie den gesamten Palast durchsucht hätten. Und dabei war es nichteinmal sicher, dass sie auf der richtigen Spur waren.

  • Hortulanus betrat, eine kleine Kiste unter dem Arm und eine brennende Öllampe in der Hand, die Vorratskammer und umrundete das vordere Regal. Es war eine Kammer, in der nur selten jemand außer ihm vorbei kam. Er war der Herr über das Garum, außer ihm hatte hier niemand etwas zu suchen. Hinter dem Regal stellte er kichernd die Kiste ab und rieb sich die Hände. Er öffnete sie und brach in ein schauerliches Gelächter aus: "Muahahaha!"
    Er hatte sie alle ausgetrickst! Seit Wochen sammelte er die Öllampen im Palast ein und niemand hatte es bemerkt. Jeder, der in den Palast hinein kam wurde gefilzt, doch aus ihrem Innersten erwarteten sie keine Gefahr. Alle Hinweise hatte er vor ihnen verborgen und vor ihrer Nase agiert. Der Plan war perfekt, alles war bereit. Während die übrigen Küchenangestellten das Essen zubereiteten, schüttete er den Inhalt der Öllampen in eine große Amphore. Oh wie genial er doch war!
    Er würde den Kaiser zerstören, noch bevor irgendjemand etwas bemerken würde, würde er in Flammen aufgehen! Sein Hass auf den Imperator war von Tag zu Tag gewachsen, seit er hier arbeitete. Nur er war daran schuld, dass Hortulanus zu einem Sklaven geworden war! Der Kaiser würde brennen und die Gerechtigkeit würde wie ein Phönix aus seiner Asche aufsteigen. Auch Hortulanus selbst würde wahrscheinlich hinterher sein Leben lassen, doch der Gedanke daran, für sein Recht zu sterben erfüllte ihn mit Stolz.
    Als er eine weitere Lampe in die Amphore umschütten wollte, stieß er plötzlich an eine der Kisten, in denen er die Lampen lagerte, und diese fiel scheppernd zu Boden. Erschrocken horchte Hortulanus auf, während auf dem Boden das Öl aus den zerbrochenen Lampen lief. Draußen eilten Sklaven vorbei, er hörte das Geschepper aus der Küche, doch keines der Geräusche war nicht normal um diese Uhrzeit.

  • "Was war das?" Margarita lauschte. "Es kam von dort drüben." Sie liefen zu einer der Vorratskammern und Falco öffnete die Tür.
    Margarita betrat hinter Falco den Raum und schaute irrtiert zu ihren Füßen hinab. Überall über den Boden lief Öl. Sie blickte wieder auf und den Küchensklaven an. Sie kannte ihn nicht, doch das war kein Wunder, sie kannte so viele Sklaven nicht, die hier tagein, tagaus durch den Palast wuselten.

  • Erschrocken schaute Hortulanus auf und starrte den Praetorianer und die Praepositus Sacri Cubiculi an! Das durfte nicht sein! Wie hatten sie ihn gefunden und was suchten sie überhaupt hier! Er schnappte sich die brennende Öllampe und hielt sie abweisend vor sich.
    "Keinen Schritt weiter!"
    Doch was nun? Sie würden ihn auf jeden Fall umbringen!
    Rasch wich er an die Wand zürück und lief rückwärts dagegen. Er hörte das Knirschen und Brechen, wie die kaputten Öllampen unter seinen Sandalen weiter brachen, spürte wie sich eine Scherbe durch die Sohle in seinen Fuß bohrte. Zitternd hielt Hortulanus die brennende Lampe in der Hand und lachte irre. "Ihr werdet alle sterben!" Er öffnete seine Hand und ließ die tönerne Öllampe los.

  • "Neiiiin!" Margarita hörte sich selbst schreien, doch sie war unfähig sich zu rühren. Die Zeit schien sich zu dehnen und sie beobachtete wie die Öllampe langsam zu Boden fiel. Neben ihr spannte sich Falcos Körper, doch er würde die Lampe nicht rechtzeitig erreichen, bevor sie auf den Boden auftreffen, in tausend Stücke zerspringen und ihre Flamme das Öl am Boden entzünden würde. Margaria spannte ebenfalls alle Muskeln an, in Erwartung des gewaltigen Feuers, das sich jeden Moment im ganzen Raum verbreiten würde. Mit geweiteten Augen verfolgte sie, wie die Tonlampe auf dem Boden aufschlug.


    Nichts Besonderes geschah. Die Lampe kam auf, hob sich nochmals wenige Millimeter vom Boden ab und kam dann auf einer Seite zum Liegen, doch sie zersprang nicht. Die Flamme brannte friedlich weiter. Margarita starrte erst auf die Lampe, dann auf den Sklaven, der ebenfalls wie hypnotisiert auf die intakte Lampe schaute.

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