Cubiculum Centauri

  • Ein breiter Lichtstrahl brach durch eines der oberen Fenster und tauchte so den grössten Teil des Raumes in Dunkelheit, beherrschte doch das Licht all die Aufmerksamkeit der Tiberia Stella als diese in den Raum geleitet wurde. Ob jemand anderes anwesend war? Schlecht zu sagen, möglich aber nicht sicher.

  • In diesem Zimmer fand der Augustus eine ästhetisch bemerkenswerte Situation vor. In diesem Zimmer war er nur äußerst selten und er sah auch gleich, wieso. Man hatte sich beim prominenten Wandgemälde grob vergriffen.
    Die Farben passten nicht und ergaben zusammen mit nicht besonders eleganter Pinselführung eine pseudogriechische Kitschlandschaft in der etwas, das man mit viel Fantasie als Zentauren identifizieren konnte, albern herum sprang. Nein, das konnte so nicht bleiben und heute war der Augustus hier her gekommen, um sich Gedanken über eine Renovierung zu machen.


    Zu Cavarinus dem Maler meinte er zum Beispiel: "Das Blau da. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das ausgesehen hat, bevor es so verblasst ist. Scheußlich. Vermutlich sollten wir die ganze Wand raus reißen." Cavarinus wusste genau wie die anderen Künstler, die der Princeps gern beschäftigte, dass man sich besser nicht auf künstlerische Debatten einließ, sondern den kritischen Sturm hinweg unkommentiert dahin stehen ließ, bis der Augustus sich fertig aufgeregt hatte und wieder auf vernünftige Ideen kam. Aber noch war es nicht so weit. Er wandte sich an die nächstbeste Person. "Du. Was meinst du? Ist die Wand noch zu retten?"

    Sim-Off:

    Tiberia Stella darf sich angesprochen fühlen :D

  • Stella war vom merkwürdigen Beamten in diesen recht unfertigen Raum geführt worden. Kurz darauf hatte sie der Beamte verlassen. Stella blickte sich etwas perplex um. Dieser Raum in seinem unfertigen Zustand hatte etwas Gruseliges. Nein, Stella war nicht direkt voller Furcht aber es war ein unangenehmes Gefühl. Ein furchtbares Wandgemälde tat sein Übriges dazu, dass Stella sich sichtlich unwohl fühlte. Die Farben waren falsch zusammengestellt, der Ausdruck einschüchternd und im Ganzen war dieses Wandgemälde eine Zumutung, da es den ganzen Raum mit seiner hässlichen Farbenpracht bestrahlte. Stella zog sich in eine weit entfernte Ecke des Raumes zurück, wo sie sich auf eine Lagerkiste setzte, die nur lieblos mit einem Stück Leinen bedeckt worden war. Die Tiberia wusste nichts mehr der Situation anzufangen. Es gab kein Gespräch, keine Aufklärung und auch sonst keine Information vom Beamten, der sich einfach davon gestohlen hatte. Was war das dort in der Wand neben der Tür? Mit einer fast sportlichen Bewegung sprang Stella von der Kiste und kratzte an der abgeplatzten Wand. Putz löste sich und gab den darunter liegenden Ziegel preis. "Ganz schön billig," murmelte Stella und amüsierte sich darüber, dass selbst das domus augusti doch mehr Schein als Sein war. Marmor in den repräsentativen Gängen und großen Empfangsräumen war die Fassade für einen stinknormalen Bau im Hintergrund. Das Imperium musste sparen. Mit einem gelangweilten Fingerstreich entfernte sie Putzkrümmel von ihrer Hand. Sie sollte auf den Imperator warten. Genau hier. An diesem gruseligen Ort. Das weckte keine positiven Gedanken. Urplötzlich tauchten Stimmen im Korridor vor dem Raum auf. Stella, leicht panisch, huschte zurück in die etwas dunklere Ecke bei der Lagerkiste und tat so, als ob sie Inventar war. Wenn es tatsächlich der Kaiser war, dann hatte sie jetzt ein Problem, da sie überhaupt nicht wusste, was sie sagen sollte. Ihr griechisches Feuer hatte sie schon beim verlorenen Beamten verschossen.


    Tatsächlich tauchte der Kaiser mit einer kleinen Entourage auf, darunter wohl auch ein Maler, da er mit diesem sprach. Stella verhielt sich ruhig und verweilte einfach an Ort und Stelle. Es war besser erst einmal zu beobachten. Sie war kurz davor, das Anliegen, welches sie seit Jahren beschäftigte, endlich der entscheidenden Person vorzutragen. Doch diese Person bemerkte sie noch garnicht. Aus dem Nichts wandte sich der Augustus an Stella, die leicht nervos einen Blick um sich warf, ob er nicht eine andere Person meinte. Nein, sie wurde gemeint. Unangenehm. Sie hatte eine klare Meinung aber sollte sie die wirklich äußern? Ja, sie tat es. Stella sagte stets das, was ihr Herz befahl. "Die Wand ist nicht zu retten. Das gesamte Bild ist einfach nur wirklich, wirklich, wirklich....," sagte sie und machte eine dramatische Pause und deutete dann zur Wand. "... hässlich. Es gruselt mich sogar ein wenig." Stella nickte ernst und hoffte, dass sie damit nicht ihr Todesurteil unterschrieben hatte. "Was soll das eigentlich sein? Ein Esel mit Weinreben auf dem Kopf?" Stella zog die Schultern hoch, wobei sie vorsichtig lächelte, um die Schärfe aus ihrem Ausdruck zu nehmen.

  • Der Augustus nickte. "Hast du gehört, Cavarinus. Wir sollten ernsthaft überlegen, was wir damit anstellen. Ich rechne übermorgen mittag mit deinen Ideen?" Der Ton war fragend, doch jeder wusste, dass übermorgen mittag auf jeden Fall mehrere Vorschläge zur Neugestaltung des Zimmers dem Princeps zur Auswahl gestellt werden würden. Spätestens.
    An die junge Frau gewandt fuhr der Princeps fort, "Ich kann es dir nicht mit Sicherheit sagen, fürchte ich. Das ganze hier," er deutete grob in die Richtung des Centauren "wurde vor meiner Zeit gestaltet. Ich habe es nie angerührt. Ist ja nicht so, als ob dieser Palast nicht genug Räume hätte, nicht wahr. Aber dem Namen des Zimmers nach zu schließen, soll das da wohl ein Centaur sein. Wir können den Namen des Malers nicht mehr heraus finden. was wohl durchaus angemessen ist, nicht wahr, Cavarinus?" Cavarinus nickte nur. Mit einem Grinsen klopfte der Princes dem Maler auf die Schulter, wandte sich wieder der Frau zu und runzelte die Stirn. "Vergib mir, falls ich es vergessen haben sollte. Hier rennen jeden Tag so viele Leute um mich herum, aber ich glaube nicht, dass ich dich schon mal hier gesehen habe?"

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  • "Ein Centaur also," wiederholte die Tiberia und schmunzelte. Doch sie reagierte nicht sofort auf die Frage des mächtigen Herrschers. Der Kaiser wirkte deutlich netter und herzlicher, als Stella angenommen hatte. Ihr Vater hatte immer gesagt, dass der Imperator stets eine Rolle spielte, je nach Lage und Notwendigkeit. Aber hier wirkte er eher ... menschlich. Fast schon zu menschlich. Stella wollte vorsichtig bleiben, denn dieser Mann konnte mit einem Befehl ganze Reiche vernichten lassen oder ein Todesurteil ausstellen. "Mein Vater war früher häufiger hier...," sagte Stella und versuchte dann auf das freundliche Grinsen mit einem freundlichen Gesichtsausdruck zu reagieren. "... nicht in diesem furchtbaren Raum. Aber bei dir irgendwo hier im domus," meinte sie leicht scherzend. "Ich gehöre nicht zu deinen Bediensteten oder Beamten, Augustus," begann sie den scherzenden Ton wieder aufzubrechen. "Ich bin Tiberia Stella, die Tochter des Tiberius Verus, deines trecenarius," war schließlich die Aussage, die Stella überzeugt vermittelte. Ihr Herz schlug dabei heftig, so dass ihre Wangen deutlich an Farbe gewannen. "Er hat bis zu seinem Verschwind...," wollte sie erklären aber brach dann ab, um den Satz zu verbessern. "...bis zu seinem Tod dir stets treu gedient und manche Aufgabe für dich erledigt."

  • Das war natürlich dazu angetan, die volle Aufmerksamkeit des Princeps zu erregen. Er verengte die Augen.
    "Tiberius Verus' Tochter?"
    Tiberius Verus war einer besten Prätorianer gewesen, die er jemals gehabt hatte. Sein Ableben war ein herber Verlust gewesen. Er sah die junge Frau da vor ihm genauer an. Konnte das stimmen? Das wäre schon ein starkes Stück gewesen, wenn sich jemand ausgerechnet auf dem Anführer der Speculatores einen Betrug aufbauen würde.
    Der Princeps suchte in ihrem Gesicht nach Ähnlichkeiten zum verblichenen Trecenarius.
    "Mhm. Vielleicht tatsächlich."
    Aber viele Leute sahen vielen anderen Leuten ähnlich.
    "Du hast recht. Tiberius Verus hat viele Aufgaben für mich erledigt und immer saubere Arbeit geleistet. Verzeih mir die Ungehörigkeit, aber kannst du einen Beweis dafür leisten, wer du bist? Verus wäre der erste gewesen, der einen solchen verlangt hätte, deswegen wirst du sicher verstehen."

  • Ja, sie wollte es erneut sagen aber schwieg. Der Kaiser suchte mit seinen Augen in ihrem Gesicht nach Ähnlichkeiten. Stella nahm dies wahr, da sie die feinen Züge von Menschen erkennen konnte. Diese kleinen Ausdrücke, wenn man diese beachtete, vieles verraten konnten. Beweise. Wieder Beweise. Dabei hatte sie doch dem Beamten, auch gegen wirklichen Wunsch, einen Beweis vorlegen müssen. Doch in diesem Fall hatte sie wohl erneut keine Wahl. "Ja," antwortete sie einfach und kramte erneut in jenem Geheimfach ihrer Ledertasche, welche auf den ersten Blick nicht sofort erkenntlich war. "Einmal den Siegelring der Familie," zog sie einen einfachen aber gut gefertigten Siegelring hervor, der einstmal wohl einem Soldaten des Hauses gehort haben musste. Blut klebte im Siegelstein und auch das Material war zerkratzt. Das Gold hatte gelitten aber funkelte noch immer strahlend gegen die eigenen Schäden an. Stella wollte nicht erklären, dass sie dem Beamten diesen bereits gezeigt hatte, wie auch den Brief. Mit einer weiteren Bewegung zog sie den Brief hervor und reichte diesen mitsamt dem Ring weiter. "... und hier!" Hoffentlich verstand der Imperator und ganz besonders die Lage in der sich Stella nun befand.


    Wenn der Kaiser das Pergament in die Hand nahm, würde er Blutflecken auf der Außenseite erkennen, viele kleinere Einrisse und Schmutz, doch die Schrift in der beschriebenen Innenseite war gut leserlich und am Ende mit einem breiten Wachssiegel des Hauses Tiberius abgesetzt.


    Ad Tiberia Stella


    Liebstes Kind, mein Licht,


    Stella, wenn du diese Zeilen liest, bin ich vermutlich tot. Nur noch ein leises Flüstern im Wind. Es tut mir leid, dass dich diese Botschaft so erreichen muss. Mein treuer Lucius wird dir diesen Brief und weitere Briefe gebracht haben. Sie sind durchnummeriert und zu gegebener Zeit wirst du weitere Briefe öffnen. Die Briefe enthalten Instruktionen, die dir helfen sollen, mit dem Opfer, welches ich beging, zu leben und dich darauf vorzubereiten, dein Leben weiter zu bestreiten. Dein Bruder erhält ebenso entsprechende Briefe mit für ihn bestimmten Instruktionen. Jeder Brief wird dir den Abschied erleichtern, auch wenn ich weiß, dass es schwer für dich sein wird. Ich liebe euch. Du bist tapfer und wirst ins Leben finden. Du bist doch die Tochter deiner Mutter. Die Sterne werden nur für dich erstrahlen und wenn du in den Himmel blicken wirst, werde ich einer dieser Sterne sein, der über dich wacht. Ich habe dich stets vermisst und selbst im Tode vermisse ich euch alle. Doch meine Zeit ist knapp, die Gefahren zu groß, so dass ich noch nicht alles sagen, was ich dir gerne sagen möchte, liebste Stella. Ich bin dir als Vater ein Leben schuldig.


    Ich möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich Vorkehrungen und Vorbereitungen für mein mögliches Ableben getroffen habe. Dir wird es an Nichts mangeln, wenn du exakt die Instruktionen befolgst. Höre mir gut zu, Stella. Ich war ein treuer Diener des Imperator Caesar Augustus und habe manche Tat in seinem Namen begangen. Seine Befehle führten mich in manche Hölle. Ich habe es nie genossen, nie geliebt, denn meine Liebe galt allein meiner Familie. Doch Treue und Ehre banden mich.


    Diese Treue gegenüber dem Imperator Caesar Augustus, die durch heiligen Eid besiegelt ist, verbindet mich auch nach dem Tode mit dem Imperator. Er gab mir einst ein Versprechen, dass er im Falle meines Ablebens für eine angemessene und würdige Bestattung sorgen würde. Darüber hinaus schließt die Tradition eine Versorgung meiner Angehörigen mit ein. Römische Sitte wird auch ihn binden, dich anzuhören und dir zu helfen.


    Er kann diese Bitte nicht ablehnen, da er so jedem Getreuen, die durch heiligen Eid an ihn gebunden sind, mittelbar vom Eid lösen würde. Unser Imperator Caesar Augustus ist ein gerechter Mann. Habe keine Angst vor ihm. Er wird dich mögen, wie viele dich mögen. Du bist klug, schön und tapfer. Alles Eigenschaften, die auch er in dir sehen wird. In aller Verbundenheit wird er sich um dich kümmern und sein Versprechen einhalten. Ansonsten mögen ihn die Götter strafen und jeder grausame Fluch des Pluto ihn treffen. Suche ihn in Rom auf dem Palatin auf. Sei aber vorsichtig, denn Rom ist voller Schlangen.


    Du hast ein Leben verdient.


    In Liebe,


    dein Vater


    Au. Tiberius Verus




  • Der Princeps nahm den Ring und den Brief und begann zu lesen. Den Ring beachtete er nicht besonders. So etwas konnte man überall her bekommen. Nicht so den Brief. Es war ein erstaunliches Dokument. Mit einer knappen Geste winkte er die anderen Umstehenden hinaus, damit er mit der Frau privat reden konnte.


    Er enthüllte eine Seite, die er von seinem Trecenarius nicht gewohnt war. Sicher, es hatte dem Tiberier nie an Hingabe gemangelt und mit Liebe konnte der Herr der Welt ohnehin wenig anfangen. Wenn der Augustus anfing auf die Liebe der Prätorianer zu vertrauen würden seine Tage reichlich kurz sein. Nein, dem Augustus passte vor allem das Gerede von Pluto am Ende des Briefes ganz und gar nicht. Er würde gelegentlich den Pontifex Flavius in diesen Dingen konsultieren. Flüche sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen.


    Mit kühler Distanziertheit antwortete er also:


    "Erstaunlich. Sehr erstaunlich. So kannte ich den alten Verus gar nicht. Aber ich glaube dir. Ich kann mich sehr gut an das Versprechen erinnern, das ich ihm gegeben habe und das in diesem Brief erwähnt wird. Und die Schrift ist authentisch. In der Tat. Und du bist nun gekommen um... die Einlösung dieses Versprechens einzufordern?"

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  • Die kühle Distanz traf Stella. Es war die selbe Kälte, die ihr Vater immer gezeigt hatte, wenn er über seine Arbeit schwieg. Es schien ein frostiger Pakt zu sein, den Männer in Machtpositionen mit sich selbst schlossen. Diese Kälte schmerzte und machte taub. Stella hasste dieses Gefühl, welches zurückgelassen wurde. Der Kaiser und Stella waren allein. Es gab keinen Grund, ein falsches Theater zu spielen. Auch dieser Mann vor ihr, hatte Schuld daran, dass ihr Vater verloren war. Männer und ihre Träume waren oft grausam selbstgerecht. "Nicht nur das," antwortete die Tochter, die Antworten brauchte. "Dir ist nicht einmal das Blut auf dem Pergament aufgefallen?" Enttäuschung ließ Stella schaudern. Dieser Imperator war in der Tat ein Meister der Masken aber hatte sich verspielt. Denn Stella kannte diese Masken nur zu gut. Ihr Vater trug stets eine Maske. Im Gesicht der Tiberia lag die selbe Kälte, die Distanz schuf, wie im Ausdruck des Kaisers. "Mein Vater ist sehr wahrscheinlich in deinem Namen gefallen. In einem fernen Land, fern von seiner Familie," sprach Stella mit betonter Stimme. "Er starb, umgeben von wenigen Getreuen, die mir diesen Brief brachten. Er starb in einem fernen Land und sicherlich kannst du mir den Grund nennen, warum er das tat? Warum starb mein Vater und warum hat Rom ihn vergessen?" Ja, Rom hatte ihn vergessen. Wie Rom auch einen jeden Tiberius vergessen hatte, der jemals gelebt hatte. Dieser Familie war verdammt zu Dienst und Verlust. Es war ein bitteres Spiel des Schicksals. "Er starb für dich. Er starb nicht für uns," stellte Stella mit glasigen Augen fest, als die Erinnerung wieder Trauer wurde. "Er starb für deinen Befehl. Für dich, allein für dich. Und nun stehe ich hier, allein, als Waise, ohne Familie...," verlor sie ihre Kälte und fand sich selbst im brennenden Feuer des eigenen Schmerzes wieder. "... meine Gens ist ausgelöscht, durch Christianer, durch Feinde, Krankheit und pflichtbewusste Eidestreue." Stella zog heftig Luft durch ihre Nase, während das Flimmern vor ihren Augen wieder einkehrte. Das Gesicht des Kaisers verschwomm vor ihren Augen aber sie hielt sich im Augenblick. Die Pflicht gegenüber allem, was sie noch war, hielt sie hier. "Ich brauche Antworten. Ich kann schweigen. Ich möchte nur die Wahrheit hören. Dann können wir über deine Verantwortung sprechen. Dein Versprechen," sagte Stella mit mutiger Stimme, direkt ins Gesicht des Kaisers gerichtet, obwohl ihre Körpersprache von Angst ummantelt war. Jene Angst, die seit dem schrecklichen Tage mit sich trug. Es war ihr inzwischen egal, was der Kaiser dachte und was sie erwarten konnte, denn endlich hatte sie diese Fragen an die verantwortliche Person gerichtet. An die Person, die ihren Vater mit seinen Aufgaben getötet hatte. Der Imperator hatte ihn nicht erlöst, nicht vom Eid entbunden, nach Hause geschickt, sondern jeden Tag seine Talente für sich selbst eingesetzt, obwohl er sehen musste, dass ihr Vater immer herzloser wurde. Es war egal, denn es war ohnehin gemein, bösartig und herzlos, was Stella nun allein in dieser Welt erdulden musste. Allein dieser Weg hier im Palast war reine Peinigung.

  • Es war schon sehr sehr lange her, dass jemand es gewagt hatte, so mit ihm zu reden. Genau genommen konnt er sich nicht bewusst an die letzte Gelegenheit erinnern. Er betrachtete die junge Dame mit unveränderter Distanz, eher wie eine seltene Kuriosität. Was sie ja zweifellos irgendwo auch war, dachte der Princeps sich.
    "Antworten, die Wahrheit. Soso, das möchtest du also, wie? Hier ist die einzige Wahrheit und die einzige Antwort, die du brauchst: Aulus Tiberius Verus starb in Erfüllung seiner Pflicht. So wie es den Männern der Prätorianischen Garde zukommt, wenn ihre Stunde gekommen ist." Er wandte sich demonstrativ wieder dem Wandgemälde zu.
    "Und Verus wusste das auch. Wie kommst du nur auf die alberne Vorstellung, dir stünde es zu, auch nur nach mehr Wahrheit, mehr Antworten zu fragen?"
    Die kühle Distanz war einer kalten Härte und Häme gewichen. Tiberius Aquilius Severus bemühte sich stets um aufgeräumte Jovialität und heitere Gelassenheit. Zumindest nach außen. Aber damit wurde man nicht Princeps. Und blieb es erst recht nicht. Die heitere Gelassenheit musste stets auf einem Fundament eiskalter Berechnung und Härte liegen.
    "Und meine Verantwortung und mein Versprechen sind absolut klar. Tiberius Verus war ein hervorragender Soldat. Um seinetwillen lasse ich dich jetzt nicht aus dem Palast werfen und wir fangen nochmal von vorn an und rate ich dir, deine nächsten Worte sorgsam zu bedenken. Also... Tiberia Stella. Was willst du?"

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  • Ihr Vater hatte Recht. Rom war Macht und Macht verdarb jeden Charakter. Es war gesagt und es fühlte sich richtig an, diesen Mann zu konfrontieren. Stella fühlte nicht einmal mehr Angst, nachdem die Maske des Imperators endgültig gefallen war. "Wäre es dein Vater, würdest du nicht ebenso fragen?" Ein Versuch des Appells an eine menschliche Seite des Herrschers, diesen Versuch sie aber sogleich wieder verwarf. "Ich bin nur eine Tochter, die trauert," erklärte sie und setzte sich damit bewusst in eine Position der Schwäche. Schwäche mit brachialer Macht zu überwerfen, war im Zweifel eher ein Verlust an Position und Authorität für den Imperator, als für Stella selbst. Stella hatte nichts zu verlieren, der Imperator sehr viel, vorallem seinen Ruf und die darauf fußende Authorität. Soldaten wertschätzten zwar Stärke aber umso mehr schätzten sie, dass ihre Angehörigen gerecht behandelt wurden. Insgeheim wusste Stella, dass sie in dieser Sache bereits gewonnen hatte, denn sie rang hier nicht um Geld, sondern schlicht um Wahrheit. Und der Augustus hatte sich offenbart. Mehr konnte sie jetzt nicht erzielen, außer der Imperator machte einen verbalen Fehltritt und erlaubte Rückschlüsse. "Er war ein hervorragender Vater," konterte sie als Antwort, wohlwissend nicht weiter gehen zu können. Auch war diese Antwort nicht angreifend gewählt, sondern in guter römischer Tradition der trauernden Tochter. Kein einfältiger Außenstehender würde darin einen versteckten Angriff vermuten können, da Stella gerade in dieser Sekunde die gute Römerin spielte. "Was ich möchte, Augustus?" Stella wandte sich ebenso zum Wandgemälde, so dass Kaiser und Waise direkt nebeneinander standen. "Eine würdige Bestattung meines Vaters durch seinen Imperator, eine Wiederherstellung der Ehre meiner Familie und die Einsetzung seines Erbes," sagte sie im gleichen kalten Ton. "Ich bin nicht dumm, Augustus," fügte sie an. "Ich weiß, um deine Position. Ich weiß darum, was mein Vater tun musste. Ich wollte es nur noch einmal hören, dass er eine Bedeutung für dich hatte. Es reicht mir, dass er ein guter Soldat für dich war. Du kanntest ihn. Danke," erklärte Stella und versuchte damit die Wogen etwas zu beruhigen, auch wenn sie selbst ein wenig anders dachte. Ein guter Soldat war für sie kein positiv besetztes Lebensziel. Gute Soldaten verließen ihre Familien. Gute Soldaten starben einsam. Und das wollte sie nicht positiv besetzen. Dennoch hatte der Kaiser gezeigt, dass er ihren Vater wirklich gekannt hatte. Etwas, was sicherlich nicht viele sagen konnten. Der Kaiser hatte ihren Vater gekannt und das erleichterte Stella um ein Gefühl, dass ihr Vater bedeutungslos gestorben war. "Es tut mir leid, dass ich aus Trauer unmittelbar gesprochen habe," sagte sie und ihre Stimme wurde wieder sanfter. In ihrem Gesicht zeigte sich jener Schmerz, jene Trauer, die endlich frei agieren konnte. Stella wirkte zerbrochen, nicht gefährlich oder heimtückisch, sondern einfach einsam. Sie erinnerte sich an das letzte Lebwohl ihres Vaters.

  • Die da war sicherlich nicht ohne Schneid. Trotzdem:
    "Was für eine erbärmliche Entschuldigung. Und maße dir nicht an, um meine Position wissen zu wollen." höhnte der Augustus als Antwort.
    "Was dein Erbe angeht, so ist das eine Frage des Gesetzes. Dir soll zukommen, was dir nach dem Gesetz zusteht. Was die Ehre der Tiberier angeht, so ist sie nie zerstört oder befleckt worden. Obwohl du gerade hart daran arbeitest.
    Die Beerdigung ist Teil des Versprechens, das ich deinem Vater gegeben habe. Und die Einhaltung dieses Versprechens stand nie in Frage.
    Und ich werde vielleicht darüber nachdenken, ob ich nicht eine Grabrede halten sollte. Über das.. das herausragende Pflichtgefühl, seinen Dienst am Gemeinwesen, seine Treue, seine Verschwiegenheit. Ich denke darüber nach und lasse dich die Einzelheiten zeitig wissen. Ich denke, das wäre dann alles."
    Die Maske war wieder auf dem Gesicht und der Blick des Augustus ging zur Tür.


    Sim-Off:

    Edit: deutsch ist machmal schwer.^^

  • Zwei breitschultrige Prätorianer waren diskret zu den Seiten des Kaisers erschienen, als das Gespräch lauter geworden war. Nachdem die impertinente Besucherin nun entlassen war, bewegte einer der beiden sich auf sie zu, um sicherzustellen dass sie der Aufforderung des Imperators prompt und ohne weitere tollkühne Reden Folge leisten würde.

  • Die Lage war klar und Stella wurde bewusst, dass hier nichts mehr zu gewinnen oder zu erreichen war. Stella gab vorerst auf aber merkte sich das dämonische Gesicht des Kaisers nur zu gut. Sie würde sich rächen für all die Leben, die dieser Kaiser zerstört hatte. Auch wenn Rom brannte, alles verging, dieser Kaiser hatte eine Feindin gewonnen. Herzlosigkeit wurde stets vergolten und Stella vergaß nicht. Mit Wut in den Augen ließ sie sich von den Prätorianern abführen. Widerstandslos folgte sie. Wortlos war die einsame Tiberia entschwunden.


    Sim-Off:

    Kaiserliche Antwortpost/Epistula bitte an die Villa Tiberia. ^^

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