Die Heimkehr des Tigellinus

  • Troilus lud gerade eine kleine Kiste aus der Sänfte und Tigellinus sah es nicht, hatte er doch die Augen geschlossen und sah in die Sonne um einige der letzten Strahlen zu genießen bevor es denn Herbst wurde. All dies geschah vor der Villa Aurelia, wo Tigellinus, immer noch angetan von Aurelia Prisca, die er in der Arena kurz gesehen hatte und nun hier erwartete, zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Fuß in das Haus seiner Ahnen zu setzen gedachte. Das sie eine andere war wusste er noch nicht doch erfahren würde er es früh genug.


    Ein Klaps, welcher in anderen Welten sicher zu einer Ego Etiam Debatte geführt hätte, animierte Cressida zu klopfen.

  • Endlich. Endlich erreichte die kleine Gruppe die Urbs Aeterna. Dann durfte es eigentlich auch nicht mehr weit bis zur Verwandten ihres Dominus sein. Zumindest erhoffte sich dies die kleine Griechin. Denn Cressidas Füße schmerzten sichtlich. Schließlich musste sie die ganze Zeit neben der Sänfte herlaufen, in der sich ihr Dominus durch die Gassen schaukeln ließ.
    “Wie weit ist es noch?“
    Klagte die kleine Griechin und hüpfte einmal, um wieder zur Sänfte aufzuschließen. Bemerkte ihr Dominus eigentlich nicht das sie das laufen auf ihren kurzen Stummelbeinchen anstrengte? Offensichtlich nicht. Denn sonst würde er die Sänftenträger auffordern ein langsameres Schritttempo anzuschlagen? So murrte Cressida leise vor sich hin und verstummte auch schon. Doch nicht etwa weil der strafende Blick ihres Dominus sie traf. Nein. Viel besser. Die Sänfte erreichte endlich die Villa der Aurelier.


    Mit großen Augen blickte die kleine Griechin an den hohen Mauern empor und bemerkte dabei gar nicht wie ihr Dominus der Sänfte entstieg. Ebenso das der alternde Troilus eine kleine Kiste aus der Sänfte trug. Erst der Klaps des Römers, ließ Cressida leicht zusammen zucken und in seine Richtung blicken. Schließlich trat die zwergenhafte Sklavin auf die Porta zu und klopfte. Einmal. Zweimal. Mal sehen wann und ob überhaupt jemand öffnete.

  • War es Zufall oder Fügung, dass ausgerechnet zur selben Zeit eine weitere Sänfte vor den Mauern der villa Aurelia "einschwebte". Eine Sänfte mit den Insignien der ehrwürdigen gens Flavia, in die Prisca vor langer Zeit eingeheiratet worden war und demzufolge sie nicht mehr in der villa Aurelia zu wohnen pflegte.


    Nichtsdestotrotz war die Ankunft des verschwägerten Verwandten den eifrigen Sklaven nicht verborgen geblieben, weshalb die Kunde schnell die Runde zwischen den beiden patrizischen Häusern machte und somit schließlich auch die Ohren von Prisca erreichte, die sich selbstverständlich sofort auf den Weg machte, um den lieben Onkel höchstpersönlich zu begrüßen.


    Und so kam es, dass die flavische Sänfte kurze Zeit später (und wenige Meter) neben der aurelischen Sänfte abgestellt wurde und eine Sklavin vorgeschickt wurde, um an der porta anzuklopfen. Vielleicht war der Gast aus fernen Landen ja bereits innerhalb der heimischen Mauern, vielleicht auch nicht. Wie auch immer, ... alles war Zufall oder Fügung ...

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ... und so kam es, dass die flavische Sänfte kurze Zeit später (und wenige Meter) neben der aurelischen Sänfte abgestellt wurde und eine Sklavin vorgeschickt wurde, um an der porta anzuklopfen. ...


    Eine Sklavin, die in Wahrheit eine parthische Prinzessin war, allerdings interessierte diese Tatsache hier in Rom (mit Verlaub gesagt) kein Schwein. Entsprechend missmutig schaute Azita auch jedes Mal drein, wenn sie wieder mal einen Befehl erhielt den sie auszuführen hatte.


    Mit zusammen gekniffenen Augen schlenderte Azita auf die porta zu, ohne dem geschäftigen Treiben um sie herum auch nur eines Blickes zu würden. Beinahe hätte sie dabei die kleine Gestalt an der porta über den Haufen gerannt, die just an der Tür kratzte. Oder sollte das ein Anklopfen sein?


    Mit geballter Faust schlug Azita ein paar Mal gegen das schwere Holz und mit lauter Stimme rief sie gleichzeitig aus: "He!! ...Aufmachen! ... Meine Herrin, Aurelia Prisca, begehrt Einlass, um ihren Verwandten zu begrüßen, dessen Ankunft für heute avisiert worden war."


    Azita senkte den Arm und lauscht kurz an der porta, ehe sie der zwergenhaften Sklavin mit den schönen großen Augen verschmitzt grinsend zuzwinkerte: "Also so klopft man an, siehst du? Oder was sollte das eben werden?"

  • Zitat

    Original von Azita


    Hmpf! Wie lange sollte sie denn noch an diese dämliche Porta klopfen? Da war doch niemand zu Hause. Vielleicht hatte es sich ihr Dominus auch nur eingebildet das er hier mit offenen Armen empfangen werden würde. Missmutig drehte sich die kleine Griechin in Richtung des Aureliers.
    “Ich habe schon zweimal geklopft. Da ist niemand zu Hause. Verwaist. Ausgestorben.“
    Plapperte Cressida und musterte ihren Dominus für einen kurzen Augenblick mit einem funkeln in ihren Augen. Wie lange sollte sie denn noch klopfen? Bis ihr der Arm abfiel? Das konnte nicht sein Ernst sein. Außerdem schmerzten ihre nackten Füße. Am liebsten hätte sich die Zwergin einfach zu Boden plumpsen lassen. Doch wusste sie das ihr Dominus auf eine solche Gelegenheit lauerte, um sie zu strafen.


    So drehte sich Cressida erneut zur Porta herum und wollte abermals ihre schmale Hand anheben. Als eine fremde Frau urplötzlich an ihrer Seite erschien. Na hoppla. Wo kam die denn plötzlich her? Fragend blinzelte Cressida zu der hübschen Frau empor und musste dazu ihren Kopf in den Nacken legen. Verdammt aber auch.
    “Mein Dominus erbittet Einlass bei seiner Verwandten Aurelia Prisca.“
    Plapperte die Zwergin genau jene Worte, die ihr ihr Dominus während der Reise immer wieder vorgesagt hatte.


    Das laute Organ der fremden Frau versetzte die kleine Griechin in Erstaunen. Da verzieh sie ihr sogar das sie beinahe von eben jener Frau umgerannt worden wäre.
    “Bei mir hätte bestimmt auch jemand geöffnet. Und wer sagt denn das sich bei deinem vulgären klopfen die Porta öffnet?“
    Zwinkerte Cressida keck zu Azita empor.


  • Nun war Azita selbst nicht gerade die "Größte", doch immerhin überragte sie die andere Sklavin noch um gut eine Kopflänge, was sie doch in Erstaunen versetzte. Wie klein ist die denn? Ist das ein Kind? … Nein, nein … Wie ein Kind sah die Andere nicht gerade aus. Noch beeindruckender als ihre geringe Größe war allerdings die kecke Art, mit der die Zwergin auf Azitas Worte reagierte.


    "Huh?… mein vulgäres Klopfen?", Azita war sekundenlang sprach los (was selten genug geschah) und auch die folgenden Worte konnten der kleinen Sklavin kaum Paroli bieten: "Ehm …also … bitte … ich …" He! ganz schön frech die Kleine …


    Noch ehe Azita eine schnippische Antwort fand, wurde bereits die porta geöffnet. Ob dies nun auf das erste Anklopfen hin geschah oder, ob erst Azitas "vulgäre Art" den Ianitor dazu bewogen hatte die Türe endlich aufzuschließen, … wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Der Ianitor sagte dazu jedenfalls nichts. Der Hüne blickte nur gelangweilt zu Azita, kratzte sich gleichzeitig hinterm Ohr und ließ den Blick (über die klitzekleine Zwergin hinweg sehend) direkt zu den beiden Sänften gleiten, um schließlich doch eine Bemerkung fallen zu lassen: "Beim Hades, was schreist du hier so rum, Azita? … Ach herrje, kommt deine Herrin schon wieder auf Kontrollbesuch vorbei? War sie nicht erst letzte Woche hier?"


    "Nein, heute ist sie wegen ihres Onkels hier, der anscheinend bei euch einziehen möchte. Frag einfach DIE da unten. Aber pass auf, dass du nicht aus Versehen auf sie trittst", gab Azita dem aurelischen Türsteher einen Fingerzeig, indem sie demonstrativ ausholend nach unten deutete und dabei die Zwergin frech angrinste. Grundsätzlich meinte Azita es nicht böse, denn irgendwie imponierte ihr die kleine Sklavin, doch konnte sie die Bemerkung von vorhin nicht einfach so hinnehmen, nicht ohne ihr eine kleine Retourkutsche zu geben.

  • Zitat

    Original von Azita


    Mit funkelnden Augen hatte sich Cressida direkt vor der orientalischen Schönheit aufgebaut und blickte zu Azita empor.
    “Natürlich d e i n vulgäres klopfen Das hat man bestimmt noch zwei Straßenzüge weit gehört.“
    Grinste die kleine Griechin und musterte ihr Gegenübrr langsam von Kopf bis Fuß. Auch wenn sie dabei ihren Kopf in den Nacken legen musste. Hm. Irgendwie sah die junge Frau nicht wirklich wie eine Sklavin aus. Vielleicht eine Libertina? Aber wieso hatte sie dann von ihrer Domina gesprochen? Naja. Eigentlich konnte es Cressida auch vollkommen egal sein, wer ihr da gegenüberstand, nicht wahr?


    “Hah! Kriegst du jetzt keinen Ton mehr raus? Wie niedlich.“
    Schmunzelte die Zwergin. Wobei sich das funkeln ihrer Augen intensivierte. Nein. Sie wollte hier niemanden provozieren. Denn dies würde ihr Dominus nicht unbestraft lassen. Doch dieser schien gar nicht bemerkt zu haben das sich seine Sklavin mit der orientalischen Schönheit ein hitziges Wortgefecht lieferte.


    Und dann öffnete sich tatsächlich die Porta und Cressida blickte dem aurelischen Ianitor mit großen Augen entgegen. Doch dieser hatte nur Augen für Azita. Im wahrsten Sinne des Wortes und ignorierte die kleine Griechin konsequent. Nun ja. Ihr sollte es recht sein. Wenn sie nur bald ihre schmerzenden Füße ausruhen könnte. Azitas Fingerzeig in ihre Richtung bemerkte Cressida durchaus. Und hob automatisch ihren Kopf an.
    “Mein Dominus möchte Aurelia Prisca besuchen.“
    Plapperte Cressida auch schon und deutete in Richtung ihres Dominus.

  • Am gestrigen Abend hätte Tigellinus seine Verwirrung ja auf den reichlich genossenen Falerner geschoben doch nun, anausgenüchtert war er zugegebenermassen verwirrt ob des Theaters, welche die beiden Sklavinnen da aufführten. Obwohl die Vorstellung der beiden eigentlich ganz amüsant war, keiften sie sich doch wie die Harpyien den blinden Sehr Phineus.
    Die Frau, die ihm in der Arena (oder besser auf den Rängen) aufgefallen war und die er, zwar irriger aber verständlicher Weise als Aurelia Prisca verstanden hatte war nicht zu sehen. Hinter ihm stand eine Sänfte der Flavier aus der Aello gestiegen war. Oder dahinter hervorkam. Oder wie auch immer. Dann stritten sie sich ob des Klopfens während Tigellinus einige Schritte gin die ihn zu der anderen Sänfte führten. Das die Frau darin eine Flavierin war konnte man annehmen, ihr Antlitz konnte man ansehen und so musste man jetzt was sagen


    "Entschuldigt den Stau hier, werte Flavia. Darf ich euch die Zeit vertreiben während die beiden die Türe einschlagen und den Ianitor fressen?"

  • Auf Azita´s Hinweis hin blickte der Ianitor nach unten und hob erstaunt die Augenbrauen als er dort eine kleine Frau entdeckte. Diese plapperte auch sogleich auf ihn ein, worauf der Ianitor leicht die Backen aufblies. Warum nur mussten Frauen immer soviel reden? Diese Azita laberte ihn auch ständig voll und nun auch noch dieser laufende Meter. Der Blick des Türstehers folgte dem Fingerzeig der Zwergin und blieb an jener der beiden Sänften mit dem Löwenwappen hängen, aus der soeben der besagte Dominus stieg. Zweifelsohne ein Aurelier, doch sein Name war bislang nicht gefallen, weshalb der Ianitor nur schulterzuckend meinte:


    "Na wie es scheint hat Dein Dominus die besagte Aurelia gerade gefunden. ... Ich geh dann mal wieder. Ihr kommt sicher ohne mich zurecht", sprachs und drehte sich auf der Stelle um und entschwand. In der Küche wurden gerade die Reste des Frühstücks verteilt und davon wollte der Türsteher unbedingt noch seinen Teil erhaschen.


    Azita hatte indes auch bemerkt, dass der Ankömmling soeben Kontakt mit ihrer Herrin aufgenommen hatte. Puh! Jetzt muss ich der Aurelia sicher gleich beim aufstehen helfen. Diese verwöhnten Römerinnen sind ja sowas von unselbstständig ..., dacht´s und rollte genervt mit den Augen, ehe sie prompt los eilte ohne weiter auf die Zwergin zu achten.

  • Zitat

    Original von Faustus Aurelius Tigellinus


    "Entschuldigt den Stau hier, werte Flavia. Darf ich euch die Zeit vertreiben während die beiden die Türe einschlagen und den Ianitor fressen?"


    Dem Treiben an der porta schenkte Prisca keinerlei Beachtung. Vielmehr lag sie gedankenverloren in ihrer Sänfte, versunken in Erinnerungen und bemüht, sich die Erzählungen ihrer Mutter ins Gedächtnis zu rufen. Denn außer dem Namen ihres Onkels sowie dem Wissen um die verwandtschaftlichen Beziehungen hatte Prisca so gut wie keine Erinnerungen mehr an Faustus Aurelius Tingellinus. Dumpf nur hatte sie das Bild jenes verschwägerten Onkels vor sich, der viel herum gereist sein musste und entsprechend viel zu erzählen hatte. MIt ein Grund, weshalb sich Prisca sehr auf das Wiedersehen freute denn sie liebte es Geschichten aus aller Welt zu hören.


    Vorerst hörte sie aber nur eine Stimme, die direkt neben ihrere Sänfte ertönte. Mit einer Handbewegung streifte Prisca den Vorhang zur Seite und ihr Blick fiel jenen Fremden, der zweifelsohne ihr Onkel sein musste. Wer sonst sollte es sein. So ein Zufall, dass wir gleichzeitig hier ankommen Sofort umspielte ein Lächeln ihre Lippen während ihre Augen noch musternd auf ihrem vermeintlichen Onkel weilten.


    "Natürlich darfst Du mir die Zeit vertreiben. Ich bitte sogar darum, ... schließlich erhoffe ich mir viele spannende Geschichten von Dir, Onkel Faustus. .... Du bist doch Faustus Aurelius Tingellinus? Oder wurde ich gar falsch darüber informiert, dass mein ehrwürdiger Onkel heute ankommen sollte?"


    Nur um sicher zu gehen, stellte Prisca diese Frage, wobei sie eigentlich keine Zweifel hatte. Wer würde es schon wagen unter dem aurelischen Wappen zu reisen, wenn nicht die liebe Verwandtschaft ... und so langsam kamen ihr die Gesichtszüge wieder vertraut vor ... Du meine Güte. WIe schnell die Zeit doch vergeht ...

  • Als sich Cressidas Blick und der Blick des Ianitors trafen, grinste die kleine Griechin mit einem schelmischen funkeln in ihren Augen. Mal sehen wer zuerst den Blick abwenden würde. Cressida wusste das sie es definitiv nicht sein würde. Das der Ianitor schließlich seine Backen aufblies, ließ die Griechin leise kichern.
    “Pass auf. Sonst platzt du.“
    Gab Cressida dem Ianitor einen gut gemeinten Rat. Woraufhin dieser mit den Augen rollte.


    Och. Wieso waren die Torwachen eigentlich immer alle so verbiestert, hm? Vielleicht stand dies explizit in der Stellenausschreibung und war somit eine Grundvoraussetzung zum Dienstantritt. Bei diesem Gedankengang musste die Zwergin leise kichern und blickte zwischen dem Ianitor und der vermutlichen Perserin hin- und her. Was den Beiden wohl gerade durch den Kopf geisterte? Vielleicht die Frage über wen sich die kleine Griechin am ehesten lustig machte?


    Der aurelische Ianitor schien es auf einmal sehr eilig zu haben und verschwand auch schon hinter der Porta.
    “Hm. Komischer Kauz.“
    Grinste Cressida und warf Azita einen forschenden Blick zu. War die Dunkelhaarige mit ihr der selben Meinung? Doch schließlich wandte sich die Zwergin langsam herum und bekam gerade noch mit, wie sich ihr Dominus der aurelischen Sänfte näherte. Während sich Cressida schließlich doch in den Staub setzte und ihre schmerzenden Stummelbeinchen rieb.

  • Tigellinus Züge strafften sich, ob seines Blickes auf die atraktive Frau, wonach sich allerdings ein Fragezeichen über seinem Kopf bildete welches, einer Seifenblase gleich, zerplatze und dabei seine Eloquenz ebenso zerfetzte wie die ansonsten stets zur Schau getragene Contenance.


    "Ähh...."


    Da dies seinem Bildungsgrund nur bedingt gerecht wurde setzte er erstmal sich am Kinn zu kratzen, unterließ es dann aber, war aber dennoch verwirrt, hatte er doch bisher eine andere Frau frü Aurelia Prisca gehalten.


    "Nein genau richtig, doch nenn mich nicht Onkel, dafür quäle ich Dich auch niemals mit Geschichten die anfangen mit Phrasen wie <als ich so alt war wie Du.> Und nenn mich nicht erwürdig, das ist einer Statue vorbehalten die einst an mich erinnern wird. Schön Dich wieder kennen zu lernen."


    Worauf er ihre Wange küsste und bestätigt fand was er eh schon angenommen hatte. Sie roch gut.

  • Allem Anschein hatte ihr Onkel seine Nichte nicht erkannt, oder zumindest hatte er nicht damit gerechnet sie ausgerechnet in einer flavischen Sänfte anzutreffen. Woher sollte er auch von den ehelichen Bänden zu den Flaviern wissen, wenn nicht von der übrigen schwindeligen Verwandtschaft aus Syria. Zu eben jener bestand im übrigen mehr schlechter als rechter Kontakt. Schade eigentlich, schließlich lagen dort die Wurzeln der gens Aurelia - genauer gesagt in Antiochia am Orontes. Na vielleicht hat mein Onkel ja ein paar Neuigkeiten aus der Heimat, sofern er zufällig in der Gegend war. … Oh …anscheinend möchte er nicht, dass ich ihn so nenne., schmunzelte Prisca gedanklich, während ihr Onk …pardon … während ihr ehrwürdiger Verwand … nein, halt so darf ich ihn ja auch nicht anreden …ja wie nun? … während:


    "Faustus? … sie mit Küsschen begrüßte: "So darf ich dich aber hoffentlich anreden? Oder wie hättest du es denn gerne, mein Lieber?, fragte Prisca mit einem kecken und gleichzeitig neckenden Tonfall, der keineswegs eingeschnappt sondern vielmehr scherzend und sehr vertraut klang und das, obwohl sie einander gefühlt seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten. So viele Jahre, in denen so vieles passiert war - gutes wie schlechtes - und noch viel schlimmer … wir sind alle so viel älter … Eine grausame Erkenntnis, doch erträglicher zu ertragen angesichts der Tatsache, dass ihr Onkel noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hatte.


    "Ach, … wenn es um Geschichten von früher geht, so bin ich sehr leidensfähig, selbst du sie stets mit eben jener Phrase beginnst, mein lieber Onk … Verzeihung. … Ich freue mich ebenfalls, Dich nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen."


    Mit einem strahlenden Lächeln stand Prisca ihrem Onkel gegenüber und blickte erwartungsvoll zu ihm auf.


    "Was führt Dich nach Rom? … Und warum hat es so lange gedauert, bis Du uns endlich besuchst? … Du musst mir unbedingt von deinen Reisen berichten und wo Du überall warst. …. Aber lass uns doch hinein gehen"


    Mit einer einladenden Geste wies Prisca auf die porta und gleichzeitig hing sie regelrecht an seinen Lippen. Es dürstete sie wirklich danach zu erfahren, welche Abenteuer ihr Onkel aus der weiten Welt zu berichten wusste. Insbesondere deshalb, weil ihr eigenes Leben auf eine relativ überschaubare und gleichsam eintönige Welt zusammen geschrumpft war, seit sie als Matrone und Mutter von zwei Kindern ihr Dasein in Rom frönte. Ein Dasein, das ziemlich depressive Auswirkungen hatte angesichts der Tatsache, dass die eigene Existenz sich unausweichlich dem Ende zu neigte.

  • "Warum ich hier bin? Das ist einfach, alter Freund ..."


    der Kaiser, aber das würde er später auf einer Kline liegend und mit Falerner und Datteln gefüllt erzählen ...


    "bat mich, ihm bei ein paar Dingen zu helfen. Als ich so alt war wie Du ..."


    fuhr er grinsend fort nachdem er ihr gefolgt war. Den Vortritt hatte er ihr natürlich gelassen. Wie soll man jemandem auch auf den Hintern sehen der vor einem geht.


    "... folgte man einem olchen Ruf natürlich gern. Und gern werde ich auch erzählen. Falls es denn wirklich interessiert und nicht nur dem Pflichbewusstsein geschuldet ist, alten Onkeln zu lauschen egal was sie sagen. Wie ist die Lage in der Familie?"

  • Als sich ihr Dominus schließlich in Bewegung setzte, hörte Cressida augenblicklich auf ihre schmerzenden Füße zu massieren und beeilte sich an seine Seite zu gelangen. Atemlos lauschte die Zwergin den Worten der Aurelia und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wieso er der Urbs Aeterna so lange fern geblieben war? Weil sich ihr Dominus im Ausland herumtrieb, um dort zum Beispiel die kleine Griechin zu kaufen.


    Es war ein Gauklertrupp dem Cressida angehörte, bevor sich der Römer vorstellte und seine prächtige Geldbörse zückte. Denn natürlich war dem Besitzer der Gauklertruppe daran gelegen, gutes Geld mit seinen Missgeburten zu verdienen. Schließlich gab es solche Menschen wie Cressida nicht unbedingt an jeder Straßenecke zu kaufen.


    Der Besitzer der Gauklertruppe freute sich über seinen Gewinn und Cressida blickte aus großen Augen zu dem Römer empor. Das ihr neuer Herr ein römischer Bürger sein musste ließ sein merkwürdiger Name vermuten. Und doch verbiss sich die kleine Zwergin jegliche Worte. Dann ging es auch schon los. Die Reise nach Roma begann. Und während Cressida ihrem Dominus mit nachdenklichem Gesichtsausdruck folgte, bemerkte sie zu spät das der Aurelier seine Schrittfolge verlangsamte.


    Und so kam es wie es kommen musste und Cressida stieß gegen ihren Dominus. Diese Berührung beförderte die Sklavin augenblicklich auf ihr Hinterteil. Als ihr Blick kurzzeitig mit einem funkeln ihren Dominus traf. Nur einen Wimpernschlag lang. So dass er das funkeln ihres Blickes unmöglich bemerkt haben konnte.

  • Zitat

    Original von Faustus Aurelius Tigellinus
    "Warum ich hier bin? Das ist einfach, alter Freund ..." ...
    "bat mich, ihm bei ein paar Dingen zu helfen. Als ich so alt war wie Du ..."
    ...
    "... folgte man einem olchen Ruf natürlich gern. Und gern werde ich auch erzählen. Falls es denn wirklich interessiert und nicht nur dem Pflichbewusstsein geschuldet ist, alten Onkeln zu lauschen egal was sie sagen. Wie ist die Lage in der Familie?"


    Zitat

    Original von Cressida
    ... Und so kam es wie es kommen musste und Cressida stieß gegen ihren Dominus. Diese Berührung beförderte die Sklavin augenblicklich auf ihr Hinterteil. Als ihr Blick kurzzeitig mit einem funkeln ihren Dominus traf. Nur einen Wimpernschlag lang. So dass er das funkeln ihres Blickes unmöglich bemerkt haben konnte. ...


    Seit Prisca bei den Flaviern wohnte fühlte es sich jedes Mal etwas seltsam an das Haus der eigenen Familie zu betreten. Wie eine kleine Zeitreise, zurück in die eigene Vergangenheit die voller Erinnerungen war. Schöne- und weniger schöne Erinnerungen, die jedoch als Teil von Prisca für immer in ihren Gedanken verankert waren.


    "Ein alter Freund also? ... Wie ist sein Name? Vielleicht Kenne ich ihn ja zufällig.", hakte Prisca kurz und beiläufig nach, um gegebenenfalls in weiteren Erinnerungen schwelgen zu können.


    "Die Lage der Familie ist im übrigen sehr gut. Allerdings muss ich gestehen, dass ich leider nicht mehr ganz so oft hier bin, seit ich mit Flavius Gracchus verheiratet bin. ... Wusstet Du überhaupt von meiner Heirat?"


    Währenddessen betrat Prisca gemächlichen Schrittes die villa Aurelia, wohl in dem Bewusstsein (aber nicht darauf spekulierend), dass die Augen ihres nachfolgenden Onkels womöglich auf ihrer sanft wiegenden Rückansicht ruhten. War dies gar der Auslöser? Eine Art Kettenreaktion die dazu führte, dass Prisca - voller Ehrfurcht für die heiligen Hallen - unbewusst den Schritt verlangsamte, sodass der Onkel (dessen Augen vermutlich ganz woanders waren) schon etwas abrupter abbremsen musste, worauf schließlich dieses ungeschickte Ding anscheinend zu spät reagierte und folglich auf ihrem winzigen Hintern landete.


    Auf das platschende Geräusch hin wandte sich Prisca um, eine Augenbraue fragend erhoben und zurrest auf die am Boden sitzende Zwergin und anschließend auf ihren Onkeln blickend, ohne jedoch die Missgeschicklichkeit zu kommentieren.

  • "Sicher nicht zufällig, meine Teuerste."


    wobei seine Stimme fast schon ein wenig ins schelmische abglitt während er mit Ihr die Türe erreichte nachdem es natürlich keinen Auffahrunfall gegeben hatte.


    "Ich denke kaum jemand lernt den Augustus zufällig kennen."


    wobei beide ihr Tempo dann doch verlangsamten, worauf es nicht zu rollenden Zwergen sondern auch zu einem Arm auf Priscas Hüfte kam, der diese aber mehr schützend durch die Türe schob, als jetzt schon zu begrabbeln. Ein Reflex, gelernt bei manch widerhaltigem Hinterwert. Oder so


    "Cressida prüft für mich die Luft in Bodennähe, musst Du wissen"


    scherzte er zu Prisca, reichte der kleinen dann aber doch die Hand um ihr aufzuhelfen.


    "Nein das wusste ich nicht. Ist er nett? Mächtig? Ausdauernd? Berühmt? Reich?"

  • Mit brennenden Wangen und niedergeschlagenen Augen kauerte die Zwergin auf dem Boden. Nachdem sie durch ihren Dominus dorthin befördert wurde. Auch wenn es eigentlich die alleinige Schuld der Zwergin war. Denn schließlich hätte sie rechtzeitig reagieren können, um dem Zusammenprall mit ihrem Dominus zu entgehen. Ob dieser Gedanken spürte Cressida wie ihre Wangen vor Scham feuerrot zu glühen begannn. Und so rührte sich die Kleinwüchsige nicht von der Stelle. Auch dann noch nicht, als sich ihr Dominus in Bewegung setzte und der Hausherrin folgte.


    Vielleicht vergaß ihr Dominus das er seine Sklavin mitgenommen hatte und Cressida konnte ihre Wunden lecken. Doch leider blieb es nicht dabei und auch die Hausherrin wurde auf die zusammen gekauerte Zwergin aufmerksam. Deren empor gezogene Augenbraue bemerkte Cressida zum Glück nicht. Jedoch vernahm sie deutlich die Worte ihres Dominus und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Und dann streckte sich doch tatsächlich die Hand ihres Dominus zu ihr hinab. Er war also zu ihr zurück gekehrt.


    Vorsichtig und vielleicht auch etwas umständlich rappelte sich die kleine Griechin in die Höhe und blieb mit gesenkten Kopf vor ihrem Dominus stehen.
    “Verzeiht das ich dir im Weg stand Dominus.“
    Entschuldigte sich die Griechin mit samtweicher Stimme und blieb regungslos stehen.
    “Ich wollte dich auch nicht in Verlegenheit bringen Dominus.“
    Denn dies hatte sie mit ihrer ureigenen Tollpatschigkeit tatsächlich geschafft.

  • Ein Hauch von Überraschung zauberte sich sogleich auf Prisca´s Antlitz, als der Onkel sich nicht nur als weitgereister Scherzbold, sondern mehr noch als "alter" Freund des Kaisers entpuppte.


    "Du und der Kaiser? … Dann kennt ihr Euch wohl schon sehr lange. Aus eurer Jungend gar? Womit ich natürlich in keinster Weise ausdrücken will, dass du alt wärst, mein lieber … Faustus" Prisca war ehrlich beeindruckt. Viele, die bereits etliche Jahre in Rom lebten, konnten nicht von sich behaupten so eng mit dem Kaiser zu sein, wie es augenscheinlich ihr verschwägerter Onkel war.


    Auf das Gebrabbel der Zwergin achtete Prisca indes nicht weiter. Lediglich ein flüchtiges Schmunzeln umspielte ihre Lippen, angesichts der scherzhaft gemeinten Bemerkung ihres Onkels über die unnütz erscheinende Aufgabe jener winzigen Person, der er so hilfsbereit die Hand reichte.


    "Mein Mann … ja, er ist sehr nett …" und mächtig?"Ja, er ist Pontifex, das Oberhaupot der gens Flavia und er verfügt über sehr viel Erfahrung und Einfluss in der Politik, so wie die Flavier im allgemeinen", gab Prisca zunächst selbstbewusst zurück, ehe sie gar leicht erröten musste angesichts der etwas mehrdeutig auslegbaren nächsten Frage: Ausdauernd? Wie meint er denn das jetzt?"Ehm, nun ja …er …wir …haben zwei Kinderl, sie heißen Prisca et Quintus … ", letztendlich überwog aber der Stolz auf ihre beiden Kinder der spontanen Unsicherheit, sodass Prisca sogleich wieder gefasst wirkte: "Berühmt und reich? ..Nun, ich denke beides trifft auf die gens Flavia zu, womit der Bund für uns Aurelier wohl nur Vorteile bietet, nicht wahr?."


    Mit diesen Worten setzte sich Prisca wieder in Bewegung, um weiter in das tablinum zu schreiten. Dort könnten sie wohl am besten über alles Weitere plaudern denn für die cena war es noch ein wenig zu früh.


    "Was gedenkst Du denn als nächstes zu tun, Faustus? … Ich hoffe Du wirst ein wenig Zeit für mich erübrigen können, um mich und meine Kinder in der villa Flavia zu besuchen? … Ich würde mich sehr freuen", lud Prisca ihren Onkel bereitwillig auf einen Besuch in der villa Flavia ein, wohin ihn - früher oder später - ohnehin sein Weg führen würde.

  • Nachdem sich ihre Herrin endlich aus ihrer Sänfte bequemt hatte, schien es (vorerst) keine weiteren Aufgaben für Azita zu geben. Welch Glück! Nun galt es also größtmögliche Distanz zur Herrschaft zu halten, darauf spekulierend sich bei nächster Gelegenheit unbemerkt davon zu schleichen. Soweit der Plan, der durchaus aufzugehen schien, bis … bis schließlich diese kleine Sklavin die Aufmerksamkeit der Herrschaften auf sich zog. Welch Tolpatsch! Azita rollte amüsiert die Augen und sie hielt prompt die Hand vor den Mund, um das belustigte Kichern nach Möglichkeit zu unterdrücken. Da rannte diese winzige Person tatsächlich ihrem Herrn, in den Allerwertesten sozusagen, um sich sogleich auf selbigen selbst zu setzen.


    Azita beobachtete die Szene ausz sicherer Entfernung und sie dachte gar nicht daran ihrer Herrin zur Seite zu eilen - geschweige denn dem Besucher, der sich augenscheinlich als ziemlich einflussreich (und gleichsam gnädig gegenüber seinen Sklaven) heraus stellte. Ein Freund des Kaisers? Azita warf beiläufig einen interessierten Blick auf den Aurelier, während sie gleichzeitig auf leisen Sohlen in entgegengesetzter Richtung enteilte. Still und heimlich und (hoffentlich) unbemerkt, schließlich hatte sie besseres zu tun als der degenerierten römischen Oberschicht - länger als unbedingt nötig - zu Diensten zu sein. Ihr Weg führte sie vielmehr auf die Märkte, wo sie gedachte ihre heimlichen Giftvorräte aufzufrischen ...

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