[Subura] Anis & Aethra ( Hairan & Eireann)

  • Vor der Castra- die Schenkung >>>


    Hairan ging los, ohne besondere Rücksicht auf Eireann zu nehmen; er wollte sehen, wie sich seine Neuanschaffung anstellen würde. Er wusste, dass die Sklavin einen so schlechten Ruf genoss, dass ihr Herr sie verschenkt hatte, was für einen Sklaven, der etwas auf sich hielt, eine große Schande war.
    Ob die Frau, über deren barbarische Herkunft der Parther Bescheid wußte, aber überhaupt so etwas wie Schamgefühl besaß, dies musste Hairan erst herausfinden,
    und es gab doch so einiges, was sie für ihr neues Leben wissen sollte.

  • Jetzt war es also endgültig. Der Furier hatte sie verschenkt. Noch nicht einmal verkauft. V e r s c h e n k t. Als wäre sie tatsächlich nur ein Gebrauchsgegenstand der für den Optio rapide an Wert verloren hatte. Doch wer war dieser mysteriöse Mann der von nun an ihr neuer Besitzer war. Ob sie ihn auch Dominus nennen musste?


    Wirre Gedanken kreisten der Dunkelhaarigen durch den Kopf als sie sich ruckartig in Bewegung setzte und der Castra den Rücken kehrte. Zum Glück hatten andere Wachen Dienst am Tor. Nicht auszudenken wenn Eireann noch einmal auf die beiden Miles treffen würde. Durch ein ruckartiges Kopfschütteln versuchte sie sich von sämtlichen negativen Gedanken zu befreien. Schließlich begann ab heute ihr neues Leben.


    “Wer bist du? Wie ist dein Name?“
    Verdammt. Da hatte sie es doch getan. Sie hatte ihrer Neugierde erlaubt für diesen Moment die Führung zu übernehmen. Blieb nur abzuwarten ob die Keltin auch eine Antwort auf ihre Frage erhielt. Hm. Offensichtlich war der ihr Unbekannte verstummt. Und so beeilte sich die Dunkelhaarige um nicht den Anschluß zu verlieren. Während sie ihre Schritte immer tiefer in das Gewirr der Subura hinein lenkte.

  • Hairan wunderte das neugierige Betragen der Barbarin nicht.
    Wenn ein Römer eine Sklavin verschenkte, war mit ihr etwas nicht in Ordnung. Im Fall von Eireann war es der Verstand. Sie war schon so viele Jahre in Sklaverei, dennoch hatten es ihre Herren nicht geschafft, ihr ein klein bißchen Erziehung einzutrichtern. Oder sprach man in diesem Fall eher von Abrichtung?


    Der Parther starrte Eireann angewidert an, ohne stehenzubleiben und sagte:
    „Erstens: Ich richte das Wort zuerst an dich und du nicht an mich. Tatsächlich gibt es kaum einen Grund mich zuerst anzusprechen, es sei denn dass vielleicht das Haus brennt.
    Zweitens: Die korrekte Anrede für mich, da wir hier in Roma sind, lautet Dominus."


    Mehr würde er nicht sagen. Was er sagte, musste sich im Gemüt seiner neuen Dienerin erst einmal setzen. Erst nach ein paar Minuten des Fußweges fragte er:
    "Wie heißt du, Sklavin?",
    obwohl er es wußte; schließlich stand es im Schenkungsvertrag, den er bei sich trug, doch er wollte sehen, ob die junge Frau so viel Auffassungsgabe besaß, um seine Anweisungen zu verstehen.

  • Für die Dunkelhaarige war es noch immer unbegreiflich. Was hatte sie dem Römer getan? Was nur? Und dann der Brand des Ganymed. Zufall? Oder eiskalte Berechnung? Vorsichtig setzte die Dunkelhaarige ihre nackten Füße voran und spürte deutlich den sandigen Boden unter ihren Füßen. Wie sich der Sand, einem Schmirgelpapier gleich, an ihre Fußsohlen schmiegte. Diese Gedanken behielt die Keltin jedoch für sich. Während sie versuchte ihre wirren Gedanken zu sortieren. Einst geraubt in ihrer Heimat Venta Silurum. Sollte sie für den Brand eines Freudenhauses verantwortlich sein? Mitnichten. Und so krallten sich ihre Finger im Stoff ihrer neuen Tunika fest. Jene unbedachte Bewegung ließ Eireann jedoch zusammen zucken. Denn die Striemen auf ihrem Rücken sandten einen stetigen Schmerzimpuls. Sodass sich Eireanns Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen pressten.


    Hoffentlich hatte ihr neuer Besitzer das zusammen zucken seiner Sklavin nicht bemerkt oder interpretierte zu viel in dieses zusammen zucken hinein. Den angewiederten Blick des Dunkelhaarigen spürte Eireann deutlich. Und schon öffneten sich ihre Lippen. Pressten sich jedoch im nächsten Moment abermals zu einem dünnen Strich zusammen. Dieser Kerl war mitnichten ein Römer. Zumindest sah er nicht so aus wie ihr Optio oder die beiden Miles. Wieso Eireann immer wieder an diese beiden Soldaten denken musste, war für die Dunkelhaarige schier unbegreiflich.


    “Ich.. ich darf nicht mit dir sprechen? Aber, wie kommunizieren wir dann?“
    Sprudelte es über Eireanns Lippen. Während ihr Blick auf ihrem neuen Herrn ruhte.
    “Mh. Ja. Dominus.“
    Wie auswendig gelernt muteten diese Worte an. Dabei ruhte ihr Blick noch immer auf dem Dunkelhaarigen, als sie neben ihm durch die Gässchen der Subura schritt.
    Schließlich herrschte wieder Stille und die junge Frau hatte Gelegenheit ihre nähere Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Dann war es jedoch erneut seine Stimme, die Eireann aus ihrer stummen Betrachtung riss.
    “Ich heiße Eireann. Und du ...Dominus?“
    Denn sonst würde er ihr vermutlich keine Antwort geben.

  • Hairan fragte sich, was die Sklavin mit ihm zu kommunizieren wünschte, wenn sie dazu da war, Befehle zu befolgen.
    Zumindest vorläufig war das so, denn es würde alleine an ihr liegen, welchen Platz sie in seiner Welt einnehmen konnte.


    Doch im Moment war ihr Platz ganz unten, zu seinen Füßen sozusagen – und diese Eireann schien sich dessen nicht bewusst zu sein.
    Hairan beschloss seiner Neuerwerbung eine kleine Lektion zu erteilen, sobald sie zuhause ankommen waren, aber das behielt er für sich.
    Stattdessen sagte er fast schon gut gelaunt: „Eireann – nein, das geht überhaupt nicht. Du heißt ab jetzt Aethra."
    Er sprach es wie „A-itra“ aus.
    Über seinen eigenen Namen schwieg er, es würde reichen, dass Aethra ihn Dominus nannte.


    Aber er fragte: „Welche Arbeiten hast du bisher verrichtet, Aethra, und kannst du Latein lesen und schreiben?“

  • Ihre Lippen presste die Keltin zu einem schmalen Strich zusammen und ballte unbewusst ihre Finger zu Fäusten. Hmpf. Wieso bekam sie nie eine Antwort auf ihre Frage? Hielt man sie absichtlich dumm oder wollte man ihr durch das entnervende Schweigen verdeutlichen das ihre Fragen unangebracht waren? Durchaus möglich. Mit einem musternden Blick versuchte die Keltin die Aufmerksamkeit des Dunkelhaarigen auf ihre Person zu lenken. Wohin gingen sie überhaupt?


    “Wohin bringst du mich? Und wie lange werden wir noch laufen?“
    Schon wieder war es Eireanns Stimme die erklang. Ungefragt. Aber war es nicht ihr gutes Recht zu erfahren wohin sie von ihrem Dominus gebracht wurde? Durchaus. Befand zumindest die Dunkelhaarige für sich. Während sie den Älteren mit ihrem Blick regelrecht durchbohrte.


    Augenblicklich verengten sich Eireanns Augen, als dieser fremdländisch klingende Name an ihr Ohr drang.
    “Aethra? Was ist das für ein Name?“
    Hart mutete der Klang in Eireanns Stimme an, als sie ihren neuen Namen aussprach. Und wahrscheinlich sprach sie diesen Namen auch noch falsch aus. Aber dann würde er sie schon verbessern. Dachte sich zumindest die Dunkelhaarige im Stillen.


    Das er selbst über seinen eigenen Namen schwieg, ließ eine steile Falte zwischen Eireanns Augenbrauen entstehen.
    “Mein einstiger Dominus, wollte mir lesen und schreiben beibringen. Stattdessen musste ich dreckiges Geschirr in seiner Caupona spülen.“
    Dann schwieg die Silurerin auch schon und starrte zu Boden. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst das sie kein Talent besaß. Sie war und blieb eine Barbarin, wie Tiberios einst so treffend verkündete.

  • Hairan warf seiner Neuerwerbung einen kurzen Blick unter gesenkten Lidern zu:
    „Da dein einstiger Dominus es nur beabsichtigte, aber deinen Worten nach nicht getan hat, nehme ich an, dass du des Lesens und Schreibens nicht mächtig bist.“, murmelte er:
    „Und du hast also bei Optio Cerretanus dreckiges Geschirr gespült?“

    Dass der Optio nebenher anscheinend eine Caupona besaß, erstaunte den Parther etwas, denn so unzureichend hatte er sich den Besoldung der höheren Dienstgrade der cohortes urbanae nicht vorgestellt.
    Ihn wunderte auch, dass die Sklavin nicht versuchte, sich und ihre Fähigkeiten besser anzupreisen. Das war in seinen Augen entweder Unbedarftheit oder die vielgerühmte barbarische Aufrichtigkeit, eines wie das andere würde ihr Dasein in ihrem Haushalt erschweren.


    Der Magus und seine Neuerwerbung durchquerten ein Stück der Subura, wählten jedoch nicht den Weg zum ehemaligen Ganymed, sondern gingen zwei Straßen weiter. Dort in einer ehemals besseren, jetzt aber heruntergekommenen Gegend - gegenüber lag die Rückseite einer Großbäckerei; der Untergrund war nicht befestigt und jetzt im Sommer eine hartbackene Masse aus Schlamm und Unrat, hielten sie vor einem großen Flachbau, der sich an eine Insula schmiegte.
    Hairan wies auf das Schild an der erstaunlich stabilen Porta, obwohl die Sklavin als Analphabetin es nicht lesen können würde:



    Anis von Alexandria
    Wahrsager
    Astrologe

    Magus


    Alle Geheimnisse werden offenbart, nichts bleibt meinem Auge verborgen


    Einfache Weissagung : 6 Sesterzen


    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft : 10 Sesterzen


    Beratung und Lösung von Problemen : Nach Vereinbarung


    Bitte dreimal klopfen .



    Aber vielleicht konnte sie wenigstens das Klopfbild verstehen, dass der Magus genau wegen solcher Ignoranten wie Aethra hatte anbringen lassen:



    „Wir sind in deinem neuen Heim, Aethra!“, sagte er.

  • Mit gesenktem Kopf schritt die Dunkelhaarige neben ihrem neuen Dominus her. Ihre Finger hatte sie in ihrer neuen Tunika verkrallt und auf den ersten Blick ließ nichts an Eireanns Aufmachung schließen das sie eine Sklavin war. Wenn man dann jedoch genauer hinsah dann würde man den Sklavenkragen, der sich um ihren Hals schmiegte, deutlich erkennen.
    “Du musst wissen ...Dominus, das der Furier nicht mein einziger Dominus war. Ich diente Marcus Iulius Casca und sollte in seiner Caupona aushelfen. Doch Marcus Iulius Casca verschwand eines Tages und ich wurde Eigentum der Domus Iulia.“
    Hart schluckte die junge Keltin und linste aus dem Augenwinkel in Richtung des Dunkelhaarigen.
    “Der Iulier kam mit meiner temperamentvollen Art nicht zurecht und verkaufte mich auf dem Sklavenmarkt. Dort wurde ich dann schließlich von dem Furier gekauft. In der Casa Furia habe ich mich nicht wohl gefühlt und bin ... abgehauen.“
    Erneut verstummte Eireann und fokussierte den Boden zu ihren Füßen.


    “Dabei wollte ich doch nur in Tiberios Nähe sein. Ich habe mich nämlich in den furischen Sklaven verliebt. Aber Tiberios wird mich hassen.“
    Errötend und sichtlich verlegen starrte die Sklavin zu Boden und spürte wie ihr das Blut in den Ohren rauschte.
    “Beim Brief an Tiberios hat mir eine iulische Sklavin geholfen. Und Tiberios hat gesagt das ich eine schöne Schrift habe. Obwohl ich das Alphabet nicht fehlerfrei lesen und schreiben kann. Eigentlich gar nicht. Die iulische Sklavin hat mir die Worte vorgesagt und den Brief zuletzt verbessert.“
    Ob ihr der Ältere überhaupt zugehört hatte wusste Eireann nicht. Und so warf sie ihm einen raschen Blick entgegen.


    Das sie sich ganz in der Nähe des ehemaligen Ganymed befand schien Eireann nicht bewusst zu sein. Während sie ihren Blick aus dem Augenwinkel von links nach rechts gleiten ließ.
    “Was wird meine Aufgabe sein Dominus? Ich.. ich habe kein besonderes Talent. Ich bin lediglich eine unwissende Barbarin.“
    Bei diesen Worten hob Eireann ihren Kopf an und blickte dem Älteren direkt entgegen. Wie würde seine Reaktion sein? Und würde er auf ihre fragenden Worte eine Antwort geben? Den Weg hatte Eireann dagegen höchst aufmerksam verfolgt und blickte schließlich an dem Flachbau empor, vor dem ihr Dominus seine Schritte verlangsamt hatte.
    “Dreimal klopfen?“
    Mutmaßte die junge Keltin und blickte von dem Schild zu ihrem Dominus und wieder retour.

  • Hairan bemerkte, dass die neue Sklavin blubberte wie ein defekter Springbrunnen, in dem sie Dinge sagte, die er nicht gefragt und dafür ausließ, was für ihren neuen Herren von Interesse sein konnte.
    "Also du hattest dich in einen furischen Sklaven verliebt, und als die Furier dich gekauft haben, bist du abgehauen oder so ähnlich, um bei ihm sein zu können? War dieser Mann zuvor denn auch geflohen?", versuchte der Parther Logik in die Erzählung Aethras zu bringen.


    Hairan hatte den Namen Tiberios verstanden, da Aethra ihn viermal erwähnte. Wenn das dieser Tiberios war, den er aus Alexandria kannte, und der Name war auf Griechisch selten, zeugte er doch von beispielloser Arschkriecherei den Römern gegenüber, war der bestimmt nicht abgehauen, denn er war oikogenes, ein hausgeborener Sklave - wo sollte so jemand auch hin?


    Als Aethra sagte: Dreimal klopfen, nickte Hairan fast schon wohlwollend. Manchmal musste man auch mit kleinen Fortschritten zufrieden sein. Er öffnete die Tür mit seinem Schlüssel und trat ein, ohne sich nach Aethra umzusehen, sie würde ihm schon folgen.

  • Als Eireann bemerkte das die Worte nur so über ihre Lippen sprudelten, verstummte sie im nächsten Augenblick und biss sich auf die Unterlippe. Aus dem Augenwinkel schielte sie dann in die Richtung des Dunkelhaarigen.
    “Nein. Tiberios würde so etwas unüberlegtes nie machen. Er würde nie kopflos handeln. Anders als ich.“
    Murmelte die Keltin und schluckte vernehmlich.


    “Ich habe Tiberios kennen gelernt. Da war ich noch Sklavin bei den Iuliern. Ich habe mich in ihn verliebt und ... vermisse ihn Dominus.“
    Jene Worte murmelte Eireann äußerst leise und verkrallte ihre Finger in ihrer neuen Tunika.
    “Tiberios hat mich unwissende Barbarin geschimpft. Und das stimmt. Ich habe kein Talent. Ich kann noch nicht einmal ordentlich lesen oder schreiben.“
    Ohne jede Bitterkeit entwichen diese Worte Eireanns Lippen. Während es kurzzeitig spöttisch in ihren Augen aufblitzte.
    “Vielleicht war es Schicksal das uns zusammen geführt hatte. Ich bin Abschaum und du lebst in der Subura.“


    Als der Parther die Türe mit einem Schlüssel öffnete beobachtete Eireann eine jede seiner Bewegungen höchst aufmerksam und folgte ihm schließlich durch die Türe und in das Innere. Was würde sie hier nun erwarten?

  • Als die neue Sklavin ständig von Tiberios sprach, entsann sich Hairan, dass er die Frau schon vor dem Brand des Ganymed flüchtig kennen gelernt hatte.


    Damals war sie ein vor Gesundheit und Jugend strotzendes Sklavenmädchen gewesen, mit glänzenden Augen und vollem Haar, hübsch und Händchen haltend mit jenem alexandrinischen Sklavenjungen, der genauso freundlich, hübsch und verliebt aussah.
    Mit anderen Worten: Verabscheuungswürdig!
    Während dieses junge reizende Liebespaar zweifellos viele Herzen rührte, hatte es in Hairans Gemüt eine ganz andere Regung verursacht: Den Wunsch, beide auseinanderzubringen.


    Am schönsten wäre es gewesen, sich das Mädchen zu nehmen und den Jungen dabei zusehen zu lassen - und danach umgekehrt, doch das stand leider nicht in seiner Macht; so hatte sich Hairan damit begnügt, mit süßen Worten von Freiheit zwischen der kriegsgefangenen Sklavin und dem verna, dem hausgeborenen Sklaven einen handfesten Streit zu entfachen.*


    Aber nicht nur Hairan hatte sich durch Kleidung, Haartracht und Gebaren eine neue Identität zugelegt, auch Aethra war nun ganz verändert: Traurig, gebrochen und bleich - die Folterknechte des Carcers verstanden ihr Geschäft, dachte Hairan.


    Sie betraten durch die Porta das Empfangszimmer, das nach seinen Entwürfen gestaltet worden war.


    Die Wände waren blutrot gestrichen. Ein lokaler Künstler hatte aegyptische Götter aufgemalt oder was er für aegyptische Götter hielt, denn er kam nicht aus jener Gegend..
    Aber Anubis mit dem Schakalkopf, Horus mit dem Falkenkopf und Sachmet, die Löwenköpfige, die Krankheiten brachte, konnte man gut erkennen; sie ragten grellfarbig und überlebensgroß an der Rückwand emphor.


    Vor der Götterwand stand ein schwarzer Tisch. Darauf befanden sich eine Weihrauchschale, ein Dolch mit seltsamen Zeichen auf der Schneide und einem schlangenköpfigen Griff und ein menschlicher Totenkopf, in dessen Augenhöhlen zwei Kristalle funkelten.


    Hinter dem Tisch stand ein Sessel, vor dem Tisch derer zwei. Sitzflächen und Rückenlehne waren aus schwarzen Lederbändern geflochten.


    Licht und Luft fluteten durch eine Luke an der Decke hinein, denn es gab in dem großen Raum keine Fenster.
    Ein leichter Luftzug bewegte Glöckchen und Münzen, die unter der Luke aufgehängt worden waren. Der Weihrauch aus der kupfernen Schale kräuselte sich und stieg zur Decke , die dunkelpurpurnen Vorhänge, die die Tür zum Garten verdeckten, blähten sich, als würden sie von unsichtbarer Hand bewegt.
    Das alles konnte einfachen Gemütern Angst einjagen.


    "Mach dir doch nicht so viele Gedanken, Aethra!", sagte Hairan und lächelte jenes Lächeln, das seine Augen niemals erreichte:
    "Ich sage dir gleich, welche Aufgaben du zunächst hier hast, und wie du so scharfsinnig bemerkt hast:
    WIR leben in der Subura. Setz dich doch!"

    Er wies auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, dann holte er einen Krug und schenkte sich einen Becher, der Sklavin aber halbvoll, ein.


    Im Krug war Nepenthes, der Trank aus Wein und Papaver, Opium. Hairan trank diesen Trunk schon viele Jahre und war an ihn gewöhnt, war man ihn nicht gewohnt, würde er sehr, sehr schläfrig machen.


    "Du hast bestimmt Durst vom weiten Weg.", sagte Hairan fürsorglich, dann zog er eine Augenbraue hoch:
    "Ist dir der Wein zu stark? Einen Moment, ich hole dir frisches Wasser aus dem Brunnen, um ihn zu mischen."
    Er verschwand und kam mit einem zweiten Krug zurück.
    In diesem Krug befand sich tatsächlich Wasser, das der Parther aber mit Dorykonon – Nachtschatten versetzt hatte, wenn auch nicht allzuviel, er wollte Aethra nicht töten, sondern ihr eine Lektion erteilen.
    In geringer Dosis verursachte das Gift lediglich Halskratzen, Schweißausbrüche und scheußliche Übelkeit, bis die Sklavin schließlich durch Nepenthes in einen tiefen Schlaf fallen würde.


    Hairan mischte Wasser zum Wein, dann sagte er:
    "Trink etwas! Und danach wollen wir uns über Schicksal unterhalten."


  • Der Parther hatte sich grundlegend geändert sodass er für Eireann ein vollkommener Fremder war. Denn das sie ihm bereits begegnet war wusste die Dunkelhaarige nicht. Und während sie ihren Blick an der Fassade des Flachbauchs empor gleiten ließ, spürte sie instinktiv wie etwas in ihrem Innersten zerbrach und Platz für etwas neues zu machen schien. Die einstige Wildheit, jene Eigenschaft die ihr von Tiberios den Spitznamen -Feuerkopf- eingebracht hatte, schien mit jedem ihrer Schritte zu schwinden und immer weniger zu werden. Bis die Dunkelhaarige nur noch eine funktionierende Hülle sein würde. Nur noch am Leben um Befehle kommentarlos entgegen zu nehmen und auszuführen.


    Denn bereits damals, nach dem Lupercalia-Lauf hatte sich Eireanns Leben zu wandeln begannen. Und der Streit mit dem furischen Sklaven schien alles auf die Spitze getrieben zu haben. Wie konnte Tiberios aber auch so verblendet sein und den Römern wie ein Hündchen hinterherlaufen? Ob dieser Gedanke umspielte ein schmerzliches Lächeln die Lippen der Keltin. Ob sie jemals die Möglichkeit haben würde dem furischen Sklaven noch einmal zu begegnen? Denn innerlich wusste Eireann das es von nun an ihr Dominus war der über ihre Schritte wachte. Vielleicht, könnte sie ihrem Dominus eines Tages diese eine, gezielte Frage den furischen Sklaven betreffend stellen.


    Doch erst einmal folgte Eireann dem Älteren durch die Porta und in das Innere ihres neuen Heims. Im Empfangszimmer angekommen ließ die Silurerin ihren Blick aufmerksam gleiten und erschauerte. Während sich eine Gänsehaut auf ihren Oberarmen ausbreitete. Was war das hier nur für ein Ort? Dein neues zu Hause, wisperte ein leises Stimmlein in Eireanns Hinterkopf. Sodass die Dunkelhaarige hart schluckte und sich unbewusst über ihre Oberarme strich. Die leisen Glöckchen und Münzen versetzten die Keltin in eine innere Unruhe. Sodass sie diesem Ort am liebsten entflohen wäre. Doch ihre Füße bewegten sich keinen Milimeter. Während ihr das Herz bis zum Hals pochte.


    “Ich.. ich kenne die Subura kaum.“
    Antwortete die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und näherte sich dann dem Schreibtisch. Bevor sie sich jedoch auf den Stuhl setzte, deutete sie mit zitternden Fingern auf den Totenkopf und starrte ihren Dominus mit schreckgeweiteten Augen an. Dann war es jedoch seine Stimme die erklang und Eireann setzte sich mit bebendem Körper. Den halbvollen Becher Wein nahm Eireann mit einem dankbaren nicken entgegen.
    “Danke Dominus.“
    Murmelte die junge Keltin und nippte an dem Becher. Doch nicht oft. Denn ihr Dominus verdünnte den Wein mit Wasser. Vermeintlichem Wasser. Und so setzte die Dunkelhaarige den Becher an ihre Lippen und ließ den mit Substanzen verdünnten Wein ihre staubtrockene Kehle hinab rinnen. Kurze Zeit später spürte Eireann auch schon ein kratzen im Hals. Schob dies jedoch auf die Hast mit der sie das Wasser getrunken hatte.


    Kurzzeitig presste die Keltin dann doch ihre Lippen zusammen und rieb sich über die Augen. Kam es ihr nur so vor oder begannen sich die Götterfiguren an den Wänden zu bewegen.
    “Was.. was ist mit..“
    Zu mehr kam sie nicht. Denn Eireann hatte das Gefühl als würde ihre Zunge in ihrem Mund anschwellen. Und dann diese unerträgliche Hitze.
    “Sch.. Sch.. Schickssss...“
    Jenes Wörtchen konnte Eireann schon gar nicht mehr artikulieren. Denn mit einem mal spürte sie ein kribbeln auf der Haut und der Becher glitt aus ihren Fingern.
    “Domin...“
    Erklang's nuschelnd über die Lippen der Keltin. Schließlich verdrehte Eireann ihre Augen.
    “Was ... mit ... mir...“
    Ihre Aussprache wurde immer verwaschener und ihr Körper begann unkontrolliert zu zucken.

  • Vielleicht war es Schicksal das uns zusammen geführt hatte. Ich bin Abschaum und du lebst in der Subura, das waren doch deine Worte, Sklavin?“, sagte Hairan spöttisch:
    „Du dienst jedoch nicht mehr in den Häusern der vornehmen Iulier oder der feinen Furier; eine verwöhnte Haussklavin zu sein, hast du dir selbst verbaut! Ich bin nun dein Schicksal, Herr über Leben und Tod. Das, was mit dir geschieht, ist nur eine kleine Probe meiner Möglichkeiten, was ich dir antun kann!“


    Er musterte die leidende junge Frau. Sie würde in einen tiefen, stundenlangen Schlaf fallen, mehr würde ihr nicht geschehen. Aber er hoffte, es würde ihr eine Lehre sein, den Mund zu halten, wenn er es ihr befahl und jedem seiner Befehle Folge zu leisten.


    Der Parther erhob sich, trug den Krug mit dem vergifteten Wasser in den Garten und wässerte ein paar Pflanzen. Dann wusch er ihn sorgfältig aus und stellte ihn zum Trocknen hin.


    Danach setzte er sich an seinen Schreibtisch, sah zu, wie seine neue Sklavin von dem Stuhl auf den Boden glitt und nahm Papyrus und eine Schreibfeder zur Hand, um den Anfang eines weiteren Kapitels seines großen wissenschaftlichen Werkes zu schreiben. Zwischendurch sprach er seinem Becher nepenthes zu.


    Wenn Aethra wieder erwachte, würde er ihr sagen, was ihre Aufgaben waren.

  • Als ihr Dominus ihre Worte mit diesem spöttischen Klang wiederholte, presste die Dunkelhaarige ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.
    “Mein Schicksal ist es jedem deiner Befehle zu gehorchen Dominus.“
    Erwiederte die Keltin und warf dem Dunkelhaarigen einen lauernden Blick entgegen. Schließlich senkte Eireann ihren Blick und fokussierte den Becher in ihren Händen. Gefährlich schillernd mutete der Inhalt an. Da die Silurerin jedoch durstig war, setzte sie den Becher an ihre Lippen und schmatzte beinahe genüßlich, als die Flüssigkeit ihre wie ausgedörrte Kehle befeuchtete.


    “Du.. du bist.. Zauberer... Monster.“
    Röchelte Eireann um Luft ringend. Der Becher war mittlerweile ihren kraftlosen Fingern entglitten. Als die Dunkelhaarige bedenklich auf dem Stuhl hin- und her zu schwanken begann. Schließlich obsiegte das Gift und das Opium. Sodass die Dunkelhaarige ihre Augen verdrehte und vom Stuhl zu Boden glitt. Wie eine Lumpenpuppe wirkte die schlafende Eireann in diesem Augenblick. Wie sie dort auf dem Boden lag. Niedergestreckt durch die Fähigkeiten ihres neuen Dominus.


    Wie lange die Substanzen ihren Körper außer Gefecht setzten, konnte nur der Parther mit exakter Genauigkeit beziffern. Doch schließlich öffneten sich Eireanns Augenlider. Flatternd und im ersten Moment schien ihr Blick orientierungslos umher zu wandern. Unstet versuchte die Sklavin ihren Blick auf den Älteren scharf zu stellen. Was ihr jedoch nicht wirklich zu gelingen schien. Denn ihre Kehle brannte und direkt in ihren Schläfen hatte sich ein pochender Schmerz eingenistet. Der Eireann leise aufwimmern ließ. Bevor sie ihren Kopf in ihren Händen vergrub. Denn instinktiv hatte sie das Gefühl ihr Schädel müsste zerspringen.

  • Als Aethra wieder erwachte, hob Hairan nur kurz das Haupt von seiner Schreibarbeit, sagte:
    "Du solltest jetzt viel Wasser trinken.", und beugte sich wieder über sein Papyrus.


    Auf dem Tisch stand ein Becher Wasser, frisches Wasser aus dem Brunnen diesmal, ohne irgendwelche Zusätze.
    Der Magier wartete ab, ob die Sklavin trinken würde. Wenn sie ihm misstraute und es vorzog, sich selbst Wasser am Brunnen zu holen, war es ihm gleich.


    Er würde sie jetzt über ihre Pflichten aufklären:
    "Wie du erkannt hast, ist das die Subura. Dieses Haus ist weder an die öffentliche Wasserversorgung noch an die Kanalisation angeschlossen.
    Das bedeutet, zu deinen Aufgaben gehört es, morgens einen Eimer Wasser zu holen und abends vier, da ich Wasser für meine rituellen Waschungen brauche.
    Den amis, das Männerurinal aus Keramik, wirst du täglich in die Sammelamphore der Gerber entleeren, die im Eingang der Insula nebenan steht. Du selbst musst dir noch ein skafion, einen Frauennachttopf besorgen, dafür bekommst du später ein paar Münzen. Für alles andere rate ich dir sehr, die öffentliche Latrine, die neben der Bäckerei liegt, aufzusuchen, es sei denn, du willst deine Ausscheidungen bis zum Tiberufer tragen und dort verscharren."


    Es hätte den Anschein erwecken können, dass Hairan Aethra absichtlich erniedrigende Arbeiten übertrug, doch gemäß des römischen Spruches „naturalia non sunt turpia.“ - Natürliches ist nicht schändlich - und dazu gehörten die Körperausscheidungen, waren die Anforderungen an die einzige Sklavin eines Haushaltes nicht außergewöhnlich.


    Der Parther wies nun auf die Räume:
    "Diese Halle wirst du täglich putzen. Meinen Schreibtisch und die Truhe dahinter rühre nicht an, wenn dir dein Leben lieb ist.
    Auch den Hortus, der hinter diesem Vorhang liegt, wirst du unter keinen Umständen betreten.
    Mein Cubiculum und mein Bad kannst du aufräumen und säubern, aber niemals selbst benutzen, denn ich bin ein Magus, und es gehört sich nicht, dass ein Geschöpf ohne höhere Weihen diese Räumlichkeiten mit mir teilt.
    Du selbst solltest täglich in die öffentlichen Thermen in der Subura gehen, wenn die Frauen Zutritt haben;
    dafür gebe ich dir dann auch ein paar Münzen."


    Um die Unterkunft der Sklavin machte sich der Parther keine Gedanken; sie konnte auf dem Fußboden schlafen, wo sie Platz fand.


    "Wiederhole, was ich dir gesagt habe, damit ich weiß, ob du mich verstanden hast!", befahl er.

  • Für einen kurzen Augenblick noch kauerte die Dunkelhaarige auf dem Boden und hielt sich ihren pochenden Schädel. Dann, ganz langsam löste sie ihre Finger von ihren Schläfen und richtete sich vorsichtig auf. Jetzt kauerte die Keltin auf den Knien und blickte mit Furcht in den Augen zu dem Älteren empor. Seine Worte verstand Eireann. Dennoch rührte sie sich im ersten Moment nicht vom Fleck und versuchte den leichten Schwindel in ihrem Kopf nieder zu kämpfen. Erst als sie das Gefühl hatte der Raum drehte sich nicht mehr um sie. Erhob sich die Sklavin vorsichtig. Aus dem Augenwinkel linste Eireann in seine Richtung und ließ ihn ab sofort keine Sekunde aus ihrem Blick. Schließlich wusste sie nicht ob ihr Dominus nicht noch einmal seine Macht über die Keltin ausspielen wollte. Argwöhnisch ließ Eireann ihren Blick zwischen dem Becher auf dem Tisch und dem Magus hin- und her gleiten. Doch schließlich spürte Eireann wie ihr Körper dringend nach Flüssigkeit verlangte. Ohne weiter darüber nachzudenken hatte sich die Dunkelhaarige dem Tisch genähert und den Becher in ihren Besitz gebracht. Ein letzter misstrauischer Blick in des Magus Richtung folgte. Dann setzte Eireann den Becher an ihre Lippen und trank gierig. So gierig das ihr das Wasser über's Kinn rieselte und sich irgendwo im Stoff ihrer Tunika verlor.


    Schließlich straffte sich die Dunkelhaarige unwillkürlich und umklammerte den Becher in ihren Fingern. Ihren Blick hielt Eireann zu Boden gerichtet. Während sich ihre Kehle noch immer staubtrocken anfühlte. Doch nach einem weiteren Becher frischen Wassers wagte sie nicht zu fragen. Und schließlich drang des Magus Stimme an ihr Gehör und erklärte ihre Pflichten als seine Sklavin. Unwillkürlich zuckte die Dunkelhaarige zusammen und presste ihre Lippen zusammen. Denn bisher musste sie keinerlei Nachttöpfe leeren. Aber wie sie bereits treffend festgestellt hatte, sie war hier in der Subura und nicht mehr in einer der hochrangigen Häuser der Oberen Zehntausend. Und wo bitteschön bekam sie einen Frauennachttopf her? Etwa auf dem Mercatus Urbis?


    Seiner nachfolgenden Handbewegung folgte die Keltin und nickte schließlich knapp. Sie durfte seine Räumlichkeiten putzen. Aber eigentlich waren seine Privaträume für sie tabu. Hm. Das musste sie nicht verstehen. Und dann durfte Eireann endlich ihre Stimme erheben. Doch nur um seine Worte zu wiederholen.
    “Zu meinen täglichen Aufgaben gehört es, morgens einen Eimer Wasser vom Brunnen zu holen. Und abends vier Eimer Wasser. Wieso abends mehr? Die Reinigung der.. der Nachttöpfe muss von mir erledigt werden. Diese Halle werde ich täglich reinigen. Das Bad und das Cubiculum meines Dominus werde ich aufräumen und säubern.“
    Wiederholte die Dunkelhaarige seine Worte. Hatte sie etwas vergessen?


    Und dann platzte es doch über Eireanns Lippen.
    “Wo werde ich schlafen Dominus?“
    Bisher kannte Eireann lediglich die Sklavenunterkünfte in der Domus Iulia und die kleine Kammer die ihr Marcus Iulius Casca zur Verfügung gestellt hatte. Fragend ruhte nun ihr Blick auf dem Magus.

  • Aethra hat ja doch ein wenig an Verstand, dachte Hairan, als er die junge Frau wiederholen hörte, was ihre zukünftigen Pflichten waren. Die Frage, warum vier Eimer Wasser, überhörte er, sie musste nicht wissen, weshalb, sie musste nur richtig zählen können.


    Er nickte zufrieden, kramt in seiner Schachtel mit den Blechamuletten umher, bis er eine bronzene Marke fand, die im Orient abbuttu, Sklavenkennzeichnung, genannt wurde.



    [Eigentum Anis von Alexandria
    Belohnung!
    ]


    Dies als Hinweis, wenn die Sklavin flüchtete, und irgend jemand sie ihrem rechtmäßigen Herren zurückbringen konnte.


    Hairan stand auf und näherte sich Eireann. Ihr Geruch nach Schweiß verursacht durch Dorykonon stieg ihm in die Nase, aber er überwand sein Unbehagen und streckte die Hand nach ihrem Halsring aus:
    „Dreh den Kopf zur Seite!“, befahl er leise.
    Währendessen befestigte er das Plättchen am Halsring der Sklavin, und drehte den Verschluss zu.
    Dann trat er zurück:
    „Nimm das nicht ab! Es dient zu deinem Schutz.
    Wenn du außer Haus gehst, wünsche ich übrigens, dass du dich verschleierst.
    Kein gewöhnlicher Mensch sollte das Gesicht einer Frau sehen, die einem Magus dient. Du kommst und gehst als ein Geheimnis."


    Der Parther ging in sein Cubiculum und kam mit einem Tuch zurück, dass fast aussah wie ein flammeum, ein römischer Brautschleier. Doch anstatt aus Wolle war er aus rotorangener Seide.


    Er warf ihn Aethra zu und bedeutete mit einer Geste, ihn umzulegen:


    „Du willst doch nicht sagen, dass es hier auf dem Boden nicht genug Platz gibt?“, sagte er:
    „Hier schläfst du also. Nur von meinem Schreibtisch und der Truhe halte dich fern!“

  • Für einen kurzen Augenblick musste Eireann hart schlucken, als ihr bewusst wurde das ihre Fragen nicht beantwortet werden würden. Aber warum? Hatte sie als Sklavin kein Recht mehr Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten? Offensichtlich nicht. Und dieser Gedanke ließ sie unwillkürlich ihren Kopf zu Boden richten. Während sie den Becher noch immer in ihren schlanken Fingern hielt. Ein weiteres Tröpfchen Wasser, mehr wünschte sich die Keltin nicht in diesem Augenblick. Und doch blieb die Dunkelhaarige stumm. Zumindest so lange, bis sie ihren Dominus in einer Schachtel mit Blechamuletten kramen sah. Fragend hob die Dunkelhaarige bei diesem wundersamen Gebaren ihren Kopf an und musterte den Älteren aufmerksam. Jegliche Worte die ihr in diesem Augenblick auf der Zunge lagen, schluckte Eireann herunter und biss sich zusätzlich auf die Zunge. Damit ihr auch wirklich kein einziges Wörtchen über die Lippen purzelte.


    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie sich der Magus erhob und sich ihr näherte. Seine leise Stimme drang an ihr Ohr und die Keltin drehte gehorsam ihren Kopf auf die Seite. Schon im nächsten Moment nahm ihr Dominus auch schon wieder Abstand und Eireanns Finger glitten an die Marke, die an ihrem Sklavenkragen befestigt war.
    “Was ist das und was ist auf diesem Plättchen zu lesen Dominus?“
    Diese Frage würde er ihr doch beantworten können. Oder etwa nicht. Und während die Keltin die Blechmarke noch immer umklammert hielt, fokussierte sie den Dunkelhaarigen.
    “Ver.. verschleiern? Wa.. warum? Wieso zu meinem Schutz?“
    Stammelte Eireann diese Worte hervor und spürte im selben Moment wie ihr das Herz bis zum Hals pochte.


    Der Schleier fühlte sich zauberhaft leicht unter ihren Fingerspitzen an. Und doch widerstrebte es ihr, sich zu verhüllen.
    “Ich.. ich bin ein Geheimnis?“
    Murmelte die Dunkelhaarige an sich selbst gewandt und hüllte sich schließlich in den Schleier. Sodass dieser lediglich ihre Augen freiließ. Trug sie den Schleier richtig oder hatte er etwas an ihrer Trageart auszusetzen?
    “Ich habe verstanden das ich mich von deiner Truhe und deinem Schreibtisch fernhalten soll!“
    Fauchte Eireann auf einmal und funkelte den Älteren mit blitzenden Augen an.

  • „Ein abuttu, eine Sklavenmarke, die den Namen deines Eigentümers nennt und eine Belohnung demjenigen, der dich zurück bringt.“, antwortete Hairan:
    Du hast einen schlechten Ruf.“
    Er spielte darauf an, dass ein Haussklave bei einer guten Familie normalerweise nicht weglief.


    Dann sah Hairan Aethra zu, wie sie den Schleier umlegte und nickte, ja, so war es richtig, Die Frage nach dem Schutz ließ er unbeantwortet; aber als sie das Geheimnis ansprach, sagte er:
    „Es gehört sich nicht, dass die Dienerin eines Magus von Fremden angesprochen und begafft wird. Schweigsam und fern der Welt wie eine Vestalin versieht sie ihren Dienst an der Heiligen Flamme, und glaube mir, das Feuer der persischen Priester ist älter als das Feuer der römischen Vesta"


    Nun wurde sein Ton eindrücklicher:
    „Genauso wenig gehört es sich, dass sich die Sklavin eines Magus wie eine läufige Hündin in Ecken herumdrückt und sich von ihren Liebhabern bespringen lässt. Dieses alte Leben ist vorbei für dich, das kannst du jenem Tiberios sagen!“


    Als aber Aethra wagte, ihn anzufauchen und direkt anzusehen, riss dem Parther die Geduld.
    Er packte sie am Kragen, schleifte sie in Richtung der porta und stieß sie vor die Tür.


    „Ich habe es mir anders überlegt, du kannst heute nacht hier draußen auf der Schwelle schlafen!“, sprach er, knallte die Porta ins Schloss und ließ Aethra alleine zurück.


    Mit diesem Akt wollte er Aethras Verhalten testen, um zu sehen, ob sie würdig wäre, ein Orakel, sein Orakel, zu werden, aber das sagte er ihr nicht.

  • Schweigend lauschte sie der Stimme ihres Dominus, als der Parther erklärte was es mit der Blechmarke an ihrem Sklavenkragen auf sich hatte.
    “Hmpf! Einen schlechten Ruf? Ich bin nun mal kein unterwürfiges Geschöpf. Ich habe mir meinen Stolz und freien Willen bewahrt.“
    Erwiederte Eireann auf die Worte ihres Dominus. Das leise Stimmlein in ihrem Hinterkopf ignorierte die Keltin konsequent.


    Der Schleier in ihren Händen fühlte sich federleicht an. Selbst als Eireann ihn lediglich in ihren Händen hielt. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Und so legte sie sich den Schleier um. Sodass dieser ihren Kopf bedeckte und bis in ihre Stirn hinein reichte. Tatsächlich konnte man schlußendlich nur noch die Augen der Keltin erkennen. Alles andere war durch den Stoff des Schleiers vor neugierigen Blicken verborgen. Das der Ältere schon wieder nicht auf all' ihre Fragen eine Antwort gab, ließ eine steile Falte zwischen Eireanns Augenbrauen entstehen. Wieso nur?
    “Was ist eine Vestalin? Für diese Frauen gibt es eigene Tempel. Das weiß ich.“
    Mal sehen ob ihr Dominus diese Frage beantwortete oder sie auch einfach überhörte. Wie die Fragen zuvor.


    Als dann sein Ton eindringlicher wurde, spürte die Keltin wie ihr Herz schwerer in ihrer Brust pochte. Und bei seinen Worten schnappte die Dunkelhaarige erstickt nach Luft.
    “Aber ich.. ich würde nie.. niemals... Ich bin keine Hure. Ich habe nur Tiberios geliebt. Mein Herz schlägt nur für ihn.“
    Sprudelte es auch schon über Eireanns Lippen. Während sie ihren Dominus mit großen Augen anstarrte. Hatte der Magus seine Worte ernst gemeint? Oder wollte er sie lediglich testen?


    Mit ihren nächsten Worten schien die Silurerin eine imaginäre Linie zu überschreiten. Denn der Griff ihres Dominus an ihrem Kragen, ließ die Dunkelhaarige unwillkürlich zappeln. Jedoch hatte sie gegen den Parther keine Chance und so starrte die Keltin das Holz der geschlossenen Türe an. Mit grimmiger Miene verwünschte Eireann ihren Dominus in ihrer Muttersprache und ballte unwillkürlich ihre schlanken Finger zur Faust. Und jene Faust ließ sie gegen die Porta pochen. Er konnte sie doch nicht draußen auf der Schwelle nächtigen lassen. Wie einen räudigen Straßenköter.

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