Audienz für den Consul Flavius


  • Um die Wahltermine für das kommende Jahr zu klären hatte der Kaiser den Consul Manius Flavius Gracchus eingeladen. Und erwartete ihn in der Aula Regia, wo er üblicherweise seine Audienzen abzuhalten pflegte.

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  • Flavius Gracchus betrat die Aula Regia und war wieder einmal - auch als Consul noch - beeindruckt von ihrem räumlichen Ausmaß. Insgeheim fragte er sich, ob Aquilius Severus auch ein jedes Mal staunte wenn er diesen Raum durchquerte oder ob ein Kaiser schlichtweg irgendwann die Relation der Dimension verlor.
    "Ave, Imperator Augustus!"
    grüßte er den Kaiser als er endlich die große Halle durchquert hatte und in ausreichender Nähe angelangt war, dass er nicht mehr durch den Raum hindurchrufen musste.

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  • Der Kaiser empfing den Consul wie ein Magistrat, sitzend auf einer Sella Curulis und umgeben von einer Entourage an Schreibern und sonstigen Bediensteten. Nachdem Gracchus ihn begrüßt hatte, erwiderte er den Gruß würdevoll: "Salve, Consul!" Dann begann er mit einer kleinen Smalltalk-Frage, ließ aber zugleich die Möglichkeit, direkt zum Grund der Audienz zu kommen: "Wie geht es dir? Was führt dich zu mir?"

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  • Der Consul trat noch ein wenig näher.
    "Danke, ich befinde mich wohl. Ich hoffe dir, und deiner Familie ergeht es ebenso"
    , beantwortete und retournierte er die Höflichkeitsfrage, ehedem er in Entgegnung der weiteren Frage sogleich in medias res ging.
    "Nun, obglei'h ich das Gefühl habe, nicht einmal nur die Hälfte dessen bereits umgesetzt zu haben, was ich mir für mein eigenes Consulat vornahm, so kündet sich das Ende dieses Amtsjahres doch bereits in nicht allzu weiter Ferne an. Darob führen mich die Termine für die nächste Wahl zu dir. Consul Clodius und ich haben uns bespro'hen und sind zu folgenden Terminen gelangt. Die Wahl soll stattfinden an den Iden des Maius und dem darauf..folgenden Tag*, somit müssen die die Kandidaturen bekannt gegeben werden bis zu den Kalenden des Maius**. Die Amtseinsetzung kann sodann stattfinden am Tag vor den Nonen des Inius***. Selbstverständli'h so dies in deinem Sinne ist."
    Gracchus konnte sich nicht entsinnen, dass es jemals vorgekommen war, dass ein vernünftiger Imperator eine Wahl hatte untersagt oder verschoben, doch rechtlich war es immerhin möglich - wie einige Usurpatoren durchaus bereits bewiesen hatten.



    Sim-Off:

    * ID MAI DCCCLXVI A.U.C. (15.5.2016/113 n.Chr.) und ANTE DIEM XVII KAL IUN DCCCLXVI A.U.C. (16.5.2016/113 n.Chr.)
    ** KAL MAI DCCCLXVI A.U.C. (1.5.2016/113 n.Chr.)
    *** PRIDIE NON IUN DCCCLXVI A.U.C. (4.6.2016/113 n.Chr.)

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  • Der Kaiser erinnerte sich noch gut an sein letztes Consulat zurück. Stress hatte er damals immer wieder gehabt. Aber schlecht war es ihm dabei auch nicht gegangen. Wie heute im Grunde. "Meine Familie ist wohlauf, danke der Nachfrage."


    Dann kam der Flavier aber auf sein Anliegen zu sprechen, das eher eine Formalität als ein echter Diskussionspunkt war. Zumal er als Pontifex pro Magistro ohnehin deutlich qualifiziertere Aussagen über die Zulässigkeit des Termins sagen konnte. "Keine Einwände, du kannst die Termine entsprechend bekanntgeben."

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  • Nichts anderes hatte der Consul erwartet, ob dessen er nur nickte, und sogleich mit einem Themenwechsel fortfuhr.
    “Darüberhinaus möchte ich dich fragen, ob es aus deiner Si‘ht noch etwas gibt, worauf die Consuln in diesem Jahr besondere Acht legen sollten?“
    Letztlich waren die Magistrate Roms zwar dem Senat verpflichtet, doch da der Senat dieser Tage dem Augustus verpflichtet war, dienten auch die Magistrate Rom und dem Augustus. Inwieweit sich die Imperatoren in deren Angelegenheiten involvierten oder intervenierten hing von den jeweiligen Kaisern selbst ab, und Gracchus musste sich eingestehen, dass er nicht genau wusste, ob und wie Aquilius Severus dies in den Jahren seit seiner Erhebung zum Augustus hatte getan - oder eben nicht.

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  • Der Kaiser legte die Stirn in Falten und überlegte einen Moment. "Nein, ich denke nicht. Hier in Rom scheint es ja recht ruhig zu sein."
    Er stützte sich auf die Armlehne und fuhr sich durch den Bart. "Wie bekannt sein dürfte, bin ich ein Freund des Senats uns seiner Kompetenzen. Insofern steht es dir ganz frei, dort Anträge einzubringen. Nur wenn sie mich direkt betreffen, wären vorherige Absprachen günstig. Außerdem verstehe ich den Consul auch als Sprachrohr des Senates mir gegenüber." Er setzte sich wieder gerade auf und lächelte. Senatoren brachten oft den Mund nicht auf, wenn sie dem Imperator gegenüber waren und der Quaestor Principis wurde oft als zu jung betrachtet, um vor ihm offen zu sprechen. "Wenn es also irgendwelche Anliegen oder Probleme gibt, wäre ich sehr dankbar, wenn du mich offen informieren würdest." Speichellecker, die ihm nach dem Mund redeten, hatte er genug um sich.

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  • Einen Augenblick erwog Gracchus einige Worte über die Ruhe nach dem Sturm, der gen Norden weitergezogen war, unterließ es jedoch letztendlich.
    "Gewichtige Änderungen würde ich selbstredend mit dir abstimmen, Augustus. Indes, wie in meiner Kandidaturenrede angekündigt, habe ich tatsä'hlich keine großen Änderungen im Sinn. Zweifelsohne können unsere Gesetze stets optimiert werden, doch es widerstrebt mir den Senat mit Lappalien zu beschäftigen, solange diese Gesetze in der Praxis keinerlei Missstände ver..ursachen, da sie mit Verstand und Bedacht ohnehin so ausgelegt und angewendet werden wie es sinnvoll ist."
    Im Zweifelsfalle in oberster Instanz, welcher der Flavier in seiner Naivität ebenfalls zutraute mit Verstand und Bedacht zu urteilen - entgegen jeglicher vorheriger Erfahrungen.
    "Nun, tatsächlich ist mir bisherig nur zu Ohren gekommen, dass der Senat durchaus zufrieden ist mit seiner Wahl des Augustus"
    , bezog er sich sodann auf die Offenheit.
    "Selbst den stets griesgrämigen Grantlern fehlt es an einer Angriffsfläche, insbesondere da auch die wirtschaftliche und militärische Stabilität Roms gesi'hert scheint. Dieses ewige Missfallen wird sich auf lange Sicht allfällig in andere Bahnen lenken, doch derzeit ist es wohl kaum beachtenswert."

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  • Gracchus war zwar eigentlich unverdächtig, aber diese Ausführungen waren doch hart an der Grenze zur Lobhudelei. Severus nickte. "Dann erwarte ich deinen Bericht, sobald die Umstände sich ändern."
    Er sah kurz fragend zu seinem Sekretär, der eine Andeutung eines Kopfschüttelns machte. "Gibt es von deiner Seite weitere Themen? In Sachen Religion? Oder in privaten Angelegenheiten?"

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  • "Gewiss"
    , bestätigte Gracchus die Erwartung des Imperators, um sodann auf die Anliegen einzugehen, von welchen er keine weiteren im Sinne hatte.
    "Derzeit habe ich keine weiteren Anliegen vorzubringen, Augustus. In Hinblick auf den Cultus gibt es ebenfalls kaum Beri'htenswertes. Das Collegium beschäftigt sich vorwiegend mit den üblichen Aufgaben - Vorbereitung von Feiertagen, Ratifikation oder Proposition von Daten und die Beantwortung kultischer Anfragen."
    All dies mochte der Pontifex Maximus bei Interesse in den kultischen Archiven nachlesen können, doch Gracchus bezweifelte, dass dem Kaiser derart langweilig war.
    "Einzig erwähnenswert ist allfällig die Prüfung eines Prodigiums aus Asculum, welche der dortige Pontifex vor zwei Tagen an uns herangetragen hat. Eine Ziege hatte ein fünfbeiniges Zicklein geworfen. Indes war es tot geboren worden und noch nicht gänzlich aus..gebildet, was bereits ausgereicht hätte, um dies als Mahnung der Götter zu kategorisieren, gleichwohl stellte ein Victimarius bei genauerer Prüfung fest, dass das fünfte Bein nur der missgebildete Schwanz des Tieres war. Es besteht somit keinerlei Grund zur Beunruhigung. Der Pontifex ist bereits auf der Rückreise und wird dies dem Duumvir und den Magistraten der Stadt übermitteln."
    Dieses Ergebnis war zweifelsohne auch dadurch bedingt, dass die Pontifices derzeit keinerlei Anlass für ein Prodigium sahen.

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  • Tatsächlich hatte der Kaiser kein Faible für die Verwaltung des Cultus Deorum. Auch nicht für Prodigia, die ihm immer etwas unheimlich waren. Immerhin gab es Entwarnung. Für dieses Mal. "Das ist... sehr erfreulich!" antwortete er deshalb.


    "Wenn es sonst nichts zu klären gäbe, dann bleibt mir wohl nichts, als Dir einen schönen Tag zu wünschen." beendete er schließlich die Audienz, nachdem der Flavier keine weiteren Anliegen zu haben schien. Er war ja viel beschäftigt. Und der Consul sicher auch.

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  • "Vielen Dank, Augustus! Dies wünsche ich dir ebenfalls. Vale und mögen die Götter über dein Wohlergehen wa'hen!"
    empfahl sich der Flavier und absentierte sich sodann, um den Augustus seinen zweifelsohne zahllosen Aufgaben zu überlassen und selbst zu jenen Pflichten zurückzukehren, welche das Consulat mit sich brachte.

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  • Wieder hatte der Kaiser seinen Consul (oder den Consul der römischen Republik, genaugenommen) einbestellt. Er hatte eine Sache zu besprechen, die er für so delikat hielt, dass er sie nicht sofort im Plenum des Senats diskutieren wollte. Lieber in der intimen Atmosphäre des kaiserlichen Audienzsaals.


    Dort wartete er bereits, als der Flavier (hoffentlich) eintraf.

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  • Selbstredend erschien der flavische Consul, wenngleich auch das Schreiben, respektive die darin angekündigte Causa ihn durchaus kurzzeitig hatten in Versuchung geführt schlichtweg eine Unpässlichkeit vorzugeben und so kurz vor dem Ende seiner Amtszeit die Stunden auszusitzen bis dass diese beendet und die Causa an den nächsten Consul überantwortet wäre. Indes war das Einladungsschreiben des Imperators nicht an die Person des Consuls, sondern die des Flavius gerichtet, gleichwohl die Antezedenz zu diesem Gespräch in Hinblick auf die in Aussicht gestellte Causa allfällig weniger eine staatliche war als mehr seiner eigenen Historie geschuldet - eine Historie, welche er nur allzu gerne in den tiefen eines mundus hätte verbannt gewusst. Doch wie auch die Unterwelt Roms von Zeit zu Zeit offen stand und die gräulichen Geister der Verdammten auf die Erde empor ließ, so schien auch dieses dunkle Kapitel Gracchus' eigener, wiewohl römischer Geschichte immer wieder einmal in die Welt der Lebenden empor zu kriechen, dass dem nicht zu entkommen war.
    "Ave, Imperator Caesar Augustus!"
    grüßte er diesen und neigte einen Augenblick lang leicht den Kopf. Gracchus war sich nicht dessen gewiss, was Severus über die Geschehnisse der damaligen Zeit wusste, war sich nicht einmal dessen sicher wie genau das Bild der Öffentlichkeit, respektive des Senates über die damaligen Geschehnisse derzeitig aussah, suchte er dies doch stets selbst alles schlichtweg zu vergessen, wiewohl sich in sein eigenes Bild stets zu viele Geheimnisse und Schrecken mengten, an deren Wahrheit er selbst bisweilen zweifelte - oder zweifeln wollte. Er war daher wenig geneigt Initiative zu zeigen, hoffte gleichwohl dass dieses Gespräch nicht mehr als an der Oberfläche aller Lügen würde kratzen.




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  • "Salve, Flavius." begrüßte der Kaiser den Consul kurz angebunden. Da er wusste, dass Gracchus nicht mehr viel Zeit im Amt hatte und sicherlich auch noch einiges erledigen musste, verzichtete er diesmal auf Höflichkeitsfloskeln und kam direkt zum Thema: "Ich habe dich eingeladen, um eine Angelegenheit anzusprechen, zu der ich deinen Rat als erfahrenen Staatsmann benötige." Er machte eine kurze Pause und blickte prüfend auf den Flavier hinunter, für den gerade eben ein Stuhl neben dem kaiserlichen Thron bereitgestellt wurde.
    Naja, ein bisschen Höflichkeit musste dann doch sein. Mit einer einladenden Geste verwies Severus auf den Platz. "Nimm aber zuerst Platz. Etwas zu trinken?" Während ein Sklave mit kühlen Getränken hervortrat, begann er dann aber endlich: "Du erinnerst dich sicherlich daran, dass der Senat vor geraumer Zeit einige Personen nominiert hatte, um sie ins Ulpianum aufzunehmen. Darunter auch Vinicius Lucianus und Tiberius Durus, die du meines Wissens ja persönlich kanntest. Das Consilium Ulpianum hat nun über diese Liste debattiert und dabei festgestellt, dass beide für eine derartige Ehrung derzeit nicht infrage kommen, weil sie bisher einer Straftat bezichtigt werden, nämlich des Mordes an Kaiser Valerianus. Bei Vinicius haben wir auch eine formelle Verurteilung und Hinrichtung, bei Tiberius Durus doch immerhin schwere Anschuldigungen vonseiten des Prätorianerpräfekten Decimus." Wieder schwieg er und fuhr sich durch den Bart. Er schien nicht zu ahnen, dass sein Gesprächspartner selbst Teil der Verschwörung gewesen war. "Nun ist diese Sache bekanntlich recht heikel. Die Palmaner werden es als Affront betrachten, wenn der Vorschlag des Senats abgelehnt wird. Mindestens bei Tiberius stünden wir juristisch auch auf dünnem Eis. Die Vescularianer wären dagegen empört, wenn ich das Urteil ihres Patrons einfach übergehe." Er seufzte. "Ich habe mich entschlossen, in dieser Angelegenheit den Senat entscheiden zu lassen. Er soll abstimmen, ob die beiden eine Amnestie erhalten sollen. Zwar hat das Consilium Ulpianum sich entschieden, ohnehin nur den Tiberier aufzunehmen, aber wenn wir darüber diskutieren, sollten wir wohl beide Personalien klären." Damit würde er hoffentlich seine Weste weiß halten. Oder die Fronten des Bürgerkrieges erneut aufflammen lassen. "Daher möchte ich dich um deinen Rat bitten, in welcher Weise wir diesen Antrag in den Senat einbringen. Im Consilium Ulpianum kam auch der Vorschlag auf, eine Kommission einzusetzen, um die Verstrickung der beiden Senatoren in die Palmanische Verschwörung zu prüfen. Ich hatte schon an eine Inquisitio Senatus gedacht." Wieder fuhr er sich nachdenklich durch den Bart. "Andererseits bin ich nicht sicher, ob es dem Frieden Roms zuträglich wäre, in diesen alten Wunden tiefer nachzubohren."

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  • Obgleich Gracchus es überaus begrüßte in Gesprächen stets direkt zum anvisierten Kern zu gelangen, so hätte er sich an diesem Tage doch ein wenig belangloses Geplauder gewünscht - schlichtweg um das Unvermeidliche so weit wie möglich hinaus zu zögern. Ein wenig hob sich seine Braue - unmerklich jedoch nur - bezüglich des erwünschten Ratschlages eines erfahrenen Staatsmannes, ehedem er doch noch einmal einen kurzen Aufschub erhielt.
    "Hab Dank"
    , entgegnete er auf die angebotene Sitzgelegenheit, wiewohl das Getränk nachdem er Platz genommen hatte. Zumeist zeigte Aquilius Severus einen durchaus umgänglichen Charakter - zweifelsohne auch ein Grund für seine Wahl zum Augustus -, ob dessen Gespräche mit ihm sich üblicherweise recht angenehm gestalteten, doch zu diesem Gespräche wäre Gracchus eine Position mehrere passus vom Thron des Kaisers entfernt durchaus nicht unliebsam gewesen. Ein kurzes Nicken bestätigte seine Kenntnis der Nominierungen, welches mit der Nennung des Vinicius und Tiberius in Verbindung mit der persönlichen Bekanntschaft sogleich wieder erlahmte. Als würden die Larven der Genannten hinter ihm stehen und ihren eisigen Hauch atmen zog ein kühler Schauer über Gracchus' Nacken. Der Flavier suchte nicht weiter darauf zu achten, sich stattdessen auf die Worte des Kaisers zu konzentrieren. Mord an Kaiser Valerianus, Verurteilung und Hinrichtung, schwere Anschuldigungen. Gracchus' Kiefer pressten sich aufeinander - was zweifelsohne auch auf seinem Antlitz deutlich wurde - in Erwartung seiner eigenen Anklage, welche indes ausblieb. Als hätte dies alles mit ihnen nichts weiter zu tun legte der Augustus weiter die Sachlage dar, erläuterte das Fronten-Problem, welchem er sich gegenüber sah und bat schlussendlich um Gracchus' Rat. Jener entließ langsam die Luft, welche er unwillkürlich hatte angehalten, durch seine Nase, und war durchaus ein wenig ratlos welche Antwort er dem Augustus konnte geben, die Rom, der Wahrheit und seiner Familie gleichermaßen würde gerecht werden.
    "Eine Inquisitio Senatus wird zweifels..ohne nicht nur die Personalien der beiden genannten Männer aufdecken"
    , gab er - überaus bedacht seine Worte wählend - zu bedenken.
    "Denn wenn wir uns eines sicher sein können in Hinblick auf diesen Bürger..krieg, so doch dass es nicht nur einen einzelnen Guten und einen einzelnen Bösen gab, sondern unzählige Schatten und Schemen, deren Schicksale miteinander ver..woben sind. Eine Untersuchung wird mehr Unre'ht zutage fördern, wiewohl vermutlich dafür Sorge tragen, dass der Ruf nach Auf..deckung und Untersuchung weiteren Unrechtes laut wird, glei'hwohl wird sie weitere Täter zutage fördern - Täter auf beiden Seiten und in allen Positionen - Militär, Stadtverwaltung, Cultus und zweifels..ohne auch dem Senat. Recht oder Unrecht auf Seiten der Palmaner wird gleiches auf Seiten der Vescularianer fordern, und umgekehrt."
    Hin- und hergerissen war der Flavier zwischen der Furcht von der Anhöhe des tarpeischen Felsens zu stürzen und dem Wunsch endlich all diese Lügen zu offenbaren, denen doch nie zu entkommen war, endlich dem Versteckspiel zu entrinnen, all diese Schuld einzugestehen und die Strafe der Gerechtigkeit auf sich zu nehmen wie es die tugendhafte Pflichterfüllung eines ehrbaren Mannes forderte. Sein Blick wanderte zu der Oberfläche des Getränkes vor sich, welche glatt und schimmernd die Welt in sich zu fassen schien.
    "Als tugendhafter Idealist, welcher ich gerne wäre, ... würde ich fordern alles Unre'ht aufzudecken und alle Wahrheit aus..nahmslos zutage zu fördern."
    Er hob seinen Blick zu jenem des Kaisers und ein wenig Defatigation lag darin.
    "Als Privatmann würde ich dich bitten, dies alles schli'htweg ruhen zu lassen und die Wunden nicht wieder aufzubrechen. Und als Staatsmann ..."
    Kaisermörder!
    "Als Staatsmann gebe ich zu bedenken, dass der Schaden für das Imperium - offene Zwistigkeiten und Uneinigkeit, Unmut und Ver..geltungsdrang, der alte Groll, die alte Spaltung - allfällig den Nutzen der Wahrheit und zweier Familien überwiegen wird - insbesondere so weder eine öffentli'he Instanz, noch jene Familien bisherig eine Amnestie eingefordert haben. Denn welche echten und aussagekräftigen Beweise in diesem Falle kann es noch geben als bloße Ver..mutungen oder Beschuldigungen? Und wessen Vermutung oder Beschuldigung wiegt am Ende mehr - die eines Vescularianers oder die eines Palmaners, von wel'hen allfällig einer die Wahrheit kennt und der andere weiterhin die Lüge und sich selbst schützen will?"
    Auch Gracchus seufzte nun. Wieviel Zeit auch vergangen sein mochte, noch immer zwang seine Fehlentscheidung ihn dazu, sein eigenes Lügengebäude beständig weiter auszubauen, selbst wenn es nur durch sein Schweigen geschah oder Worte, welchen er niemals zuvor hätte eine Existenz eingeräumt. Ein Lügenpalast war dies beinahe schon, errichtet auf filigranen Pfeilern, deren Zerbersten eines Tages dazu würde führen, dass er unter Bergen von Lügensteinen würde begraben werden. Zu gerne hätte er Durus dies angelastet, welchen er durch all die Verwirrungen und Irrungen der Verschwörung mittlerweile als Faktotum des Vesculariers, als Verräter an den Verschwörern betrachtete - doch so einfach war es deplorablerweise nicht. Seine eigenen Entscheidungen konnte er niemandem anlasten als sich selbst.
    "Wenn ohnehin nur Tiberius Durus die Ehre zuteil werden soll, welcher öffentlich nie ver..urteilt wurde, weshalb soll nicht der Senat schli'htweg über seine Aufnahme in das Ulpianum entscheiden - über nicht mehr und nicht weniger?"

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  • Der Consul gab sich sehr nachdenklich. Um nicht zusagen unangenehm berührt. Zumindest drängte sich dem Kaiser dieser Eindruck immer mehr auf, je länger der Flavier sprach. Er hatte nie tiefer darüber nachgedacht, wer genau welches Blut an seinen Händen hatte. Schon aus Selbstschutz. Aber Gracchus war damals abgetaucht, soweit er wusste. Und daraufhin proskribiert worden. Ob er tatsächlich persönlich etwas mit der Verschwörung zu tun gehabt hatte?
    Nachdenklich strich er sich über den Bart und streifte dabei auch gleich diese Gedanken ab. Letztlich war es egal, welche Rolle der Consul im Bürgerkrieg gespielt hatte. Severus hatte beschlossen, den Krieg Krieg sein zu lassen. "Du schlägst also vor, schlicht nochmals über die Aufnahme des Tiberiers abzustimmen mit Hinweis auf die Anschuldigungen gegen ihn und die Rechtslage zum Ulpianum?" So klang es auf den ersten Blick. Vielleicht hatte er ihn aber auch missverstanden: "Oder meinst du, wir sollten den Tiberier einfach aufnehmen. Es wurde ja bereits für ihn gestimmt." Eigentlich hatte der Kaiser seine Entscheidung schon fast gefällt. Aber ein paar Argumente zu hören war niemals falsch. Gerade, falls Gracchus selbst tiefer in den Krieg involviert gewesen war, als man oberflächlich wusste.

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  • "Nun, die Abstimmung selbst fand noch unter der Ägide Cornelius' statt."
    Gracchus wusste nicht auf welche Anschuldigungen Serapios der Kaiser sich genau bezog, doch der Decimer hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass auch Cornelius Bestandteil seiner Verschwörungs-Anschuldigungen gewesen war.
    "Es ist durchaus möglich, dass einige Senatoren sich darob nicht öffentli'h gegen die Aufnahme Tiberius' haben entschieden."
    Ein wenig gedankenverloren drehte der Flavier den Becher vor sich.
    "Eine neuerliche Ratifizierung durch den Senat käme einer öffentlichen Exkulpation Tiberius' gleich, vice versa indes wäre es nicht mehr und nicht weniger als eine Entscheidung gegen die Aufnahme in das Ulpianum."

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  • Der Einwand klang einleuchtend. Senatoren stießen ungern vor den Kopf und Palma hatte ja eine gewisse Nähe zu den Verschwörern um Tiberius Durus gehabt. "Dann werde ich es so machen." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Angesichts des Endes deiner Amtszeit werden wir es wohl nicht mehr unter deiner Ägide schaffen. Ich danke dir aber trotzdem für deinen wertvollen Rat." Damit war diese Angelegenheit abgeschlossen.


    Aber es gab ja noch mehr: "Noch ein Grund, warum ich dich eingeladen habe, betrifft eher deine Expertise als Pontifex." Er atmete kurz durch. "Ich hatte überlegt, ob es nicht klug wäre, Valerianus wie seinen Vater unter die Götter zu erheben." Natürlich war es eigentlich nicht seine Idee gewesen. Aber die kaiserliche Verwaltung war ja im Grunde nur sein verlängerter Arme. "Er war der letzte Kaiser vor dem Bürgerkrieg und ich hatte überlegt, ob dies nicht ein gutes Zeichen wäre, um an die Tradition der Ulpier anzuschließen."

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  • "Valerianus?"
    echappierte Gracchus verwundert, ehedem er den Gedanken auch nur konnte unterbinden und sich um Neutralität bemühen, denn obgleich er diesen Tages zweifelsohne die Geschichte in ihrer geschehenen Form nicht würde wiederholen, so änderte dies doch nichts daran, dass Valerianus in seiner Ignoranz gegenüber dem Imperium der eigentliche Anlass des Bürgerkrieges gewesen war.
    "Nun ... dies wäre wohl ... das übliche Vorgehen"
    , mühte er sich ein wenig begeisterter zu klingen, konnte indes ein wenig Kritik nicht vorenthalten.
    "Obgleich er nicht durch großartige Amtstaten sich hat hervorgetan, so ist die Vergöttli'hung der Kaiser letztendlich Teil unserer Tradition."
    Zumindest so sie nicht der damnatio memoriae Anheim gefallen oder aggressiver Teil eines Bürgerkrieges gewesen waren. Mit spitzer Zunge formuliert konnte ein Augustus seine Vergöttlichung regelrecht aussitzen indem er nichts tat außer am Ende zu sterben.

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