Während der Hochzeitsfeier

  • Arsinoe fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Stesichoros hatte sich offensichtlich nichts dabei gedacht seine ehemalige Mitsklavin in die Villa zu lassen. Sie musste sich nicht mal eine fadenscheinige Begründung ausdenken. Jetzt stand sie hier vor dem Hausaltar der Villa Tiberia und wünschte sich ganz woanders hin. Sie hielt die für diesen Ort passende Fluchrolle in ihren Händen verborgen und rang mit sich. Aber es war ihre Pflicht den Auftrag ihrer Herrin zu erfüllen! Arsinoe atmete nochmal tief durch, blickte sich unsicher um, dass sie niemand beobachtete und ließ den versiegelten Fluch zwischen Altar und Wand verschwinden. Er würde wohl kaum gefunden werden können, es sei denn jemand bewegte den Altar von seinem angestammten Platz weg.


    Und wenn doch, fiel einem folgendes in die Hand:
    Um einen angespitzen Hühnerknochen war eine kleine Schriftrolle aus Blei gewickelt. Ein schwerer Ring verhinderte, dass alles auseinander fiel. Wenn man diesen abzog und die Rolle öffnete, so konnte man in unregelmäßigen, hektischen Schriftzeichen folgendes lesen:


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    für jemanden mit Griechisch-Kenntnissen: Ichbindeluciustiberiuslepidusvorminervaundtiberinusmögekeinesseineropfersieerreichen


    Mit tiefen Atemzügen versuchte Arsinoe ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Sie sollte lieber weiter, immerhin musste sie noch zwei weitere Flüche an viel weniger zugänglichen Orten verstecken, ehe die Hochzeitsgesellschaft hierher kam.

  • Sie könnte hier sein weil… Oder für… Sie müsste… Arsinoe runzelte die Stirn. Es fiel ihr einfach keine gute Erklärung dafür ein, warum sie hier im Arbeitszimmer von Lucius Tiberius Lepidus war. Wenn sie entdeckt werden würde wäre sie aufgeschmissen. Als Putzsklavin hätte sie hier drin so tun können, als ob sie sauber machte, aber diese Zeiten waren lang vorbei. Sie musste einfach darauf bauen, dass die meisten Sklaven entweder in der Villa Flavia aushalfen, oder zu sehr damit beschäftigt waren hier in der Villa Tiberia alles vorzubereiten, als dass sie darauf kamen zufällig in das Arbeitszimmer des Dominus zu kommen. Zumindest beim Eintreten hatte Arsinoe weit und breit niemanden gesehen. Jetzt musste sie sich einfach beeilen. Je weniger Zeit sie hierfür benötigte, umso besser. Aber wo sollte sie die Rolle verstecken? In einem der vielen großen Regale, oder dahinter? Hektisch blickte sich die junge Sklavin um. Im Schreibtisch? Darunter? Arsinoe tastete das Möbelstück nach ausreichend großen Lücken ab, konnte aber keine finden. Darunter würde die Fluchrolle garantiert von Putzsklaven entdeckt werden… Also doch die Regale. Mit fahrigen Fingern schaffte es Asinoe die Rolle zwischen Regal und Wand auf Höhe des Fußstückes zu klemmen. Ihr rauschte ihr eigenes Blut in den Ohren und sie machte, dass sie rauskam, so schnell sie irgendwie konnte.


    Von außenunterschied sich diese Fluchrolle kaum von der ersten, wenn sie jedoch geöffnet wurde konnte man folgenden Inhalt ausmachen:


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    für jemanden mit Griechisch-Kenntnissen: nedniwhcs llos dnatsreV nies sudipeL suirebiT suicuL ehculfrev hcI

  • Jetzt fehlte nur noch das Schlafzimmer. Eigentlich der schwierigste Raum von allen, aber glücklicherweise hatte sich Lucia hierfür etwas ausgedacht. Arsinoe zog die kleine Iuno-Statuette und eine Blume aus ihrem Beutel hervor. Die Statuette war als Vase gearbeitet, in die man die für Iuno so typischen Lilien stecken konnte. Oder eben welche Blume auch immer man mochte. Jetzt für die Schenkung war natürlich die Lilie das einzig wahre. Lucia hatte lange überlegt, wie sie die möglichen Auswirkungen ihres Fluches auf Flavia mindern konnte und hatte sich letztlich hierfür entschieden. Arsinoe wollte jedoch zuerst lieber den Fluch verstecken. Am Kopfteil zur Wand hin drückte sie also die kleine Fluchrolle in eine kleine Lücke zwischen einem Brett und dem Fuß des Bettes. Das erledigt, arrangierte sie die Statuette auf einem ebenfalls mitgebrachten bunt bestickten Tuch und machte danach dass sie auf und davon kam.


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    für jemanden mit Griechisch-Kenntnissen: Ich verfluche Lucius Tiberius Lepidus aus seinen Lenden soll kein Sohn entspringen

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