Tablinium | Verschollen

  • "Ich habe etwas wegen Aquae Mattiacorum herausgefunden!"


    erklärte Privatus, als er - wie üblich ohne anzuklopfen - ins Tablinium geschneit kam, in dem Crispus über der Abrechnung des Magna-Mater-Tempels saß. Er hatte aufgegeben zu versuchen, seinen Verwalter in dieser Sache zu erziehen - Privatus war und blieb ein unhöflicher Kerl, aber zumindest verstand er etwas von seinem Geschäft und war inzwischen unersetzlich. So wie jetzt, wo er offensichtlich einen Informanten wegen Aquae Mattiacorum gefunden hatte: Dort hatte der Petronier eine Villa Rustica auf dem Land errichtet, das der Kaiser ihm zum Abschied von der Legion geschenkt hatte und das jetzt formal Lucius gehörte, damit er den Rittercensus erfüllte. Faktisch kümmerte sich der Alte aber natürlich weiterhin darum, zumal er ja viel näher dran war als sein Sohn, der jetzt wahrscheinlich schon irgendwo am anderen Ende der Welt bei der Flotte diente. Und momentan gab es wieder guten Grund, sich darum zu kümmern: Seit Monaten war keine Pacht mehr eingegangen und die Briefe, die Privatus an die Pächter geschrieben hatte, waren unbeantwortet geblieben. Entsprechend neugierig war Crispus, was es für Neuigkeiten gab!


    "Und, was is' mit Dumnorix?"


    "Keine Ahnung - er ist weg!"


    erwiderte Privatus trocken.


    "Wie weg?"


    "Weg - nicht mehr da! Das Anwesen war verlassen, scheinbar schon seit einiger Zeit! Der gute Dumnorix ist scheinbar gegangen und hat alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war!"


    Crispus stöhnte. Vor vielen Jahren war ihm die ganze Villa von ein paar Banditen angesteckt worden und jetzt hatte auch noch ein Pächter ihn gelinkt - er fragte sich, ob die Götter einfach nicht wollten, dass das kaiserliche Land ihm Glück brachte.


    "Also wie hoch in der Schaden?"


    "Keine Ahnung - unser Bote hat keine Inventur gemacht... aber sicher ein paar hundert Sesterzen... Scheinbar hat auch eine Bande Landstreicher für eine Weile im Hauptgebäude gehaust..."


    Der Alte seufzte - er musste etwas tun! Normalerweise hätte er Marcellus dorthin geschickt - der Junge war eifrig und würde eines Tages sicherlich einen hervorragenden Offizier abgeben. Aber Marcellus bekleidete momentan das Aedilat und konnte kaum für mehrere Tage in privaten Angelegenheiten die Stadt verlassen.


    "Also gut - kümmer' dich um Geleit für mich. Ich fahr selber hin und schau mir die Sache an! Hol' mir Marcellus her, ich muss mit ihm reden!"

  • Marcellus wurde von Privatus informiert das sein Oheim ihn dringend sprechen musste. Daher eilte der junge Mann so schnell er konnte zu seinem geliebten Oheim.
    "Onkel du willst mich sprechen sagte mir gerade Privatus?" Marcellus konnte sich gar nicht vorstellen was los war. Aber Privatus hatte ziemlich wichtig geklungen. Nun der Oheim würde sicherlich gleich erzählen was los war. So wartete der junge Petronier gespannt auf das was der Alte auf dem Herzen hatte.

  • Erwartungsgemäß war Marcellus rasch zur Stelle und zeigte sich eifrig wie immer.


    "Marcellus"


    begann der Alte und setzte eine gewichtige Miene auf.


    "Du erinnerst Dich sicher, dass ich neulich erzählt habe, dass unsere Pächter in Aquae Mattiacorum ihre Pacht nicht zahlen. Jetzt habe ich herausgefunden, dass sie mit unserem Besitz auf und davon sind.


    Ich muss deshalb dorthin reisen und nach dem Rechten sehen - neue Pächter suchen, den Schaden begutachten und so. Du musst hier bleiben und deine Magistratur fertig machen. Und auf die Casa Petronia aufpassen."


    Die Neuigkeiten kamen sicher überraschend, aber Crispus war kein Freund des um-den-heißen-Brei-herum-Redens.


    "Ich vertraue dir die Sorge für mein Haus und meine Betriebe hier an. Ich bin sicher, du hast genug gelernt, dass du diese Aufgabe gut erledigen kannst."

  • Marcellus war geschockt, der Oheim hatte große Einbußen durch seine Pächter erlitten, wie hatte das geschehen können. Dem jungen Petronier war es nicht recht dass er seinen Oheim alleine gehen lassen sollte. Gerade in so einer Stunde sollte man als Familie doch zusammen halten, doch natürlich hatte der Oheim bereits alles sorgsam durchdacht.
    "Mir ist es gar nicht recht wenn ich dich alleine lassen soll. Es gebietet die Pflicht gegenüber über dir und der Familie das ich für dich da sein sollte. Aber natürlich kann ich mein Amt als Aedil nicht einfach so verlassen. Versprich mir wenigstens mich ab und an zu informieren wie es läuft und wenn du Hilfe brauchst melde dich bitte."
    Marcellus trat auf den Oheim zu und umarmte ihn ganz kurz. Es tat ihm weh nun ohne den Oheim auskommen zu müssen. Ein Mann von Anstand und Wissen der Marcellus immer gut beraten hatte. Für den jungen Petronier war es nun wie wenn ein Stück seines Herzens herausgerissen worden war. Marcellus wollten fast die Tränen kommen ob der nun herrschenden Situation. Aber ein Petronier hatte seinen Pflicht zu tun egal wohin es ihn auch verschlug. So war es schon immer in der Gens gewesen und so würde es auch bleiben.

  • "Natürlich, natürlich - ich hoffe, dass es auch nicht zu lange dauert!"


    antwortete Crispus, als er die Trauer in den Augen Marcellus' sah. Sein Neffe war wirklich ein guter und loyaler Junge...


    "Kümmer' dich auch um unsere Klienten und Freunde - vor allem natürlich um Octavena. Ich werde morgen früh aufbrechen."

  • "Damit du auch offiziell über meine Betriebe bestimmen kannst, hab' ich einen kleinen Vertrag vorbereitet - nur, dass niemand in meiner Abwesenheit Beschwerde einreicht."


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Überlassungserklärung


    Hiermit überlasse ich, Marcus Petronius Crispus, Decurio von Mogontiacum und Primipilaris der Legio II Germanica, meinem Neffen Titus Petronius Marcellus, Decurio von Mogontiacum, meine Betriebe


      [*]Lapicidinae Vici Novi ante Mogontiacum
      [*]Officina Vestiti Petronia
      [*]Steinmetzwerkstatt des Willigis
      [*]Weber aus der Civitas Mogontiacum

    unbegrenzt zu bewirtschaften und ihre Erträge zu nutzen.


    Diese Erlaubnis gilt bis zu meinem ausdrücklichen Widerruf.


    http://gdurl.com/4rAG


    M' Petronius Crispus

    [/FONT]



    "Ich hoffe, das passt so..."


    sagte er und legte Marcellus die Erklärung auf den Tisch.

  • Er griff zu seinem Geldbeutel und suchte darin einen Schlüssel.


    "Das ist der Schlüssel zu der Truhe hinter mir. Du kannst dir etwas herausnehmen, wenn du es brauchst."


    erklärte er und gab Marcellus auch dieses Symbol häuslicher Macht.

  • Nun war der junge Petronier plötzlich zu Reichtum gekommen und hatte noch mehr Verantwortung erhalten. Es tat Marcellus sehr weh den Oheim gehen zu lassen um seine Geschäfte zu erledigen. Nun war er Titus Petronius Marcellus der einzige männliche Petronier vor Ort. Und hatte die Verantwortung über die Petronischen Güter.
    "Onkel ich werde dich und die Familie nicht enttäuschen."
    Heute war kein guter Tag, was nutze all der Reichtum wenn man seinen Vater im Geiste verlor.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!