Kandidatur zum Cursus Honorum [11/14] - Titus Duccius Vala

  • Die Wahlen standen schön langsam wieder vor der Tür und auch wenn der Senat wieder einmal kaum durch bedeutsame Debatten auf sich aufmerksam machte, so war es doch Vorschrift, dass die Herren Senatoren die Kandidaten für den Cursus Honorum vorgestellt bekamen.


    Aufsehenerregend war dabei vor allem eine Kandidatur: Die des Homo Novus Titus Duccius Vala zum Consul!


    "Der Candidatus Titus Duccius Vala, Sohn des Flavius Duccius Germanicus, kandidiert für das Amt des Consul. Er hat das Wort!"


    erklärte der amtierende Consul somit und hoffte, dadurch ein wenig mehr Aufmerksamkeit als in seiner bisherigen Amtsperiode zu gewinnen.

  • Menecrates glaubte zunächst, sich verhört zu haben. In seinem Alter kam das zuweilen vor, daher wandte er den Kopf zu seinem Nachbarn. Er fing einen gleichermaßen ungläubigen Blick auf und schenkte sich die Nachfrage, für die er bereits die Lippen geöffnet hatte.
    "Das ist ein Scherz, oder?", raunte er, bevor er den Blick wieder zum Consul wandte. Seine Verblüffung rang im Innern mit seiner Entrüstung um die emotionale Vorherrschaft. "Pft,", entfuhr ihm, bevor er leiser weitersprach. "Der kann doch nicht wirklich vorhaben, zum Consul zu kandidieren, wo er doch erst zur letzten Legislatur die schlechteste Res Gestae aller Zeiten abgeliefert hat."

  • Nach den sicherlich turbulentesten Jahren stand Vala nun hier.. der Gang zum Podest der Redner war der sicherlich schwerste seiner Laufbahn gewesen und es brauchte eine gewisse Kraftanstrengung die würdevolle Miene und gestraffte Haltung beizubehalten, die er zeigte bevor er mit der wichtigsten Rede seiner Laufbahn begann. Natürlich war es ein Husarenritt gewesen, der Weg hierhin... und er war alles andere als gerade gewesen. Dass das hier kein übliches Verkaufsgespräch darstellte, sondern den potentiellen Steigbügel ins eins der wichtigsten Ämter der Res Publica und das wichtigste erreichbare des senatorischen Cursus Honorum machte die Sache nicht leichter.
    Vala hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie das ganze hier angegangen werden sollte... vor allem weil ihm leichte Zweifel daran gekommen waren, ob sich die Ehrlichkeit, die noch seine Res Gestae nach seiner Praetur ausgezeichnet hatte, wirklich lohnte... immerhin hatten andere Magistrate deutlich dürftigere Amtszeiten noch als Erfolg verkauft und waren ganz offensichtlich damit durchgekommen. Andererseits hatten diese Magistrate nicht die Makel gehabt, die Vala sich in den vergangenen Jahren angeeignet hatte. Andererseits stand er auch nicht gerade mit leeren Händen hier.
    Die letzten Jahre hatten allerdings eine derart grundlegende Veränderung in dem nicht mehr ganz so jungen Germanen bewirkt, dass er letztlich nichts anderes darstellen konnte... darstellen wollte als denjenigen, der er nunmal war.


    "Patres Conscripti..." , begann Vala mit fester Stimme, inständig hoffend, dass diese ihn nicht in dieser Stunde verließ sondern ihn erneut durch die Wahl tragen mochte, "...ich stehe hier vor euch in der Nachfolge großer Namen wie Anistius Rusticus, Gnaeus Iulius Agricola, Marcus Annius Verus, Publius Decimus Lucidus, Gaius Prudentius Commodus und auch Marcus Decimus Livianus... und stehe hier vierzig Jahre nach dem ersten, um mich als nunmehr siebter Konsul ohne lange römische Ahnenreihe als Konsul zu empfehlen." , räumte Vala zu Beginn das Problem seiner Herkunft aus dem Weg, immerhin waren vor ihm bereits die Söhne von Baetikern, Galliern, Griechen und Iberern Konsuln geworden.


    "Als ich hier das erste Mal vor euch stand, kam ich als Sohn der Provinz Germania zu euch und hatte viele Flausen im Kopf... ich muss zugeben, dass es recht lange gedauert hat, bis mir auch die letzten ausgetrieben wurden. Ich bin meinen Weg durch den Cursus Honorum nicht immer geradlinig, nicht immer als strahlendes Vorbild und nicht immer mit kühlem Kopf gegangen. Ich stehe zu meinen Fehlern und verstecke sie nicht... ich werde euch nichts vormachen, ich bin nicht perfekt und ich habe durchaus Fehler begangen." , übte Vala sich in vorausschauender Selbstkritik und zog eben auf diese Art und Weise blank: er verpackte nichts, er machte niemandem etwas vor.
    "Aber ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, aus all meinen Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und die Aussöhnung mit vielen meiner Streitpartner der Vergangenheit gesucht und gefunden zu haben. Diese Entwicklung wurde auch durch euch möglich gemacht, Senatoren Roms. Durch euch und meinen Dienst an Rom bin ich zu dem Mann geworden, der hier heute vor euch steht. Ich habe als Tiro des Marcus Aurelius Corvinus begonnen, habe mich durch die Instanzen des Cursus Honorum gearbeitet und meinen Dienst an Rom sowohl im Felde... bei der Pest in Mantua wie auch im Krieg gegen den Usurpator, als auch hier im Senat versehen. Ich habe die mir von euch anvertrauten Ämter stets so ausgefüllt, dass ich mich nicht vor anderen Magistraten des Cursus Honorum verstecken muss... auch wenn ich meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst nicht immer gerecht geworden bin. Ich habe mehrere Gesetzesvorhaben und -änderungen mitgestaltet oder gleich angeführt und zusammen mit euch realisiert.


    Ich betone das 'mit euch' aus einem einfachen Grund: auch wenn es bekanntermaßen die einen oder anderen Differenzen in diesen Hallen gab, kann ich nicht leugnen meinen Werdegang auch der Zusammenarbeit mit euch, den Senatoren Roms, zu verdanken." , spannte der Duccius die Senatoren gleich mit ein und brachte sein nicht immer perfektes, aber durchaus noch als positiv zu verstehendes Resümee der Arbeit hier im Senat auf den Punkt.


    "Auch wenn meine Ahnenreihe nicht der euren entspricht... ich bin Römer und habe mein bisheriges Leben dem Dienste an Rom verschrieben, genauso wie es meine gesamte Familie tut. Auch wenn es Ahnen gab, die das Bürgerrecht nicht besaßen, sind die Mitglieder meiner Familie doch in großer Zahl Menschen gewesen, die sich in den Dienst Roms gestellt haben und es immernoch tun. Diesen Dienst an Rom will ich nun, so ihr es erlaubt, mit meinem Wirken als Konsul fortsetzen." , kam Vala nun zum Kern seiner Kandidatur, "Ich verspreche euch, euch und Rom als Konsul nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen.. wie ich es zuvor in meinen Amtszeiten getan habe, auch wenn mich äußere Umstände daran hinderten es immer mit der gleichen Verve zu tun. Ich verspreche euch, ein Diener und Konsul zugleich zu sein, der dieses Amt so ausfüllt wie dieses und Rom es verdienen.


    Ich komme nicht mit leeren Händen zu euch... neben meinen Referenzen plane ich als Konsul mehrere Projekte in Angriff zu nehmen, die ich mit euch zusammen realisieren werde.
    Einerseits plane ich ein Gesetz zur Freisetzung von inaktiver und brachliegender Habe wie auch Güter. Ich habe in Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Kanzlei herausstellen können, dass sich zur Zeit Geldwerte in sechsstelliger Höhe, materielle Güter in den zigtausenden und Landgüter zu DUTZENDEN brachliegen, ohne dass sie dem Volke Rom zugute kommen. Und dies betrifft nur eine Auswahl der Familien Roms die zur Feststellung einberechnet wurden. Dies wäre etwas, das ALLEN in Rom und den Provinzen zugute kommen würde.


    Des weiteren kommen aus den Provinzen Klagen über rechtliche Unsicherheit, welche ich mit euch zusammen in Angriff nehmen werde um den Codex Universalis endlich um eine tragfähige Lex Provincialis zu erweitern. Dasselbe trifft auf den Codex Iuridicalis zu, da Details der Rechtsprechung in den Provinzen der detaillierten und potenten Klärung bedürfen.



    Des weiteren sind Senatoren und Bürger Roms mit kleineren, aber nicht unwichtigeren Anliegen an mich herangetreten denen ich hier Gehör verschaffen will." , kratzte Vala hier sein Wahlprogramm auch nur an und bot nur den Kern zur Schau um zu zeigen, dass er das Amt keineswegs des Prestiges innehaben wollte, sondern um tatsächlich und real Politik mit den Senatoren zu machen.


    "Patres Conscripti.." , kam Vala nun zum Schlusswort, "..ich stehe hier nicht als Kandidat in fleckenlos-weißer Toga, aber ich stehe aufrichtig da. Aufrichtig in der Überzeugung, mein möglichstes und bestes für Rom getan und dies dabei mit euch zusammen vorangebracht zu haben. Aufrichtig in der Überzeugung, mich seit meinen ersten Schritten hier zu einem Bürger Roms entwickelt zu haben, der der Geschichte und der Tradition Roms entspricht.. selbst wenn ich ebenso in der Tradition vieler der streitbaren Konsuln stehen würde, die dem ehrwürdigen Senat bereits vorsaßen. Aufrichtig in der Überzeugung, dass ich mit Inhalt und Wirken das Amt ausfüllen werde.


    Senatoren Roms... sprecht mir ein letztes Mal euer Vertrauen aus, und ich werde euch auch dieses Mal nicht enttäuschen. Als euer demütiger Diener und Konsul.


    Für euch. Für das Volk. Für Rom."

  • Anders als sonst beeilte sich Macer diesmal mit einer Wortmeldung, da der Sitzungstag schon weit fortgeschritten war und er zumindest die Chance auf einen kurzen Kommentar und vielleicht sogar eine Antwort haben wollte. "Ein letztes Mal unser Vertrauen?" begann er recht spontan mit dem Zitat einer Bemerkung aus dem Ende der Rede. "Du schließt also gleich aus, dass du später ein weiteres mal als Consul antreten wirst?" Das Lächeln zu dieser Frage machte klar, dass das nicht der Kern seines Beitrags sein sollte und auch keiner direkten Antwort bedurfte. "Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich habe eher eine Nachfrage, zu der ich deine realistische Einschätzung hören würde. Du sagst selber, dass du deinen Ansprüchen nicht immer gerecht geworden bist und dass dich äußere Umstände zuweilen etwas ausgebremst haben. Ich glaube, viele von uns können das hier mehr als gut nachvollziehen und haben ähnliche Erfahrungen gemacht." Dabei blickte Macer insbesondere auch über die Reihen der Consulare, zwischen denen er saß. "Von daher denke ich also, dass du zu einer realistischen Einschätzung fähig bist. Wie sieht diese für das kommende Jahr aus? Dass du Rom mit voller Kraft dienen möchtest, ist klar. Sonst würdest du nicht hier stehen. Und die äußeren Umstände bestimmen die Götter und nicht wir selbst. Aber trotzdem ahnt man ja manchmal, dass es eng wird oder eben nicht. Wie ist deine Prognose?" wollte Macer dann schlussendlich wissen. Das Programm klang schließlich ambitioniert und da wäre es doch schade drum, wenn davon viel den äußeren Umständen zum Opfer fallen würde.

  • Auf die scherzhafte Frage des Consulars Purgitius lächelte Vala nur einen Moment und hoffte, dass es nicht allzu gequält aussah... schließlich konnte er erst einmal nur darauf pokern DIESE Wahl zu gewinnen. Gleich davon zu träumen ein weiteres Mal das Konsulat zu bekleiden erschien ihm dann doch irgendwo... vermessen.


    "Die Antwort auf deine Frage fällt relativ leicht, Consular Purgitius..." , begann Vala schließlich mit bedachten Worten, "...fällt relativ leicht, da ich mir diese im Vorfeld meiner Kandidatur quasi stündlich gestellt habe. Dass ich nun hierstehe und euch um eure Unterstützung bitte zeugt vom Resultat dessen. Ich leide nicht mehr unter den turbulenten Zuständen, die mir zeitweise den Vollzug meiner Amtspflichten als Praetor erschwert haben und gehe dementsprechend gestärkt und frohen Mutes in die Perspektive meines potentiellen Konsulats."

  • Sextus hatte es sich eine geraume Weile überlegt, ob er denn etwas zu dieser Kandidatur sagen sollte oder nicht. Aber nach dieser Rede und diesem nonchalanten Hinweggehen über die eigenen Fehler, die der Duccius doch angeblich offen ausbreitete, wollte er sich nicht nachsagen lassen, er hätte geschwiegen und nichts gesagt. Denn auch, wenn er Claudius Menecrates nicht besonders leiden mochte, musste er dessen Kommentar zustimmen. Ebenso wie er die letzten Tage durchaus amüsiert den Wechsel der Werbung und anti-Werbung an diversen Hauswänden verfolgt hatte.


    “Du sprichst davon, dass du deine Fehler offen vor dem Senat zugibst, doch höre ich da wenig davon. Ich will dabei gar nicht auf deine spezielle Rolle am Ende des Bürgerkrieges eingehen, in der selbst Frauen in der Castra Praetoria unter deiner Obhut standen, als standesgemäß unter Hausarrest – oder andere Gefangene wohl schwer zu leiden hatten unter einer nicht standesgemäßen Unterbringung. Doch das ist lange her, und wir alle wollen den Krieg nur zu gerne vergessen.
    Gehen wir lieber auf die Ämter ein, bei denen du sagst, dass du lediglich nicht deinen eigenen Ansprüchen genügtetest. Doch was ist mit den Ansprüchen des Senats? Meinst du, du hast den allgemeinen Ansprüchen wirklich mit deinen kümmerlichen Spielen als Ädil genügt? Oder mit deiner Prätur, als du für vergleichbare Aufgaben in etwa doppelt so lange gebraucht hast, wie andere Prätoren vor dir? In deinen Res Gestae hast du noch deutlich bescheidener hierüber gesprochen. Und warst es nicht auch gerade du, der den Consular Decimus damals aufs schärftste angegriffen und verurteilt hatte, dass dieser deiner Meinung nach 'nur seine minimale Amtspflicht' getan hatte und eben nicht mehr?


    Du sagst, du hättest dich geändert, was dein Verhalten angeht. Doch glaube ich dir nicht. Was ist, wenn wieder jemand ein Wort des Einspruches erhebt, wenn du deine angedachten Reformen präsentierst? Versuchst du dann wieder, jeder kritischen Stimme den Mund zu verbieten? Verweigerst du dich dann erneut jedwedem demokratischen Prozess der Kompromissbildung? Oder schweigst du dich dann nur aus und bleibst jedwede Antwort schuldig?
    Als Consul würdest du wohl der Nobilitas angehören, doch sehe ich wenig nobles in deiner Person. Und bevor deine neue Einstellung nicht einmal ernsthaft auf dem Prüfstand war, würde ich auch nicht mit Vertrauen in Vorschuss treten.“


    Vielleicht war das ein oder andere sehr hart gesagt, aber Sextus war nicht gewillt, hier gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich hinterher vorwerfen zu lassen, er hätte geschwiegen und würde einfach so vorbehaltlos akzeptieren, dass irgend jemand sich so gänzlich ändern konnte. Wenn Sextus Beweise sah, konnte er da vielleicht darüber nachdenken. Aber nur, weil jemand schöne Reden schwang, glaubte er das nicht.

  • "Ich darf dich daran erinnern, dass Krieg herrschte." , wandte Vala sich an den Aurelius und verkniff sich wie immer im Kontakt mit dieser Person jegliche lesbaren Gedanken, "Die einzigen Hände, die sich in dieser bitteren Zeit nicht schmutzig gemacht haben, sind jene gewesen, die untätig in den Schoß gelegt wurden."


    "Des weiteren stehe ich hier nicht als universeller Liebling des Senats, der es allen wird rechtmachen können. Sondern als jener, der es der Mehrheit will rechtmachen können... dass diese nicht jeden Senator einschließt ist unvermeidbar." , fuhr Vala fort, "Wieso sollte ich dies vollbringen können, hat das doch wohl noch kein Konsul Roms je geschafft. Wer so denkt, würde selbst bei Romolus keine Schwierigkeiten haben das Haar in der Suppe zu finden.
    Nichtsdestotrotz habe ich bereits verkündet, mich nach Kräften zu bemühen den Konsens zwischen den Senatoren nicht aus den Augen zu verlieren.
    Dass gerade du mir das nicht glauben willst ist weder neu, noch überraschend... und dementsprechend alles andere als unerwartet. Ich denke ich werde mich damit abfinden müssen, es DIR nicht recht machen zu können. Und du dich damit, dass ich es auch nicht mehr versuche."

  • Nun erhob sich auch Livianus und ergriff das Wort. Er wandte sich jedoch nicht dem Kandidaten zu, sondern dem restlichen Senat.


    "Anders als Senator Aurelius, glaube ich an die Worte und Vorsätze des Duccius. Ich bin sogar überzeugt davon, dass er einen mehr als passablen Consul abgeben wird.


    Wie Senator Aurelius eben selbst schon anmerkte, habe ich in der Vergangenheit bereits mehrmals die streitbare Seite des Kandidaten kennengelernt und auch wenn es mitunter sehr persönlich wurde, so trage ich ihm nichts nach. Senator Duccius hat sich bei mir für die mitunter emotionalen Konfrontationen öffentlich entschuldigt und Concordia um Vergebung dafür gebeten. Ich habe mich mit ihm ausgesöhnt und ich bin mir daher sicher, auch die Götter tragen ihm nichts nach. Und wenn die Götter und ich vergeben können, dann ist es wohl nicht falsch davon auszugehen, dass auch ihr es könnt.


    Senator Duccius ist zweifellos ein aufrichtigen Römer, den wir im Laufe der letzten Jahre ausgiebig mit all seinen Ecken und Kanten kennengelernt haben. Er ist vielleicht nicht der Diplomatischste und trägt sein Herz auf der Zunge, aber mir persönlich ist ein solcher Consul lieber, als einer, der seine Hände in den Schoß legt und seine Meinung mit dem Wind dreht, der ihm gerade aus dem Senat entgegen weht.


    Auch seine Abstammung sehe ich als kein Ausschlusskriterium und auch die von ihm bereits aufgezählten Amtsvorgänger haben bereits oftmals unter Beweis gestellt, dass die Herkunft in der heutigen Zeit kein Thema mehr sein sollte.


    Ich unterstütze daher die Wahl des Ducciers zum Consul und bin überzeugt, dass er es verdient hat diese Chance auch zu erhalten. Ebenso wie ich überzeugt bin, dass er uns nicht enttäuschen wird, sondern als einer der wegweisendsten Consuln in die Geschichtsbücher eingehen wird."


    Abschließend nickte der Decimer den Anwesenden dankend für ihre Aufmerksamkeit zu und nahm wieder seinen Platz in den Reihen der Consulare ein.

  • Auch hier erhob Sedulus seine Stimme.


    Werte Väter Roms. Auch hier kann ich nur dem Praefectus Urbi Decimus Livianus zustimmen. Auch ich hatte schon meine Probleme mit Duccius Vala aber es gibt bekanntlich nichts, was man nicht klären kann. Auch hat er mir bei meinem Mißgeschick, von dem ihr alle sicherlich mitbekommen habt, mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ich bin mir sicher, er wird seine Sache als Consul gut machen, so hoffe ich zumindest.


    Mehr wollte Sedulus eigentlich nicht dazu sagen, da Decimus Livianus eigentlich schon alles gesagt hatte.

  • Die Vorbereitung der Wahl war im stillen Kämmerlein mit der gewohnten germanischen Akribie vonstatten gegangen. Dies wurde ausgerechnet, jene Möglichkeiten in Betracht gezogen und immer und immer wieder die öffentliche Stimmung aufmerksam beobachtet um abschätzen zu können womit er zu rechnen haben würde, wenn er den Schritt zum Konsul wagte und seine Kandidatur bekanntgab. Dass er einige, aber längst nicht alle Steine aus dem Weg räumen konnte hatte die Aussichten LEICHT verbessert. Und doch was die Prognose: das würde eine verdammt enge Kiste werden. Allerdings hatte er eine solche bereits hinter sich gebracht... und vom Tiefpunkt seiner Karriere ausgehend konnte es nur nach oben gehen.
    So hatte Vala, der gespannt wie ein Flitzebogen hier auf inmitten des Senats stand und sich diesem als Anführer empfahl, eine ganze Palette an zu erwartenden Reaktionen im Kopf die er zu einer riesigen Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander verband um irgendwie die Zukunft berechnen zu können. Eigentlich war es das, was er stets und ständig seit seiner Kandidatur als Vigintivir tat... ausrechnen, vorhersagen, erwarten. Nur hier und heute, bei seiner Kandidatur als Konsul, fiel die Rechnung ungleich komplexer und unübersichtlicher aus... es gab einfach immernoch viel zu viele... VERDAMMT viele unbekannte Variablen.


    Mit dem decimischen Konsular meldete sich eben eine dieser unbekannten Variablen. Vala hatte zwar schon vor seinem Entschluss zur Kandidatur um des lieben Friedens willen an einer Entspannung des Verhältnisses gearbeitet.. aber auch wenn der decimische Konsular sich Willens gezeigt hatte, diese Offerte anzunehmen, wusste Vala auch um den Stolz des Mannes.. und dementsprechend nicht darum, ob die Versöhnung so tiefgreifend war wie er hoffte. Dementsprechend wusste Vala nicht so recht, was er erwarten sollte und wappnete sich innerlich für das dunkelste Szenario, als der Decimus das Rederecht bekam und... den Aurelier an die Wand klatschte.
    Der nicht mehr ganz so junge Germano-Römer, der sich gern selbst als mit allen Wassern gewaschen betrachtete und glaubte, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein, musste hilflos beobachten, wie sein Unterkiefer bei der fortgeführten Rede des Konsulars immer mehr der Schwerkraft nachgab und er in atemloses Staunen verfiel. Hatte er sich vorher noch eingebildet, nicht genau zu wissen was er vom Decimus erwartete war nun doch ziemlich schnell klar, dass er DAS ganz sicher NICHT erwartet hatte.
    Dass die Lobrede des Decimus, in Anbetracht der Rede des Duccius vor wenigen Jahren, auch als Watsche ihm gegenüber verstasnden werden konnte war Vala nur allzu klar... aber was für eine Watsche das war! Wärmer konnte sie sich auf der Wange nicht anfühlen.. was wohl auch an dem leichten Schauer der Scham liegen mochte, der über Vala hinwegfegte als der Decimus über ihn sagte, was er selbst über den Redner während seiner Amtszeit nicht zu sagen vermocht hatte.


    Es knallte Laut, als Vala nach der Rede des Konsulars seinen Unterkiefer mit Gewalt wieder nach oben zwang und die Zähne hörbar zusammenprallten. Er musste sich den einen Moment der offensichtlichen Überraschung gönnen, eben weil der Moment zu sehr dies war: vollkommen unerwartet. Aus dem Nichts. Dass der Germanicus mit seiner Empfehlung gleich folgte, unterstrich die Tatsache doch: hier hatten sich zwei seiner ehemaligen Gegner im Senat zu Unterstützern seiner Sache gewandelt. Das war eine große Bürde... die Vala auch als solche zeigte: "Consular Decimus.." , begann der duccische Aspirant, nachdem er einen kurzen Moment um seine Fassung rang, "...Senator Germanicus.. ich danke euch für eure Worte." Kurz angebunden, freilich... aber nach dieser Welle der Überraschung fiel es Vala schwer, die richtigen Worte zu finden. Irgendwie schien ihm die Curia Iulia nicht mehr ganz so düster wie zuvor..


    Die Wahl selbst war.. anders als erwartet... eine Zeit innerer Ruhe. Die ganze Anspannung fiel mit einem Schlag von ihm ab und ließ ihn das Geschehen in passiver Haltung abwarten. Natürlich gingen ihm seine ganzen Vorhersagen durch den Kopf, aber er betrachtete sie nicht mehr so obsessiv wie in den Tagen zuvor. Die Wahl analysieren würde er später noch zur Genüge tun.. egal wie sie ausging.
    Als das Ergebnis dann feststand und zeigte, dass knapp zwei Drittel der Senatoren ihm sein Vertrauen aussprachen, traf ihn dass dann doch wie ein Hammerschlag und die Knie wurden ihm weich... leicht fuhr seine Hand nach hinten als wolle er sich irgendwo festhalten, aber da gab es nichts. Also blieb Vala nichts anderes als eine letzte Kraftanstrengung um in diesem Moment des Erfolgs nicht einfach umzukippen und von der abfallenden Spannung mit hinunter gerissen zu werden.


    "Ich danke dem Senat Roms für sein Vertrauen.", gab Vala, sichtlich aufgewühlt von diesem Ereignis, "Vor allem jenen, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben... ich werde euch nicht enttäuschen. Und jenen, die meine Kandidatur und meine Person mit Skepsis betrachten: ihr werdet sehen, dass meine Amtszeit zum Schaden Roms nicht war."


    Mehr brachte er in diesem Moment nicht hervor und trat nach einem Moment der angemessenen Ruhe ab.

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