Casa Germanica - Gäste

  • Lucilla erwacht spät am Morgen und der erste Blick in den neuen Tag bringt alle Erinnerung an den vergangenen mit sich. Lange war sie am vorigen Abend wach gelegen, hatte sich wieder und wieder in dem fremden Bett herumgewälzt und sich schließlich in den Schlaf geweint.


    Sie reibt sich die längst getrockneten Tränen von der Wange und zieht die Decke noch etwas höher. Eine fremde Decke, in einem fremden Bett in einem fremden Haus. Regelrecht geflüchtet ist sie aus der Casa Decima, geflohen vor ihrem Bruder, der sie manchmal noch immer wie ein kleines Kind behandelt. Und doch ist er ihr Bruder. Erneut kommen ihr die Tränen und sie blickt durch einen verwaschenen Schleier fragend nach oben. Stumm schickt sie die Frage an die Götter, warum sie nicht einen Mann und einer Bruder haben kann? "Ist dies wirklich zu viel verlangt?" Kraftlos lässt sie ihren Kopf zurück auf das Kissen sinken und bleibt eine Weile liegen, zahllose Fragen im Kopf und keinerlei Antworten in Sicht.


    Etwas später quält sich Lucilla langsam aus dem Bett, streift eine einfache Tunika über, wäscht sich in der bereitgestellten Waschschüssel und steckt ihre Haare locker zusammen. Sie hat wenig Hunger, doch irgendwann müsste sie das Zimmer verlasen...


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    Philomelus; Sklave und Scriba


    Nach den Festlichkeiten im Haus Germanica hatte eine großangelegte Reinigungsaktion begonnen. Tücher wurden abgeflaggt, Installationen zurück gebaut, alle Räume penibel gereinigt und die Kissen, Decken, Vorleger und Teppiche im Garten gut durchlüftet sowie ausgeklopft. Es war eine gesperrte Zone und an diesem Tag war es besonders wuselig. Im Atrium kein Platz, im Speisezimmer nass auf dem Boden und auch in den sonstigen Räumen, die zu einem Gespräch geeignet waren, fehlte das übliche Blickfeld einer Senatorencasa ala Germanica. Ausweichend zu diesem Ort gab es einige Gästezimmer, die ebenso wie Arbeitsräumlichkeiten oder das Oecus über Tische, Stühle und Klinen verfügten. In genau solch einen Raum führte der Türsklave nun den Gast der Aurelier.


    Der Raum glänzte von trendigen Farbspielen, war edel aber auch geschmackvoll eingerichtet, hatte den üblichen Travertim als Bodenbelag, dessen Oberfläche zudem warm anmutete. Dies kam von der auch hier installierten Hypokaustenheizung. Zusätzlich stand noch eine Feuerschale an der Sitzgruppe. Ihre Glut glimmte nur sehr schwach und wurde jetzt etwas aufgefrischt.


    "Wartet hier bitte, ich werde den Senator Avarus holen gehen und schauen ob sein Neffe ebenso im Haus ist."


    Ohne zu fragen ließ er einen Sklaven, der bei solcherlei Besuchen immer von der Tür mit zum Besprechnungsort folgte, für eine Erfrischung sorgen und begab sich hinaus.



    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Etwas überrascht ob des Trubels, der in der Casa Germanica an diesem Tage herrschte, wurde Imbrex in eines der Gästezimmer geführt. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Audienz mit zwei Senatoren. Der Aurelius ließ sich allerdings nicht weiter beirren, sondern machte sich zunächst mit der Räumlichkeit vertraut. Auch wenn die üblichen Empfangsräume heute wohl eine Tabuzone darstellten, konnte Imbrex nicht behaupten, dass er in einen schlampigen, gar unwürdigen Teil des Hauses geführt wurde. Nein, die Einrichtung war dem Hause eines Geschlechts, aus dem mehrere Senatoren entsprangen, würdig. Obgleich der Aurelius nicht gefragt wurde, war er dem Getränk, dass ihm im nächsten Moment von einem der Haussklaven gereicht wurde, nicht abgeneigt. Eine Erfrischung war nach diesem langen Tag durchaus angebracht. Während er immer wieder an seinem Getränk nippte, harrte er der Dinge und verweilte, die Ankunft der Senatoren abwartend, im Raum.

  • Germanicus Avarus kam als Erster. Er war in seinem Officum gewesen, als einige Schreiber der Familie die Dokumente nach seinen Aufstellungen sortierten und dabei gleich den Staubwedel ran ließen. Dort war es deutlich zu laut zum Sprechen und somit dieser Raum wirklich die bessere Wahl.


    "Man sagte mir ein Aurelius Imbrex ist zu Besuch. Ich grüße Dich."


    Er musterte sein Gegenüber kurz, nahm dabei ebenfalls einen Becher entgegen. Seiner dampfte jedoch. Warmer Honigwein. Ein scheußliches Gesöff, aber das Beste, was bei einer leichten Erkältung schnell zur Klärung beitrug.


    Um ins Gespräch zu kommen, fuhr Avarus wie folgt fort:


    "Bist du mit einem der aurelischen Senatoren Ursus et Corvinus verwandt?"

  • Der erste Senator, der den Raum betrat war wie erwartet Avarus. Man hatte Imbrex ja bereits an der Porta versichert, dass der Ältere anwesend war. Sedulus musste offensichtlich erst noch gesucht werden. Mit einem respektvollen Nicken grüßte Imbrex den Hausherren, der recht routiniert schien. Solcherlei Gespräche waren vor den Wahlen sicherlich keine Seltenheit für einen einflussreichen Senator. "Salve, Senator. Mein Patron Aelius Quarto dich ebenso." Wie immer rückte der Aurelius erst einmal seine 'Visitenkarte' heraus, die ihm bei so manchen Senator ja schon in ein besseres Licht gerückt hatte.


    "Sehr wohl. Eine entfernte Vetternschaft, da Ursus und Corvinus aus dem römischen Familienzweig, ich selbst aus dem sardinischen Familienzweig des Claudius Aurelius Crassus stamme." Wieder einmal nannte Imbrex den Namen seines Großvaters. Da Avarus augenscheinlich ein erfahrener Senator war, der bereits mehrere Jahre in der Curia Iulia verbracht hatte, war ihm sein Großvater vielleicht noch ein Name.

  • Philomelus hatte Sedulus berichtet das ein Gast, ein gewisser Publius Aurelius Imbrex etwas von ihm und seinem Onkel wolle und das er ihn in eines der Gästezimmer geführt hatte.


    Im Gästezimmer angekommen, sah er den Gast schon mit seinem Onkel zusammensitzen und sie unterhielten sich schon.


    Salve Onkel Avarus.


    Grüßte er den alten Herrn und blickte dann zum Gast.


    Und mußt Publius Aurelius Imbrex sein. Sei mir gegrüßt.


    Sedulus suchte sich eine Sitzgelegenheit und lauschte dann den Worten des Imbrex.

  • Soso Aelius Quarto war also dessen Patron. Für ihn war es nicht begreiflich, wie die sonst so insich gekehrten Patriziergentes zu hauf Plebejer als Patrone nannten. Doch für den Moment sollte es ihm egal sein.


    "Soso Vetternwirtschaft also."


    Da hatte er wohl etwas falsch gehört, aber für einen Mann mit seiner Einstellung war das das Normalste der Welt.


    "Und du bist hier, weil du kandidieren willst? Was hast du denn bis heute gemacht, also nunja ich kenne dich zum Beispiel noch nicht."


    Und das wollte in Rom etwas heißen. 8)


    Ohne den Gast außer Acht zu lassen, nickte Avarus seinem Neffen begrüßend zu und wartete auf die Antwort. Danach konnte auch Sedulus sich gerne äußern.


    Sim-Off:

    Ich komm mal in die Potte, weil die Bewerbungen ja schon laufen.

  • Mit einem ebenso respektvollen Nicken grüßte Publius nun auch den Jüngeren. "Salve, Senator." Dann wendete sich Imbrex wieder an Avarus, der das Thema - keinesfalls zur Verwunderung seines Gastes - prompt erfasst hatte. "Wahrlich, Senator, ich beabsichtige bei den kommenden Wahlen in der Curia Iulia zu sprechen."


    Die nächste Frage war im Gegensatz zur vorhergehenden nicht allzu leicht zu beantworten, immerhin umfasste sie nicht nur verschiedene Arbeiten, die der Aurelier bisher geleistet hatte, sondern auch verschiedene Abschnitte seines noch jungen Daseins. "Ich war lange Zeit auf Sardinien, wo ein Paedagogus für meine Bildung sorgte. Später stellte ich mehrmals Beamten der sardinischen Verwaltung zur Seite, die mir einen Einblick ins politische, sowie gesellschaftliche Leben gewährten. Mein Weg führte mich anschließend nach Corinthus, wo ich ausgiebigen Studien der römischen und griechischen Kultur nachging, sowie meine rhetorischen und rechtlichen Kenntnisse weiterbildete. Nun bin ich in Rom, wo ich mich bisher bemüht habe am der Schola das Rechtswesen zu studieren, um für das Amt eines Tresvir capitales als geeignet angesehen zu werden."


    Sim-Off:

    Gerne.

  • Sedulus lehnte sich entspannt zurück und lauschte den Worten des Gastes.


    Das hört sich ja alles sehr interessant an. Und du hast auch schon ein Amt inne gehabt oder warst du nur auf Schulen? Nicht das dies etwas Verwerfliches wäre im Gegenteil. Aber einmal ein Amt inner gehabt zu haben und sei es nur ein Kleines wäre schon von Vorteil.


    Wollte Sedulus wissen.

  • Publius wendete sich nach seinen Ausführungen ohne Umschweife zu Sedulus, der sich nun ebenfalls einschaltete. "Ein offizielles Verwaltungsamt, nein. Wie erwähnt stand ich der sardinischen Verwaltung als eine Art Assistent zur Seite, um mich dahingehend weiterzubilden und praktische Erfahrung zu sammeln. Sicherlich hätte ich auch selbst eine Magistratur oder ähnliches annehmen können, was in meinen Augen allerdings eher unüblich für meinen Stand gewesen wäre. Durch die Lehrzeit in der Verwaltung hatte ich ja quasi ein Amt als Assistent inne, obgleich dieses auch nicht offiziell anerkannt ist."

  • Publius musste kurz überlegen. Hatte er das nicht bereits preisgegeben? Wie dem auch sei, er wiederholte sich für die Überzeugung des Senators auf jeden Fall gerne. "Wie gesagt möchte ich gerne in die Reihen der Tresviri aufgenommen werden, sollte ich Erfolg bei der Wahl haben. Durch die Ablegung des Cursus Iuris und mein Interesse für das Strafrecht versuche ich mich entsprechend dafür zu qualifizieren."


    Was genau Sedulus mit weiterer Weg meinte, war Imbrex noch nicht vollends klar, doch beantwortete er die Frage folgendermaßen: "Durch meine Kandidatur ziele ich auf jeden Fall darauf ab, den Cursus Honorum langfristig zu verfolgen, um irgendwann in die Reihen der ehrenwerten Senatoren Roms aufgenommen zu werden."

  • Ach ja, das hatte er ja wirklich schon erwähnt. Naja...


    Tresvir capitales war ich auch. Das du langfristig gesehen den CH zuende bringen möchtest denke ich mir.


    Lächelte Sedulus.


    Ich dachte eher daran was du zwischen deinen Ämtern des CH so anstrebst.


    Gut, Tribun war auch klar, aber dass war ja nicht alles.

  • Als Patrizier war das Tribun ja keine Pflicht für Imbrex. Da er allerdings nicht wusste, dass Sedulus dies bereits fest einplante, setzte er zur Antowrt an. "Auch wenn es für mich keine Pflicht ist, beabsichtige ich doch Erfahrungen im Militär als senatorischer Tribun zu sammeln. Ansonsten werde ich mich wohl auch um einen Platz in einem der Priesterkollegien Roms bemühen." Dies stand allerdings vorerst noch in den Sternen. Erst einmal musste er sich um die anstehende Wahl kümmern.

  • Ja das weiß ich. Ich dachte nur daran dass du vielleicht Aurelius Ursus nacheifern möchtest. Er hat ja sogar gleich zwei mal ein Tribunat absolviert.


    Stellte Sedulus klar und überließ dann seinem Onkel wieder das Feld für weitere Fragen oder Anmerkungen.

  • Publius kommentierte Sedulus' Worte nicht weiter, sondern widmete sich direkt Avarus. Sicherlich konnte er sich vorstellen ein Tribunat zwischen den Wahlen einzuschieben, ein zweites wäre allerdings in seinen Augen übertrieben. Immerhin wollte er alsbald in die Reihen der Curia Iulia aufgenommen werden, womit sich weitere Möglichkeiten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens eröffnen würden.


    "Senator?" Abwartend blickte Imbrex zu Avarus, ob dieser noch weitere Fragen hatte.

  • Er hatte einen Moment in der Ruhe seine Kraft gesucht und nachgedacht. Die Worte kamen denen vieler junger Männer gleich und doch versuchte jeder Candidatus vorher sein Profil in irgendeiner Weise zu schärfen, sich damit von den anderen Kontrahenten abzusetzen. Diese Notwendigkeit wurde mit jeder Wahl schwerer, denn mitlerweile war alles versprochen worden, was man in Rom und der ganzen bekannten Welt herbeizaubern konnte.


    "Warum strebst du nach einem plebeiischen Tribunat? Das ist etwas, das ich nie verstanden habe. Männer unseres Standes werden dazu verdonnert es tun zu müssen und ihr geht freiwillig in den Dreck Germanien, die Wüsten Syriens oder die kalten Steppen Darciens? Warum? Was willst du dem Senat von Rom damit beweisen? Willst du lieber Plebejer sein oder strebst du nach deinem Weg im Cursus Honorum ein militärisches Kommando an?"

  • "Mit Verlaub, ich würde es nicht unbedingt plebejisches Tribunat nennen, Senator. Vielleicht senatorisches Tribunat", verbesserte Imbrex zunächst, um seine Position besser erklären zu können. "Meiner Ansicht nach sollte jeder angehende Senator, ob Patrizer oder Plebejer, auch seine Erfahrungen im Militär machen. Ohne das Militär hätte unser Imperium wohl nie derartige Ausmaße erreicht. Das Militär ist ein wichtiger Bestandteil unserer Res Publica, weswegen ich es als Pflicht, gar als Aufgabe sehe, mich auch in diesem Bereich zu beweisen. Von einem Tribunat verspreche ich mir sowohl militärische, als auch organisatorische Erfahrungen zu machen." Es folgte eine kurze Pause, ehe Imbrex fortfuhr. "Du verstehst sicher, Senator, wenn ich mich jetzt noch nicht festlegen will, allerdings werde ich mir die Chance ein militärisches Kommando zu übernehmen nicht nehmen lassen, sollte sie sich in ferner Zukunft bieten. Es wäre mir eine Ehre eine römische Legio zu führen, sollte ich mein Ziel, in die heiligen Hallen der Curia Iulia aufgenommen zu werden, erreichen."

  • Sedulus nickte anerkennend. Als ehemaliger CUler gefiel ihm die Einstellung des Aurelius Imbrex.


    Deine Worte ehren dich Aurelius Imbrex. Nicht alle Patrizier denken so wie du. Ich würde sogar her gehen und sagen, die Wenigsten. Du bist dir natürlich im klaren darüber, dass ich ab jetzt deine weitere Karriere mit Argusaugen weiterverfolgen werde.


    Grinste Sedulus und trank etwas.

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