Rebellische Gastfreundschaft - die Zelle des Marcus Iulius Dives

  • Nachdem man den Iulier und seinen Kompagnon am Tor in Empfang genommen hatte, wurde er durch die Castra zum Trakt geführt, dessen langgezogenes Untergeschoss den Carcer berherbergte.


    Die Zellen, in welchen die Duumvirn von Ostia untergebracht wurden besaßen nur das allernötigste an Komfort: einen Schemel mit einer Wasserschale, eine Pritsche und einen Nachttopf.
    Licht spendete eine einzelne Öllampe, deren Flackern mehr Schatten schuf als es sie vertrieb.

  • Der Umgang mit den Duumvirn wurde augenscheinlich unfreundlicher, nachdem sie die Castra Praetoria erreicht hatten. Hatte man mit dem duccischen Optio wenigstens noch halbwegs normal reden können, war man hier bereits mit unverständlichen Flüchen und ähnlichem barbarischen Gebräuch empfangen worden. Ein letztes Mal genossen die beiden Stadtobersten der Civitas an Tibermündung das Tageslicht, bevor sie anschließend auf unbestimmte Zeit im Dunkel der Innereien der Castra verschwanden. Und tatsächlich stolperten die am Schlafittchen geführten Duumviri mehr neben den Soldaten her, als dass sie wirklich kontrolliert gingen.
    Niemals hätte Dives noch vor einiger Zeit geglaubt, dass er überhaupt jemals in den Trakt der Praetorianer gelangen würde - am ehesten vielleicht noch, wenn er Serapio, den Praefectus Praetorio, so dringend um einen Gefallen bitten müsste, dass er ihn hier aufsuchen würde. Aber selbst das war eine Vorstellung, die ferner kaum sein konnte. Jetzt hingegen.. befand er sich tatsächlich hier - und darüber hinaus noch vollkommen unfreiwillig -, während Serapio.. vermisst wurde, traf es wohl am besten. Denn nicht nur, weil er sich hier gezwungenermaßen in den Castra Praetoria aufhalten musste, deren oberster Herr zumindest formal und nach dem Fettwanst noch immer Serapio (wenigstens für diesen Bereich hier) wäre, sondern auch weil er seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr von dem Decimer gehört hatte, vermisste er ihn.


    Genauso unsanft, wie er aus ebendiesen Gedanken gerissen wurde, landete der Iulier anschließend in einer der Zellen. Der Luxus hier erschlug einen deutlich Besseres gewohnten Mann nicht gerade. Seine Kindheit und Jugend in der Obhut seiner Mutter, der Tochter eines Censoriers, verbringend und anschließend die Gastfreundschaft seines senatorischen Cousins Centho genießend hatte das Leben des Iuliers in der Regel nicht nur mehr Komfort, sondern auch mehr Gesellschaft - wenigstens durch diverse Sklaven - zu bieten. In diesem Moment nämlich realisierte er, dass sein Collega Cassius Hemina ganz offensichtlich in einer anderen Zelle untergebracht wurde, denn hier war er jedenfalls nicht. Das hieß: So wortwörtlich offensichtlich war diese Angelegenheit bei der spärlichen Beleuchtung natürlich nicht, aber es reichte dennoch, um wenigstens dies zu erkennen.
    Der iulische Duumvir in Gefangenschaft seufzte. Es hätte ihm wohl eigentlich klar sein müssen, dass es hier mitnichten Doppelzellen gab - zumindest nicht für zwei Duumvirn ein- und derselben Civitas. Allein gelassen mit ihren Gedanken, so quälte man Menschen psychisch wohl noch mit am besten... So setzte sich Dives auf die alles andere als auch nur annähernd bequeme Pritsche, lehnte sich gegen das kalte Gemäuer, was ihm einen kurzen Schauer über den Rücken jagte, und schloss anschließend seine Augen. Es machte schließlich eh keinen großen Unterschied, ob er sie nun offen hatte oder nicht, und so konnte er sich zumindest vorstellen er wäre in einer anderen Zeit an einem anderen Ort...


    Er begann zurück zu denken und landete dabei zunächst lediglich zurück vor den Castra, wo die Welt ihm zuletzt die volle Vielfalt ihrer Farben gezeigt hatte. Selbst die Soldaten hatten draußen noch weniger farblos gewirkt... Neben sich stehend erkannte er den Cassier, der eindeutig unglücklich über diese Situation und dem nachfolgenden düsteren Seitenblick zufolge wohl auch einigermaßen wütend (?) auf den Iulier zu sein schien. Plötzlich meinte Dives seinen Amtkollegen im Hier und Jetzt hören zu können, dessen Vorwürfe, die sicherlich auch zu einem nicht ganz geringen Teil durchaus gerechtfertigt sein mochten. Immerhin hatte er Hemina überredet überhaupt hierher zu kommen, hatte er ihn überredet, dass es die beste Idee wäre allein zu zweit zu kommen, hatte er ihm letztlich sogar versprochen, dass man die Hilfe einer Großstadt wie Ostia vielleicht nicht mit Kusshand, aber dennoch dankbarer als.. mit Gefangenschaft entgegen nehmen würde. Aus dem Nichts tauchte sodann der alte Vater des Cassiers, Hemina Maior, auf und allein dessen Gesicht sprach Bände... Der Iulier drehte und wendete seinen Kopf und versuchte krampfhaft abermals gedanklich zu 'verreisen'.
    In einem kleinen Theater irgendwo im Nirgendwo fand er sich wieder - allerdings mitnichten in den Zuschauerrängen! Und ehe er die Zeit zu realisieren fand, was hier los war und überhaupt gespielt wurde, packten ihn bereits zwei finstere Gestalten und zerrten ihn grob auf die Bühne. Diese Szenerie kam Dives jedoch nicht nur aufgrund jüngster Erfahrungen hier, in den Castra, bekannt vor. So erblickte er aus den Augenwinkeln einen übergroßen Kerl, der sich bei genauerer Betrachtung jedoch nicht als fetter Vescularier darstellte. Die Gesichtszüge kamen ihm durchaus bekannt vor, was darüber hinaus wohl auch den Cornelius ausschloss, den der iulische Duumvir ja bisher lediglich vom Hörensagen kannte. Mit einem kleinen Schiff in der rechten und einem Gladius in der linken Hand stand der Typ seelenruhig und mit Genugtuung in jeder einzelnen Faser seines Seins einfach nur da und beobachtete, wie Dives anschließend gefesselt werden sollte. Doch Serapio und die ganzen anderen Decimer mit schockierten Gesichtern im Publikum sitzen sehend nahm der Iulier alle Kraft zusammen und floh, bevor ihm die Ketten angelegt werden konnten, ohne Rückblick von der Bühne... um sich hernach nun im Scriptorium (?) wiederzufinden? Dann konnte ja eigentlich... Er drehte sich um und wie ein Blitz schoss Serapio ihm mit tausenden Vorwürfen zugleich entgegen, sodass einzig die Flucht nach hinten blieb. Doch bereits nach zwei Schritten: Eine kalte Mauer in seinem Rücken. Erneut lief dem Iulier ein Schauer über den Rücken, gaukelte ihm doch seine Erfahrung vor zu wissen, was nun passieren würde. Doch wie hieß es so schön? Erstens kam alles anders; und zweitens als man dachte! Ganz langsam ging der Decimer vor Dives in die Knie, um anschließend... ... ... zu versuchen seine Sprunggelenke zu kitzeln?!?


    "AU!", stieß der Duumvir anschließend verärgert aus und riss seine Augen auf, um gerade noch die groben Umrisse der flüchtenden Ratte zu erkennen, die ihn soeben gebissen hatte. SO wichtig war ihm irgendeine Gesellschaft dann doch nicht, dass ihm die Götter gleich irgendwelche Nager auf den Hals (oder: die Sprunggelenke) hetzen mussten! Die Füße nun sicherheitshalber mit auf die Pritsche stellend und seine Beine mit den Armen umfassend entschloss sich Dives, dass er so schnell kein Auge mehr hier zumachen würde. Hoffentlich käme sein Großonkel bald, um ihn hier raus zu holen! Das hieß: Hoffentlich hatte dieser duccische Optio nicht einfach nur das Geld genommen und sich nur einen schönen Tag damit gemacht - ohne Nachricht an Licinus zu überbringen...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg Das Servicepersonal der Castra Praetoria bestand nebst den bewaffneten Wachen vor allem auf Sklaven, die den Insassen das Essen brachten, die Nachttöpfe austauschten oder die Lampen wechselten. Sie waren angehalten mit den Gefangenen kein Wort zu sprechen, und so huschten sie meist in die Zellen hinein und wieder heraus ohne den Mund auch nur aufzumachen.
    Nur der hier, der war redselig: "Essen, Iulius. Lecker Puls... und Brot.", sprach er, als er dem Iulius eine Schüssel mit dem klassischen Soldateneintopf der römischen Antike auf den Schemel stellte, dazu ein Stück Brot und einen Löffel, "Heute ist sogar Speck drin."

  • Essenszeit? Der iulische Duumvir war ohne das Tageslicht bereits drauf und dran jedes Zeitgefühl zu verlieren. In seiner Zelle war es schließlich immer Nacht.. oder maximal vielleicht noch Dämmerung, nachdem dieser Glatzkopf eine neue Lampe mitgebracht hatte, die Dives zumindest das Gefühl vermittelte heller zu leuchten.
    "Danke.", rang er sich mit einen schmalen Lächeln ab, als ihm mitgeteilt wurde, was heute auf der Speisekarte stand. Puls und Brot... 'Immerhin besser, als gar nichts.', dachte er sich und meinte gehört zu haben, dass sich selbst die Oberschicht bis in die späte Republik von Puls - wennauch mit Eiern, Käse und Honig ordentlich 'aufgepeppt' - ernährt hätte. Er nahm sich Löffel und Schüssel und füllte sich sogar etwas auf, doch im letzten Moment ließ er das Essbesteck wieder in den Brei sinken.
    "Sag, wie sieht es draußen aus? Wird Roma noch immer belagert? Und was ist mit Ostia? Weißt du, ob sich Truppenteile dorthin auf den Weg begeben haben?", lenkte er sich selbst von diesem.. Soldatenessen ab, mit dem er, als jemand, der sich bisher stets weit weg von jeglichem Soldatenleben gehalten hatte, nicht besonders viel anfangen konnte. Wäre da nur nicht dieser Hunger, der sich allmählich doch seine Wege bahnte...


    Von dem resignierenden Gedanken getroffen, dass dieser kahlköpfige Kerl, der hier Essen verteilte, wohl kaum wissen würde, was draußen wirklich los war - zumindest in Bezug auf die ostiensische Hafenstadt war das wohl sicherlich etwas utopisch -, flößte sich Dives letztlich doch einen ersten Löffel des Eintopfes ein. Bah! Absolut widerlich und scheußlich... zumindest verglichen mit der üblicherweise mehrgängigen, iulischen Küche...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg Erwartungsvoll hatte der Sklave abgewartet, ob dem Iulier das Essen schmecken würde, immerhin war das eine abwechslungsreichere Erfahrung als die Soldaten, die immer die gleiche Miene verzogen wenn sie mal etwas zu essen bekamen das sie sich nicht selbst zubereitet hatten. Als der Duumvir Ostias den Löffel aber wieder sinken ließ, blickte er deutlich enttäuscht rein, nahm dafür aber umso dankbarer den Faden zum Gespräch auf: "Rom wird nicht mehr belagert... das einzige, was noch belagert wird, so sagt man, sei der Palast des Kaisers, jaja.", plapperte er gleichwohl drauf los, "In der Stadt soll Chaos herrschen... überall gehen Leute aufeinander los, berauben sich gegenseitig ihrer Habe, und mittendrin die Soldaten des Kaisers. Ein heilloses Durcheinander... Vescularianer gegen Palmaner und umgekehrt, jawohl. Ein wirklich, wirklich heilloses Durcheinander. Von Ostia habe ich nichts gehört... liegt das hier in der Gegend?"

  • "Mmm...", rang sich Dives letztlich als einzigen Kommentar zum Essen ab und versuchte sich in einem Lächeln. Es blieb jedoch tatsächlich nur bei dem Versuch. Unterdessen hörte er umso gespannter zu, was ihm der Kahlkopf berichtete. Doch wirklich viele Informationen hatte der leider nicht zu bieten. Roma war gefallen und während der Palast des Kaisers belagert wurde, fiel die restliche Stadt Anarchie und Chaos anheim. Aber was erwarteten die cornelischen Truppen auch anderes, wenn sie Leute einkerkerten, die ihnen - seit wann auch immer - helfen wollten, und eine Stadt und deren Bevölkerung angriffen, auf deren Unterstützung sie aus Sicht des Iuliers besser hätten bauen sollen. Roma gewaltsam zu erobern, denn davon ging der Duumvir hier stillschweigend aus, war einfach unglaublich. Und dann erzählte der Kerl fast etwas noch Unglaublicheres! 'Bei den Göttern! Apollo, du Erleuchter, bring ihm Licht ins Dunkel seines Nichtwissens! Apollo, großer Künstler, lass ihm zukommen nur ein wenig Kultur! Und Apollo, du strahlend Schöner, nimm dich bitte an seiner nicht vorhandenen Haarpracht!', schossen Dives gleich mehrere Bitten apollinischen Blitzen gleich durch den Kopf. Und wenn dies alles nichts hülfe, dann käme doch bitte Vulcanus, der Hauptgott Ostias, und trichterte diesem.. diesem.. Barbaren mit seinem gewaltigen Hammer ein, wer oder was Ostia war!
    "In der Tat. Besteig in Roma ein Boot und lass dich vom Tiber treiben, dann kommst du am Ostium, der Mündung, des Flusses ins Meer direkt an Ostia vorbei. Ist keine Tagesreise von hier.", erklärte der Iulier trotz allem nicht ausfallend. Denn diese Gesellschaft war schließlich immerhin noch besser als gar keine Gesellschaft. Seitdem der Glatzkopf hier war, hatte sich auch Salinator - so hatte der Duumvir die fette Ratte, die ihn gebissen hatte, in einem Anflug spontanen Witzes genannt - noch nicht wieder aus seinem Rattenloch hervor getraut.


    "Ich bin.. oder war dort bis zu meiner Gefangennahme Duumvir, also der höchste Mann der Stadt.", sprach er etwas melancholisch weiter und machte hernach einen kurze Pause. Wie es der Stadt wohl ohne ihn ging? Ob die Villa Iuliana dort noch stand? Wie es seinem Collega in einer der anderen Zellen wohl ergehen mochte?
    "Du weißt nicht zufällig, wie lange ich hier noch unfreiwillig zu Gast sein darf, was man von mir will oder mit mir vor hat?", verbalisierte er dann eine dieser quälenden Fragen. Immerhin war er hier angekommen, kurz nachdem die Truppen des Corneliers Roma erreicht hatten Jetzt war die Ewige Stadt gefallen. Die Frage nach der Zukunft drängte sich ihm da irgendwie auf... wie gleichsam auch der Gedanke, dass auch dafür der weissagende Apollo angerufen werden könnte...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg "Aha.", meinte der Sklave, weil ihm nichts besseres dazu einfiel. Er machte sich da auch keine Illusionen: sobald sie hier in Rom fertig waren, würde es für die Legionäre und somit auch für ihn zurück nach Argentoratum gehen. Müßige Ausflüge durch die Gegend kamen im Leben in der Legion auch und gerade für Sklaven eher selten vor. Dazu, dass er einen Duumvir vor sich hatte, hatte er zumindest ein anerkennendes "Oho! Hmhmhmh..." übrig. Was sollte er auch sonst dazu sagen, war er doch nur ein unbedeutender Stabssklave, der meist einfach nur Essen rumkutschierte. Ob für die Offiziere oder die Gefangenen machte dabei für ihn redlich wenig unterschied.. gut, dieser Gefangene schien zumindest etwas redseliger zu sein als die meisten Offiziere.
    "Weiß ich nicht, leider, nein nein. Vielleicht, wenn der Dominus Duccius kommt... Tribun der Legion und gerade ihr Anführer, weil der Legat noch in Verona darniederliegt, jaja. Oh... das hätte ich wohl nicht erzählen dürfen, oder? Nein, nein... ich rede wieder zuviel. Das gibt sicher Schläge. Ich gehe besser. Glaube ich."

  • Für den Moment war es dem Iulier relativ egal, wer oder was dieser Typ hier war, er leistete ihm Gesellschaft in diesem ansonsten einsamen, dunklen Loch. Gut, er hatte ganz gewiss auch seine Defizite (wie konnte man noch nie etwas von Ostia, dem Hafen Romas, gehört haben?), doch war er im Vergleich mit der Ratte Salinator noch immer die bessere Wahl. Schließlich konnte er reden und antworten und er biss nicht.
    "Nein! ... Bitte. Bitte, bleib noch.", bat Dives und suchte in Gedanken verzweifelt nach irgendwelchen Argumenten, um den Glatzkopf zum Bleiben zu überreden. Der beste Grund zum Bleiben, zu diesem Schluss kam der Duumvir letztlich, wäre wohl das Anschneiden eines neuen Themas, mit dem sich der Essenverteiler wohler fühlte und weniger das Gefühl bekäme ausgehorcht zu werden. Zweifelsfrei würde der Iulier sicherlich hier und dort auch noch die eine oder andere Frage einbauen, wenn es passte, doch so ließe sich dem Kerl vielleicht zumindest ein wenig seiner Angst vor irgendwelchen Schlägen nehmen. Dabei fiel Dives auf: Der Tribun, in dessen Gewahrsam er sich befand, hieß Duccius. War das nicht auch der Name des Optio, der ihn hierher gebracht hatte? - Scheinbar hatte dieser Krieg ganze Gentes aus dem Norden hierher, nach Italia und Roma, gespült, war dem Duumvir doch zuvor noch nichts von dieser Gens zu Ohren gekommen, nicht einmal deren Name.
    "Wo kommst du eigentlich her? Du bist doch sicher nicht aus Roma, oder?", fragte Dives also und implizierte damit natürlich auch irgendwie etwas mehr von diesem duccischen Tribunus zu erfahren. Denn wer aus Roma oder Umgebung käme, der hätte sicherlich früher oder später auch einmal etwas von Ostia gehört. Dem Kahlkopf war die Civitas unbekannt, sodass der Schluss nahe lag, dass der Tribun ihn hierher mitgebracht hatte - von wo auch immer.


    Dann nahm er noch einen Löffel dieser breiigen Pampe, versuchte sich dazu in einem Lächeln, um zu zeigen, wie gut das Zeug doch schmeckte, und hoffte, dass sein Plan aufginge und der Essenverteiler noch ein wenig länger bliebe. Dann könnte er sich vielleicht auch danach erkundigen, ob jemand versuchte ihn zu besuchen - ein gewisser Primus Pilus der Prima vielleicht? Und natürlich würde er auch einzustreuen versuchen die Frage, wie es seinem Collega, dem Cassier, erging. Doch bevor der Samen nicht erfolgreich ins Erdreich gebracht war, müsste die Ernte der Früchte natürlich noch warten...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg Der Sklave blickte einige Momente lang unsicher drein, der Widerstreit in ihm deutlich in seinem Gesicht abzulesen: er wusste, dass man ihm deutlich verboten hatte mit den Gefangenen großartig zu reden, andererseits waren diese von fast allen in der Casa noch am gesprächigsten. Und er redete doch so gern!
    Als der Iulier dann doch angetan vom Essen war, war der Streit beendet, und die Redelust hatte gewonnen. So fuhr er mit nunmehr wieder fröhlicher Miene fort: "Neeein, wo denkst du hin? Wir kommen aus Argentorate, das ist am Rhenus, dem großen Strom. Und ich hoffe, es dauert noch eine Weile bis wir wieder dorthin zurückkehren. Das Wetter ist soviel besser hier im Süden, weißt du? Die Sonne scheint viel wärmer zu sein... jaja."

  • Dives war irgendwie erleichtert nicht wieder mit der Ratte Salinator allein gelassen worden zu sein, wenngleich er hoffte, dass man ihm dies bei den Lichtverhältnissen hier vielleicht nicht unbedingt ansah. Eine Stadt namens Silberburg sagte nun aber wiederum dem Iulier nichts, während er dafür jedoch immerhin den Rhenus grob verorten konnte.
    "Ein weiter Weg..." vom wilden Germanien bis ins kultivierte Herz des römischen Imperiums. "... und auch steinig, wie ich gehört habe. Ich meine, ihr habt die Praetorianer besiegt, richtig?", versuchte Dives das Thema erneut wieder etwas umzuleiten. Dass der Essenbringer wohl kaum selbst in der Schlacht gekämpft haben würde, war dem Duumvir dabei natürlich klar.. und trotzdem sprach er affektiv irgendwie vom 'ihr'. Gleichsam stand Dives hier nun an einer Weggabelung: Er war drauf und dran das Gespräch auf die Praetorianer - und vor allem natürlich deren Kopf (und WAS für ein attraktives Gesicht dieser Kopf hatte!) - zu lenken. Aber wollte er wirklich hören, was mit Serapio passiert war? Letztlich entschied er sich, dass Unwissen zwar eine Qual war, ihm auf diese Weise jedoch zumindest die Hoffnung auf ein gutes Ende blieb. Dives hatte ein wenig Angst vor der Wahrheit in dieser Sache.


    "Direkt bevor ich hier gelandet bin, hatte ich mit einem Tribun gesprochen..." Wie hieß der gleich? - Nein, der hatte keinen Namen genannt. Welcher Legion gehörte der an? - Vergessen. "... um wenigstens das letzte Wegstück für euch..." und schon wieder bezog er den Glatzkopf aus irgendeinem Grund mit ein. "... leichter zu machen. Du weißt.. ich meine: Du kannst mir nicht zufällig sagen, ob mich irgendjemand versucht hat zu sprechen oder so? Die Informationen, die ich habe, könnten schließlich mitunter viele Leben retten..." angefangen mit seinem eigenen "... und damit meine ich bei Weitem nicht nur Römer.", versuchte er den offensichtlichen Nichtrömer ein wenig zu bequatschen. Vielleicht hatte man seinen Großonkel ja auch bisher einfach nur nicht zu ihm vorgelassen, spekulierte der Iulier. Und wenn der Rang eines Primus Pilus nicht ausreichte, um hierher gelassen zu werden, dann müsste man eben versuchen eine höhere Instanz für sich zu interessieren.
    "Ich glaube ja, dass sich dein Herr bestimmt freuen würde, wenn ER unblutig die wichtigste Versorgungsbasis Romas einnehmen könnte und IHM damit viel Dankbarkeit und zusätzliches Ansehen sowohl von der Bevölkerung, als auch vom neuen Kaiser zueigen werden würde...", deutete der Duumvir dann an und ließ unausgesprochen, dass er glaubte, dass dies sicherlich auch für den Kahlkopf seine Vorteile hätte. Anschließend nahm er wieder einen Löffel des Eintopfes, der mittlerweile und gerade, wenn man sich so versuchte auf das Gespräch zu konzentrieren, gar nicht mehr sooo ungenießbar schmeckte. Nun blieb nur zu hoffen, dass zuerst der Essenverteiler und anschließend auch der Tribun, der hier den Chef spielte, mit etwas Glück ein Interesse an seinen Informationen bekämen...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg "Steinig kann man wohl sagen, wir sind über die Alpes Montes marschiert. Das war ganz schön anstrengend...", monierte der Sklave, an dem Metaphern vollkommen abglitten, "...an das dauernde Laufen gewöhnt man sich, das muss man ja, wenn man zur Armee gehört. Aber die Alpes, ja, die waren groß, und schwer... und steinig, ja. Die Prätorianer, ja, die wurden wohl besiegt.. bei Vicetia. Da war ich aber nicht, ich bin in Verona geblieben."


    Als der Gefangene allerdings auf einen Tribunen zu sprechen kam, und dann etwas von einem letzten Wegstück faselte, verstand der Sklave nicht ein Stück: "Aber wir sind doch schon da!"

  • Der Iulier biss sich auf die Unterlippe bei der Antwort des Kahlkopfes und unterdrücke ein Seufzen. Er würde einen erneuten Anlauf unternehmen müssen - und diesmal einen weniger subtilen.
    "Ja, ihr seid da. Ihr seid hier, in Roma. Aber die Ewige...", stockte Dives kurz, um sich sogleich zu korrigieren und leichter verständlich auszudrücken. "... Ich meine, ROMA will ja nicht nur erob.. befreit werden, sondern anschließend auch versorgt. Allem voran wollen die Leute genug zu essen haben, sonst werden die Menschen euch - den Kaiser Cornelius Palma und seine Truppen, das heißt auch deinen Herrn und DICH - nicht mehr lange als Befreier feiern... Im Gegenteil wird sich das Volk nach jemandem umsehen, der es besser versorgen kann, sich gegen euch wenden und ihn zum Kaiser zu machen versuchen.", prophezeite der Duumvir und machte eine kleine Zäsur, um dem Glatzkopf Zeit zu geben sich die beschriebene Situation zu imaginieren. Gleichzeitig hoffte der Iulier, dass der Kerl, der seinen ersten Versuch sich für den Tribun interessant zu machen schon kaum verstanden hatte, in ähnlicher Weise unfähig wäre die Übertreibungen dieses zweiten Versuches zu erkennen.


    "Ostia nun, die Stadt, die praktisch schon immer einer DER Garanten für eine gute Versorgungslage Romas war, die Stadt, deren Duumvir ich bin, und die Stadt letztlich, über deren aktuelle Verteidigungssituation ich daher bestens informiert bin, kann zweifellos dabei helfen Roma gut zu versorgen und damit zu verhindern, dass die Bevölkerung sich gegen euch wendet. - Im Gegenteil würdet ihr die Nahrungsmittelsituation letztlich ja erheblich verbessern, was euch noch beliebter machen würde!", erklärte Dives und nahm anschließend noch einen Löffel des Eintopfes zu sich, damit auch dieses konträre Bild Zeit hätte sich im Kopf des Essenverteilers festzusetzen - hoffentlich.
    "Mit Sicherheit wüsste der Kaiser Cornelius Palma das sehr zu schätzen, was ein gutes Licht auf deinen Herrn werfen würde. Und der würde denjenigen, der ihm zu dieser Gunst verhelfen würde - und das könntest DU sein, doch bestimmt angemessen belohnen...", fügte der Iulier hinzu, setzte erneut zum Essen an und hielt erst mit dem Löffel kurz vor seinem Mund noch einmal inne. "... Das setzt natürlich alles voraus, dass Ostia keinen Schaden nimmt; insbesondere die Häfen, die Speicherviertel und die Wohnviertel, in denen die ganzen Hafenarbeiter wohnen. - Und Schaden vermeidet man am besten, indem man auf zusätzliche Informationen zurückgreift, Informationen wie die, die ich dem Tribun geben könnte." Damit nun wanderte der nächste Happen des Puls in seinen Mund. In der Hoffnung, dass seine Worte diesmal auch mitsamt des dahinter stehenden Inhaltes bei dem Kahlkopf ankamen, füllte sich Dives bereits den nächsten Löffel und wartete gespannt auf die Reaktion des Essenbringers...

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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg Der Sklave verstand kein Wort von dem, was der Gefangene da so redete, und das machte sein hilfloser Gesichtsausdruck auch mehr als deutlich. Da half es auch nicht, dass der Mann sich nochmal am Puls gütlich tat, denn das befeuerte die begrenzte Leistungskraft der sklavischen Zentralmembran ganz und garnicht.
    Gut, zwei Worte wiederrum ließen bei ihm etwas klingeln: Tribun und Informationen. Wie die beiden genau zusammenhingen konnte er nicht ausmachen, aber vielleicht wusste ja weiter oben jemand etwas damit anzufangen. Außerdem war ihm bei diesem ganzen Geschwurbel dann doch die Lust am Reden vergangen, das war ihm einfach zu hoch.
    "Hmhmh... aha...", versuchte er dann doch noch so zu tun als würde er verstehen, nickte einmal kurz und komplimentierte sich dann schließlich selbst hinaus: "Ich muss gehen, die Arbeit ruft. Vale."



    ___________________________________


    Bis die Information sich von einem einfachen Sklaven zum Kopf der achten Legion hochgearbeitet hatte, vergingen nicht wenige Stunden bis die Riegel vor der Zellentür erneut zurückgeschoben wurden. Dieses Mal stand nicht der Sklave dort, sondern Vala selbst, der sich keinen Reim auf die Erzählungen-über-zehn-Ecken hatte machen können, und sich einfach selbst überzeugen wollte, was der Iulier mitzuteilen hatte. Sowieso: er hatte durch die Erzählung überhaupt erst erfahren, dass offenbar die Duumvirn von Ostia in 'seinem' Carcer einsaßen. Warum konnte ihm allerdings auch niemand sagen... die waren hergebracht und abgeliefert worden, ohne genaue Angabe warum man sie für inhaftierenswert befand.


    Als Vala also die Zelle betrat brauchte er einen Moment bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatte. Viel erkennen konnte er trotzdem nicht, der Iulier war mehr ein Schemen mit blassen Zügen denn als wirkliche Person erkennbar.
    "Salve.", grüßte Vala den Mann, "Ich bin Titus Duccius Vala, Tribun der achten Legion und momentan Hausherr dieser Castra. Es geht die Rede um, der Duumvir von Ostia hätte irgendwas von mir verlangt? Ich würde das doch ganz gerne aus erster Hand erfahren... aber zu allererst würde mich interessieren, wie die Duumvirn Ostias in meinen Carcer kommen."

  • "Schade.", stellte Dives nur nüchtern auf die Ankündigung hin fest, dass der Kahlkopf wieder gehen müsste. So ganz sicher, ob sein erneuter Anlauf besser geklappt hatte als der erste, war er sich jedoch nicht. Allerdings: Immerhin ging es ihm nach den paar Happen Puls doch irgendwie besser. Er konnte klarer denken und hatte mehr Kraft zum Reden, was er ja sowieso recht gerne und ausgiebig tat. So aß er auch noch den Rest des Eintopfes und versuchte, nachdem es die Ratte Salinator offensichtlich zum Resteessen in seine Zelle verschlagen hatte, das Viech mit Worten davon zu überzeugen, dass es doch in sein Loch zurückkehren solle, aus dem es hervorgekrochen war. Im Schneidersitz auf der harten Pritsche sitzend und mit dem Rücken an die kalte Wand gelehnt beobachtete der Gefangene anschließend, wie Salinator im Schummerlicht auf dem Boden nach nicht vorhandenen Speiseresten suchte. Und irgendwann begann er dann mit Salinator und sich selbst zu diskutieren, wie wahrscheinlich es wohl wäre, dass der Glatzkopf bei irgendjemandem mit wenigstens etwas Einfluss und ein wenig mehr Köpfchen seinen Namen in irgendeinem sinnvollen Zusammenhang genannt hätte. Eventuell bekäme er ja bald Besuch von einem der Zellwächter?


    ~~~


    Nachdem die Ratte (vermuteterweise) und wenig später auch er selbst sich zur Ruhe gelegt hatten, denn Tageszeiten gab es hier unten ja praktisch keine, wurde die Zelltür des Iuliers geöffnet und jemand Hochgewachsenes, länger noch als der Duumvir selbst, betrat den Raum. Der Hüne stellte sich duccischer Tribun und vorübergehender Hausherr vor und - die stummen Schreie nach göttlicher Hilfe schienen irgendwo gewirkt zu haben - erklärte, dass die Rede vom Iulier umging. Dives zog sich aus seiner liegenden Position hoch und setzte sich möglichst aufrecht hin, bevor er zu einer Antwort ansetzte:
    "Sei gegrüßt, Tribunus Duccius.", erwiderte er zunächst, um sich anschließend erneut weder an den Namen noch an die Einheit des Mannes zu erinnern, der ihn hierher hatte bringen ließ. Und genauso erfolglos hatte er noch immer nicht eruiert, ob er den Kerl nun letztlich bereits gekannt haben müsste oder nicht, und was unter Umständen in der Vergangenheit vorgefallen war, das die Duumviri Ostias in diese zweifelhafte Gastfreundschaft der Castra Praetoria geführt hatte.


    "Mein Collega und ich, wir sind hier, weil der senatorische Tribun, dem wir unsere Hilfe angeboten haben, meinte Zeit zu brauchen darüber nachzudenken. Wir sind hierher gekommen, gleich nachdem wir erfahren hatten, dass die Truppen Cornelius Palmas Roma erreicht haben. Wir dachten, dass die Häfen von Ostia wohlmöglich für die Versorgung eurer Truppen nützlich sein könnten und.. äh.. ja." Dass sie helfen wollten, hatte er ja schon gesagt. Das war dann wohl die leicht konfuse Geschichte, die sie hierher gebracht hatte.
    "Und.. ja, also verlangt so direkt habe ich nichts...", behauptete er doch recht sicher. "... Nur ist mir, als Duumvir von Ostia, durchaus am Wohlergehen der Civitas gelegen, wofür ich im Vertrauen auf die Mächtigkeit eurer Streitkräfte letztlich auch bereit gewesen war euch zusammen mit meinem Collega aufzusuchen und die vescularischen Verbände, die sich in Ostia befinden, zu übergehen. Und zum Wohle aller.. wäre ich noch immer bereit zu sagen, was ich weiß.", erklärte Dives zunächst ganz ohne irgendeinen Gegenwunsch oder gar eine Forderung. Letztlich läge das Verlangen nach Freiheit sicher auch irgendwie nahe.. zumindest sollte es dies wohl aus Sicht eines römischen Bürgers.

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  • Ein Überläufer also. Valas Miene, so man sie in diesem Licht überhaupt erkennen mochte, blieb regungslos während er sich die Erklärung des Iuliers über seinen eigenen Aufenthalt hier anhörte. In den vergangenen Tagen hatte er soviele Hände von Leuten geschüttelt, die ob der Präsenz der palmanischen Truppen einen plötzlichen Sinneswandel erfahren hatten, dass er schon alleine davon Schwielen an den Händen bekam. Und so wie es ihm hier vor Augen saß, hatte diese Entwicklung auch vor Ostia nicht halt gemacht, was ihm allerdings nicht wirklich erklärte, warum so viele Überläufer draußen frei herum liefen, und diese beiden in seinem Carcer einsaßen.
    "Das Problem der Versorgung unserer Truppen haben wir schon vor einiger Zeit gelöst...", war Valas erster Kommentar zur Sache, schließlich hatten sie im verbündeten Etruria nicht nur Balsam für die Rebellenseele geerntet, sondern auch stete Versorgungsconvois dem Heer hinterher organisiert. Was das Angebot des Iuliers natürlich ins Leere laufen ließ, allerdings war der zweite Punkt schon ein wichtiger auf der Tagesliste der Rebellen. Immerhin musste, um etwaige Missstimmungen durch die Versorgungslage in der Stadt selbst zu umgehen, Ostia auch relativ zügig gesichert werden. Das war bisher nur auf die lange Bank geschoben worden, weil eine Öffnung der Tore bisher nicht absehbar gewesen war... und nun bekam das Thema neue Brisanz.
    "Kurzum...", fasste Vala die Rede des Iuliers zusammen, "..willst du uns die Kapitulation Ostias vor den Truppen des Kaisers Cornelius anbieten. Ich komme nicht umhin zuzugeben, dass das von einer gewissen Geistesgegenwart zeugt. Dennoch will mir nicht so recht aufgehen, warum wir uns die Stadt nicht einfach mit dem nehmen, womit wir uns auch schon Rom genommen haben... wenn das nicht ohnehin gerade schon geschieht. Wo wäre dann so dein genauer Nutzen, Iulius?"

  • "Der Truppen ja, aber Romas..?", erlaubte sich Dives eine rhetorische Zwischenfrage. Der Kahlkopf hatte ihm schließlich vorhin.. gestern.. oder wann auch immer berichtet, dass Roma eingenommen worden war. Und als der Befreier, als der sich der Cornelier nun sicherlich präsentieren wollen würde, müsste der damit mehr oder weniger zwangsläufig sicherzustellen versuchen, dass die Ewige Stadt einigermaßen angemessen versorgt würde, wofür wiederum wohl zwangsläufig ein entsprechend ausgebauter Hafen in der Nähe der Metropole benötigt würde. Ostia letztlich hatte sich als genau dieser Hafen spätestens seit dem vergöttlichten Claudius etabliert. Der Kreis schloss sich am Ende allerdings damit, dass das Versorgungs-Hilfsangebot der Hafenstadt wohl tatsächlich zunächst ins Leere gelaufen war, konnte man dereinst doch noch nicht so genau sagen, wie lange Roma der Belagerung standhalten würde.
    Bei den nachfolgenden Worten des duccischen Tribuns wurde das Gesicht des Duumvir noch ein wenig blasser, als es sowieso schon war.


    "Du meinst, ihr wollt Ostia mit Gewalt nehmen und das Abschlachten von Römern bis zum bitteren Ende fortsetzen?? Das kann unmöglich dein Ernst sein; nicht, wenn es auch eine friedliche Lösung gibt!", reagierte Dives, der noch immer davon ausging, dass Roma gewaltsam erobert worden war, schockiert.
    "Und ich sage, eine friedliche Übergabe der Stadt ist gewiss möglich, da wohl niemand in Ostia ernsthaft glaubt, dass die ciceronischen Stadtmauern ein dauerhafter Schutz gegen eure Legionen sind...", vergleichbar mitunter mit den Worten des großen Tulliers, die den vergöttlichten Augustus letztlich auch nicht aufzuhalten vermocht hatten, sondern im Gegenteil einer der Gründe für die schlussendliche Proskription Ciceros waren. "... Man wird sich also ganz bestimmt friedlich beugen.., solange zumindest die aktuell Verantwortlichen Ostias nicht fürchten müssen stante pede hierher abgeführt zu werden, wofür wiederum mein Aufenthalt hier und der meines Collega nicht gerade förderlich sind.", äußerte Dives noch immer nur indirekt, aber doch etwas offensichtlicher seinen Freiheitswunsch. Gleichsam war dies sowohl der Nutzen für wie auch des Iuliers, nach dem sich der Tribun ja erkundigt hatte.


    "Nicht zuletzt ist Ostia, wie du vielleicht weißt, als Klientelstadt des Vescularius auf besondere Weise mit diesem verbunden. Dessen ist man sich in der Civitas durchaus bewusst. Zieht ihr mit gezogenem Schwert nach Ostia, dann mögt ihr den äußeren Widerstand schnell brechen, während ihr mitunter einen noch größeren inneren herauf beschwört.", schob der Duumvir noch einen zweiten Denkansatz nach, der abermals auf eine friedliche Lösung abzielte.
    "Lasst ihr euch die Stadt jedoch friedlich übergeben, so bin ich mir sicher, dass die Bevölkerung Ostias spätestens mit dem Wiederaufblühen des Handels nicht nur von sich aus dem Vescularius abschwört, sondern gar Rufe laut werden würden, den Fettwanst auch als Stadtpatron von Ostia durch Cornelius Palma ersetzen zu lassen. Und ob du es glaubst oder nicht, aber zwei entsprechende Dokumente für diesen Fall habe ich bereits wohlweißlich vorbereiten lassen...", erklärte Dives letztlich. Dass es sich bei den beiden Schriftstücken, die sich in der untersten Schublade des iulisch-duumvirischen Schreibtisches befanden, derzeit noch um Blanko-Schreiben handelte, ließ der Gefangene dabei gekonnt aus.

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  • "Und du meinst, wir würden es tatsächlich nach der Schlacht bei Vicetia und der Einnahme Roms plötzlich die von dir geforderte Sensibilität zeigen, wenn es um eine Hafenstadt wie Ostia geht? Iulius.. ich denke du überschätzt deine Möglichkeiten in dieser Sache, und du unterschätzt offensichtlich unsere.", entgegnete Vala, weiterhin kaum überzeugt von der Rede des Iulius, dessen Sache Tiefstapeln offensichtlich nicht war. Er musste allerdings zugeben, dass der Iulier sich hier höchst trefflich zu verkaufen wusste, selbst wenn das, was er zu bieten hatte letztlich nur Strandgut im großen Sturm des Bürgerkriegs war.
    "Dein Punkt mit den inneren Unruhen läuft ebenso ins Leere, wir beobachten gerade, wie sich der Unmut über das Regime des Vesculariers in Rom in eben solchen entlädt. Mancherorts nehmen die Bürger uns die Arbeit ab mit den Hintermännern und Getreuen des fetten Falschen abzurechnen, ich frage mich, ob das in Ostia auch der Fall wäre. Selbst hier in Rom gingen die Tore nach etwas Anlaufzeit von ganz alleine auf.. das einzige was wir machen mussten, war die Lese vom Boden aufzuheben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ostia sich als störrischer erweist.", dachte Vala laut nach um den Duumvir an seinen Gedanken zum Thema teilhaben zu lassen, die doch vor allem eins ausdrückten: die Verhandlungsposition des Iulius war beileibe nicht so gut, wie er sie hier darstellen wollte. Allerdings hatte Vala auch überhaupt nichts davon den Mann hier weiter im Knast darben zu lassen, vor allem da der Raum bald wohl für andere Insassen benötigt wurde.
    "Allerdings..", fügte Vala dann noch an, um dem Iulier nicht gleich alle Hoffnung zu nehmen, "Könnte sich deine Position als Gast einer Expedition nach Ostia durchaus als nützlich erweisen... und das aus dem einfachen Grund, weil man somit Männer spart, die man sonst nach Ostia verlegen müsste. Aber wen schicken wir da mit? Soweit ich weiß, sitzen beide Duumvirn hier ein... na, machen wir das ganz einfach aus.", schmunzelte Vala den Mann an, griff in eine Tasche und holte eine Münze hervor... einen Legionsesterz mit dem Konterfei des Cornelius auf der einen, und dem Wappen der zweiten Legion auf der anderen.
    "Auf geht's, Iulius... Kopf oder Zahl.. eh... Wappen?"

  • Die erste Reaktion des Tribuns auf seine Erklärung fiel etwas ernüchternd aus, wenngleich der Iulier ihr inhaltlich kaum groß widersprechen konnte. Wer keinen Respekt vor Roma hatte, der würde wohl erst recht keinen haben, wenn es 'nur' um die Hafenstadt Ostia ging. Dennoch konnte Tiefstapeln aus Dives' Sicht in dieser Situation keine Option sein. So viel wie außerhalb der Castra Praetoria sicherlich gerade passierte, hätte er anders wohl kaum jemand Wichtigen wie diesen duccischen Tribun auf sich aufmerksam machen können, geschweige denn letztlich für wenigstens einen der beiden ostiensischen Duumvirn den Weg zurück in die Freiheit etwas ebnen können. Ja, Tiefstapeln war eindeutig etwas für freie Römer, so diese denn Tiefstapler wären, und nichts für Gefangene.


    "Natürlich!", warf der Iulier dann als Reaktion auf den Gedanken der Selbstjustiz der Bürger ein, wenngleich er sich da weit weniger sicher war, als er dem Tribun vorzuspielen versuchte. Ocella, sein helvetischer Aedilis Mercatuum mit den guten Verbindungen zur Händlerschaft, der könnte ihm das an dieser Stelle wohl etwas genauer sagen, vermutete Dives. Würde sich die Civitas, deren Wahlspruch immerhin 'PER MERCATURAM AD MONETAM - Durch Handel zu Geld' lautete, nun bald in den Fängen bürgerlicher Gewalt wiederfinden? Oder aber würden Händlerschaft und Co. eher aufatmen und ihre ganze Energie ins Geschäft stecken?
    Eine neue Information, die erst im Nachklang der Worte wirklich bis ins Bewusstsein des Duumvir vordrang, unterbrach dessen Gedanken. Die Tore wurden von innen geöffnet und NICHT von außen eingeschlagen, zerstört oder anderweitig überwunden?! Einem etwas ungläubigen Blick (ob man dies bei den Lichtverhältnissen sah, war zweifelsfrei die Frage) folgte stante pede die Eingebung, dass wenn Roma nicht gewaltsam genommen wurde, auch für Ostia wohl durchaus noch die Chance einer friedlichen Lösung bestünde. Insofern also nahmen diese Worte dem Duumvir weniger die Hoffnung, sondern gaben ihm im Gegenteil wieder etwas mehr davon. Denn es vermittelte Dives vor allem eins: Es gab mindestens teilweise auch Bestrebungen innerhalb der Heeresleitung, die eine diplomatische Lösung ohne Waffen anstrebte.


    "Kopf..?", fragte der Iulier mehr als dass er wirklich die Aussage traf. Natürlich würde er sich stets und aus gleich mehreren Gründen immer für den Kopf entscheiden, allein schon deshalb, da sich ohne Zahlen und Zahlenverständnis durchaus leben ließ (wo es Schreibsklaven gab, da waren auch Rechensklaven und Co. nicht fern). Ein Leben ohne Kopf hingegen... lebte man in aller Regel wohl nicht mehr sehr lange. Darüber hinaus war Dives aber auch gerne ein Kopf, wie er derzeit beispielsweise als ostiensicher Duumvir, einem von zwei Köpfen der Civitas, amtierte... zumindest nominell, denn vom Kerker aus ließ sich freilich nur schwer als irgendetwas amtieren.
    "Aber warum... Ich meine, wäre es nicht eindrucksvoller und.. überzeugender, wenn ihr beide Duumviri nicht nur mit im Gepäck, sondern auf eurer Seite haben würdet, wenn ihr euch aufmacht Ostias Loyalität einzufordern?", schob der Iulier jedoch sogleich nach. Denn Münzwurf hin oder her glaubte er nicht wirklich, dass er - ein IULIUS - hier raus käme, während ein Cassier, dessen Gens weit weniger vom Fettwanst profitiert hatte, weiter hier darben müsste. Nein, es wäre wohl naiv dem Duccier das abzunehmen, wenngleich Dives' Frage vermutlich nicht weniger naiv war...

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  • Sim-Off:

    Leider sind uns hier durch einen Serverausfall die Postings von etwa einer Woche verloren gegangen. Die dadurch verschollenen Ereignisse werden im Folgenden kurz zusammengefasst.


    Ob Fortunas Wille oder letztlich nur gespieltes Theater verkündete der duccische Tribun letztlich, dass nicht Dives, sondern dessen Amtskollege Cassius Hemina Minor nach Ostia geschickt werden würde. Für eine kurze Absprache der Duumvirn untereinander ließ er Hemina in die Zelle des Iuliers bringen. Die beiden Honoratioren von Ostia tauschten sich schnell über die wichtigsten Dinge aus und nach einer kurzen Belehrung des Tribuns darüber, was geschehen würde, wenn der cassische Duumvir falsch spielte, verließ Hemina 'eskortiert' von einigen Soldaten die Castra Praetoria in Richtung Ostia...


    Dives indes blieb mit seinen Gedanken und der Ratte Salinator allein in seiner Zelle zurück.

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