• IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    NUNTIATIO IMPERATORIS


    DER IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GIBT BEKANNT:
    VOLKSBEWAFFNUNG


    In diesen schweren Zeiten der Rebellion, des Krieges und der Unsicherheit des Imperium Romanum werde ich mich ANTE DIEM XI KAL FEB DCCCLXIII A.U.C. (22.1.2013/110 n.Chr.) auf dem Campus Martius persönlich an mein Volk von Rom wenden.


    Ich erwarte, dass der Senat und das Volk von Rom zahlreich erscheinen wird, um einen Bericht über die Lage des Imperium Romanum zu hören und sich an der Aufstellung von Freiwilligenverbänden zur Abwehr des Feindes von der Urbs Aeterna zu beteiligen.



    - DCCCLXIII A.U.C. -

  • Der Menschenauflauf, den diese Bekanntmachung verursachte, war nicht zu übersehen und selbst wenn Macer gerade nicht in den Straßen Roms unterwegs gewesen wäre, hätte sie sich wahrscheinlich recht zügig zu ihm durchgesprochen. So aber verschaffte er sich einfach nur etwas Platz in der Menschentraube, um weiter nach vorne zu gelangen und die neuste Mitteilung des Imperators aus nächster Nähe mitzubekommen.


    Wenn nun schon eine Volksbewaffnung angekündigt wurde, war die Lage wohl noch ernster, als Macer bisher aus den verschiedenen Gerüchten angenommen hatte. Sollte er sich in seiner bisherigen Einschätzung etwas getäuscht haben, dass der Krieg nicht bis nach Rom kommen würde? Aber immerhin wurde nun auch ein öffentlicher Lagebericht angekündigt, auch wenn Macer nicht davon ausging, dass der völlig objektiv ausfallen würde. Aber trotzdem würde er schon alleine deshalb morgen auf's Marsfeld gehen, selbst wenn nicht die Anwesenheit des Senats angeordnet worden war.

  • "Herrjemine, hier ist ja kaum ein Durchkommen!" Sorgenvoll schaute Diademata über ihre Schulter. "Tarik, du musst nach vorne, Platz schaffen, ich komme da nicht durch." Grummelnd blickte die Iunia auf ein paar breite Schultern vor ihr. Doch Tarik, ihr treuer Sklave, zwängte sich nach vorne und schob mühelos Oberkörper auseinander. Die bösen Blicke, die ihn darauf trafen, milderten sich bei seinem Anblick und wandten sich schnell wieder ab. Zufrieden folgte Diademata bis sie weit genug vorne war um etwas zu sehen.


    Als letzte Hüterin des Hauses der Iunia und kaisertreue Römerin (immerhin kämpften ihre Cousins bei den Prätorianern) gehörte diese Versammlung natürlich zu Diadematas Bürgerpflicht. Tatsächlich war es für eine junge Frau ihrer Herkunft vermutlich keine gute Idee, aber es war nunmal niemand mehr da um sie davon abzuhalten. Schließlich war sie eine Iunia und schon ihre Vorfahren hatten für Rom gekämpft (dass es dabei nicht um einen Kaiser gegangen war und manchmal sogar gegen einen war aus ihrer Sicht nicht so wichtig)! Also würde auch sie alles tun was notwendig sein würde.


    "Ist der Kaiser schon da?" fragte sie vor sich hin ohne jemanden zu adressieren. Neugierig stellte sie sich auf die Zehenspitzen um besser sehen zu können. Sie hatte den Kaiser noch nie gesehen aber angeblich legte er großen Wert darauf, dass man ihn schon von weitem erkannte.

  • Potitus erschien, wie er es liebte: Geleitet von seinen skythischen Leibwächtern, die wie immer finster dreinblickten und derzeit tatsächlich die einzige effektive Leibwache darstellten, ritt er auf einem Schimmel auf das Marsfeld. Sein ausladender Körper steckte in einer goldenen Rüstung, ein purpurnes Paludamentum war um seine Schultern drapiert und auf seinem Kopf saß ein goldener Helm mit einem purpurnen Federbusch. Die in Rom verbliebenen Prätorianer erwarteten ihren Imperator inzwischen an der großen Tribüne, die man vor den Neronischen Thermen errichtet hatte.


    Langsam schob der Kaiser sich mit seinem Tross durch die Menge, dann endlich erreichte er seinen Bestimmungspunkt und trat auf das Podest auf der Tribüne. Anders als sonst behielt er seinen Helm auf, um einerseits besser gesehen zu werden (vor ihm hatte sich eine gewaltige Menge versammelt), andererseits um einen militärischen Eindruck zu machen. Dann begann er mit lauter Stimme zu sprechen und seine Worte wurden von Herolden an verschiedenen Stellen wiederholt, um alle Bürger zu erreichen: "Volk von Rom!" begann er und sah über die Menge hinweg.


    "In einer dunklen Stunde unseres Imperium stehe ich heute vor euch! Furchtbare Gerüchte gehen um in dieser Stadt, man sagt, die Lage sei hoffnungslos! Und ich stehe heute vor euch, um diese Gerüchte zu bestätigen!" Er machte eine künstlerische Pause. "Ich muss euch sagen, es ist wahr: Ja, droben im Norden sind aufständische Legionen über die Alpen gezogen! Ja, sie haben italischen Boden entweiht und den Rubikon überschritten, haben das Mutterland unseres Imperium mit ihren staubigen Caligae betreten, wo doch kein Heer von wahren Römern jemals einen Fuß hineinzusetzen wagt! Ja, sie haben sogar treulose Bundesgenossen, die seit Jahrhunderten an der Seite Roms kämpften, von Rom abspenstig gemacht! Und vor allem: ja, sie haben ein Heer aufrechter Römer, die den langen und beschwerlichen Weg von Illyricum bis nach Italia marschiert waren, um ihre Heimat vor den wütenden Rebellen zu bewahren, bei Vicetia geschlagen!" Diese Nachrichten waren erst vor kurzer Zeit in Rom eingetroffen, weshalb sicherlich der eine oder andere noch nicht alles davon wusste. Tatsächlich ging erschrockenes Raunen durch die Menge.


    "Aber noch viel schlimmer: Der Mann, der hinter all dem steckt, der Verräter und Kaisermörder Cornelius Palma, ist ebenfalls hier in Italia aufgetaucht. Er, der unseren geliebten, aber siechenden Valerianus, auf den er einen heiligen Eid geschworen hatte, hinterrücks vergiften ließ! Er, der eine unschuldige Familie seiner blanken Machtgier bedenkenlos geopfert hat, hat wahrgemacht, was ich nicht zu fürchten gewagt hatte: Gemeinsam mit seinen Verschwörern und einer Armee voller griechischer Söldner ist in Rhegium gelandet und marschiert seinerseits gegen Rom! Von Norden und Süden umzingeln uns unsere Feinde, wie es seit den Zeiten Hannibals nicht mehr geschehen ist!"


    Er hob grimmig die Faust. "Doch ihr alle wisst, wie es Hannibal ergangen ist! Er musste schmerzlich lernen, dass niemand Rom vernichten kann! Er glaubte, er könne sich Söldner aus aller Herren Länder zusammensammeln, um die aufrechten Quiriten zu schlagen! Wie dieser Palma warb er germanische Barbaren an, führte ein Heer aus Orientalen über das Meer und überwand scheinbar jedes Hindernis, um seinen Hass zu stillen! Auch er schlug ein römisches Heer um das andere, stampfte treue Söhne der Roma in den Staub und metzelte unschuldige Frauen und Kinder nieder!"


    "Aber trotz alledem:" Salinator deutete vor sich auf den Boden. "Hier endete sein Kriegsglück! Niemals gelang es ihm oder einem feindlichen Heer, das Pomerium zu überschreiten!" Leichter Applaus machte sich bemerkbar und der Verscularier unterbrach seine Rede, um Raum dafür zu lassen.


    Als sich der Applaus wieder etwas gelegt hatte, fuhr er schließlich fort: "Und von ihnen, von diesen großen Männern, können auch wir lernen! Niemals wird Rom sich beugen! Möge ein Heer besiegt sein - wir stellen ein neues auf! Mag der getreue Laberius Maturus von blutrünstigen Germanen zerhackt worden sein - in diesem Moment segelt eine Flotte mit einer neuen Armee nach Süden, um den abgehalfterten Haufen, mit dem Palma sich im Süden hält, niederzustrecken und uns den Kopf dieses Verräters zu bringen! Aus Dacia eilt Marius Turbo heran, um seinen Kaiser und seine Hauptstadt, um euch aus dem Würgegriff des Feindes zu befreien! Er hat bereits ein Heer des Corneliers besiegt, nun wird er sich den Rest holen!"


    "Die Lage ist also weitaus besser, als sie zu Zeiten unserer Väter war: Hannibal war ein junger Mann, von großer Kriegslist und glühendem Hass, während Cornelius Palma ein treuloser alter Mann ist, der nicht erkennt, dass seine Zeit ein Ende hat! Hannibal hatte alle Heere geschlagen, während Rom in jenen Tagen nur auf wenige Getreue bauen konnte. Wir dagegen haben den Großteil des Imperiums hinter uns! Schon marschieren die Entsatzheere, um das Haupt der Welt zu retten! Alles, was wir also tun müssen, ist ausharren!"


    Er deutete in Richtung der Stadt. "Aber nicht diese Mauern, durch deren Tore ihr hierher gekommen seid, haben Hannibal aufgehalten! Nein, es war der unbeugsame Wille der Bürger Roms, den er damals und Palma heute unterschätzt haben! Auf diesen Willen baue ich bei der Verteidigung dieser Stadt! Seit mehr als hundert Jahren wurden die römischen Bürger nicht mehr zu den Waffen gerufen! Doch heute ist es wieder so weit: Nur gemeinsam können wir die Beutegier und den glühenden Neid dieser Verräter auf unsere blühende Stadt besiegen! Reiht euch also ein und meldet euch gleich heute, gleich hier für die Verteidigung eurer Stadt! Lasst nicht zu, dass germanische Söldner und orientalische Schönlinge unsere Tempel plündern, unsere Frauen schänden und unsere Kinder als Beute mitnehmen! Lasst nicht zu, dass Palma, dieser Verräter und Eidbrecher seine Schreckensherrschaft entfaltet, um seine Clique von Mördern die Reichtümer Roms zuzuschachern!


    Kämpft mit mir! Gemeinsam werden wir den Feind aufhalten!" Nun brach Applaus aus, der von den Anhängern des Kaisers besonders angeheizt wurde. Doch der Vescularier machte eine beschwichtigende Geste. "Und eines noch: Ich verspreche euch, dass dieser Krieg keine sechzehn Jahre dauern wird, wenn wir zusammenstehen! Die Rettung ist nahe, es kann nur um Tage oder Wochen gehen!" Damit gab er das Zeichen, dass er tatsächlich zu einem Ende gekommen war und der Jubel brandete erneut auf.

  • Proximus und ein Teil der Cohortes Urbanae waren auch am Marsfeld erschienen. Während Proximus samt übriger Führung der Cohortes Urbanae in der Nähe des Imperators aber dennoch soweit abgesetzt standen, dass dieser voll zur Geltung kam, standen die übrigen Urbaner in reih und Glied am Rand. So konnte sich das Volk vor dem Imperator ausbreiten.


    Die Rüstungen aller Urbaner blinkten und blitzten. Es machte schon Eindruck, diese Vielzahl an blinkenden Ausrüstungen. Neben dem Aufmarsch der Urbaner standen mehrere Karren welche mit Planen bedeckt waren. In diesen lagerten die Waffen, welche man zur Volksbewaffnung erübrigen konnte, ohne die Cohortes wehrlos zu machen.


    In den Reihen der Urbaner standen auch zahllose, mit stolzgeschwellter Brust, welche erst unmittelbar zuvor angeworben wurden. Ob diese alle wussten, was Ihnen bevorstand ?!


    Proximus klatschte Beifall wenn dieser allgemein aufkam, wenngleich es auch nicht tat wie manch andere, die offenbar nicht wussten, wenn 2 Heere ineinanderrasselten. Wenn die Ebenen voller Verletzter , Toter lagen und der Verwesungsgeruch überall zu riechen war.


    Der größte Teil der Arbeit stand jetzt bevor. Innerhalb kürzester Zeit aus einem Haufen Zivilisten ein Haufen zu schaffen, welcher Rom vor dem Untergang bewahren konnte.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

  • Lepidus hatte sich mit einem kleinen Anhang ebenfalls eingefunden. Als er von Volksbewaffnung hörte, wollte er seinen Ohren nicht trauen und konnte sich gleichsam kaum retten vor wohliger Freude. Ja, es stand ernst um den Vescularier, lange konnte es nicht mehr dauern.


    Sie reihten sich in die Menschenmenge und begutachteten das Schauspiel, sozusagen den letzten Akt. Kurz bevor es loszugehen schien, hörte er eine Frauenstimme, die von seiner Seite kam und nach dem Kaiser fragte. Lepidus blickte auf das blonde Geschöpf, welches sich (ihre Neugier sehr offensichtlich zur Schau stellend) auf die Zehenspitzen stellte. Lepidus lachte ein wenig, aber nur sehr genügsam, sowohl über die Frage, als auch über die Zehenspitzen. "Der Dicke kommt gleich", ließ er als Antwort folgen, was ein dezentes Kichern durch seine mitgebrachten Freunde und einem Sklaven zu vernehmen war, er hatte es natürlich bevorzugt, sich mit Leuten zu umgeben, die etwas kaiserkritischer waren. Wer auch sonst hätte sich mit dem Tiberier abgegeben. Seine Augen richteten sich wieder auf den Ort des Geschehens. Der eben noch als wohlbeleibt betitelte ließ sich tatsächlich sehen.


    Was für eine lange Rede, triefend vor Pathos und und alles beschönigend, was eigentlich nur eines bedeutete: Den Untergang. Lepidus klatschte während der gesamten Rede kein einziges Mal. Ein paar seiner Mitbringsel taten es vereinzelt, aber wohl mehr um den guten Anschein zu wahren. Doch den Tiberier kümmert es derzeit wenig. Ganz im Gegenteil. Jetzt, wo er wusste oder zumindest fest davon überzeugt war, dass die Tage dieses falschen Kaisers gezählt waren, wurde er immer offener und scheute sich kaum noch seine wahre Meinung über den Vescularier zu offenbaren. Wie sehr er sich Mühe gab, sein Ende hinauszuzögern, er konnte dem unausweichlichen nicht entkommen. In normaler Stimme, fast verborgen unter dem ganzen Jubel, sprach er vor sich hin: "Ganz recht, nur Tage und Wochen... und dein Ende naht."

  • Dem Anlass angemessen, hatte Macer noch einmal seine alten Militärstiefel herausgekramt und angezogen, auch wenn er sich inzwischen doch an den Calceus gewöhnt hatte. Abgesehen von diesem Schuhwerk zeugte aber keine weitere Äußerlichkeit von seiner militärischen Erfahrung und er stand wie alle anderen anwesenden Senatoren auch in eine Toga gehüllt in der Nähe der Tribüne. An seinem Gesichtsausdruck war aber deutlich abzulesen, dass er die Rede vor allem mit den Ohren eines Militärs hörte, der strategische Informationen zu erfassen versuchte und sich nicht wirklich vom eigentlich gekonnt konstruierten Pathos der Rede mitreißen ließ. Dementsprechend klatschte er zwischendurch nicht und am Ende nur, weil es alle taten, während er grübelnd die wahre Lage der Stadt einzuschätzen versuchte. "Der Vergleich mit Hannibal hinkt gewaltig", murmelte er in Richtung seines Nebenmannes.

  • Natürlich war auch Varus dem "Aufruf" gefolgt und hatte sich auf dem Campus Martius eingefunden. Recht ruhig hörte er sich die Rede des Kaisers an und ihm fehlte doch das Fachwissen einiger anderer um nun besondere Schlüsse daraus zu ziehen, was davon nun Propaganda und was Wahrheit war.
    Was ihn störte war zum einen die Aussagen über die Soldaten die mit den beiden feindlichen Heeren zogen da er ja wusste wer zumindestens im Heer aus dem Norden marschierte. Richtig vorstellen konnte er sich auch nicht das Palma erst aus Roma floh, bis ganz nach Syrien reiste und dann mit griechischen Söldnern nach Italia zurück zu kehren. Dafür standen im Osten doch genug Legionen die er wohl viel eher mitgenommen hätte.


    Varus grübelte also über diese und jene Aussage während er im Kreise der Klienten seines Patrons stand die gemeinsam in Sichtweite des selbigen standen. Varus und wohl auch die meisten anderen blickten auf Macer nach dem Ende der Rede um zu entscheiden wie sie darauf reagieren würden. Aber selbst wenn sein Patron gleich in Jubel ausbrechen sollte und sich als erstes in die Schlange der freiwilligen einsortierte würde Varus dem wohl nur wiederwillig und unmotiviert folgen.
    Noch immer stand fest das er nicht gegen andere Römer in diesem Bürgerkrieg kämpfen wollte.

  • Natürlich war auch Victor gekommen und hatte zusammen mit den anderen anwesenden Senatoren den Worten seines Patrons gelauscht. Ebenso natürlich hatte er an den entsprechenden Stellen für Salinator geklatscht, aber begeistert dreinschauen, das konnte er beim besten Willen nicht. Dafür klang es in den Zwischentönen einfach zu fatal, was der Vescularier da gerade verkündet hatte. "Unschöne Sache das", murmelte der Octavier vor sich. Eigentlich hätte er zwar lieber etwas wesentlich deftigeres gesagt, aber das sparte er sich in Hörweite der Senatskollegen dann doch lieber auf.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    [...] "Der Vergleich mit Hannibal hinkt gewaltig", murmelte er in Richtung seines Nebenmannes.


    All das gute Aussehen, die wunderbare Welt der Stoffe und Wertvorstellungen hatte Senator Germanicus Avarus an diesem Morgen weggelassen. Eine seiner ersten Togen trug er an diesem Tag. Schön schlicht und unauffällig unter dem Heer der Senatoren. Wobei ihre wirkliche Anzahl zu dieser Rede deutlich geringer war als in den Mitgliedslisten des Senats. Die Gründe waren vielschichtig und berechtigt. Auch Avarus hatte mit sich gerungen ob nun oder ob nicht. Am Ende hatte die Neugierigkeit etwas zu erfahren, was man nicht schon wußte oder was durch Grüchte verbreitet wurde, gesiegt. Der einzigste Lichtstrahl an diesem Tag, so schien ihm. Rom war hilflos. Genauso kam es ihm rüber und Salinator hatte genügend Fehlentscheidungen getroffen, das die Stadt und ihre Bewohner im Arsch waren. Hannibal hatte damals selbstständig Rom verschont. Palma sah es als sein Ziel an.


    Zwei Generationen Römer waren waffenlos geblieben. Wie sollten sie jetzt eine ausgebildete Streitmacht mit unzähligen Schlachterfahrungen aufhalten. Es würde ein Blutbad unter Römern geben. "So ist es." Doch auch Avarus fehlte es an Lösungen. Er hatte wohl schon den letzten Mut verloren, als man ihm vom Palatin jagte. "Mögen die Götter die richtige Wahl treffen." Selbst das war wage, betrachtete man die Nachlässigkeit des Opferkultes in den letzten Monaten. Die Hoffnung starb mit dem Ausdruck Salinators bis zum bitteren Ende kämpfen zu wollen. Eher beiläufig denn ernst wandte er sich an Macer..."Was sollen wir nur tun, was können wir?" Neutralität zu bewahren war schwer geworden. Was wählte man: Pest oder Cholera?

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    "Der Dicke kommt gleich", ...
    ...
    In normaler Stimme, fast verborgen unter dem ganzen Jubel, sprach er vor sich hin: "Ganz recht, nur Tage und Wochen... und dein Ende naht."


    Ein bisschen empört war Diademata schon als der Mann neben ihr den Kaiser so einfach als den "Dicken" bezeichnete aber gerade als sie den Mund öffnete um irgendetwas zu sagen (auch wenn sie noch keinen Plan hatte, was), da kam er dann tatsächlich. Und irgendwie stimmte es ja auch. Erst beim Anblick Salinators fiel der Iunia wieder ein, dass sie ihn ja doch schonmal von ähnlich weit weg gesehen hatte, damals beim Aufmarsch der Prätorianer. Obwohl ihr da auch aufgefallen war, dass er wirklich ziemlich füllig ist hatten die Soldaten in ihren schmucken Uniformen damals einfach mehr Eindruck bei ihr hinterlassen.


    Heute aber war der Kaiser auch wieder ziemlich pompös. Also nicht nur massig pompös, sondern auch prächtig. Nur seine Worte und die Aussichten die er Rom präsentierte, die waren so gar nicht prächtig. Nicht mal mehr mittelprächtig.
    "Oh!" entfuhr es Diademata und sie hob die Hand vor den Mund.
    "Oh weh!" ein paar Sätze später.
    "Ach du Schreck!" bald danach.
    "Wir werden alle sterben!" war nur noch ein Flüstern.


    Als die Geschichte mit Hannibal kam war Diademata schon ganz blass geworden.
    Seneca! Avianus! Was ist mit meinen Cousins passiert? Was ist aus all den Prätorianern geworden, die in die Schlacht gezogen sind?


    Natürlich kannte sie die alte Kamelle mit dem aufmüpfigen Karthager. Seit Generationen diente Hannibal dazu kleine Kinder ins Bett, kleine Jungs wahlweise zum Kampftraining oder Griechischunterricht und kleine Mädchen an den Webstuhl zu bringen. Und natürlich kannte Diademata auch nur die Version der Geschichte, bei der das gewaltige Heer (in der Erzählung schon so groß, dass es realistisch ganz Italia und Gallia bedeckt hätte) von einer Hand voll tapferer, römischer Bürger zurückgeschlagen worden war. Aber sie war ja nicht blöd. Natürlich wusste sie, dass es so nicht wirklich gewesen war. Nur von der Realität, von taktischen Überlegungen oder kämpferischen Strategieen hatte sie keinen blassen Schimmer. Sie musste also darauf vertrauen, dass das was der Kaiser sagte, der Wahrheit entprach. Und warum sollte er auch lügen? Er war der Kaiser.


    Trotzdem war ihr nicht nach Jubeln zumute. Denn Seneca und Avianus waren vielleicht tot. Ehrenvoll im Kampf um Rom gestorben. Aber trotzdem tot.


    Als der ihr fremde Tiberius neben ihr dann vom nahenden Ende sprach blickte sie ihn entsetzt an. Denn irgendwie ergab sein Satz nur dann Sinn wenn sie ihn auf sich selbst bezog. Ihr Ende nahte? Wut stieg in ihr auf. Nein, sie würde nicht so einfach klein bei geben! Sie war schließlich eine Iunia! Und auch wenn der Kaiser seinen Aufruf zum Kampf wohl kaum an die Frauen gerichtet hatte, so würde Diademata ihr Zuhause bis zum letzten Blut verteidigen! (Zumindest würde sie sich das mal so vornehmen. Realistisch betrachtet würde sie wohl dem erstbesten Soldaten zum Opfer fallen. Mit ein bisschen Glück würde sie ihm mit ihrer Sticknadel noch einen Kratzer verpassen können, aber das war's dann wohl).


    "So schnell sicher nicht!" entgegnete sie also Tiberius Lepidus entschlossen. "Hier stehen immerhin noch genug tapfere Männer, die Rom beschützen werden! Das wäre doch gelacht, wenn dieser abscheuliche Kaisermörder auch nur einen Fuß in die Stadt setzen würde!"

  • Messalla hörte sich das ganze ruhig an und hielt am besten seinen Mund. Er wollte Ruhe und Ordnung, keine Plünderungen, keine Schändungen. Wer das brachte war ihm egal, würde nur sein eigenes Haus nicht brennen und seine Pferde nicht verheizt werden. Ein Ringkampf auf freier Fläche zwischen den stärksten der Armeen.... das wäre was. Er wollte leben.

  • Auch Commodus war auf dem Marsfeld erschienen. Er hatte sich nicht in irgendeiner Form "martialisch" vorbereitet und auch nicht die Absicht sogleich in die Schlacht zu ziehen oder sich für irgendwas zu melden. Natürlich hatte er auch keine Kleidung an die darauf hindeutete das es was zu feiern gab. Er hatte, natürlich seinem Stand angemessen, normale Alltagskleidung an.
    Da Varus natürlich bei den anderen Klienten seines Patrons stand hatte Commodus sich dazu entschlossen sich an einer anderen Stelle zu stellen und sich die Rede und alles weitere anzuhören.
    Kurz bevor es los ging hörte er rechts von sich noch eine junge Frau fragen ob der Kaiser schon da wäre, nachdem sie sich von ihrem Sklaven hatte Platz machen lassen.
    Kurz danach sprach der Kaiser auch schon und Commodus fragte sich noch wie man den Mann denn übersehen konnte. Aber war wohl die Aufregung die aus der Frau sprach.
    Ihre Reaktionen auf die Teile der Rede sprachen dann eine ähnliche Sprache. Schließlich pampte sie sogar noch einen anderen Römer an der neben ihr stand.
    Ganz schön Feuer die Frau dachte er sich und sprach sie an:
    "Salve Tochter Roms, mein Name ist Marcus Helvetius Commodus, mir scheint so als ob du dem Kaiser in allem zustimmst und guter Hoffnung bist das er den Sieg davon trägt. Darf ich erfahren woher du diese Zuversicht nimmst?"

  • Ein Theaterstück erster Güte war dies alles hier, so hatte der Tiberier zumindest den Eindruck. Nach dem ganzen Jubel hätte man denken können, hier stünde jeder Römer wie ein Wand hinter dem Vescularier. Doch was, wenn die Fassade erst einmal bröckelte? Würde man für diesen unehrenhaften Kauz bis in den Tod gehen? Doch die überzeugten Anhänger waren dem Tiberier ganz nahe, allen voran diese Frauenzimmer, welches fast ebenso pathetische Ausrufe tätigen konnte, wie der Kaiser selbst. Möglich, dass ein Herrscher auf sein Volk abfärbte, je länger er an der Macht war. Bedauerlich, dass so viele diesem Einfluss ausgesetzt waren. Wäre er nicht gerade ein Patrizier gewesen mit festem familiären Verschwörungshintergrund, es wäre ihm wohl nicht anders ergangen. Doch so musste er reichlich schmunzeln über diesen naiven Ausspruch. Erst blickte er sie nur für einen Augenblick an, dann ließ er seinen Blick wieder zu Salinator schweifen, er lächelte und blickte ihr dann wieder in die Augen, als wäre er irgendein weiser Philosoph. "Gelacht wär es allerdings, ich befürchte er muss fürs erste nicht einmal einen Fuß hineinsetzen, aber die vielen Füße, die unter ihm dienen, draußen zu halten, ja, das ist leider schon ein wenig komplizierter, so bedauerlich das auch sein mag." Er machte eine ironische Trauermine, bevor er unweigerlich anfangen musste leicht zu lachen. Als dann auch noch jemand zu ihnen trat, der sich als Helvetius Commodus ausgab, hatte er auch schon einen perfekten Aufhänger. "Aber ich sollte wahrlich nicht so pessimistisch sein, nein, bei den Göttern! Sieh hier, edle Dame, hier haben wir doch sicher einen jener tapferen Männer von denen du gesprochen hast. Sicher wird er deine Zuversicht bestätigen, indem er sich bestimmt freiwillig meldet und den Cohortes Urbanae beitritt, die doch gerade schon so händeringend nach mutigen Kämpfern suchen. Nein, ich glaube nun keineswegs mehr, dass noch irgendein Grund zur Sorge besteht." Wäre schon sehr lustig, wenn sich der Mann nach der Provokation jetzt tatsächlich zum Dienst an der Waffe melden würde oder andererseits der blonden Unbekannten einen ersten Dämpfer bezüglich ihres Optimismus und ihres Glaubens an die tapferen Männer Roms versetzen musste. Für die böse Ader des Lepidus eine glatte Win-Win-Situation, da er an beiden Szenarios seinen Spaß haben würde. Er hatte den Mann allerdings nicht einmal richtig angesehen, als er das sagte, stattdessen gab er seinen Leuten ein Handzeichen, dass sie sich schon einmal bei ihm sammeln sollten, schließlich hatte der Tiberier nicht vor hier noch allzu lange stehenzubleiben. Der amüsanteste Teil war immerhin schon längst gelaufen, und er rechnete keineswegs mit einer Zugabe.

  • Ungläubig schaute Diademata zu Helvetius Commodus der sich ihrer Unterhaltung (wenn man das schon so nennen konnte) anschloss.
    Soll das ein Scherz sein? überlegte sie. Oder nimmt der mich auf den Arm?
    Beides fand sie sehr unangemessen im Anbetracht der Lage (Volksbewaffnung! In Rom! Bürgerkrieg! Römer gegen Römer!)


    "Er ist der Kaiser!" war deswegen alles was sie aus voller Überzeugung antwortete (mit einem schnippischen Tonfall als würde sie mit einem Begriffsstutzigen reden, bei dem sie es Leid war immer wieder alles zu wiederholen). Denn was verstand sie schon von dem komplizierten Geflecht der Politik und Intrigen, in dem Rom gefangen war? Der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser. Das war doch alles was zählte (erst recht nachdem ihre Verwandten alle auf der Seite des Kaisers kämpften). Wenn eine einfache römische Frau nicht mehr auf den Kaiser und ihre Familie vertrauen konnte, worauf dann?


    Der Helvetier war aber anscheinend nicht der einzige, der sich über sie lustig machte. Zumindest ließ das Minenspiel, der Tonfall und auch die Wortwahl ihres ursprünglichen Gesprächspartners darauf schließen.
    "Du siehst auch nicht aus als würde dir ein Gladius aus der Hand fallen." sagte sie zu Tiberius Lepidus. "Aber ich verstehe schon, zur Verteidigung Roms gehört mehr als ein paar Muskeln. Und genügend Ehre und Mut kann eben nicht jeder aufbringen."


    So wie es Seneca und Avianus getan hatten. Schon wenn sie nur an die beiden dachte wollte sie in Tränen ausbrechen. Aber nein, Diademata würde nicht in aller Öffentlichkeit anfangen zu weinen. Als der Tiberier dann seine Leute um sich sammelte blickte sie vorsichtshalber über die Schulter und vergewisserte sich, dass Tarik noch bei ihr war. Sie sollte sich besser zurück halten mit ihren Worten. Schließlich standen sie hier alle auf der gleichen Seite. Auf der des Kaisers (glaubte Diademata zumindest).

  • Potitus genoss den Jubel. Das machte ihn zuversichtlich! Als er sich dann aber wieder legte (etwas schnell, wie er befand), deutete er auf die Offiziere der Cohortes Urbanae, die rechts von der Tribüne standen. "Nun meldet euch freiwillig! Jeder, der sich an der Verteidigung Roms beteiligt, wird nicht nur etwas für seine Stadt tun, sondern auch eine reiche Belohnung erhalten! Wer eine Schlacht schlägt, soll auch Anteil an der Beute haben! Also meldet euch!" Tatsächlich machten sich ein paar junge Männer zu den Centurionen auf, um sich mit Waffen ausstatten und in Einheiten einteilen zu lassen.

  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Eher beiläufig denn ernst wandte er sich an Macer..."Was sollen wir nur tun, was können wir?" Neutralität zu bewahren war schwer geworden. Was wählte man: Pest oder Cholera?


    "Was wir tun sollen, hat uns unser Kaiser ja gerade sehr deutlich vorgeschlagen", antwortete Macer in einem recht neutralen Tonfall, den jeder nach seinem eigenen Geschmack als Zustimmung oder Ironie interpretieren konnte. "Was wir tun können, ist dagegen wirklich eine gute Frage. Sicher können wir uns bewaffnen und beim Eintreffen des Heeres ein blutiges Gemetzel anrichten, bei dem viele Römer sterben werden. Als Senator, dessen Aufgabe das Wohl Roms ist, stelle ich mir jedoch die Frage, ob wir genau dies nicht im Gegenteil auch verhindern können", beantwortete er dann auch den zweiten Teil der Frage.

  • Faustus Scaevius Latro


    Eigentlich hatte Latro bei seiner Versetzung vor ein paar Jahren angenommen, dass er nicht mehr würde kämpfen müssen. Vielmehr waren Nachforschungen und Spitzeleien sein Fachgebiet, weshalb man ihn auch nicht mit nach Misenum geschickt hatte. Nun wurde aber doch jeder Mann gebraucht und jeder Centurio war beauftragt worden, an der Ausbildung der Freiwilligenverbände mitzuwirken. Es mochte schon fünfzehn Jahre her sein, dass er in einer Legion gedient hatte und wohl noch einmal vier, seitdem er mit Rekruten zu tun gehabt hatte. Trotzdem hatte er dem Tribun versprochen, dass er es hinkriegen würde, schon allein für seinen Patron, den Kaiser.


    Allerdings stellte er betrübt fest, dass der Ansturm nicht gerade groß war: Zwar meldeten sich hier und dort ein paar Männer, aber patriotische Begeisterung sah anders aus! Also halfen die Centurionen nach, indem sie durch die Reihen gingen und diejenigen, die in wehrfähigem Alter waren, direkt ansprachen. Damit schafften sie es zumindest, noch ein paar mehr Männer zu mobilisieren.


  • "Mut und Ehre sind nutzlos, wenn sie Klugheit und Einsicht ersetzen", antwortete der Tiberier, der in gewisser Hinsicht die Entschlossenheit dieser Dame würdigte. In der Tat stand sie wohl auch nur für das, was sie für richtig hielt, auch wenn es kaum Mut erforderte ein teuer Anhänger Salinators zu sein und es sich Rom gut gehen zu lassen, während man als Patrizier in der Höhle des Löwen hausen musste, stetig Acht gebend, dass dieser Löwe einen nicht fraß.


    Gerade wollte der Tiberier schon gehen, er blickte sich schon um, doch dann wandte er sich wieder dem Angesichte Diadematas zu und sprach mit ruhiger und eindringlicher Stimme. "Wenn die Truppen in Rom einfallen sollten, dann harre zuhause aus, bis alles vorbei ist. Wage dich nicht hinaus, hab Acht und sei geduldig. Wenn dieser Krieg vorbei ist, wird Rom ehrenhafte Bürgerinnen brauchen." Anschließend wandte sich der Tiberier sicheren Schrittes um, tauschte mit seinen Freunden ein paar Blicke aus, auf das sie in der Menge entschwanden, selbstverständlich den Rekrutierungsstellen ausweichend. Wer sich jetzt, wo das Ende nahte, noch abschlachten ließ, der war wohl selbst schuld und die Unterwelt würde ihn freudig erwarten.


    Im Grunde wusste Lepidus selbst nicht, warum er dieser Frau zum Schluss noch das Leben wünschte, denn eigentlich war sie doch nur eine sture Anhängerin dieser dicken Witzfigur, die sich zum Kaiser erhoben hatte. Aber am Ende des Krieges musste die Clementia die gespaltenen Römer wieder zusammenführen. Um ihre Leben mussten sie sich aber sicher nur geringfügigere Gedanken machen als es die Worte von Lepidus suggerierten, denn die Zivilbevölkerung würde doch sicher nur am Rande zu Schaden kommen, zumindest war das die Hoffnung des Tiberiers, allein schon aus eigenem Interessen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Was wir tun sollen, hat uns unser Kaiser ja gerade sehr deutlich vorgeschlagen", antwortete Macer in einem recht neutralen Tonfall, den jeder nach seinem eigenen Geschmack als Zustimmung oder Ironie interpretieren konnte. "Was wir tun können, ist dagegen wirklich eine gute Frage. Sicher können wir uns bewaffnen und beim Eintreffen des Heeres ein blutiges Gemetzel anrichten, bei dem viele Römer sterben werden. Als Senator, dessen Aufgabe das Wohl Roms ist, stelle ich mir jedoch die Frage, ob wir genau dies nicht im Gegenteil auch verhindern können", beantwortete er dann auch den zweiten Teil der Frage.


    Varus beobachtete seinen Patron genau der mit Standesgenossen sprach. Er hoffte das Macer eine Möglichkeit finden würde sich hier ehrenvoll entfernen zu können eben ohne sich zu melden. Es war keine Angst sondern die innerste Überzeugung das Römer nicht im großen Stil gegen Römer kämpfen sollten die ihm ein eintreten in der neuen Armee des Kaisers so unerträglich machte.

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