[Zug des illyrischen Heeres] Westwärts!

  • | Tiberius Ostorius Remmianus


    In der Ferne sah Remmianus die kleine Zollstation in der Nachmittagssonne. Es schien zu stimmen, dass die Götter den Erdkreis in Italia geküsst hatten, denn hinter ihm verfinsterte noch immer eine Wolkenfront den Himmel, während vor ihm die Zollstation im herbstlichen Sonnenschein lag. Trotzdem fühlte der junge Tribun sich nicht sicher, denn er führte heute zum ersten Mal das Kommando über die Vorhut. Und auch wenn er wusste, dass Maturus diese Entscheidung nur getroffen hatte, weil es keine Hinweise auf Hinterhalt oder auch nur feindliche Reaktionen jenseits der Provinzgrenze gab, hatte ihm diese große Aufgabe Angst eingejagt. Wer konnte schon wissen, ob die Rebellen ihnen eine Falle stellten? Seit neustem war bekannt, dass Aurelius Ursus ebenfalls die Seiten gewechselt hatte und mit seiner Legion unterwegs war, um sich mit den Rebellen zu vereinigen. Das veränderte das Kräfteverhältnis weiter zu ihren Gunsten... jetzt standen sich jeweils fünf volle Legionen gegenüber, wobei die Legio I sicherlich keine Truppen zurücklassen musste. Damit war der Vorteil möglicherweise sogar aufseiten des Feindes! Und noch schlimmer war, dass es vor allem die Männer der Legio I waren, die die Grenzposten nach Italia bemannten und für die Sicherheit der italischen Straßen verantwortlich waren!


    Umso beruhigter war der Ostorier, als sein Melder ihm berichtete, dass die Zollstation verwaist war. Und so passierte er kurze Zeit später unbehelligt die steinerne Säule, die die Provinzgrenze markierte und zugleich darauf hinwies, dass es nicht mehr weit bis Aquileia war. Mit einem Lächeln musste der Tribun daran denken, dass er heute zum zweiten Mal in seinem Leben nach Italia kam. Aber vor allem musste er an Divus Iulius denken, der vor mehr als hundert Jahren auch ein Heer nach Italia geführt hatte, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.


    "Anerriphtho kybos*!"


    sagte er deshalb in Erinnerung an den großen Feldherrn, der unter anderem seine Heimatstadt zur Colonia erhoben und es ihm damit indirekt ermöglicht hatte, als römischer Bürger und Beinahe-Senator nach Italia zu kommen und sogar den Cursus Honorum zu beschreiten. Naja, neben Salinator natürlich. Der hatte ihn immerhin aus dem Provinznest in die ewige Stadt geholt und ihm sogar ein öffentliches Amt verschafft. Jetzt war sein Patron in Caesars Fußstapfen getreten und Remmianus musste seine Bürgerpflicht erfüllen. Zwar hatte er nie Soldat werden wollen, aber in diesem gefahrlosen Moment spürte er doch fast so etwas wie Mut und Stolz! Noch einmal wiederholte er die Worte des ersten Kaisers:


    "Anerriphtho kybos*!"


    Dann trieb er sein Pferd an und gefolgt von der Legionsreiterei der Legio XXV folgte er der Straße in Richtung Westen...

    Sim-Off:

    griech.: Die Würfel sind gefallen.




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  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/08.jpg Es hatte Wochen gedauert bis die Legion der Anhänger des Ursupators... also, des vescularischen Ursupators... nahe genug an Italia und den letztlichen Standort des untergermanischen Heeres herangekommen waren, um den Spähern des Flaminiers so etwas wie eine stete Nachrichtenleitung zu erlauben. Erst als die Reiter weniger als eine Woche brauchten, um Meldungen über den Standort, die Größe und Zusammensetzung des feindlichen Heeres nach Verona zu bringen trudelten die Meldungen auch öfter ein als nur alle paar Tage einmal... schließlich liefen sich die gleiche Anzahl an Spähern auf einer immer kürzeren Strecke öfter über den Weg als es vorher der Fall war.
    Man hielt die Männer mit Informationen aus dem Westen extra am langen Arm: wenn sie gefangennommen werden SOLLTEN (was nicht allzu unwahrscheinlich war, auch wenn sich in den immer größer werdenden Rodungen Italias die Späher beider Parteien oft umschwirrten wie zwei Goldfische in der Adria), konnte man so wenigstens nicht genug aus ihnen herauspressen... eben weil sie nichts wussten. Andererseits war man nicht so blöd zu glauben, dass der Feind nicht ebenso intensive Aufklärung betrieb... die je näher er Verona kam auch immer detaillierter ausfiel. Aber auch hier, am östlichsten Rande Italias, machte sich bei den Spähern so langsam eine gewisse Nervosität bemerkbar... schließlich lagen die Truppen des Laberiers keine zehn Marschtage von Verona entfernt. So langsam wurde es eng in Norditalia...

  • | Manius Laberius Maturus


    "Was beim Pluto soll das heißen, die Magazine sind leer?"


    brüllte Maturus den verängstigten jungen Burschen an, der angeblich der Präfekt von Patavium war. Die echten Duumvirn waren anscheinend zusammen mit einem Großteil der städtischen Führungsschicht, unter der auch eine beachtliche Zahl Equites war, geflohen. Deshalb musste nun also dieser Jüngling, der entweder zu dumm oder zu stolz gewesen war das Weite zu suchen, den geballten Ärger des Legaten abfangen.


    "Wi...wir bitten das zu entschuldigen. D...die Rebellen w...waren schon hier und h...haben alles mitgenommen n...nach Verona!"


    gab der Präfekt zitternd zurück, doch Maturus wollte keine Ausflüchte hören. Er war schlicht maßlos enttäuscht, dass die Städte Italias die Frechheit besaßen, sich gegen Rom zu stellen! Nach allem, was Rom für sie getan hatte! Und jetzt unterstützten sie irgendeinen arroganten Aristokraten, der ihren geliebten Kaiser und einen gewaltigen Krieg auf dem Gewissen hatte! Das würden sie büßen!


    "Gib die Stadt zum Plündern frei! Das wird die Männer motivieren, bevor die Schlacht kommt!"


    Es war ihm egal, dass dies hier eigentlich Heimatland war und vielleicht sogar der eine oder andere seiner Männer aus dieser Stadt stammte! Patavium hatte sein Schicksal selbst besiegelt, indem es sich Palma angeschlossen hatte und der kaiserlichen Armee - der wahren! - alle Vorräte vor der Nase weggestohlen hatte. Und dazu diese Feiglinge, die einfach weggerannt waren und jetzt wahrscheinlich in Verona saßen und die Götter anflehten, dass sie sein Heer mit Blitzen zerschmetterten! Mit einem heftigen Stoß schubste er den Praefectus an und drehte sich um.


    "Und sperrt diesen Knilch ein! Wenn sich Widerstand regt, richten wir ihn hin. Oder wenn es irgendwo versteckte Vorräte gibt!"


    Damit verließ er die prächtige Curia dieser einstmals so stolzen Stadt.






  • | Gaius Verrius Gallus


    Gallus wusste nicht, wann er das zum letzten Mal getan hatte: Plündern! Aber er erinnerte sich sehr schnell wieder, wie es funktionierte! Binnen kürzester Zeit waren er und seine Kameraden in das nächstbeste Haus ausgedrungen und ehe die verdutzten Besitzer wussten, wie ihnen geschah, hatten die Soldaten die Truhe im Atrium gefunden und aufgebrochen. Im Gegensatz zu manch anderem hatten sie auch noch Glück gehabt, denn die Trottel hatte scheinbar nicht damit gerechnet, sodass man sich an allem bedienen konnte. Das einzige Problem war gewesen, dass er nicht darauf vorbereitet gewesen war und nur seinen Proviantsack dabei gehabt hatte. Als dieser voll war, konnte er sich nur noch eine hübsche Bronze-Statue schnappen und dann wieder gehen. Dafür war es aber erstaunlich leicht gewesen, seinen Kunstschatz bei den Marketendern im Tross in klingende Münze umzusetzen.


    Nun saßen sie am Lagerfeuer vor ihrem Zelt im Lager vor der Stadt und jeder zählte eifrig, wie viel er geholt hatte. Auch Gallus konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so viel Geld besessen hatte! Einzig Turbo saß schweigend mit seiner Schüssel in der Hand und sah nur zu, wie die anderen darum wetteiferten, wer den ältesten und damit wertvollsten Sesterz geräubert hatte.


    "Turbo, altes Haus, was schaust du so? Wo is deine Beute?"


    fragte Gallus schließlich, aber der alte Legionär zuckte nur mit den Schultern.


    "War nich dabei. Is nix für mich, mein eigenes Land auszurauben."


    "Wieso? Du kommst doch aus...Aquileia, dachte ich?"


    gab der Verrier zurück und legte die beiden Münzen, die er gerade überprüft hatte, langsam auf den Haufen zurück. Turbo zögerte kurz, dann sagte er


    "Naja, mein Großvater kommt von hier..."


    "Mehercle, wirklich? Hast du noch Verwandtschaft hier?"


    "Naja, meine Tante müsste noch hier wohnen. Weiß aber nich wo... war ja seit zwanzig Jahren nich hier und in der Insula von damals kannte sie niemand... aber sie wär jetz auch schon... puh, keine Ahnung!"


    Der alte Soldat fuhr sich über das stoppelige Kinn und stellte nun auch seine Schüssel beiseite. Auch Gallus wusste nicht recht, was er sagen sollte. Noch einmal blickte er auf sein Geld, das ihn jetzt gar nicht mehr so sehr freuen konnte. Nach kurzem Überlegen sagte er schließlich


    "Naja, wenn die in deiner Familie nur halb so schlau sind wie du, sind sie bestimmt rechtzeitig geflohen. Oder vielleicht sin sie ja auch weggezogen, zu deinen Leuten nach Aquileia."


    Turbo zuckte nur mit den Schultern.


    "Kann sein. Naja, mir is der Appetit vergangen. Ich spül mal mein Zeug."


    Damit hob er die Schüssel auf, legte seinen Löffel hinein und erhob sich mit einem Ächzen. Gallus blickte ihm nach. Turbo war so etwas wie die gute Seele ihres Contubernium, wenn nicht der ganzen Centuria. Er stand kurz vor der Missio Honesta, hatte zwanzig Jahre in Germania, Britannia und Pannonia gedient, hatte gegen alle möglichen Arten von Barbaren gekämpft und sich die ein oder andere Narbe eingefangen. Trotzdem hatte er sich nie beschwert: Er sagte immer, er tue es für seine Familie, dass sie ruhig schlafen könne. Und jetzt war er mit seiner Armee in sein Heimatland gezogen und seine Kameraden hatten die Stadt ausgeplündert, in der seine Ahnen begraben waren.


    Sicher, die Truppe hatte eine verdammt harte Zeit hinter sich, kaum einer, der keine Blasen an den Füßen, deftige Erkältung oder sonstwas bekommen hatte, ein paar waren sogar an irgendwelchen Krankheiten gestorben. Aber der Mann, dem Gallus heute sein Gladius an die Kehle gehalten hatte, während die anderen das Haus nach Wertsachen durchsuchten, war ein römischer Bürger gewesen, am Ende vielleicht sogar Turbos Cousin oder Neffe oder sonstwas. Und auch wenn Patavium sich gegen den Kaiser gestellt hatte und vielleicht sogar die Truppen drüben in Verona versorgt hatte: Was hätten seine Eltern mit ihrem Bauernhof in Campania wohl gemacht? Waren die Versorgungstrupps der Rebellen nicht auch bis an die Zähne bewaffnet und hatten keine Lust auf Verhandlungen? Was konnten die Frauen, die heute trotz aller Verbote geschändet worden waren, dafür, dass sie im Norden Italias geboren waren und nicht im Süden?


    Langsam packte Gallus seine Münzen zusammen und zog den Beutel zu. Dann ließ er sich rückwärts ins Gras fallen und sah hinauf zu den Sternen... Bürgerkrieg machte keinen Spaß!




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  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/08.jpg Wie gehabt in respektvoll weitem Abstand befanden sich einzelne Späher der Rebellen. Nachdem sich durch das Eintreffen des obergermanischen Heeres und der Legio die Zahl der berittenen Auxiliare und Legionsreiter mehr als verdoppelt hatte, bekamen Teile der obergermanischen und raetischen Reiter nach nun fast einem Monat beständiger Späharbeit über weite Strecken die Gelegenheit auch mal auszuspannen... wenn auch niemand wusste, für wie lange dies möglich war.
    Entsprechend war es ein Verbund aus unterschiedlichen Einheiten die das feindliche Heer umkreisten und sicher stellten, dass man es nicht aus den Augen verlor. Bei der großen Nähe zu Verona, wo das große Heer der Rebellen lag, waren die Verbände auch größer, oft genug eine komplette oder gleich mehrere Turmae.. wer wusste schon ob es nicht doch schon irgendwo zu Scharmützeln kam.. und zu Versorgungszügen des Gegners die man bei Gelegenheit auseinanderklopfen konnte. Und irgendwo mussten auch Reiter der ersten Legion herumschwirren...


    So nah heran, dass man mitbekommen konnte wie die Gefolgsleute Salinators mit Patavium umsprangen, traute man sich dann aber doch nur in kleinen Abordnungen von ein oder zwei Mann. Was diese schließlich zu erzählen hatten reichte ließ den Männern einen kalten Schauer über den Rücken laufen... derartige Gewalt an der Bevölkerung einer Stadt Italias (das zwar immernoch ein Flickenteppich unterschiedlicher kleiner Kulturen war, aber irgendwie doch als Kern des Reichs angesehen wurde) war für sie von ganz oben ausdrücklich verboten und unter Strafe gestellt worden. Und hier konnte man von den umgebenden Hügeln auch aus einiger Entfernung die Rauchsäulen sehen, die von den bei Plünderungen nicht unüblichen Brandsteckungen stammten. Das war nicht nur einem Mann unheimlich..

  • Leichter Regen fiel auf Patavium und hinderte die verbliebenen Feuer daran, sich weiter über die Stadt auszubreiten. Auch das Schreien und Weinen wurde durch ihn überdeckt. Ebenso wie das Sterben.
    Mercurius beobachtete die Stadt und die Menschen darin. Hier im Norden waren viele Menschen keltischen Ursprungs, die ihn weit mehr verehrten als diejenigen im Süden. Er sah zu seinem Tempel. Das Feuer hatte die weißen Säulen geschwärzt. An einer Straßenkreuzung war einer seiner Schreine umgestoßen. Ärgerlich darüber fuhr eine Böe durch die Straßen und wirbelte auf der Straße liegenden Müll scheppernd auf.
    Auch seine Mitgöttin Tellus schien wenig erbaut. So viel Tod auf ihrem Land. So viel Blut auf ihrer Erde. Der Regen half nur rudimentär, es weg zu waschen. Sie grollte. “Man sollte meinen, diese Narren sind genug gestraft, dass ihnen die Nahrung versagt ist. Müssen sie nun auch die Göttin beleidigen, die ihnen neue geben könnte?“
    Mercurius umflog die große Göttin und deutete mit seinem Stab auf das Heer, das die Stadt geplündert hat. “Die ziehen bald weiter. Dein Rand wird gereinigt werden. Und wenn nicht, kannst du immer noch deinen Zorn an ihnen auslassen.“
    Tellus war nicht wirklich zufrieden. “Sie sollen sie beerdigen!“
    “Werden sie schon. Apropos, ich sammel mal eine neue Runde ein.“


    Viel suchen musste der Gott nicht, um zu finden, wonach er gesucht hatte. Diesmal fand er ein kleines Mädchen, dass verwirrt neben seiner Mutter stand und versuchte, sie zu berühren. “Du kannst sie nicht berühren, komm mit mir mit.“
    “Warum nicht? Mama weint.“
    “Du bist gestorben. Sie hat dich da in eine Decke gewickelt und mit Erde bedeckt. Und deshalb musst du jetzt mitkommen“
    “Kann ich nicht noch bleiben?“
    Mercurius sah sich in der Straße um. Da waren noch mehr Tote. Einige wollten nicht mitkommen. Viele hatten auch nicht die nötigen Opfer ihrer Verwandten erhalten. Einige würden sie auch nicht mehr erhalten und waren damit dazu verdammt, hier zu bleiben, sofern die Stadt als solches kein Sühneopfer für die Toten abhielt und ihnen so den Weg in die Unterwelt zugänglich machte. “Deine Mutter hat mich gebeten, dich auf die andere Seite zu bringen. Sie hat sich in die Hand geschnitten, weil sie nichts anderes hatte, um damit bei mir zu bitten.“
    Das Mädchen weinte. Viele weinten, wenn er zu ihnen kam. Vor allem die Kinder. Die Erwachsenen waren meist schlicht apathisch und sagten gar nichts. “Komm, ich zeig dir den Weg.“ Mercurius rückte seinen Krempenhut einmal zurecht und wies mit dem Stab nach Westen. Die schmutzige Straße mit dem Müll und der festgetretenen Erde verschwand und ein helles Band schlängelte sich nach Westen, kaum zu übersehen. “Geh diesen Weg entlang und bleib darauf.“
    “Kommst du nicht mit?“
    “Doch, ich pass auf dich auf. Aber wir werden noch mehr mitnehmen müssen.“ Er würde heute noch viele Male die Unterwelt betreten und wieder herauskommen. Sein Onkel Pluto erhielt heute sehr viel Zulauf. Und es würde in den nächsten Wochen noch weit mehr werden.

  • | Tiberius Ostorius Remmianus


    Die Nachricht von der Plünderung Pataviums hatte sich wie ein Lauffeuer unter den Nachbarstädten ausgebreitet und sie hatte mächtig Eindruck gemacht! Remmianus, der noch immer für die Versorgung verantwortlich war, hatte plötzlich kaum mehr Probleme, das Heer mit Getreide und Wein einzudecken, denn wenn die kaiserlichen Truppen schon eine so wichtige und reiche Stadt wie Patavium ausräumten und sogar teilweise niederbrannten, würden sie ein Städtchen wie beispielsweise den Badeort Fons Aponi kaum verschonen.


    Wohin der Tribun deshalb auch kam, rückten die Stadtväter schnell mit ihren bescheidenen Vorräten heraus und wer versuchte zu feilschen, konnte meist sehr schnell zum Schweigen gebracht werden, wenn der Ostorier an das Schicksal Pataviums erinnerte. Langsam begann der Krieg wieder mehr Spaß zu machen!




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  • | Manius Laberius Maturus


    Seit einiger Zeit sammelten und erholten sich Maturus' Truppen nun schon bei Patavium und langsam wurde es Zeit weiterzuziehen, denn die Kornspeicher der Stadt waren ja schon vor ihrer Ankunft leer gewesen und es lebte sich sehr viel leichter aus dem Land, als wenn man sich aus der Ferne versorgen musste. Trotzdem wartete der Feldherr vorerst - man hatte ihm frische Truppen aus Rom versprochen! Und wenn alles gut ging, würden sie sogar in der Überzahl sein!


    Dann aber gab es neue Nachrichten der Späher, die die Lage völlig änderten. Und der Laberier war gezwungen, eine Stabsbesprechung einzuberufen - und zwar sofort! Und so dauerte es nicht lange, ehe sich sein Kollege Vipstanus Sermo, drei Legionslegaten, eine Schar von Tribunen und die wichtigsten Centurionen des Heeres in der Villa Urbana eines geflohenen Eques aus Verona zusammenkamen, wo das Hauptquartier aufgeschlagen worden war.


    Mit finsterem Blick begrüßte Maturus die Offiziere und wartete nicht wie üblich, um den Männern die Möglichkeit zu informellen Plaudereien zu geben. Stattdessen ließ er um Ruhe bitten und begann sofort:


    "Meine Herren, unsere Kundschafter melden Neuigkeiten! Die Städte Etruriens sind offenbar offen zu den Rebellen übergelaufen!"


    Aufgeregtes Murmeln erhob sich. Zwar war diese Information nicht ganz so überraschend, wie nun alle taten, denn die Städte waren bei den Versorgungsforderungen noch abweisender gewesen als sowieso und es gab Gerüchte darüber, dass Arezzo sogar einen kaiserlichen Soldaten inhaftiert hatte, aber was der Legat da erklärte, weckte die Erwartung einer öffentlichen Kriegserklärung.


    "Und sie haben unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht! Wie ihr wisst, erwarten wir Verstärkung aus Rom unter Führung des Praefectus Praetorio Decimus. Auf diese müssen wir wohl oder übel verzichten - die Städte haben die Dämme des Padus zerstört und ihr Tal wieder in eine Sumpflandschaft verwandelt. Das dürfte die Truppen aus Süden vorerst aufhalten. Außerdem..."


    Das Gemurmel wurde so laut, dass Maturus eine Pause machen musste. Mit einer solchen Aktion hatte niemand gerechnet - die Padus-Ebene war in vergangenen Jahrhunderten ständig von schrecklichen Hochwassern heimgesucht worden, viele Bauern hatten regelmäßig ihre Ernten und sogar ihre sauber bestellten Felder verloren - von den Zerstörungen in den Siedlungen und Gehöften, den Mücken und Krankheiten ganz zu schweigen. Es musste sich einiger Hass gegen Salinator aufgestaut haben, wenn sie diesen nun wohl wieder dauerhaften Zustand gegen einen kleinen Aufschub für die Rebellentruppen eintauschten. Immerhin waren die Dämme eine teure Angelegenheit gewesen!


    "Ruhe!"


    befahl der Laberier endlich und fuhr dann fort:


    "Das ändert die Situation. Wie ihr wisst, warten wir auf Praefectus Decimus und ein Entsatzheer aus Rom. Mir wurden die Cohortes Praetoriae und die Marineinfanterie der Classis Misenensis versprochen - das dürfte sich damit wohl erledigt haben."


    "Aber die Classis könnte das Heer doch über den Padus übersetzen?"


    kam eine unqualifizierte Bemerkung vonseiten eines Tribuns, der offensichtlich noch grün hinter den Ohren war. Der Legat runzelte nur die Stirn, erklärte dann aber doch etwas genauer:


    "Für alle, die sich mit der Geographie Italias nicht auskennen: Der Padus mündet in das Mare Adriaticum und verläuft quer über die Cisalpina. Die Schiffe der Classis sind mit der Blockade Aegyptus' beschäftigt und müssten, um die Truppen zu uns zu bringen, ganz Italia umsegeln. Das würde zu lange dauern - bis dahin werden die Rebellen zweifellos zuschlagen, wenn sie ein bisschen Grips haben. Wir müssen uns also auf die Schlacht vorbereiten!"


    Langsam ging der Bürgerkrieg in die heiße Phase!



  • | Gaius Verrius Gallus


    Seit sie in Patavium lagen, waren die Blase an seinem Fuß zwar wieder verheilt, aber Gallus wünschte sich trotzdem sehnlich, endlich weiterzuziehen. Zum einen, weil er die Anspannung, dem Feind zum Greifen nahe zu sein und doch hier herumzusitzen, kaum aushielt. Und zum andern, weil ihm hier ständig Opfer ihrer Plünderungen begegneten, die genauso aussahen wie er, die seine Sprache sprachen - wenn auch einen ganz anderen Dialekt - und ihn ständig daran erinnerten, dass diese Aktion vielleicht nicht ganz rechtens gewesen war. Eigentlich hatten sie sich auf Italia gefreut, wo alles etwas zivilisierter war und die Heimat lag, aber jetzt begegneten ihnen alle mit Feindseligkeit und Furcht und wenn jemand mal ein Mädchen abbekam, dann hatte er sie sich genommen.


    Es wurde also Zeit zu verschwinden, zumal die Versorgungsausflüge ins Umland auch immer ausgedehnter wurden, weil das direkte Umfeld ausgeräumt war. Zwar hatten der ein oder andere manche Tricks, um die Verstecke des Viehs herauszukitzeln, aber immer öfter hatte auch das keinen Erfolg und die Patrouillen kamen mit leeren Händen.


    Nun aber regte sich langsam wieder etwas: Der Centurio gab Befehl, sich langsam auf den Aufbruch vorzubereiten und so kam an diesem Tag etwas mehr Betriebsamkeit in das Lager vor der Stadt. Einige Offiziere schienen zu glauben, dass man die Männer noch einmal aufwärmen musste, denn überall hörte man die Rufe und das Geklirr von Waffen, während andere unterwegs waren, um verlorene Ausrüstungsteile zusammenzusuchen (wahrscheinlich hatte der ein oder andere auch etwas davon bei der Bevölkerung eingetauscht und musste sich nun bei seinen Kameraden Ersatz beschaffen).


    Aber egal - bald würden sie wieder marschieren und diesem verdammten Krieg ein Ende bereiten!




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  • Es hatte nicht lange gedauert, bis die Anhänger Palmas nach der Plünderung und Brandschatzung Pataviums aktiv wurden. Zwar wagten sie noch keine offenen Attacken, aber in den Dörfern um Patavium herum tauchten an den Straßen immer öfter Graffiti und Texte auf, die sich an die Männer des gegnerischen Heeres wandten.


    Vor allem die Straßen nach Westen, also dort wo das Heer unter Flaminius Cilo und Annaeus Modestus wartete, häuften sich die Malereien... die oft Text enthielten, meistens aber nur flüchtige betitelte Schmähgrafiken für all die einfachen Legionäre, welche nicht lesen konnten.


    Dies war eines der komplizierteren Werke in einem Dorf an der Via von Patavium nach Vicetia:



    Soldaten des Maturus und Salinators,
    kehrt um!
    Eure Legaten befehlen euch eure Brüder zu morden!
    Euer Kaiser befiehlt [SIZE=7](scheisse, falsche Form)[/SIZE] euch die Res Publica zu zerstören!
    KEHRT UM!!!!


    Salinatur und Laberius die Übeltäter
    Valerianus als Opfer
    PATAVIUM
    Palma der Retter
    Der hingemordete Valerianus
    Das ehrliche Volk

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