Officium | Tribunus Cohortis Praetoriae F. Decimus Serapio

  • Kaum war ich hier, am Ort meiner kühnsten Träume, angelangt, sollte es schon wieder los gehen. Mit einem geheimen Auftrag! Viel Zeit war nicht, kurz nach der Hochzeit wollte ich aufbrechen. Aber ich nutzte die Zeit, um mir zwei erfahrene Speculatoren als Begleiter an Land zu ziehen, und eine Menge Informationen aus den wirklich sehr umfangreichen Archiven. Und einer der Optiones aus dem Magazin, der war ein leidenschaftlicher Bastler, und hatte eine Menge Sachen gebaut, "Spezial-Ausrüstung", teilweise ganz verrückte Dinge, die er unbedingt im Feldeinsatz erprobt haben wollte.
    Das Kommando über die zweite Kohorte würde ich natürlich erst nach meiner Rückkehr antreten. Den wahren Grund meiner Reise, den offenbarte ich teilweise meinen beiden Mitstreitern, für alle anderen begab mich mich auf eine Inspektionsreise. Auch meine Familie speiste ich damit ab, als ich mich von ihnen verabschiedete. Obgleich es mir schwerfiel - besonders bei Seiana! - aber so war nun mal das Prätorianerleben. Der Tag meiner Abreise rückte rasant näher, dann war es soweit. Ich verschloss mein Officium, meldete mich beim Praefectus Praetorio ab, und verließ die Castra mit meinen zwei Getreuen, um mich auf eine lange und gefahrvolle Mission zu begeben.
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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Mein Versuch zu rekonstruieren, was eigentlich genau in Rom und Misenum geschehen war, während ich in Syrien dem Verrat nachgeschnüffelt hatte, schien aussichtslos. Schon seit dem frühen Morgen sprach ich mit verschiedenen Speculatoren, mit den anderen Tribunen, mit Centurionen, Carcerwärtern und Folterern... und obgleich alle mir ihre Version der Geschehnisse schilderten, obgleich alle der Wahrheit auf der Spur waren, obgleich das Verbrechen im Herzen unseres Reiches, im bestbewachten Raum überhaupt geschehen war, obgleich die Verließe überquollen von mehr oder weniger Schuldigen.... Ich blickte einfach nicht durch.
    Am Nachmittag, als mein Magen anfing zu knurren, ließ ich mir von meinem Burschen ein Fladenbrot mit Ziegenkäse und einen Becher Wein bringen, und stärkte mich, während ich weiter die Berichte auf meinem Tisch studierte. Irgendwann brannten meine Augen und ich verspürte einen gelinden Kopfschmerz. Leise seufzend stützte ich den Kopf in die Hände, massierte mir die Schläfen. Dann stand ich auf, ging zum Fenster, und blickte hinaus, auf Rom, da lag es, friedlich beschienen von den schrägen Strahlen der tiefstehenden Sonne. Eine Idylle, ein Schlangennest, ein Becken blutgieriger Muränen.
    Ziellos ging ich in meinem Officium herum, suchte das Wirrwarr meiner Gedanken zu bündeln und in eine Ordnung zu bringen. Ja, es hatte eine Verschwörung gegeben.... aber was war der Kern der Sache? Und, was mich schier wahnsinnig machte: konnte es wirklich und wahrhaftig sein, dass Aton, mein Aton (beziehungsweise ehemals mein Aton), seine patrizischen Finger in so einem Dreckhaufen drin hatte?!


    Vor einem Regal blieb ich stehen, darin stand noch alles mögliche Zeug meiner Vorgänger, und um mich einen Augenblick abzulenken begann ich auszusortieren. Altes Schreibzeug, eingetrocknete Tinte, staubiges Siegelwachs – weg damit. Ein flaches Holzkästchen mit verschiedenen Styli darin, nichts besonderes, ich wollte es schon wegtun als ich die an der Seite eingeritzten Buchstaben sah.
    LAA
    Ungläubig las ich sie erneut, dann lächelte ich, leise in mich hinein.
    Was ist das Geheimnis? hatte ich ihn gefragt, irgendwo auf dem Weg nach Dura in der Einöde von Staub und Sand. Gibt es ein Geheimnis? Und mir war als würde ich wieder seine ruhige Stimme hören, seine spröde Antwort: Ich selbst denke da eigentlich gar nicht so viel drüber nach. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen. Nur das zählt.
    Und auch, wie der Sand über den Boden geweht war, jede Spur ausgelöscht hatte, auch das stand mir wieder klar vor Augen.


    Ich wischte den Staub von dem Kästchen, kehrte zurück zum Schreibtisch und stellte es neben mich. Wie einen Talisman. Dann rief ich meinen Beneficiarius aus dem Vorzimmer zu mir.
    "Schick mir den nächsten. Den..." Ich blickte auf eine Wachstafel. "Optio Aulus Iunius Seneca."
    Die Tür blieb offen, und ich nahm mir wieder einen der Verhörberichte zur Hand, studierte ihn während ich auf den Optio wartete.

  • Etwas überrascht hatte sich Seneca zum Officum des Tribunus begeben. Er wusste nicht so recht was ihn erwartete, und auch nicht wer ihn erwartete, letztlich hatte er den Tribunus noch nie gesehen, oder er erinnerte sich einfach nicht an ihn.. Wie üblich salutierte Seneca zackig vor dem Mann und gab die kurze Meldung ab,
    "Optio Iunius Seneca meldet sich wie befohlen Tribunus.", Seneca war gespannt was jetzt passieren würde, immerhin war seine Centurie ja gerade von den wirklichen Aufgaben abgezogen worden, warum war ihm immer noch nicht klar.

  • Das war das Schöne am Dienst bei der Garde: ich mußte mich nicht mehr mit schludrigen Meldungen, faulen Rekruten oder rostfleckigen Rüstungen herumärgern... die Deiotariana hatte mir in der Hinsicht viel abverlangt. Hier dagegen war alles tiptop. Wie dieser Optio.
    Ich musterte ihn einen Atemzug lang – er erinnerte mich, vom scharfen Schnitt seines Gesichtes her, ein bisschen an Lucullus.... meinen iunischen Kameraden, der damals vor Edessa gefallen war. Aber vielleicht bildete ich mir das auch bloß ein, aufgrund des Nomen gentile.
    "Setz dich, Optio." forderte ich ihn, mit einer kurzen Handbewegung zu dem Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf.
    "Zunächst einmal, erstatte mir bitte Bericht über die Verhöre und Durchsuchungen, die du seit dem Tode Kaiser Valerians durchgeführt hast. Zu welchen Erkenntnissen bist du dadurch gekommen?"
    Natürlich gab es Berichte, aber gegenüber staubtrockenen Worten auf Papyrus bevorzugte ich die direkte Schilderung bei weitem.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Mit einem Nicken, setzte sich Seneca recht geschwind hin, und räusperte sich, bevor er begann seinen mündlichen Bericht beim Tribunus abzuliefern..
    "Nun Tribunus, wir schwärmten sofort aus als die Nachricht vom Tod des Kaisers Rom erreichte. Es wurden sofort mehrere Verdächtige in Augenschein genommen, darunter die beiden Senatoren der Vinicier, Vinicius Hungaricus, und Vinicius Lucianus. Außerdem noch Tiberius Durus, Flavius Furianus und weitere Senatoren, unter anderen aus den Häusern der Claudier und der Aurelier sowie der Cornelier.", Seneca hatte die Ausgangslage erörtert und begann etwas detaillierter zu berichten. "Mein Centurio war zu einer Sondermission abgestellt, sodass ich die Einheit pflichtgemäß führte. Meine Einheit durchsuchte alsbald die Casa der Vinicier, doch fanden wir dort niemanden vor außer einen Sklaven mit einem zu losen Mundwerk welcher uns den Aufenthalt des Vinicius Hungaricus preisgab, welcher in Misenum auf seinem Landsitz weilte. Ähnliches geschah bei den Flaviern, wo uns mitgeteilt wurde dass Flavius Furianus vor den Toren Roms auf seinem Landsitz saß.", Seneca machte eine kurze Pause, und begann dann wieder zu sprechen,
    "Gemäß den Befehlen machten wir uns also mit Pferden auf zu den Landsitzen der Flavier und der Vinicier und trafen dort wie erwartet auf die beiden Verdächtigen welche unverzüglich festgenommen wurden, und nach Rom gebracht wurden. Bei den Verhören gaben sie trotz Folter nicht allzu viel von sich, sodass der Imperator sie ins Exil verbannen ließ. Vinicius Lucianus wurde später festgenommen, und sitzt noch im Carcer ein.", soweit der Teil den Seneca direkt mitverfolgt hatte, nach einer weiteren Unterbrechung, fuhr er mit dem Teil fort, welchen er von seinen Kameraden erzählt bekommen hat..
    "Die anderen Einheiten durchsuchten die anderen Residenzen. Der Tiberius stürzte sich ins Schwert, was ich als ein Indiz werten würde, einige andere konnten anscheinend in den Tumulten vor und während der Ausgangssperre fliehen, inklusive Cornelius Palma, welcher sich nun zum Imperator ausriefen ließ.", das war es eigentlich auch schon, dachte sich Seneca, mehr hatte er schließlich nicht zu erzählen, da er ja andere Missionen zu erledigen hatte, "Das wäre alles, meine Centurie wurde anschließend zum Wachdienst in der Castra abkommandiert, und ich wurde zur Kontrolle und zur Sicherung vom Präfekten persönlich zum Landsitz seiner Frau Decima Seiana geschickt, und habe deshalb keine Informationen über den weiteren Stand in den Ermittlungen, abgesehen davon dass bis auf einen, alle Verdächtigen auf der Flucht oder im Exil sind, und wir uns am Rande des Bürgerkrieges befinden."

  • Ernst lauschte ich dem Optio, manchmal machte ich mir kleine krakelige Notizen auf einer Wachstafel. Während meiner Mission hatten sich die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Vinicius Hungaricus, Ex-Gardekommandant, verbannt. Sic transit.
    Als es um die Flavier ging, schlug mein Herz schneller, ich fürchtete stets, schlechte Nachrichten über Manius zu hören. Aber der schien wie vom Erdboden verschluckt, und auch der Optio erwähnte ihn nicht. Keine Nachrichten waren gute Nachrichten, sagte ich mir. - Der Selbstmord des Tiberius ein Indiz? Ich kniff die Augen zusammen, überrascht dass er sich so zurückhaltend ausdrückte. Ein Schuldeingeständnis wohl eher... Als der Name meiner Schwester fiel merkte ich auf, es war gut zu hören dass Terentius sich wirklich um ihre Sicherheit kümmerte.
    Ich nickte nachdenklich als der Optio geendet hatte, dankbar für diesen Überblick, den ich als ein weiteres Steinchen in mein noch viel zu lückenhaftes Mosaik einfügen konnte.
    "Bei den Verhören." fragte ich schließlich nach. "Gab es da Geständnisse oder nicht?"
    Offiziell hatten ja sowohl Vinicius Hungaricus als auch Flavius Furianus eines abgelegt, und es interessierte mich durchaus, ob dies nur eine Scharade für die Öffentlichkeit war.
    Und eine weitere Frage drängte sich auf – ich hatte mich schon darüber gewundert, dass anscheinend der Vescularius persönlich diese Centurie zum Wachdienst verdonnert hatte. Irgendwas mußten sie gründlich verbockt haben.
    "Deine Centurie wurde abkommandiert. Warum?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Als der Tribunus nach den Ergebnissen der Verhöre fragte, wusste Seneca nicht genau was er antworten sollte. Letztlich könnte der Decimer auch nur die seine Treue zu Salinator testen, andererseits war der Kerl ja lange nicht hier gewesen, und musste sich wohl erstmal ein Bild von der Lage machen. Nach einer kurzen Wartezeit, antwortete Seneca letztendlich..
    "Nein.", meinte der Iunier ernst und fuhr fort, "Ich war an den meisten Verhören beteiligt, und mir sind keinerlei Geständnisse bekannt Tribunus.", so, jetzt war es also raus, nicht dass man da auch hätte drauf kommen können, war es doch gar nicht mal so unüblich, aber diese Situation war wohl doch von besonderer Bedeutung..
    Dann kam auch schon die zweite empfindliche Frage, die nach seiner Centurie, welche Seneca ebenfalls pflichtbewusst beantwortete,
    "Ich weiß nicht genau warum wir abkommandiert wurden, und es ist eine Schande für mich und die Männer.", leitete Seneca ein, "Wenn ich eine Vermutung äußern darf Tribunus, mein Centurio, Iulius Antoninus, ist der Patron des Claudiers welcher die zweite Legion anführt und ebenfalls auf der Proskriptionsliste steht."

  • Es war eine heikle Frage, und ich erhielt eine heikle Antwort. Der Öffentlichkeit schnell ein paar Schuldige zu präsentieren, das war natürlich wichtig zur Wiederherstellung der Ruhe, da konnte man nicht zu zimperlich sein. Aber so ganz ohne Geständnis... Etwas in mir sträubte sich dagegen, und ich konnte nicht anders als mich zu fragen: Was wenn mein Vater noch in Rom gewesen wäre, wäre mit ihm dann etwa ebenso umgesprungen worden?
    Ich nickte knapp, machte dabei ein unbeteiligtes Gesicht – ich wußte ja nicht, ob der Optio, so ehrlich er auch wirkte, nicht vielleicht später über mich bei Vescularius Bericht erstatten würde. (Mir hatte der schließlich den Auftrag erteilt, meinen Präfekten kritisch auf seine Loyalität hin zu betrachten, da war der Gedanke dass ich selbst bespitzelt wurde auch nicht so abwegig. Oder, selbst wenn es diesen Auftrag nicht gab, vielleicht kam jemand von alleine auf die Idee mich zu verleumden, um sich selbst interessanter zu machen.)
    Aber was sich hier auch zeigte: die Verdächtigen waren mit Rücksicht auf ihren Status verhört worden. Bei gnadenloser Folter gestand irgendwann jeder alles.
    Ich fragte mich, ob die Befehlshaber eigentlich bisher wirklich darauf aus gewesen waren, die Wahrheit aufzudecken. Wohl nur so lange wie sie die vorverkündete Version untermauerte.


    "Verstehe." meinte ich, auf die Erklärung hin warum sie denn abkommandiert waren. Das klang plausibel. Aber es schien mir Verschwendung.
    "Und wessen Klient bist du, Optio Iunius?" fragte ich ohne besondere Betonung.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Sonderlich begeistert schien der Tribunus nicht zu sein. Vielleicht war er auch einfach müde, oder einfach heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Oder er versuchte den Prätorianer raushängen zu lassen, das Problem war nur, dass Seneca selbst einer war. Als dann die Frage nach Senecas Patron kam, war Seneca etwas verlegen, schließlich hatte er es immer noch nicht hinter sich gebracht einen Patronus zu finden.


    "Nun Tribunus, ich bin noch ohne Patron. Es schien mir bis zum Rang des Centurios nicht von nutzen, und ich weiß auch niemanden der in Frage käme wenn ich offen bin Tribunus.", sagte Seneca und war sich nicht so ganz sicher worauf der Decimer mit seiner Frage hinaus wollte..

  • "Gut." Ich hatte nur hören wollen, dass er nicht Klient dieses Centurios war. Aber natürlich galt es das noch zu überprüfen, und auch, ob die Centurie nicht doch irgendwelchen Mist gemacht hatte – Bona Dea, wie anstrengend war es immerzu so mißtrauisch zu sein.


    "Deine Centurie wird in nächster Zeit beim Wachdienst häufiger ohne dich auskommen müssen, Optio. Ich will, dass du dich nochmal ans Verhören machst. Und zwar konzentrieren wir uns diesmal auf die Sklaven. Deren Aussage ist zwar rechtlich unbedeutend, doch.... es könnte helfen die Details aufzuklären. Ein paar mehr Details wären doch schön. Die Sklavenschaft der Tiberier sitzt hier im Carcer, verhöre sie bitte noch einmal gründlich, falls notwendig auch schmerzhaft." (Arme Schweine, aber so war das nun mal.) Ich blickte auf meine Notizen von zuvor.
    "Und konzentriere dich dabei auf...Erstens. Der Privatsekretär des Consulars ist spurlos verschwunden. Finde bitte genaueres über seine Person heraus, such nach Anhaltspunkten wo er stecken könnte, wenn du welche hast versuch ihn zu finden. - Zweitens. Hat Cornelius Palma dort im Hause verkehrt, und welche Personen waren dabei noch anwesend. Hier ist ein Portrait des Usurpators..." Ich reichte ihm eine Kohlezeichnung, die hatte ich aus Syrien und fand sie ziemlich ähnlich. Vor allem der Bart. "...und besorg dir auch von den anderen Männern aus dem Kreis der Verdächtigen Bilder, prüfe mal welche davon die Sklaven wiedererkennen und welche nicht. Und natürlich wieder: haben die Sklaven was aufgeschnappt."
    Aber für solche großen neuen Erkenntnisse war es wahrscheinlich schon zu spät bei dieser Ermittlung. Ich überlegte, mit gefurchter Stirn. Hoffentlich handelte ich mir keinen Ärger ein, mit meiner Freude an Details.
    "Drittens, welche Besitzungen haben die Tiberier und ihre Verwandschaft. Wo könnte die Frau des Tiberius stecken, Aurelia Flora. Wo der Sohn, Ahala. Wie beim Privatsekretär, wenn du Anhaltspunkte hast, nimm dir Männer, such sie und verhafte sie."


    Als nächstes galt es dann, die Sklaven aus Misenum systematisch zu verhören, beziehungsweise ihre bisher gemachten Aussagen alle als kleine Steine ins Mosaik zu setzen. Aber darum würde ich mich erst mal selbst kümmern. Und vielleicht sollte ich auch bei der entfernteren Verwandschaft der Proskriptierten nachhaken... konnte ja nicht schaden.... Oder doch, es konnte mir sehr wohl schaden, schließlich waren das ausgesprochen elitäre Familien.
    Ich lehnte mich zurück. "Fragen?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Das klang nach einer Menge Arbeit. Und für einen kurzen Moment erschien der ehrlose Wachdienst wieder sehr entspannend und verlockend, aber dann kam der Iunier doch noch zur Besinnung. Und wer weiß, wenn er seine Arbeit gut machte, vielleicht würde sich der Tribunus ja seinen Namen merken und sich an ihn erinnern wenn die Prätorianer mal wieder einen Centurio-Posten neu zu besetzen haben.
    "Tribunus, ich werde die Befehle so schnell wie möglich ausführen. Habe ich die Erlaubnis auch außerhalb von Rom zu agieren?", fragte Seneca knapp, damit keinen Abriss bekäme sollte er mit einer kleinen Einheit in irgendein Dorf einfallen um die Flüchtigen festzunehmen, auch wenn er nicht sonderlich viel Freude an der Folter hatte, so hatte er sich als Prätorianer doch dazu entschieden, und das gehörte nun mal zum Leben eines Gardisten dazu.

  • "Ja. Unbedingt." antwortete ich ohne Zögern.
    "Doch zuvor noch eine andere Aufgabe. Ich würde mich gerne mit der Dame..." Mein Blick lag auf den Notizen. Tiberia Albina? Senatorengattin, Frau des ungeheuer populären Purgitius. Flavia Nigrina? Hausgast des Imperators. Oder Aurelia Prisca. Verwitwet. "...Aurelia Prisca unterhalten. Laut den letzten Informationen lebt sie noch immer in der Stadtvilla Flavia. Bring sie bitte hierher." Ich umfing mein Officium mit einer Handbewegung. "Wenn möglich mit aller Höflichkeit, ansonsten mit Nachdruck. Das wäre dann alles Optio."

  • "Wie du wünschst Tribunus, vale.", sagte Seneca knapp und hatte seine Befehle verstanden. Ein kleiner Ausflug durch Italia würde es auf kurz oder lang sicherlich werden, denn wie wahrscheinlich war es wohl dass sich die Gesuchten noch in Roma befanden?
    Seneca erhob sich zackig und grüßte nochmals militärisch bevor er den Raum verließ und sich auch gleich um die Befehle kümmerte, seine Männer waren ja beim Wachdienst versorgt.

  • Zurück von der Villa der Flavier, mit der Aurelia im Gepäck erreichten die Miles ohne umschweife das Officium, Seneca klopfte kurz an der Tür, hinter ihm zwei Miles, und natürlich die Gefangene? Der Besuch? Was war es denn eigentlich? Seneca hoffte es noch herauszufinden.

  • Ein wenig litt die anfänglich so gute Laune der Aurelia durchaus, nachdem sie gezwungen war ihr angenehmes Nickerchen zu unterbrechen, um dem Optio zu Fuß weiter bis zum officium des Tribuns zu folgen. Pfff, was soll das Ganze eigentlich?, stellte sie sich mit zusammengezogenen Augenbrauen erneut die Frage, die sie zuvor eigentlich schon als längst beantwortet abgetan hatte. Ja was wollen diese Prätorianer verflucht noch mal von mir?, noch dazu, da die Urbaner zuvor schon nichts - aber auch rein gar nichts - in der villa Flavia hatten sicher stellen können, was auch nur den Anschein einer begründbaren Anschuldgung gegen sie hätte zulassen können.


    Trotz ihres inneren Unmutes ließ sich Prisca nach außen hin nichts anmerken ,während sie neben dem Optio einher schritt und ihre einzige Hoffnung war die, dass der Grund dieser Vorladung auf einem bedauerlichem Irrtum beruhen würde, … ansonsten, …. Ja, sonst kann sich dieser prätorianische Schnösel durchaus auf Einiges gefasst machen, sofern er überhaupt eine Ahnung hatte wie emotional eine Aurelia geladen sein konnte, wenn man sie unnötig reizen würde ...

  • Als nächstes hatte ich mich mit dem Centurio unterhalten, der zu den Saturnalien die Palastwache in Misenum kommandiert hatte. Der war seitdem vom Dienst suspendiert und am Boden zerstört. Es tat mir echt leid zu sehen, wie so ein vierschrötiger Soldat nur noch ein Schatten seiner selbst war. Er konnte mir auch nichts weiter sagen, ausser: sie hatten Dienst getan wie immer. Trotz Saturnalien. Es war natürlich auch gefeiert worden, auf dem Landsitz, doch die wachhabenden Prätorianer hatten sich nicht von ihrer Pflicht ablenken lassen. Es hatte keine Besucher gegeben, niemand war von aussen in das Anwesen eingedrungen, und auf einmal war der Kaiser tot gewesen.
    Es mußte einer der Sklaven gewesen sein. Oder einer der Leibärzte. (Oder einer der Prätorianer.) Alle mittlerweile natürlich schon vielfach verhört.


    Falls es der Centurio, der da mit hängenden Schultern vor mir saß, gewesen sein sollte...... dann hatte er jedenfalls keinen Vorteil davon. Ich entließ ihn, und da ich ja eine vornehme Dame erwartete, räumte ich mein Officium auf, stellte anständigen Wein und eine Schale mit Obst bereit.
    Da klopfte es auch schon.
    "Herein!" Ich blickte dem Optio entgegen. "Danke Optio Iunius. Du kannst dich dann deinen übrigen Pflichten widmen. Milites, wegtreten."
    Ich würde sie - jedenfalls fürs erste - nicht brauchen.
    "Salve Aurelia." grüßte ich die Frau mit kühler Miene. Sie wirkte stolz und gefasst, bemerkenswert gefasst. "Ich danke dir für dein Kommen. Bitte nimm Platz." Ich rückte ihr den Stuhl vor meinem Schreibtisch zurecht. "Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Seneca sah den wachhabenden Centurio des kaiserlichen Landsitzes aus dem Officium gehen, natürlich kannte man die Gerüchte, aber wirklich vorstellen konnte man sich nicht dass die eigenen Kameraden ihre Finger im Spiel gehabt haben, also stellte man auch keinen Generalverdacht an.


    Etwas erstaunt über die schnelle und unkomplizierte Abfertigung des Tribunus nickte Seneca nur knapp und trat dann wieder weg, sodass die Aurelia eintreten konnte.

  • Nachdem ihre 'persönliche Eskorte' beiseite getreten war, schritt Prisca würdevoll in das Büro, wobei sie den Blick ausdruckslos - ja fast schon gelangweilt wirkend - über die gesamte Einrichtung gleiten ließ. Inklusive dem Tribun, den sie flüchtig von oben bis unten musterte, ohne sich von dessen kühler Miene beeindruckt zu zeigen. Tja, dank der jahrelangen Erziehung und Übung fiel es der Aurelia (meistens) nicht schwer, nach außen hin gefasst und anmutig zu wirken, eben so, wie man es von Frauen ihres Standes erwartete. Zeig wer du bist! Zeig was du hast! Verliere nur nie die Nerven und … immer schön lächeln!, um nur ein paar von den Punkten aufzuzählen, die ihr die Mutter stets eingebläut hatte. Das Lächeln ließ Prisca heute jedoch beiseite, da der Anlass hier schließlich kein erfreuliches Ereignis darstellte, es genügte vielmehr zu zeigen wer sie war! … Und wie war es um ihre Nerven bestellt? Nun das würde sich im weiteren Verlauf des Gespräches noch zeigen.


    "Salve Decimus", erwiderte Prisca den Gruß mit einem förmlichen kaum wahrnehmbaren Nicken, ehe sie mit einer eleganten Bewegung auf dem angebotenen Stuhl Platz nahm. Ihre Augen folgten dem Tribun und ganz nebenbei bemerkte sie wie "gut bestückt" er doch war. Zumindest die Getränkeauswahl und das bereit gestellte frische Obst betreffend, soweit sie das von ihrem Platz aus überblicken konnte. Irgendwie hatte sie sich das Büro eines Prätorianers völlig anders vorgestellt: Viel spartanischer und unordentlicher und mehr wie eine Zelle, in einem Verlies, als ein einfaches und durchaus passabel eingerichtetes Amtszimmer wie dieses.


    Naja auf alle Fälle ist das hier besser, als in irgendeinem Kerker verhört zu werden, bemerkte die Aurelia in einem Anflug von Sarkasmus zu sich selbst. Von ihrer inneren Anspannung ließ sie sich zwar nichts anmerken, aber langsam fühlte sie sich immer unwohler in ihrer Haut, je länger sie über den Anlass ihres "Besuches" hier nach dachte. Der Tribun wollte Informationen von ihr, das war sicher, nur würde er die von ihr leider nicht bekommen: a) weil sie tatsächlich von nichts wusste und: b) weil sie auch dann nichts verraten hätte, wenn dem nicht so gewesen wäre. Entscheidend wäre also, von welcher der beiden Tatsachen der Decimer ausgehen- und mit welcher er sich letztendlich zufrieden geben würde.


    "Ich hätte gerne ein Glas Wasser, wenn es keine Umstände macht", antwortete Prisca schließlich nach kurzer Bedenkzeit auf die allererste Frage, während sie dem Tribun gleichzeitig direkt in die Augen sah. Nicht von oben herab, sondern eher fragend und mit einem gewissen Unverständnis für das Ganze hier ...

  • Im Prinzip war ich ja fest davon überzeugt, dass Patrizier ein degenerierter, hochnäsiger Menschenschlag waren, von der Zeit überholt, und dass es absolut skandalös war, dass sie noch immer alle möglichen Standesprivilegien genossen. Sobald ich aber persönlich mit solchen Leuten zu tun hatte, dann ging es mir oft so, dass sie mich faszinierten. Wie diese Frau, deren Beherrschtheit so mühelos wirkte, deren elegantes Auftreten in keinster Weise davon beeinträchtigt schien, dass ich sie in die Castra Praetoria geladen hatte. Auch dieser fragende Blick. Das wirkte sehr offen, als wäre sie sich sicher nichts zu verbergen zu haben. Aber Erscheinungen konnten selbstverständlich trügen. Das sie noch in Rom war, konnte entweder heißen, dass sie wirklich harmlos und zudem ziemlich naiv war, oder dass sie, hinter eben jener Maske, gegen den neuen Kaiser arbeitete.
    Ohne auf die stumme Frage einzugehen – ich gab hier den Takt vor – griff ich zum Tonkrug und füllte in aller Ruhe einen Terra sigillata Becher mit Wasser, reichte ihn ihr. Mir selbst goß ich ein Drittel Wein, zwei Drittel Wasser ein. Die Obstschale rückte ich in ihre Reichweite und lud sie mit einer Handbewegung und einem "Bitte." dazu ein, zuzugreifen.
    Dann setzte ich mich hinter meinen Schreibtisch, ihr frontal gegenüber. Ich trank einen Schluck und musterte sie aufmerksam.
    "Aurelia, ich bin sicher nicht der erste, der dir diese Frage stellt." begann ich in ganz höflichem, zivilisierten Tonfall. "Aber ich möchte dich doch bitten, mir trotzdem aufrichtig Auskunft zu geben. Wie siehst du die Rolle deiner Familie in der Ermordung des Kaisers?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Nicht der erste, …aber hoffentlich der letzte, der mich mit dieser ständigen Fragerei nervt", kommentierte Prisca gedanklich die einleitenden Worte des Tribuns, nachdem sie länger als gewollt ihrem Gegenüber beim Einschenken hatte zusehen dürfen. Die höfliche und zuvorkommende Art des Decimers, sowie das Angebot an Trank und Speis, beeindruckten die Aurelia durchaus, zeugten sie doch von einer sehr gehobenen und kultivierten Lebensweise, wie sie es nicht von jedem Plebejer (noch dazu einem Soldaten) unbedingt erwartet hätte. Trotz dieser positiven Überraschung verspürte Prisca allerdings keine große Lust auf diese (zumindest für sie offensichtlich) nur gespielte Freundlichkeit, mit der er ihr begegnete. Sie wussten schließlich beide worum es ging: Kaisermord war bei weitem kein Bagatellverbrechen und schon der leiseste Verdacht, ja selbst jedes noch so haltlose Gerücht, welches einen Namen damit in Verbindung brachte, war fatal und kam fast schon einer Vorverurteilung gleich.


    Das ist glatter Rufmord! Noch dazu wenn man damit uns Adeligen die Schuld in die Schuhe schieben kann. In die Halbmond-bestickten Schuhe sozusagen, denn frei von Standesdünkel war wohl niemand. Weder Prisca, noch dieser Decimer, dessen Frage in ihren Augen eindeutig wie ein Angriff auf den altehrwürdigen Adel klang: Aurelier, Flavier und allen voran die Tiberer, die obligatorische Frage lautete also nur noch: Wie sehe ich die Rolle meiner Familie dabei …


    "Ganz ehrlich?! …", entgegnete Prisca dem Tribun mit betont gedehnter Stimme und nicht wirklich bemüht, ihren Unmut über seine Frage zu verheimlichen. Sie machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck. Er wollte eine aufrichtige Auskunft von ihr? Nun die kann er haben: "Ich denke, angesichts einer solch verwerflichen Tat bedarf es eines geeigneten Sündenbocks. Und wer - frage ich dich - wäre üblicherweise besser dafür geeignet als wir Patrizier.", sprach Prisca ruhig und mit dem nötigen Respekt in ihrer Stimme weiter, während sie den Tribun gleichzeitig aber herausfordernd anfunkelte. "Ich wüsste allerdings zu gerne worauf sich diese infamen Anschuldigungen stützen, da zumindest mir nicht bekannt ist, dass es irgendwelche Beweise gibt", spielte sie nun ihrerseits auf die Hausdurchsuchungen der Urbaner an, bei denen nachweislich keinerlei Hinweise, auf eine Beteiligung ihrer Familie, an der Ermordung des Kaisers gefunden worden waren.

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