Abmarsch im Morgengrauen

  • Es war noch Nacht, doch auf dem Feld südlich des Campus Drusi, zwischen Vicus Novus und der Straße nach Süden, war es alles andere als ruhig. Die Geräusche einer Armee erfüllten die Nacht. Das Wiehern das Schnauben von Pferden, das Klirren von Rüstungen und Waffen, die Rufe von Soldaten. Männer des Statthalters waren überall auf dem Feld zu sehen, wo sie den Einheiten und auch dem Tross ihre Plätze zuwiesen. Nicht nur den späteren Platz in der Marschkolonne, sondern auch hier auf dem Feld, denn wie es die Tradition und die Religion erforderten würden auch vor diesem Feldzug noch die Omen gelesen werden. Dafür war ein Platz mit einem Altar hergerichtet worden und die Einheiten sollten vor diesem Stellung beziehen, sodass alle –oder zumindest die ersten Reihen- das feierliche Ritual verfolgen konnten.


    Auf der anderen Seite des Platzes befand sich Modestus hoch zu Pferd. Um ihn herum waren einige Offiziere aus seinem Stab und hinter ihm hatten die Equites Singulares, der berittene Teil seiner Leibwache Stellung bezogen. Er selbst trug nun auch nicht mehr eine Toga, wie er es bisher zu tun gepflegt hatte, sondern militärische Kleidung und Rüstung, wie es für einen Feldherren angemessen war. Allerdings verzichtete er dabei auf übermäßigen Protz, eine Lektion die er aus seinem Tribunat mitgenommen hatten. Niemand der ihn sah würde ihn für einen einfachen Soldaten halten, aber er trug auch kein vergoldetes und mit Juwelen besetztes Ungetüm. Sobald alle Einheiten versammelt waren und Aufstellung genommen hatten, konnte der Aurelius Lupus, immerhin ein römischer Haruspex, mit seinem Ritual beginnen. Nach dem Abmarsch würde es direkt nach Vindonissa gehen, wo die Legio VIII schon ein Lager für die Truppen aus Germania Superior vorbereitete. Während die allerersten Sonnenstrahlen den nahenden Morgen verkündeten, dachte Modestus über den weiteren Weg nach. Die Alpen, Italia, Roma. Wenn nichts dazwischen kam, würden sie in kaum zwei Wochen auf italischem Gebiet sein.

  • Es bedurfte keines Weckbeauftragten, damit der Legat an diesem Tag zur rechten Zeit aufwachte. Die Nacht verlief unruhig, und einmal wach, ließen ihn die Gedanken nicht noch einmal Schlaf finden. Der denkwürdige Tag des Abmarsches in eine noch ungewisse Zukunft stand unmittelbar bevor. Er ließ sich im Licht der Öllampen von Taira ankleiden - zweckmäßig, nicht prunkvoll. Um die Wechselkleidung mussten sich die Sklaven kümmern, er verließ sich darauf. Sie begleiteten den Feldzug. Ein Frühstück wollte nicht in den Magen, daher ließ er sich zeitiger als geplant sein Pferd bringen.
    Sein vorzeitiger Aufbruch blieb nicht unbemerkt. Die Tribuni wollten nicht nachstehen, ebenso wenig die kleine Leibgarde, die ihn seit des Haftbefehls gegen ihn ständig begleitete. Menecrates stieg auf und blickte sich noch einmal um. Das Lager glich einem Ameisenhaufen. Die Soldaten bereiteten sich emsig auf den Abmarsch vor, die Knechte stellten den Tross zusammen. Trotz des unruhigen Bildes ließ das Treiben Koordination und Planung erkennen.


    Tribunus Petilius näherte sich. Als er eintraf, nahm er Haltung an, legte den Kopf in den Nacken und blickte ernst den Anweisungen des Legaten entgegen. Menecrates übergab ihm, als einzig zurückbleibenden Tribun, formal das Kommando über die verbliebenen drei Cohorten und die zusätzlich ausgehobenen Einheiten, dann wendete er sein Pferd und ritt in Richtung Campus Drusi davon. In seinem Rücken formierte sich bereits die erste Cohorte - auch vorzeitig, um den Zeitplan sicher einhalten zu können.


    Hinter der ruhig wirkenden Fassade und aufrechter Sitzhaltung im Sattel verbarg Menecrates seinen beschleunigten Herzschlag. Er war sich der weitreichenden Auswirklungen dieses Feldzugs bewusst, empfand aber weder Bedauern noch plagten ihn Zweifel über die Notwendigkeit der militärischen Intervention, die Rom bevorstand und die das Reich brauchte.


    Entschlossenheit zeichneten seine Züge, als er eintraf, den Statthalter begrüßte und sein Pferd neben dessen Ross stellte, um den Aufmarsch der Mannschaften zu verfolgen.


    "Salve Feldherr Annaeus", grüßte er - richtiger, aber zugleich auch ungewohnter Weise.

  • Als offizieller Verantwortlicher für den Tross und die Verpflegung besprach sich Victor noch mit seinen engeren Stab. Er hatte die Zeit genutzt und die Verpflegung der Legion für 7 Tage gesichert. Jeder Mann trug die Dreitagesration und eine Feldflasche Posca mit sich. Bei jedem Marschlager sollten die Männer ihre Verpflegung bei ihrer Cohortenhorrea bekommen. Diese würde dann die Nahrung bestmöglich transportieren und lagern.
    Victor hatte aus den Reihen der Legion die besten Bäcker, und Fleischer zusammengesucht und sie in die Cohortenhorrea eingeteilt.
    Agrippa würde mit einigen Calones dem Zug voraneilen und die Verpflegung für die Legio sicherstellen, soweit dies möglich war. Einstweilen kauften sie alles was an Dörrfleisch und Dörrfisch zu bekommen war auf und lagerten es zusammen mit dem zweifach gebackenem Panem militaris trocken ein.
    Solange sie dem Fluss folgten würden Kähne sie begleiten umd den Tross entlasten. Die Trosswagen wurden mit gewachsten Planen versehen um bei Regen die empfindlichen Waren zu schützen. Fässer mit Wasser und Essig wurden gesichert. Die Männer waren angewiesen bei jedem Flußhalt Frischwasser zu bunkern. Es war eine ziemliche Herausforderung welche da auf ihn zukam.
    Jedoch hegte er bei dem Eifer der älteren Legionäre und Unteroffiziere keinen Zweifel daran, daß die Sache gutgehen würde.
    Zusammen mit den übrigen Tribunes wartete er auf den Marschbefehl.


    Sim-Off:

    [SIZE=7]Edit - Näher an Junkelmann[/SIZE]

  • Nachdem Taira Menecrates angekleidet hatte ging sie, vielleicht zum letzten Mal, wer wusste das schon, in die Küche. Morrigan, die hier bleiben und sich um das Haus kümmern würde, und Taira umarmten sich und schauten sich traurig an. "Viel Glück, Taira! Und komm wieder, ja?" "Das wissen nur die Götter. Danke für alles!" Taira standen die Tränen in den Augen. Schnell wand sie sich um und lief ohne sich umzusehen hinaus.


    Als sie aus dem Vestibulum heraustrat, standen dort sechs Sklaven. Drei Männer und drei Frauen, wie Taira in gutes, haltbares Leinen gekleidet. Diese sechs sollten gemeinsam mit Taira Menecrates auf dem Feldzug begleiten. Taira graute es davor. Nicht nur, dass sie mit Schrecken an den scheinbar ewigen Fußmarsch von Marsallia nach Mogontiacum dachte, nein, fast noch schlimmer war, dass sie, Taira, den anderen Sklaven vorstehen sollte. Natürlich machte sie diese Aufgabe nicht wenig stolz, aber ob sie ihr auch gewachsen war?


    "Wo ist Troß?" fragte sie einen der Legionäre, die den Eingang des Vestibulums flankierten. Der Legionär nahm Haltung an und erwiederte "Auf dem Campus Drusii!" Taira war verwirrt. Der Soldat hatte ihr seine Ehrerbietung gezeigt. Ihr! Innerlich wuchs sie um mindestens einen Spann. Dann sagte sie: "Danke!" und zu den anderen Sklaven: "Na dann, kommt!"


    Sie gingen über die Hauptstraße des Castellums zu dem Tor, das Taira seit sie von Menecrates gekauft worden war, nicht mehr durchquert hatte. Sie wies den Wachen das Schreiben vor, welches Menecrates ihr gegeben hatte und die sieben wurden ohne weiteres durchgelassen. Weiter ging es zum Forum und dann nach Süden, auf die Stadtmauer zu. Auch am dortigen Tor sorgte Menecrates Schreiben dafür, dass sie ohne behelligt zu werden passieren konnten


    Jensets der äußeren Häuser, kurz vor der Stadt lag das Campus Drusi. Dort wimmelte es von Soldaten. Dort wollten sie ja aber gar nicht hin. Etwas abseits war ihr Ziel nicht zu übersehen. Etwa 250 ochsenbespannte Wagen, so schätze Taira, standen, aufgereiht wie auf einem Mosaikfussboden, bereit loszumarschieren. Taira schätzte, das sicher 1000 Männer – Treiber, Wagenknechte, Handwerker – nötig waren, um diese gewaltige Menge an Menschen, Tieren und Waren vorwärts zu bringen. 1000 Männer. Und das war nur ein kleiner Teil der Legion. Es war gewaltig, welche Maschinerie sich hier formierte um sich in Bewegung zu setzen und Tod und Verderben zu bringen. Welche Verschwendung!


    Taira ging mit ihren Begleitern auf die Wagen zu. Auf den ersten Wagen die sie genauer sehen konnten, waren anscheinend Teile von Kriegsmaschinen verstaut. Taira erinnerte sich an die Besuche bei ihrem ältesten Bruder, der als Soldat eine Gruppe genau solcher Maschinen befehligte. Er sagte sie würden auskeilen wie wild gewordene Esel und daher auch Wildesel heissen. Den ersten Wagenlenker sprach Taira an. "Kannst Du sagen, wo Wagen des Legaten stehen?" Der Mann brummte irgendetwas, anscheinend unwillig, und deutete nach weiter hinten. "Dort irgendwo." Taira bedankte sich und die sieben machten sich auf die Suche. Irgendwann hatten sie die Wagen dann gefunden. Zwei Wagen, abgedeckt mit derbem Wachstuch, hatten Menecrates persönlichen Besitz geladen. Taira verließ sich darauf, dass die Legionäre und Morrigan gute Arbeit geleistet hatten und alles, was Menecrates mit sich führen wollte, auch dabei war. Die Wagen wurden von jeweils einem Lenker und zwei Treibern geführt, ausserdem waren zehn Soldaten damit beauftragt, Menecrates Besitz zu beschützen. Da sich Taira auch dazu zählte, hoffte sie, die Soldaten würden auch ihr etwas mehr Sicherheit auf dem Feldzug verschaffen.


    Taira schaute ihre Begleiter an, denen es genau so unwohl war ihr. Sie waren gestern von Taira und Morrigan in die Unterkünfte bestellt worden und hatten Erfahren, dass sie Tairas Anordnungen zu folgen hatten als wären dies Menecrates eigene Wünsche. Taira wollte dies auch konsequent durchsetzen. Nur wusste sie nicht, ob es ihr gelingen würde.


    In der Ferne, am Sammelpunkt der Legion, konnte man sehen, wie sich die Soldaten zu Abteilungen formierten. Taira erwartete, dass der Troß und damit auch sie am Ende der Legion marschieren würden. Jetzt hiess es also warten. Warten auf eine ungewisse Zukunft.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates


    "Salve Feldherr Annaeus", grüßte er - richtiger, aber zugleich auch ungewohnter Weise.


    "Salve, Legatus Claudius."


    erwiderte Modestus den Gruß und kam nicht umhin den neuen Rang in der Anrede zu bemerken. Aber zu weiteren Gesprächen mit dem Claudier kam es nicht. Denn nach und nach kamen nun nach und nach Meldungen über den Status ein. Nachdem letztlich alle Einheiten eingetroffen und auf ihrem Platz waren, sah Modestus noch einmal zu dem Altar und nickte dann einem der Offizier aus seinem Stab zu. Die Offiziere die vorhin die Einheiten eingewiesen hatten, sorgten nun dafür, dass überall für Ruhe herrschte. Insbesondere beim Tross, wo es wohl eher ein Problem war als bei den Soldaten, die es von den Appellen gewohnt waren.
    Wie für gewöhnliche Opferungen auch, war Stille eine wichtige Voraussetzung für die Haruspizien. Der Haruspex durfte von seiner schwierigen Aufgabe nicht abgelenkt werden, denn ein Fehler konnte gravierende Auswirkungen haben. Nachdem es ruhig genug war, sah Modestus zu dem Aurelier und seinen Gehilfen am Altar herüber und wartete darauf, dass das Rituall begann.

  • Obwohl es durch das Porta Principalis Dextra kürzer gewesen wäre waren die Truppen die für die Teilnahme am Feldzug eingeteilt worden waren natürlich durch das Haupttor des Lagers, dass Porta Praetoria hinausmarschiert.
    Vorneweg natürlich die I Cohorte. Direkt dahinter aber gleich die II Cohorte und in ihr in den Reihen der IV Centuria, Corvinus.
    Seine Gedanken waren in wilden Kreisen unterwegs.
    Hatten sie an alles gedacht
    Mitleid mit den Männern der Cohorten die hier in Mogontiacum bleiben mussten
    Neid auf die Männer der Cohorten die hier in Mogontiacum bleiben durften
    Aufregung über den bevorstehenden Feldzug
    Ein wenig, tief versteckte Angst, vor dem bevorstehenden Feldzug
    Stolz als mitsamt seiner Kameraden durch die Stadt und auf das Feld vor der Stadt marschierte
    Suche ob er sie irgendwo noch einmal sehen konnte


    Wegen dieser Gedanken schaffte er es nur mit Mühe den richtigen Schritt zu halten.
    Schließlich kamen sie an dem Punkt an wo sie Aufstellung nehmen sollten und warteten auf die Ansprachen und auf den Haruspex.

  • Im Gegensatz zu dem sich versammelnden Militär hatte Sextus nicht seine Rüstung an. Im Moment war er angetan in seinem Talar als Haruspex, mit einfacher Tunika und darüberhängendem Ledermantel aus der Haut eines geopferten Tieres. Hier in Mogontiacum war dies gar nicht so einfach aufzutreiben gewesen, aber was sein musste, musste eben sein. Noch schwieriger war der Hut gewesen. Jemanden ausfindig zu machen, der die spitze und feste Hutform bauen konnte, war hier in barbarischen Gefilden fast ein Ding der Unmöglichkeit. Der Lituus war dagegen schon fast einfach gewesen. Holz mittels Dampf zu verbiegen war hier nicht gänzlich unbekannt, auch wenn der Handwerker etwas dumm geschaut hatte, als Sextus erklärte, was er wollte.
    Und so stand er da in seiner Tracht, die sich in den nächsten Jahrhunderten noch so sehr in den Köpfen der Menschen als Aussehen einer religiösen Obrigkeit und weisen Mannes festfressen würde, dass selbst eine Sekte, die sämtliche etruskischen Schriften auf Scheiterhaufen verbrennen würden, um ihren Einfluss auf die Menschen zu tilgen, dennoch ihre höchsten Priester, die sie Bischöfe nennen würden, genau so ausstaffieren würden.


    Aber all das konnte Sextus nicht wissen, als er da stand und seinen Blick über das sich versammelnde Heer schweifen ließ. Lustig, dass der Annaeer erst jetzt Haruspizien einholen wollte. Würde Sextus jetzt sagen, dass die Zeichen schlecht stünden, konnten sie alle nach Hause gehen. Jeder einzelne von ihnen, einfach so. Ein Wort von Sextus genügte. Und er war sich nicht sicher, ob er es nicht einfach tun sollte, nachdem der Annaeus seine Macht derart überschätzte. Hatte er schon bei der unsäglichen Besprechung getan, und Sextus verspürte einen erheblichen Widerwillen, sich von diesem Mann benutzen zu lassen. Und gäbe es auch nur die Chance zu einer Alternative zur jetzigen Situation für ihn, Sextus hätte es ernsthaft getan, einzig, um diesem Einfaltspinsel auf seinem Pferd seine Grenzen aufzuzeigen. Und dem Claudier nebendran gleich mit. Nur leider hatte er im Moment keine Wahl, wollte er wenigstens die Chance haben, nach Rom zurückzukehren.
    Und so wartete er, bis die Sonne aufgegangen war. Culsans, den die Römer als Ianus kannten, musste nach den Regeln erst die Himmelsgewölbe des Tages öffnen, so dass er für den Tag daraus lesen konnte. Und Sextus war mehr als froh, dass es nicht regnete oder gar stürmte. Blitze wären äußerst ungünstig, wenn auch sehr interpretierbar. Doch nicht umsonst durfte in Rom kein Gremium tagen – selbst der Senat nicht – wenn Iuppiter draußen Blitze schleuderte.
    Er wartete auch noch, als Ruhe in die Mannschaften eingekehrt war und auch, als der Annaeer zu ihm herüber sah. Er könnte zwar anfangen, aber so viel gestand er der Situation dann doch zu, alle etwas warten zu lassen, um den 'rechten' Zeitpunkt abzupassen. Überhaupt fand er die Aufmerksamkeit hier überhaupt nicht der religiösen Sitte entsprechend. Während in Rom praktisch keine Handlung ohne religiöse Handlung vollzogen werden konnte, jede Magistratur ihrem Sinn nach ein religiöses Ritual war, um den Frieden mit den Göttern zu sichern, jeder Magistrat für eben jenen verantwortlich war und in der Öffentlichkeit auch stets die rechten Opfer zur rechten Zeit vorzuweisen hatte, interessierte sich hier im fernen Barbaricum keine Sau für die Götter. Sextus sah nur die Legionen, die auf ihren Abmarsch warteten, aber kein Interesse seitens der Stadtbevölkerung. Und auch die Legionen waren nur da der Form halber. Wahrscheinlich könnte Sextus auch ein lapidares 'Jo, stapfen wir mal los' einfach in den Raum werfen, hätte vermutlich bei diesen nefarischen Gemütern dieselbe Wirkung.


    Erst, als die Sonne schon eine Handbreit über den Horizont gewandert war, trat Sextus schließlich vor auf das errichtete Podest, den Stab in der rechten Hand haltend, und stellte ihn mit einem hörbaren PONG auf das Holz ab. Auf etruskisch sagte er die alten Formeln, wohl wissend, dass niemand hier ihn verstehen würde, wenn er in dieser Sprache redete. Allerdings verlangte es so das Ritual. Sein Blick war exakt nach Süden ausgerichtet – etwas, auf das Sextus beim Bau des Podestes und des Altares mehrfach hingewiesen hatte. Im Grunde bedeutete die Formel nicht viel mehr als 'Hier ist meine Front, und hier ist mein Rücken, dort ist meine linke Seite, und dort meine rechte Seite', aber sie legte damit exakt einen Raum fest, definierte einen Ort und teilte ihn ein, machte ihn für die Dauer des Rituales heilig und besonders und lenkte die Aufmerksamkeit der Götter auf eben diesen Bereich, in dessen Zentrum der Haruspex stand.
    Sextus ließ die Stille sich einen Moment ausdehnen, beobachtete den Himmel, ob sich hier spontane Zeichen ergeben würden. Ein Schwarm Raben wäre jetzt sehr ungünstig gewesen, denn soviel wussten wohl sogar diese Barbaren, dass das ein schlechtes Zeichen war. Aber die obligatorische Minute blieb alles ruhig, so dass die Eingeweideschau beginnen konnte.


    “Ich bitte die Götter, ihren Willen kund zu tun. Wir Sterbliche sind nichts ohne eure Führung und erbitten Einblick in euren Plan, ob unser Marsch auch vor eurer göttlichen Ordnung sein Wohlwollen findet!“ Diesmal auf dem gemeinen Latein, das hier jeder sprechen sollte. Wenigstens ein bisschen was sollten die Legionen auch verstehen, selbst wenn es sie nicht interessierte.


    Die Ministri brachten das vorbereitete Schaf vor zum Podest, so dass die Männer es sehen konnten. Sextus warf nur kurz einen Blick auf das Tier. Wenigstens scheren hätten sie es können, schoss ihm durch den Kopf, als er das Tier sah. Sie hatten das weißeste und fluffeligste Schaf von allen ausgesucht, mit weißen Wolllöckchen und großen, dunklen Augen, die treuherzig zu ihm hochschauten. Sicher ein angemessenes Opfer, die Götter freuten sich auch über ein flauschiges Vollwatte-Mäh. Aber so plüschig, wie das Ding war, gab das gleich eine Sauerei...
    “Ich weihe euch dieses Schaf, oh göttliche Lenker, auf dass ihr uns teilhaben lasst an eurem Plan!“
    Das Schaf bekam etwas Wein über den Kopf gegossen in Ermangelung von Mola Salsa und wurde somit den Göttern geweiht. Danach machte sich auch schon der Schlachter ans Werk. Den treudoofen Blick ignorierend schnitt er dem Schaf kurzerhand die Kehle durch, so dass das Blut geradezu spritzte. Die weiße Wolle färbte sich den Hals und Bauch hinunter rot, während das Tier zuckend zusammenbrach. Seine Bauchdecke wurde geöffnet – und Sextus behielt recht, dass die viele Wolle die Sauerei nur verschlimmerte – und die Leber wurde vom Schlachter herausgeholt und auf eine goldene Patera gelegt, die einer der Ministri ihm anreichte. Sextus nahm das noch warme und blutige Organ in die Hand und fing an, die einzelnen Strukturen eingehend zu betrachten, die einzelnen Häuser der Götter mit den Fingern nach Verknotungen abzutasten oder andere Auffälligkeiten in Augenschein zu nehmen. Nicht, dass diese etwas an seinem Urteil ändern würden, aber zum einen musste der Schein gewahrt werden, und zum anderen war es auch nicht ganz uninteressant, als einziger zu wissen, was die Götter denn wirklich von der ganzen Sache hielten.

  • In einiger Entfernung zu dem ganzen Geschehen (nicht einsehbar) standen wie immer Spione des kaiserlichem Geheimdienst bereit. Das Mogontiacum bespitzelte werden würde war jedem klar mit Sicherheit auch den Anwesenden die dort ihre Vorbereitungen trafen. Schon seit geraumer Zeit erwartet man hier Aktivitäten nun war es so weit. Die Dunkelheit die Legion für ihre Vorbereitungen nutzte war auch der Deckmantel für die die das ganze beobachteten. Dunkle Umhänge brauchte man da kaum aber die aus brauner Wolle gewobenen schadeten auch nicht. Die Männer froren weil sie kein Feuer hatten machen können. Aber es hatte auch keiner behauptet das es immer wie auf einem Kindergeburtstag zu gehen würde.
    „He hast du gesehen sie opfern.“ Sagte Marcus.
    „Ja hab ich. Das würde ich an ihrer Stelle aus auch machen.“ Antwortet Titus.
    „Jetzt müssen wir nur noch sehen in welche Richtung dann reite ich los.“
    „Nein wir reiten in Sichtweite die ersten Meilen neben ihnen aber so das sie uns nicht bemerken. Und sehen ob sie die Richtung auch beibehalten. Nicht das sie nur einen Schlenker machen und dann geht es doch nach Süden. Keine Fehler hier bei Titus! Wir können uns keine Fehler erlauben. Weck jetzt die Anderen wir brauchen jedes Auge das nur da ist.“


    Sim-Off:

    Versteht sich das die Männer nicht zu sehen sind!!! Das sind schließlich Profis!


  • Anhaltendes Bellen und Knurren holte Alwina aus dem Schlaf. " Ingrim. Sei still." Halb verschlafen stand sie auf und folgte dem Bellen. Ingrim stand an der Tür, kratzte am Holz. " Was ist denn." Alwina öffnet einen Spalt, Ingrim drängte sich hinaus. " Ingrim!" Die Straße war sonst so früh am Morgen ruhig und verlassen. Die Sonne ging am Horizont auf. Frauen, Kinder und ältere Männer liefen die Straße hinunter. Ingrim blieb verschwunden. um ihn machte sich Alwina keine Sorgen, der kam zurück. Sie hatte sich ihren Mantel übergeworfen. " Was ist, wo geht ihr hin?" Ein älterer Mann sagte im Vorbeigehen. " Die Legion zieht aus." Corvinus geht, der Tag war gekommen. Sie lief mit den Leuten mit bis zur Wiese. Die Legion angetreten, ein Priester opferte den römischen Göttern. Alwina suchte Corvinus zwischen den vielen Helmen, Schilden und Pilen. Es waren zu viele. Still und wie gebannt sah sie der Opferung zu.


    Ingrim hatte sie gerochen, Fremde die nichts guten aber auch nichts schlechtes taten. Zwei waren es. Er schnupperte, seine Mäuse ließen sie in Ruhe, das wollte er ihnen geraten haben. Sein Revier, knurrte er, hob bei dem einen der Männer das Bein und machte sich aus dem Staub.

  • Gemeinsam mit den anderen Cohorten, an deren Spitze, marschierte auch die erste Cohorte der Legion, und vorne dran die erste Centurie, mit dem Primus Pilus und dem Aquilifer an der Spitze. Hadamar kam dahinter, an der Stelle des Optio, und so bezogen sie nach und nach Aufstellung auf dem Feld. Er musste das Spektakel nicht sehen, um es sich vorstellen zu können, er konnte die Männer hören, die Schritte der beschlagenen Sohlen, das Klappern der Rüstungen, das Knarzen der Lederteile, alles tausendfach hinter ihm, und in seinem Nacken kribbelte es leicht, vor Aufregung, vor Freude, vor Stolz. War ein bisschen viel auf einmal, vor allem weil die Aufregung doch den größten Teil in Anspruch nahm, aber zum Glück verhinderte wohl der Helm, dass jemand sehen konnte, dass er vielleicht etwas blass war. Sie zogen in einen Krieg. Großes Abenteuer. Riesengroßes Abenteuer. Und gefährlich sowieso. Würde er in den Reihen der Legionäre stehen, würde die Vorfreude darauf wohl überwiegen und das alles mit einer positiven Spannung überlagern – aber er stand nicht in den Reihen der Legionäre. Er stand vorne dran, vor seiner Centurie, und er war sich immer noch nicht sicher, ob er da wirklich richtig stand. Er hatte geackert ohne Ende in den letzten Wochen, um sich und anderen zu beweisen, dass es stimmte, er hatte mit niemandem über seine Zweifel gesprochen, auch nicht mehr mit seinem Centurio, sondern nach sich außen hin überzeugt gegeben und verbissen geschuftet, nicht nur die ganze Arbeit, die als Optio so anfiel, sondern eben auch an sich, daran, besser zu werden, und sicherer. Sich sicher zu fühlen, in dem was man tat und wie, das war vielleicht das Geheimnis. Naja. Bis er sich wirklich sicher fühlte... musste es eben reichen so zu tun als ob. Was bis zu einem gewissen Grad auch klappte – er hatte immer noch nicht das Gefühl, völlig akzeptiert zu sein, aber seit dem Gewaltmarsch, den er mit einem Teil der Männer gemacht hatte, und seiner Entschlossenheit seither, sich einfach nichts mehr gefallen zu lassen, war es zumindest schon mal besser geworden.


    Und dann war etwas passiert, was es irgendwie wieder etwas schwieriger gemacht hatte. Es hatte sich herum gesprochen, dass der neue senatorische Tribun, und damit – da der Provinzlegat dafür keine Zeit hatte – faktisch der Kommandant der Legio VIII sein Vetter war. Und Hadamar hatte schon zu hören bekommen, von einem Optio einer anderen Centurie, dass er sich darauf bloß nichts einbilden sollte... irgendwie wiederholte sich das immer wieder in seinem Leben, hatte er das Gefühl. Da war er damals zur Legio gegangen, weil er unabhängig von seiner Familie und den damit verknüpften Erwartungen sein wollte... und jetzt war da schon wieder ein Duccius, der mehr geleistet, mehr erreicht hatte als er. An dem er sich messen lassen und von dem er sich gleichzeitig abgrenzen musste. Messen lassen, weil die Leute natürlich Erwartungen hatten, wenn sie das hörten. Abgrenzen, weil er sich ja bloß nichts darauf einbilden sollte... und weil er das gar nicht wollte, ganz im Gegenteil. Das war schon immer so gewesen. Und jetzt hatte ihn das bei der Legio auch wieder eingeholt. Es war zum Kotzen.


    So oder so: Hadamar war aufgeregt, als sie nun Aufstellung bezogen und darauf warteten, dass es los ging. Und warteten. Und noch ein bisschen warten. Bis irgendwann ein Mann nach vorne trat, um zu opfern und den Willen der Götter zu erfahren – und es dauerte einen Moment, bis Hadamar in der für ihn ziemlich seltsam aussehenden Tracht den Aurelius erkannte, der am Tag des Frühjahrsfests Gast seiner Familie gewesen war, und irgendwie befreundet mit seinem Vetter, und irgendwie... irgendwie. Irgendwie wurde ihm das gerade zu viel, und er war einfach froh, dass von ihm im Moment nicht mehr erwartet wurde als erst mal einfach stramm dazustehen und zu warten, bis der Befehl zum Aufbruch kam.

  • 350 Reiter hatten sich nun entlang der Strasse versammelt und ritten los. Es galt nun einen Feldzug zu bestreiten der entscheidend war für die weitere Zukunft des Reiches und speziell für die ALA Numidia.
    Die Stimmung war gedrückt hatte die Einheit doch ihren Kommandeur verloren welcher aus nicht näher beschriebenen Gründen ausserhalb des Feldlagers das Leben ließ. Gerade die Information dass er und sein Stellvertreter in ein kleines Scharmützel geraten waren, um einer Gruppe Reisender zu helfen, wurde verbreitet um nicht noch mehr Unfrieden und Unsicherheit zu provozieren.


    Jetzt, nachdem die Einheit eine halbe Stunde nach der Legion aufgebrochen war, erreichten sie den Troß der Legio II.



    Scarpus erhöte das Tempo um an die Spitze zu gelangen wo er den LAPP und den restlichen Stab vermutete. An den Legionären vorbei trabte er bis nach vorne um dann wieder in gemütlichen Schritt zu fallen und meldete sich laut und deutlich dem kommandierenden Offizier.


    Salbe Legatus Augusti....Decurio Atius Scarpus meldet die ALA Numidia mit sechs abwesenden Männern. Aus welchem Grunde sechs Männer fehlten...der der LAPP würde sicher nachfragen....

  • Etwas müde sah Regulus wohl noch aus, als er gemeinsam mit seinen Kameraden der II. Cohorte Aufstellung bezog. Seit seiner Rekrutierung hatte er ein straffes Programm durchlaufen müssen. Für den Feldzug sollten alle Frischlinge noch so gut wie möglich ausgebildet und auf den Krieg vorbereitet werden. Dies steckte dem Artorier und einigen anderen noch in den Knochen. Die Tatsache, dass einsatzfähige Männer gebraucht wurden, hatte ihm wohl zu seiner früheren Beförderung verholfen, auf die er überaus Stolz war, ihm jedoch auch einige Schmähungen von Legionären einbrachte, die ihn noch nicht reif genug für das Legionärs-Dasein hielten, geschweige denn für einen blutigen Feldzug.


    Wie dem auch sei. Regulus versuchte sich auf das Kommende zu konzentrieren, was sicher nicht einfach war. Für den Moment faszinierte ihn, dass alles um ihn herum in Bewegung war und die Legionäre zwischen aufgeregter Erwartung und betrüblicher Nachdenklichkeit wankten. Gemeinsam nahmen sie Aufstellung, da nun ein Ritual samt Opferung folgen sollte. Auf dem Weg unterhielten sich die Legionäre hier und da über das Bevorstehende. Die Befürchtungen gingen bei manchen entweder in die Richtung, dass womöglich schlechte Zeichen der Götter empfangen werden könnten, oder sie fürchteten nur, dass diese ganze Prozedur einfach viel zu lange dauern würde. In der Tat ließ sich der entsprechende Haruspex auch viel Zeit mit der Durchführung dieses höchst religiösen Aktes. Einige Legionäre mochten wohl auch still in sich hinein schmunzeln in Anbetracht seiner, für ihre Augen recht ungewöhnlichen, Kleidung. Regulus stand einfach nur da und ließ es über sich ergehen. Schade fand er, dass er vieles, was der Mann sprach, überhaupt nicht verstehen konnte; gegen Ende sagte er aber zum Glück auch noch etwas in Latein, was den Artorier dann auch wieder etwas zufriedenstellte.


    Für die Legionäre war der martialische Anblick des geschlachteten Schafs sehr unterhaltsam. Besonders, dass es diesmal eine besonders blutige Angelegenheit war und die rote Flüssigkeit so schön von der Wolle des Schafes aufgenommen wurde, machte die ganze Sache zu einem angenehmen, ja fast amüsanten, Moment. Vor allem Regulus konnte mit dem Ritual dadurch deutlich mehr anfangen. Mehr oder weniger gespannt warteten die Legionäre nun auf das Ergebnis, der Artorier war guter Dinge, dass die Götter ihnen wohlgesonnen sein würden.

  • Lucius Helvetius Corvinus, seit gestern Centurio der IV Centurie der II Cohorte der Legio Secunda, stand da wo ein Centurio stehen sollte.


    Noch immer gingen sowohl in seinem Kopf als auch in seiner Brust die wildesten Gedanken durcheinander. Äußerlich unbewegt brodelte es in ihm drinne wie in einem Vulkan.


    Zum einen war das der Gedanke an Alwina, eher das brodeln in seiner Brust. Aufgrund seiner gestriegen Beförderung und des frühen Abmarsches heute hatte er nicht die Nach bei ihr bleiben können. Gestern hatte er sie noch einmal gesehen und sich von ihr verabschiedet. Es war ihm verdammt schwer gefallen sich aus ihren Armen zu lösen und zu gehen. Jeder Schritt war schwer gewesen und immer wieder ging der Gedanke rum der einen flauen Magen bereitete. Würde er sie wiedersehen, würde sie noch da sein wenn er zurückkam. Bei letzterem war er sich wenigstens relativ sicher.


    In seinem Kopf dagegen tobten ganz andere Dinge. Noch lebhaft konnte er sich an das Gespräch gestern mit Centurio Celer erinnern. Dieser hatte ihm mitgeteilt das er ab sofort Centurio war und die IVte Centurie bei dem Feldzug kommandieren würde. Dabei hatte er kaum seine Wut über diesen Schritt in Zaum halten können. Denn Celer musste hier bleiben und würde eine der neu aufzustellenden Cohorten ausbilden. Eine wichtige Aufgabe aber Corvinus konnte natürlich verstehen warum der erfahrene Mann wütend war. Auch die anderen 5 Centurios der II Cohorte hatte ihm mitgeteilt was sie von seiner frühen Beförderung hielten. Als Centurie der IVten Cohorte war Corvinus Princeps Posterior und stand damit eigentlich über den Centurios der Vten und VIten Cohorte, den Hastatus Prior und Hastatus Posterior. Und auch wenn er es gleich gesagt hatte, wurde ihm gleich mitgeteilt das dies nicht so wäre und er der rangniedrigste Centurios der II Cohorte sei.
    Corvinus hatte sich vorgenommen ihnen und auch dem Legaten, der ihn so früh befördert hatte, aber auch allen anderen zu beweisen das er würdig war, trotz seines jungen Alters diesen Posten zu besetzen. Ihm persönlich kam es durch die lange Vorbereitung durch seinen Vater sowieso eher so vor als wenn er schon knapp 12 Jahre unter den Adlern diente und nicht erst knapp 3.


    Gestern hatte er auch noch lange Briefe geschrieben, einen für Alwina, einen für seine Eltern und einen für seinen Vetter Varus der ihm aus Rom geschrieben hatte.


    Um sich von seinen Gedanken zu befreien blickte er sich etwas um. Er hatte den jungen Gaius Artorius Regulus direkt links hinter sich eingegliedert. Er war ebenfalls weit vor einer normalen Zeit zum Legionär befördert worden und auch wenn er der einzige in der IVten Centurie war wollte Corvinus ihn im Auge behalten.


    Der Haruspex brauchte scheinbar noch etwas und Corvinus nutzte die Zeit für ein eigenes Gebet. Er hatte an die Innenseite seines Schilder von einem kunstfertigen Legionär nicht nur seine Initalien einritzen lassen, dass hätte er auch noch selber geschafft, sondern auch eine Nachbildung eines Mithrasbildes. So betete er ruhig und nur für die direkt umstehenden Legionäre zu hören:


    "Mithras, Herr des Lichtes
    Hilf mir, Vater unserer Väter.
    Lass mich ein guter Führer sein
    auf dass ich keine Schande
    über meine Legion bringe.
    Lass mich mir und meiner
    Familie Ehre bringen
    und deinen Ruhm mehren."

  • Der Artorier ließ hin und wieder seinen Blick schweifen, nicht selten erfasste er dabei seinen Centurio, wohlgemerkt seinen neuen Centurio, Helvetius Corvinus. Vor kurzem hatte dieser ihn noch als Optio auf dem Campus an der Waffe ausgebildet und nun sah er ihn das erste Mal als Führer der Centurie. Regulus hatte ihm während der Ausbildung oft genug Anlass gegeben, auf ihn einzubrüllen, jetzt als Legionär wollte er ihn nicht mehr enttäuschen, schon gar nicht in seinem neuen Rang. In gewisser Hinsicht hatte wohl auch Corvinus mit der neuen Verantwortung zu kämpfen, die ihm sein höherer Dienstgrad einbrachte. Es war als wenn sich das Schicksal jeweils auf einer anderen Ebene spiegeln würde. Ob der Helvetier wohl bereit war das Kommando zu führen? Würde er die Centurie gut durch den Feldzug bringen?


    Zumindest Regulus verband durch seine Ausbildung viel mit Corvinus, der ihn an die Legion mal sanft und mal deutlich quälender herangeführt hatte. Da der ehemalige Optio ihm so immer wie jemand erschien, der so gut wie alles beherrschte und jeden Trick kannte, war er was diese Fragen anging, wohl voreingenommen. Er vertraute ihm. Doch jeder musste sich, wenn es ernst wurde, neu beweisen.


    Da Regulus nur in geringem Abstand vom Centurio stand, konnte er die leisen Worte des Gebetes hören. Der Artorier spitzte die Ohren, um alles nachzuvollziehen. Die Worte hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn. Etwas, was er so kurz vor dem Feldzug gebrauchen konnte, um noch einmal tief in sich zu gehen und die letzten Kräfte zu sammeln, bevor Blut und Schweiß die Erde tränken würde.


  • "Salve, Decurio. Dann sind ja alle Einheiten anwesend. Centurio Clodius Valens, bitte zeige dem Decurio und seinen Männern wo sie Aufstellung nehmen können."


    sagte Modestus und nickte dem Atier kurz zur Begrüßung zu und wandte sich dann an den Centurio seiner Leibwache. Dass sechs Mann fehlten, hörte Modestus, aber er nahm keine Notiz davon. Bei jeder Einheit gab es eine Hand voll Männer die wegen Krankheit oder anderen Gründen fehlten. Dafür hatte er Männer in seinem Stab, die sich um solche Dinge kümmerten und es auf Papyrus festhielt, denn selbst im Krieg gab es Bürokratie. Dann wandte sich Modestus dem Opferplatz zu, wo gleich das Rituall beginnen würde. Zumindest sobald die Ala an ihrem Platz war.


    Derweil ritt der Centurio Valens zu dem Atier herüber und deutete auf die andere Seite, wo zwischen den aufgestellten Einheiten noch eine Lücke offen war. Der Platz war in der Mitte und bot damit einen sehr guten Blick auf den Altar.


    "Salve, Decurio Atius. Da drüben, den Platz haben wir extra für die Ala freigehalten. Der Feldherr Annaeus hat euch einen besonders guten Platz zuweisen lassen."

  • Würden sich göttliche Zeichen stets in Form von griechischen Liedern verbreiten, würden sie diesmal in etwa so klingen:


    Land of bear and land of the Eagle,
    Land that gave us birth and blessing,
    Land that pulled us ever homeward.
    We will go home across the mountains,
    We will go home, we will go home,
    We will go home across the mountains.


    Taten sie aber nicht. Deshalb hörte diese Zeilen wohl auch bestenfalls jemand in einem inneren Ohr. Und es blieb dem Haruspex überlassen, sie in den Innereien zu erkennen, die ihm zur Inspektion vorlagen.

  • Sextus betrachtete die Leber eingehend. Das Blut triefte an seinen Armen Herunter, während er das in der kühlen Morgenluft leicht dampfende Organ genau untersuchte, erst die Oberseite digitus für digitus abfuhr, dann die Unterseite, das Organ mehrfach im Licht der aufgehenden Sonne leicht drehend. Er fand auch tatsächlich Zeichen.
    Im Haus von Selvans fand er einen goldenen Schimmer. Selvans war der etruskische Name für den Gott, den die Römer als Silvanus kannten, der Gott der Bärenjagd, der tiefen Wälder, der Reisen allein, und der Soldaten, vor allem der Veteranen. Nicht nur eine Sterbekasse stellte sich unter seinen Schutz, nicht nur ein einfacher Soldat stellte ihm Stelen auf, wenn er einen Marsch überlebt hatte.
    Und im Bereich von Tinia, den die Römer Iuppiter nannten, war ebenfalls ein heller Fleck. Sextus drehte die Leber ein wenig, und das zähe Blut lief ihm dadurch in die weiten Ärmel der Tunika. Sah aus wie ein Vogel. Sextus drehte die Leber noch ein wenig im Licht und fuhr das Mal mit seinem Finger ab. War eindeutig ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Kurz sah er von der Leber auf, über die Reihen der wartenden Männer hinweg. Die Morgensonne spiegelte auf Loricae und Feldzeichen, vor allem dem goldenen Adler der Legion, der ebenfalls mit ausgebreiteten Schwingen abgebildet war.
    Im Zentral südlichen Teil der Leber fand Sextus noch eine Erhebung, kein wirklicher Knoten oder eine Geschwulst, eher wie ein wenig Fett unter der dunklen Haut des Organs, weich und beweglich. Keine schlechten Zeichen, dafür zwei gute, die sogar einen Bezug zur Legion hatten. Er musste nicht einmal lügen! Das war schon so grotesk, dass Sextus beinahe hätte lachen müssen. Da stand er hier, der Proskribierte, der geflohene Senator, der Verschwörer und Kaisermörder, und erhielt von den Göttern für einen Feldzug, der seinen Verrat überdecken, ja, legitimieren würde, gute Vorzeichen! Wenn das nicht eine groteske Art von göttlichem Humor war, was dann?


    Sextus gab die Leber an den Helfer zurück, damit er sie auf dem Opferfeuer verbrennen konnte. Danach erhob er seine Stimme – musste er auch, hatte der Feldherr beschlossen, sich nicht direkt vor ihm zu positionieren. Sein erster Eindruck von damals im Officium des Legaten wurde damit erneut untermauert, dass hier in Germania wohl die meisten keinen besonderen Wert auf göttlichen Willen legten, oder gar die Götter gänzlich vergessen hatten. Aber in dieser götterverlassenen Einöde, die sich germanischer Sumpf und endloser Wald nannte, konnte man es auch fast verstehen, wenn die Sitten verrohten und der göttliche Friede weiter in den Hintergrund rückte vor sehr viel menschlicheren Bedürfnissen. Daher beschloss Sextus, seine Erklärungen für die von ihm gemachten Entdeckungen sehr kurz zu halten und sich auf ein 'Jo, marschieren wir' zu beschränken. Alles andere interessierte ohnehin niemanden.
    “Die Götter gewähren uns ihren Segen! Unser Marsch nach Italia, um den Ururpator und Kaisermörder Vescularius aus der Ewigen Stadt zu vertreiben, entspricht dem göttlichen Plan. Die Götter warten nur auf die mutigen Männer des Nordens, um ihren Willen in den Süden zu tragen!“
    Irgendwelche Ausführungen zu Silvanus besonderem Segen oder dem Zeichen Iuppiters ließ er aus. Es würde ohnehin umgehend wohl der Marschbefehl folgen.

  • Corvinus fand die Aussage des Haruspex ja ein wenig dünn für die lange Zeit die er auf die Organe geschaut hatte. Andererseits... es war das erste Mal das er persönlich dabei war wo sowas gemacht wurde.


    Wenigstens war es positiv ausgefallen was ihn schonmal beruhigte. Auch wenn er in Sachen Krieg auf jemand anderen Vertraute.


    Noch zwei weitere Male sprach er das Gebet bevor, nach der lauten Aussage des Haruspex sich es etwas änderte:

    "Mithras, Herr des Lichtes
    Hilf uns, Vater unserer Väter.
    Lass uns gute Soldaten sein
    auf dass wir keine Schande
    über unsere Legion bringen.
    Lass uns uns und dem
    Aquila Ehre bringen
    und den Ruhm der Legio Ruhm mehren!


    Mithras, Herr des Lichtes
    Vater unserer Väter.
    Lass uns unsere Feinde besiegen
    auf dass wir den falchen
    Kaiser stürzen können.
    Gib uns Kraft und Stärke
    damit wir seine Schergen
    schlagen können!


    Mithras, Herr des Lichtes
    Vater unserer Väter.
    Lass diesen Feldzug ein
    schnelles und siegreiches
    Ende finden.
    Damit das Reich nicht lange
    lange leiden muss und rette
    soviele von uns wie möglich!


    Mithras, Herr des Lichtes
    Vater unserer Väter.
    Lass die Feinde des Reiches
    sich untereinander bekämpfen
    und nicht das Reich angreifen.
    Auf dass jeder von uns
    noch seine Familie und
    Lieben lebendig vorfindet
    wenn wir siegreich zurückkehren!"


    Durch das Ende des Gedärme lesens war etwas Bewegung in die angetretenen Männer gekommen. Corvinus nutzte diese Gelegenheit und zückte ein sehr kleines Messer fast schon eher einen Nagel. Er stach sich damit kurz und kräftig in den Daumen und benetzte mit den austretendem Blut seinen Schwertarm, die Schulter seines Schildarmes, sein beiden Oberschenkel, seine Brust auf Herzhöhe und seine Stirn. Anschließend drückte er den Daumen fest an seinen neuen Vitis um die Blutung zu stoppen.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus


    Scarpus nickte und hob den Arm an die Brust.


    Danke Legat. Gleich darauf wendete er sein Pferd und trabte zurück zu seiner Truppe die und hielt dann neben den anderen Offizieren der ALA. Kurze Worte wurden gewechselt und die Reiter nahmen nun in der zugewiesenen Lücke den Platz ein. Was der Atier bei seinem Eintreffen registrierte war dass man bereit war die Götter um Segen zu bitten und ein Opfer darzubringen.


    Er mahnte zur Ruhe und minutenlang hörte man nichts weiter als das Schnauben der Pferde und blöken des Schafes welches das Opfer sein sollte.

  • Sönke, der ebenfalls in der anonymen Masse der blechgepanzerten Legionäre stand, verband nichts mit dem Centurio... nicht wenige in der Centurie hatten die Nachricht mit blankem Entsetzen aufgenommen, dass der Legat tatsächlich kurz vor dem Feldzug ihren Centurio austauschte... und einen neuen ernannte, der noch keine fünf Jahre in der Legion gedient hatte. Die einen murrten, der Helvetier hätte sich durch außerordentlich gute Beziehungen auf diesen Posten gebracht... andere sagten, er hätte es irgendwie geschafft, dass der Legat ihm einen Gefallen schulde.. und wiederum andere meinten, der Claudier wäre selbst zu unerfahren um sich keine solche Passi zu leisten.
    Kurzum: die Stimmung in der Centurie des Helvetiers war nicht die beste. Sönke persönlich hasste den Mann bis auf's Mark, dass er nicht einen Zahn durch den Drill des Mannes verloren hatte glich nicht nur ihm zufolge einem Wunder.
    Ebenso seltsam war es ihnen vorgekommen, dass man Hadamar zum Optio der Centuria Prima ernannt hatte, damit quasi direkt zum Adjudanten des Primus Pilus... ebenfalls eine recht ungewöhnliche Beförderung. Wobei Hadamar einen gewissen Freundschaftsschutz erhielt, und Sönke keinen bissigen Kommentar in dieser Richtung duldete.. während er selbst über den Helvetier mit Verve herzog.


    Das alles war in diesem Moment aber Pillepalle: erstens war dies der Tag der Tage.. zweitens war er hundemüde.. und drittens galt es die Götter zu befragen, auch wenn Sönke das ganze Brimborium dort vorne vollkommen fremd war. Die Duccii opferten immernoch auf die althergebrachte Art und Weise den Göttern und ihren germanischen Namen, kaum römischer Schnickschnack... aber er ahnte, worum es hier ging, also gab er sich konzentriert.

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